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1. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 194

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 194 1564 zu seinem Tode besa, wie ein Einsiedler, streng gegen sich und seine Mitbrger. Von ihm veranlat? Gesetze beschrnkten den Aufwand in Kleidung und Mahlzeiten und verboten Tanz und Wirtshausleben, aber auch den Bettel; Spieler wurden mit den Karten in der Hand an den Pranger gestellt. Denn die Erwachsenen sollten betend und arbeitend Vorbilder sein fr die Kinder, deren Erziehung Calvins wichtigste Sorge war: Das Elternhaus sollte sie an Bescheidenheit, die Schule an die Arbeit gewhnen, von der allein die Wertschtzung eines Menschen abhangen drfe. Darum sollte sich jedes Kind einem Hand-werk widmen; der Reformator selbst bemhte sich, die Sammet-und Uhrenfabrikation in Genf einzubrgern. Auch eine Hochschule (Akademie oder Kollegium) hat er ins Leben gerufen; von ihr sind die Reformatoren Frankreichs und Schottlands ausgegangen. 6. Der Schmalkaldener Krieg. Moritz von Sachsen. 1. Kaiser Karl hatte ein rastloses Leben. Kriege gegen Franzosen und Trken wechselten mit Zgen gegen die Bar-baresken" Nordafrikas, die durch frechen Seeraub den Handel Spaniens und Unteritaliens lahmlegten. Inzwischen bildeten sich weitere Landeskirchen. Die Wrttemberger hatten ihren ge-waltthtigen Herzog Ulrich vertrieben; als ihn Landgraf Philipp mit Waffengewalt wieder einsetzte, fhrte er die neue Lehre ein, der er sich in der Verbannung zugewendet hatte. Auch die neuen Herzge von Sachsen und Braunschweig traten dem Schmalkaldener Bunde bei; der bertritt des jungen Kurfrsten Joachim Ii. von Brandenburg bereitete dem Protestantismus den Sieg in Norddeutschland. Kaum hatte daher der Kaiser Frieden nach auen, als er sich anschickte, die Glaubenseinheit im Reiche herzustellen. Ppst-liche und spanische Truppen rckten gegen die Schmalkaldener heran; die Reichsacht erging gegen Johanns des Bestndigen Sohn, den Kurfrsten Johann Fried rich, und den Land-grasen; und während beide mit groen Heeresmassen unthtig in Schwaben standen, brach Herzog Moritz von Sachsen, trotz protestantischer Gesinnung dem Kaiser verbndet, in Kur-sachsen ein. Johann Friedrich eilte heim, dem ehrgeizigen Jng-ling die Beute zu entreien, und Oberdeutschland mit seinen blhenden Stdten unterwarf sich dem Kaiser. Nur Konstanz wehrte sich in erfolglosem Heldenkampf auf der Rheinbrcke um seine Freiheit.

2. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 200

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
200 pflichtet, gleichviel ob er unter Trken und Heiden, zu Ketzern oder Katholiken geschickt wurde: ein strenger Dienst! ^umal da er inmitten der Anfechtungen der Welt verrichtet werden sollte; denn die Jesuiten wurden bald von dem Zwange ge-meinsamen Lebens wie eines Ordenskleides entbunden. Der Orden verlangte den ganzen Menschen; mit der Aufnahme lsten sich alle Bande der Familie und des Staates. Mit vollem Rechte warnte die Bulle vor dem Beitritt, ehe man mit sich genau zu Rate gegangen. Sorgfltige Prfung der Anwrter und Lehrlinge (Novizen) wurde dem Orden zur Pflicht gemacht. 4. Ignatius von Loyola wurde der erste General" des Ordens; aus der Zahl seiner Freunde war der hochgebildete Spanier Franciscus Kaverius damals bereits unterwegs nach dem portugiesischen Indien, dessen Apostel" er werden sollte. In kurzem bedeckten sich die Apenninische und Pyrenische Halbinsel sowie die spanischen und portugiesischen Kolonien mit den Kollegien" der Gesellschaft Jesu. 2. Philipp Ii. 1. Karls V. Hoffnung, in Deutschland die Glaubenseinheit herzustellen, hatte der Augsburger Neligionsfriede vereitelt. Krank und schwermtig legte er alle seilte Kronen nieder. In Deutsch-land und Ungarn folgte ihm sein Bruder Ferdinand I.; Spanien nebst den Niederlanden und den Besitzungen in Italien und Amerika bergab er seinem Sohne Philipp Ii. Den kurzen Lebensabend verbrachte er in einem bescheidenen Gartenhause, das er neben dem Hieronymitenkloster San Juste in den Bergen Estremaduras hatte baueu lassen. 2. Philipp Ii. war vielleicht der kenntnisreichste und fleiigste Mann in seinen weiten Reichen; er bezeichnete sein Knigsamt als das mhevollste von allen; selbst aus den Spazier-fahrten las er in den Papieren, die seinen Wagen fllten. Die einzige Erholung bot ihm sein Lustschlo Aranjuez (am Tajo) mit seinen schattigen Grten oder sein Kloster-Palast Eskurial in der Sierra Guadarrama, den er während einer siegreichen Schlacht des niederlndischen Grafen Egmout gegen die Franzosen gelobt hatte. Aber auch hier umgab er sich mit einer streng abgemessenen Hofsitte (Etikette), welche bald, wie die spanische Hoftracht, an allen Hfen Eingang fand. 3. Unnahbar und schweigsam, mitraute er seinen treuefteu Dienern; nichts brachte ihn ab von seinen Entwrfen. Er ver-sumte keine Messe, keine Prozession und war mit den Jesuiten eifrig bemht, die Kirche zu schirmen und ihre Widersacher zu

3. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 207

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 207 In der Bartholomusnacht" wurde Coligny in seinem Bett 1572 ermordet, die Leiche zum Fenster hinausgeworfen; die anderen Hugenotten wurden wie wilde Tiere massenhaft umgebracht. Das war die Pariser Bluthochzeit", die in anderen Stdten Frankreichs Nachahmung fand. Mit erneuter Gewalt flammte der Krieg auf. Als Karl Ix. gestorben und sein Bruder Heinrich Iii. ermordet war, kam der Thron an Heinrich von Navarra. Aber Heinrich Iv. konnte nur durch seinen bertritt zur katholischen Kirche sich und seinem Hause Bourbon die Anerkennung und seinem Lande den Frieden schaffen. Doch gewhrte er den Hugenotten durch das Edikt von Nantes" freie Religionsbung und rumte ihnen zur 1598 Sicherstellung einige feste Pltze ein. 3. Obgleich ein groer Kriegsmann und Feldherr, welchen Alexander Farnese mit dem Adler verglich, suchte Heinrich mit Eifer den Frieden zu wahren. Frankreich und ich," sagte er, wir bedrfen der Ruhe." Er stellte die im Kriege zerstrten Brcken und Straen wieder her und beschftigte die Arbeits-losen bei den groen Bauten, mit welchen er namentlich sein Paris verschnerte. Am Sonntag, meinte er, solle jeder Bauer sein Huhn im Topfe haben. Darum schtzte er den Landbau, sorgte aber auch fr Handel und Gewerbe. Im Hafen von Marseille zhlte man bis zu 300 Schiffen; in Sdfrankreich wurde der Seidenbau eingefhrt, der heute einer der wichtigsten Erwerbszweige des Landes ist. In seinen vertrauten Rat berief er die besten Männer seines Reiches, auch wenn sie gegen ihn gefochten hatten oder niederen Standes waren. Denn bei aller Strenge gegen unbot-mige Gegner und Freunde verschmhte er die Rache ebenso wie leere Formen; auswrtige Gesandte trafen ihn wohl im Spiel mit seinen Kindern. Im Kriege setzte er sich manchmal zu seinen Soldaten ans Lagerfeuer und a von ihrem Schwarz-brot; ebenso mengte er sich gern unter sein Volk, um unerkannt seine Beschwerden zu erfahren. 4. Wie Franz I. erblickte er in dem Hause Habsburg den Erbfeind Frankreichs. Als daher der Kurfürst von Branden-brg und der Pfalzgraf von Neuburg wegen der Erbfolge im Herzogtum Jlich-Kleve-Berg mit dem Kaiser in Krieg gerieten, fate er weitaussehende Plne das Reich zu demtigen und Frankreich zur leitenden Macht Europas zu erheben. Schon wollte er zu seinen Truppen an den Rhein. Da traf ihn, als er durch die Straen seiner Hauptstadt fuhr, der Dolchsto des 1610 Fanatikers Franz Ravaillae. Der Ausbruch des groen Krieges in Deutschland wurde um einige Jahre verzgert.

4. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 224

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
ostwrts Havelbergs in die Havel mndet) zhlte sieben Bauern-Hfe, als es durch Kauf in den Besitz des Prinzen Friedrich von Homburg kam. Diesem tapferen Kriegsmanne war in schwedischen Diensten vor Kopenhagen ein Bein weggeschossen worden; er schnitt es mit einem Messer vollends ab und ersetzte es spter durch ein silbernes oder versilbertes. In Neustadt baute er Dutzende neuer Hfe und eine stattliche Kirche, eine Glas-Htte und ein Eisenwerk, eine Ziegelei, eine Schneidemhle und eine Papierfabrik. Durch einen Kanal machte er die Dosse fr gewerbliche Anlagen nutzbar und gewann fette Wiesen fr seine Pferdezucht. Er verlieh den Ansiedlern groe Vorrechte; der Kurfürst gewhrte dem aufblhenden Orte die Stadtgerechtigkeit und vermhlte dem Prinzen seine Schwestertochter Luise Elisabeth von Kurland. In der Landgrafschaft Hessen-Homburg, die Friedrich nach dem Tode seiner Brder und Neffen erbte, nahm auch er Hugenotten auf, deren Nachkommen noch heute (tu Friedrichsdorf im Taunus) französisch sprechen. 5. Im Gegensatze zu Westdeutsche Fürsten, die mit Lud-wig Xiv. den Rheinbund schlssen, hielt Friedrich Wilhelm treu zum Kaiser. Nach Ferdinands Iii. Tode verschaffte er dessen Sohne Leopold I. die Krone des Reiches. 5. Die Schlacht bei Fehrbellin. 1. Die Holland er hatten mit England, welches kein Eromwell mehr leitete, einen ruhmvollen Seekrieg gefhrt. Ihr Admiral de Ruyter, der einst aus eines Seilers Lehre ans ein Schiff entlaufen war, verbrannte die englische Flotte im Hasen zu London; sein Kollege Tromp zeigte den Englndern, wenn er stolz an ihrer Kste vorberfuhr, einen Besen am Mastbauin; denn er hatte sie in 32 Schlachten weggefegt vom Meere. Als der bermtige Franzosenknig unter nichtigem Vor-wnde in die spanischen Niederlande einbrach, schlo Holland mit England und Schweden einen Dreibund (Tripel-Allianz) und ntigte den Eroberer, sich mit der Erwerbung einiger Festungen zu begngen. 2. Ludwig Xiv. aber gewann Karl Ii. von England und die schwedische Regierung durch Bestechung und trug rche-schnaubend seine berlegeneu Waffen in die freien Niederlande, diesen wimmelnden Bienenkorb voll Handels und Reichtums, mit unzhlbaren Stdten voller Tulpenbeete und Gemldesammlungen. Da war Holland in Not". Friedrich Wilhelm allein wagte es, dem Statthalter Wilhelm Iii. von Ora -niert, seinem jungen Neffen, beiznspringen. Auch den Kaiser

5. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 226

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 226 4. Mittlerweile eroberten die Franzosen Freiburg; Holland und der Kaiser verstndigten sich zu Nymwegen mit Frank-reich ohne den Kurfrsten; denn Leopold I. blickte lngst mit Neid auf den emporstrebenden Vandalenknig an der Ostsee". Den franzsischen und schwedischen Waffen allein gegenber-stehend, mute Friedrich Wilhelm Frieden machen um jeden 1679 Preis. So unterzeichnete er den Vertrag von St. Ger-main, worin er fast alle seine Eroberungen, namentlich Stettin, Heransgeben mute. 5. Frankreich galt als die erste Gromacht Europas. Lud-wig Xiv. benutzte die Schwche des deutschen Reiches, um alle Städte und Drfer, Hfe und Wlder, die nach dem Ausspruch eigens errichteter Reunions-Kammern jemals wirklich oder angeblich zu einem der an Frankreich abgetretenen Landesteile gehrt hatten, damit wieder zu vereinigen". So nahm er 1681 mitten im Frieden zehn Reichsstdte im Elsa weg, zuletzt sogar ^traburg, die wunderschne Stadt". Vauban, Ludwigs groer Festungsbaumeister, machte sie alsbald uneinnehmbar. Der König hielt einen feierlichen Einzug. Aber noch ein Jahrhundert lang hat die Brgerschaft am Reiche gehangen. 6. In wachsendem Verdru der Frankreich starb der Groe Kurfürst, umgeben von der Liebe und Ehrfurcht seines Volkes und seiner Kinder. Denn er war auch ein guter Hausvater, der am liebsten im Kreise der Seinen, in Gartenarbeiten und in der Pflege seiner Singvgel Erholung fand. Seinem Nachfolger empfahl er das Heer als seine eiserne Hand. Es erfllte seine Seele mit Zuversicht in der letzten Stunde. Denn er wute, da sein Neffe Wilhelm Iii. sich anschickte, mit Hlfe brandenburgischer Truppen die Krone Eng-lands zu erringen und sein Lebenswerk weiterzufhren: den Kampf gegen Frankreichs Herrschsucht. 6. Prinz Eugenins. Der Pflzer Mordbrennerkrieg. 1. Der Kaiser sah dem Lnderraube des Franzosenknigs fast unthtig zu. Denn eben damals wagte der Türke, in heimlichem Einvernehmen mit Ludwig Xiv., dem allerchrist-lichsten König", den letzten groen Vorsto gegen das Abend-land. Weit und breit brannten Städte und Drfer; die Be-wohner wurden in die Sklaverei geschleppt. Der Grovezier (Feldmarschall und Kanzler) erschien mit zahllosem Heere vor 1683 Wien. Der herrliche Stephansdom sollte eine Moschee werden. Aber Graf Rdiger von Starhemberg verteidigte die Kaiserstadt mit Lwenmut. Als er verwundet wurde, lie er

6. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 240

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
240 zustande, worin sie alle ihre Lnder behauptete auer Schlesien und kleinen Verlusten in Italien. Ihre mnnliche Festigkeit und ihr kindliches Gottvertrauen hatten sterreich gerettet und mit neuer Lebenskraft erfllt. So besa sie schon damals ein Recht zu sagen: Ich bin nur eine schwache Knigin, aber ich habe das Herz eines Knigs." 3. Friedrich der Groe im Siebenjhrigen Kriege. 1. Durch die Kriege um Schlesien war Friedrichs Staat um ein Dritteil, sein Ansehen unermelich gewachsen. Dennoch hoffte Maria Theresia noch immer, ihrem habsburg-loth-ringischen Erzhause die Hegemonie der Deutschland zu be-haupten, die in Schlesien, diesem echten Edelstein" ihrer Krone, verkrpert schien. Darum traf sie mit Frankreich und der Kaiserin Elisabeth von Rußland, sogar mit Sachsen, Abrede zur Er-niedrignng des Markgrafen von Brandenburg". 2. Umfassende Rstungen Rulands und sterreichs be-lehrten Friedrich, da ein Weltkrieg gegen ihn im Werke sei. Rasch entschlossen kam er seinen Feinden zuvor. Ende August 1756 1756 berschritt er ohne Kriegserklrung die schsische Grenze. Das schsische Heer mute bei Pirna nach zhem Widerstande die Waffen strecken. Sachsen wurde fr die Dauer des Krieges eine preuische Provinz. Dagegen bot Frankreich starke Streitkrfte und Kriegsgelder (Subsidien) gegen ihn auf, Schweden und sogar das Deutsche Reich traten in das Bndnis zur Zergliederung der preuischen Monarchie". 3. Mit dem geheimen Befehl an feine Minister, wenn er falle oder gefangen werde, ohne Rcksicht aus seine Person den Krieg fortzusetzen, rckte Friedrich durch die Psse der Sudeten. 1757 Sein Sieg in der blutigen Schlacht bei Prag, in welcher der greise Feldmarschall Schwerin, mit der Fahne seines Re-gimentes seinen Kindern" vorauseilend, von fnf Kugeln durch-bohrt wurde, entfachte in ihm den khnen Gedanken, die Kaiserin zum Frieden zwingen zu knnen. Aber infolge der Niederlage bei Kolin an der Elbe mute er Bhmen wieder rumen. Nun zog, mit den Franzofen vereinigt, die eilende Reich sarinee" heran, Mannschaften und Offiziere bunt zu-fammengewrfelt wie das Reich selbst. Zu einer schwbischen Kompanie stellte Gmnd den Hauptmann, Rottweil den ersten, die btissin von Rottenmnster den zweiten Lieutenant, der Abt von Gengenbach den Fhndrich; beim Exerzieren konnte man die Leute Rechtsum und Linksnm zugleich und nach allen Seiten Front machen sehen. Schon glaubten diese Helden bei Ro-

7. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 242

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
_ 242 _ 1759 wurde Friedrich in seiner grlichsten Schlacht bei Kuners-dorf vollstndig geschlagen. Nach neunstndigem Marsch und sechsstndigem Kamps in glhender Augustsonne versagten seine Krieger. Den braven Seydlitz trug man schwer verwundet vom Schlachtfeld. Dem Könige selbst, der dreimal die Flchtlinge sammelte und ins Feuer fhrte, wurde zweimal das Pferd er-schssen; seine Kleider waren von Kugeln durchlchert; ein Schu prallte ab an einem goldenen Taschengerte. Wie betubt stand er auf dem Schlachtfelde; der Husarenrittmeister v. Prittwitz brachte ihn fast mit Gewalt hinweg. In einem Fischerhause verlebte er die Nacht unter Selbstmordgedanken. Ich halte alles fr verloren," schrieb er seinem Minister. Den Untergang meines Vaterlandes berlebe ich nicht. Lebet wohl, auf ewig!" Der russische Feldherr aber meinte: Noch ein solcher Sieg, und ich werde die Botschaft selbst mit dem Stab in der Hand nach Petersburg bringen mssen"; und seiner Kaiserin schrieb er: Ew. Majestt wei, da der König von Preußen seine Nieder-lagen sehr teuer zu verkaufen pflegt." Schon am nchsten Morgen raffte der König sich wieder auf und sammelte seine Truppen. Trotz krperlichen Leidens flog er auf den Flgeln der Vaterlandsliebe" von einem Kriegsschauplatz, von einem Siege 1760 zum anderen. Bei Liegnitz an der Katzbach zahlte er Laudon, der ihn abermals berrumpeln wollte, bei Torgau dem Feld-Marschall Daun die Niederlagen von Hochkirch und Kolin mit Zinsen heim. Bei Torgau fielen drei Pferde unter ihm; er selber sank, von einer matten Kugel getroffen, zu Boden. Endlich entschied Ziethen, der Husar, der Alte aus dem Busche", diese blutigste und letzte Schlacht des Knigs. 6. Friedrichs Lnder waren vollkommen erschpft. Mit verschlechterten Mnzen suchte er seine Kassen, mit schsischen und mecklenburgischen Bauernshnen, die man vom Pfluge weg-holte, seine Regimenter zu fllen. Zudem entlie der neue König von England seinen Minister Pitt, Friedrichs treueften Freund, und zahlte dem hochherzigsten Verbndeten, den sein Land je gehabt", keine Snbsidien mehr. Diese qualvolle Lage dauerte ein Vierteljahr. Da rettete den König der Tod seiner erbittertsten Feindin, der Zarin Elisabeth. Rasch wurde mit Rußland, dann auch mit Schweden Friede gemacht. Die all-gemeine Ermattung fhrte dann zum allgemeinen Abschlu. In 1763 Paris verstndigte sich England mit Frankreich und erhielt von ihm die Lnder am Lorenzstrome. Amerika ist in Deutschland erobert worden," sprach Pitt. Fnf Tage spter wurde auf dem schsischen Jagdschlosse Hubertnsbnrg der Friede fr Deutschland unterzeichnet. Alle

8. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 260

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
260 - 4. Die erste Koalition. Napoleon Bonaparte. 1. Die zahlreichen geistlichen und adeligen Em ig ran-teil" sammelten in Grenzstdten wie Koblenz und Worms,'Turin und Brssel Geld und Truppen gegen die Revolution und spornten die Regierungen zum Kriege. Die Nationalversamm-lnng machte den Nachbarstaaten aus der Ausnahme dieser Ver-rter einen Vorwurf, und das girondistische Ministerium, welches 1792 den König leitete, ntigte ihn zur Kriegserklrung an Osterreich. Damit begann ein Vierteljahrhundert voller Kriege. König Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen, der ritter-liche Neffe Friedrichs des Groen, verband sich mit dem jungen Kaiser Franz Ii., um in Frankreich Thron und Altar zu schtzen. Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig, dessen gleickmamiger Oheim vor einem Menschenalter die Fran-zosen so oft geschlagen hatte, befehligte das verbndete Heer, dem sich Friedrich Wilhelm persnlich anschlo. Zur Zeit der Septembermorde schien der Weg offen fr den militrischen Spaziergang nach Paris". Da warf sich General Dnmouriez in Frankreichs Thermopylen", die Argonnen-Psse, und Ferdinand versumte einen entschlossenen Angriff. Herbstregen veranlaten den verlustreichen Rckzug der Verbndeten. Gleich-zeitig nahm General Custiue Mainz weg, andere Streitkrfte eroberten Belgien, Savoyen und die Grafschaft Nizza. 2. Nun trat gegen Frankreich eine groe Vlkerverbindung, die Koalition, unter die Waffen. Ihre Seele war der eng-tische Minister Wilhelm Pitt der Jngere. Zugleich reizte der Knigsmord sechzig Departements zum Brgerkriege gegen die Sansculotten- Tonlon ffnete sogar den Englndern Hasen und Mauern. In dieser Gefahr ordnete der Wohlfahrts-Ausschu eine Massenerhebung (leve en masse) an: alle Jnglinge von 18 bis 25 Jahren sollten zu den Fahnen eilen. Das Land verwandelte sich in ein groes Heerlager: alle Pferde wurden fr die Reiterei und die Geschtze weggenommen; die Schuh-macher durften monatelang nur fr das Heer arbeiten. In allen Kellern suchte man nach Salpeter; aus den Glocken go man Kanonen. Die Blaurcke" der Revolution fochten nicht ohne Ruhm, obgleich die alten Offiziere fast smtlich als verdchtig entfernt waren und ein Fehlschlag manchen tchtigen General auf die Guillotine brachte. Das Zauberwort: Friede den Htten, Krieg den Palsten!" verblendete sogar einige Schweizer Städte und

9. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 263

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
- 263 - und mit einigen ppstlichen Landschaften die Cisalpinische, Genua die Ligurische Republik. Ebenso wurde Holland in eine Batavische und die Schweiz in eine Helvetische, der Kirchen-staat in eine Rmische Republik umgewandelt. Der Kaiser zog seine Truppen vom linken Rheinufer zurck. Frankreichs Gebieter war der General Bonaparte. 5. gypten und Marengo. Konsulat und Kaiserreich. 1. Um auch das unnahbare England zu treffen, beschlo Bonaparte gypten zu erobern und von dort aus die er-giebigste Quelle des englischen Reichtums, Indien, zu bedrohen. Whrend geruschvolle Anstalten in den Hfen Nordfrankreichs die Besorgnis erweckten, es sei eine Landung in England bezweckt, lief die Flotte von Tonlon und anderen Hfen des Mittelmeeres 1798 aus. Ohne Widerstreben ergab sich Malta. Wie gut," meinte ein Franzose, da die Malteser zu Hause waren; sonst htte uns niemand aufgemacht!" gypten gehrte dem Namen nach der Trkei, in Wirklich-feit der kriegerischen Kaste der Mameluken. Nach einem Wstenmarsche, dessen Mhen und Entbehrungen seine Truppe mit guter Laune berwand, stie Bonaparte bei Gizeh auf ihre Scharen am Fue der Pyramiden, von deren Hhe vierzig Jahrhunderte auf die Franzosen niederschauten. Er erfocht einen entscheidenden Sieg; Kairo war sein. Obgleich seine Flotte wenige Tage nachher von den Englndern unter dem einarmigen Admiral Nelson bei Abukir stlich von Alexandrien in nchtlicher Seeschlacht vernichtet wurde, unterwarf sein Unterfeldherr Desaix ganz Obergypten; und als wider Erwarten die Trkei zum Schwerte griff fr das Nilland, rang Bonaparte selbst auf dem Boden des Heiligen Landes erfolgreich mit dem Halbmond. Aber die Festung Akkon (St. Jean d'acre) konnte er nicht bezwingen. Die Pest brach aus in seinem Heere, und Zeitungen aus Europa, die ihm ein englischer General hhnisch zusandte, bewogen ihn zur Heimkehr. Noch schlug er bei bukir ein trkisches Heer, das in seinem Rcken gelandet war; dann aber segelte er mit wenigen Begleitern unbemerkt ab. 2. Die europischen Mchte hatten die Koalition erneuert, der auch die Trkei und Rußland unter Katharinas Sohne Pauli, beitraten. Erzherzog Karl schlug die Franzosen aus Deutschland, Feldmarschall Suworow aus Italien hinaus. Dann berstieg der alte Russe, um auch die Schweiz zu subern, mit frchterlichen Verlusten im Winter den St. Gotthard. Aber

10. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 264

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
264 - er fand die Franzosen siegreich am Vierwaldsttter See und schlug sich in erneuter Mhsal ins vordere Rheinthal und in die Heimat Sonst waren alle Heere der Republik geschlagen, die Feinde ermutigt, als der ersehnte Bonaparte ans Land stieg. Zunchst sprengte er durch den Staatsstreich vom 18. Brumaire 1799 9. Nov., den Rat der Fnfhundert im Schlosse St. Eloud und lie eine neue Verfassung ausarbeiten, die statt des Direktoriums drei auf zehn Jahre gewhlte Konsuln mit der Leitung des Staates betraute. Er selbst als Erster Konsul war tatschlich Monarch; ihm stand die Besetzung der mter und die Ent-scheidung der Krieg und Frieden zu. Eine Volksvertretung gab es nur noch zum Scheine. Dafr machte er der blutgierigen Ruberei der Sansculotten ein Ende und sorgte fr die lang entbehrte Sicherheit des Lebens und des Eigentums, wie fr Freiheit des Glaubens. Nun galt es, sterreich zu berwinden. ^ 3. Darum ging er in meisterhaftem Zuge der den Groen ^-t. Bernhard. In hohlen Baumstmmen schleppte er die Kanonenrohre hinber und umging in stiller Nacht das Fort Bard, welches den Ausgang des Passes sperrte. Wieder zog er in Mailand ein; er stand im Rcken der sterreicher, die soeben Genua eingenommen und die Unterwerfung Oberitalieus voll-endet hatten. Ihr greiser Feldherr Melas schlug das Heer des 1800 Konsuls unter den Man ent Alessandrias bei dem Dorfe Ma-rengo; aber noch rechtzeitig traf General Desaix auf dem Schlachtfeld ein. In sieghaftem Vorstoe fiel er; die Schlacht jedoch war gewonnen und damit Italien. Aber erst als Moreau auf dem deutschen Kriegsschauplatze des Kaisers blutjungen Bruder, Erzherzog Johann, bei Hohen-linden stlich von Mnchen in dichtein Schneegestber geschlagen, verstand sich der Kaiserhos zum Frieden, der zu Luneville in 1801 Lothringen vereinbart wurde. Rhein und Etsch wurden die Ostgrenzen Frankreichs und seiner Tochter-Republiken. Auch mit dem Sohne des ermordeten Paul I., dem jungen Zaren Alexander I., wurde Friede gemacht. Den Abschlu mit England verzgerte die gyptische Frage. 4. Den Oberbefehl in gypten hatte Bouaparte dem General Kleiber hinterlassen. Das war der schnste Mann seines Heeres, ein ^trabnrger Maurerssohn, der als vierzigjhriger Ingenieur-freiwillig ins Revolutiousheer eingetreten war und sich in Mainz wie in der Vendve hervorgethan hatte. Mit kleinmtigem Widerwillen bernahm er sein Amt; der langen Verhandlungen mit Trken und Englndern ging fast das ganze Land verloren. Erst als er die Hinterlist der Englnder durchschaute, schttelte der Lwe die Mhne. Soldaten," rief er in einer Prokla-
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