425
hatte die reine Lehre ungehinderten Eingang ge-
funden. Da aber nun das Land unter österrei-
chische Herrschaft fiel, fanden sich alsbald die
Jesuiten ein und suchten, einversiändig mit dem
habsüchtigen Feldherren und Statthalter Georg
Basta, die Gegenreformation selbst durch
die ungerechtesten Mittel zu erzwingen. Auf
die Klage der braven Siebenbürgec nannte sie
Rudolph unruhige Köpfe, statt ihre Beschwer-
den zu prüfen und zu erleichtern. Sie erhüben
sich daher (im I. 1605) unter Vorschub dec
Türken, die ihnen den Gabriel Bethlen
Zum Fürsten setzten, der aber, außer Stand den
Kampf gegen Oesterreich zu bestehen, diese Wür-
de an den S tep Han B o t sch ka i abkrat. Die-
ser fiel in Ungarn, Mähren und Böhmen ein,
und da der unrhälige Kaiser keine Anstalten zur
Vertheidigung traf, so vermittelte der Erzherzog
Matthias zu Wien (im I. 1606) einen
Frieden, nach welchem Siebenbürgen dem Für-
sten Botschkai verblieb, jedoch unter der Bedin-
gung, daß mir dem Erleschen seines Stammes
das Land an Oesterreich zurüäfallen solle. Zwar
starb Botschkai bald nach dem Frieden z allein
die Bedingung ging nicht in Erfüllung, indem
die Siebenbürgec den Siegmund Ragotzy
wählten, der indessen durch seine Kränklichkeit
bestimmt ward, das Land an den Gabriel
Dathori abzutreten (im I. 1607),
Während der Erzherzog Matthias noch an
dem Frieden zu Wien arbeitete. veranstaltete er
eine Zusammenkunft mit seinem Bruder Ma-
ximilian und den Erzherzogen Ferdinand
und Maximilian Ernst von Steiermark und
errichtete eine Akte (25steu Aprill 1666), in wel-
cher er in Betracht der Geistesblödigkeit des Kai-
sers „zum Haupt und zur Säule" des öfter-
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TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift]]
Extrahierte Personennamen: Georg
Basta Rudolph Matthias Botschkai Siegmund_Ragotzy Matthias Ferdinand Ferdinand Maximilian_Ernst_von_Steiermark Maximilian Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Ungarn Wien Oesterreich Gabriel
Dathori Wien
reichifchen Hauses bestellt ward. Nkemand war
ungehaltener über den Wiener Frieden und die
Verbindung der Erzherzoge als Kaiser Rudolph,
und es gedieh zwischen ihm und seinem Bruder
Mathias zu ernsthaften Mißhelligkeiten. Der
letztere ließ stch in Oesterreich und Mähren hul-
digen (im I. 4603), und Böhmen erhielt srch
Rudolph für dieses Mai nur dadurch , daß er
auf einem Landtage den Stauden die Erfüllung
ihrer gerechten Forderungen versprach. Was er
in der Noth versprochen hatte, mußte er auf
dem nächsten Landtage wider Willen in Erfül-
lung bringen; die Stande drängten ihm den be-
rühmten M a / e st a t s b r i cf ab (Ilten Jul.
1602) vermöge dessen den^Utraqnisten freie Re-
ltqioiisübung, die Universität Prag, ein von dem
erzbischöffiichen Stuhle unabhängiges Conüsto-
rium und das Recht neue Kirchen und Schulen
anzuicgen zngcstanden warb.
-
Das gespannte Verhaltniß, in welchem Ru-
dolph zu seinem Bruder Matthias stand, dauer-
te indessen fort, übel - gewählte Maßregeln, die
er ergriff, brachten ihn vollens um das Ver-
lrauen seiner Unrerrdanen in Böhmen und Schle-
sien, und sein unsicheres, zages Benehmen ge-
wöhnte das Volk und den Mann desselben, den
Grafen Matthias von Thurn, dessen See-
le, von dem Stachel der Leidenschaft getrieben,
mit dem Volkswind verborg'nen Planen cntge-
genfegelle, an Ungehorsam und Frechheit. Es
kam so weit, daß er auch die Krone von Böh-
men an seinen Bruder Matthias abkreren muß-
te (im I. 1611), was ihn dermaßen schmerzte,
daß er nach Unterschreibung der Abdankungsur-
kunde seinen Hut zur Erde warf und die Feder
tu Stücke biß. Erschüttert durch diese Vorgänge
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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439
barmen kannte, den Sieg errang und die Kai-
serlichen vor sich her treibend, mit der fürchter-
lichsten Verheerung in Böhmen einbrach (im
I. 1639). — Unterdessen hatte der Herzog
Bernhard von Weimar nach mehren Siegen
mit der Einnahme von Breisach (Fien Dec.
1638) die Eroberung des Eisaßes fast vollendet.
Doch sollte der kühne Held die Früchte seiner
Siege nicht ärnden; er starb (l8icn Jul. 1659)
zu Neuenburg, wahrscheinlich an Gift, eines
plötzlichen To?es, und durch Richelieu's schlaue
Unterhandlungen kam sein Heer mit Ausnahme
dreier schwedischen Regimenter, die mit klingen-
dem Spiel sich nach Leutschland zu den Ih-
rigen durchschlugen, sgmmt seinen Eroberungen
an Frankreich.
Das Elend Tcutschlands war in diesen Ta-
gen unbeschreiblich. Muthwillig zogen die Ge-
schwader über die Gefilde, die der bandmann
mit sauerer Mühe bestellt hatte, und zertraten
seine Hoffnungen, und in seine friedlichen'woh-
nungen kehrten die rohen Gesellen des Kriegs
ein, übend, was der brennende Religionshaß
verlangte, was die loögebundene Leidenschaft
wollte. Noch harte ihn das raubgierige Gesin-
del nicht verlassen, noch quälten der lähmende
Schrecken und der heiße Huugor seine Opfer;
da kam, als ein arger, entsetzlicher Ga'i, die
Pest durch die Thore der Städte und Dörfer ge-
schritten. Wen das Schwert verschont hatte,
den fiel sie an, und nahm den Priester, der ih-
ren Opfern den Trost des göttlichen .Wortes
brachte, und den Küster, der das Slerbeglöck-
lein zog, daß, als der schwedische General
Pfuhl, derselbe, der sich einst gerühmt, allein
ttoo böhmische Ortschaften verbrannt zu haben,
in Thüringen zu sterben gedachte und nach den
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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442
Ll;ng. Seitdem die spanische Flotte in dem
Kanal durch den holländischen Admiral Tro mp
vernichtet worden war (im I. 1659), Sualo-
ni'nt und Portugal! das Joch Spaniens abge-
schüttelt harten und als dessen Feinde cnrfgetre-
re» waren (im I. 4640), hatte es seine Macht,
gernaß den Grundsätzen Mazarin's, der auf
Richelieu (f 1642) im Ministerium gefolgt war,
fast ungethcilk gegen Yen Kaiser wenden können.
Doch harten seine großen Feldherren Gue-
briant, Tu renne, der Tapferkeit
der Oesterreicher und Baiern nicht immer den
Sieg abgewinnen können, und auf den Schlacht-
feldern bet Wolfen butte! (1641), Kem-
pen (1642), Dutt! in gen (1643), Mer-
gentheim (25sten April! 1645) und Allers-
heim unfern Nördlingen (Zten Aug. 1645) nur
mit abwechselndem Glücke gestritten. In dem
letztgenannten Treffen erkaufte Türenne durch
Hinopferung ferner besten Truppen den Sieg,
sah sich aber eben dadurch so entkräftet, daß er
die Ueberbleibsel des Heeres nur durch eine
schnelle Flucht nach dein Rheine^ retten konnte.
Wlederum wandte sich das veränderliche Glück
des Krieges, als sich Gustav Wränget und Tü-
renne durch ihre Vereinigung bei Giesen (jm
I. 1646), in den Stand gesetzt sahen, dem
Feinde die Spitze zu bieten. Sie versetzten den
Schauplatz des Krieges nach Baiern, und zwan-
gen den Kurfürsten Maximilian, der 29 Jahre
in Glück und Unglück dem Kaiser treu geblic-
hen war, zur Neutralität ( I4tru März 1647 ).
Menschlicher Ansicht mußte nun die Sache
des Kaisers verloren scheinen, da er seines letz-
ten Verbündeten beraubt nab so entkräftet war,
daß er kaum noch ein Heer von 12,000 Mann
qnfzubriligen vermochte und den Oberbefehl,
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Wränget Gustav Maximilian Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Portugal Spaniens Baiern Wolfen Baiern
338
sens, verlangten Kirchen in Prag und hielten,
da ihnen diese verweigert wurden, ihre Zusam,
menkünfte auf dem von ihnen also benannten
Berge Tabor. Indessen starb König Wenzel,
und dadurch daß Siegmund zauderte, Böhmen
in Besitz zu nehmen, gewann der wild-begeü
sterte Hussitenanführcr Ziska Zeit, ganz Prag
gegen den wortbrüchigen und verachteten König
zu bewaffnen. Siegmund belagerte die Stadr (im
I 1420) vergebens, und wahrend ihn die Türken,
kriege auswärts beschäftigten, ward Böhmen der
Tummelplatz einer durch Fanatismus erhitzten,
zügellosen Menge. Nach den Entwürfe« des er,
blindeten Ziska leiteten später Prokopius der
Große und Prokopius der Kleine die
Hussiten. Nachdem das Schrecken, das vor ih,
nen herging, mehre Neichsheere verjagt hatte,
schweiften sie endlich verheerend nach Tentschland
hinüber. Jedermann rieth nun znm Weg der
Güte und Siegmund selbst drang in den Papst,
ein neues Concilium zu berufen um einen Ver,
gleich mit den Hussiten zu Stande zu bringen,
der ihm auch einzeln durch Unterhandlungen
gelang.
Das Concilium ward nach Basel berufen
und im Jahr 1431 eröffnet, und erklärte sich, da
Martins V. Nachfolger Eugen Iv. es aufzuher
den versuchte, von Neuem über dem Papst.
Durch die Compactât e n brachte man die ge,
maßtgtere Partei der Hussiten zur Unterwerfung,
und nach einem großen Sieg (1434) des böh,
mischen Adels über die Taboriten, wie die
strengere Partei sich nannte, kam es zu einem
allgemeinen Frieden (im I.1436).
Als Siegmund kaum an dem Ziel seiner
Strebungen angelangt war, starb er (9ten Sept.
1437), nachdem er vorher auch noch die Kai*
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476
Wohnlich der große Fritz genannt, hatte sei-
nen Geist in ernstem Studium der erhabensten
Wissenschaften geschärft und veredelt, seine lehr-
thümliche Kenntniß des Krieges in der Schule
des großen Prinzen Eugen bereichert^ und berich-
tigt und genoß dabei das seltene Glück, von sei»
ncm haushälterischen Vater einen gefüllten Schatz
und ein treffliches Heer zu erben. Er ward da-
her nicht nur das Vorbild seines Jahrhunderts,
sondern auch der österreichische Erbfolge-
krieg insbesondere, der sich nach Karl's Vj.
Absterbcn entspann, erhielt durch ihn Anfang,
Richtung und Ausschlag.
Naschen Entschlusses drang Friedrich im De-
cembcr 1740 in Schlesien ein und besetzte das-
selbe fast ohne Schwertstreich. Der Sieg, den
er lm folgenden Frühjahr (loten Aprill 1741)
durch die Ausdauer seines Fußvolkes über den
österreichischen Feidmarschall Neuyerg bei Mol--
Witz erfocht, sicherte vorerst seine Eroberung
und ermuthigte die übrigen Prätendenten, zur
Zlusführuug ihrer schwankenden Entschließungen
zu schreiten. Karl Albert von Baiern trat mit
Frankreich, welches durch den Einfluß des durch
abenteuerliche Plane erhitzten Grafen Bellcisle
am Hofe zum Kriege bestimmt ward, und mit
Spanien in das geheime Bundniß zu
Nymphen bürg Clöten Mai 1741), und bald
hernach drang ein französisch- baierisches Heer
In Ober-Oesterreich ein, von wo es sich nach
Böhmen wandte und Prag nahm (25sten Nov.
1741h.
Allenthalben von Feinden bedrängt nahm
die Königin» Maria Theresia ihre Zuflucht zu
den Ungarn und wußte auf einer Versammlung
(Ilten Sept. 1741) den Adel dieses Volkes durch
ihre Aumuth, ihre Würde und den einfachen
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Fritz Eugen_bereichert^ Eugen Friedrich Friedrich Karl_Albert_von_Baiern Karl Maria Theresia
Extrahierte Ortsnamen: Schlesien Neuyerg Frankreich Spanien Ober-Oesterreich Prag Ungarn
379
Iii. Gleichgewicht in Europa.
licher, geistreicher und im edeleren Sinne gemeinnütziger. —
Die Staaten, welche auf Europa's politischen Zustand den
entscheidendsten Einfluß äußern, sind: Grosbritannien,
Oesterreich, Frankreich, Preußen [f. 1740] und
Rußland [f. 1762].
M. Cl). Spr en gel Uebersicht d. Gesch. des achtzehnten Iahrh.
Th. r. Halle 1797. 8. — A. C. Wedele iffi d Denkwürdig-
keiten der neueiten Gefch. in chronologifcher Ueberficht (174°
— 1515). Lüneb. 1801; gteaufl. I8l6. 2v. 8. — *E. Bran-
des Betrachtungen über den Zeitgeist in Teutschlaud in den lezten
Decennien des vorigen Iahrh. Hannov. 1808; und: *Ueber den
Einfluß und die Wirkungen des Zeitgeistesaufdiehöheren Stände
Teutschland's, als Fortsetzung der Betrachtungen. Das. i8io. 8.
112) Zwcy Kriege, der nordische und der über Thron-
folge in Spanien, bestimmten im Anfänge des achtzehnten
Jahrhunderts die Gestalt der europäischen Welt. In dem
nordischen Kriege [1699 — 1721] rangen zwey gewal-
tige Naturen um den Kampfpreis; Carl arbeitete für Ehre
und Gerechtigkeit, Peter für Wohlstand und Bildung sei-
nes Reiches. Dieser Krieg war von Peter I, der nach dem
Besitze der Ostseeküste trachtete-, August Ii, der Liefland
und Erbmacht in Polen erstrebte, und von Christian V,
dem nach Schleswig gelüstete, auf Schwedens Demüthigung
und Verkleinerung angelegt, schien aber im ersten Iahrzehnde
feiner Dauer eine ganz entgegengesetzte Wirkung hervorzu-
hringen; Carl Xii, dessen Geist und Lehen sich im Kriegs-
gewühle entfaltete, zwang Dänemark zum Travendahler
Frieden sd. 18 Aug. 1700] und schlug bcy Narva sd. zonovz
mit seinem kleinen Heere die zehnmal stärkeren Russen, drang
in Polen ein, entthronte K. August Ii £1704), ertrotzte
auf kursächsischem Boden zu Altranstädt sd. i4sept. 1706]
die Erfüllung aller ferner Federungen und empfing die Huldi-
gungen der größten europ. Mächte, welche um seine Freund-
schaft buhlten. Sein Glück scheiterte bey Pultawa sd. 27
Juri. 1709], er mußte ¡n Bender sbis d. iz Febr. 171^^
unter türkischem Schutz leben, während vermehrte Feinde
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Extrahierte Personennamen: —_A._C._Wedele Carl Peter_für Peter_I August Christian_V Carl_Xii August Bender
Extrahierte Ortsnamen: Europa Grosbritannien Oesterreich Frankreich Spanien Polen Schleswig Schwedens Narva Polen
dement auszuhalten, und fast niemand zweifelte daran,
daß man der Gewalt des feindlichen Geschützes in wenigen
Tagen erligen müße, als plözlich eben am 2ten Juli nach
Mittag 3 Uhr-der Bote, welcher den Waffenstilstand an-
kündigte ankam, und den treu in ihrem Glauben aushar-
renden Rettung brachte. Von Anfänge der Belagerung
an bis dahin waren an 26,000 Kugeln und Bomben auf
die Vestungswerke und die Stadt geschoßen worden, und
die leztere sah einem Trümmerhaufen änlicher als einem
menschlichen Wonorte. Graudenz, was sich auch noch hielt,
war nicht eigentlich angegriffen worden, sondern nur be-
obachtet.
Auch in Schlesien hielten sich noch einige Gebirgsve-
ften. Koset war, weil Napoleon den Bclagcrungshaufen
anderwärts besser breuchen konte, seit dem 12ten März
nur noch bloquirt worden. Der Oberst von Puttkammcr,
nach des Obersten von Neumann Tode Commandant, 'hatte
am 18ten Juni durch Mangel und Seuchen gezwungen
eine Capitulation eingegangcn, die Veftung zu übergeben,
wenn sie in vier Wochen nicht entsezt werde. Neiffe war
am 16ten Juni übergeben worden. Der Oberst von Götzen
.hatte in der Grafschaft Glatz nochmals ein kleines preussi-
sches Heer gebildet; es war schon im Mai wider vernichtet
worden. Seit der Niderlage Götzens und der Besetzung
von Neiffe waren die Preussen auf Glatz beschränkt, denn
Kofel als schon in Capitulation begriffen, war nicht zu
rechnen. Da schloß Götzen, der sich nach Glatz geworfen,
für diese Veste eine änliche Capitulation wie die von Ko-
fel war. Ehe beide Plätze wirklich übergeben wurden, war
aber am 7ten Juli mit Russland, am Oten mit Preussen
zu Tilsit von Napoleon Friden geschloßen worden.
In diesem Friden trat Preussen zu Disposition des
Kaisers der Franzosen ohne Ausname alle Besitzungen
westlich der Elbe ab; außerdem an Sachsen den Kotbusser
Kreis, und zu Bildung eines Großherzogtums Warschau,
ebcnfals für Sachsen, alle seit 1772 aquirirten polnischen
Provinzen, so wie — obwol nicht für Sachsen bestirnt —
Danzig, was wider freie Stadt ward, und dessen Gebiet.
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TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Neumann Glatz Glatz Napoleon
V. Annäherung d. europ. Staaten z. pol. System. L83
begünstigte das Emporkommen des dritten Standes, bey einseitiger Aus-
übung der Alleingewalt; seine Lheilnahme an auswärtigen Angelegenhei-
ten war gering; er zwang [1493^ Frankreich, ihn anzuerkcnnen und
schloß sich dem spanischen Hofe an.
Regenten-Folge: Eduard 1 st. 1307; Eduard Ii st. 1327; Eduard Iii
st. 1377; Richard Ii st. 1399; Heinrich Iv st. 1413; Heinrich V st.
1421; Heinrich Vi bis 1461, st. 1471; Eduard Iv st. 1483;
Eduard V st. 1483; Richard Iii st. 1485; Heinrich Vii st. 1509.
93) Die nordischen Reiche (§. 81) bilden einen eigenen, vom
übrigen Europa fast abgetrennten politischen Kreis und befinden sich in
einer Gährung, welche die Umstaltung ihrer inneren Verfassung und
äusseren Verhältnisse vorbereitet. In Dänemark wurde unter Chri-
stoph Ii [1319—1332] die Königsmacht durch den Herrenstand [d. 25
Jan. 1320] sehr beschränkt. Nach Waldemar's Iii Stobe [1375]
vereinigte sein lojähr. Enkel Olav Iv, Sohn des norwegischen K.
Hakon Viii, [1380] Norwegen mit Dänemark und dessen Mutter
und Nachfolgerin [1387] Margaretha unterwarf [1389] Schweden
und gründete zu Calmar [d. 12 Jul. 1397] die, langdauernde verderb-
liche Unruhen erzeugende Union der drey Königreiche. Schon unter dem
ersten Unionkönig Erich Vii [1412—1439; st. 1459] wurde diese
Verbindung durch Aufstand der Schweden [1435] ausgehoben; Chri-
stoph Iii der Baier [1440—1448] stellte sie wieder her; aber unter
Christian I von Oldenburg [1448—1481], welcher den dänischen
Ständen das Wahlrecht zugestand, trennte sich Schweden [1464] abcrmal,
und sein S. Johann Ii [st. 1501] konnte nur auf kurze Zeit [1499—
1501] die Herrschaft über dieses Reich erzwingen. — In Schweden
wirkte die zunehmende Macht der Stände und des Klerus nachtheilkg.
Die dänische Margaretha besiegte bey Falköping [d. 24 Febr. 1389]
K. Alb recht v. Meklenburg, gegen dessen Gewaltthätigkeiten sie von den
Ständen zu Hülfe gerufen worden war, und unterwarf das Reich; aber
die Unruhen dauerten fort und der Partheygeist fand im Aufstande gegen
den Unionkönig [1435] und während der, durch Hierarchie zerrütteten
Regierung des Reichsvorstehers Carl Knutson [1436], welcher nach
Christoph's des Baiern Tode, als Carl Viii [1448—1470] den
Thron bestieg, volle Nahrung. Erst dem Rcichsvorsteher Sten Sture
[1471 —1504], Schw. S. Carl's Viii, gelang es, der Nation mehr
Einheit zu geben, durch Erhebung des Bauernstandes die Anmaaßungen
des Adels und die Uebermacht des Klerus zu begränzen und bürgerliche
und geistige Bildung zu begründen.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Eduard Eduard Eduard_Ii Eduard Eduard_Iii Eduard Heinrich_Iv Heinrich Heinrich_V Heinrich Heinrich_Vi Heinrich Eduard_Iv Eduard Eduard Eduard Heinrich_Vii Heinrich Olav_Iv Hakon_Viii Margaretha Erich_Vii Christian_I Johann Margaretha Carl_Knutson Carl_Viii
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europa Dänemark Chri- Norwegen Schweden Schweden Oldenburg Schweden Schweden Baiern
300
Neuere Geschichte.
Saatfeld Geschichte des Portugief. Eolomalwesens in Ostindien. Gott.
1810. — Ueber d. 1598 auftretenden Sebastian vergl. Daru Hist, de
Venise T. 4 p. 146 sqq.
104) Die österreichische Monarchie hatte unter dem vorsichti-
gen K. Ferdinand I sst. 1564] und dem weise-milden Maximilian
H [ ft. 1576] innere Stärke' und kräftiges Ansehen gewonnen, als des
gemüthkranken Rudolph Ii sst. den 20 Jan. 1612] schlaffe Regierung
in äusseren politischen Verhältnissen auf entscheidende Mitwirkung ver-
zichtete und im Innern Zuchtlosigkeit, von Gewaltthaten begleitet, und
bürgerliche Zwietracht entstehen ließ, Matthias sst. 1619] wortlose
Unsicherheit vermochte dem Uebel nicht zu steuern; aber Ferdinand Ii
[1619 — 15 Febr. 1637], von Jesuiten zu fanatischer Beharrlich-
keit erzogen, war entschlossen, das alte System, des Glaubenszwan-
ges wieder zu Ehren zu bringen, und hoffte die Diktatur in Europa
zu erwerben. Das Zeitalter begünstigte dieses Vorhaben; Spanien
war mit Oesterreich einverstanden; Frankreich hatte des, um Staats-
wirthschaft und Nationaleinheit hoch verdienten und in dem Entwürfe
zur europäischen Republik die Obergewalt erstrebenden, politisch-großen
Bourbons Heinrich'siv ferm, den 14 May 1610] politisches System
aufgegeben und buhlte um habsburgische Freundschaft; Teutschland war
ohne Haltung und Eintracht; mißtrauisch beobachteten sich die Katholiken
und die durch innere Spaltung geschwächten Protestanten; von diesen ei-
nige zu einer unthätigen Union sd. 4 May 1608], jene in eine dem kai-
serl. Vorhaben nicht abholde Liga sden 10 Juli 1609] vereint; die Nie-
derlande von innerem Zwiespalte bedroht; Britannien dem schwachen
Jacob I sd. 28 März 1603] preisgegcben; die osmanische Pforte kraft-
los; der Norden getrennt. Ferdinand benutzte zur Verwirklichung sei-
nes wachsend umfassenderen Entwurfes die Vorgefundene, durch schnöde
Verletzung des Majestätbriefes svom 11 Juli und 20 Aug. 1609] her-
vorgerufene böhmische Jnsurrection ss. dem 23 May 1618]], welche mit
Besiegung des pfälz. Friedrich V auf dem weißen Berge [d. 8 Nov.
1620]] eigentlich beendigt war; der Kampf erhielt durch Verpflan-
zung nach Deutschland 30jährige Dauer und Religioncharakter. Vergeb-
lich stellte sich, auf Veranlassung Britannien's und der von Spanien
[1621]] wieder angegriffenen verein. Niederlande, Christian Iv K. v.
Dänemark den rcissenden Fortschritten der von Lilly und Wal len-
stein geführten kaiserlichen Heere in Niedersachsen [1625] entgegen.
Das Restitution-Edict [d. 6 März 1629]] schien die Annäherung einer
neuen Ordnung der Dinge für Teutschland anzukündigen, als in dem
mehrfach gereizten und von unverstellter Gottesfurcht begeisterten Schwe-
den-König Gustav Adolph der Retter des Protestantismus und teut-
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Extrahierte Personennamen: Saatfeld Sebastian Venise_T. Ferdinand_I Ferdinand Maximilian
H Maximilian Rudolph_Ii Matthias Ferdinand Jacob_I Ferdinand Friedrich_V Friedrich Christian_Iv_K. Lilly Gustav_Adolph Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Europa Spanien Oesterreich Frankreich Britannien Deutschland Spanien Niederlande Niedersachsen Teutschland