Iv
Vorrede.
betrachtet werden, scheint mir durch die einleitenden Worte
des §. 102. hinreichend motivirt.
Im Einzelnen ist das Buch einer gründlichen und ein-
gehenden Revision unterworfen und dabei auf die inzwischen
erschienenen Beurtheilungen dankbare Rücksicht genommen.
Insonderheit habe ich hier die gründlicherecension von Pütz
in Jahn's Jahrbüchern zu erwähnen und auch an diesem
Orte dem Hrn. Pastor Jsensee und Dr. Büchner für die
mir gütigst zugesandten Bemerkungen meinen Dank abzu-
statten.
Der Correctur und dem Register hat dies Mal mein
verehrter College, Herr Rendant Hößler, eine anerken-
nungswerthe Sorgfalt gewidmet.
Halle, den 20. Juli 1852.
Dr. H. A. Daniel.
v
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
Erstes B u ch.
Die Grundlehren der Geographie.
Die Geographie und ihre Theile.
^ie Geographie d. h. Erdbeschreibung wird in
drei Theile getheilt. Alle diese Theile beschreiben die
Erde, aber in verschiedener Weise, von verschiedenen
Gesichtspunkten aus. 1) In dem Weltall giebt es außer
dieser Erde noch viele andere Weltkörper. Die mathe-
matische Geographie betrachtet die Erde „alseinen Stern
unter den Sternen," lehrt, welche Stellung sie unter den
übrigen Weltkörpern habe, offenbart uns ihre wahre Gestalt
und mißt sie aus. Zu ihrem genauen Verständniß ist die
Kenntniß einer andern Wissenschaft, der Mathematik,
nöthig; daher der Name. 2) Die physische Geographie
d. h. Naturgeographie betrachtet die Oberfläche der
Erde, ohne Rücksicht auf die Staaten und Srädte der
Menschen, wie sie von Natur ist, wie sie im Ganzen
und Großen bleibt. Sie beschreibt Land und Meer, Fluß,
Berg und Thal und wirft auch auf Thier- und Pflanzen-
welt einen Blick. 3) Was sie vernachlässigte, das nimmt
sich die politische Geographie d. h. Staatengeographie
gerade zum Gegenstände. In ihr ist von den Staaten und
Wohnorten der Menschen, von Allem, was sie auf der Erd-
oberfläche gebaut und angelegt haben, die Rede. Ihr Inhalt
ändert sich wie das Schicksal der Länder und Völker. —
Aus allen drei Theilen lernen wir zuerst die Anfangs -
gründe und betrachten sodann jedes Land sowohl nach der
physischen als nach der politischen Geographie.
h. 2.
Vorstellungen vom Weltall. Gestalt der Erde.
Die ältesten Völker, wie noch jetzt alle ungebildeten
Nationen, glauben von dem Weltall und der Erde das, was
Daniel's Geographie. 5. Ausl. 1
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler]]
9
Erstes Buch.
ihre Augen sehen, sie folgen dem Augenschein. Da
scheint es nun zuerst Jedem, der im Freien steht, er stehe
in der Mitte einer Kreisfläche, auf deren Rand sich
ringsherum das Himmelsgewölbe herabsenke; man nennt die
Linie, wo sich Erde und Himmel berühren, Horizont (das
Begränzende), und unterscheidet nach dem Stande der Sonne
4 Weltgegenden: Morgen oder Osten, wo sie aufgeht,
Abend oder Westen, wo sie untergeht, Mittag oder
Süden, wo sie am Mittag steht, Mitternacht oder Nor-
den, die gerade entgegensetzte Richtung von Mittag. So
dachte man sich denn in alter Zeit die ganze Erde als
eine ungeheuer große Scheibe, meist von Wasser um-
flossen (Oceanus), aus welchem, wie aus einem Bade, Son-
ne, Mond und Sterne an der Ostseite des Himmelsgewölbes
auf- und an der Westseite wieder zu ihnen hinabstiegen.
Aber weisere und klügere Leute kamen doch bald auf den
Gedanken: die Erde möchte eine Kugel fein, und
obwohl wieder andere zweifeln mochten, wurde er doch schon
im Alterthum allgemein angenommen und ist jetzt ganz un-
bezweifelt. Als Gründe merke: 1) Wenn man sich
hohen Gegenständen aus der Ferne nähert, so erscheinen ihre
obern Theile zuerst, die untern zuletzt; bei der Entfernung
von ihnen verschwinden die untern zuerst und die obern zuletzt.
Wäre die Oberfläche der Erde eine Fläche, so müßte ein ent-
fernter Gegenstand, sobald er dem Auge sichtbar würde,
auch ganz sichtbar werden. 2) Bei Mondfinsternissen wirft
die Erde ihren Schatten auf den Mond. Wäre sie eine
Scheibe, so könnte derselbe nur bisweilen ein runder
sein; er ist aber immer rund, einen immer run-
den Schatten wirft aber nur eine Kugel. 3) In neue-
ren Zeiten ist die Erde oftmals umsegelt. Da ist man, wenn
man auch immer in wesentlich derselben Richtung fortsegelte,
doch nie an einen Rand oder an ein Ende gekommen, son-
dern zuletzt wieder in die Gegend, aus der man ausfuhr.
4) Die Sonne und die übrigen Sterne gehen nicht überall
zu gleicher Zeit auf, also ist die Erde von Osten nach Westen
gekrümmt; bei einer Reise von Norden nach Süden kommen
immer andere Gestirne zum Vorschein, folglich ist sie auch
in der Richtung von Norden nach Süden gekrümmt. So
muß wohl die Erde eine Kugel sein; doch ist sie,
wie dies aus wissenschaftlichen Forschungen bekannt ist, etwas
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Sternenhimmel.
3
in die Länge gezogen, länglich rund: man kann sich
im Norden und Süden zwei Endpunkte denken, die
man Pole nennt. Sowohl am Nordpol als am Süd-
pol ist die längliche Erdkugel etwas abgeplattet, wenn
auch die gewöhnlichen Abbildungen des Erdkörpers (Glo-
den) auf diese kleine Abweichung keine Rücksicht nehmen.
Die größten Höhen und Tiefen (1 Meile) machen bei
dem Ungeheuern Ganzen so gut als Nichts aus. Lasse dich
endlich an der Kugelgestalt der Erde nicht durch den Gedan-
ken von Unten und Oben irre machen. Alles, was
auf der Oberfläche der Erde ist, ist allenthalben
oben und wird durch die Anziehungskraft der Erde
festgehalten. Die Menschen, die gerade auf der andern Seite
der Erdkugel uns gegenüber wohnen, die Füße gegen uns keh-
ren, Gegenfüßler, Antipoden, sind so gut oben als wir.
tz. 3.
Der Sternenhimmel.
Der Augenschein täuscht also den, der ihm folgt,
über die Gestalt der Erde; er lehrt auch über das Weltall
im Großen neben dem Richtigen vieles Unrichtige und
Falsche. Die alten Völker konnten bei ihren unvollkomme-
nen Hülfsmitteln Beides noch nicht von einander schei-
den; wir müssen uns aber wundern, wie weit sie es den-
noch in der Beobachtung des Himmelsgewölbes, das
nach ihrer Meinung wie eine hohle Kugel den Erdball
umgab, ohne unsre Instrumente gebracht haben. Sie nah-
men unter den zahllosen Sternen, welche bei dem Ver-
schwinden des Sonnenlichts am Himmel sichtbar werden,
einen Unterschied wahr: nicht bloß in Hinsicht des
Glanzes (wo wir jetzt Sterne erster, zweiter u. s. w.
Größe unterscheiden), sondern auch in Bezug auf ihre Stel-
lung. Diebei weitem meisten veränderten ihre Stel-
lung zu einander niemals, sie schienen wie ange-
heftet an den Himmel, daher Fixsterne. Um sich unter
ihnen leichter zurecht finden zu können, theilten sie schon das
Ganze in Sternbilder (jetzt etwa 100 angenommen), in
erdachte Figuren; zu jeder gehört dann eine gewisse bestimmte
Anzahl von Sternen. In unseren Gegenden z. B. besonders
glänzend: Orion, der große Bär u. s. w. (Stern- u. Him-
1 *
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Fixsterne, Planeten, Cometen.
5
ni cus, vertiefte sich in Forschungen übet diese Fragen, und
stellte ein anderes Weltsystem auf; als das Buch
darüber gerade fertig war, starb C. 1543. Sein Hauptsatz
ist: Die Sonne steht still und wird von ihren
Planeten, worunter die Erde, umkreist. Die
Fixsterne sind Sonnen für sich. Dies neue coper-
nicanische System fand Anfangs viel Widerspruch und
nicht bloß, wie öfters erzählt wird, aus Dummheit oder bösem
Willen. Zuerst hatte C. selbst sein System nur als höchst
wahrscheinlichevermuthung aufgestellt (von Gewiß-
heit kann ja auch in diesen Dingen eigentlich Keiner reden);
dann aber ist Manches, was am meisten für dasselbe be-
weisend ist, erst von späteren Forschern entdeckt. Ja,
der berühmteste Himmelsforscher (Astronom) der folgenden
Jahrzehende, Tycho Brahe, der 1601 gestorben ist, ver-
warf die Lehren des C. und stellte ein neues, drittes Welt-
system auf: die Erde steht still, Sonne, Mond, Merkur
und Venus drehen sich um die Erde: die übrigen Planeten
um die Sonne und erst mit dieser um die Erde. Nach und
nach wurde indessen das copernicanische System allgemein an-
genommen, besonders darum, weil sich alle Himmelserschei-
nungen nach ihm am besten erklären und berechnen lassen.
Nach der Bibel, wie fälschlich öfter geschlossen, muß man
diese Weltsysteme nicht richten wollen, denn sie ist wohl ein
Buch zur Seligkeit, aber kein Handbuch der Astronomie; sie
spricht über solche Dinge wje das Volk spricht, und es wäre
nur zu beklagen, wenn sie anders spräche. Wir lernen nun
das copernicanische System noch etwas genauer kennen.
h. 5.
Fixsterne, Planeten, Cometen.
Die Fixsterne sind also wahrscheinlich ähnliche Körper
wie unsere Sonne. (Doppelsterne sind Fixsterne, die in
lehr guten Fernröhren doppelt erscheinen, seltener in 3,4
oder mehr Sterne sich auflösen und um einen gemeinschaftli-
chen Schwerpunkt kreisen. Man kennt gegen 6000 D.) So
giebt es zahllose Sonnensysteme, denn wer zählt das
Heer der Sterne und nennt sie mit Namen? Neuere Forscher
vermuthen, daß sich alle Sonnen wieder um eine Central-
sonne bewegen. (Ob im Sternbilde des Stiers unter der
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Erde und Mond.
7
Mill. M. von der Sonne, braucht über 200 Jahre zu sei-
nem Umlauf, hat Monde, von denen bis jetzt zwei aufge-
funden sind. Alle diese Planeten haben viel Aehnliches.
Sie sind längliche Kugeln wie die Erde, an den Polen ab-
geplattet, drehen sich um sich selbst (je größer, je rascher),
und zugleich in länglichen Kreisen, griechisch Ellipsen, um
die Sonne, ihre Axen- stehen gegen dieselbe mehr oder minder
schief. Die Nebenplaneten, Trabanten oder Mon-
de drehen sich in seltsam verschlungenen Bahnen zuerst um
ihren Hauptplaneten und mit diesem um die Sonne. Die
erste Bewegung dauert bei ihnen gerade so lange als die Be-
wegung um sich selbst, darum kehren sie ihren Haupt-
Planeten immer dieselbe Seite zu. Ganz rätsel-
hafte Sterne sind endlich die Kometen d. i. Haarsterne.
Sie umkreisen die Sonne in überaus lang gezogenen Ellip-
sen, durchkreuzen deshalb die Planetenbahnen, und eilen wie-
der von unserm Sonnensysteme in unberechenbare Ferne, so
daß einer, der 1811 da war, in 3000 Jahren wieder kommt.
Manche brauchen aber auch nur kurze Zeit. Was sie
eigentlich sind weiß noch Niemand: vielleicht Weltkör-
per, die noch nicht fertig sind: ein fester Kern ist
bei manchen, wie es scheint, noch gar nicht vorhanden; bei
andern hat man durch den Kern das Licht anderer Sterne
wahrgenommen. Um den Kern schwebt eine Nebelhülle,
und auf der von der Sonne abgekehrten Seite zeigen die
meisten einen leuchtenden Schweif, oft von ungeheurer
Ausdehnung, der mit der Annäherung zur Sonne zuzuneh-
men, mit der Entfernung abzunehmen scheint. Ihre An-
zahl ist sehr bedeutend. Früher sah der Aberglaube in den
Kometen „die Ruthe des göttlichen Zornes am Himmelsfen-
ster ausgesteckt."
i
§. 6.
Die Erde mit anderen Planeten verglichen.
Der Mond.
Interessant ist es, die Verhältnisse unserer Erde mit
denen anderer Planeten zu vergleichen. Zuerst in der Weite
von der Sonne. Merkur ist 8 Mill. M. von derselben
und wird 6 — 8 mal stärker erleuchtet als die Erde, zu der
das Sonnenlicht in 8 Minuten kommt. Neptun ist
770 Mill. M. von der Sonne. Dann in Bezug auf die
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Tages- und Jahreszeiten.
9
tz. 7.
Die Bewegungen der Erde. Tages- und Jahreszeiten.
Noch näher müssen wir uns mit den beiden Be-
wegungen der Erde beschäftigen, welche man im Gegen-
sätze zu dem Augenscheine dadurch begreift, daß sich die
ganze Lufthülle der Erde, ihre Atmosphäre,
Dunstkreis oder Luftmeer immer mit ihr fortbe-
wegt. Alle Gegenstände werden dabei auf der Oberfläche
der Erde durch die Schwerkraft festgehalten, welche Alles
nach dem Mittelpunkte zieht. Die erste Bewegung um sich
selbst (Rotation), oder um ihre Are d. i. eine zwischen
den Polen gedachte Linie bringt den Wechsel von Tag
und Nacht hervor. Da die Erde sich von W. nach O.
bewegt, so geht die Sonne für jeden Ort im O. auf, und
zwar zu verschiedener Zeit. Müßte nun eigentlich nicht Tag
und Nacht auf der ganzen Erde gleich sein? Warum
ist dies dagegen an den allermeisten Orten nur zweimal im
Jahre, bei der sogenannten Frühlings - und Herbst-
Tag- und Nachtgleiche (Aequinoctium 20. oder
21. März und 23. September) der Fall? Wie ist es fer-
ner zu verstehen, daß durch die zweite Bewegung der
Erde, um die Sonne, der Wechsel der Jahreszei-
ten hervorgerufen wird? Hängt die Erwärmung der
Erde davon ab, je senkrechter oder je schräger die
Sonnenstrahlen auf sie fallen, so müßte, sollte man mei-
nen, jede Gegend der Erde einen bestimmten und immer-
dauernden Grad von Wärme und Kälte, eine immer
gleiche Temperatur haben? In der That wäre dies Alles
der Fall, wenn nicht die Erdare bedeutend schief
gegen die Sonne stände. Der Planet, wo diese Nei-
gung am unbedeutendsten ist, Jupiter, hat deshalb auch
fast keinen Wechsel der Jahreszeiten. Wäre die
Erde gegen die Sonne nicht geneigt, so zerfiele sie in zwei
Halbkugeln, welche unter einander wechselnd 12 Stunden
Tag und 12 Stunden Nacht hätten. Jeder Punkt hätte das
ganze Jahr hindurch dasselbe wärmere oder kältere Klima.
Statt dessen ergiebt sich durch jenen Umstand für die ver-
schiedene Tag - und Nachtlänge auf der Erde folgendes
Verhältniß: Mitten zwischen den Polen sind Tage und
Nächte sich immer gleich, so daß jeder !2stunden umfaßt:
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
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12
Erstes Buch.
(von dem griechischen Worte für wenden, auch Tropen,
Lropenkreise genannt). Innerhalb dieser Wendekreise
bewegt sich nämlich die Sonne scheinbar am Himmel in der
Ekliptik (vgl. 3.). Wenn sie den nördlichsten Endpunkt erreicht
und den Kreisbogen des Krebse Wendekreises beschreibt, so ist
auf der nördlichen Halbkugel der längste Tag, der Liste Ju-
nius, auf der südlichen umgekehrt der kürzeste. Erreicht sie
dagegen den südlichsten Endpunkt oder beschreibt sie den Wen-
de-Kreisbogen des Steinbocks, was am Listen December ge-
schieht , so ist auf der nördlichen Halbkugel der kürzeste,
auf der südlichen der längste Tag. Jene beiden Punkte
nennt man Solstitien d. i. Sonnenstillstän de, weil
die Sonne auf ihrer Bahn gegen N. oder S. nicht weiter geht,
sondern still steht und sich wieder umwendet. Sommer-
und Winterso lstitium. Die beiden Wendekreise hat man
nun auch auf die Erde versetzt, auch je 23 '/2 0 vom Aequator.
Durch welche Länder der Erde geht ein Jeder? Weiter unter-
scheidet man an der Himmelskugel wieder 23 l/2 0 von jedem
Pol die beiden Polarkreise, einen nördlichen und süd-
lichen. Auch sie hat man im gleichen Abstande auf die Erde
eingetragen. Wie weit ist also jeder Polarkreis vom Aequator?
wie weit von dem entsprechenden Wendekreise? Durch welche
Erdländer gehen beide Polarkreise? Sie bezeichnen auf der
Erde die Gegenden, wo der längste Tag und die längste
Nacht anfangen über 24 Stunden lang zu werden.
tz. 10.
E r d z o n e n.
Nachdem wir Wende- und Polarzirkel kennen
lernten, verstehen wir leichter die Eintheilung der Erde in
5 Erdzonen oder Erd gürte l. Der Raum zwischen bei-
den Wendekreisen wird die heiße Zone genannt oder auch
die tropische. Unter dem Aequator sind sich Tag und
Nacht beständig gleich und bis zu den Wendekreisen hin der
Unterschied zwischen dem längsten und kürzesten Tage gering.
Beständiger Sommer, nur von einer großen Regenzeit un-
terbrochen. Ueberhaupt nimmt die Masse des jährlich fallen-
den Regens vom Aequator nach den Polen hin ab, so wie
die des Schnees zu. Zwischen jedem Wende - und Polarzirkel
liegt eine der beiden gemäßigten Zonen, welche größer
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
14
Erstes Buch.
§• 11.
Die Oberstäche der Erde und ihre Bildung.
Die Oberstäche der Erde, die Erdrinde beschreibt
die physische Geographie, denn die Frage: Wie ist das In-
nere beschaffen? kann sie nicht beantworten. Manches ist
daher früher über das Innere der Erde vermutbet, wie
z. B. daß im Innern eine Feuermasse anzunehmen sei u. s. w.
Am festesten steht der Satz: Je weiter nach innen, desto dichter
und wärmer wird die Erde. Auch die Frage: Wie ist die
jetzige Oberfläche der Erde entstanden? kann nur
durch Vermuthungen beantwortet werden. Doch hat der For-
schergeist des Menschen hier' schon mehr Anhaltepunkte; es
giebt eine eigne Wissenschaft, die jene Frage zu lösen suchs.
Man nennt sie die Geologie. Die eine Partei der Geo-
logen behauptete: Einst hat Wasser den ganzen Erdball be-
deckt: daher die Seemuscheln u. s. w. auf hohen Bergen u. s. w.
(welche freilich auch durch vulkanische Kraft emporgehoben
sein können). Die festen Stoffe haben sich nach und nach ge-
setzt, sind durch Strömungen zu verschiedener Zeit angespült,
daher die Schichten in den Gebirgen u. s. w. Man nennt
solche Gelehrten Neptunisten; warum wohl? Ihnen stan-
den die Vulcanisten gegenüber, welche die Erdoberfläche
von Feuer gebildet sein ließen. Die neuere Wissenschaft hat
sich indessen in ihren bedeutendsten Vertretern für eine tie-
fere und gründlichere Auffassung entschieden. Unsere Erde
war anfangs ein Körper von geschmolzener, dickflüssiger Masse,
woher sich auch ohne Schwierigkeit begreift, daß die Axen-
drehung der Erde eine Auswölbung in der Gegend des Aequa-
tors und eine Abplattung an beiden Polen Hervorbringen
mußte (§. 2.). Alles Wasser, was jetzt die Erdoberfläche als
tropfbarflüssige Hülle bedeckt, befand sich anfänglich als Was-
sergas in der Atmosphäre. Nach und nach sing die Erde
an zu erkalten. Eine dünne Kruste von festem Gestein um-
hüllte die Erde; auf ihr sammelte sich das aus der ebenfalls
abgekühlten Atmosphäre hcrabfallende Wasser. Durch das
Aufeinanderwirken des Wassers und dieser ältesten Erdkruste
bildeten sich die ältesten geschichteten Gebirgsarten, in wel-
chen Kalkstein, Thon und Sandstein vorherrschen. Die von
der immer mehr erkaltenden und dicker werdenden Kruste auch
immer mehr zusammengepreßte Feuermasse des Innern zerriß,
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Wasser und Land.
15
um sich Ausgang zu verschaffen, zu verschiedenen Malen die
äußere Decke und hob die jüngeren Gebirge hervor, in denen
Granit und Porphyr, Basalt und Trachyt hervortreten. An
einzelnen Stellen der Erde hat dieses unterirdische Feuer noch
fortwährend offene Communication mit der Oberfläche, wie
in den feuerspeienden Bergen, und verursacht im Innern
heftige, oft über ungeheure Erdstrecken sich verbreitende Erd-
erschütterungen oder Erdbeben. Wir lernen nur die
Oberfläche der Erde kennen, wie sie jetzt wirklich da
ist. Man nennt die Wissenschaft von der Erdrinde (die noch
keine Rücksicht auf die Pflanzen und Thiere darauf nimmt)
Geognosie.
h. 12.
Wasser und Land.
Auf der Oberfläche der Erde, die 9 Millionen □ Meil.
groß ist, wechseln Wasser und Land mit einander ab,
beide von der Lufthülle der Erde umgeben. Aber das
Wasser erscheint auch in der Form des Landes als See und
Fluß, und das Land taucht umgekehrt in der Form grö-
ßerer und kleinerer Inseln mitten ans dem Wasser hervor.
Wo sich Land und Wasser berühren, ist des Landes Küste,
Ufer, Gestade, Strand (das letztere nur von flacher
Meerküste gebraucht). Springt das Land als Berg in das
Meer, so entsteht ein Vorgebirge oder Cap — ist der
Vorsprung flach, eine Landspitze. Die Erd-Oberfläche
ist aber zwischen Land und Wasser durchaus nicht gleich
vertheilt. Das Wasser bedeckt 2/3, ja, wenn man Seen
und Flüsse mitrechnet, fast 4/5 der Erde. Auch die Ver-
keilung auf die verschiedenen Halbkugeln der Erde ist
eine sehr verschiedene. Der bei weitem größte Theil des Lan-
des ist auf der nördlichen Hemisphäre zusammengedrängt;
in der südlichen überwiegt in auffallender Weise das Was-
ser. Nehmen wir eine östliche und westliche Halbkugel an,
so hat die erste bei weitem mehr Land als die westliche.
Beide Bestandtheile der Erdoberfläche bleiben übrigens nicht
immer zu einander in demselben Verhältnisse. In manchen
Gegenden reißt das Meer Stücke vom Lande los,
z> B. an der Küste der Nordsee. Anderwärts setzt das
Meer wieder an, wie z. B. an der italienischen Küste;
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]