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1. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 127

1873 - Heilbronn : Scheurlen
Die Longobarden in Italien. Gregor der Große. 127 Belagerung und machte es zur Hauptstadt des neuen Longobardenreiches (Lont-Barbei). Als er aber bei einem Schmause Rosimund zwang, aus dem Schädel ihres Vaters zu trinken, so ließ ihn diese ermorben, kam aber Mb batauf selbst um. Die Longobarben, welche unter vielen Herzogen stauben, verfuhren 573. gegen die Eingeborenen nicht so milb, wie die (Bothen, nahmen große Län-berstrecken in Besitz und verlangten den dritten Theil vom Ertrag der Län-bereien. Sie bekannten sich zur arianischen Lehre, nahmen aber, besonders durch die Bemühungen ihrer Königin Theodolinde, einer bairischen Prinzessin, bald den katholischen Glauben an. Ihr Reich erstreckte sich über ganz Oberitalien und Toskana und umfaßte in Unteritalien die Gegenden von Capua, Benevent und Tarent; zum Exarchat von Ravenna aber gehörte das übrige Unteritalien, das Herzogthum Rom, der Küstenstrich von Rimini bis Ancona, die Gegend um Genua und die Inseln Sicilien, Sardinien und Korsika. Daß die Longobarden mit dieser Theilung nicht zufrieden waren, war natürlich. Sie wollten sich ganz Italiens mit der Hauptstadt Rom bemächtigen und zwangen dadurch den päpstlichen Hos, sich nach einem kräftigen Beschützer umzusehen, wozu sich die fränkischen Könige Pipin und Karl am besten eigneten. §. 104. Gregor der Große, Papst. Christenthum bei den Angelsachsen. Columban590. Gallus, Bonifaeius. Unter allen Bischöfen nahmen die Bischöfe von Rom, Alexandria, An-tiochia und Konstantinopel den höchsten Rang ein und hießen, im Gegensatz zu den anderen Bischöfen, Patriarchen. Die Patriarchen von Rom und Konstantinopel galten als die vornehmsten und stritten mit einander um den Vorrang. Aber während der Patriarch von Konstantinopel durch die Nähe des Hofes beengt wurde, fühlte sich der Patriarch von Rom weit freier. Sein Recht, die Oberleitung der ganzen katholischen Kirche zu übernehmen, gründete der letztere auf die allgemein angenommene Tradition von der Stiftung der christlichen Gemeinde zu Rom durch den Apostel Petrus, den ersten römischen Bischof, und von seinem dort erlittenen Märtyrertod. Bei der Vielheit der germanischen Staaten, welche nach und nach den Arianismus mit dem katholischen Glaubensbekenntniß vertauschten, fühlte man das Bedürfniß nach einer Einheit in der Kirche und suchte diese Einheit in der Person eines die kirchlichen Angelegenheiten aller katholischen Völker leitenden Oberhauptes darzustellen. Nach dieser Stellung strebten die römischen Patriarchen, und besonders vermittelst ihrer Verbindung mit den fränkischen Königen führten sie ihren Plan durch. Während früher jeder Bischof papa oder Papst genannt wurde, nannte sich seit dem 5. und 6. Jahrhundert der römische Bischof vorzugsweise Papst und zwar in der Bedeutung eines Oberhauptes der gesamten katholischen Kirche. Der ausgezeichnetste von allen Päpsten der ersten Jahrhunderte war Gregor I., der Große, welcher den Glanz des Papstthums durch feier-590-604. liche Ceremonien, durch Einführung der Messe und der Kirchenmusik entfaltete und seine Macht durch Aussendung von Missionären erweiterte. So schockte er den Abt Augustin mit 40 andern Geistlichen nach England, wo sie von der Königin Bertha, der Gemahlin des Königs Ethelbert von Kent, einer christlichen Prinzessin aus dem merowingischen Geschlecht, auf jede Weise unterstützt würden. Ethelbert und 10,000 Sachsen ließen sich taufen, Augustin 597. würde Erzbischof von Canterbury, noch andere Bisthümer wurden gegründet

2. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 146

1873 - Heilbronn : Scheurlen
Gregor, der Sohn eines Landmannes, Namens Bonizo, im Gebiet der toskanischen Stadt Soana, hatte sich vom einfachen Mönch Hildebrand zur höchsten geistlichen Würde emporgeschwungen (1073) und strebte darnach, die Kirche von aller weltlichen Macht unabhängig zu machen und das Papstthum über das Kaiserthum und über jede Fürstenmacht zu erheben. Um dies durchzuführen, mußte er über die gesamte katholische Geistlichkeit wie ein Feldherr gebieten können, sie also jedem weltlichen Einfluß entziehen und eine strenge Zucht gegen unwürdige und widerspenstige Geistliche ausüben. Daher brachte er es, schon ehe er Papst wurde, dahin, daß unter Papst Nikolaus Ii. das Kardi nalkollegium errichtet wurde (1059) mit der Bestimmung, daß die Kardinäle fortan allein das Recht hätten, den Papst zu wählen, und daß dem tapferen Normannenfürsten Robert Guiskard die Herzogswürde in Apulien und Kalabrien und die Anwartschaft auf das noch arabische Sicilien gegeben wurde unter der Bedingung, daß er den Papst als Lehensherrn anerkenne und nötigenfalls beschütze. Gregor verbot die Simonie (Apostelgeschichte 8, 18), d. H. die Verleihung der geistlichen Stellen um Geld, und die Laieninvestitur, d. h. die Verleihung erledigter Bisthümer und Abteien als erledigter Lehen und die Belehnung der Gewählten mit Ring und Stab von Seiten des nichtgeistlichen Lehensherrn (welches Verbot aber-unmöglich durchzuführen war, so lange mit den geistlichen Stellen weltliche Besitzthümer, ja ganze Länderstriche verbunden waren). Auch suchte er das Cölibat, d.h. die Ehelosigkeit aller Geistlichen ohne Ausnahme, der oberen und der niederen, streng durchzuführen, während sie bisher bloß bei den Bischöfen feste Sitte war. Durch diese Maßregeln schuf sich Gregor in der Geistlichkeit nach und nach ein gehorsames und streitbares Heer, aber in der weltlichen Macht wegen der zwei ersten Punkte eine unversöhnliche Feindin. Hiezu kamen noch die Erklärungen Gregors, daß ein Koncilium der Geistlichen nur dann giltig sei, wenn es von dem rechtmäßig gewählten Papst berufen sei; daß aber jedenfalls der Papst über den Koncilien stehe, ihre Aussprüche also der Autorität des Papstes unterworfen seien, und endlich, daß der Papst als Stellvertreter Christi über alle weltlichen Herrscher gesetzt sei, daß sie ihre Reiche von ihm zum Lehen haben, und daß er somit Kaiser, Könige und Fürsten einsetzen und absetzen könne. Als Heinrich dem Verlangen Gregors, die sächsischen Bischöfe freizulassen, nicht entsprach und sich um das Verbot der Simonie und Investitur nicht 1078. kümmerte, so lud ihn Gregor zur Verantwortung nach Rom. Heinrich schrieb auf dies hin ein Koncilium deutscher Bischöfe nach Worms aus und ließ hier Papst Gregor für abgesetzt erklären. Darauf sprach Gregor m emem Koncil zu Rom den Bann über Heinrich aus, entsetzte ihn der Regierung und entband alle seine Vasallen und Unterthanen von dem Eid der Treue. Die Theilnehmer an der Wormser Synode wurden theils gleichfalls in den Bann gethan, theils zur Verantwortung nach Rom geladen. Da erklärten die m Tribur versammelten Fürsten, daß sie einen anderen König wählen werden, wenn Heinrich nicht innerhalb eines Jahres vom Banne losgesprochen ser. Nun entschloß sich dieser, seiner kaiserlichen Würde uneingedenk, zu der Bußfahrt nach Italien, reiste, von seiner treuen, vielgekränkten Gemahlin, Bertha, und wenigen Dienern begleitet, im Januar durch Burgund über den Mont Ceniv und kam unter unsäglichen Gefahren nach der Lombardei. Viele italienischen Fürsten und Bischöfe boten ihm ihre Streitkräfte an, um Gregor zur Aufhebung des Bannes zu zwingen. Aber Heinrich, für seine deutsche Krone be-

3. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 326

1873 - Heilbronn : Scheurlen
326 Aufhören der weltlichen Herrschaft des Papstes. Frieden beisammen zu halten. Er bot alles auf, um die geschwächten finanziellen Kräfte des Staates wieder zu heben und die Armee wieder auf eine Achtuna gebietende Höhe ^u bringen. Die Nationalversammlung berieth und geneh-1872. migte eine neue Heeresorganisation, welche der preußischen vielfach nachgeahmt war. Die Gelüste nach einem Rachekrieg gegen Deutschland fanden wenig 6. Sept. 1872. Ermunterung in der zu Berlin stattfindenden Drei-Kaifer-Zufammenkunft durch welche bte Einmütigkeit Deutschlands, Östreichs und Rußlands in den großen Fragen der Politik bargelegt-würbe. Im Zusammenhang mit dem Verlauf des beutfch-französischen Krieges stanb ein wichtiges politisches Ereigniß in Italien. Nachbem in Folge der französischen Nieberlagen die französischen Truppen, welche den Kirchenstaat 6. Aug. 1870. besetzt gehalten hatten, in Eivitavecchia eingeschifft worden waren, um gegen die deutschen Heere ins Feld zu rücken, benützte die italienische Regierung diese Gelegenheit, um die Einheit Italiens zu vollenden. Ein italienisches Heer 11. Sept. rückte im Kirchenstaat ein und hielt unter dem Jubel des Volks seinen Ein-20.Sept.zug in Rom. Im Einverständniß mit der Bevölkerung wurde der Kirchenstaat dem Königreich Italien einverleibt und Rom für die Hauptstadt Italiens erklärt. Dem Papst wurde der sogenannte Leoninifche Stadttheil Roms nebst dem Vatikan überlassen und für feine persönliche und geistliche Unabhängigkeit Garantien ihm zugesagt. Dadurch war die weltliche Herrschaft des Papstes, welcher zwei Monate vorher durch das vatikanische Koncil feine Unfehl-18. Juli. barkeit hatte aussprechen lassen, aufgehoben und das Königreich Italien vollendet. Doch wies der Papst die von der Regierung und dem Parlament 1871. ihm gegebenen Garantien fortwährend zurück, ließ sich in keinen Verkehr mit der italienischen Regierung ein und verlangte beharrlich die Zurückgabe des Kirchenstaates. Zugleich machte die päpstliche Kurie die größte Anstrengung, ihre geistliche Herrschaft, besonders in Deutschland, auszudehnen und zu verstärken. Gegenüber dem Unfehlbarkeits-Dogma und den Ansprüchen der Bischöfe sah sich die deutsche Reichsregierung und der Reichstag genöthigt, entschiedene Stellung zu nehmen. Die Jesuiten und andere denselben verwandte 1872. Orden wurden ausgewiesen und Gesetze vorbereitet, welche den Staat vor den Übergriffen der Kirche schützen und fein Oberhoheitsrecht sichern sollten. In 16.Nov. 1870. Spanien wählten die Kortes den Sohn des Königs von Italien, den Herzog Amadeus von Aosta, zum König. Dieser nahm die angebotene Krone an, 2. Jan. 1871. begab sich nach Madrid, leistete den Eid auf die Verfassung und Übernahm die Regierung. Die republikanische Partei und die der Karlisten stellten sich diesem neuen Throne feindlich entgegen und unternahmen mehrere Aufstände, welche jedoch bald unterdrückt wurden. Der abgefetzte Kaiser Napoleon hatte 19.März 1871.sich nach dem Schluß des Krieges Don Wilhelmshöhe nach England begeben und wohnte in Chislehurst mit seiger Familie in Zurückgezogenheit. Dort ereilte ihn der Tod am 9. Jalw^A873. Der nächste Erbe der Napoleoni-fchen Ansprüche auf die Krone Mmreichs ist fein 17jähriger Sohn, Prinz Louis Napoleon. lr

4. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 128

1873 - Heilbronn : Scheurlen
128 Gregor der Große. Bonifacius. und diesem untergeordnet, und bis zum Jahr 681 war die Bekehrung der Angelsachsen vollendet. Nach Irland war das Christenthum schon im 5. Jahrhundert durch den heiligen Patrik gekommen und wurde von da aus auch in Schottland verbreitet. Auch kamen aus Irland Missionäre nach Deutschland zu den Allemannen. Columban und Gallus predigten bei Zürich und Bregenz, und während Columban später nach Italien gieng, zog Gallus in eine Einöde am Flüßchen Steinach, wo später das berühmte Kloster St. Gallen und die Stadt gleichen Namens gegründet wurden. In den 691.Maingegenden wirkte der heilige Kilian und bei den Friesen der Angelsachse Willibrord. Der berühmteste unter allen ist der Angelsachse Winfried oder Boni- 7l8.facius, der Apostel der Deutschen. Gebürtig aus Weffex kam er nach Rom, wo ihn Papst Gregor Ii. in seinem Eifer für Bekehrung der heidnischen Deutschen bestärkte. Nachdem er drei Jahre lang Willibrord in Friesland als 722.Gehilfe gedient hatte, predigte er das Evangelium in Thüringen und legte Klöster an als Bildungsschulen des Volks und der Geistlichkeit. Da der Papst wohl sah, welch brauchbares Werkzeug für die hierarchischen Plane des Papst- 723. thums dieser Bonifacius sei, so machte er ihn zum Bischof und ließ ihn am -Grabe des Apostels Petrus Treue gegen die römische Kirche und den Papst schwören, durch welchen Eid der Grund zur Abhängigkeit der deutschen Kirche vom römischen Stuhl gelegt wurde. Unterstützt von dem kräftigen Majordomus Karl Martell, an den er vom Papst empfohlen war, begab sich Bonifacius zu den Hessen, dem östlichsten Stamm der Franken, fällte bei Geismar die uralte, dem Donnergott heilige Eiche und gründete dort später das Klo- 744.ster Fulda. Papst Gregor Iii. machte ihn zum Erzbischof und päpstlichen Vikar aller christlichen Gemeinden des ostfränkischen Deutschlands und forderte die Bischöfe der Allemannen und Baiern auf, ihn als den Stellvertreter des Papstes zu verehren. Nun gründete Bonifacius in Baiern die vier Bisthü-mer Salzburg, Regensburg, Freisingen und Passau, und im mittleren Deutschland Eichstädt, Würzburg und Erfurt, suchte auch im westlichen Frankenreich, wo tapfere Kriegsleute von den Königen zu Bischöfen und Äbten ernannt wurden und die Kirche sehr in Zerfall gerathen war, die alte Ordnung wieder herzustellen und bewirkte, daß fast alle fränkischen Bischöfe sich der Ober- 745. hoheit des Papstes unterwarfen. Als er zum Erzbischof von Mainz gewühlt und vom Papst bestätigt wurde, wurden ihm 14 Bisthümer untergeordnet. Aber noch in seinem Alter trieb es ihn zur Heidenbekehrung fort. Als fiebert-zigjähriger Greis gieng er wieder zu den Friesen, predigte, taufte, erbaute Kirchen und zerstörte Götzenbilder, wurde aber von einem wilden Haufen Frie- 755. fen, welche ihre Götter rächen wollten, bei Doccum erschlagen. §. 105. 622. Muhamed. Eroberungen der Muhamedaner in Asien, Afrika und Europa. Muhamed, 570 zu Mekka in Arabien geboren, verlebte seine Jugend theils in der Wüste, wo er die Herbert hütete, theils als Karawanenführer, kam durch feine Heirat mit einer reichen Witwe in den Besitz bedeutender Mittel, machte große Reifen, zog sich aber, von feinem Berufe nicht gehörig befriedigt, allmählich zu einem beschaulichen Leben zurück. Er entwarf den Plan, Stifter einer neuen Religion zu werden, und schuf eine aus heidnischen, Mi-

5. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 145

1873 - Heilbronn : Scheurlen
Fränkisches Haus: Heinrich Iv. und die Sachsen. 145 unter den zehn tapferen Söhnen des Grafen Tankred von Hauteville aus der Normandie die Grafschaft Apulien gegründet hatten, bestätigte er ihre Besitzung, um an ihnen Bundesgenossen gegen widerspenstige Päpste zu haben. Aber sein Sohn sollte bald merken, was für Bundesgenossen er an ihnen habe. Heinrich starb im 39. Lebensjahre. §. 116. Heinrich Iv. und Gregor vii. Simonie, Ehelosigkeit der Geistlichen, 1077. Investitur. Heinrichs sechsjähriger Sohn, Heinrich Iv., war bei seines Vaters Tod 1056-1106. bereits zum König gewählt und stand zuerst unter der Vormundschaft seiner Mutter Agnes. Aber die Kraft einer Frau reichte zur Zügelung der Vasallen nicht aus. Der herrschsüchtige Erzbischof Hanno von Köln verband sich mit mehreren Fürsten, entführte den zwölfjährigen Heinrich, als er mit 1062. seiner Mutter in Kaiserswerth war, nach Köln, machte sich zum Reichsverweser und hielt Heinrich in strenger Zucht. Doch mußteer seine einflußreiche Stellung seit 1063 mit dem Erzbischof Adalbert von Bremen theilen. Dieser ließ ihn ein sinnliches, ausschweifendes Leben führen, brachte ihm hohe Begriffe von der Kaiserwürde, Stolz gegen die Fürsten und Haß gegen die Sachsen, mit denen er selbst in Fehde lebte, bei. Er erklärte den erst fünfzehnjährigen Heinrich für mündig; dieser hielt nun mit Adalbert, der bei ihm 1065. alles galt, eine prächtige Hofhaltung zu Goslar und erbitterte die Sachsen durch seine Gewaltthätigkeiten und Ausschweifungen. Er mußte zwar auf Andrängen Hanno's und Anderer Adalbert von sich entfernen und Hanno die Reichsgeschäfte übertragen; aber Adalbert erschien bald wieder bei Hofe und reizte Heinrich noch mehr auf. Als dieser nun auf eine böswillige Beschuldigung hin dem sächsischen Grafen, Otto von Nordheim, dem seine Mutter Agnes das Herzogthum Baiern übertragen hatte, das Herzogthum nahm und es dessen Schwiegersohn Wels gab; als er Otto und dessen Bundesgenossen, Magnus, den Sohn des Herzogs von Sachsen, in Haft hielt und die Sachsen durch Steuern, Erbauung von Zwingburgen und Frohnen immer mehr drückte, so empörten sich diese endlich und rückten mit 60,000 Mann unter Otto von Nordheim, der seiner Haft entlassen war, gegen Goslar an. Heinrich flüchtete sich auf sein festes Bergschloß, die Harzburg, wurde hier von den Sachsen . belagert und mußte fliehen. Die Sachsen zerstörten die Harzburg und andere 1073. Schlösser im Harz und drohten, die Besatzungen niederzumachen, wenn Magnus nicht freigegeben werde. Da aber die Sachsen in Harzburg die Kirche plünderten und verbrannten und die Gebeine der dort begrabenen Verwandten Heinrichs umherstreuten, so erregten sie selbst auch Entrüstung, und es gelang Heinrich, mit Hilfe der oberdeutschen und rheinischen Fürsten und Städte ein ansehnliches Heer zusammenzubringen. Mit diesem schlug er die Sachsen in der Schlacht bei Langensalza (an der Unstrut). Die sächsischen Großen 1075. unterwarfen sich, wurden aber alle gefangen gehalten, außer Otto von Nordheim, ihre Lehen Anderen gegeben, die Festungen wieder hergestellt und die Bischöfe nach Willkür ab- und eingesetzt. Gegen das Letztere protestirte Papst Gregor Vii., und da zugleich die Sachsen Heinrich bei dem Papste anklagten, so hatte dieser die beste Gelegenheit, seine Grundsätze über das Papstthum geltend zu machen und den Kampf der Kirche mit der weltlichen Macht zu beginnen. Müller, Geschichte. 8. Aufl. 10

6. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 147

1873 - Heilbronn : Scheurlen
Heinrich Iv. und Gregor Vii. 147 sorgt, und jetzt eben so kleinmüthig wie vorher übermüthig, eilte nach Kanossa, wo Gregor bei der reichen Markgräfin Mathilde von Toskana Schutz suchte. Drei Tage lang stand hier der deutsche Kaiser mit entblößtem Haupte und 1077. barfuß in einem Bußgewand unter freiem Himmel im Schloßhof, bis der Papst so gnädig war, ihn vor sich zu lassen. Jetzt erst wurde Heinrich vom Banne losgesprochen gegen das Versprechen, nach Deutschland zu gehen und auf alle königliche Gewalt zu verzichten, bis ein Reichstag darüber entschieden habe. Von den Italienern mit Verachtung angesehen, in sich selbst voll Grimm, Rcue und Haß kam Heinrich nach Deutschland zurück, und da er sich auf dem Fürstentage zu Forchheim nicht verantworten wollte und gar nicht erschien, so wählten die Fürsten den Herzog Rudolf von Schwaben zum Gegen-1077. könig. Aber Heinrich, der nun besonnener und männlicher auftrat, fand in Süddeutschland und am Rhein noch viele Anhänger und trieb Rudolf nach Sachsen zurück. Dessen Herzogthum Schwaben gab er seinem treuen Genossen und Schwiegersohn, Friedrich von Staufen (oder, wie man später sagte, Hohenstaufen). Als darauf Gregor, der einen Sieg Otto's von Nordheim über Heinrich für entscheidend hielt, diesen noch einmal in den Bann that und Rudolf als 1080. König anerkannte, so ließ Heinrich auf einem Koncil zu Mainz Gregor noch einmal absetzen und den Erzbischof von Ravenna als Klemens Iii. zum Papst wählen. Darauf zog Heinrich gegen Rudolf und die Sachsen, verlor zwar an der Elster bei Merseburg wieder ein Treffen, aber Rudolf, dem durch Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen, die rechte Hand abgehauen worden war, starb bald darauf an seinen Wunden. Nun überließ er die Bekämpfung seiner deutschen Gegner Friedrich von Hohenstaufen und zog nach Italien, um sich für Kanossa zu rächen. Er belagerte Rom, Gregor wollte ohne neue Buße von einem Vergleich nichts wissen und schloß 1081. sich zuletzt in der Engelsburg ein. Die Römer öffneten Heinrich die Thore und der hier nochmals zum Papst gewählte Klemens Iii. setzte ihm die 1084. Kaiserkrone aus. Da kam der Normannenherzog Robert Guiskard dem Papste auf seine Bitte zu Hilfe; Heinrich verließ Rom und gieng nach Deutschland; die Normannen drangen in Rom ein, plünderten es drei Tage lang und nahmen Gregor Vii. zu seiner Sicherheit nach Salerno, wo er im folgenden Jahre starb. Damit aber war für Heinrich noch keine Ruhe gekommen. 1085. Zwar machten ihm die zwei neuen Gegenkönige, Graf Hermann von Luxemburg und Markgraf Ekbert von Meißen wenig zu schaffen; jener legte die Kreme freiwillig nieder, und dieser wurde erschlagen; 1088. 1090. auch war sein gefährlichster Gegner, Otto von Nordheim, gestorben, undi083. die Sachsen söhnten sich mit dem Kaiser aus. Weil er aber Papst Klemens Iii. nicht fallen lassen konnte und die Kardinalspartei diesey nicht anerkannte und einen andern Papst wählte, so dauerte der Krieg in Italien und in Folge dessen die Unruhen in Deutschland fort. Ja sein ältester Sohn, Konrad, der schon zu Aachen gekrönt war, ließ sich von der Partei des Papstes Ur-1087. bau Ii. und der Gräfin Mathilde verführen, wurde zum König von Italien gekrönt und schloß einen Bund zur Bekämpfung seines Vaters. Von 1093. diesem verstoßen und von den italienischen Städten verlassen, starb er in Kummer und Schande. Aber auch der zweite Sohn, Heinrich, vom Papstelioi. Paschalis Ii. unterstützt und von deutschen Vasallen in seinem Ehrgeiz bestärkt, empörte sich gegen den Kaiser, nahm ihn durch schändliche Hinterlist auf der Burg Beckelheim bei Kreuznach gefangen und zwang ihn in 10*

7. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 148

1873 - Heilbronn : Scheurlen
148 Fränkisches Haus: Heinrich V. Lothar von Sachsen. Ingelheim zur Abdankung. Von hier floh der Kaiser nach Lüttich, wo er in dem Herzog Heinrich von Niederlothringen einen Beschützer fand und endlich 1106. seinem Grame erlag. Auch gegen den Leichnam wüthete noch die Kirche. Er durfte, da der Bann noch nicht aufgehoben war, nicht beerdigt werden, mußte auf einer kleinen Insel der Maas unbeerdigt hingestellt, später in eine noch ungeweihte Kapelle zu Speier gebracht werden und wurde erst nach fünf Jahren, nachdem Papst Paschalis den Bann zurückgenommen hatte, in die Kaisergruft zu Speier gesenkt. §. 117. 1106.1125. Heinrich v. Lothar von Sachsen. Waiblinger und Welfen. 1106-1125. Heinrich V., schon zu Lebzeiten Kaiser Heinrichs Iv., seines Vaters, zum Könige gewählt, kam mit seinem Bundesgenossen, Papst Paschalis Ii., bald 1110.in Streit wegen des Jnvestiturrechtes. Er zog daher nach Rom, gerieth vor der Krönung in Streit mit Paschalis und ließ ihn samt den Kardinälen 1111. in der Peterskirche gefangen nehmen. Die aufrührerischen Römer wurden besiegt, Paschalis mußte Heinrich krönen und die Sache in einem für Heinrich günstigen Vergleich beilegen, worauf letzterer nach Deutschland zurückkehrte. Hier erhoben sich die Sachsen unter ihrem Herzog Lothar gegen ihn und 1115.schlugen ihn am Welfesholze. Da auch der Papst seinen Vergleich als erzwungen zurückgenommen hatte und der Bannfluch Über Heinrich ausgesprochen wurde, so sank dessen Ansehen sehr. Aber seine Neffen, Friedrich von Hohenstaufen, Herzog von Schwaben, und dessen Bruder, Konrad, welchen Hemtfch zum Herzog von Ostfranken machte, blieben ihm treu. Er zog 1116. wieder nach Italien, um die großen Güter der verstorbenen Gräfin Mathilde von Toskana, welche dem Papste vermacht worden waren, als deutsche Lehen in Besitz zu nehmen. Der Jnvestiturstreit wurde endlich unter dem Papste 1122.Kalixtus Ii. durch das auf einem Reichstag zu Worms geschlossene Wormser Konkordat dahin beigelegt, daß die Bischöfe und Abte im ganzen deutschen Reiche in Gegenwart des Kaisers oder seiner Abgeordneten gewählt, daß die Gewählten von dem Kaiser mit den weltlichen Rechten und Besitzungen durch den Scepter belehnt werden sollten, daß aber der Kaiser auf die Belehnung mit den geistlichen Rechten durch Ring und Stab zu verzichten habe. Dies war weniger als Heinrich Iv. wollte, aber auch weniger, als 1125. Gregor Vii. Heinrich V. starb wenige Jahre darauf. Er hinterließ keine Söhne, und der falische Mannsstamm erlosch mit ihm. Sein Neffe, der tüchtige und mächtige Friedrich von Hohenstaufen, Herzog von Schwaben, machte sich Hoffnung auf den Kaiserthron. Aber gerade diesen wollte die päpstliche Partei nicht zum Kaiser, aus Furcht, er möchte gegen Papst und Vasallen mit der gleichen Strenge auftreten, wie die falischen 1125-1138.Kaiser, und sie setzte daher die Wahl Lothars, Herzogs von Sachsen, durch. Dieser gerieth dadurch in so große Abhängigkeit von der Geistlichkeit, daß er hinsichtlich der Bestimmungen des Wormser Konkordats neue Zugeständnisse machen mußte und zwei Bischöfe nach Rom schickte, um die Bestätigung seiner Wahl vom Papste einzuholen. Dieselbe Nachgiebigkeit gegen den Papst zeigte 1132. er auch bei dem Streit über die Mathildischen Güter, welche dieser nicht fahren lassen wollte. Der Papst überließ diese Güter gegen einen jährlichen Zins zunächst dem Kaiser und dann dem Herzog von Baiern, aber nur auf Lebensdauer, als Lehen, wodurch der Kaiser ein Lehensmann der Kirche 1136. wurde. Lothars zweiter Römerzug, auf welchem er den Gegenpapst Anaklet

8. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 226

1873 - Heilbronn : Scheurlen
226 Englische Geschichte. reich, siegte bei Azincourt, bemächtigte sich der Stadt Paris, schien ganz Frankreich sich unterwerfen zu wollen, wurde aber durch einen raschen Tod weggerafft, und mit der Entsetzung des belagerten Orleans blieben die durch die Jungfrau von Orleans begeisterten Franzosen Sieger und nahmen den Engländern alles wieder ab außer Calais. Bald darauf begannen die blutigen Bürgerkriege der rothen und der weißen 1455-1485. Rose, durch welche die geistige und materielle Entwicklung des Staates sehr gehemmt wurde. Ein Urenkel König Eduards Iii., Herzog Richard von Iork, 1422-1461. wollte König Heinrich Vt. vom Throne stoßen; für beide erhoben sich mächtige Parteien, welche, nach den Zeichen ihrer Häupter, die rothe (Lancaster) und die weiße (9)orf) Rose hießen. Richard fiel in der Schlacht, aber sein Sohn Eduard Iv. 1461-1483. errang nach harten Kämpfen die Krone, und Heinrich Vi. starb im Tower. Darauf wüthete der Mord unter den Gliedern des Hauses Jork selbst. Eduard ließ seinen Bruder Clarence ermorden, und als er mit Hinterlassung zweier unmündigen Prinzen starb, ließ sein jüngster Bruder, Richard Iii., mit 1483-1485. seiner kalten Mörderseele diese im Tower erwürgen und bestieg den Thron, Frevel auf Frevel häufend. Aber in der Schlacht bei Bosworth verlor er Thron 1485-1509. und Leben gegen Heinrich Tudor, und dieser Heinrich Vii., mit dem das Haus Tudor auf den Thron kam, versöhnte durch seine Vermählung mit der Tochter Eduards Iv. die beiden Rosen, nachdem dieser dreißigjährige Krieg das Land furchtbar verheert und gegen 80 Glieder der königlichen Familie und die Hälfte des Adels weggerafft hatte. Diese Verödung der englischen Adelshäuser und die Sehnsucht des Landes nach Ruhe erleichterte dem staatsklugen Heinrich sein Bestreben, der königlichen Gewalt wieder eine mächtigere Stellung zu geben. Er verstand, wie sein Geschichtschreiber, der große Baco von Verulam, sagt, die Kunst, mit den Unterthanen durch seine Gesetze, mit den Gesetzen durch seine Rechtsgelehrten fertig zu werden. 1509-1547. Sein Sohn Heinrich Viii., ein Zeitgenosse Luthers, den er sein Leben lang haßte, wurde aus einem Vertheidiger der päpstlichen Kirche, als welcher er den Titel „ Beschützer des Glaubens" erhielt, ein Reformator Englands oder vielmehr derjenige, welcher, freilich mit roher Faust und sinnlichem Herzen, den Grund dazu legte. Er war mit Katharina von Aragonien, der Tante Kaiser Karls V., vermählt, und um ihr Hoffräulein, die schöne Anna Boleyn, heiraten zu können, wünschte er von jener geschieden zu werden. Aber Papst Klemens Vii., an den er eine Gesandtschaft um die andere abschickte, weigerte sich, aus Rücksicht auf den Kaiser, der ihn mit offenem Krieg und mit Entfesselung der deutschen Reformation bedrohte, die Scheidung auszusprechen. Nun ließ sich Heinrich durch den Erzbischof von Eanterbury, Thomas Eran-mer, eigenmächtig scheiden und mit Anna trauen, die päpstliche Autorität über England durch Parlamentsbeschluß abschaffen und erklärte sich selbst für das Oberhaupt der englischen Kirche. Die Klöster wurden aufgehoben und ihre Besitzungen für die Krone eingezogen oder verschenkt. Darin bestand die Hauptsache seiner Reformation, welche seiner königlichen Gewalt einen kirchlichen Nimbus und ein größeres Einkommen verlieh. An den übrigen katholischen Einrichtungen wurde wenig verändert und die Beobachtung des Cölibats, der Ohrenbeichte, der Mönchsgelübde, der Stillmessen, der Substanzverwandlung und der Kelchentziehung bei Todesstrafe befohlen. Wer gegen dieses Statut der sechs Blutartikel handelte oder an Heinrichs Oberhauptswürde und an der Rechtmäßigkeit seiner neuen Ehe zweifelte, wurde enthauptet oder auf den Scheiterhaufen geschickt. Das erste Los hatte auch Anna Boleyn, nach deren
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