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1. Vorschule der Geschichte Europas - S. 50

1834 - Berlin : Enslin
50 der Göttin Vesta zu werden, damit sie unvermahlt und ohne Kinder bliebe, und also auch sein Bruder keine Erben hätte, welche ihm das Königreich streitig machen könnten. Aber Rhea Sylvia, ob sie gleich Priesterin war, vermahlte sich doch ohne sein Wissen, und wurde Mutter von Zwillingsknaben, welche nachher den Namen Romulus und Remus erhielten. Amulius aber entdeckte diese Vermählung und die Geburt dieser Kinder, und handelte sehr grausam gegen dieselben. Er befahl, daß die beiden neugeborenen Knaben ausgesetzt würden, da- mit sie sogleich umkämen. Das geschah denn auch, und in einem Körbchen wurden sie beide fortgetragen, und der Diener, welcher sie forttrug, setzte sie neben den groß- ßen Liberstrom hin, weil er glaubte, daß die Wellen emporsteigen und das Körbchen mit den Kindern ver- schlingen würden, daß sie ihren Tod in den Wellen fän- den. Aber nicht nur der Fluß verschonte die armen hülflosen Kinder, sondern wie sie nun jammernd und heulend dalagen, da kam aus dem nahen Walde eine Wölfin und hörte das Geheul der Kinder, und lief nä- her heran, und sah sie. Und statt wie ein wildes Thier gegen sie zu wüthen, und^ sie zu zerreißen, erwieß sie sich freundlich gegen die Knäblein, und legte sich so neben sie, daß sie an ihren Brüsten saugen, und ihren wüthen- den Hunger stillen konnten. Und aufdiese Weise, indem auch die Wölfin immer wieder zu ihnen zurückkehrte, wurden die Kinder erhalten, bis ein Hirt mit seiner Heerde vorbeitrieb, und sie fand. Der erbarmte sich nicht weniger über sie; er nahm sie mit nach Hause, und übergab sie seiner Frau, welche sie ernährte und groß zog, daß sie in dem Hirtenhaüse und unter anderen Hir- tenknaben fröhlich heranwuchsen. Als sie aber groß waren, da erwieß es sich bald, daß sie nicht von hirt- lichem Stande, sondern von königlichem geboren waren. Sie hatten so große Neigung zu kriegerischen Thaten, daß sie sich unter eine Räuberschaar mischten, und in der Gegend mit herumstreiften. Da aber wurden sie eingefangen, und an den königlichen Hof gebracht, zu ihrem Großoheim, dem König Amulius. Wie nun die- ser an der Gesichtsähnljchkeit sie wieder erkannte, und

2. Vorschule der Geschichte Europas - S. 126

1834 - Berlin : Enslin
126 Mönchsleben in dem Kloster Monkecassino ungern mit dieser hohen Wurde vertauscht hatte, nun dieselbe auch so bekleidete, daß er für Mit- und Nachwelt gar ver- ehrungswürdig erschien. Er übersah von Rom aus nicht nur die Angelegenheiten des byzantinischen Italiens, son- dern indem er mit aufrichtiger Sorge auf das Wohl der ganzen christlichen Kirche gerichtet war, so mußte ihm vorzüglich das nahe Longobardenreich ein Gegenstand der Bemühung sein, da die Longobarden ebenfalls, wie früher die Gothen, arianische Christen waren, aber nicht von so duldsamer und milder Art, sondern bei größerer Roh- heit ihres Nationalcharakters auch in ihrer Glaubens- meinung fanatisch. Wie es nun Gregors Hauptabsicht war, für die Wiederherstellung der Rechtglaubigkeit in der Kirche zu arbeiten, so fand er hierjn Unterstützung durch eine berühmte Frau, die damals unter den Lon- gobarden auftrat, die Königin Theodelinde. Nämlich nach Alboins unglücklichem Tode, und nachdem die Lon- gobarden schon einen ihrer Herzoge zum König erhoben und wieder getödtet hatten, behauptete sich ein anderer Herzog, Autharis, auf dem neugegründeten Thron, und dieser König Autharis vermählte sich, obgleich er Aria- ner war, doch mit einer katholischen Fürstentochter, nämlich mit Theodelinden, der Tochter des Herzogs Charibald von Bayern, welches Herzogthum dem Fran- kenreich angehörte. Aber nur zwei Jahre war er mit ihr vermahlt, als ihn ein früher Tod hinwegriß, Theo- delinde aber hatte sich in dieser kurzen Zeit, obgleich sie andern Glaubens war, unter den Longobarden so beliebt gemacht, daß sie jetzt von dem Volke selbst aufgefordert wurde, auf dem Throne zu bleiben und sich einen der Herzoge zum Gemahl zu wählen. Sie wählte Agilulf, den Herzog von Turin, und führte mit ihm vereint die Herrschaft, wobei sie nicht nur im Allgemeinen dem Volke viel Gutes erwieß, sondern sich auch auf gute Weise bemühte, die katholische Rechtgläubigkeit unter demselben einzuführen, ohne sich jedoch des Zwanges zu bedienen. Bei dieser ihrer Bemühung mußte denn ein gar freundschaftliches Verhaltniß zwischen ihr und Gre- gor dem Großen entstehen, weiches sich auch bei der Stiftung der eisernen Krone in Monza bewieß, mit

3. Vorschule der Geschichte Europas - S. 128

1834 - Berlin : Enslin
128 ©feg der katholischen Kirche in Spanien. Die Könige Löwegild und Reccard. § 23. Dagegen mußte es Gregor mit großer Freude vernehmen, wie in seiner Zeit ein anderes Land der katholischen Rechtglänbigkeit wieder zufiel, nämlich Spa- nien, wo die Westgothen zu dem katholischen Glauben übergingen. Wie schon gesagt, so war in diesem Kö- nigreich wahrend der ersten Halste des sechsten Jahr- hunderts mancherlei innere Zerrüttung vorgefallen, daß es ohnmächtig war, und daß die Byzantiner einen Theil desselben erobern konnten. Aber in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts waren in diesem Reiche, welches übrigens ein Wahlreich war, ausgezeichnete Könige, und unter ihnen Löwegild, welcher den spanisch-westgothischen Thron in derselben Zeit bestieg, als Alboin das Longo- bardenreich in Ober-Italien gründete. Er vermählte seinen ältesten Sohn Hermengild mit Jngunden, der Tochter des merowingischen Königs Siegbert von Köln, dessen Gemahlin Brunhild, die nachher in Frankreich einen fürchterlichen Ruhm erhalten, auch wieder aus dem Westgothenreich stammte. Als nun diese fränkische Kö- nigstochter nach Toledo kam, wo jetzt die westgothische Residenz war, so zeigte sich, wie auch hier der Haß zwi- schen Arianern und Katholiken noch lebendig war, denn des Königs eigene Gemahlin, Goswinde, die eine eifrige Arianerin war, mochte die katholische Schwiegertochter nicht dulden, und nachdem sie dieselbe vergebens zum Uebertritt an den arianischen Glauben zu bereden ge- sucht, wandte sie Mißhandlungen und Gewaltthaten an, um sie dazu zu zwingen, wogegen aber Jngunde nur um so standhafter bei ihrem Glauben blieb. Um nun die- ser Uneinigkeit ein Ende zu machen und um Jngunden vor Mißhandlungen zu schützen, wieß Löwegild seinem Sohn Hermengild eine andere Stadt zum Wohnsitz an, nämlich Sevilla, wohin er mit seiner jungen Gemahlin ging, und so, vom Hpfe entfernt, glücklich lebte. Hier aber geschah das Gegentheil, daß Jngunde durch ihre Reden einen so tiefen Eindruck auf das Gemüth des Königs machte, daß er selbst, als Sohn des Königs, zum katholischen Glauben überging, und ihn öffentlich vor dem Bischof Leander von Sevilla annahm. Da er

4. Vorschule der Geschichte Europas - S. 129

1834 - Berlin : Enslin
129 nun hierdurch seinen Vater, den König, gegen sich in großen Zorn versetzte, so entstand daraus ein unheilba- rer Zwist zwischen beiden, und Hermengild sah sich gleich- sam zu einer Empörung gegen den Vater gezwungen, wobei sich die Katholiken bewaffneten, und mit ihm ge- meinsame Sache machten. So kam es, daß Löwegild mit einem Kriegsheer gegen seinen Sohw ausziehen und ihn in Sevilla belagern mußte. Hermengild war mit seiner Macht zu schwach, um sich gegen den Vater zu halten, jedoch glückte es ihm, als Sevilla eingenommen wurde, nach Cordova zu entkommen, wo er Schutz bei den Byzantinern suchen wollte; aber da ihn diese treu- los verließen, so floh er in eine Kirche, und sandte aus dem Heiligthum an seinen Vater, um dessen Gnade zu erflehen. Er erhielt sie, und Reccared, sein jüngerer Bruder, führte ihn zum Vater zurück, der ihn zwar wie- der in seine Arme schloß, ihn aber doch nachher die fürstlichen Gewänder ablegeu und nach Valenzia in die Verbannung gehen ließ. So war nun zwar wieder Ruhe gestiftet, aber da doch das Mißtrauen zwischen beiden nie erlosch, so versuchte Hermengild aus Valen- zia nach Frankreich zu entfliehen. In Taragona aber wurde er von den Leuten seines Vaters ereilt und ge- fangen gesetzt, und da er es durchaus verschmähte, auf ariauische Weise das Abendmahl zu empfangen, so wurde er hier auf Befehl-des Vaters enthauptet, und dadurch ein neuer Märtyrer der katholischen Kirche, in welcher er nachmals zum Heiligen erhoben wurde. — An die- sem Glaubenskampfe zwischen König. Löwegild und sei- nem Sohne hatte auch der König des Suevenreichs, Miro, Theil genommen, und war dem Hermengild in Sevilla, wiewohl zu spät, zu Hülfe gezogen. Denn die Suevenkönige mußten an dem Schicksale der Katholiken in Spanien Theil nehmen, weil nicht lange vorher die- ses westlichste der germanischen Reiche auch auf besondere Weise von dem arianischett zu dem katholischen Glauben übergegangen war. Nämlich unter dem suevischen Kö- nige Kararich , etwas vor den Zeiten Löwegilds, brach im Suevenreich eine große und verwüstende Pest aus, an welcher auch des Königs eigener Sohn erkrankte. Da nun alle menschlichen Mittel vergeblich schienen, so 9

5. Vorschule der Geschichte Europas - S. 134

1834 - Berlin : Enslin
134 Brunhilden, und Chilperich von Soissons hatte Gales- wintha. Letztere wurde am Hof zu Soissons von Fre- degunden, einer Freundin des Königs getödtet, und da- durch wurde ihre Schwester Brunhilde in Köln zur Rache aufgeregt., Und wie nun noch vieles andere hinzukam, so entwickelte sich die Geschichte dieser Brunhilde, die als ein junges und liebenswürdiges Mädchen nach Köln gekommen war, so schrecklich, daß sie eine Reihe von Mordthaten beging, und dabei ihrer Söhne und Enkel nicht schonte, bis sie endlich selbst im hohen Alter, als achtzigjährige Frau, ein fürchterliches Ende nahm, indem sie an den Schweif eines wilden Rosses gebunden und zerfleischt wurde. Damit nahmen auch diese blutigen Schreckensscenen im Frankenreich einigermaßen ein Ende. Brunhildens Hinrichtung war im I. 615, und Gregor der Große hatte diese letzten fränkischen Greuel nicht mehr erfahren; er hatte schon im I. 601 sein frommes Leben beschlossen, und seine königliche Freundin, die edle longobardische Theodelinde, war ihm schon am Schluß des Jahrhunderts vorangegangen, so daß sie das fürch- terliche Ende der ihr so unähnlichen Zeitgenossin in Frankreich auch nicht mehr sah. Die Ermordung des Kaisers Mauritius. Das Ztvarenreich. Phokas. Heraklius. § 25. Wohl aber erlebte Gregor der Große noch die traurigen und schrecklichen Dinge, welche sich zu der- selben Zeit mit den fränkischen Greueln in Byzanz zu- trugen, wo die Ermordung der ganzen kaiserlichen Fa- milie einen eben so traurigen Anfang des siebenten christ- lichen Jahrhunderts bildete, als die merowingischen Blutscenen für das Abendland. Dort in Byzanz hatte der gute Kaiser Tiberius nach kurzer Herrschaft den Thron seinem schon erwähnten Nachfolger Mauritius überlassen, der bei einem strengen und frommen Charak- ter seine gute Verwaltung hatte fortsetzen können, hat- ten nicht ungünstige Umstande im Innern des Reichs und von Außen sein und des Reichs Glück schrecklich untergraben. Zu der großen Gefahr und Noch, welche dieses alte Reich an seiner Ostseite zu erleiden hatte, wo das persisch Reich in Asien, mit welchem schon Ju-

6. Vorschule der Geschichte Europas - S. 149

1834 - Berlin : Enslin
— 149 — in den darüber entstandenen Kriegen siegte endlich der Hausmeier von Austrasien, Pipin von Heristall, beson- ders durch die Schlacht von Testrie im I. 687, so ganz über den von Neustrien, daß er seitdem die Macht über das Königreich ganz allein besaß, und sie als ein Her- zog von Frankreich ausübte, wahrend er immer noch in Paris einen ohnmächtigen Schattenkönig bestehen ließ. So war also im Fraukenreiche im Laufe des siebenten Jahrhunderts das Verhältniß des königlichen Thrones ganz umgebildet worden, und zu Ende desselben die mächtige Herrschaft des austrasischen Hausmeiers ent- standen. — Und so war es denn endlich auch, um an das Letzte der Westlander zu kommen, in dem spani- schen Westgothenreiche der königliche Thron, an wel- chem sich das Schicksal dieses Reiches durch das sie- bente Jahrhundert hindurch anknüpfte und auch für die Zukunft vorbereitete. Es war nämlich gar sehr bedeu- tend, daß in diesem Reiche die Königskroue nicht erb- lich war, sondern daß nach dem Tode des Königs statt dessen Sohn immer einer von den Großen des Reichs durch freie Wahl auf den Thron erhoben wurde. Diese falsche Einrichtung zerrüttete nun in diesem Jahrhun- derte die inneren Verhältnisse des westgothischen Lebens immer mehr. Denn wie auch mehrere Könige dieser Zeit sich aufrichtig bemüheten, ihr Reich im Glück zu erhalten, so wurden sie doch auf der einen Seite durch die- ehrgeizigen Großen daran verhindert, von denen sich jeder selbst Hoffnung auf den Thron machen konn- te, andrerseits waren auch die Geistlichen in diesem Reiche so mächtig, daß die Könige auch durch sie an der rechten Ausübung ihrer Macht verhindert waren. Doch kam das meiste Unglück im Lande von dem Ehr- geize der Großen, welche der ruhigen und wohlthatigen Königsherrschaft durch diese ganze Zeit hindurch so ent- gegen arbeiteten, daß sie dadurch das Unglück und den Untergang dieses Reichs vorbereiteten, welcher sich nach Verlauf des siebenten Jahrhunderts als eine für ganz Europa einflußreiche Begebenheit ereignete, -und mit welcher das achte Jahrhundert im westlichen Europa auf folgende Weise sich erössnete.

7. Vorschule der Geschichte Europas - S. 184

1834 - Berlin : Enslin
184 rührung kam: von Italien aus mit den Griechen, wie in Spanien mit den Arabern; mit den Engländern durch seine Freundschaft für die Bildung, und mit den Völ- kern des Nordens und des Ostens durch mehrfache Kriege. In dieser höchsten Blüthe seines Ruhmes hatte er nach seiner Kaiserkrönung noch seine letzten Lebensjahre ver- bracht, die nur noch durch den Anfang eines Krieges mit den dänischen Normannen gestört wurden, der aber durch den Tod des dänischen Königs Gottfried verhin- dert wurde, als ihn in den letzten Jahren noch der Tod feiner beiden ältesten Söhne Karlmann und Pepin schmerz- lich traf. — Er hatte schon fein Reich unter seine drei Söhne getheilt, und bestimmt, wie sie es nach seinem Tode beherrschen sollten, und nun, da ihm nur noch der jüngste, Ludwig von Aquitanien, übrig blieb, sollte es uun an diesen allein kommen. Er ließ ihn deshalb noch kurz vor seinem Tode aus Aquitanien nach Aachen kommen, wo er in der Kirche bei einer großen Feier- lichkeit die Krone von dem Altar nahm, und sie Ludwig auf das Haupt fetzte, zum Zeichen, daß er sie von Gott empfange. — Bald nachher nahte sich fein Tod, den er mit frommer Vorbereitung erwartete. Er starb im Ja- nuar 814, so daß er also bei einer langen Herrschaft das Ende des achten und den Anfang des neunten Jahrhunderts mit seinem Ruhm erfüllt hatte. — Beschluß und Uebersicht. § 38. Wenn man nun von der Geschichte Karls des Großen zurückblickt auf die bisherigen Zeiten des Mittelalters, nämlich auf die vier Jahrhunderte, welche von Theodosius dem Großen bis auf Karl den Großen verflossen sind, so lassen sich die größten und allgemein- sten Vorgänge derselben folgenderweise übersehen. Nach- dem Theodosius der Große den Untergang des römi- schen Reichs durch die Theilung desselben vergebens zu hindern, und die Völker des Nordens von demselben abzuhalten gesucht hatte, nachdem darauf die germani- , scheu Völker das westliche dieser beiden römischen Reiche unter sich getheilt, und es in eine Reihe germanischer Königreiche zerlegt hatten, wobei jedoch das oströmische Reich noch stehen blieb, so hatten sich nun in der süd-

8. Vorschule der Geschichte Europas - S. 186

1834 - Berlin : Enslin
186 Zweiter Abschnitt. Die Entstehung großer Verhältnisse im Abendlande und die Richtung derselben in die Ferne. Vom Tode Karls des Großen bis auf den Tod Lud- wigs des Heiligen in Frankreich oder das Ende der Kreuzzüge. Ludwig der Fromme. Der Bruderkrieg seiner Söhne. Die Theitung des karolingischen Frankenreichs im Vertrag von Verdun. § 1. Nach dem Lode des großen Mannes, an des- sen Kraft und Geist das Schicksal so vieler Völker ge- knüpft war, kam es wohl gar sehr darauf an, nickt nur für Frankreich und Deutschland, sondern auch für das ganze europäische Abendland, wie es nun mit seinem gewaltigen Reich werden und ob dasselbe fortbestehen würde. Bald aber sah man, daß sein Sohn und Nach- folger, Ludwig der Fromme, ihm gar unähnlich war, und an Größe und Kraft weit hinter ihm zurückstand. Weil er bisher nur König von Aquitanien gewesen war, wo ihn die Räthe und Feldherren seines Vaters in der Herrschaft unterstützt harten, so hatte er dadurch seinen Sinn gleichsam verwöhnt, daß er sich von der selbsttha- tigen Ausübung der Herrschaft zurückzog; dagegen hatte er dort im stillen Umgänge mit den Geistlichen die Be- schäftigung mit gelehrten, vorzüglich mit kirchlichen An- gelegenheiten, lieb gewonnen. Als er nun auf den Thron seines Vaters kam, und das gewaltige Reich vor sich sah, welches er nun beherrschen sollte, so fühlte er, weil ihm die Kraft und die Einsicht dazu mangelte, gar bald eine Abneigung gegen die Herrscherthätigkeit, die er nun kräftig ausüben sollte, und er sehnte sich vielmehr nach seinen stilleren Beschäftigungen mit geistlichen Dingen zurück. Daher kam er auch, nachdem er nur erst we- nige Jahre geherrscht hatte, auf den Gedanken, sich die Ausübung seiner Herrschaft dadurch zu erleichtern, daß er, wie einst sein Vater, die einzelnen Theile seines Reichs als besondere Königreiche an seine Söhne gab; er ver-

9. Vorschule der Geschichte Europas - S. 187

1834 - Berlin : Enslin
fuhr aber dabei so, daß er seine Macht zu sehr aus den Händen gab. Indem er nämlich seinem zweiten Sohn Pepin sein sonstiges Königreich Aquitanien, dem jüng- sten Ludwig Deutschland gab, seinen ältesten Sohn Lo- thar aber schon zum Mitregenten in dem Kaiserthum und so zu gleicher Macht mit sich selbst erhob, so berei- tete er sich dadurch selbst die traurigsten Schicksale, und dem großen Frankenreiche eine baldige Auflösung. Bald zeigte der älteste Sohn Lothar bei der Theilnahme an der Herrschaft einen so rauhen Charakter gegen den Vater und die Bruder, daß dadurch in der Familie du» größte gegenseitige Feindseligkeit entstand, und diese wurde noch gar sehr vergrößert, als sich Kaiser Ludwig zum zweitenmal vermahlte, nämlich mit Judith, der Tochter des Herzogs von Bayern, und als ihm von derselben noch ein Sohn, Karl, geboren wurde. Denn nun wünschte Judith, daß auch diesem Sohne ein Theil des Reichs als ein besonderes Königreich sollte bestimmt werden, und da Ludwig ihren Bitten nicht widerstehen konnte, und die schon vorgenommene Theilung seiner.! Reichs zum Besten Karls wieder abandcrn, also den: anderen Söhnen wieder etwas von dem schon Verliehe- nen entreißen wollte, so wurde dadurch die Unzufrieden- heit der Söhne gegen den Vater auf das Höchste ge- bracht. Es kam sogar dahin, daß sie das Schwerdt gegen ihn ergriffen, und daß er nun mit seinen eigenen Söhnen, die sich gegen ihn empörten, Krieg führen mußte. Und obgleich damals wieder der Pabst von Rom, Stephan Iv., nach Frankreich kam, um sie durch sein Zureden zu versöhnen, und der unchristlichen Feindschaft zwischen Vater und Söhnen ein Ende zu machen, so ge- lang es ihm doch nicht, vielmehr nahm es bei dem wei- teren Fortgang dieser Dinge für Ludwig ein gar betrüb- tes und schmachvolles Ende. Als er nämlich mit seinem Kriegsheer dem Heere seiner Söhne auf dem Rothfeld bei Colmar im Elsaß gegenüberstand, um mit ihnen eine Schlacht zu liefern, da wurde er auch noch von den Lehnsleuten verlassen, welche ihm bisher treu geblieben waren, und da er sich nun mit seiner Gemahlin Judith und seinem jüngsten Sohne ganz allein sah, so war er gezwungen, sich seinen Söhnen selbst zu überliefern, die

10. Vorschule der Geschichte Europas - S. 189

1834 - Berlin : Enslin
— 189 — im Juni 810. — So war nach der großen und ruhm- reichen Herrschaft seines Vaters die schwache und trau- rige Herrschaft Ludwigs des Frommen vorübergegangen, und dadurch schon das große und wohleingerichtete Reich in Zerrüttung und Verderbniß gestürzt worden. Und nun nach seinem Tode wurde es nicht besser, sondern noch schlimmer, weil der Besitz und die Herrschaft des- selben noch ganz unbestimmt 'war. Denn indem jetzt Lothar sich zum Kaiser über das ganze Reich erhob, und dabei die Macht seiner Brüder schwachen und unter- drücken wollte, so geriethen jetzt wieder diese drei Brü- der -gegen einander in einen furchtbaren Krieg, der einige Jahre hindurch wüthete und die Lander des Reichs ver- heerte, bis endlich die beiden jüngeren Brüder Ludwig und Karl gegen Lothar die blutige Schlacht bei Fonte- nai lieferten, im Jahr 812, in welcher der Sieg unent- schieden blieb. Da sie aber so mörderisch gewesen war, daß eine große Menge des fränkischen Adels dort um- gekommen war, so entstand im Lande der größte Unwille des ganzen Volkes, so wie der Geistlichen und Lehens- leute gegen die königlichen Brüder, und durch öffentli- ches lautes Murren gezwungen, mußten sie endlich Frie- den mit einander schließen. Bei einer persönlichen Zu- sammenkunft auf einer Insel in der Saone beredeten sie sich, das Reich mit einander zu theilen, und diese Theiluug wurde dann bald darauf in dein Vertrag von Verdun im Jahr 843 auf folgende Weise angeordnet. Lothar erhielt Italien mit der Kaiserwürde, welche an dem Besitze dieses Landes hing und außerdem einen schmalen Landstrich von den Alpen an bis zur Nordsee zwischen Deutschland und Frankreich, zwischen dem Rhein und der Schelde. Dieses langgedehnte Reich mit den Hauptstädten Aachen und Rom, hieß damals Lothars- Reich, weshalb nachher der nördliche Theil desselben den Namen Lothringen behielt. Ludwig der Deutsche oder der Baier erhielt alles Land östlich vom Rhein, also Deutschland, so weit es zum Frankenreiche gehörte, und er nahm seinen Sitz in Regensburg. Karl der Kahle erhielt im Westen den übrigen Theil von Frankreich, und nahm seinen Sitz in Paris. So also zerfiel das große Reich Karls des Großen zuerst wieder in einzelne
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