Niederlande.
121
Utrecht u. Geldern, ^ Mill. Friesen in Friesland, Groningen, Drenthe
und Oberyssel, etwa 400,000 Flamänder in Nordbrabant u. Limburg.
50,000 Niederdeutsche in Limburg. Die Städte, prosaischer und ein-
förmiger als die belgischen, sind meist sehr regelmäßig gebaut und rein-
lich gehalten. Die Straßen sind vielfach von Canälen (Grachten) durch-
schnitten und diese mit Bäumen eingefaßt — Es herrscht volle Re-
ligionsfreiheit; 21/ö Mill. Protestanten wohnen meist nördlich vom
Rhein, H/3 Mill. Katholiken, besonders im Süden; 70,000 Juden,
vorzüglich in N.- und S.-Holland. — Die erbliche Monarchie ist ein-
geschränkt durch die Generalstaaten (2 Kammern); Luxemburg hat
eigene Verfassung und Verwaltung. — 3 Universitäten sind zu Leyden,
Utrecht und Groningen.
§ 180, Unter den mineralischen Produkten sind außer Pfeifen-
thon und Torf zu nennen, etwas Kohlen in Limburg und Eisen in
Geldern und Oberyssel.
Für den Ackerbau ist das feuchte, niedrige Land im allgemeinen
weniger geeignet als für die Viehzucht. Die besten Weiden hat Fries-
land und Holland. Doch gedeiht Weizen in Seeland und Limburg,
Buchweizen am meisten in Brabant, allein man muß noch Getreide
einführen; berühmte Blumenzucht treibt Harlem und Amsterdam; Flachs
und Hans baut man in Holland und Seeland, außerdem Tabak, Krapp,
Karden, Senf und Hopsen. Es gibt wenig Wald.
Die Viehzucht, namentlich Rindviehzucht, ist in Friesland und
Holland vorzüglich und überwiegt in Folge der Naturverhältnisse den
Ackerbau. Käse besonders aus Edam und Alkmaar. Die Seefischerei,
namentlich auf Häringe, beschäftigt 1300 Boote und bringt einen Er-
trag von 3 Mill. Thlr. Seit dem 14. Jahrhundert ist durch Beukel
(spr. Bökel) das Einsalzen, „Pökeln" der Häringe eingeführt. Die
früher berühmte Walfischerei hat nachgelassen.
Industrie. Während Belgien Fabrikland ist, hat Holland, durch
seine Lage begünstigt, stets den Handel bevorzugt; daher ist der Schiff-
bau auf 600 bis 700 Werften sehr beträchtlich. Dazu Helsen viele
Sagemühlen, Repschlägereien (Seilereien) und Segeltuchfabriken. Die
Mittelpunkte der Industrie sind die großen Städte der beiden Hollande,
Utrecht und Tilburg. Leinen- und Baumwollenfabr. (230,000
Feinspindeln) besonders in Oberyssel (Enschede); berühmte Bleichen in
Haarlem. Die Papierfabriken liefern vortrefflliches Papier. Ziegeleien
bestehen an der Waal und Assel. Thonpseifen macht man in Gouda;
zahlreiche Oelmühlen, Tabaksfabriken sind besonders in Amster-
dam. Die meisten Geneverbrennereien gibts in Schiedam. Die Woll-
Manufactur ist in Tilburg am bedeutendsten, dann in Leyden und Utrecht.
Teppiche liefert Deventer, Zuckerraffinerien arbeiten in Amsterdam
und Rotterdamm, Leder kommt in besonderer Güte aus Mastricht und
Amsterdam. Lederschuhe werden ausgeführt von Nordbrabant, Gel-
dern, Friesland und Groningen; berühmte Diamantschleifereien
bestehen in Amsterdam. — Die Holländer sind die besten Mühlenbauer
und Stellmacher.
§ 181, Handel, Im 17. Jahrhundert hatten die Holländer
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Personennamen: Hans Krapp Hollande
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Friesland Groningen Drenthe Limburg Limburg Rhein N.- Luxemburg Groningen Limburg Holland Seeland Limburg Brabant Amsterdam Holland Seeland Friesland Holland Belgien_Fabrikland Holland Utrecht Tilburg Oberyssel Enschede Haarlem Amster- Schiedam Tilburg Utrecht Deventer Amsterdam Amsterdam Friesland Groningen Amsterdam
122
Niederlande.
die erste See- und Handelsmacht in Europa. Sie waren die Fracht-
Fuhrleute der ganzen Welt. Im Jahre 1650 verhielt sich der nieder-
ländische Handel zum englischen wie 5:1, 1750 wie 6:7, 1792 wie
2:5 und jetzt wie 1:7. Doch erstrecken sich die Handelsbeziehungen
noch über die ganze Erde. 1872 betrug die Einfuhr zum Verbrauch
610 Mill. Fl., die Ausfuhr einheimischer Produkte 485 Mill. Fl.
Eingeführt werden Getreide, Manufakturen und Colonialwaaren nament-
lich aus den ostindischen Besitzungen (diese werden zum Theil wieder
ausgeführt), daneben Bauholz, Steinkohlen, Wein, Salz u. a. Aus-
geführt werden außer den Colonialwaaren Schlachtvieh, Butter, Käse
u. a. Der Hauptverkehr besteht mit England, Deutschland, Java und
den anderen Kolonien, ferner mit Belgien und Frankreich.
Schifffahrtsbewegung. 1873 sind eingelaufen von der See:
8400 belastete Schiffe, fast 3 Mill. Tonnen; ausgelaufen 4500 Schiffe,
dazu 24, bis 25,000 Flußschiffe mit 2 Mill. Tonnen. Die Handels-
inarine zählte 1874: 1800 Schiffe, 500,000 Tonnen. Die beiden
wichtigsten See-Handelshäfen sind Rotterdam und Amsterdam,
danach Schiedam, Harlingen, Helder, Dordrecht, Delfzyl (spr. Delfseil)
und Groningen. Den Handel in Colonialwaaren nach Deutschland und
Belgien besorgen Amsterdam und Rotterdam, den Transport von
Schlachtvieh, Butter, Gemüse und Früchten die Städte Rotterdam
und Harlingen. Amsterdam beherrscht den Korn- und Holzhandel von
der Ostsee her, Rotterdam den Verkehr mit England und Nordamerika.
Den sehr belebten Binnenhandel befördert ein staunenswerthes Retz
von Canälen, die fast jedes Dorf berühren. Der bedeutendste Canal
ist der nordholländische vom Helder bis vor Amsterdam, 139 m. breit,
durch den die Seeschiffe nach Amsterdam gehen. Im Bau ist ein Canal
zur directen westlichen Verbindung Amsterdams mit der See- und
Trockenlegung des P. Holland hat einen der 5 größten Kaffeemürkte*)
der Erde durch die Auctionen der niederländischen Handelsgesellschaft
(maatschappij). 1874: 1600 Kilom. Eisenbahnen, 3300 Kilom. Tele-
graphen.
H. 182. 11 Provinzen ohne Luxemburg.
1. Nordholland. Amsterdam, an der Amstel und dem P, auf 90 In-
seln mit 250 Brücken, 256,000 E. Mehr als hundert 4' tiefe Canäle durchziehen
alle Straßen, ausgenommen die Kalverstraat, den Sitz der reichsten Kaufleute.
Dadurch entstehen 90 Inseln. Die Häuser stehen auf eingerammten Pfählen,
welche durch eine Torfschicht von 10 bis 15 in. hindurchgetrieben, auf festem
Sandboden ruhen. Amsterdam ist im Weltverkehr von Rotterdam überflügelt,
welches von Natur günstiger gelegen ist; aber im Verkehr mit den Kolonien
behauptet es nach den ersteu Platz. nach den Hauptseestädten Europas.
1872 eingelaufen: 1400 Schiffe., 470,000 Tonnen; ausgelaufen ebensoviel.
Welthandel. Mehre große Docks. Bank der Niederlande, 1814 gegründet;
Niederländische Handelsgesellschaft, 1824 gegründet, mit regelmäßigen Auctionen
von Colonialwaaren zu Amsterdam und Middelburg. Haarlem, 37,000 E.,
eine der saubersten holl. Städte. Leinenbleichen, Blumenzucht. Zaandam.
12,000 E., am 2)., mit hunderten von Windmühlen. Ed am am Zuider-Zee,
5000 E., und Alkmaar am nordholl. Canal. 9000 E., Käsehandel. Helder,
und Nieuwe Diep, 18,000 E., Häfen am Eingänge des nordholländischen
Canals.
') Die übrigen sind: London, Hamburg, Havre, Antwerpen.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa England Deutschland Frankreich Rotterdam Amsterdam Harlingen Dordrecht Groningen Deutschland Belgien Amsterdam Rotterdam Rotterdam Harlingen Ostsee Rotterdam England Nordamerika Amsterdam Amsterdam Amsterdams Holland Luxemburg Nordholland Amsterdam Amsterdam Rotterdam Europas Niederlande Niederländische Amsterdam Haarlem Zaandam Zuider-Zee London Hamburg Antwerpen
Iv
Vorwort
Gewicht darauf, hierin etwas „neues" bieten zu können, daß es doch
nach 3 oder 4 Jahren wieder „neu gelernt" werden muß. Meinen
verehrten Collegen, die mich auf manche Unrichtigkeit der früheren
Auslage aufmerksam gemacht haben, sage ich meinen herzlichsten Dank.
Ich biete Ihnen in dieser neuen Ausgabe sogleich wieder ein neues
Feld ihrer für mich schätzenswerthen Aufmerksamkeit.
Dresden, am Sonnabend vor Palmarum 1876.
Z. Rüge.
Die im Texte verwendeten Zeichen bedeuten:
T — Telegraph.
— Eisenbahn, nur in außereurop. Ländern angedeutet.
= Dampfer, Dampfschiffahrt I
^ - und schiffbar.
^ ^ Segelschtffahrt |
tä — Hasenplatz.
m — Meter; -ni. ü. M. — Meter über d. Meeresspiegel,
ein ^ Centiureter.
Fl — Fluß.
£ — Pfund Sterling.
$ — Dollar, Pesto, span. Piaster.
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TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
Rußland.
155
und Holland gehoben; sie beschäftigt 4 Mill. Menschen, besonders in
Moskau, Wladimir, N.-Nowgorod, Tambow, Kaluga, Jaroslaw, Kasan.
Die verschiedenen Industriezweige behaupten sich meistens noch in den-
selben Gegenden wie vor 200 Jahren. Die freie Entfaltung war aber
durch die strenge Vormundschaft der Regierung gehemmt. Sie umfaßt
namentlich das Stromgebiet der Oka; doch liefert sie meistens nur für
den innern Bedarf: Zucker, Talg und Lichte, Wachs, Wollen-,
Baumwoll-, Leinen- und Hanswaaren, Leder. Die besten
Juften oder Juchten kommen aus Jaroslaw und Kostroma, die fein-
sten Tuche aus Moskau. Kein Industriezweig in Rußland ist so
volksthümlich, als die Leinweberei der Bauern während des Win-
ters, besonders in den nördlichen Gouvernements Wjatka, Jaroslaw,
Twer, Wologda und Perm. Die Hanfindustrie hat ihren Mittelpunkt
in Orel. Den höchsten Platz in der russischen Industrie nimmt gegen-
wärtig die Baumwollmanufactur ein, namentlich in den Gouver-
nements Moskau, Petersburg und Wladimir. Die Baumwollspinne-
reien haben 2 Mill. Feinspindeln. Die Pech- und Theersiede-
rei (Archangelsk und Wologda) ist stets von großer Bedeutung gewesen.
Der Handel. Kein anderes Land hat zur Verbesserung genügen-
der Verkehrsmittel und Wege so große Schwierigkeiten zu überwinden
als Rußland. Die Flüsse sind oft 1h Jahr durch Eis gesperrt. Für
Anlegung von Kunststraßen sind die Entfernungen unverhältnismäßig
groß und das Land spärlich bevölkert. Deshalb hat auch das Eisen-
bahnnetz sich erst spät entwickelt. Die Fluß schisfahrt war bisher
von der größten Bedeutung für den Verkehr, da große Heerstraßen nur
die Hauptstädte verbanden, und der Verkehr im Sommer auf die Flüsse,
im Winter (5 6 Monate) auf die Schneebahn angewiesen war. Die
Eisenbahnen haben den Verkehr auf den Flüssen, mit Ausnahme auf
der Wolga, eingeschränkt. Im Juli 1873 waren mehr als 16,000 Kilom.
Eisenbahnen eröffnet, welche das große Reich nach allen Seiten
durchschneiden, an 4 Punkten die Ostsee erreichen, und an mehreren
Punkten sich an Preußen und Oesterreich anschließen, ostwärts die
Hauptstädte an der Wolga erreichen und über Samara bis Orenburg
im Bau sind. Aber der Personenverkehr ist sehr gering (*/» von Eng-
land). Die Länge der Telegraphen betrug 1873 72,000 Kilom. Das
Postwesen ist noch wenig entwickelt, da der größte Theil des Volkes
nicht schreiben kann. Die Hauptstraße, welche das europäische und
asiatische Rußland verbindet, der s. g. sibirische Trakt führt von Nischny-
Rowgorod über Kasan, Perm, Jekaterinburg bis Irkutsk. Die wich-
tigsten Plätze des Binnenhandels sind Moskau, Kijew und
Ni schny-Nowgorod. Rußland ist das Land der großen Messen
und Märkte; ganz unbedeutende Orte werden durch dieselben für kurze
Zeit in die großartigsten Verkehrsplätze verwandelt. Die wichtigsten
Meßplätze sind Nischny-Nowgorod, Jrbit nördlich von Jekaterinburg
und Poltawa mit einem Umsatz von 126, 382/3 und 21 Mill. Silber-
rubel (1868). Die meisten kleinen Messen hat die Ukraine. Hier
tragen sie den Charakter eines in beständiger Bewegung befindlichen
Markts, der sich das ganze Jahr im Kreise dreht. Der russische Binnen?
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Die Länder am Nil.
223
schlechten Regierung die Wüste in den Nil. Der Baumwollenbau
liefert den bedeutendsten Exportartikel. Außerdem baut man Reis im
Delta, Zuckerrohr und Indigo in Oberägypten: ferner Weizen, Hülsen-
früchte, Tabak, Mohn, Sesam, Flachs, Datteln, Feigen, Wein, Süd-
früchte. Man züchtet treffliche Esel u. Maulthiere, Rinder u. Büffel,
Dromedare und Schafe. Tauben und anderes Geflügel finden sick-
reichlich in jedem Dorf; auch treibt man Bienen- u. Seidenzucht. Der
Nil ist sehr fischreich.
Die Industrie verdankt zwar dem Mehemed Ali manche Förde-
rung, aber die Fabrication von Webstosfen ist theilweise wieder eingc-
gangen. Auch die zu sehr gesteigerte Zuckerfabrixation wird einge-
schränkt, weil sie durch Wegnahme der Arbeitskräfte den Wohlstand
der Dörfer schädigte.
Handel. Durch die unvergleichlich günstige Lage zwischen zwei
Meeren und zwei großen Erdtheilen war Aegypten im Alterthum, und
ist noch in der Gegenwart ein wichtiges Glied der großen Kette des
Völker- und Handelsverkehrs, die den ganzen Erdball umspannt. Den
wichtigsten Theil des Handels haben die Europäer, besonders die Eng-
länder, in Händen. Handel 1873: Einfuhr 120 Mill. Mark, Ausfuhr
300 Mill. Mark. Für den Exporthandel sind Alexandrien u. Sues,
für den Import Kairo am wichtigsten; danach. Dam int, Kosssir,
vermittelt den Verkehr mit Arabien, Siut mit Darfur. Der Handel
des Binnenlandes, durch die Kopten betrieben, ist Tauschhandel. Aegyp-
ten führt die Rohprodukte des Sudan u. Baumwolle aus (siehe Alex-
andrien). Durch seine Eisenbahn von Alexandrien über Kairo nach
Sues ist es bereits das Durchgangsland für die indische Post; für
den Waarenverkehr ist seine Bedeutung nach Vollendung des Suss-
canals sehr gestiegen. Die Länge der Eisenbahnen betrug 1874 1500
Kilom., die der Telegraphen über 6000 Kilom. Der Postdienst ist
bis Chartum vortrefflich organisirt.
§ 316. Aegypten zerfällt in Ober- und Unterägypten. Ein Mittel-
äghpten, von dem in vielen Werken gesprochen wird, besteht weder in geogr.,
noch Politischen! Sinne. Oberägypten bildet ein zwischen zwei felsigen Berg-
ketten eingeengtes Thal in einer durchschnittlichen Breite von 1 bis 2 Meilen.
Unterägypten beginnt an der Gabelung des Nil und ist eine unabsehbare
Ebene, bedeckt mit üppigen Feldern, durchschnitten von 2 mächtigen Flußarmen
und einer Menge kleinerer und größerer Canäle, gegen O. und W. von den
Sandhügeln der Wüste begrenzt und gegen das Meer in Sümpfe und Moräste
ausartend. Aus dem Kulturlands ziehen sich nach O. und W. einzelne Wadi
in die Wüste hinein; so aus der libyschen Seite das Thal der Natronseen,
aus denen viel Natron gewonnen wird, auf der arabischen Seite Wadi Tu-
meilat, vielleicht der Wohnsitz der Israeliten in A. vor ihrem Auszuge, mit
Süßwassercanal und mit zahlreichen Ruinen alter Städte. Die arabische
Wüste zwischen Nil und rothem Meere ist ein wildes Gebirgsland mit tiefen
sandigen Thälern, ohne Oasen, nur von Wanderstämmen bevölkert. Feste
Wohnsitze sind nur die zerstreuten Klöster, in denen koptische und griechische
Mönche in wilder Einsamkeit leben. Spuren eines alten Bergbaues u. Reste
großartiger Kunststraßen weisen auf einen ehemals sehr regen Verkehr hin.
1. Oberägypten. Assuan (Syene) und die Insel Philä mit altägyp-
tischen Tempeln. Bei den Dörfern Luksor und Karnak die Ruinen der alten
Hauptstadt Theben. Siut. 27,000 E., Hauptstadt von Oberägypten.
Am rothen Meere, an vegetationsloser Küste Kosssir, 2000 E., dessen Hafen
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Vereinigte Staaten von Columbia.
321
Bereinigte Staaten von Golumvi«
(Aeu-Hranlda).
15,000 Qm„ beinahe 3 Mill. Einw. (1870).
H 453. Columbia ist in sehr günstiger Lage an 2 Oceanen, im
Besitz des Passagelandes der Landenge von Panama, von einem groß-
ßen schiffbaren Strom und den Hochgebirgen durchzogen.
Die Bevölkerung besteht aus Weißen, Mestizen, Mulatten, Zam-
bos und Negern. Seit 1851 ist die Sklaverei abgeschafft und besteht
Religionsfreiheit. Produkte: 1) Alle Metalle, Kohlen. 2) Tabak
(Ambalema), Kaffee (in Cauca), Zucker, Baumwolle (im ganzen Lande
wild), Cacao, Kopaiva-Balsam, Reis, Chinarinda, Kautschuk, Färbe-
hölzer. 3) Rindvieh, Pferde, Schildkröten, Perlen, Korallen. Die
Industrie ist sehr unbedeutend. Handel: Der Mangel an Verkehrs-
straßen hemmt den Binnenhandel. Der Magdalenenstrom, die Haupt-
straße für den auswärtigen u. inländischen Handel, ist 210 D. Mln.
schiffbar. Drei Dampschiffahrtsgesellschaften, von Deutschen angeregt,
besorgen den Verkehr. Der Handelsumsatz belief sich 1874 auf 23%
Mill. Pesos. Der Hauptverkehr besteht mit England und Bremen.
Ausgeführt werden Tabak, Chinarinde, Kaffee, Gold in Barren. Jähr-
lich laufen 1000 Schiffe (400,000 Ton.) ein. Die Haupthäfen sind
Panamá, Aspinwall, Sabanilla, Barranquilla, St. Marta. Die Pa-
nama-Eisenbahn, 1855 eröffnet, ist 10% deutsche Mln. lang.
Durch diese unter großen Mühen u. Opfern an Menschenleben erbaute
Bahn ist die Landenge das wichtigste Passageland der Erde geworden.
9 überseeische Dampferlinien stehen mit der Bahn in Verbindung. Die
Fahrt von Liverpool nach Panamá dauert 16 Tage. Außerdem Eisen-
bahn zwischen Sabanilla und Barranquilla, 4 Mln., zur Beseitigung
der schwierigen Schiffahrt in Strom-Delta.
(Santa Fs de) Bogota, 52,000 E., Hauptstadt, 2600m. hoch gelegen.
Ambalema, westlich davon am Magdalenenstrom. Tabaksbau. Popayán,
16.000 E., 1600 m. hoch gelegen an den Quellen des Ca-uca, dessen Thal in
Bezug auf Ackerbau und Bergbau das reichste im Lande ist. Sa. Marta,
sehr schon gelegen am Fuß der Sierra gl. N. Die Häfen Barranquilla
und Sabanilla an der Mündung des Magdalenen-Stroms,
sind für die Einfuhr europ. Maaren wichtiger als Cartagena, 8,000 Einw.
1533 gegründet, unter spanischer Herrschaft starke Festung und eine der wich-
tigsten Positionen am Antillenmeere, trefft. Hafen, aber der Handel im Sinken.
Der Staat Panama, größer als Bayern, ist nominell noch mit Neu-Gra-
nada verbunden, faktisch so gut wie unabhängig. Als ein langer schmaler,
hufeisenförmig gewundener Damm zwischen 2 Weltmeeren, als ein Isthmus
von eminenter Bedeutung, hat der Staat mit Recht den Namen República del
Istmo angenommen. Aspinwall (Colon), der Endpunkt der Eisenbahn auf
der atlantischen Seite auf der kleinen Manzanillo-Jnsel, ist so benannt nach
dem Gründer der Eisenbahn, einem Kaufmann in Neu-Dork. Die Fahrt durch
den Isthmus „mitten durch primitive Wälder, die noch in ihrem herrlichsten,
in keinem Theile der Erde übertroffenen Urschmucke prangen, ist wohl eines
der sinnenberauschendsten Schauspiele, welche das Auge eines Naturfreundes
zu genießen vermag". (Scherzer). Panamá (indianisch, d. h. viele Fische),
18.000 E., Aus grünen Hügeln in der üppigsten Pflanzenwelt gelegen,
gewährt die Stadt vom Hafen aus einen malerischen Anblick. Auf den Dä-
Ruge, Geographie, 6. Aufl.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Personennamen: Marta Marta Scherzer
Extrahierte Ortsnamen: Columbia Aeu-Hranlda Columbia Panama Cauca Cacao Chinarinda England Bremen Sabanilla Barranquilla Sabanilla Barranquilla Strom-Delta Bogota Magdalenenstrom Barranquilla Sabanilla Cartagena Panama Neu-Dork
Iv
Vorwort.
[tonen, andererseits befördert eine oberflächliche Vermengung beider
Diseiplinen das unheilvolle Halbwissen und Naisonnement. Ans
der allgemeinen Geographie basieren aber natürlicherweise die
Handelsverhältnisse; das Verständnis der ersten führt zum Ver-
ständnis der andern. Soll ich ein naheliegendes Beispiel nennen,
so halte man die Bodenbeschaffenheit Dentschlands mit den Rich-
tnngen seiner Schienenwege zusammen, um sofort die nothwen-
dige Aufklärung zu finden. Verkenne oder übergehe ich jene, so
werden dem Schüler die vielfach verschlungenen Linien „der länder-
verknüpfenden Straße" nur als ein Netz des Zufalls erscheinen.
Unter der einschlagenden Literatur steht (so weit sie mir
bekannt ist) Hopffs Geographie meinen Anschauungen am näch-
sten; aber die Differenzen waren doch zu groß, — wie man
auch aus dem Vergleich beider Arbeiten erkennen wird, als daß
ich nicht hätte wagen müssen, einen eigenen Weg zu suchen und
den Plan zu entwerfen. Wie ich somit das physische Moment
betone, damit der Schüler nicht bloß Fluß- und Gebirgs-
namen kenne und das dazwischenliegende Land ihm eine tabula
i-asa bleibe, so habe ich auch bei der Anführung der Städte so
viel wie möglich versucht, wie bei einer Wanderung immer zum
Nächstliegenden fortzuschreiten, nicht nach der Größe, den Regie-
rungssitzen, vollends nicht nach dem Alphabet gesehen, sondern
lediglich nach der Lage, um durch solchen Gang die Anschauung
zu fördern, das Gedächtnis zu unterstützen. Was bei den
Städten im Kleinen, geschah bei den Ländern im Großen, die-
selbe Wanderung zum Nächstliegenden. Daß, je näher den
speeiellen Handelsinteressen, die Angaben des Buches genatier
und zahlreicher sind, wird wohl nieht beanstandet werden, da
doch ebenso leicht gesagt werden kann, eine Stadt hat 1% Mill.
Thaler Einfuhr, als mittelmäßige oder geringe. Die Zahl giebt
einen festen Begriff (mag er auch jährlich schwanken) und dadurch
den zuverlässigsten Halt für Vergleichung zweier und mehrerer
Handelsplätze. Daß diese Zahlen von den Schülern nicht
gelernt werden sollen, versteht sich wohl von selbst.
Was endlich die kleinen Zeichen für Eisenbahnen ^
Dampfschiffe — H und Segelschiffe — ^ betrifft, so sollen sie
erstens durch ein Bild (das nach meinem Geschmack leider zu
groß ausgefallen ist) die wichtigsten Hebel des Handels hervor-
treten lassen, dann aber auch als Gesamtbild auf ganzen Seiten
europäische Kultur sofort kenntzeichnen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]