418
Viertes Buch.
und Oesterreich hat es 1814 nicht wieder verlangt. Die
sämmtlichen niederländischen Provinzen wurden unter dem
Hause Nassau-Oranten zu einem Königreiche der
Niederlande vereinigt: eine Provinz, Luxemburg, ge-
hört zum deutschen Bunde. Aber die Verschiedenheit der
Confessionen und das nun seit Jahrhunderten ausgebildete
Sonderbewußtsein führten 1830 zu einem Aufstand Belgiens
gegen die Nordprovinzen, und nach langem Streit und Ha-
der wurde ein unabhängiges Königreich Belgien auch
von dem König der Niederlande anerkannt. Es herrscht seit
1831 König Leopold aus dem Hause Sachsen-Coburg:
Stände in 2 Kammern stehen ihm zur Seite. Von den
neueren europäischen Bewegungen ist B. unberührt geblie-
den und befindet sich überhaupt in großer Blüthe. Das
Land hat auf 530 mm. über 4*/, Mill. römi sch-katho-
lische E. Die Bevölkerung ist so dicht, wie fast nirgends
in Europa. In Ostflandern auf die nm. 14,000 E., in
Westflandern 11,000 u. s. w. Ein Stamm- und Sprach-
unterschied tritt unter den Belgiern immer mehr bedeutsam
hervor. Die Flamländer sind ein deutscher Stamm und
in Sprache und Wesen zunächst den Holländern ähnlich —
die Wallonen neigen sich mehr zu den Franzosen und
reden auch Französisch. Da auch für die Zukunft dieser
Unterschied noch sehr wichtig sein kann, so theilen wir uns
die Provinzen Belgiens nach diesem Gesichtspunkte. 1
1. Flämische Provinzen, etwa 260 Ihm. mit 2‘/2 Mill. E.
a) Brabant. Darin Hauptstadt und Residenz Brüssel, wo
schon früher die spanischen und österreichischen Statthalter ihren Sitz
hatten. Die Stadt ist eine der schönsten in Europa, besonders der
auf der Höhe gelegene, französische Theil; in dem niedriger gelege-
nen spricht man flämisch. Königsstraße und Königsplatz, Dom,
Kirche St. Gudula, das Stadt- oder Rathhaus. Bedeutende Fa-
brikstadt: die Brüsseler oder Brabanter ikanten; mit Militair
130,000 E. In der Nähe das königl. Lustschloß Lacken (sprich
Laken). 5 St. südlich von Brüssel der Wald von Soigne und
von N. nach S. auf einander folgend Dorf Waterloo, Dorf
Mont St. Jean, Meierhof Belle Alliance, alle drei durch
den Sieg Wellingtons und Blüchers über Napoleon denk-
würdig, 18. Juni 1815. Löwen, noch nicht 30,000 E, hatte
einst dreimal so viel und die ersten Tuchfabriken in Europa. Uni-
versität. b) Antwerpen. Die gleichnamige Hauptstadt ist Stadt
im Binnenlande und Stadt an der See zugleich (S. 341.). Ha-
fen, Schiffswerfte, Arsenal, Alles im größten Umfange: Napo-
leon hat an den Bau der Hafenbassins und Docks (S. 276.) un-
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Gudula Jean Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Niederlande Luxemburg Belgien Niederlande Hause_Sachsen-Coburg Europa Ostflandern Westflandern Belgiens Brabant Europa Europa Antwerpen
Dänemark.
423
0 Overyssel. Festungen Awoll und Deventer an? —
g) Drenthe. Hauptort Assen. Starke Festung Koevor-
den kn Sümpfen. Mehrere Armencolonien: man giebt den Armen
ein Häuschen, ein Stück Feld und eine Kuh, damit sie sich selber
forthelfen können.
h) Grö ning en. Groningen, durch schiffbare Kanäle mit
dem Meere verbunden, ist eine bedeutende Handelsstadt von 31,000
E. Universität.
i) (West-) Friesland, mit der gutgebauten Handelsstadt
Leuwaarden, 21,000 E. Dokkum, Bonifacius f hier am 5.
Juni 755. Handelsstadt H arlin g en.
Zum Deutschen Bunde gehört k) die niederländisch geblie-
bene Hälfte vom Großherzogthum Luxemburg (deutsch: Lü-
tzelburg), 46 Hh M., 186,000 E. , auf den Ardennen, das eine
ganz gesonderte Verfassung hat. Darin die Bundesfestung Luxem-
burg. Die Besatzung besteht aus J/* Preußen (P. ernennt auch
den Gouverneur) und V* Niederländern. Die obere Stadt liegt
auf steilem Felsen, die untere im Thale: ringsherum einzelne
Castelle und Werke. Fast alle Werke sind in Felsen gehauen, und
der Feind kann nirgends nur einige Fuß tief graben, ohne auf Fel-
sen zu stoßen. 12,000 E.
Da das Gebiet des deutschen Bundes nicht geschmälert werden
darf, so mußte für das belgisch gewordene Luxemburg Ersatz gesucht
werden. Darum ward i) das holländisch gewordene Limburg
Bundesland, 40 (Um., 200,000 E. Die eigentliche Hauptstadt
und zugleich stärkste Festung an der ganzen Maaslinie gehört über-
dieß nicht zum Bunde. Dies ist Maastricht, 20,000 E., zu-
gleich eine lebhafte Fabrikstadt (Maastrichter Sohlenleder). Auf
dem Peters berge liegt die Citadelle: ein Steinbruch führt so
weit in das Innere dieses höhlenreichen und mit Versteinerungen
angefüllten Berges, daß man behauptet, an 20,000 Wege kreuzten
sich darin. Auch Venlo, eine Festung, gehört nicht zu Deutsch-
land. Der beste Ort im deutschen Limburg ist Roermonde.
Durch Eisenbahn sind Amsterdam, Haarlem, Leyden,
Haag, Rotterdam, Utrecht und Arnheim verbunden. Aber
diese Provinzen sind mehr das Land der Kanäle, die man hier in
großer Anzahl vorsindet. An der einen Seite lausen meist gepfla-
sterte Treppelwege oder Leinpfade, für die Menschen und Pferde,
welche an Seilen, die Schiffe oder Trekschuyten ziehen. (Die zahl-
reichen und langen holländischen Kanäle sind zugleich das Paradies
der Schlittschuhläufer).
Iv. Der Dänische Staat, §. 93. 3. Die Be-
wohner der dänischen Halbinsel und der Inseln umher waren
wie die Normänn er (S. 286.) ihren südlichen europäischen
Nachbarn durch Raubzüge und Seeräuberei äußerst lästig.
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458
geheim in seinem Solde. Kur; nach dem Frie-
den zu Nimwegen errichtete er unter dem Na-
men Reu i, ion ska mm ern in Metz, Breisach
und Besang.),, drei Gerichtshöfe, weiche die von
Alters her dem Elsaß, den lochrtnglschen Bis-
thümern und der Grafschaft Burgund zustehen-
den Lehen und übrigen Zubehörden aufsuchen und
Mieder an die Krone bringen sollten. Diese Ge-
richtshöfe erkannten ihm die Hoheit über mehre
teurschc Reichslandc zu, und was ñe ti;m zuer-
kannten, ließ er durch die bewaffnete Gewalt
in Besch nehmen. Sogar noch wahrend der Eon-
fereñzcn, welche er zu Frankfurt am Main mit
den über diese Reunionen Beschwerde führenden
Kaiser und Reich veranstaltete, ward von seinen
T'nppen die Reichsfestung Strastbura, der
Schlüssel des Oberrhctns, besetzt, gleichsam als
rvoll e er des Reiches spotten (lm I. 168.1).
Um die Macht des Kaisers zu vernichten
und somit den von dessen Seite möglichen Wi-
derstand zu beseitigen, unce handelte er zu glei-
cher Zeit mit Ken Türken, weiche dann auch,
degünsttgt durch einen in Ungarn stürmenden Auf-
ruhr, tm Sommer des Jahres 1685 unwider-
stehlich in die österreichischen Staaten heretnbra-
chen und sich mir 260,080 Mann vor Wien la-
gerten. Eine der blutigsten Belagerungen, de-
ren die Geschichte Erwähnung thnr, nahm dort
am l4ren Jul. ihren Anfang, da die Türken
durch die Hoffnung unermeßlicher Beute zu wü-
rdigem Ungestüm erhitze, die Belagerten aber
durch den Gedanken des gewissen Verderbens zu
einer verzweifelten Gegenwehr getrieben, durch
den Befehlshaber, Grafen S ta h reu berg, be-
geistert wurden. Schon waren zwei Monarhe
bittern Kampfes htngeflossen, die Türken, ob-
gleich jede Erdscholle mit Strömen Blurcs be-
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Extrahierte Personennamen: Strastbura
Extrahierte Ortsnamen: Nimwegen Breisach Elsaß Frankfurt_am_Main Ungarn Wien
461
ganz Europa gegen Frankreich zu vereinigen und
in die Schranken zu führen. Was rudwig'cn
in diesen kritischen Tagen vor dem Unterliegen
rettete, das waren seine großen, ln der Schule
Türenne's gebildeten Fe-dberrcn, der Herzog
von Luxemburg, welcher in den Niederlan-
den nach einander die Siege bei Fleurus
< Illen Jul. 1690) über d<n Fürsten von Wal-
deck, und bei Steenkerken (3ten Sing. 1692)
und Neerwinden (29sten Jul. 1693) über
Wilhelm 111 erfocht; — der treffliche Cari-
na t, welcher den Herzog Victor Amadeus
von Savoyen bsi H r a ffa rd a (18'en Aug. 1690)
überwand und den größten Thctl von d ssen Lande
besetzte; der Mareschall de Noailtcs, dec
in Katalonien gegen Spanien den Meister spiel-
te, und der Herzog von Vendome, welcher
endlich Barcellona zur Übergabe zwang (7ren
Ling. 1697). Wenn er aber auch durch ihre
strategische Ueberlegenheit trotz der größern Macht
seiner Feinde den Kampf tm Schwanken hielt;
so mußte er doch mit steigendem Kummer die
steigende Erschöpfung seines Staates wahrneh-
men. Er bot daher die Hand zum Frieden,
und erreichte wieder durch A -Wendung eines von
ihm beliebten Kunstgriffs, nämlich durch Tren-
nung der Verbündeten, feine Zwecke. Versoffen
und allein stand zuletzt noch das teutsche Reich
unter den Waffen, und mußte srch zu dem Frie-
den zu Ryßwtk (50sten Oct. 1697) beque-
men. In diesem ward der Herzog von Lochrtn-
gen wieder in seine Lander auf den Stand des
Jahres 1670 eingesetzt, und alle Reunionen auö
ßerba b des Elsaßes. sowie die Festungen Kebl,
Freiburg und Brelsach von Frankreich zurückge-
geben. wogegen dasselbe Elsaß und die Festung
Etraßdurg behielt. Hie Ansprüche der Her-
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Victor_Amadeus
von_Savoyen
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreich Luxemburg Niederlan- Katalonien Spanien Freiburg Frankreich
171
Am Uten April kamen nun der Kaiser und Baron
Thugut in Brüssel an. Ihre Ankunft solle den Anfang
von Koburgs Operationen bestimmen. Sofort zog sich eine
zur Offensive bestimte Armee auf der Ebene zwischen Forst
(Forest) und Montcy zusammen, wo sie Kaiser Franz am
16ten April musterte. Diese Armee bestund nun aus
23,600 Man unter York; 42,800 Man unmittelbar unter
Koburg; 18,000 Man unter dem Prinzen von Oranien.
Elairfait blib zur Deckung Flanderns mit 31,500 Man
zwischen Nieupoort und Marchienne aufgestelt, und hatte
einige Truppen zu Erhaltung der Communication mit dem
Hauptcorps links vor sich; endlich eine Armee, die den lin-
ken Flügel gegen die Sambre hin bildete, beseligte jezt
an Hohenlohes Stelle Kaunitz; es waren 27,000 Man
großenteils in einen weitläufigen Cordon aufgelöst wie Clair-
faits Armee.
Die Offensivarmee ward von Koburg in 8 Corps
geteilt, und solle ein französisches Corps von 30 —
40,000 Man, was sich auf der Waßerscheide der Oise und
Sambre zusammengezogen hatte, am folgenden Lage an-
greifen. Um Mack die wirkliche Leitung des Ganzen zu
verschaffen hatte der Kaiser scheinbar in Person den Ober-
befelh übernemen wollen; allein Thugut und Koburg wa-
ren gegen Mack, und brachten es also dahin, daß wärend
der Kaiser nominel den Oberbefelh übernam, Koburg Cen-
tralpunct aller Depeschen blib und also auch des General-
commandos; und nachdem man am 17ten April die Fran-
zosen bis gegen Guise zurük gedrängt hatte, schrit man
am 18ten zwar zur Belagerung von Landrecies; aber damit
war auch der Strom des Krieges wider in das frühere Bette
hereingelenkt, wo er nun langsam und systematisch da-
hin floß.
Unter diesen Umständen ergriffen die Republikaner
am 26ten April auf allen Seiten die Offensive. Rechts
drangen sie nach Schönenberg (Schoonenbrcg, Beaumont)
und gegen die Sambre; im Centrum gegen Landrecies; am
gewaltigsten links, wo sie ihre bedeutendsten Kräfte con-
centrirt hatten, gegen Meenen, Kortryk und Ypern vor.
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Extrahierte Personennamen: Koburgs Franz Franz Hohenlohes_Stelle_Kaunitz
123
schen Schlacht, die auch den 16ten fortdauerte. Um
5 Uhr Abends muste sich an lezterem Tage General Clair-
fait, der unter Koburg beseligte, zurükziehen. Koburg
hob die Belagerung von Malboden auf, und gieng über
die Sambre zurük. Er hofte bald durch den Winter Ruhe
zu haben; aber der Convent decretirte einen Winterfeldzug
bis das französische Gebiet gesäubert wäre. Es war un-
möglich die Oestreicher vor Ende des Jahres aus Condat,
Schwanental und Haimons-Eichicht zu vertreiben.
Wurmser hatte inzwischen Zabern zu nemen gesucht,
und in Straßburg war eine Verschwörung angesponnen
worden, die Stadt den Deutschen zu überlifern. Allein
St. Just und Lebas, die hier als Conventsdeputirte waren,
ließen 70 Personen hinrichten, und Pichegru, der die Mo-
selarmee kommandirte, und gegen den Herzog von Braun-
schweig und Wurmser Vorgehen muste, so wie Hoche, Na-
men die Weißenburger Linien wider. Hoche hatte vom
Convente die laconische Ordre erhalten: Landau ou la mort!
Landau ward wirklich am 26ten December entsezt. Hoche's
Truppen hatten in 40 Tagen 36 Treffen gelifert, und
hatten durch ihr Anstürmen die Alliirten so ermüdet, daß
diese sich nun in die Winterquartire zurükzogen: die preus-
si'sche Armee auf Mainz; Wurmser über den Rhein. Preus-
sen trat in der nächsten Zeit säst ganz vom Kriegsschau-
plätze ab. Nach anderen Seiten waren die Franzosen nun
in frischem Vordringen. Dugommier warf nach der Ein-
name Toulons die Spanier zurük, und drang in den öst-
lichen Pyrenäen vor.
Die Form der Regirung in Frankreich in dieser Zeit
war diese, daß die neun Mitglider des Wolfartsausschußes
(in welchen, nachdem er aus den Niderlanden zurükgekert
war, auch Carnot eintrat, und mit ihm zugleich Robes-
pierre) alle wirkliche Gewalt in Frankreich in Händen
hatten. Sie hatten über alle Bürger, über ihr Leben und
ihre Freiheit zu verfügen, und 50 Millionen Francs waren
ihrem Comité als Geldmittel für seine Betribe zur Dis-
position gestelt. So mit politischen Mitteln ausgestattet,
und durch den Beifal der Jacobinerloge getragen, ward es
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neutrales Gebiet, sobald er bis zum Rhein vordrang —
sein Terrän reichte von den niderländisch deutschen Grenzen,
wo diese an den Rhein stoßen rheinaufwa'rts bis Mann--
heim. Im Sept. 1795 hatten sich aber Jourdans Unter-
commandeurs über die Neutralitätsbedingung hinweggesezt,
und Championnet gieng bei Düsseldorf über den Rhein.
Um dieselbe Zeit hatte sich Pichegru, der die südlichere Ar-
mee am Rheine beseligte, des ganzen linken Rheinufers
von Mannheim bis Hüningen bemächtigt, und Mannheim
besezt. Pichegru unterhandelte in dieser Zeit mit den fran-
zösischen Prinzen, namentlich mit dem Prinzen von Conde,
und war ebenso von der royalistischen, als Iourdan von
der republikanischen Partei gehoben; aber beide haßten sich.
Oestreich hatte den Krieg gegen Frankreich schwach fortge-
sezt. Im Herbste 1795 ward Clairfait gegen Iourdan,
Wurmser gegen Pichegru gesandt, der einen Teil seines
Heeres nach Heidelberg hatte Vorgehen laßen. Aus dieser
Position wurden die Franzosen im October von den Oest-
reichern (warscheinlich mit Pichegru's Einverständnis) ver-
triben; und auch Clairfait trib Jourdans Truppen gegen
Mainz hin zurük. Dann folgte am 30ten December ein
Waffenstilstand, wärend dessen sich Clairfait mit Thugut
veruneinigte und das Commando niderlegte. Hoche fürte
den Krieg im Westen noch gegen den lezten Rest der Em-
pörer in der Vendöe, die sich unter Charette hielten, bis
dieser im März 1796 gefangen und in Nantes erschoßen
ward.
So hatte sich also zu Anfänge des Jahres 1796, nach
dem Friden mit Toscän, Preussen, Heßen, Spanien; nach
dem Waffenstilstande mit Oestreich und der gänzlichen Be-
sigung der Empörungen im Inneren, der Krieg ganz nach
der italienischen Seite hin concentriren können. Besonders
seit die Truppen von der spanischen Grenze dahin gesandt
-werden konten.
Die Engländer hatten ihrerseits den Krieg zur See
mit Glük fortgesezt, und nach dem schon früher ermänten
Seesige bei Ouessant unter Howe noch einmal an der ge-
nuesischen Küste unter Hotham (im März 1795) und bei
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355
nächst nicht deutlich ausgesprochen war, gebildet. Am Loten
März erfolgte indessen eine Bestimmung, daß Moreau bei
seinem Vordringen in Deutschland ein starkes Corps in
der Schweiz zurüklaßen solle, welches später durch eine
Abteilung der Reservearmee abgelost über die Alpen nach
Italien hereindringen solle. Anfangs Mai ward dies zuni
Uebergange über den St. Gothard bestimte Corps auf
25,000 Man festgesezt. Diesen französischen Rüstungen
gegenüber betrugen die Armeen der Oestreicher, Baiern,
Würtembcrger, Churmainzer und der italienischen beteilige
ten Fürsten nebst einigen Emigrantenregimentern unter
Condö und einigen Schweitzerregimentern in englischem
Solde etwa 230,000 Man. Die Absicht war am Rhein
oberhalb Basel und durch die Schweiz und Saveien —
also über die Landschaften am Leberberge in Frankreich ein-
zudringen; und Hüningen, Landskron, Belfort zu nemen,
wärend zugleich die französische Armee von der ligurischen
Küste vertriben würde und man ihr in die Provinz und
nach Wälsch-Leyden nachrükte. Niemand erwartete, daß
die Reservearmee die Hauptarmee werden, daß Buonaparte
so rasch aus der verteidigenden in eine angreifende Stel-
lung übergehen würde. In Italien hatte Melas seit An-
fang April den Hauptteil seiner Armee in die ligurischen
Küstenlande eindringen laßen; den Rest in eine Posten-
kette zu Sicherung der Alpenübergänge von der Saveier-
und Schweitzerseite her aufgelöst. Gegen Ende April be-
wegte sich die Reservearmee, die auf etwa 40,000 Man
gebracht war, auf Genf. Ist es auch übertriben, wenn
französische Schriftsteller und Buonaparte selbst versichern,
die Alliirten seien über das Dasein dieses ganzen Corps
geteuscht worden, so konte doch in der Tat nicht leicht je-
mand daran denken, daß ein so bedeutender Heerteil in
so früher Jahreszeit seinen Weg über den großen Bernhard
nemen würde. Buonaparte hatte den Uebergang untersu-
chen laßen, und den Bericht erhalten, er sei nicht unmög-
lich. Da ließ er sofort am Fuße des Hochgebirges alle
Artillerie und Wagen auseinander nemen auf Schlitten
und Schleifen verpacken — so sollen sie zum Teil von
23 *
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Extrahierte Personennamen: Melas Bernhard Buonaparte
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Baiern Rhein Basel Frankreich Belfort Italien Saveier- Genf
174
in der Gegend von Fleurus gegen Iourdans doppelt über-
legene Armee, die er wirklich zurük warf; ward nun aber
nicht hinlänglich unterstüzt, und muste also Iourdan die
Belagerung von Charleroi bald von neuem beginnen sehen.
Hierauf endlich beschloß Coburg eine Hauptschlacht zu wa-
gen, und eilte von Dorneck herbei — aber Charleroi capi-
tulirte ehe es zur Schlacht kam am 25ten Juni. Am fol-
genden Tage hatte die Schlacht in der Gegend von Fleurus
stat; sie began mit Tagesanbruch und die Oestreicher stun-
den gar nicht unvorteilhaft, als Koburg die Nachricht von
der Capitulation Charlerois erhielt; nun die Schlacht als
zweklos betrachtete, und, freiwillig auf den weiteren Sig
verzichtend, sich zurükzog. Seine Armee war erstaunt über-
ein Verfaren, dessen Motive ihr nicht einleuchteten. In
guter Ordnung zog sie sich auf Ryfels (Nivelles). Nun
protestirten zwar die Engländer; der Prinz von Oranien
stelle vor, daß man Holland preis gebe; aber (wenn auch
anfangs noch von Verteidigung der Niderlande die Rede
war) alles war umsonst. Die Oestreicher wolten sich in
a'nlicher Weise zurükziehen, wie die Preussen schon getan
hatten. Koburg erklärte, er habe keine Mittel mehr, den
Massen, die der Nationalconvent hervorzuzaubern wiße, zu
widerstehen. Er gab Brüssel auf; vereinigte sich in Tienen
mit Clairfait, der sich aus Flandern zurükgezogen hatte —
und dann sezten sie ihren Rükmarsch auf Lüttich fort.
York und Oranien waren auf das heftigste erbittert —
aber diese Erbitterung hinderte nicht die Besetzung Flan-
derns, Hennegaus und Südbrabants durch die Franzosen.
Die Reste der alliirten Armee in den Niderlanden, etwa
50,000 Man dekten nun die Territorien der Republik Hol-
land, indem sie sich in Nordbrabant aufstelten. Koburg
machte in Maastricht halt, und Pichegru und Iourdan hiel-
ten eine Linie die sich von Antwerpen auf Namen hin aus-
dente. Diese Linie solten sie, den aus Paris erhaltenen
Befelhen zu Folge, nicht eher überschreiten bis Condat,
Schwanental, Haimons-Eichicht und Landrecies ') wider
von den französischen Truppen erobert seien.
') Am I6ten Juli ganz Landrecies überj am I6ten August
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Extrahierte Personennamen: Koburg Koburg Pichegru
Extrahierte Ortsnamen: Charleroi Coburg Charleroi Holland Preussen Flandern Hennegaus Niderlanden Maastricht Paris Schwanental
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Möllendorf zu keinem anderen energischen Schritte zu be-
wegen. Im December kamen die Franzosen wider in Besiz
des Brückenkopfes bei Manheim und konten vor Ende des
^ Jahres Mainz einschließen, da der größte Teil der preus-
sischen Truppen auf das rechte Rheinufer zurükgegangen
war. Koburg übergab inzwischen am 28ten August den
Oberbefelh des Heeres an den Feldzeugmeister Clairfait, und
zog sich zurük. Jourdan sezte sich sofort in Stand, Clair-
fait die Spitze zu bieten. Nach Mitte September gieng
die östreichische Armee hinter die Sfoer zurük. Am 2ten
October drang Jourdan weiter vor; die Oestrcicher wichen
vor ihm, und giengen am 5ten und 6ten sogar über den
Rhein zurük. Schon am 6ten erreichten die französischen
Colonnen Cöln. Am 4ten November gieng durch Capitu-
lation auch Maastricht an die Franzosen über, und Jour-
dans Armee bezog Cantonirungen. Pichegru hatte inzwi-
schen die englisch - holländsche Armee aus Nordbrabant über
die Maas gedrängt; Orten war am 23ten, Crvvecoeur am
27ten September; Hcrzogenbusch am 10ten October den
Franzosen übergeben worden. Mitte Octobcrs übernam
Moreau an des erkrankten Pichegru Stelle den Oberbefelh
dieser Nordarmee; am 21ten October siel auch Venlo; und
York hatte sich schon am 6tcn October hinter die Waal
zurükgezogen. Am 7ten November räumte die englische
Besatzung Nimwegen, und überließ die holländische Be-
satzung, die das Gewer strecken muste, ihrem Schiksal.
Pork gieng am 2ten December einstweilen nach England
zurük und überließ den Oberbefelh dem alten General Gra-
fen Walmoden. Auch Moreaus Armee bezog Cantonirun-
gen. Hcusden, Gcrtruydenberg, Grave sielen noch vor
Ende des Jahres den Franzosen in die Hände; Breda und
Zeevenbergen wurden eingeschloßen gehalten. Wärend Spen-
cer in Wien auf kategorische Erklärungen drang, näherte
sich Preussen schon der französischen Regirung und unter-
handelte Oestreich um einen Waffenstilstand. Spencer konte
nichts erreichen, als daß ein östreichisches Corps von
25,000 Man unter Albinzy gegen Uebername der Erhaltung
desselben England und Holland zur Verfügung gestelt und
mit
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Extrahierte Personennamen: Koburg August Jourdan Pichegru Maas Spencer Albinzy
Extrahierte Ortsnamen: Manheim Rhein Maastricht Hcrzogenbusch Venlo Nimwegen England Moreaus Gcrtruydenberg Breda Wien Preussen England Holland