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von Chaukeri und Friesen bei Zülpich ( Tolbia-
cum) stand, geängstigt wurden. Ein Sieg, den
bald hernach die Caninefaren über die mit den
Römern verbundenen Nervirr davon trugen, und
ein anderer, den Classlcns bei Neuß (Novesium)
über die römische R.ireret erfocht, verwischten
den Schimpf wieder, den die Teutschen dadurch
auf sich geladen harten, daß sie bei Trier gesto,
hen waren.
Cwtlis hatte sich unterweilen durch frische
Hilfsvölker ans Teutschland verstärkt und bet
Lanren, dessen Umgegend durch einen Damm in
den Rhein unter Wasser gesetzt war, ein Lager
bezogen. Hier griff ihn Cercalis an, erlitt aber
zwei Tage nach -einander sehr bedeutenden Ver-
irrst. Die Schaar der Brnkrerer schwamm am
anderen Tage von dem Rheindamm anö Land,
und warf die römischen Hilfstruppen in die Flucht.
Eben nehmen die Legionen den Kampf auf, die
Sache der Römer ist in Gefahr, da führt das
Glück dem Cereaiiö einen ba^avischen Überläu-
fer zu, der römischen Reitern den Weg in den
Rücken der Tenlschen zeigt. Erschreckt durch das
Geschrei, das sich hinter ihnen erhebt, weichen
die Teucfchen dem Andrang der Legionen und
fliehen nach dem Rhein zu. Gleichwie aber das
Glück dem Cercalis den Sieg verschafft harte,
so schirmt nun die Natur die Teutschen vor dem
Untergang; es stürzen Regen nieder, und die
Nacht kommt. — Civilis zog sich auf die Insel
der Bataver zurück.
Die Sache der Bawver war übrigens noch
so wenig verloren, daß vielmehr die von römi-
schen Legionen und Reiserfähnlein besetzten ba,
ravischen Städte Batavodurum, Arena,
cum, Grinnes und Vada an einem und dem,
selben Tagt von vier verschiedenen Heerhaufra
_ ' 7 *
d
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676
geworfen. Napoleon und seine Generale suchten einige Ord-
nung herzustellen, weil sonst der Untergang aller dieser Leute
vorauszusehen war, aber alles war umsonst.
Napoleon gieng dann in sein Hauptquartir, nach dem
Dorfe Zaniwki, und hier stelte ihm Eblö vor, 6 Tage
reichten nicht, um alle Wagen und Gepäk, mit dem sich
die debandirten noch schlepten, über die Brücke zu bringen;
Ney verlangte man solle al das Zeug verbrennen, Berthicr
aber widersezte sich; Napoleon selbst glaubte endlich, daß es
möglich sein würde, alles über den Fluß zu bringen. Wä-
rend der folgenden Nacht vom 27ten zum 28ten brachen
die debandirten das Dorf Studzianka ab und legten ein
großes Bivouac an; keiner von ihnen war nun auf die
Brücke zu bringen, da sie Feuer zum Warmen hatten, und
die Nacht ward für ihren Uebergang ganz verloren. Noch
stund Victor mit 6000 Man auf den Höhen und vertei-
digte sich gegen Wittgenstein, aber so wie am 28ten Mor-
gens Victor wirklich das Treffen beginnen muste und Witt-
gensteins Kanonen ihnen in die Ohren drönten, wärend
Tschitschakow auf dem andern Ufer angrif, brachen sie plöz-
lich alle auf und drängten sich in Tumult zusammen und
belagerten förmlich die Brücken um einer vor dem andern
hinüber zu kommen.
Victor hielt mit seinem kleinen Häufchen Wittgen-
stein den ganzen Tag auf, und Ney auf dem andern Ufer
hielt mit 8000 Man, aus fast allen Nationen der Armee
gemischt, gegen Tfchitschakows 27,000 Man Stand, und
trib Tschitschakow sogar nach Stachowa zurük. Je mehr
sich das Treffen Victors mit Wittgenstein am 28ten be-
lebte, je mehr hatte der Haufe der Debandirten sich auf die
Brücke gedrängt; eine fürchterliche Verwirrung umgab die
Zugänge; ein paar russische Kugeln, die in diesen Haufen
schlugen, brachten eine algemeine Verzweiflung zu Wege
und alle Leidenschaften wurden losgekettet; ein Teil wütend
und entschloßen machte sich nun mit dem Sabel in der
Faust durch die übrigen Bahn, andere triben Wagen und
Pferde mitten durch die Haufen der zu Fuß gehenden und
überfuren, was ihnen vorkam; andere feigere weinten, jam-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Sabel
457
rükzogcn. Als am Ilten Abend die Truppen des hohen-
lohischen Corps sich in und um Jena zusammendräugten
bemächtigte sich plözlich ein panischer Schrecken derselben;
Hohenlohe hatte Not, sie, ohngeachtetssic nicht geschlagen waren,
zusammen zu halten. Am Ilten October zogen sich Sachten
und Preussen größtenteils auf die Landhöhe zwischen Jena und
Weimar. Noch am 12ten Abends warfen die Franzosen ihre
Gegner aus Burgau. Bernadette, der über Zeitz herangezogen
war (denn Napoleon überzeugte sich, daß ein weiteres Um-
gehen des preussisch- sächsischen linken Flügels unnötig sei),
bcdrote Dorndorf und die Preussen gaben es Preis und
zogen sich auf die Höhe von Dornburg. Im Lager zwi-
schen Jena und Weimar war große Unordnung; es fehlte
an Brot und Futter: zum Teil selbst an Schießbedarf.
Besonders waren die Sachsen bei allen diesen Mangelhaf-
tigkeiten im Nachteil.
Tauenzicn, als ihm die Räumung Burgaus und
Dornvbrfs berichtet ward, hielt es in Jena für geratener,
die steilen Anhöhen vor sich stat hinter sich zu haben, und
zog nach Closewitz und Cospoda herauf, indem er unmit-
telbar über Jena noch den Landgrafenberg besezt hielt.
Aber schon am 13ten des Morgens ward dieser von den
Franzosen genommen. Herr von Masscnbach war an den
Herzog von Braunschweig geschikt gewesen, um wegen obwal-
tenden Mangels an Munition und Lebensmitteln Klage zu fü-
ren. Er kam in dieser Hinsicht unverrichteter Dinge, aber mit
neuen Befelhen zurük. Zu gleicher Zeit kam die Nachricht,
Naumburg sei vom Feinde besezt; alle dortigen Vorräte seien
genommen. Davoust war von Mittel-Pölniz dahin gegan-
gen. Der Herzog ordnete nun den Rükzug an der Ilm
hin nach Kösen an; bei Freiburg wolte er über die Un-
strut, und dann Front gegen die Sale'machen. Rüchel
solle in die Positionen bei Weimar einrücken; Hohenlohe
die Stellung bei Jena und Dornburg halten, um den Ab-
zug des Hauptheeres zu decken.
Hohenlohe, dessen Hauptquartir in Capellendorf war,
nam eine Recognoscirung vor, und ordnere eine Posten-
kette zwischen Kamburg und der Ilm an. Den Landgra-
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Extrahierte Personennamen: Hohenlohe Bernadette Napoleon Jena Masscnbach Davoust Hohenlohe
482
geben, ohngeacbtet alle zu langer Verteidigung nolhwendi-
gen Dinge in Fülle vorhanden waren. Ueber 200 Ge-
schütze und 3000 Centner Pulver kamen hier an die
Franzosen.
Am 3ten Dec. kam der Obrist, Graf von Götzen
nach Breslau, und machte aus dem königlichen Hauptquar-
tire Anordnungen zur Bewafnung Schlesiens bekant; leider
vier Wochen zu spät. Der Fürst von Anhalt -Pless solte
an die Spitze der Provinz treten. Schon am 7ten aber
ward Breslau vom Feinde eingeschloßen. Der Fürst von
Pless brachte aus den Vestungen einen Heerhaufen zusam-
men, und hofte damit Breslau entsetzen zu können; ward
aber am 24ten Dec. von Würtembergern und Baiern ins
Gebirge zurükgetriben. Von neuem drang er -am 28ten in
die Gegend von Breslau vor, ward aber auch diesmal zu-
rükgeworfen. Am 6ten Januar ward für Breslau eine
Capitulation unterzeichnet, und am 7ten rükten Würtem-
berger und Baiern ein. Nun zog ein Teil des feindlichen
Heeres gegen Brieg, ein anderer gegen Schweidnitz. Am
16ten Januar capitulirte Brieg. Am 16ten Februar auf
die schmachvolste Weise Schweidnitz. Noch hatte der Fürst
von Pless bis zum 8ten Februar ein kleines Heer gehabt;
da ward er von Lefebvre geschlagen; verzweifelte an der
Möglichkeit weiterer Gegenwer und gieng nach Wien. Nur
die Gebirgsvcsten hielten sich noch.
Wie alle diese festen Plätze und Widerstandspuncte nur
dem Zweifel, dem Unglauben der Verteidiger, nicht der wirkli-
chen Macht des Feindes erlagen, solte recht deutlich Kolbergs
Beispil dartun. Diese Veste war schwach besezt und in
höchst vernachläßigtem Zustande. Seit Mitte Februar ward
sie ernstlich belagert. Schon im November waren an den
altersstumpfen, dienststeifen Commandanten Aufforderungen
zur Uebergabe erfolgt — anfangs war alles entmutigt ge-
wesen, denn auch der Magistrat war ohne Energie, was
hier wichtig war, da die Einwonerschaft nach altem Her-
kommen einen Teil der Verteidigungsmittel bildete. Aber
ein Man hatte den Glauben an Preussens Ehre und Be-
stehen nicht verloren, der alte Bürger Nettelbeck, der sei-
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557
Landvolk und der Pöbel verlangten gegen den Feind ge-
fürt zu sein, und sezten am Prado, bis zu welchem die
französische Colonne eingedrungen war, das Feuer fort,
wärend Morla und der Fürst von Castelfranco schon eine
Capitulation aufsezten, die der Marques de Castellar zu
unterzeichnen verweigerte. Darüber vergieng der Tag. In
der Wachsten Nacht zog Castellar mit seinen 6000 Man
und 16 Kanonen ab. Das Landvolk hatte sich über Nacht
zum Teil verlaufen; Madrid war ruhig, und ergab sich
am 4ten Deccmber früh 8 Uhr den Franzosen. Napoleon
nam zunächst aus einem Landhause in der Nähe der Stadt
Quartir; nach einigen Tagen war Madrid volkommen be-
ruhigt; und Spatzirgänge und Theater erschinen wider von
sorglosen Leuten erfült.
Weder die Reihe der erfochtenen Sige, noch die Eide,
welche Napoleon forderte, noch die Schmeicheleien, die er
den Spaniern sagte, hatten nun aber die Wirkung, daß
sich die Nation unterwarf. Vilmehr war es, wie wenn
in einer Schlacht ein Corps, auf welches gestürmt wird,
seine Reihen öfnet, den Feind im Andrange des Sturmes
hindurch läßt, und hinter ihm sich wider schließt, um ihn
von allen Seiten zu bedrängen. Mit großen Armeen war
Spanien nicht zu bezwingen, denn nur wenige Hauptstra-
ßen durch das Land waren in gutein Stande; alle Ne-
benstraßen waren fast nur auf Transport mit Saumtieren
eingerichtet. Die Ortschaften ligen weit, weit auseinander.
Hielt man die Armeecorps beisammen, so hatte man bald
die äußerste Not mit Proviant und stetem Beiwachten;
legte man che in die kleineren Ortschaften auseinander, so
wurden die Detachements auch einzeln überfallen, und auf
ihren Einzelmärschen angegriffen. Wich man von den paar
Hauptstraßen seitwärts, so war mit Artillerie und Furwe-
sen bald nicht fort zu kommen.
Von den früher geschlagenen Truppen hielt sich ein
Teil unter Romana im asturischen Gebirge; ein anderer
unter Palafox in Zaragoza; ein dritter unter la Pe/ta am
Tajo war durch das Hinzukommen des Herzogs del Jn-
fan-tado, Albuquerques und des Generals Venegas wider
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Extrahierte Personennamen: Morla Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Madrid Madrid Spanien Zaragoza
673
am 23tcn kam Napoleon nach Toloczine, wo er sich das
Terrän von Borissow an der Beresi'na beschreiben ließ.
Er erfur, daß der Fluß dort einen See bilde von treibenden
Eisschollen, daß der Uebergang unmöglich sei. Napoleons
Ofsicire wüsten nirgends Rat; er aber bestund darauf, daß
man in der Nahe von Borissow einen Uebergang suchen
müße und zwar am 24ten; endlich ward die Gegend von
Stuzianka zum Uebergangspuncte ausersehen, und man war
darauf gefaßt, sich durch Tschitschakows Corps durchschlagen
zu müßen. Alles unnötige Wagengefchlep solte verbrant,
die wenigen geretteten Pferde selten bei den Uebergange so
zwekmaßig wie möglich verwendet werden. Bei Borissow
stießen noch Victors und Oudinots Corps, die fortwärend
mit Wittgenstein gekämpft hatten, zur Armee; sie hatten
von dem deplorabeln Zustande der Hauptarmee nichts erfah-
ren, und waren nun auf das entsetzlichste betroffen über das
gespensterhafte Ansehen, in welchem alle geretteten erschincn,
und wie durch eine Ansteckung wurden sie sofort in die
moralische Auflösung, in welcher sich das Hauptheer befand,
mit hereingezogen.
Unter solchen Umständen näherte man sich dem Heber-
gangspuncte über die Beresi'na und dem schwierigsten Puncte
beim ganzen Rukzuge. Victor mit 15000 Man dekte den
Rüken; Oudinot mit 5000 Man stund schon bei Stud-
zianka; der Kaiser mit noch 12,000 Man und einer unüber-
sehbaren Masse debandirter Leute zwischen beiden. Eine
enorme Menge von Bagage; die Artillerie des Victorschen
und Oudinotschen Corp's, und die wenige gerettete des Haupt-
heeres erschwerte den Zug. Die Mittel zum Uebergange bei
Studzianka waren ins Geheim vorbereitet worden, wärend
man um Tschitschakow zu teuschen an zwei andern Orten
mit Affectation den Uebergang vorzubereiten schin. Erst am
25ten Abends kam Eblo, der mit der Leitung des Ueber-
ganges beauftragt war, mit zwei Feldschmiden und einigen
Pontonirkompagnien in Studzianka an; was er an vorbe-
reitetem Material fand, zeigte sich bald zu schwach; man
muste viles neu arbeiten und erst am 26ten konte die Brücke
über den Fluß geschlagen werden. Oudinot und Dombrowski
Lro's Lkhrb. d. Universalg. Bd. V. (2tc Lufl.) 43
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Stuzianka Wittgenstein Dombrowski
378
Deutsche Zustände während des großen
kaum noch der fünfzehnte Hauswirt übrig war. Entstellt und bleich vor Hunger, Ermattung, Furcht und Schrecken, ja zum Teil „schwarz im Gesicht, als wären sie vom Feuer verbrannt," schlichen die Menschen taumelnd umher. Manche töteten sich selbst, um den namenlosen Peinigungen, mit denen jeder Tag drohte, auf einmal zu entgehen.
Wer nach dem einst blühenden Wiesbaden kam, fand Straßen und Marktplatz mit Hecken und Sträuchen überwachsen, in denen Hasen hausten und Feldhühner ihre Nester bauten, hier und da waren Gasseil vollständig verschwunden und mit Gebüsch so bedeckt, daß die noch übrigen Bürger bei drohenden Plünderungen ihre Habseligkeiten darin bargen.
Das Schwert, die Pest, der Hunger hatten überall wenigstens das Drittel der Bevölkerung dahingerafft. „Wie jämmerlich stehen eure großen Städte," ruft ein Zeitgenosse aus, „da zuvor tausend Gassen gewesen, sind nun nicht mehr hundert! Wie elend stehen die kleinen Städte, die offenen Flecken, da liegen sie verbrannt, zerfallen, zerstreut, daß weder Dach, Geschirr, Thüren oder Fenster zu sehen sind. Wie sind sie mit den Kirchen umgegangen? Sie haben sie verbrannt, die Glocken hinweggeführt, sie zu Pferdeställen, zu Marketenderhäusern gemacht und auf den Altären ihren Mist gelegt."
Wenn auch die Städte und ihre Bewohner nicht so völlig vernichtend von den Verwüstungen des Krieges betroffen wurden, wie an vielen Stellen das flache Land und seine Bewohner, so ist doch manche einst wohlhabende und volkreiche Gewerbestadt damals und für alle folgenden Zeiten ihres Wohlstandes beraubt und zu einem kümmerlichen Ackerstädtchen herabgedrückt worden; Armut und Verschuldung lastete auf ihnen, die noch lange Zeit hindurch ihre Nachwirkung ausübte, und ihr Äußeres war vollständig verwandelt. Heruntergeschossen und ausgebrannt starrten die stolzen Türme und Münster empor; die Straßen waren versumpft unter Trümmerhaufen, nackte Festungswerke oder wüster Schutt und Feld füllten die Stätten, über die einst prächtige Landhäuser, Ziergärten, Schießräume und Tummelplätze behaglicher Lust ausgebreitet waren. Es wurden wohl aus der Asche neue Gebäude errichtet, wenn der Besitzer wieder etwas zu Kräften gekommen und ihm der Mut gewachsen war, an der Stätte, wo Eltern und Großeltern gewohnt, einen neuen Wohnsitz zu bauen für Kinder und Enkel; aber er konnte nicht daran denken, das Alte wieder herzustellen. Wo er sich anbaute, hatte vor zwanzig oder dreißig Jahren vielleicht noch eins jener prangenden Bürgerhäuser mit seinem
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Wie man nun das Lager geschlagen, haben etliche der Unseren bis an den Elbstrom gestreift und vernommen, da sich der Feind am anderen Ufer der Elbe, da Mhlberg gelegen, habe hren lassen. Es haben auch die Unseren und sie mit halben Haken gegeneinander geschossen. Auch ist unsere Vorhut nicht ferne von bannen samt dem gewaltigen Haufen hernach gekommen, welches denn dem Kurfrsten, der eben zu derselben Zeit die Predigt hrte, so gar fremd gewesen, da er unsere Ankunft erstlich nicht hat glauben wollen, sondern uns nur fr einen verlaufenen Haufen geachtet. Wir haben aber mit kleinem Feldgeschtz zu ihnen hinberge-schssen, und sie haben auch etliche Schsse aus Mhlberg zu uns gethan, doch ohne Schaden.
Nachdem aber die Husaren noch nher an den Feind gekommen waren, auch die spanischen Hakenschtzen, die im Vortrab waren, das Wasser er-reicht hatten, so haben sie dermaen der das Wasser gegeneinander ge-schssen, da die Feinde ihr Gestade und die Schiffbrcke haben verlassen mssen und dem Stdtlein zugeeilet sind. Indem hat der Kaiser auch etliches Feldgeschtz an das Wasser gebracht. Da hat sich der Kurfürst nicht wenig entfetzt, ist, weil er des Kaifers nnversehene Ankunft nicht vermeint hatte, eilends zu Rat geworden, auf Torgau und in die Festung Wittenberg zu ziehen. Darauf er von Stund an den Tro famt dem Geschtze und et-lichem Fuvolke vorausgeschickt hat, denn er ist damals nicht mehr benn zehn Fhnlein und sieben Geschwaber Reiter stark gewesen.
Jnbem haben sich etliche Spanier ausgezogen und ihre Sbel in den Munb genommen und finb hinbergeschwommen und haben die brennenbe Schiffbrcke aufgehalten, welche der Kurfürst zuvor zu verbrennen befohlen hatte. Und es hat ein Spanier den anberen hinbergefhrt; die Feinde aber unternahmen es, mit einem Teile der Reisigen uns aufzuhalten und den Ihrigen mehr Raum zum Abzge zu verschaffen, und verharrten noch eine Zeitlang daselbst. Danach aber lieen sie sich an ihrem Gestade vor unseren Hakenschtzen nicht mehr sehen, wodurch die Unseren ermutigt wrben, sich hinberzuwagen, fonberlich die Spanier, beren etliche, ehe die Furt gesunben warb, ertranken. Etliche aber kamen hinber, des Feinbes Gelegenheit zu erkunbigen, und als sie roieber herberkamen, brachten sie sichere Kunbschast von dem Abzge der Feinde, auch einen Gefangenen, des Herzogs Ernst von Braunfchroeig Reitfchmieb, mit sich.
Indes hatte der Kaiser einen jungen Bauersmann angetroffen, welcher eine Furt durch das Waffer wute. Darauf verordnete der Kaiser etliche Pferde von Deutschen, Spaniern und Husaren, lie die angezeigte Furt bereiten und besichtigen und schickte darnach bis an tausend Pferde der die Elbe, die sich von Stund an ihrem Brauche nach auf alle Orte verteilten,
Hcinzc, Qucllenlescbuch. 11
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Extrahierte Personennamen: Mhlberg Ernst_von_Braunfchroeig_Reitfchmieb Ernst
Der Volkscharakter während des 14, und 15. Jahrhunderts. 8 303—305. 189
Bundes, die indessen auf 37 angewachsen waren. Leopold aber wußte beide
Theile listig zu verhetzen und zu trennen. Dann zog er gegen die Schweizer
allein, und erlitt die Niederlage von Sempach, wo er siel 1386. Dieser Sieg
der Schweizer hob auch den Muth der schwäbischen Städte mächtig gegen ihre
fürstlichen Nachbaren, die jetzt alle gegen ihre wachsende Macht verschworen
waren. Da geschah es, daß die Wittelsbacher Herren den Erzbischof Piligrin
von Salzburg, den Verbündeten der Städte, treulos fingen. So entbrannte
der Kampf: der große Städtekrieg 1388. Ganz Süddeutschland füllte sich
mit Fehde, Mord, Raub und Verwüstung. In Baiern und Franken hielten
sich die Bürger oben; in Schwaben kam es bei Döffingen zur Schlacht gegen
Eberhard den Greiner und seinen Sohn Ulrich. Die Bürger hielten den
Kirchhof des Ortes besetzt und stritten wacker. Ulrich, der die Reutlinger Nieder-
lage auszuwetzen hatte, stritt nicht minder gewaltig; er !siel und schon wankte
das fürstliche Heer; da rief der alte Rauschebart: „Der gefallen, ist wie ein
anderer Mann!" und als die Schlacht am heißesten stand, fiel der „gleißende
Wolf," der Wunnensteiner, das Haupt der Martinsvögel, in das Bürgerheer;
denn an diesen Tagen machten Fürsten und Ritter, sonst selbst einander bitter
feind, gemeinsame Sache gegen die noch verhaßteren Städte — und so erlagen
die Bürger in furchtbarer Niederlage, die vorläufig den Bund zum Ende führte. —
Dann sank der ähnliche Städtebund der Frankfurter und der Wetterau; die
Söldner der rheinischen Städte, ein verrufenes, zuchtloses Gesindel, trieb das
Schwert des nachmaligen Königs Ruprecht von der Pfalz (§ 229.) auseinander,
der auf einmal 60 dieser Gesellen in den Kalköfen verbrennen ließ. Auf dem
Tage von Eger 1389 verbot dann König Wenzel, uneingedenk früherer Zu-
sagen, förmlich jede Einung der Städte.
§ 304. So endigten die Städtebünde Süddeutschlands, schneller und
rühmloser wie die norddeutsche Hansa. Doch blieben die einzelnen süddeutschen
Städte noch lange Zierden des deutschen Lebens (§ 294.). 60 Jahre später
noch konnten sie einen neuen großen Städtekrieg gegen den streitbarsten Fürsten
der Zeit, Albrecht Achilles (§ 239.) führen, und gingen nicht unehrenvoll aus
demselben hervor 1449. Doch zeigten sich auch bei diesen Reichsstädten die
üblen Seiten eines nur locker gefügten Bundeswesens. Eine hinderte die andere
und jede die Gesammtheit durch Zölle und Stapelrechte, die die einzelnen sich
eifersüchtig zu verschaffen und zu bewahren trachteten. Die meisten erlahmten
nach und nach, andere zogen die Ruhe und Sicherheit bringende fürstliche Herr-
schaft der theuren und bedrohten Reichsfreiheit vor. Und so ist am Ausgang
des Mittelalters die Blütezeit auch der süddeutschen Städte meist vorüber.
6. Der Volkscharakter während des 14. und 15. Jahrhunderts.
§ 305. Das ritterliche Leben war in Barbarei entartet, das bäuerliche
in Knechtschaft versunken (§ 283.). Nur wo die Waffen noch geführt wurden,
blieb auch ein lebenswertheres Dasein. Und so hatte es besser als der arme
Bauer sogar der reisige Knecht aus den Burgen, der in seines Junkers Solde^
stand. Er gehörte wenigstens nicht zu den Niedergetretenen, sondern im Gegen-
theil, ihm winkte Kampf, Beute, Genuß. Die alte deutsche Tapferkeit blieb in
diesen Leuten lebendig; auch manches rührende Beispiel von Treue und Hin-
gebung bis in den Tod weiß die Geschichte zu erzählen. — Andere dieses
Standes zogen wohl ein wanderndes Leben vor. Seit dem 13. Jahrhundert
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Eberhard Ulrich Ulrich Wolf König_Wenzel Albrecht_Achilles Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Sempach Salzburg Baiern Schwaben Wetterau Eger
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Senat, sie von der Gemeinschaft der Achäer wieder zu trennen,
sie wollten lieber unmittelbar Rom sich unterwerfen. Schon im
vierten Jahre, seit Sparta dem achäischen Bunde angehörte, kam
es zu offener Feindseligkeit zwischen beiden (188). Sparta
wurde jetzt von Philopömen mit ungerechter Harte behandelt.
Die Mauern der Stadt wurden niedergerissen, die lykurgischen
Gesetze gänzlich abgeschafft und achäische eingeführt; man rief alle
Verbannten zurück und überließ ihrer Rache etwa achtzig der vor-
nehmsten Spartaner, die ohne rechtliches Verfahren großen Theils
ermordet wurden. — Später sagten sich die Messenier vom
Bunde los, von D in o trates, der großen Einfluß bei ihnen
hatte, geleitet. Philopömen zog gegen die Messenier, wurde
aber in einem Gefechte verwundet und gerieth in Gefangenschaft.
Grausam verurtheilten die Messenier den siebenzigjährigen Helden
zum Giftbecher (183). Nun kamen die Achäer unter Lykortas,
Philopömen's Nachfolger und Gesinnungsgenosse, mit großer
Macht, eroberten Messene und bestraften die Urheber des
Mordes.
8) Bisher hatten die Römer die Achäer mit rücksichtsvoller
Mäßigung behandelt; sie schienen vorerst die Griechen mehr sich
selbst und ihrem Hader unter einander überlassen zu wollen.
Diese Politik Rom's änderte sich nach dem dritten macedonischen
oder perseischen Krieg, welcher dem macedonischen Königreich durch
die Schlacht bei Pydna (168) ein Ende gemacht hatte. Nun
sollte das bisher nur unter dem Schutze Rom's stehende Griechen-
land gleich andern Clientelstaaten Rom's zu einem unterthänigen
Lande umgeschaffen werden. In den meisten griechischen Städten
begannen politische Verfolgungen, zunächst durch Griechen selbst,
die sogenannte römische Partei, hervorgerufen, welche ihre Geg-
ner, die sogenannten griechischen Patrioten, als macedonisch ge-
sinnt bei den Römern verdächtigten. Ueberall wurden die ange-
sehenen Patrioten verbannt, unter den Achäern selbst über tausend
der achtbarsten Bürger (darunter Polybius, des Lykortas Sohn)
nach Italien gebracht (167), wo angeblich die Untersuchung gegen
sie eingeleitet werden sollte. Sie wurden aber hier gleichsam als
Geißeln behandelt und in die verschiedene^ Municipien vertheilt.
Erst nach siebenzehn Jahren gestattete der Senat auf immer drin-
gendere Bitten des achaischen Bundes den Uebriggebliebenen die
Rückkehr in die Heimath. Ein tiefer Haß gegen die Römer ver-
bitterte seitdem die Gemüther der Griechen, besonders der Ju-
gend, mehr und mehr, und konnte leicht zu Ereignissen führen,
deren unglücklicher Ausgang bei dem großen Mißverhältniß der
Kräfte nicht zweifelhaft sein konnte, zumal es den Griechen damals
durchaus an tüchtigen und besonnenen Männern fehlte.
9) Neue Streitigkeiten des achaischen Bundes mit Sparta
über gewisse Befugnisse der Bundesgewalt (insbesondere Hinsicht-
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