220
Friedrich Ulrich, der schon längst das Vertrauen auf seinen
Oheim Christian Iv. verloren, hatte sich bereits vor der Schlacht
bei Lutter am Barenberge gänzlich von dem dänischer, Bündnisse
losgesagt. Seinen Regimentern ließ er die Weisung zukommen,
sofort das dänische Heer zu verlassen, und an Christian Iv. stellte
er das Verlangen der schleunigsten Räumung Wolfenbüttels. Der
Dänenkönig war weit davon entfernt, den Befehlen des Herzogs
sofort nachzukommen. Doch sielen die von ihm besetzten Städte
und Festungen, die den Ligisten bislang noch widerstanden, nach
und nach sämmrlich in deren Hände. Die Dänen wichen immer
mehr zurück und suchten während dieses Rückzuges Niedersachsen
noch entsetzlich heim. Erst gegen Ende des Jahrs 1627, als auch
das von ihnen besetzte Wolsenbüttel gefallen, konnte man diewelfen-
lande als von den Dänen gesäubert betrachten. Friedrich Ulrich
athmete auf, Christian Iv., durch dessen Heer sein Land so bedrückt
worden, war ja entfernt, und mit dem Kaiser hatte er bereits 1626
durch Tilly einen Friedensvertrag abgeschlossen. Aber ihm sollte
nun einmal keine Ruhe gegönnt werden. Jetzt ward ihm von
der kaiserlichen Partei der Vorwurf gemacht, mit dein Verfahren
Christians von Halberstadt wegen Wiedereinsetzung des vertriebenen
Kurfürsten von der Pfalz einverstanden gewesen zu sein, sich auch
gegen Kaiser und Liga als offenkundigen Feind gezeigt zu haben.
Unter solchen Umständen beschloß man den vom Herzoge mit Tilly
1626 abgeschlossenen Vertrag als nicht gültig zu betrachten und
Ersterm die Erstattung der aufgewandten Kriegskosten aufznerlegen,
ja man ging sogar mit dem Gedanken um, Tilly mit dem Fürsten-
thum Calenberg zu belehueu, und kam letzteres Vorhaben nur des-
halb nicht zur Ausführung, weil Marimilian von Baiern sich mit
aller Entschiedenheit dagegen aussehnte, und der Kaiser sich diesen
nicht zum Gegner machen durste. Dagegen ward 1629 das soge-
nannte Restitutionsedikt erlassen, durch welches das große Stift
Hildesheim dem Herzoge Friedrich Ulrich entrissen ward. Wenn-
gleich sich dieser solchem Verfahren willig zeigte, so trat sein Vetter,
der Herzog Georg, der mnthmaßliche Nachfolger in der Herrschaft
über Calenberg-Wolfenbüttel, der bislang in Italien für den Kaiser
gekämpft, doch entschieden dagegen auf. Er trat sofort aus den
kaiserlichen Diensten aus und gehörte zu den ersten protestantischen
Fürsten, die sich mit dem Schwedenkönig Gustav Adolf in Ver-
bindung einließen, der sich bereit erklärt hatte, gegen die Feinde
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Extrahierte Personennamen: Georg Georg Christian Georg Tilly Georg
Solche Gesinnungen in solcher Zeit ehren diejenigen, welche
sie äußern, mehr als ein Monument von Stein.
Mit solchen Absichten für sich uitb sein Haus eröffnete Georg
den Feldzug von 1640. Wäre ihm ein längeres Leben von der
Vorsehung beschieden — das von Schweden und Frankreich an
Deutschland diktirte In strurn entuna pacis Westphalicae würde
für uns gewiß ehrenvoller gelautet haben!
Die lüneburg-hessische Armee vereinte sich mit der Baner's und
des Herzogs von Longueville. Selten sind drei Parteien einig;
dazu war das Benehmen des hannoverschen Generals von Klitzing,
mehr noch des hessischen von Holzapfel, Nelanàer genannt
(des bekannten späteren Ueberlänfers), geradezu verdächtig. So
mochte es kommen, daß keine besonderen Resultate erzielt wurden.
Deshalb kamen die Anführer der protestantischen Parthei überein,
in Hildesheim im Oktober 1640 eine Besprechung wegen eines
besser in einander greifenden Operationsplans zu halten. Ber die-
ser Gelegenheit war das traurig berüchtigte Gastmahl, das so
vielen Häuptern der protestantischen Parthei den Tod brachte.
Prinz Christian von Hessen und ein Graf von Schanmburg erla-
gen sofort. Herzog Georg und Bauer erstanden vom Kranken-
lager nicht wieder. Nur die französische Parthei hatte keinen Todtcn
zu beklagen. Kein Wunder, wenn man eine Vergiftung, von
dieser Parthei ausgehend, argwöhnte, welche ihr das Uebergewicht
in der protestantischen Sache zuwenden sollte! Völlig bewiesen
werden kann nichts in dieser Angelegenheit!
Georg starb am 2. April 1641. Sein Krankenlager war
nach jenem Gastmahl nur durch eine kurze Periode anscheinender
Besserung unterbrochen. Zwölf Tage vor seinem Tode, am 20. März,
hatte er durch seinen Kanzler Stuck ein Testament niederschreiben
lassen, dessen Inhalt für hannoverische Geschichte von höchster Be-
deutung ist. Da es längst bekannt ist,*) bedarf es nier der Be-
sprechung der wichtigen Paragraphen 8, 12 und 18.
Sie enthalten die Bestimmung, daß, wenn die Fürstenthümer
Celle und Calenberg in der Hand Georg's oder seiner Söhne ver-
einigt werden sollten, diese nie zusammenzulegen, sondern mit ihren
Dependenzen nach vorheriger Ausgleichung neben einander zu
feheu seien; daß dem ältesten Sohne die Wahl unter diesen
') Rcthmeeir's Chronik, p. 1653.
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Extrahierte Personennamen: Georg Holzapfel Christian_von_Hessen Georg Georg
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Frankreich Deutschland Hildesheim Schanmburg Calenberg
290
Noch in demselben Jahre leitete er ein Unternehmen eigm-
Ihümlicher Art. Die Stadt Brannschweig, durch ihre bisherigen
Schicksale und ihre Verbindung mit der Hansa zum Gefühl einer
eben so ungesetzlichen als übermüthigen Unabhängigkeit gesteigert,
meinte mit ihrem wirklichen Herrn, dem Herzoge Rudolf August
von Wolfenbüttel, auf dem Fuße einer selbstständigen dritten Macht
unterhandeln zu können, und verweigerte eine Huldigung, wofern
sie nicht selbst die Bedingungen entwerfen könne, unter denen ihr
eine solche genehm sei. Georg Wilhelm vereinigte nun alle regieren-
den Fürsten des welfischen Hauses 31t einem gemeinschaftlichen Un-
ternehmen, welches den Zweck hatte, die Stadt Braunschweig zur
Unterwerfung unter ihren gesetzmäßigen Herrn zu zwingen. Ein
vom Grafen Friedrich von Waldeck befehligtes Heer belagerte die
Stadt, die bald accordirte, die Huldigung leistete, und ihr ganzes
bisher mehr auf den Fuß einer Republik eingerichtetes Regiment
abstellen, und ein neues annehmen mußte, das mehr mit dem
Charakter einer abhängigen brannschweig-lüueburgischen Landes-
stadt übereinstimmte.
Bei dieser Gelegenheit erwarb Georg Wilhelm die fünf
dannenbergschen Aemter, die er von Wolfenbüttel gegen seinen
Antheil an der Stadt Brannschweig nnb dem Stifte Walkenried
eintanschte.
Im Jahre 1673 und 1674 nahm er an dem Reichskriege gegen
Frankreich als Verbündeter des Kaisers lebhaften Antheil. Er
selbst und sein Bruder Ernst August befehligten die Hülssvöl-
ker des medersächsischen Kreises in Person, wohnten der Schlacht
voll Ensisheim bei, und schlugen deil französischen Marschall Cre-
quy am 11. Allglist 1674 bei der conzer Brücke, den sie sogar
später bei der Belagerung Triers gefangen nahmen. Leider blieben
diese Siege ohne besondere Erfolge.
In diesem Kriege waren die Schweden die Buudesgeuossell
Frankreichs. Ludwig Xiv. vermochte sie, in die Staaten des
Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Braildenburg, der als Ver-
bündeter des Kaisers mit am Rheine focht, eiilzllfalleil, um diesen
Gegner im eigenen Lailde 31t beschäftigen. Die Unternehmung nahm
jedoch ein anderes Ende. Dnrch die Schlacht voil Fehrbelliu am
18. Januar 1675 wlirdeil nicht allein die Schweden zurückgetric-
den, sondern sie verloreil nach diesem Siege des Kurfürsten auch
zugleich vollständig ihr Ansehen als liach dem westphälischen Frie-
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_August
von_Wolfenbüttel Rudolf August Georg_Wilhelm Wilhelm Friedrich_von_Waldeck Friedrich Georg_Wilhelm Wilhelm Ernst August Ludwig_Xiv Ludwig Friedrich_Wilhelm_von_Braildenburg Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Ensisheim Schweden Frankreichs Rheine Schweden
330
1731 die Erklärung ab, daß er auch als Kurfürst von Hannover
die pragmatische Sanktion anerkenne. Kaum war jedoch Karl V.
am 20. Oktober 1740 gestorben, als der Kurfürst Karl Albrecht
von Baiern mit Ansprüchen auf die österreichssche Monarchie her-
vortrat, und Friedrich Ii. seine Kriege um das zu erobernde
Schlesien begann. Frankreich stellte sich mit Spanien ans die
Seite Karl Albrecht's und machte sich verbindlich, nicht allein ihn
im Kampfe direkt zu unterstützen, sondern auch Hannover und
Holland von der Unterstützung der Kaiserin Maria Theresia ab-
zuhalten.
Während nun bei der gedrängten Lage derselben eine Menge
Mächte, welche die pragmatische Sanktion anerkannt hatten, wort-
brüchig wurden und die Fahnen wechselten, hielt Georg Ii. treu
bei seinem Worte, und zog sogleich sein durch gothassche, dänische
und hessische Söldner ans 30,000 Mann angewachsenes hannover-
sches Heer in zwei Lagern bei Nienburg und Hameln zusammen.
Im Osten von den Preußen, von Süden her durch die Franzosen
bedrängt, konnte jedoch das Heer nichts ausrichten, und so ward
Georg gezwungen, im September 1741 einen Neutralitätsvertrag
mit Preußen und Frankreich za schließen, und sich verbindlich zu
machen, binnen einem Jahre als Kurfürst von Hannover die
Kaiserin weder zu unterstützen noch die Kaiserwahl ihres Gemahls
zu befördern.
Die Besorgnisse eines preußischen Einfalls in Hannover waren
allerdings durch diesen Vertrag gehoben; allein die Franzosen ver-
änderten voll ihrer droheilden Stellung nichts. Als daher der in
Breslau am 28. Juli 1742 zwischen Oesterreich und Preußen ge-
schlossene Friede einen Theil der Verwickelungen lösete, beschloß
man haliptsächlich die Franzosen ailzllgreifen. Die pragmatische
Armee, so genannt wegeil des Zwecks, ;u welchem sie znsammen-
gezogen war, aus Hannoveranern, Holläilderil, Hesseil und Oester-
reichern, setzte sich, 1742 und 1743 von Belgien aus nach Fran-
ken in Bewegung und ward seit April 1743 von Georg Ii. selbst und
seinem Sohn, Wilhelm Alignst, Herzog von Cumberland, befehligt.
Am 27. Jllni ward der französische Feldherr, Herzog voll Noallles
lil der großeil Schlacht bei Dettingen besiegt, die jedoch für den
eigentlichen Gang des Kriegs ohne Folgen blieb.
J»l Jahre 1744 erklärte Frankreich auch an England bcti
Krieg, während es bisher solchen nur mit dem Kurfürsten von
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Karl_Albrecht
von_Baiern Karl Albrecht Friedrich_Ii Friedrich Karl_Albrecht's Karl Maria_Theresia Maria Theresia Georg_Ii Georg Georg_Ii Wilhelm_Alignst Wilhelm von_Cumberland
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Spanien Holland Nienburg Hameln Frankreich Hannover Breslau Oesterreich Hesseil Belgien Fran- Dettingen Frankreich England
230
Näthen, so wie bei Dänemark; Georg bei der protestantischen
Parthei, und nun begannen natürlich auch die Zeiten der Deduk-
tionen, womit jedoch die Sache erst recht verwickelt wurde.
Da trat plötzlich der Befehlshaber der kaiserlichen Besatzung in
Wvlsenbüttel, Oberst-Lieutenantjoh. von Rnischenberg, auf, nndrich-
tete an die wvlsenbüttel- und calenbergischen Stände ein drohendes
Manifest im Namen des Kaisers, worin dieser die fraglichen Länder
für eröffncte kaiserliche Lehen erklärte, und die schwerstell Strafen
für alle Unterthanen in Allssicht stellte, welche nicht bis ju völlig
ausgemachter Sache ihil selbst als ihren Oberherrn ansähen.
Jetzt sah man ein, daß Uneinigkeit mir zur verderblichen Ein-
mischung Dritter führen müsse, lind daß diese möglichst den ganzen
Vortheil des Geschäfts davon ziehen könnten. Die Dedliktionen
wllrden frelindlicher, man näherte sich, un5 am 5. September 1634
schlossen die Räthe*) Georg's uild August's zu Meinersen eine vor-
läufige Uebereinkunst: daß die Besitzergreiftulg ohne Präjudiz der
Rechte Einzelner, als für das Gesammthaus geschehen, angesehen
werden solle. Eine gemeinschaftliche Verordillmg vom 10. Septem-
der wies gleichfalls bis zu allögemachter Sache alle Unterthanen
an die alten Räthe und Behörden. Alles sollte sodann in der
Zusammenkluift in Braunschweig, die auf den 16. März 1635 an-
gesetzt war, definitiv erledigt werden, wobei allch die Stände ihre
gllten Dienste anboteil. Allein grade dies schien deil Fürsten gegen
ihre persönlicheil Rechte zu sein. Der Stand der Sache ward
schwieriger, die Fürsteil wurdeii erbitterter, weil Jeder dem Andern
zu wenig zugestand. Georg, als General des niedersächsischen
Kreises, belegte und drückte die danlienbergischen Aemter mit Ein-
quartierung; Anglist erhob gradezu Klage beim Kaiser, und dieser
versuchte es zum zweitenmale, sich in die Rechtsfrage zu mischell,
indem er abernials sich deil Unterthanen Friedrich Ulrich's als vor-
läufigen Herril ankündigte.
Jetzt galt es, rasch und schnell handeln, wenn nicht noch
größeres Unglück eiitsteheil sollte. Georg schickte an den Kaiser, ließ
diesem für günstige Gesiilillingeil fernen Rücktritt von der schwedi-
scheil Parthei und deil Beitritt zum Prager Friedeil anbieten. Das
war schoil etwas, beim der Sieger von Oldendorf verdiente wohl
einige Aufmerksamkeit, lind so kam denn auch von Wien wenigstens
') nicht die Herzöge persönlich.
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Extrahierte Personennamen: Georg Georg Friedrich_Ulrich's Friedrich Georg
Extrahierte Ortsnamen: Wvlsenbüttel Oberst-Lieutenantjoh Rnischenberg Braunschweig Wien
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Extrahierte Personennamen: Georg Georg Gustav_Adolf Gustav Adolf Georg Gllstav_Adolf Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Georg Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Georg Georg Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Georg
Extrahierte Ortsnamen: Würzburg Schweden Deutschland Frankreich
244
Kanzler Orenstierna und die schwedischen Generale, obwohl er selbst
vorerst auch noch schwedischer General blieb, die Würde und die
Selbstständigkeit eines deutschen Fürsten zu bewahren, indem er
sich, wo sich jene seiner nur zum Werkzeug eigener Pläne bedienen
wollten, stets dem entgegen setzte. Als Georg auf dem Kreistage
zu Halberstadt noch zum General des niedersächsischen Kreises er-
nannt wurde, gewann seine deutsche Stellung dadurch bedeutend
an Festigkeit, mehr noch, als sein großer Sieg gegen die kaiserlichen
Feldherren Merode und Gronsfeld bei Hessisch-Oldendorf am 28.
Juni 1633 seinen kriegerischen Ruhm aufs Höchste hob. Er
säuberte die braunschweigischen Lande von Feinden, Dnderstadt,
Hameln, Hildesheim, Minden und mehrere Städte wurden erobert,
der Kriegsschauplatz nach dem eigentlichen Westphalen verlegt, und
als nach dem Tode seines in Lüneburg regierenden Bruders
Christian (8. November 1633) diesem der nächste, August, in der
Negierung folgte, schien anfangs dies Ereigniß der Stellung
Georg's nur förderlich zu sein. Leider nur zu bald sollte sich Alles
ändern.
Nach der Ermordung Wallenstein's am 25. Februar 1634 zu
Eger schien das Glück dem Hause Habsbnrg in vollem Maße
lächeln ju wollen. In der großen Schlacht bei Nördlingen, 7.
September 1634, ward die Macht der Sckweden in Deutschland
für den Augenblick gänzlich gebrochen. Die Stellung Georg's schien
gleichfalls damit trostlos geworden. Den Kaiser, der die Mache
besaß, hatte er, nach den Ereignissen von 1630—1634, als Feind
gegen sich; die Schweden, ohne Macht, einst seine Stütze, koniiten
ihii liicht aufrecht halten, wollten ihn vielmehr allciii dazu iintzen,
ilm für sich neue Kräfte zu gewinnen und das Verlorne wieder
einzubringen. Frankreich, das jetzt die Einmischung in deutsche
Angelegeiihciten durchsetzte, wollte Georg als Werkzeug für feine
Politik ausnutzen, und es galt, gegen dasselbe, trotz des Aus-
schlagens der so liöthigeii Hülfe, doch Selbstständigkeit zii bewah-
ren. Dabei die alte Uneinigfeit der niedersächsischen Kreisstände.
Von der Kreisarmee Georg's vermochten die Schweden 14 Regi-
menter zum Abfall, stellteii sie unter das Kommando eines eignen
Generals, Sperrenter, und bedrohten damit den Bundesgenossen,
der mehr fein wollte, als willenloser schwedischer Diener. Die 1634
eroberte Festung Minden, der Schntzort der Landesgränze Georg's,
ging dllrch Verrath des Commandanten an die Schweden über.
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Extrahierte Personennamen: Georg Christian_( August Georg
Extrahierte Ortsnamen: Halberstadt Hessisch-Oldendorf Hameln Hildesheim Minden Lüneburg Nördlingen Deutschland Schweden Frankreich Schweden Schweden
wirken. Aber es mußte noch Manches durchgemacht werden, be-
vor dies von allen Seiten anerkannt wurde.
Die Schweden nämlich, erbittert auf die braunschweig-lüne-
bnrgischen Herzoge, rückten mit ihren Truppen immer mehr in ihr
Land. Bauer, ihr Oberfeldherr, zog sich über die Elbe, nahm
seit dem 11. August 1636 Lüneburg ein, und bedrohte von da aus
den Herzog August deu Aeltern iu feiner Hauptstadt Celle. Die
Sachseu, welche hier helfen wollten, wurden zurückgeschlagen, bald
darauf, am 24. September 1636, in der großen Schlacht bei Witt-
stock sogar ganz vernichtet. Jetzt stand es schlimm; die erbitterten
Schweden waren Herren im Lande und besetzten alle Städte; der
Kaiser und die Sachsen, auf die man gerechnet, waren außer Stande
zu helfen; dabei hatte man auf Georges Rath nicht gehört, und es
unterlassen, sich selbst auf den geringsten Widerstand vorzubereiten.
Jetzt sah man ein, wie richtig dieser die Verhältnisse beurtheilt.
Von ihm war alsbald Hannover zur Residenz seines neuen
Herzogthums erhoben. Die entsprechenden Bauten, auch die eines
neuen Schlosses, begannen sofort. Aber die Stadt ward auch von
Georg zur starken Festung gemacht, um einen sichern Mittelpunkt für seine
Operationen zu gewmnen.jhn selbst beunruhigtehierkeiner ohne Noth.
Endlich konnte er es dann dahin bringen, daß am 14. Mai
1636 die drei regierenden welstschen Herzoge iu Peine 51t einer
Familien-Conferenz zusammenkamen, und bei der drohenden Stel-
lung der Schweden einen Receß schlossen, der als die wahre Grund-
lage einer welstschen Hauspolitik auzuseheu ist. Es ward festgesetzt,
daß 6 Regimenter iu den 3 Herzogthümern geworben, als Kriegs-
macht des Gesammthauses angesehen und von allen 3 Theilen be-
soldet und unterhalten werden sollten. Diese Truppen wurden
unter den Befehl Georges gestellt, der ihre weitere Organisation
leitete, auch besondere Kriegsartikel für sie entwarf*). Auch fand
man sich hierin Peine mit den Personal-Erben Friedrich Ulrich's ab.
Endlich hatte man doch wenigstens den Anfang der Mittel
für eine von allen Seiten zu respektireude Neutralität gewonnen.
Die getrennten Linien hatten sich im gemeinsamen Interesse genähert.
Jir der Organisation jener Truppen ist der Grund des jetzigen
hannoverschen und braunschweigischen Heerwesens 511 suchen. Darin
') gedruckt von G. F. Glasston in Hannover, und 1645 von Christian
Ludwig für die hannoverschen Truppen aufs Neue bestätigt.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann]]
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Extrahierte Personennamen: August August Georges_Rath Georg Georges Friedrich_Ulrich's Friedrich Christian
Ludwig_für Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Celle Witt- Sachsen Peine Hannover
259
Langenbeck und Kipe, — konnten nicht schnell ein befriedigendes
Resultat finden. Von katholischer Seite forderte man Restitution
des Stifts Hildesheim mit allen genossenen Früchten seit 1522;
die Herzöge suchten dagegen nochmals unter der Hand mit Schwe-
den neue Verbindungen, um dies zu vermeiden, aber Torstenson
traute solchen zweizüngigen Verbündeten nicht mehr, sondern wies
sie zurück. Der Kaiser, davon unterrichtet, bestand nur dringen-
der ans seiner Forderung, und setzte sie and) durch, als verkündet
wurde, daß die Traktaten, durch welche die brannschweig-lünebnrgi-
schen Herzoge ihren Frieden mit dem Kaiser gemacht baben, am
16. Januar 1642 unterschrieben seien. Am 9. März 1642 langte
die kaiserliche Ratification der 36 Friedensartikcl an.*)
Die gewöhnlichen Friedensbedingungen,— gegenseitige Freund-
schaft, Herausgabe der Festungen und Gefangenen ohne Lösegeld
und dergleichen mehr, — sind von geringem Interesse; die von den
tilly'schen Erben an Calenberg erhobene Forderungvon400,Ooo Tha-
lern ward, als von den Herzögen nie anerkannt, gestrichen; am
wichtigsten blieben jedoch die Bedingungen über Herausgabe des
großen Stifts Hildesheim, über welche noch bis in den Anfang
des folgenden Jahrs 1643 besondere Unterhandlungen Statt hatten.
Dann geschah auch dieser Akt, und der Kurfürst Ferdinand von
Cölln erhielt 18 Aemter mit den dazu gehörigen Dörfern und
Städten zurück, mit alleiniger Ausnahme der Häuser Lutter am
Barenberge, Westerhof und Dachtmissen, welche den welfischen Her-
zögen als hildesheimische Lehen überlassen blieben.
Auch verzichtete der Kurfürst von Cölln auf die seit 1522 be-
zogenen und ans 30 Millionen veranschlagten Früchte des großen
Stifts Hildesheim, so wie ans die als Pfandschilling besessenen
Grafschaften Everstein und Homburg, welche den welfischen Her-
zögen sofort wieder überliefert wurden.
Den protestantischen Unterthanen im Stift Hildesheim ward
noch auf die Dauer von 40, dem Adel auf die von 70 Jahren
freie Religionsübung zngesagt; dann verblieb ihnen ungehindertes
Abzugs- und Verkaussrecht des Eigenthums.
Das war der verhängnißvolle Frieden von Goslar. Um einen
Feind zum Freunde zu erhalten, hatte man sich alte Freunde zu
Feinden gemacht, und schon bei diesem Tausch allein verloren;
') Lünig, Reichs-Archiv, Pars. spec. Abth. 4, Braunschweig, p. 126.
17*
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_von
Cölln Ferdinand