1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
(
14 Die physische Geographie. — Das Land.
ströme von schmelzflüssigen Gesteinen cherabfließen lassen. Die thäti-
gen Vukane finden sich in der Regel in der Nähe des Meeres, theils
in Gruppen, theils in Reihen, so ist z. B. um den großen Ocean ein
Kranz von mehr als hundert Vulkanen gebildet. Erloschene Vulkane
nennt man solche, von deren letzten Ausbrüchen keine geschichtlichen
Nachrichten vorhanden sind. Die Vukane entstehen durch das Her-
vorbrechen der Lava aus tiefgehenden Erdspalten oder durch Aufschüt-
tung der ausgeworfenen Gesteine, (Schlacken, Bimsstein) und bilden
sich selbst allmählich einen abgestumpften Bergkegel, aus dessen Gipfel
sich der Trichter des Krater befindet. Mit dem Vulkanismus im Zu-
sammenhänge steht häufig das Erdbeben, welches theils vulkanische
Ausbrüche begleitet, theils selbständig austritt und weite Strecken der
Erdrinde erschüttern kann (Erdbebengürtel). Doch können auch Erd-
beben durch Abkühlung des Erdinnern und Bildung von Spalten, so-
wie durch das Einstürzen weitgedehnter Hohlräume im Innern der
Erde entstehen, wenn Salz-, Gips- oder Kalklager durch Wasser auf-
gelöst und ausgewaschen sind. Damit steht ferner in Verbindung die
Senkung mancher Landstriche, die sich besonders an den Küsten be-
merklich macht, seltener die Hebung von Küsten.
Hebungen und Senkungen von Erdräumen treten in langen
Zeitepochen allmählich auf und haben auch die Umrisse der großen
Landmassen wesentlich verändert. So hat England mit dem Continent
zusammengehangen, während Europa im Osten des Ural durch ein
breites Meer von Nordasien getrennt war. Nord- und Südamerika
bildeten selbständige Landmassen und der Nordwesten Asiens hing am
Beringsmeer wahrscheinlich mit dem Nordwesten von Amerika zusammen.
Aus dem noch stetig sinkenden Boden des großen Oceans haben sich
die Korallen angesiedelt und im Laufe der Zeit zahlreiche flache Eilande
(Atolle) ausgebaut.
3. Die Luft.
§ 18. Die Luft gehört zum Erdkörper und dreht sich mit ihm.
Die klimatische Temperatur entsteht durch Sonneneinstrahlung
(Insolation) am wirksamsten bei senkrechter Richtung der Strahlen.
Die Meteorologie hat die Ausgabe, den gesetzmäßigen Zusammen-
hang der wichtigsten Lufterscheinungen nachzuweisen; dahin gehören die
ungleiche Erwärmung der Luftschichten, wodurch das Gleichgewicht in
der Atmosphäre gestört wird und ausgleichende Luftströmungen (Winde)
entstehen, sowie die ungleiche Vertheilung des Wasserdampfes, welcher
in verschiedenen Formen als Schnee und Regen ausgeschieden zur Erde
fällt, oder als Wolke im Lufträume schweben bleibt. Klima nennt
man das locale Jneinandergreisen dieser Erscheinungen.
Die Erwärmung der Luft nimmt vom Aequator nach den
Polen ab und ist nach dem Höhenstande der Sonne, also nach den
Jahreszeiten, verschieden. Ueberdies treten noch manche Ursachen hinzu,
um selbst das Klima unter gleichen geogr. Breiten verschieden zu ge-
stalten. Die Sonnenwärme wirkt nämlich anders auf den festen Erd-
boden als auf die oceanische Wasserfläche, und darum ist auch die Rück-
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Die kleineren norddeutschen Küstenstaaten.
73
Die kleineren norddeutschen Lüslenstanlen.
§ 103» 1. Die Großherzogthümer Mecklenburg.
Die Bevölkerung ist meist lutherisch. Eine Universität ist in
Rostock. Gemeinschaftliche Landstände bestehen für beide Großherzog-
thümer (Landesunion). 70°/o der Bevölkerung treibt Ackerbau; die
Volksbildung ist niedrig. In Folge der elenden Lage der niederen
Landbevölkerung wandern Tausende au§.
Ackerbau und Viehzucht beschäftigen die Bewohner fast ausschließ-
lich. Ausgezeichnet ist die Viehzucht, weitberühmt die Schafzucht,
Gewerbefreiheit ist erst 1868 eingeführt. Fabriken fehlen,
a) Mecklenburg-Schwerin. 242qm. 558,000®. 2300 auf l Qm.
Schwerin, Residenz, reizend am See gl. N. gelegen, 26,800 E. Wismar,
14.000 E. Vorzüglicher Hafen, ehemals Hansestadt. Rostock, 29,000 E., 3=»
nach Petersburg. Alte Hansestadt, Universität. Rostock besitzt die bedeutendste
Handelsflotte der deutschen Ostseehäfen. Blücher geb. 1742. Warnemünde,
der Hafen von Rostock. Export von Getreide und Samen, Butter und Vieh.
Westlich davon Doberan, das älteste deutsche Seebad (seit 1793). Güstrow,
11.000 E., gewerbsame Stadt, erster Wollmarkt des Landes.
d) Mecklenburg-Strelitz. 53 Qm. und 97,000 E. 1841 auf iqm.
Das Großherzogthum besteht aus 2 Theilen: Strelitz und Für-
stenthum Ratzeburg, jenes liegt südöstl., dieses nordwestl. von Meckl.-
Schwerin.
Neustrelitz, 8500 E., 1726 gegründet, regelmäßig gebaut. Neubran-
denburg, 7000 E., Wollmarkt. Im Fürstenthum Ratzeburg (ehemals Bis-
thum) ein Theil der Stadt Ratzeburg mit dem Dom. Siehe Lauenburg.
§ 104» 2. Die Hansestädte.
a) Freie Stadt Lübeck. 5 Qm. und 52,000 Einw. (1875-°
57.000 E.).
Lübeck, 44,500 E., ehemals das Haupt der Hansa, thurmreich, mit zahl-
reichen mittelalterlichen Ziegelsteingebäuden. Zwei Banken, 3^ nach Kopen-
hagen, Gothenburg, Riga, Stockholm, St. Petersburg. Die Rhederei ist un-
bedeutend. Handel mit Rußland. Finnland und Schweden. Jährlich laufen
gegen 2000 Schisse mit 300,000 Ton. ein. Travemünde ist der Vorhafen,
doch können auch die größten Seeschiffe seit einigen Jahren nach Lübeck ge-
langen.
d) Freie Stadt Hamburg. 7 Qm. u. 339,090 Einw. (1875:
386.000 E.).
Hamburg mit den Vorstädten 240,000 E., Freihafen, die erste Handels-
stadt auf dem Kontinent. Von der Alster durchstossen; in den älteren Theilen
an niederländische Bauart erinnernd, in dem Neubau (nach dem Brande 1812
errichtet) eine glänzende moderne Weltstadt. Bank seit 1619. Dampfschiffahrt
nach Holland. England, Schottland, Norwegen, Nordamerika, Brasilien. Rhe-
derei 409 Seeschiffe (37 Dampfer) mit 200,000 Ton. Die Einfuhr Hamburgs
war 1861 eben so groß als die von Skandinavien, Dänemark und Rußland
zusammen, war größer als die Hollands, halb so groß als die der Vereinigten
Staaten und gleich 1/6 der von England. Die Einfuhr hatte 1873 einen
Totalwerth von 2000 Millionen Reichsmark, davon direct seewärts 880 Mill.
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80
Das deutsche Reich.
bedeckt x/3 des Landes. Die Industrie ist namhaft: Glashütten, Porzel-
lanfabr, viele Eisenwerke, Sonneberger Holzwaaren (Nürnberger Spiel-
waaren) sind weit verbreitet; der Handel mit diesen Landeserzeugnissen
geht zumal nach Amerika.
Meiningen, Fl, 9000 E., Residenz. Hildburghausen, Fl, bis 1826
Residenz der jetzt in Altenburg regierenden Linie, 5000 Einw. Sonneberg,
6800 E., Schieferbrüche, Holzschnitzereien.
7 u. 8. Fürftenthümer Schwarzburg-Rudolstadt und
Sondershausen.
Die Fürftenthümer bestehen aus 2 Herrschaften, von denen die
obere am Thüringerwalde, die untere in der preußischen Provinz
Sachsen liegt. Jedes Fürstenthum hat an beiden Herrschaften Antheil.
Die östlichen Theile bilden Rudolstadt, die westlichen Sondershausen.
Bei ungleicher Theilung der Herrschaften liegt die Hauptstadt jedesmal
in dem größeren Gebiete. (Die beiden Städte am Gebirge endigen
auf —stadt, die auf der Hochebene auf —hausen.)
In der obern Herrschaft liefert der Bergbau Eisen, Blei; in der
untern Herrschaft treibt man Ackerbau. Der Waldbestand ist bedeu-
tend. Die Industrie überwiegt in der obern Herrschaft.
a) Schwarzburg-Rudolstadt, 17 Qm. und 75,500 E.
Rudolstadt, Fl, 7000 E., in der oberen Herrschaft. Frankenhausen,
5000 E., in der untern Herrschaft. Wollhandel. Kyffhäuser, Ruine.
L>) Schwarzburg-Sondershausen, 16 Qm. und 67,000 E.
Sondershausen, in reizender Lage am Zusammenfluß von Wipper
und Bebra, 6000 E., in oer untern Herrschaft. Bank. Arnstadt, 8600 E.,
in der obern Herrschaft, die älteste und bedeutendste Stadt im Schwarzburgi-
schen, mittelalterliche Architektur. Fabriken, Getreidehandel.
Süddeutsche Staaten.
§ 112. I. düto|ljcrjo0fljmu Hessen.
139 Qm. und 852,000 Einw. 6117 auf 1 Qm.
Das Großherzogthum besteht aus 2 Stücken, welche durch preuß.
Gebiet, die Umgebung von Frankfurt, von einander getrennt sind. Das
nördliche Stück, Oberhessen, ist fast ganz vom Vogelsgebirge erfüllt;
das südliche, vom Rhein durchströmt, bildet den nördlichsten Theil der
gesegneten oberrhein. Ebene. Die Bevölkerung ist im Rheinthal
doppelt so dicht als in Oberhessen am Vogelsgebirge. In 40 Jahren
sind 145,000 Menschen ausgewandert. 2/3 der Bevölkerung sind pro-
testantisch, kaum katholisch. Die Hälfte der Bewohner lebt vom
Ackerbau, die Hälfte von Industrie.
Die Produkte des Bergbaues sind Braunkohlen, Eisen, Kupfer,
Graphit, Kochsalz. Ackerbau. Die Hälfte des Bodens ist Ackerland;
ausgedehnter Obst- und Weinbau (Scharlachberger, Liebfrauenmilch,
Laubenheimer re.) findet in der Rheinebene statt, Waldwirthschaft und
Viehzucht besonders in Oberhessen.
Die Hauptsitze der lebhaften Industrie sind: Mainz, Offenbach
und Darmstadt. Die Erzeugnisse sind Papiermachewaaren, Bijouterien,
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Die Schweiz.
105
dagegen wird jährlich für fast 2^2 Mill. Fr. Butter eingeführt. Das
Vieh bleibt von Mitte Mai bis Mitte September auf den Bergweiden
(Alpen). Nur in dieser Zeit sind die Sennhütten (Gaden) von den
Sennen (Hirten) bewohnt. In Graubünden übersommern jährlich
40—50,000 bergamasker Schafe. Im Canton Tessin treibt man Bie-
nen- und Seidenzucht.
§ 154. Die Industrie ist sehr bedeutend, sie beschäftigt 1/3 des
Volks und liefert in Appenzell außer-Rhoden, St. Gallen und Zürich
Baumwollenwaaren (2 Mill. Feinspindeln) und Musselinstickereien;
in Zürich und Basel Seiden waaren, glatte Zeuge und Bänder; in
Bern Leinen und Damast; in Aargau (Dorf Wohlen), Baselland und
Luzern Stroh- und Roßhaargeflecht: in Genf und Neuenburg
Uhren und Juwelierarbeiten; Maschinenbau in Zürich, Schaffhau-
sen u. a.; im berner Oberlande Holzarbeiten. Für die deutsche
Schweiz zumal sind die Jndustriethäler und -Dörfer viel charakteristischer
als die Industriestädte.
Handel. Verhältnismäßig hat die Schweiz unter allen Staaten
des Festlandes den stärksten auswärtigen Handel, besonders groß ist der
Absatz nach Nordamerika, Brasilien und der Levante. Daher finden
sich schweizer Consuln in allen Welttheilen. Diese Resultate sind er-
zielt durch die Handels- und Zollfreiheit (seit 1849 keine Binnenzölle
mehr), durch die billige Administration und das Fehlen des stehenden
Heeres.
Die Einfuhr unifaßt an Verzehrungsstoffen: Vieh, Getreide
und Mehl, Wein, Butter und Colonialwaaren, ferner: Eisen, Baum-
wolle, Seide und daraus gefertigte Waaren. Die Ausfuhr umfaßt
Käse, Baumwollen- und Seidenwaaren, Strohgeflechte und Uhren.
Die Haupthandelsplätze sind Basel, Genf, Zürich.
Das Eisenbahnnetz breitet sich über die ganze Hochebene aus, über-
steigt aber nirgends die Alpen. 1873.: 1400 Kilom. Eisenbahnen,
5800 Kilom. Telegraphenlinien.
§ 155. Die 22 Cantone.
A. Südwestliche Gruppe, überwiegend französisch.
1. Bern: Bern, Ul., 36,000 E., Sitz der Bundesregierung. Bank,
Münze. Thun am See, Stapel des Oberlandes. Meiringen, im Haslithal.
Burgdorf, 5000 E., im reichen Emmenthal, Fabriken. Das Münsterthal
an der Birs im Jura nördl. vom Weißenstein. Jnterlaken zwischen 2 Seen
inmitten des berner Oberlandes.
2. Wallis: Oberwallis mit den Städten Brieg und Leuk ist deutsch,
llnterwallis mit Sion (Sitten), 5000 E., Martigny (Martinach) und
St. Maurice hat französ. redende Bewohner.
3. Waadtland: Bex, Salzwerk im Rhonethal. Montreux am Ostufer
des Genfersees, klimat. Kurort. Vevey (Vivis), 8000 E., eine der lieblichsten
Schweizerstädte. Lausanne, 27,000 E., herrliche Lage nahe am See. Morges,
(Morsee), lebhafter Handelsplatz am See. Val Orbe, Dorf im Jura, Uhren-
fabrik.
4. Genf: Genf, 47,000 E., mit den Vororten 67,000 E., Universität, die
reichste Stadt der Schweiz, großstädtisches Leben. 3 Banken, bedeutende In-
dustrie in Uhren und Goldarbeiten.
5. Freiburg: Gruyere, Ul., Käsefabr. Freiburg im Uechtlande,
11,000 E. Murten am See gl. N., X 1476.
6. Neuenburg: (Keueimtsl): Neuenburg, 13,000 E. La Chaux de
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Königreich Belgien.
119
soviele Schiffe mit einer Gesamtladung von 3 Mill. Tonnen. Den
Binnenhandel vermittelt das vollständigste Netz von Eisenbahnen,
(1874: 3370 Kilometer), Canälen und Straßen in ganz Europa. Die
Länge der Telegraphenlinien beträgt 4400 Kilom. Die bedeutendsten
Handelsplätze sind Brüssel, Gent, Brügge, Lüttich. Seeplätze: Ant-
werpen und Ostende.
§ 177* 9 Provinzen.
1. Süd-Brabant. Brüssel (Bruxelles), 14., 171,000 E. in der inneren
Stadt; mit den 8 angrenzenden Gemeinden 314,000 E. Brüssel, die natür-
liche Hauptstadt des Landes, liegt an der Grenze der beiden Stämme und
Sprachen. Die Unterstadt, mit bürgerlichem Verkehr und Handel, ist in Sitte
und Sprache vlaamisch. Die Oberstadt, der Sitz der Regierung und der höheren
Stände, trägt französischen Charakter. Am Marktplatz, dem Mittelpunkte der
Stadt, liegen das gothische Rathhaus, die alten malerischen Zunfthäuser, das
Kornmagazin (Egmont u. Hoorn). Watestloo, X 1815. Löwen (Leuven,
Louvain), Fl, 34,000 E., im 14. Jahrhundet mit 200,000 E. und 4000 Tuch-
manufakturen.
2. Antwerpen. Mecheln, Fl., 36,000 Einw., Knotenpunkt der Eisen-
bahnen. Antwerpen (Anvers), Fl., 127,000 E., erster Seehafen, mit ganz
vlaamischer Bevölkerung. 1874 sind 4500 Schiffe (2 Mill. Ton.) eingelaufen.
Haupteinfuhrartikel: Kaffee und Petroleum, Oelsamen, Häute, Wolle. Gene-
raldepot der London-Liebigs-Fleischextrakt-Compagnie. — Zuckerraffinerien,
Branntweinbrennereien, Schiffswerft. Antwerpen trieb schon im 11. Jahrh.
Häringsfang; seine Hauptblüte fällt ins 14—16 Jahrhundert. — Osterlings-
haus, das alte Lagerhaus der Hansa. Die Stadt des Rubens mit berühmter
gothischer Kathedrale. Jetzt ist es der Hauptwaffenplatz des Landes. Im No.
die Campine.
3. Oftflandern. Der Hauptsitz der Leinen-Industrie liegt im Waeslande,
Audenaarde, Fl., 8000 C., sehr bedeut. Lederfabr. Gent (Gand), am Zu-
sammenfluß von Schelde und Lys, ähnlich wie Namur an Maas u. Sambre;
121.000 E., sehr bedeutender Handel. Bank von Flandern, Baumwoll- und
Flachsspinnereien und Webereien, Brauereien. Berühmte Blumenkultur in
400 Treibhäusern. Schiffswerft. Im 14. Jahrhundert zählte die Stadt
40.000 Wollenweber, im 15. Jahrh. war sie die volkreichste Stadt Europas.
In ihrer Bauart erscheint die Stadt alterthümlicher als Antwerpen. Neues
Aufblühen der Stadt seit der Einführung der Bauwoll-Jndustrie im I. 1803.
4. Westflandern. Brügge (Bruges), 47,600 E. Im 13. Jahrhundert
Stapelplatz für die Hansa, im 14. Jahrhundert Mittelpunkt des Welthandels,
seit Antwerpens Aufblühen gesunken. Schiffswerften, zahlreiche Fabr. (Hafen
Sluis holländ.). Ostende, 17,000 E., einziger bedeutender Hafen an der
See, nach London in 10 Stunden, nach Dover in 4—5 Stunden. Der
Gesamthandel repräsentirte 8 Mill. Thlr. Bedeutende Fischereien, Austern-
bänke. Seebad. Courtray (Kortryk), Fl., 23,000 E., bedeutende Fabriken.
5. Hennegau (le Hainaut). Tournay (Doornik), Fl, 31,000 E., sehr
bedeutende Fabriken, besonders in Teppichen. Mon s (Bergen), 23,000 Einw.,
großartiger Steinkohlenbergbau. Charleroy, Fl, 12,000 Einw., mit sehr
gewerbreicher Umgebung.
6. Namur. Namur (Namen), Fl, 23,000 E., Messerschmiede.
7. Luxemburg liefert Holz und Eisen. Bouillon, von der Semoy
umflossen, Stammhaus Gottfrieds von B.
8. Lüttich (bis 1794 deutsches Bisthum). Spaa, 5000 E., im vorigen
Jahrhundert das besuchteste Bad in Europa, Holzwaaren. Bcrviers, im
industriellen Vesdrethal, 32,000 E., Fabr. feiner Tuche. Lüttich (Luik, Liège),
Fl, 106,000 E., besteht aus einer Berg- u. Thalftadt mit schöner Umgebung,
weltberühmte Waffen, besond. Schußwaffen, Maschinen, Leder, Sattlerarbeiten,
Tuch. Seraing, 25,000e., Dorf mit großartiger Maschinenfabrik, von John
Cockeril (-j- 1840) angelegt und zahlreiche andere Fabr. in sehr schöner Lage
am Fl. Herstal bei Lüttich. (Pippin von Heriftal).
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Niederlande.
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Utrecht u. Geldern, ^ Mill. Friesen in Friesland, Groningen, Drenthe
und Oberyssel, etwa 400,000 Flamänder in Nordbrabant u. Limburg.
50,000 Niederdeutsche in Limburg. Die Städte, prosaischer und ein-
förmiger als die belgischen, sind meist sehr regelmäßig gebaut und rein-
lich gehalten. Die Straßen sind vielfach von Canälen (Grachten) durch-
schnitten und diese mit Bäumen eingefaßt — Es herrscht volle Re-
ligionsfreiheit; 21/ö Mill. Protestanten wohnen meist nördlich vom
Rhein, H/3 Mill. Katholiken, besonders im Süden; 70,000 Juden,
vorzüglich in N.- und S.-Holland. — Die erbliche Monarchie ist ein-
geschränkt durch die Generalstaaten (2 Kammern); Luxemburg hat
eigene Verfassung und Verwaltung. — 3 Universitäten sind zu Leyden,
Utrecht und Groningen.
§ 180, Unter den mineralischen Produkten sind außer Pfeifen-
thon und Torf zu nennen, etwas Kohlen in Limburg und Eisen in
Geldern und Oberyssel.
Für den Ackerbau ist das feuchte, niedrige Land im allgemeinen
weniger geeignet als für die Viehzucht. Die besten Weiden hat Fries-
land und Holland. Doch gedeiht Weizen in Seeland und Limburg,
Buchweizen am meisten in Brabant, allein man muß noch Getreide
einführen; berühmte Blumenzucht treibt Harlem und Amsterdam; Flachs
und Hans baut man in Holland und Seeland, außerdem Tabak, Krapp,
Karden, Senf und Hopsen. Es gibt wenig Wald.
Die Viehzucht, namentlich Rindviehzucht, ist in Friesland und
Holland vorzüglich und überwiegt in Folge der Naturverhältnisse den
Ackerbau. Käse besonders aus Edam und Alkmaar. Die Seefischerei,
namentlich auf Häringe, beschäftigt 1300 Boote und bringt einen Er-
trag von 3 Mill. Thlr. Seit dem 14. Jahrhundert ist durch Beukel
(spr. Bökel) das Einsalzen, „Pökeln" der Häringe eingeführt. Die
früher berühmte Walfischerei hat nachgelassen.
Industrie. Während Belgien Fabrikland ist, hat Holland, durch
seine Lage begünstigt, stets den Handel bevorzugt; daher ist der Schiff-
bau auf 600 bis 700 Werften sehr beträchtlich. Dazu Helsen viele
Sagemühlen, Repschlägereien (Seilereien) und Segeltuchfabriken. Die
Mittelpunkte der Industrie sind die großen Städte der beiden Hollande,
Utrecht und Tilburg. Leinen- und Baumwollenfabr. (230,000
Feinspindeln) besonders in Oberyssel (Enschede); berühmte Bleichen in
Haarlem. Die Papierfabriken liefern vortrefflliches Papier. Ziegeleien
bestehen an der Waal und Assel. Thonpseifen macht man in Gouda;
zahlreiche Oelmühlen, Tabaksfabriken sind besonders in Amster-
dam. Die meisten Geneverbrennereien gibts in Schiedam. Die Woll-
Manufactur ist in Tilburg am bedeutendsten, dann in Leyden und Utrecht.
Teppiche liefert Deventer, Zuckerraffinerien arbeiten in Amsterdam
und Rotterdamm, Leder kommt in besonderer Güte aus Mastricht und
Amsterdam. Lederschuhe werden ausgeführt von Nordbrabant, Gel-
dern, Friesland und Groningen; berühmte Diamantschleifereien
bestehen in Amsterdam. — Die Holländer sind die besten Mühlenbauer
und Stellmacher.
§ 181, Handel, Im 17. Jahrhundert hatten die Holländer
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122
Niederlande.
die erste See- und Handelsmacht in Europa. Sie waren die Fracht-
Fuhrleute der ganzen Welt. Im Jahre 1650 verhielt sich der nieder-
ländische Handel zum englischen wie 5:1, 1750 wie 6:7, 1792 wie
2:5 und jetzt wie 1:7. Doch erstrecken sich die Handelsbeziehungen
noch über die ganze Erde. 1872 betrug die Einfuhr zum Verbrauch
610 Mill. Fl., die Ausfuhr einheimischer Produkte 485 Mill. Fl.
Eingeführt werden Getreide, Manufakturen und Colonialwaaren nament-
lich aus den ostindischen Besitzungen (diese werden zum Theil wieder
ausgeführt), daneben Bauholz, Steinkohlen, Wein, Salz u. a. Aus-
geführt werden außer den Colonialwaaren Schlachtvieh, Butter, Käse
u. a. Der Hauptverkehr besteht mit England, Deutschland, Java und
den anderen Kolonien, ferner mit Belgien und Frankreich.
Schifffahrtsbewegung. 1873 sind eingelaufen von der See:
8400 belastete Schiffe, fast 3 Mill. Tonnen; ausgelaufen 4500 Schiffe,
dazu 24, bis 25,000 Flußschiffe mit 2 Mill. Tonnen. Die Handels-
inarine zählte 1874: 1800 Schiffe, 500,000 Tonnen. Die beiden
wichtigsten See-Handelshäfen sind Rotterdam und Amsterdam,
danach Schiedam, Harlingen, Helder, Dordrecht, Delfzyl (spr. Delfseil)
und Groningen. Den Handel in Colonialwaaren nach Deutschland und
Belgien besorgen Amsterdam und Rotterdam, den Transport von
Schlachtvieh, Butter, Gemüse und Früchten die Städte Rotterdam
und Harlingen. Amsterdam beherrscht den Korn- und Holzhandel von
der Ostsee her, Rotterdam den Verkehr mit England und Nordamerika.
Den sehr belebten Binnenhandel befördert ein staunenswerthes Retz
von Canälen, die fast jedes Dorf berühren. Der bedeutendste Canal
ist der nordholländische vom Helder bis vor Amsterdam, 139 m. breit,
durch den die Seeschiffe nach Amsterdam gehen. Im Bau ist ein Canal
zur directen westlichen Verbindung Amsterdams mit der See- und
Trockenlegung des P. Holland hat einen der 5 größten Kaffeemürkte*)
der Erde durch die Auctionen der niederländischen Handelsgesellschaft
(maatschappij). 1874: 1600 Kilom. Eisenbahnen, 3300 Kilom. Tele-
graphen.
H. 182. 11 Provinzen ohne Luxemburg.
1. Nordholland. Amsterdam, an der Amstel und dem P, auf 90 In-
seln mit 250 Brücken, 256,000 E. Mehr als hundert 4' tiefe Canäle durchziehen
alle Straßen, ausgenommen die Kalverstraat, den Sitz der reichsten Kaufleute.
Dadurch entstehen 90 Inseln. Die Häuser stehen auf eingerammten Pfählen,
welche durch eine Torfschicht von 10 bis 15 in. hindurchgetrieben, auf festem
Sandboden ruhen. Amsterdam ist im Weltverkehr von Rotterdam überflügelt,
welches von Natur günstiger gelegen ist; aber im Verkehr mit den Kolonien
behauptet es nach den ersteu Platz. nach den Hauptseestädten Europas.
1872 eingelaufen: 1400 Schiffe., 470,000 Tonnen; ausgelaufen ebensoviel.
Welthandel. Mehre große Docks. Bank der Niederlande, 1814 gegründet;
Niederländische Handelsgesellschaft, 1824 gegründet, mit regelmäßigen Auctionen
von Colonialwaaren zu Amsterdam und Middelburg. Haarlem, 37,000 E.,
eine der saubersten holl. Städte. Leinenbleichen, Blumenzucht. Zaandam.
12,000 E., am 2)., mit hunderten von Windmühlen. Ed am am Zuider-Zee,
5000 E., und Alkmaar am nordholl. Canal. 9000 E., Käsehandel. Helder,
und Nieuwe Diep, 18,000 E., Häfen am Eingänge des nordholländischen
Canals.
') Die übrigen sind: London, Hamburg, Havre, Antwerpen.
1876 -
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: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
96
Kaiserthum Oesterreich.
bürgen. Die bedeutenden Waldungen liefern Holz, Pottasche, Gerber-
rinde, Knoppern, Terpentin und Harz. Schöne Eichenwälder stehen
an der Drau und Sau.
H 137. Die Viehzucht ist in den Alpen, Böhmen und Ungarn
vorzüglich, in anderen Gebieten nicht ausreichend. Die meisten Pferde
haben Ungarn und Galicien; Rindvieh ist ausgezeichnet in den
Alpen, in Ungarn, Galizien und Böhmen; Schafe, seit 1763 durch
Merinos veredelt, 21 Mill., sind besonders in Ungarn, Siebenbürgen
und Böhmen. Kammwolle kommt ausschließlich aus Ungarn. Ziegen
gibts in den Gebirgsgegenden, Schweine in Ungarn, Geflügel in
Böhmen (böhm. Fasanen); den feinsten Honig liefert Siebenbürgen
und Kärnten. Seidenbau wird in Tirol und Siebenbürgen getrie-
den. Die Jagd ist noch immer bedeutend, obwohl in Abnahme; die
Fischerei, besonders in der Theiß, hat aber sehr abgenommen.
§ 138. Industrie. Das Land ist durchaus noch abhängig von
der ausländischen Industrie, obgleich es in einzelnen Zweigen, so
namentlich in der Glasfabrication und Tuchweberei sich aus-
zeichnet. Die Industrie richtet sich mit Ausnahme der Baumwolle fast
nur aus die Veredlung einheimischer Produkte, Böhmen hat die meisten
Fabriken. Der Gesamtwerth der industriellen Production wird auf
1000 Mill. Fl. geschätzt. Die Wollenfabrication hat in Böhmen
Mähren, Schlesien und Niederösterreich (Brünn, Reichenberg, Bielitz)
ihren Sitz. Baumwollsabrication (1872: 1,900,000 Spindeln)
in Böhmen, Mähren, Schlesien, Oesterreich. Die größte Flachs-
spinnerei ist in Trautenau in Böhmen. Hier befindet sich der größte
Garnmarkt und eine Garnbörse. Die Bleichen sind, außer im Norden
Böhmens (Rumburg, Schönlinde, Reichenberg), unzureichend. Die
Verarbeitung der Seide geschieht hauptsächlich in Wien. Der Maschi-
nenbau ist unbedeutend: Eisen- und Stahlwaaren producirt
Oesterreich unter der Enns und Böhmen (Steier, Nixdorf). Für
Thonwaaren ist die Miesbach'sche Ziegelei am Wienerberge die größ-
te des Continents; andere Fabriken finden sich in Böhmen (bei Karls-
bad). Das ordinäre Glas und das Spiegelglas kann die Concurrenz
im Auslande nicht mehr halten; die Fabrication des feinsten Glases
ist in Böhmen vorzüglich Die Salz- und Tabaksfabrication ist
Monopol. Die Rübenzuckerfabriken (in Mähren) decken die Hälfte
des Consums. Einen bedeutenden Aufschwung hat die Bierproduc-
tion gewonnen und zwar besonders in Mähren u. Unterösterreich.
§ 139. Der Handel verfolgt besonders 3 Wege: die Donau
hinab ins schwarze Meer, dem Laus der Elbe folgend nach Sachsen,
und den Seehandel vom adriatischen Meere aus. Am bedeutendsten
ist er nach dem Zollverein, Rußland und der Levante. Es gibt zwei
Zollgebiete, ein binnenlündisches und ein maritimes. Das erste umfaßt
das ganze Binnenland der österreichisch-ungarischen Monarchie mit Aus-
nahme der Freihäfen Triest und Fiume; das maritime Zollgebiet bildet
Dalmatien. Mittelpunkte des Binnenhandels sind Wien, ferner Prag,
Brünn, Pest, Lemberg, Brody, Bozen. Große Märkte werden in Prag,
1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
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128
Großbritannien- und Irland.
Steinsalz bei Northwich (südl. v. Manchester) und Winsford (in
Somerset). 1861 producirte man l1^ Will. Tons, und davon die
Hälfte in Cheshire. Ausgeführt wurden 700,000 Tons, besonders
nach Nordamerika. Daß kein Salzmonopol mehr besteht, ist ein großer
Segen für die Landwirthschaft, namentlich für die Viehzucht. Außer-
dem ziehen Industrie und Handel unermeßlichen Gewinn daraus, da
z. B. die englische Soda mit dem Fabrikate des Festlandes con-
curriren kann.
§ 190. Der Ackerbau steht wegen der Pachtverhältnisse gegen
den anderer Länder zurück, ist aber besser in Schottland als in Eng-
land und Irland Das Korn reicht nicht aus, so daß ca. 141/2 Mill.
Quarter Getreide und Mehl, vorzüglich Weizenmehl, für 120—140
Mill. Thlr. Angeführt werden muß. England baut im Süden Weizen,
in der Mitte und im Norden Gerste und Roggen, Schottland
Hafer, Irland Kartoffeln. — Holz mangelt; daher geschehen
bedeutende Zufuhren aus den Ostseehäfen und von Norwegen. Außer-
dem sind Hopsen in Kent, Flachs in Schottland und Irland, Aepfel
in Sw. Englands (Eider) zu nennen.
Bei der Vortrefflichkeit der Wiesen und Weiden ist die Vieh-
zucht von jeher, und naturgemäß, mehr gepflegt als der Ackerbau.
Die englischen Rassepferde sind berühmt. Man zählt 10 Mill. Rinder
(Chesterkäse), 34 Mill. Schafe, Schweine zieht man vorzüglich in
Irland, Ziegen in Wales.
Fischerei. Die Häringsfischerei lieferte 1862 fast 800,000 Faß
in England, 700,000 F. in Schottland. Die Hauptsitze sind Parmouth
in England, und Wick in Nordschottland. Der Kabliaufang findet
aus der Doggerbank und bei Neufundland statt. Die besten Austern
kommen aus dem Themsebusen und werden von Colchester und Whit-
stable aus verschickt. — Die Angelfischerei ist eine Lieblingsbeschäfti-
gung des Volks. Die Seefischerei, besonders der Wallfischfang, ist die
beste Schule für die Bildung der Seeleute. Dundee nimmt hinsicht-
lich der Walfischerei mit 3l unter allen europ. und amerik, Häfen
den ersten Rang ein.
H 191. Die Industrie ist die erste auf der Erde an Bedeutung
und Umfang. Es besteht volle Gewerbesreiheit. Die Industrie ist
befördert durch die Erfindungen: 1589 des Strumpfwirkerstuhls (Wil-
liam Lee), 1733 der Schnellschütze (Kay), 1758 der Scheermaschine
(Everett), 1765 Verbesserung der Dampfmaschine (James Watt), 1769
der vervollkommneten Spinnmaschine (Arkwright), 1775 des englischen
irdenen Geschirrs (Töpfer Wedgewood), 1799 der Spindel auf beweg-
lichen Wagen (Crompton), 1785 des Maschinenwebstuhls (Cartwright),
1800 der Walzwerke, 1809 der Bobinetmaschine (Heathcoat), 1810
der Kammgarnmaschinenspinnerei, 1811 der Papiermaschine, 1821 der
ersten Eisenbahn für Gütertransport zwischen Stockton und Darling-
ton, 1825 der ersten Eisenbahn für Personentransport zwischen Liver-
pool und Manchester, 1825 der vervollkommneten Flachsspinnmaschine
(Marshall).
1876 -
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Dänemark.
137
Macht mit dem Reichsrath. Der Reichtag besteht aus 2 Kammern,
dem Volksthing und Landsthing.
Der Ackerbau ist bedeutend und bildet die Hauptbeschäftigung.
Getreide wird ausgeführt. Doch gibt es wenig Wald.
Die Viehzucht, besonders in Jütland, ist eben so wichtig als der
Ackerbau. Man züchtet Pferde, Rinder und Schafe. Die Fischerei
wird noch bei Skagen und an der Westküste Jütlands betrieben.
Die Industrie ist gering, das Volk hat mehr Neigung zum Handel,
eine Industriestadt ist eigentlich nur Kopenhagen. Handschuhfabr. in
Randers, Horsens und Odense. Viele Branntweinbrennereien.
Der Handel mit den Landesprodukten, besonders mit Getreide
und Vieh nimmt hauptsächlich seine Richtung nach Deutschland, Eng-
land, Skandinavien u. a. Der Mittelpunkt alles Handels ist Kopen-
hagen. Handel und Schiffahrt. Die Handelsbewegung in aus-
wärtiger Fahrt repräsentirt etwa 1 Mill. Ton., davon kommt die Hälfte
auf Kopenhagen. Seit 1863 wird nur das Gewicht, nicht mehr der Werth
der umgesetzten Waaren namhaft gemacht; 1873 21 Mill. Ctr. Einfuhr,
11 Mill. Ctr. Ausfuhr. Allsgeführt wird Korn, Butter, Vieh, Raps,
Häute und Wolle; eingeführt Webstoffe und Colonialwaaren. Die
Handelsflotte zählt 637 Schiffe von über 100 Ton. Gehalt und 109
Seedampfer. Es gibt 900 Kilom. Eisenbahnen. Die Hauptroute von
Hamburg nach Kopenhagen führt durch Schleswig-Holstein, Fünen und
Seeland, und zum Uebergang nach Schweden von Kopenhagen nach
Helsingör. Telegraphenlinien, 2500 Kilom., verbinden die Hauptplätze
und gehen durch den Sund nach Schweden.
§ 203. a) Die Inseln. Seeland. Kopenhagen (Kjöbenhavn
d. i. Kaufmanshafen), 181,000 E., der beste Kriegshafen an der Ostsee, zwischen
Seeland und der kleinen Insel Amager. Nach Kopenhagen werden nicht blos
die wichtigsten Produkte der Nebenländer geführt (Wolle, Thran, Fische, See-
hundsfelle, Fuchsbälge, Eiderdunen), sondern auch mehr als die Hälfte der
Colonialwaaren und Manufacturen, welche das Land bedarf. Berühmte
Museen. Frederiksb org, ein stadtähnliches Dorf unmittelbar neben Kopen-
hagen, 17,000 E. Helsingör, 9000 E., an der schmälsten Stelle des Sund.
Korsör, nach Kiel. Die Insel Fünen mit Odense, 17,000 C. Hand-
schuhfabriken. Sw endborg, 6000 E., auf der Südküste von Fünen besitzt
die größte Rhederei (über 200 Schiffe) nach Kopenhagen (370 Schiffe). Born-
holm, die Insel der Windmühlen, 10 Qm., 32,000 E., die einzige dänische
Insel, welche Granit und Steinkohlen hat.
d) Jütland. Aalborg (spr. Ohlborg) am Lymfjord, 12,000 E., Ausfuhr
von Vieh und Getreide. Viborg, 6400 E., die älteste Stadt in Jütland.
Randers, 11,000 E., Handels Aarhus (spr. Ohrhus), 15,000 E. Frede-
rikshaven, am Nordende der jütländischen Eisenbahn, seit 1818 Stadt, hieß
sonst Fladstrand. Der Hafen ist von der größten Wichtigkeit als Nothhafen
und daher viel besucht bei der geführt. Schiffahrt.
§ 204. c) Die Nebenländer. 1. Färöer (b. h. Schafinseln),
24 Qm., 10,500 E., 22 Felsinseln ohne Baumwuchs; davon sind 17
bewohnt. Mittlere Temperatur 5o R. (Februar 2° R., August 10° R.).
Man vergl. mit dieser hohen Temperatur des Winters das Klima von
Jakutsk, welches in Sibirien unter gleicher Breite liegt. Die Bewohner
beschäftigen sich mit Schafzucht, Fischfang und dem Einsammeln der
Federn und Eier der Seevögel, namentlich der Eidergänse.