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1. Allgemeine Erdkunde - S. 15

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 15 — scheint sehr ungewiß. Neuerdings nimmt man vielfach an, daß das Erdinnere alle Aggregatzustände in lückenlosem Ubergange zeigt, daß also unter der starren Rinde zähflüssige und unter diesen leichtflüssige Massen liegen, und daß der innere Kern aus Gas besteht. Diese Anordnung würde der Ansicht von der mit der Tiefe stets wachsenden Temperatur sich anpassen. Dem Ein- wände, daß der ungeheure Druck der aufliegenden Massen der Bildung von Gasen im Erdkern widerspreche, hält man die Tat- sache entgegen, daß für viele Körper eine sog. kritische Temperatur nachgewiesen ist, d. h. eine Wärme, bei welcher der Körper im gasähnlichen Zustand? sich befinden muß, wie groß auch der auf ihm lastende Druck sein mag. Wenn dieser kritische Punkt z. B. für Wasser 580° C. beträgt, so dürfte bei 8000» bis 10000" kein Körper sich mehr in den flüssigen Zustand überführen lassen. Diese Temperaturen sind aber gering gegen jene, welche man für das Erdinnere annehmen muß. „Man hätte sich dann das Erd- innere als einen unendlich heißen Gasball von voller Starrheit oder Ruhe der Moleküle zu denken, was unfern Vorstelluugen vom Aggregatzustand der Körper allerdings Schwierigkeiten bietet. Nur die Eigenschaft bliebe jener erstarrten Masse in gasähnlichem Zustande, daß sie sich bei vermindertem Druck sofort ausdehnt. Auch diese Anschauung bleibt so lange Vermntuug, als man nichts Näheres weiß über die wirklich vorbandene Dichte im Erdzentrum und nicht nachgewiesen ist, daß unsere Erdrinde imstande ist, einer solchen gewaltigen von innen wirkenden Spannkraft die Wage zu halten." (Wagner.) Im Gegensatz zu dieser Ansicht nehmen viele Forscher an, daß im Innern der Erde ein mächtiger Metallkern von rund 10000 km Durchmesser ruht, der hauptsächlich aus Eiseu (spez. Gewicht 7,8) besteht. Zwischen dem Eisenkern und der etwa 1500 km dicken Gesteinskruste vermutet mau eine Schicht von mehr oder minder glutflüssigem Magma. Es ist jedoch falsch, für das Vorhandensein einer solchen zusammenhängenden Magma- masse die vulkanischen Ausbrüche als Beweismittel heranzuziehen, da die Vulkanherde kaum tiefer als 50 km liegen dürften. Vielmehr muß man annehmen, daß in der starren Erdrinde kleinere Magmamaffen als „Nester" eingebettet sind. 3. Erdmagnetismus. a) Deklination — Jsogoncn. Hängt man einen Magnetstab an einem Faden so auf, daß er sich frei in der horizontalen Ebene bewegen kann, fo nimmt er eine solche Lage an, daß der eine Pol nach Norden, der andere gen Süden weist, und zeigt auch nach jeder Störung aus dieser Ruhelage das Bestreben, die vorige Richtung wieder einzunehmen. Hieraus folgt, daß die Erde wie ein großer Magnet wirkt, der von einem in der Süd-Nord-Rich- tung gehenden Strome durchzogeu wird. Das eigentümliche

2. Länderkunde von Europa (Wiederholungskurs), Die wichtigsten Handels- und Verkehrswege der Gegenwart, Elementare mathematische Geographie - S. 83

1911 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Telegraphie. 83 Funkentelegra- phie. Ein gefährlicher Mitbewerber droht neuestens dem Tele- graphen außer im Te- lephon auch in der drahtlosen Tele- graphie zu erstehen. Ihre Haupterfolge hat die Funkentelegraphie bisher im Verkehr zwischen Schiffen auf hoher See bzw. zwi- schen fahrenden Schif- fen und Landstationen erzielt. Die Groß- Station fürradiotele- graptne bei Nauen in der Nähe von Berlin versorgt jetzt schon bis auf 3000 km die at- lantischen Schiffe mit Nachrichten. Im Ok- tober 1907 erfolgte sogar schon die Er- Öffnung funkentelegra phischen Verkehrs zwi- schen Europa (Clif- den in Irland) und Amerika ^Cape Vre- ton in Canada). Die Entfernung beträgt rund 4000 km. Die Groß-Station bei Nauen hat sogar mit einem in Kamerun vor Anker gelegenen Dampfer Nachrichten- Verbindung aufrecht erhalten, d. i. in einer Entfernung von 6600 km. Auch für mili- tärische Zwecke hat sich die Funkentelegraphie sehr brauchbar er- wiesen. 6*

3. Erdkundliches Lesebuch für höhere Schulen - S. IV

1913 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Iv Vorwort. Umfang in einigen Unterrichtsgegenständen ändern und erweitern. Es war ein Gebot der Notwendigkeit, das sich aus den: Entwicklungsgang, den die Kultur seit 100 bis 150 Jahreu eingeschlagen hatte, ergab, daß die Geschichte die sozialen Verhältnisse bis zun: Wirken des ersten Kaisers im neuen Deutschen Reich betrach- tete, daß der naturwissenschaftliche Unterricht Elektrizität und organische Chemie, Biologie und Geologie in den Kreis seiner Betrachtung einschloß, daß die Erd- knnde nicht bei den toten Tatsachen stehen blieb, sondern daß sie ihren Blick er- weiterte und Ursache und Wirkung aller auf der Erdoberfläche geschehenen Ver- ändernngen betrachtete. Und unserer deutschen Erziehung ist es besonders eine Pflicht, weiterzuschreiten und dem neuen Zuge der Zeit zu folgen, ging doch gerade von deutschen Forschern und Gelehrten die meiste Anregung aus. „Die Eut- Wicklung der modernen Weltwirtschaft und des deutschen Volkes in ihr" mußte, wie Hermann Wagner betont, der heranwachsenden Generation dargestellt und erschlossen werden, eine dankbare, wenn auch schwierige und weitumfassende Arbeit, die kein Unterrichtszweig besser und eindringlicher zu leisten vermag als die Erdkunde. Es ist kein Egoismus, wenn das betont werden muß. Wir wollen uns nicht hinwegtäuschen über diesen neuen Zeitgeist, der den klassischen Gymnasien einen immer schwereren Stand verschafft und der das fast zu starke Emporblühen realistischer Unterrichtsanstalten verursacht hat. Aber um so mehr sollte man sich auf die nationale Pflicht besinnen, die moderne Volkswirtschaft im allgemeinen auf unfern höhern Schulen stärker als bisher zu betonen. Sollen unsere Unterrichts- anstalten echt national sein, d.h. sollen sie die reifere Jugend so erziehen, daß sie in späteren Jahren an der Erhaltung der hohen Stellung, die unser Vaterland gegen- wärtig einnimmt, in rechter Einsicht mitwirken kann, so ist vor allem ihre Pflicht, das Nationalbewußtsein nicht nur zu stärken durch Darstellung der Taten großer Männer des Geistes und des Schwertes, sondern vor allem auch durch Dar- legung der Taten des gesamten deutschen Volkes, die es namentlich seit Errichtung des neuen Reiches auf wirtschaftlichen: Gebiet geleistet hat. Die Mittel, die die Erdkunde als dasjenige Fach, dem in erster Linie die Ver- antwortung für die Stärkung dieser Richtung nationalen Geistes in unserer Jugend zufällt, anzuwenden hat, sind mannigfach. Neben derkenntnisdererd- oberfläche und ihrer Entwicklung ist es zunächst die lichtvolle Dar- stelluug ganzer Länder und Erdräume unter Berücksichtigung aller Faktoren, die dem oder jenem Erdraum eine besondere Charakteristik anderen Räumen gegenüber verleihen; ferner die Bedeutung dieses Erdraumes für die Entwicklung des in ihn: wohnenden Volkes unter Beobachtung der E i n w i r - kuug der Landschaft auf den Menschen, endlich dessen E n t - Wicklung selbst in gemeinschaftlichem Wirken als geschlossene, ein- h e i t l i ch e Gemeinschaft (Volk, Nation) und die gemeinsame Arbeit aller Völker in ihrer geographischen Bedingtheit. Die wechselseiti- gen Beziehungen aller Formen und Lebensäußerungen dererde — soweit es möglich ist unter steter Rücksichtnahme auf deren nationale

4. Erdkundliches Lesebuch für höhere Schulen - S. 3

1913 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
1. Karl Ritter, Alexander von Humboldt, Ferdinand von Richthofen. 3 sich keinerlei direkte Beeinflussungen von beiden auf seinen Werdegang nach- weisen. Auch ist keine Kontinuität in der Entwicklung der Geographie als Lehrfach in Berlin zu verzeichnen. Wie mächtig K a r l R i t t e r auch seine Studierenden angezogen, nach seinem Tode blieb die Lehrkanzel der Geographie an der Ber- liner Universität lange Zeit unbesetzt, um erst nach Jahren dem verdienten Hein- r i ch Kiepert anvertraut zu werden, welcher eine reiche historische Kenntnis mit der sicheren Hand eines Kartographen und der Kritik eines Geographen ver- bindend, ungemein Wichtiges geleistet hat, wenn er auch nicht so mächtig in die Ent- Wicklung der neueren Geographie eingriff, wie das große Dreigestirn. Unvergeßlich wird mir R i ch t h o s e n s Antrittsrede bei Übernahme der Professur der Geographie in Leipzig bleiben, bei der ich das Glück hatte, vor wenig mehr als 23 Jahren gelegentlich eines Besuches meiner Vaterstadt den Meister kennen zu lernen. Er entrollte darin seine Ideen über Aufgaben und Me- thoden der heutigen Geographie, und stellte sie so zwingend als die Lehre von der Erdoberfläche hin, daß mir sein Gedankengang ganz wie selbstverständlich vorkam. Als sich mir mehr als 20 Jahre später nach ebenso langer Lehrtätigkeit die Ver- anlassung bot, auf dem Kongreß der Wissenschaften und Künste in St. Louis mich über das gleiche Thema zu äußern^), konnte ich mich nur wieder auf den Boden der damals gehörten Anschauungen stellen; und doch war die Auffassung der Geo- graphie, welche R i ch t h o f e u auseinandersetzte, in ganz wesentlichen Stücken neu und so abweichend von der bis dahin herrschend gewesenen Karlritters, daß man die beiden lange Zeit als zwei einander gegenüberstehende, aber gleich- berechtigte Pole angesehen hat, und um den Wünschen beider gerecht zu werden, von einem Dualismus im Charakter der Geographie gesprochen hat. Hier R i t - t e r s Ansicht, daß die Erdoberfläche in erster Linie als Wohnstätte des Menschen zu betrachten sei, dort die R i ch t h o s e n s, daß die Erdoberfläche selbst in den Bordergrund der Betrachtung gerückt werden müsse. Ich kann mich der Meinung nicht anschließen, daß diese beiden Anschauungen als gleichwertig nebeneinander zu stellen^eieu. Viel eher kommt mir vor, daß sie verschiedene Entwicklungsstadien darstellten. Alle Naturforschung ist vom anthro- pozentrischen Standpunkt aus begonnen. Aus dem Studium der nutzbaren Mi- neralien entwickelte sich die heutige Mineralogie und Geologie, aus dem der nützlichen und schädlichen Pflanzen die Botanik, aus dem der nützlichen und schäd- liehen Tiere die Zoologie. In ähnlicher.weise hat man die Geographie früher als die Lehre von der Umgebung des Menschen betrieben. Aber man hat diesen anthropozentrischen Standpunkt viel später aufgegeben als in anderen Wissen- schasten, weil dem Menschen auf der Erdoberfläche eine viel wichtigere Rolle zu- fällt als gegenüber der Tier- und Pflanzenwelt. Wenn R i t t e r, den anthro- pozentrischen Standpunkt besonders betonend, die Erde gleichsam als ein Er- ziehnngshaus für die Menschen hinstellte, steht er ganz aus dem teleologischen :) Die Phyfiographie als Physiogeographie in ihren Beziehungen zu anderen Wissen- schasten. Geogr. Zeitschr. Xi. 1905, S. 249.

5. Erdkundliches Lesebuch für höhere Schulen - S. 90

1913 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
90 Afrika. Ackerbau und Viehzucht gut geeignete Länder handelt, teils werden schwächere Völker gezwungen, in gebirgigen, sumpfigen oder gar wasserarmen Gebieten Zuflucht zu suchen. So führen in Südafrika beispielsweise zahlreiche Neben- wege teils in das ungesunde Küstenvorland, teils in die nördliche Kalahari, die schwächsten Stämme aber werden gezwungen, die trostlosen Sandflächen der Kalahari oder die Wüste der Namib aufzusuchen. Da die großen Völkerstraßen in Südafrika enden, so ist es erklärlich, daß es dort unter Umständen zu einem Aufstauen und Zurückfluten der Völker kommen kann. Das hat die Geschichte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelehrt. 20. Auf der karawanenstratze von Tanger nach Fes. Von Siegfried Genthe^). Ein mächtiges Tafelland, zerklüftet und von kurzen, selbst jetzt in den Regentagen kaum Wasser führenden Einschnitten, mußte noch überschritten, drei ziemlich bedeutende Flüsse, Wargha, Ssebn und Sgota, durchwatet wer- den, ehe wir endlich wieder auf die eigentliche Reisestraße, den geraden von Tanger nach Fez führenden Karawanenweg, gelangten. Die Überwindung der Flüsse war natürlich jedesmal mit viel Arbeit und Verdruß verbunden. Das Wasser schoß mit solcher Kraft und Geschwindigkeit durch die von kleinen Inseln, Geröllablagerungen und Uferrutschen eingeengten Betten, daß man ohne Führung den Übergang gar nicht wagen konnte. Und selbst wenn jedes Tier von einem Ortskundigen, der völlig nackt sich seinen Weg durch die starke Strömung suchte, geführt und in wunderlichen Zickzackwegen auf der sichern Furt gehalten wurde, hatte man doch seine liebe Not, die ganze Karawane glücklich ans andere Ufer zu bringen. Der unter dem Bauch der Pferde mit rasender Geschwindigkeit hinschießende Strom wirkte so sinn- verwirrend auf Mensch und Tier, daß man, wie von betäubendem Schwindel ersaßt, willenlos sich der Leitung der voranschreitenden, mit aller Macht gegen Strömung und Schnellen ankämpfenden Männer überlassen mußte. Schon beim Übergang über den Ssebn hatten sich meiner kleinen Karawane zahlreiche andere Reisende angeschlossen. Obwohl ich diesen Fluß, der trotz seines verhältnismäßig kurzen Laufs von etwa 500 km der bedeu- tendste nicht nur von ganz Marokko, sondern von Nordwestafrika überhaupt ist, nicht am Schnittpunkt des Tangerer Reisewegs überschritt, zeigte das rege Leben an seinen Ufern, daß wir wieder in belebtere Gegenden und in größere Nähe der Hauptstadt gekommen waren. In der Tat scheiden sich hier im östlichsten Winkel der großen fruchtbaren Küstenebene, die sich dreieckig zwischen den Flüssen Ssebu und Bu Regrag ausdehnt, zahlreiche Karawanenwege, die i) Marokko, Reiseschilderungen. Berlin, Allgem. Verein für deutsche Literatur, 1906, S. 164 ff., 173 ff., 185 ff.

6. Erdkundliches Lesebuch für höhere Schulen - S. 92

1913 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
92 Afrika. lebt alles wieder auf und nimmt die lebhaste Färbung des Selbsterlebten an. Es ist wie auf dem Soco Chico^) in Tanger, an dessen blutrünstige Gerüchte ich so oft mit Vergnügen zurückgedacht hatte, wenn ich gänzlich unbehelligt durch das ruhige friedliche Land gezogen war. Von jetzt ab waren wir kaum mehr allein auf den: Marsche. Kaum eine Stunde wird vergangen sein, wo wir nicht zusammen mit anderen Reisenden oder wenigstens in Sicht von ihnen unseres Weges fürbaß gezogen wären. Und auch der Weg selbst ließ merken, daß man sich dem Ziele näherte, der großen Hauptstadt und dem wichtigsten Handelsmittelpunkt des Reichs. Aus den schmalen, kaum erkennbaren Pfaden, denen bisher unsere Reiserichtung gefolgt war, hatte sich wirklich allmählich etwas wie eine breite Straße ent- wickelt. Nicht als ob wirklich je oder irgendwo der Versuch zu einen: ver- nünftigen Straßenbau zu erkennen gewesen wäre. Aber hier, wo der Ver- kehr von Tag zu Tag, sast von Stunde zu Stunde dichter zu werden schien, reihten sich die von ungezählten Husen aus der kurzen Grasnarbe oder im tonigen Lehmboden eingetretenen Spuren so dicht zusammen, daß sich zu- weilen dreißig und mehr nebeneinander herlausende Pfade zählen-ließen, die in ihrer stattlichen Gesamtbreite den Eindruck einer künstlich angelegten Straße hervorriefen. Und auf dieser breiten Fläche zog in buntem Wechsel das Leben der großen Heerstraße dahin, Karawanen in langen Zügen und Einzelgrnp- Pen von Reisenden, uns überholend oder von uns überholt, neben uns her- ziehend oder uns umschließend, sich in friedliche Unordnung mit unserer Karawane mischend oder mit ihr zusammen in breiter Stirnlinie wie zu gemeinsamem Angriff vorgehend. Vereinzelte unter den bescheideneren Reisen- den, die allein oder felbander und selbdritt mit leichtem Gepäck auf beschei- denem Grautier einherzogen, hatten sich nach ein paar einleitenden Be- grüßungsworten dauernd meinem Zuge angeschlossen. Ihnen mochte der verhaßte Römer mit seinen Schutzsoldaten doch wenigstens als eine Art Bürg- schast gegen Überfälle willkommen sein. Aber auch von denen, die stolz zu Roß oder auf wohlgenährten! Maultier in ihren: rotgefütterten Kastensattel thronten, zog kaum einer vorüber ohne ein freundliches Wort für meine Leute und eine Art gnädigen Kopfnickens für mich selbst. Ich war am Nordostabhang des heiligen Berges Dschebbel Serhun^) entlanggezogen und hatte am Abend meines vorletzten Reisetages die Stelle erreicht, wo der zum Ssebu strömende Wad Mkeß den steilen Osthang des Gebirgsstocks hinabstürzt. Hier liegt eine jener Haltestellen für Karawanen- reisende, die im ganzen Morgenland Karawan Sserai (Hof für Handelszüge) heißen, in Marokko aber mit der grammatisch fehlerhaften Bezeichnung Nsala (eigentlich Mansil, Mansala, Haltestelle, Absteigeplatz) benannt werden. 1) Der kleine, innere Markt von Tanger (Ssok ed dächl), wie die Eingeborenen, Soco Chico, wie die Juden und Fremden ihn nennen, „das große Lügensammelbecken". — D. H. 2) Westlich von Fes gelegen. — D. H.

7. Erdkundliches Lesebuch für höhere Schulen - S. 91

1913 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
20. Auf der Karawanenstraße von Tanger nach Fes. 91 diesen Hauptteil des Blad el Machsen, des scherifischen Kernlandes, durch- ziehen und alle mehr oder weniger auf dem Wege nach Fes hier zusammen- laufen. Und da bei dem bekannten Mangel an Brücken und Fähren — denn auch davon gibt es nur an den begangensten Stellen wie am Wad el Kns vor El Ksar el Kbir das eine oder andere traurige Probestück — auch die erfahrensten Reisenden auf die Hilfe der furtenkundigen Anwohner an- gewiesen sind, so ergibt das Warten auf Führer an den Ufern immer ein buntes Bild echt morgenländischen Karawanenlebens. Lange Züge von schwer beladenen, langsam und gleichmäßig sich fort- schiebenden Kamelen, größere und kleinere Gruppen von Maultieren und Eseln mit ihren stimmkräftigen Treibern, hochgemut und mürrisch drein- schauende Reiter mit langer Flinte und bescheidene Fußgänger, alle müssen sie unterschiedslos an den steilen Böschungen des seine schmutzigbraunen Fluten rasch vorbeijagenden Stromes halten, absitzen und geduldig auf die Rückkehr der Furtenführer warten. Man läßt die Tiere in der Nähe grasen, bessert an der Verladung und Verschnüruug der Lasten etwas nach und setzt sich dann ins Gras, zieht die kleine Hanfpfeife aus der rotledernen Umhänge- tasche und fängt, gemächlich und bedächtig, ein Gespräch an mit dem ersten besten Wanderer und Maultiertreiber, der einem zunächst am Boden sitzt. Erst werden natürlich mit großer Ausführlichkeit die begrüßenden Redens- arten ausgetauscht, in denen stets mehr von Allah und Mulai Jdriß und anderen Landesheiligen als von einem selbst die Rede ist. Aber man hat hierzulande Zeit und läßt sich's nicht verdrießen, ein paar Minuten zu ver- lieren mit leeren Worten, frommen Fragen und wohlwollenden Wünschen, die bei aller ihrer geschäftsmäßigen Gleichartigkeit doch mit geschickt gespielter Teilnahme vorgebracht werden, wie es sich bei einem wohlerzogenen Mauren, der immer Allah und seine Heiligen im Munde führen muß, vollkommen von selbst versteht. Dann erst kommen ganz allmählich die Fragen an die Reihe, die jedem längst auf der Zunge brennen: Woher des Wegs? Wohin? Was habt ihr geladen? Wieviel seid ihr in eurer Karawane? Wo habt ihr euren letzten Halt gemacht? Wie weit gedenkt ihr heute noch zu kommen? Und dann natürlich die Erkundigungen nach den Zuständen in der Hauptstadt, nach den neuesten Nachrichten vom Kriegsschauplatz und von der Haltung der schwanken- den Stämme, die teils zum Sultan stehen, teils schon zu den Aufständischen übergegangen sind. Und, merkwürdig, wie dieser Austausch von Frage und Antwort auch sofort wieder die Lust zu fabulieren weckt, wie jeder gern groß tun möchte mit besondern Erlebnissen und schrecklichen Nachrichten vom Wege, die ihn zum Mittelpunkt eines bewundernd lauschenden Zuhörerkreises machen sollen. Die letzten Tage, wo ich durch ein einsames, spärlich bevölkertes Land ge- zogen war, hatte man den Aufstand und alle Mären von Krieg und Kriegs- gefchrei völlig vergessen. Hier, beim Zusammentreffen mit den Weggenossen,

8. Erdkundliches Lesebuch für höhere Schulen - S. 110

1913 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
110 Afrika. die beste Grundlage für ein Aufkeimen der Kultur und für die starke Ausfuhr von Landeserzeugnissen auf der Ugandabahn. Im allgemeinen sind aber nur wenige Bantustämme zu einigen: Wohlstande gelangt, weil sie wie ihre Volksgenossen in Kamerun in eine Unzahl kleiner und kleinster politischer Gemeinschaften zersplittert sind, die gegen überall drohende äußere Feinde zu schwach waren und ihnen keinen nachhaltigen Widerstand zu leisten vermochten. Die Wadschagga z. B. teilen sich in 37 meist orographifch abgegrenzte Miniaturstaaten. Aus diesem Grunde wählten die arabischen Sklaven Händler und die kriegerischen Grenzvölker Deutsch-Ostafrika mit Vorliebe znin Ziel ihrer Raub- und Eroberungszüge. Hieraus erklärt sich wohl auch die dünne Besiedlung des ungeheueru Gebietes, das unter jenen Menschenjagden außer- ordentlich zu leiden hatte. Denn der hohe Gewinn, der mit dein Sklaven- und Elfenbeinhandel verbunden war, reizte zu immer weiterer Ausdehnung der Raub - züge, zu welchem Zwecke die Araber 1846 als binnenländischen Hauptstützpunkt Tabora gründeten. Manche Stämme wurden ganz, andere größtenteils aus- gerottet, und der früher allgemein herrschenden Unsicherheit entspricht es, daß die Siedlungen vielfach einen festungsartigen Charakter tragen. Entweder baute man die Häuser im Tembestil^), oder man verschanzte sich hinter Wall und Graben, hinter Holzpalisadeu und lebenden Dornbuschhecken in sogenannten Bomas, innerhalb deren die Lehm- und Fachwerkhütten mit ihren flachen oder kegel- förmigen Dächern errichtet wurden. Die Wadschagga und Wapare haben sich in schwer zugängliche Gebirge, andere in Pfahlbaudörfer zurückgezogen, und das verachtete, schnmtzige Jägervolk der den Massai ähnelnden Wandorobbo, das zersplittert unter andern Stämmen haust, hielt es für geraten, zu den Sie- gern in ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis zu treten. Die erobernden Völker sind von Norden und Süden her so tief eingedrungen, daß sie sich stellenweise berühren, und der furchtbare Ruf, der insbesondere den Massai- und Sulu- stammen vorausging, veranlaßte viele von Haus aus friedliche Völkerschaften, es ihnen gleichzutun. Sie paßten sich in Kleidung und Lebensweise den Gewohnheiten der Eroberer so vollständig an, daß sie von ihnen fast gar nicht mehr zu unterscheiden sind und gänzlich in deren unstetes Freibeuter- leben hineingezogen wurden. Tatsächlich gelang es ihnen durch diese Nach- äffung, die ihnen nach Friedrich Ratzels Vorschlag den Namen Massai- und Suluassen eingebracht hat, daß sie ebenfalls Furcht und Schrecken unter den Nachbarn verbreiteten und dadurch schon von vornherein den Erfolg auf ihrer Seite hatten. Die ältesten Einwanderer hamitischen Ursprungs sind die wahrscheinlich den Galla verwandten ackerbautreibenden Wafiomi. Zu ihnen gesellen sich die ebenfalls hamitischen, aber teilweise stark mit Elementen der Nilvölker und mit x) Die Temben sind große rechteckige Lehmhäuser, die bei plötzlichen Überfällen mit Vor- teil als Festungen benutzt werden können.

9. Für die mittleren und oberen Klassen - S. 309

1896 - Leipzig : Freytag
Die Polarländer. 309 im Sommer vielfach aus leichten Zelten; für die lange Winternacht bauen sich die Eskimos Hütten aus Schnee oder graben sich in den Boden Höhlen. Mir die Bewohner der gemäßigten Zonen bieten die Eisgefilde der ^for- Polarwelt wenig Anzieheudes dar. Gleichwohl ist man auch in diese uu- wirtlichen Regionen vorgedrungen. Einmal lockte die Fülle der Tierwelt an. Die großen Seetiere liefern ungeheure Mengen von Fett und Fischbein und die Landtiere wertvolle Pelze. Dann aber hofften die ersten Polar^ sahrer durch die Eismassen hindurch eiueu kurzen Seeweg nm die Nordenden der Festländer nach dem stillen Ocean zu finden. Viele kostspielige Expe- ditionen wurden ausgesandt, aber erst 1851 gelang die Nordwest- und 1879 die Nordost durch fahrt. Für den Weltverkehr blieben diese Ent- Fig. 56. Polarmeer im Sommer mit der Mitternachtssonne. decknngen ohne Einfluß, da beide Seewege wegen der Eismengen der Meere so gut wie unfahrbar sind. Endlich trieb der wissenschaftliche Drang den Meufcheu hinaus. In der jüngsten Zeit ist dieses ideale Streben der Hauptanlaß zu allen polaren Unternehmungen gewesen. Opfer an Geld und Menschenleben sind zahlreich gebracht, aber nicht ohne Erfolg; denn das unbekannte Gebiet ist immer mehr zusammengeschrumpft. Bis über deu 83. Grad ist man dem Nordpol, bis über den 78. Grad dem Südpol nahe gekommen. Allein mehr noch liegt der Erfolg dieser Reisen in der Be- reichernng der Wissenschaft. Die eigenartige Natur der Polarwelt ist uns immer vertrauter geworden. Wir wissen aus der Schilderung der Reisenden, daß auch jene unwirtlichen Gebiete reich an landschaftlicheil Reizen sind. Die Pracht der aufgehenden und untergehenden Sonne, der Glanz der

10. Für die Oberstufe - S. 71

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Vii. Aus der pommmerschen Geschichte. 71 Gottesdienste und Seelsorge eine feste Ordnung. Die Lutherische Bibelübersetzung machte er den Pommern zugängliche indem er sie dem Ohr und dem herz seiner Landsleute durch Übertragung ins plattdeutsche erschloß. Seine eigentliche Lebensleistung aber ist der Aufbau der evangelischen Kirche und Schule in Niederdeutschland geworden. Nach dem Reichstagsabschied von Speier 1526, der einem jeden Neichsstand gestattete, sich zur neuen Lehre freund- lich zu stellen, ging in vielen deutschen Gebieten die Umwandlung des alten Kirchentvesens in das neue vor sich, voran gingen Rursachsen und Hessen, deren Kirchenvisitation 1527 und 1528 die gesamte evangelische Kirche den Lutherischen Katechismus verdankt. An der Visitation hatte Bugenhagen als Superintendent in hervorragender Weise teilgenommen? daher wurde er bald von andrer Seite zu gleicher Arbeit gewünscht: von den Städten Braunschweig, Hamburg, Lübeck, von unserm Herzogtum Pommern und sogar von Dänemark. Während der Jahre 1528—1539 hat diese Arbeit die Kraft Bugenhagens ganz in Anspruch genommen. Überall fand er den glücklichen Weg, der aus den alten Verhältnissen in die neuen sicher und schonend hinüberführte. In Pommern wurde unter seiner Mitwirkung in den vezembertagen 1534 der Landtag zu Treptow abgehalten, um die Reformation durchzuführen. Nach Abfassung der pommerschen Kirchenordnung erfolgte 1535 und 1539 die Visitation des ganzen Landes, um die kirchlichen Verhältnisse möglichst einheitlich zu ge- stalten. Ver Widerspruch des alten Kamminer Bischofs, der die Stände des Bischofslandes auf seiner Seite hatte, richtete sich weniger gegen die Einführung der „reinen Lehre" als gegen die Beschränkung seiner landesherrlichen Rechte, die er nach seiner Behauptung vom Kaiser zu Lehen trüge. Er versprach aber, der Einführung der Kirchenordnung nichts in den Weg zu legen, wenn er nur nicht öffentlich in die Religionsveränderung einzuwilligen brauche. So wurde Pommern durch Bugenhagen in die Bahn ruhiger evangelisch-kirchlicher Ent- wicklung geleitet, die durch den nicht lange darauf erfolgenden plötzlichen Tod des Kamminer Bischofs vor weiteren Gefahren bewahrt wurde. Die ihm angetragene Würde als Bischof von Kammin nahm Bugenhagen nicht an, ebenso wie er andre Berufungen ausgeschlagen hatte, sondern er- mahnte die pommernherzöge, einen gottesfürchtigen Inann als Bischof ein- zusetzen und diesem einen Superintendenten zur Wahrnehmung der geistlichen Interessen zur Seite zu stellen. Bugenhagen blieb in Sachsen als Wittenberger Stadtpfarrer und Superintendent des Kurkreises. Nach dem Tode Luthers, seines „geliebten Vaters in Ehristo", hatte er noch viel Schweres zu erdulden. Er mußte mit ansehen, wie durch den unglücklichen Verlauf des Schmalkaldischen Kriegs das Reformationswerk mit dem Untergang bedroht wurde, und wie ihn Männer anfeindeten, die auf demselben Glaubensgrund standen wie er, weil er ihnen in der Jnterimszeit zu nachgiebig erschien. Zuletzt wurde er auch noch von körperlichen Gebrechen und Siechtum betroffen. Aber sein Glaube wankte nicht. Lebensmüde sehnte sich der abgearbeitete Niann nach der ewigen Ruhe, in die er endlich am 20. April 1558 überging. 2. Vie Reformationsbewegung in den Städten. Stralsund. Unter den pommerschen Städten war die alte Hansastadt Stral- sund, die über 40 000 Einwohner hatte, bei weitem die mächtigste und größte.
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