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1. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 220

1864 - Hannover : Hahn
220 Friedrich Ulrich, der schon längst das Vertrauen auf seinen Oheim Christian Iv. verloren, hatte sich bereits vor der Schlacht bei Lutter am Barenberge gänzlich von dem dänischer, Bündnisse losgesagt. Seinen Regimentern ließ er die Weisung zukommen, sofort das dänische Heer zu verlassen, und an Christian Iv. stellte er das Verlangen der schleunigsten Räumung Wolfenbüttels. Der Dänenkönig war weit davon entfernt, den Befehlen des Herzogs sofort nachzukommen. Doch sielen die von ihm besetzten Städte und Festungen, die den Ligisten bislang noch widerstanden, nach und nach sämmrlich in deren Hände. Die Dänen wichen immer mehr zurück und suchten während dieses Rückzuges Niedersachsen noch entsetzlich heim. Erst gegen Ende des Jahrs 1627, als auch das von ihnen besetzte Wolsenbüttel gefallen, konnte man diewelfen- lande als von den Dänen gesäubert betrachten. Friedrich Ulrich athmete auf, Christian Iv., durch dessen Heer sein Land so bedrückt worden, war ja entfernt, und mit dem Kaiser hatte er bereits 1626 durch Tilly einen Friedensvertrag abgeschlossen. Aber ihm sollte nun einmal keine Ruhe gegönnt werden. Jetzt ward ihm von der kaiserlichen Partei der Vorwurf gemacht, mit dein Verfahren Christians von Halberstadt wegen Wiedereinsetzung des vertriebenen Kurfürsten von der Pfalz einverstanden gewesen zu sein, sich auch gegen Kaiser und Liga als offenkundigen Feind gezeigt zu haben. Unter solchen Umständen beschloß man den vom Herzoge mit Tilly 1626 abgeschlossenen Vertrag als nicht gültig zu betrachten und Ersterm die Erstattung der aufgewandten Kriegskosten aufznerlegen, ja man ging sogar mit dem Gedanken um, Tilly mit dem Fürsten- thum Calenberg zu belehueu, und kam letzteres Vorhaben nur des- halb nicht zur Ausführung, weil Marimilian von Baiern sich mit aller Entschiedenheit dagegen aussehnte, und der Kaiser sich diesen nicht zum Gegner machen durste. Dagegen ward 1629 das soge- nannte Restitutionsedikt erlassen, durch welches das große Stift Hildesheim dem Herzoge Friedrich Ulrich entrissen ward. Wenn- gleich sich dieser solchem Verfahren willig zeigte, so trat sein Vetter, der Herzog Georg, der mnthmaßliche Nachfolger in der Herrschaft über Calenberg-Wolfenbüttel, der bislang in Italien für den Kaiser gekämpft, doch entschieden dagegen auf. Er trat sofort aus den kaiserlichen Diensten aus und gehörte zu den ersten protestantischen Fürsten, die sich mit dem Schwedenkönig Gustav Adolf in Ver- bindung einließen, der sich bereit erklärt hatte, gegen die Feinde

2. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 241

1864 - Hannover : Hahn
241 oft vorkommt, — einen Fahnenwechsel, darum ist es wohl an der Zeit, für einen solchen Schritt unsers Stammvaters die richtige Beurtheilung zu bevorworten. Unser deutsches Vaterland gibt leider den unumstößlichen Beweis, daß der 30jährige Krieg mit seinen Folgen alle Verhältnisse, große und kleine, so überfluthet und beherrscht hatte, daß sich Alles, um nur zu leben, den Um- ständen fugen mußte; wer über diesen stehen und sie im selbststän- digen Handeln beherrschen wollte, ging gewiß unter. Nun hatte aber Georg nicht einmal die moralische Freiheit, nach Belieben zu bestehen oder unterzugehen. Eben war er be- stimmt, durch Vertrauen seiner Brüder, der Fortpflanzer eines mehr als 800jährigen erlauchten Geschlechts zu sein; er war da- durch wieder mittelbar der Erbe reicher Länder, in denen Hundert- tausende in einer schweren Zeit auf ihn als ihren Vater und Be- rather hinblickten. Georg mußte sich daher erhalten, und seine Verpflichtungen, die ihm t?on der Vorsehung auferlegt waren, waren größer als der eigene Wille. Als er daher klar vor seinem Geiste den Ausgang des dänisch-niedersächsischen Krieges sah, war seine höchste Verpflichtung, die Stellung zu ergreifen, welche ihm und den ©einigen in dem Meere von Verwicklungen, welche be- vorstanden, allein die lebenrettende Zuflucht gewähren konnte. Sein Vetter Christian der Jüngere von Braunschweig, unverhei- rathet, ohne Erben, der Letzte einer zum Außsterben bestimmten Linie, konnte wenigstens, da er keine Verpflichtungen für Descendenten hatte, für seine eigene Person handeln, wie er wollte; er konnte streiten als Ritter für die Königin Elisabeth, als Condvttiere, als Oiantensc;etb, — er hatte nur mit seinem eigenen Innern abzu- rechnen, der Erfolg mochte glücklich oder unglücklich für ihn ab- lanfen. Darin unterscheidet sich die Stellung der welfischen Vettern. Mag die Nachwelt die Thaten des Einen mit dem Schimmer der Romantik verschönern, dem Andern bleibt der Ruhm, als braver Familienvater für alle diejenigen gehandelt zu haben, deren Schick- sal die Vorsehung in näheren oder weitereil Kreisen an das seinige gekettet hatte. Der dänisch-niedersächflsche Krieg beganil. Georg hatte sich vollständig in des Kaisers Dienst begeben. Währeild Walleilstein mit dem kaiserlichen Heere von Osten llild der Elbe vordrang, führte Tilly, als Feldherr der Liga, vom Südeil her Niedersachseil überflntheiid, deil Hauptschlag. Georg war lirsprüilglich bestimmt, 16

3. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 251

1864 - Hannover : Hahn
Solche Gesinnungen in solcher Zeit ehren diejenigen, welche sie äußern, mehr als ein Monument von Stein. Mit solchen Absichten für sich uitb sein Haus eröffnete Georg den Feldzug von 1640. Wäre ihm ein längeres Leben von der Vorsehung beschieden — das von Schweden und Frankreich an Deutschland diktirte In strurn entuna pacis Westphalicae würde für uns gewiß ehrenvoller gelautet haben! Die lüneburg-hessische Armee vereinte sich mit der Baner's und des Herzogs von Longueville. Selten sind drei Parteien einig; dazu war das Benehmen des hannoverschen Generals von Klitzing, mehr noch des hessischen von Holzapfel, Nelanàer genannt (des bekannten späteren Ueberlänfers), geradezu verdächtig. So mochte es kommen, daß keine besonderen Resultate erzielt wurden. Deshalb kamen die Anführer der protestantischen Parthei überein, in Hildesheim im Oktober 1640 eine Besprechung wegen eines besser in einander greifenden Operationsplans zu halten. Ber die- ser Gelegenheit war das traurig berüchtigte Gastmahl, das so vielen Häuptern der protestantischen Parthei den Tod brachte. Prinz Christian von Hessen und ein Graf von Schanmburg erla- gen sofort. Herzog Georg und Bauer erstanden vom Kranken- lager nicht wieder. Nur die französische Parthei hatte keinen Todtcn zu beklagen. Kein Wunder, wenn man eine Vergiftung, von dieser Parthei ausgehend, argwöhnte, welche ihr das Uebergewicht in der protestantischen Sache zuwenden sollte! Völlig bewiesen werden kann nichts in dieser Angelegenheit! Georg starb am 2. April 1641. Sein Krankenlager war nach jenem Gastmahl nur durch eine kurze Periode anscheinender Besserung unterbrochen. Zwölf Tage vor seinem Tode, am 20. März, hatte er durch seinen Kanzler Stuck ein Testament niederschreiben lassen, dessen Inhalt für hannoverische Geschichte von höchster Be- deutung ist. Da es längst bekannt ist,*) bedarf es nier der Be- sprechung der wichtigen Paragraphen 8, 12 und 18. Sie enthalten die Bestimmung, daß, wenn die Fürstenthümer Celle und Calenberg in der Hand Georg's oder seiner Söhne ver- einigt werden sollten, diese nie zusammenzulegen, sondern mit ihren Dependenzen nach vorheriger Ausgleichung neben einander zu feheu seien; daß dem ältesten Sohne die Wahl unter diesen ') Rcthmeeir's Chronik, p. 1653.

4. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 290

1864 - Hannover : Hahn
290 Noch in demselben Jahre leitete er ein Unternehmen eigm- Ihümlicher Art. Die Stadt Brannschweig, durch ihre bisherigen Schicksale und ihre Verbindung mit der Hansa zum Gefühl einer eben so ungesetzlichen als übermüthigen Unabhängigkeit gesteigert, meinte mit ihrem wirklichen Herrn, dem Herzoge Rudolf August von Wolfenbüttel, auf dem Fuße einer selbstständigen dritten Macht unterhandeln zu können, und verweigerte eine Huldigung, wofern sie nicht selbst die Bedingungen entwerfen könne, unter denen ihr eine solche genehm sei. Georg Wilhelm vereinigte nun alle regieren- den Fürsten des welfischen Hauses 31t einem gemeinschaftlichen Un- ternehmen, welches den Zweck hatte, die Stadt Braunschweig zur Unterwerfung unter ihren gesetzmäßigen Herrn zu zwingen. Ein vom Grafen Friedrich von Waldeck befehligtes Heer belagerte die Stadt, die bald accordirte, die Huldigung leistete, und ihr ganzes bisher mehr auf den Fuß einer Republik eingerichtetes Regiment abstellen, und ein neues annehmen mußte, das mehr mit dem Charakter einer abhängigen brannschweig-lüueburgischen Landes- stadt übereinstimmte. Bei dieser Gelegenheit erwarb Georg Wilhelm die fünf dannenbergschen Aemter, die er von Wolfenbüttel gegen seinen Antheil an der Stadt Brannschweig nnb dem Stifte Walkenried eintanschte. Im Jahre 1673 und 1674 nahm er an dem Reichskriege gegen Frankreich als Verbündeter des Kaisers lebhaften Antheil. Er selbst und sein Bruder Ernst August befehligten die Hülssvöl- ker des medersächsischen Kreises in Person, wohnten der Schlacht voll Ensisheim bei, und schlugen deil französischen Marschall Cre- quy am 11. Allglist 1674 bei der conzer Brücke, den sie sogar später bei der Belagerung Triers gefangen nahmen. Leider blieben diese Siege ohne besondere Erfolge. In diesem Kriege waren die Schweden die Buudesgeuossell Frankreichs. Ludwig Xiv. vermochte sie, in die Staaten des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Braildenburg, der als Ver- bündeter des Kaisers mit am Rheine focht, eiilzllfalleil, um diesen Gegner im eigenen Lailde 31t beschäftigen. Die Unternehmung nahm jedoch ein anderes Ende. Dnrch die Schlacht voil Fehrbelliu am 18. Januar 1675 wlirdeil nicht allein die Schweden zurückgetric- den, sondern sie verloreil nach diesem Siege des Kurfürsten auch zugleich vollständig ihr Ansehen als liach dem westphälischen Frie-

5. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 330

1864 - Hannover : Hahn
330 1731 die Erklärung ab, daß er auch als Kurfürst von Hannover die pragmatische Sanktion anerkenne. Kaum war jedoch Karl V. am 20. Oktober 1740 gestorben, als der Kurfürst Karl Albrecht von Baiern mit Ansprüchen auf die österreichssche Monarchie her- vortrat, und Friedrich Ii. seine Kriege um das zu erobernde Schlesien begann. Frankreich stellte sich mit Spanien ans die Seite Karl Albrecht's und machte sich verbindlich, nicht allein ihn im Kampfe direkt zu unterstützen, sondern auch Hannover und Holland von der Unterstützung der Kaiserin Maria Theresia ab- zuhalten. Während nun bei der gedrängten Lage derselben eine Menge Mächte, welche die pragmatische Sanktion anerkannt hatten, wort- brüchig wurden und die Fahnen wechselten, hielt Georg Ii. treu bei seinem Worte, und zog sogleich sein durch gothassche, dänische und hessische Söldner ans 30,000 Mann angewachsenes hannover- sches Heer in zwei Lagern bei Nienburg und Hameln zusammen. Im Osten von den Preußen, von Süden her durch die Franzosen bedrängt, konnte jedoch das Heer nichts ausrichten, und so ward Georg gezwungen, im September 1741 einen Neutralitätsvertrag mit Preußen und Frankreich za schließen, und sich verbindlich zu machen, binnen einem Jahre als Kurfürst von Hannover die Kaiserin weder zu unterstützen noch die Kaiserwahl ihres Gemahls zu befördern. Die Besorgnisse eines preußischen Einfalls in Hannover waren allerdings durch diesen Vertrag gehoben; allein die Franzosen ver- änderten voll ihrer droheilden Stellung nichts. Als daher der in Breslau am 28. Juli 1742 zwischen Oesterreich und Preußen ge- schlossene Friede einen Theil der Verwickelungen lösete, beschloß man haliptsächlich die Franzosen ailzllgreifen. Die pragmatische Armee, so genannt wegeil des Zwecks, ;u welchem sie znsammen- gezogen war, aus Hannoveranern, Holläilderil, Hesseil und Oester- reichern, setzte sich, 1742 und 1743 von Belgien aus nach Fran- ken in Bewegung und ward seit April 1743 von Georg Ii. selbst und seinem Sohn, Wilhelm Alignst, Herzog von Cumberland, befehligt. Am 27. Jllni ward der französische Feldherr, Herzog voll Noallles lil der großeil Schlacht bei Dettingen besiegt, die jedoch für den eigentlichen Gang des Kriegs ohne Folgen blieb. J»l Jahre 1744 erklärte Frankreich auch an England bcti Krieg, während es bisher solchen nur mit dem Kurfürsten von

6. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 230

1864 - Hannover : Hahn
230 Näthen, so wie bei Dänemark; Georg bei der protestantischen Parthei, und nun begannen natürlich auch die Zeiten der Deduk- tionen, womit jedoch die Sache erst recht verwickelt wurde. Da trat plötzlich der Befehlshaber der kaiserlichen Besatzung in Wvlsenbüttel, Oberst-Lieutenantjoh. von Rnischenberg, auf, nndrich- tete an die wvlsenbüttel- und calenbergischen Stände ein drohendes Manifest im Namen des Kaisers, worin dieser die fraglichen Länder für eröffncte kaiserliche Lehen erklärte, und die schwerstell Strafen für alle Unterthanen in Allssicht stellte, welche nicht bis ju völlig ausgemachter Sache ihil selbst als ihren Oberherrn ansähen. Jetzt sah man ein, daß Uneinigkeit mir zur verderblichen Ein- mischung Dritter führen müsse, lind daß diese möglichst den ganzen Vortheil des Geschäfts davon ziehen könnten. Die Dedliktionen wllrden frelindlicher, man näherte sich, un5 am 5. September 1634 schlossen die Räthe*) Georg's uild August's zu Meinersen eine vor- läufige Uebereinkunst: daß die Besitzergreiftulg ohne Präjudiz der Rechte Einzelner, als für das Gesammthaus geschehen, angesehen werden solle. Eine gemeinschaftliche Verordillmg vom 10. Septem- der wies gleichfalls bis zu allögemachter Sache alle Unterthanen an die alten Räthe und Behörden. Alles sollte sodann in der Zusammenkluift in Braunschweig, die auf den 16. März 1635 an- gesetzt war, definitiv erledigt werden, wobei allch die Stände ihre gllten Dienste anboteil. Allein grade dies schien deil Fürsten gegen ihre persönlicheil Rechte zu sein. Der Stand der Sache ward schwieriger, die Fürsteil wurdeii erbitterter, weil Jeder dem Andern zu wenig zugestand. Georg, als General des niedersächsischen Kreises, belegte und drückte die danlienbergischen Aemter mit Ein- quartierung; Anglist erhob gradezu Klage beim Kaiser, und dieser versuchte es zum zweitenmale, sich in die Rechtsfrage zu mischell, indem er abernials sich deil Unterthanen Friedrich Ulrich's als vor- läufigen Herril ankündigte. Jetzt galt es, rasch und schnell handeln, wenn nicht noch größeres Unglück eiitsteheil sollte. Georg schickte an den Kaiser, ließ diesem für günstige Gesiilillingeil fernen Rücktritt von der schwedi- scheil Parthei und deil Beitritt zum Prager Friedeil anbieten. Das war schoil etwas, beim der Sieger von Oldendorf verdiente wohl einige Aufmerksamkeit, lind so kam denn auch von Wien wenigstens ') nicht die Herzöge persönlich.

7. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 243

1864 - Hannover : Hahn
243 übermuthe längst nicht mehr, — der Eine wies ihn zu dem Andern. Zugestehn wollte man dem Verbündeten nichts, da man es in der Hand zu haben glaubte, dessen eigeile Länder selbst zu erwerben. Georg sah ein, daß, wenn er Nlir eristiren und seine Pflichten ge- gen sein eigenes Halls erfüllen wolle, er nach aildern Verbündeten sncheil müsse. Schvil hatteil stch viele protestantische delltsche Fürsteil mit Schweden in Unterhandlungen eingelassen. Auch Georg that es seit dem Ende des Jahees 1629 ganz heimlich. — Am 25. Illli 1630, demselben Tage, wo Gustav Adolf auf der Insel Usedom larldete, reichte Georg sein förmliches Entlassungsgesuch bei dem Kaiser ein, schloß dann später, zll Würzburg, im Oktober 1631, einen förmlichen Tractat mit Gllstav Adolf, vermöge desseil er, als schwedischer Geileral, an der Spitze voll 4 in den braunschweigi- schen lind hildesheimischen Lailden geworbenen Regimenter», diese von Feinden zu säiiberil sich verpflichtete, während Gustav Adolf ihm Hülse zur Eroberung des Eichsfeldes uild des Stiftes Miildeil znsagte. Mit uilsäglicher Mühe vermochte Georg feine Stamm- vettern zur Genehmigung dieses Schrittes und zll einmüthigem Handeln mit ihm zll bewegen. Endlich begann er feine Ossensiv- Operationen in diesem Geiste. Die Schwierigkeit feiner Lage erkennt man am besten au© einer kurzen Schilderung. Er sollte ein delitsches Fürstenhaus und desseil Länder in der Zeit der fnrchtbarsteil Kriegsnoth aufrecht haltcil, ohne dazu augenblicklich scholl eine von ihm selbst abhängige entsprechende Macht in Händen zu haben, und bei ewiger Uneinig- keit der Mitglieder dieses Hauses. Seitdem Gustav Adolfs und der Schweden Absichteil auf Deutschland klar wurden, mußte Georg seiile daher ihm kommende Hülse fast eben so mißtrallisch beur- theileil lind benlltzen, als handle es sich, um seüldliche Pläne, woferil er llicht von dieser Seite seiile Selbstställdigkeit verlieren wollte. Er nliißte gegell Frankreich, das gleichfalls schoil mit Ein- mischung in die deutschen Angelegenheiten bcgailil uild auf Georg als Bundesgenossen spekulirte, auf stiller Hut sein, uild endlich sich ill seiner Stelluilg gegen die voil alleil Seiteil eiildriilgendeil offeilen Feiilde der katholischen Parthei behaupten. Es war wahrlich feine Kleinigkeit, unter solchen Umständen, fast ohne Mittel, eine von Allen verkannte Stellung aufrecht zll erhalten. Nach Gustav Adolfs Tode wußte Georg zunächst gegen den 16"

8. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 244

1864 - Hannover : Hahn
244 Kanzler Orenstierna und die schwedischen Generale, obwohl er selbst vorerst auch noch schwedischer General blieb, die Würde und die Selbstständigkeit eines deutschen Fürsten zu bewahren, indem er sich, wo sich jene seiner nur zum Werkzeug eigener Pläne bedienen wollten, stets dem entgegen setzte. Als Georg auf dem Kreistage zu Halberstadt noch zum General des niedersächsischen Kreises er- nannt wurde, gewann seine deutsche Stellung dadurch bedeutend an Festigkeit, mehr noch, als sein großer Sieg gegen die kaiserlichen Feldherren Merode und Gronsfeld bei Hessisch-Oldendorf am 28. Juni 1633 seinen kriegerischen Ruhm aufs Höchste hob. Er säuberte die braunschweigischen Lande von Feinden, Dnderstadt, Hameln, Hildesheim, Minden und mehrere Städte wurden erobert, der Kriegsschauplatz nach dem eigentlichen Westphalen verlegt, und als nach dem Tode seines in Lüneburg regierenden Bruders Christian (8. November 1633) diesem der nächste, August, in der Negierung folgte, schien anfangs dies Ereigniß der Stellung Georg's nur förderlich zu sein. Leider nur zu bald sollte sich Alles ändern. Nach der Ermordung Wallenstein's am 25. Februar 1634 zu Eger schien das Glück dem Hause Habsbnrg in vollem Maße lächeln ju wollen. In der großen Schlacht bei Nördlingen, 7. September 1634, ward die Macht der Sckweden in Deutschland für den Augenblick gänzlich gebrochen. Die Stellung Georg's schien gleichfalls damit trostlos geworden. Den Kaiser, der die Mache besaß, hatte er, nach den Ereignissen von 1630—1634, als Feind gegen sich; die Schweden, ohne Macht, einst seine Stütze, koniiten ihii liicht aufrecht halten, wollten ihn vielmehr allciii dazu iintzen, ilm für sich neue Kräfte zu gewinnen und das Verlorne wieder einzubringen. Frankreich, das jetzt die Einmischung in deutsche Angelegeiihciten durchsetzte, wollte Georg als Werkzeug für feine Politik ausnutzen, und es galt, gegen dasselbe, trotz des Aus- schlagens der so liöthigeii Hülfe, doch Selbstständigkeit zii bewah- ren. Dabei die alte Uneinigfeit der niedersächsischen Kreisstände. Von der Kreisarmee Georg's vermochten die Schweden 14 Regi- menter zum Abfall, stellteii sie unter das Kommando eines eignen Generals, Sperrenter, und bedrohten damit den Bundesgenossen, der mehr fein wollte, als willenloser schwedischer Diener. Die 1634 eroberte Festung Minden, der Schntzort der Landesgränze Georg's, ging dllrch Verrath des Commandanten an die Schweden über.

9. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 247

1864 - Hannover : Hahn
wirken. Aber es mußte noch Manches durchgemacht werden, be- vor dies von allen Seiten anerkannt wurde. Die Schweden nämlich, erbittert auf die braunschweig-lüne- bnrgischen Herzoge, rückten mit ihren Truppen immer mehr in ihr Land. Bauer, ihr Oberfeldherr, zog sich über die Elbe, nahm seit dem 11. August 1636 Lüneburg ein, und bedrohte von da aus den Herzog August deu Aeltern iu feiner Hauptstadt Celle. Die Sachseu, welche hier helfen wollten, wurden zurückgeschlagen, bald darauf, am 24. September 1636, in der großen Schlacht bei Witt- stock sogar ganz vernichtet. Jetzt stand es schlimm; die erbitterten Schweden waren Herren im Lande und besetzten alle Städte; der Kaiser und die Sachsen, auf die man gerechnet, waren außer Stande zu helfen; dabei hatte man auf Georges Rath nicht gehört, und es unterlassen, sich selbst auf den geringsten Widerstand vorzubereiten. Jetzt sah man ein, wie richtig dieser die Verhältnisse beurtheilt. Von ihm war alsbald Hannover zur Residenz seines neuen Herzogthums erhoben. Die entsprechenden Bauten, auch die eines neuen Schlosses, begannen sofort. Aber die Stadt ward auch von Georg zur starken Festung gemacht, um einen sichern Mittelpunkt für seine Operationen zu gewmnen.jhn selbst beunruhigtehierkeiner ohne Noth. Endlich konnte er es dann dahin bringen, daß am 14. Mai 1636 die drei regierenden welstschen Herzoge iu Peine 51t einer Familien-Conferenz zusammenkamen, und bei der drohenden Stel- lung der Schweden einen Receß schlossen, der als die wahre Grund- lage einer welstschen Hauspolitik auzuseheu ist. Es ward festgesetzt, daß 6 Regimenter iu den 3 Herzogthümern geworben, als Kriegs- macht des Gesammthauses angesehen und von allen 3 Theilen be- soldet und unterhalten werden sollten. Diese Truppen wurden unter den Befehl Georges gestellt, der ihre weitere Organisation leitete, auch besondere Kriegsartikel für sie entwarf*). Auch fand man sich hierin Peine mit den Personal-Erben Friedrich Ulrich's ab. Endlich hatte man doch wenigstens den Anfang der Mittel für eine von allen Seiten zu respektireude Neutralität gewonnen. Die getrennten Linien hatten sich im gemeinsamen Interesse genähert. Jir der Organisation jener Truppen ist der Grund des jetzigen hannoverschen und braunschweigischen Heerwesens 511 suchen. Darin ') gedruckt von G. F. Glasston in Hannover, und 1645 von Christian Ludwig für die hannoverschen Truppen aufs Neue bestätigt.

10. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 259

1864 - Hannover : Hahn
259 Langenbeck und Kipe, — konnten nicht schnell ein befriedigendes Resultat finden. Von katholischer Seite forderte man Restitution des Stifts Hildesheim mit allen genossenen Früchten seit 1522; die Herzöge suchten dagegen nochmals unter der Hand mit Schwe- den neue Verbindungen, um dies zu vermeiden, aber Torstenson traute solchen zweizüngigen Verbündeten nicht mehr, sondern wies sie zurück. Der Kaiser, davon unterrichtet, bestand nur dringen- der ans seiner Forderung, und setzte sie and) durch, als verkündet wurde, daß die Traktaten, durch welche die brannschweig-lünebnrgi- schen Herzoge ihren Frieden mit dem Kaiser gemacht baben, am 16. Januar 1642 unterschrieben seien. Am 9. März 1642 langte die kaiserliche Ratification der 36 Friedensartikcl an.*) Die gewöhnlichen Friedensbedingungen,— gegenseitige Freund- schaft, Herausgabe der Festungen und Gefangenen ohne Lösegeld und dergleichen mehr, — sind von geringem Interesse; die von den tilly'schen Erben an Calenberg erhobene Forderungvon400,Ooo Tha- lern ward, als von den Herzögen nie anerkannt, gestrichen; am wichtigsten blieben jedoch die Bedingungen über Herausgabe des großen Stifts Hildesheim, über welche noch bis in den Anfang des folgenden Jahrs 1643 besondere Unterhandlungen Statt hatten. Dann geschah auch dieser Akt, und der Kurfürst Ferdinand von Cölln erhielt 18 Aemter mit den dazu gehörigen Dörfern und Städten zurück, mit alleiniger Ausnahme der Häuser Lutter am Barenberge, Westerhof und Dachtmissen, welche den welfischen Her- zögen als hildesheimische Lehen überlassen blieben. Auch verzichtete der Kurfürst von Cölln auf die seit 1522 be- zogenen und ans 30 Millionen veranschlagten Früchte des großen Stifts Hildesheim, so wie ans die als Pfandschilling besessenen Grafschaften Everstein und Homburg, welche den welfischen Her- zögen sofort wieder überliefert wurden. Den protestantischen Unterthanen im Stift Hildesheim ward noch auf die Dauer von 40, dem Adel auf die von 70 Jahren freie Religionsübung zngesagt; dann verblieb ihnen ungehindertes Abzugs- und Verkaussrecht des Eigenthums. Das war der verhängnißvolle Frieden von Goslar. Um einen Feind zum Freunde zu erhalten, hatte man sich alte Freunde zu Feinden gemacht, und schon bei diesem Tausch allein verloren; ') Lünig, Reichs-Archiv, Pars. spec. Abth. 4, Braunschweig, p. 126. 17*
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