1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
328
Republik Paraguay. — Republik Uruguay.
allgemeine Minen). Ouro Preto (= schwarzes Gold), früher Villa Rica
genannt. 6000 E., Goldwäscherei. Diamantina (Tejuco), ineinem von hohen
Bergen eingeschlossenen Thale, 6000 E., Diamanten. 15) Espirito Santo.
16) Rio de Janeiro mit der Hauptstadt gl. N., 275,000 E., 3u.
Residenz, an einer wundervollen Bai gelegen; einer der schönsten Häfen, die
größte Stadt Süd-Amerikas. Erste Handelsstadt Südamerikas. Jährlich gehen
über 1 Mill. Tonnen ein. Ausfuhr besonders von Kaffee und zwar am meisten
nach Hamburg; Diamanten, Tabak. 3 Banken. 17) San Paulo. Santos,
7000 E., 3^, Kaffeeausfuhr. 18) Paraná. Paranaguá, 3000 E.,
Ausfuhr von Mate. 19) Santa Catarina. Deutsche Kolonien. Kolonie
Bslumenau, 7000 E. 20) Rio grande do Sul. Ausfuhr von Häuten u.
gedörrtem Fleisch. Deutsche Ansiedler. Porto Alegre, 25,000 E., 3000^Deutsche.
H 460. Republik Paraguay.
2667 Qm., 221,000 E. (1873).
Zwischen den großen Strömen gelegen, ist P. das Meso-
potamien von Südamerika genannt. Aus 300jährige spanische Herr-
schaft folgte nach 1811 eine Staatsleitung, welche das Land bis
um die Mitte unseres Jahrhunderts wie mit einer chinesischen
Mauer umschloß und weder Handel noch Industrie aufkommen ließ.
Durch einen 5jährigen Krieg mit Brasilien und Laplata hat das Land
einen Theil seiner Bevölkerung verloren, seine Hilfsmittel erschöpft:
aber seine Freiheit erhalten. — Das Land besteht aus weit gedehnten
Wiesenlandschaften mit unzähligen Waldinseln, hat sehr ergibigen
Boden und ist reich an Früchten und Wild. Die Bevölkerung be-
steht meist aus Guarani; P. ist also wesentlich ein Jndianerland; die
Landessprache ist Guarani, in den Städten redet man spanisch. Pro-
dukte. Mato (Paraguaythee), Getreide, Mais, Tabak (dreimalige
Ernte), über 60 Arten Bau- und Nutzhölzer. Große Viehherden.
Industrie. Die Fabrication des Hauptproduktes, Mato, ist seit 1846
Monopol der Regierung. Gerbereien und Cigarrenfabriken. Handel
1873: Die Einfuhr betrug 1,148,000 Pesos, die Ausfuhr 1,00,000 Pe-
sos. (Mato, Tabak und Felle).
Asuncion, Hauptstadt. Einziger Hafen des Landes. Eisenbahn nach
Paraguary (72 Kilom.).
Republik Uruguay oder Rauda Grieutal.
3284 Qm., ca. 400,000 E.
Zwischen dem südlichen Brasilien und dem Laplata gelegen, eignet
sich das Steppenland fast gar nicht zum Ackerbau. Uruguay ist seit
1825 unabhängig. Die Bewohner treiben nur Viehzucht und haben
große Herden von Rindern, Pferden u. Schafen. Handel 1874: Die
Einfuhr und Ausfuhr betrug 31 */2 Mill. Pesos. Ausgeführt werden
vorzüglich Häute, Wolle, Fleischextract und Talg. Eisenbahn von
Montevideo nach Florida (12 Ml.).
Montevideo, 105,000 C., 1^, Haupthafeu. Ein- u. ausgelaufen
sind 2000 Schisse, 1 Mill. Tons. Fray Bentos, guter Hafen am Uruguay,
3000 E. In der Fleischextract-Fabrik werden täglich 500 Stück Vieh ge-
schlachtet.
1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
322
Republik Ecuador.
chern der Häuser wuchert eine unverwüstliche Tropenvegetation. Der großar-
tige Verkehr kommt der trägen Mischlingsbevölkerung nicht zu gut. 64
fahren nach dem Isthmus von England, Neu-Aork, Neu-Orleans, S. Francisco
u. a. Die Stadt ist nur eine Dampferstation fremder Nationen. Das Gebiet
der Eisenbahnen ist 1873 für neutral erklärt.
§ 454. Kepublili Lcuador.
11,700 Qm., iy3 Mill. Einw. (1858).
Ecuador ist eine der kleineren südamerikanischen Republiken. Es
umfaßt den berühmtesten Theil der Anden, das herrliche Hochthal von
Quito mit seiner Doppelreihe von Vulkanen. Die Bevölkerung be-
steht aus Abkömmlingen von Weißen, civilisirten Indianern, Negern
und Mischlingen. Unabhängig leben etwa 200,000 Indianer im Osten.
Seit 1831 ist das Land selbständig. Die Religion ist kathol. Pro-
dukte: 1) Gold, Quecksilber, Kupfer, Eisen. 2) Cacao, Kaffee, China-
rinde, Weizen, Mais, Hülsenfrüchte. Steinnüsse (vegetabilisches Elfen-
bein). 3) Große Rinder- u- Pferdeherden, Schafe, Seide, Cochenille.
Die Industrie liefert grobe Wollstoffe, Decken, Teppiche, die besten
Strohhüte, Matten, Körbe, Eisen und Kupfer. Handel von Guaya-
quil: die Einfuhr betrug 1871 7 V2 Mill., die Ausfuhr gegen 4 Mill.
Pesos. (Cacao, Kaffee, -Gummi, Strohhüte, Chinarinda.
Quito, 80,000 E., Hauptstadt ca. 3000 m. hoch gelegen, nahe dem Acqua-
tor, zwischen einer Doppelreihe interessanter Vulkane. Guayaquil, 22,000 E.,
wichtigster Hafen, jährlich laufen gegen 150 Schiffe, 50,000 Ton. ein. Haupt-
ausfuhr von Cacao im Werthe von 23/4 Mill. Pesos, während die Gesamt-
ausfuhr 1874 sich auf'4 Mill. Pesos belief. Loja, 10,000 Einw., hier ist die
Chinarinde entdeckt. Chinawälder. Die Inselgruppe der Galüpagos, 11
größere Inseln, 139 Qm. groß, ist unbewohnt.
§ 455. Wepillilili %'cvii.
23,700 Qm., 2va Mill. Einwohner.
Peru neben Mexiko in den Zeiten der großen Entdeckungen am
meisten genannt und wegen seines Silberreichthums weit berühmt,
wurde 1531 durch Pizarro der span. Krone unterworfen und blieb
bis 1821 abhängig. Das Land besitzt neben Chile den größten Küsten-
saum am großen Ocean; aber derselbe ist sandig, öde, im Süden eine
vollständige Wüstenei. Dahinter erheben sich die prachtvollen Hochketten
der Anden, deren Thäler am meisten bewohnt sind, während ostwärts
die Landschaften am obern Maranon und Ucayali fast ganz unberührt,
zum Theil' noch völlig unbekannt sind. Die Bevölkerung besteht aus
Spaniern, Indianern (Hauptstämme Quichua und Achmarü), Negern,
Mischlingen und Chinesen als Arbeitern. Je kälter das Klima, desto
dunkler ist die Hautfarbe der Indianer: auf der Hochebene dunkelroth-
braun, in den Wäldern weizengelb. 1855 ist die Religionsfreiheit
eingeführt und die Sklaverei abgeschafst worden. Die Erziehung wird
sehr vernachlässigt. Produkte: 1) Gold (Ausfuhr von Callao),
1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Republik Bolivia.
323
Silber (in Cerro de Paseo und Trujillo), jährlich 4 Mill. Thlr.
Salpeter bei Jquique (1870 über 3 Mill. Tonnen — 11 Mill. Thlr.)
Guano*) von den Chinchainseln, Monopol der Regierung: jährlich
werden ca. 500,000 Ton. (für 20 Mill. $) versandt. 2) Die Land-
wirthschaft liegt darnieder wegen der fortwährenden Bürgerkriege, der
Unsicherheit des Landes und aus Mangel an Verkehrswegen, Capital
und Arbeitskräften. Auch hat der Ertrag der Gold- und Silberminen
sehr nachgelassen. Das wichtigste landwirthschastliche Produkt war in
den letzten Jahren die Baumwolle. Die Ausfuhr derselben ist in den
letzten Jahren so gestiegen, daß sie sich 1865 auf 5l/s Mill. Thlr.
belief. Außerdem erntet man Zucker, Reis, Wein, Tabak, Chinarinde,
Cacao, Orseille, Mandeln, Ingwer, Kopaiva-Balsam, Kopalgummi,
Pfeffer, Kartoffeln (heimisch), Indigo, Vanille, Oliven, Coca. 3) Rin-
der, Pferde, Maulthiere. Große Schafherden in der Puna. Esel,
Alpaco u. Lama dienen als Lastthiere. Huanucu u. Vicuna (Vicogne)
leben auf den Anden. Cochenille. Die Industrie arbeitet nur für
eignen Bedarf. Der Handel geht bei der Zerrüttung der Verhältnisse
(Ausbruch der Unruhen 1855) zurück, ausgenommen der Guanohandel,
der aber als Eigenthum der Regierung kein Segen fürs Land ist, da
ohne diese reichen Hülfsquellen die innern Zustände nicht zu solchem
Grade der Auflösung gekommen wären. Die Hauptausfuhrartikel sind
Guano u. Salpeter. Handel 1866: Einfuhr 14 Mill. Thlr. (Web-
stoffe, fertige Kleidungsstücke, Möbeln, Getreide, Wein, Holz). Aus-
fuhr 36 Mill. Thlr. (Guano, Salpeter, Silber, Wolle, Gold, China-
rinde, Baumwolle, Leder). Der Hauptverkehr besteht mit Frankreich,
England, Chile und Hamburg. Rach der Ausfuhr von 1866 ordnen
sich die Haupthäfen so: Callao (auch Stapelplatz für Ecuador) 23
Mill. $. Jquique u. Arica (Transit nach Bolivia) 4 Mill. $, Jslay
3 Mill. $, Die wichtigsten Ausfuhrartikel sind in Jquique Borax
und Salpeter, in Jslay Alpacawolle und Chinarinde, in Callao
Guano und Silber, in Arica Gold. Der Transport im Innern
des Landes ist schwierig beim Mangel an guten Wegen (Hängebrücken
aus Stricken von Kuhhäuten), die im Gebirge kaum Platz bieten für ein
Maulthier). Großartig erscheint dagegen selbst noch in ihren Trümmern
die alte Jnkastraße von Cusco bis Quito. Eine englische ^-^-Ge-
sellschaft vermittelt den Verkehr mit den Haupthäsen; seit 1860 besu-
chen auch 3u einer nordamerikanischen Gesellschaft monatlich 2 mal
die Häfen. Länge der Eisenbahnen 1875: 1550 Kilom.
Trujillo, 5000 E., Silber. Callao, Haupthafen von Lima, in der
Wüste, an einer gutgeschützten großen Bai, 15,000 — 20,000 E. Jährlich
lausen gegen 1200 Schiffe aus und ebensoviel ein. 2^. Lima,
160,000 E. Hauptstadt, 1535 von Pizarro gegründet. Cerro de
Paseo, 12,000 E., 4200 m. hoch gelegen, reiche Silbergruben. „Die Schatz-
kammer von Peru". Hu an ca velica, östlich von Lima, Quecksilber. Cusco
t— Nabel), 40,000 Einw., 3430 m. hoch, früher Hauptstadt des Inka-Reiches.
Dre 3 Chinch a-Jnseln, 15° S., an der Küste, ohne Vegetation und Wasser,
Guanolager. Jslay, Hasen von Arequipa. Arequipa, 1868 durch ein
*) Anm. Von 1842-67 sind versandt über 7 Mill. Tonnen Guano im
Werthe von 218‘2/3 Mill.
21*
1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
326
Das Kaiserthum Brasilien.
Bevölkerung und des Landbaus und in das nordwestliche, unaufge-
brochene, fast ganz den Indianern überlassene Waldland am Ama-
zonenstrom.
Die Bevölkerung lebt größtentheils an den Küsten, am dichtesten
in Minas Geraes, Rio de Janeiro und Bahia, am schwächsten in Ama-
zonas. Die Portugiesen sind in den Städten vorwiegend; in Rio, Per-
nambuco und Bahia wohnen viele sranzös., engl, und deutsche Kaufleute.
Man schätzt 1^/2 Mill. Weiße, über 8 Mill. Schwarze und Farbige.
Die Sklaverei ist aufgehoben, 500,000 civilisirte Indianer (Cabacolos).
Die Abkömmlinge von Weißen und Indianern heißen Mamelucos,
von Indianern und Negern Casucos, von Indianern und Cafucos
Tibaros. Nirgend ist die Rassenmischung so arg als in Brasilien.
Der Hauptstamm der Indianer, die Tupis, sind in zahllose kleine
Horden zersplittert. Die Osttupis an der Küste von Rio de Janeiro
bis zur Stadt Maranhao treiben nothdürstigen Ackerbau, sind als
Arbeiter unzuverlässig, treiben mit Vorliebe Fischfang und sind die
Fährleute an den Flüssen. Die Botokuden, nördlich von Rio, stehen
auf der tiefsten Stufe der Bildung. Die Bemühungen der Regierung,
die wilden Jndianerstämme im N. zu civilisiren, haben nicht den ge-
ringsten Erfolgs gehabt. Die Menschenfresserei der Botokuden hat noch
nicht aufgehört und die Bemühungen französischer Missionare sind ohne
Erfolg gewesen. Deutsche Kolonien mit 60,000 E. gibt es in der
Provinz Rio grande do <5ul und St. Catarina. Hier erhält sich das
deutsche Wesen und geht nicht wie in Nordamerika im engl. Elemente
(Pankeethum) unter. Die katholische Religion ist herrschend. Der
Unterricht ist im Aufschwung. Unabhängig und constitutionelles Kaiser-
thum ist Brasilien seit 1822. Produkte. 1) Diamanten (seit
1727 ca 400 Mill. Frcs.), etwas Gold, Eisen, Steinkohlen u. Salz.
2) Brasilien ist hauptsächlich Ackerbaustaat für Tropen-
produkte. Das wichtigste Produkt ist Kaffee*), dessen Bau 1762
eingeführt ist. Von Jahr zu Jahr sich steigernd, hatte er die andern
Produkte zum Theil verdrängt. Jährlich werden 4 Mill. Ctr. Kaffee
geerntet, 2/s der Gesamtproduction der Erde. In der neuesten Zeit
hat sich der Anbau der Baumwolle sehr ausgedehnt. Außerdem baut
man Zucker, Tabak, Cacao, Reis, Mais, Weizen und Bohnen. Andere
Produkte des Pflanzenreiches sind Kautschuk, Jacaranda-, Brasil-, Maha-
goni,- Rosen- und zahlreiche andere Hölzer, Vanille, Jpecacuanha
(d. h. klein Kraut am Wege zum Erbrechen), Kopal, Nelken, Zimmt,
Tamarinden, Orangen, Ananas, Melonen und Mate. 3) Große Rinder-
und Pferdeherden hält man besonders in den südlichen Provinzen.
*) Brasilien producirt 4 Mill. Ctr., Jawa 2 Mill, Mittelamerika 1 Va Mill.,
Ceylon 800,000, Domingo 750,000, Sumatra 300,000, Cuba und Portorico
300,000, Venezuela 300,000, Mocha 75,000 Ctr. u. a. Die Gesamtproduction
beträgt 10 Mill. Ctr. Davon consumirt Nordamerika 3,300,000 Ctr., das
romanische Europa 2 Mill., Deutschland und Oesterreich 21/.2 Mill., Holland
und Belgien 1 Mill. Ctr. Auf den Kopf kommen in Holland 12 Pfd., Bel-
gien 9, Union 9, Schweiz 6, Deutschland 4, Frankreich 2, England und Oester-
reich je 6 Pfd. Kaffee. — Den besten Kaffee liefern Mocha, Ceylon, Costarica
und Jamaica.
1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Argentinische Republik.
329
H 461. Argentinische Republik (L'aplnlnstaaten).
39.000 Qm., bis zum Rio Negro als Südgrenze l4/5 Mill., E., mit Gran
Chaco u. Patagonien 57,000 Qm., 1,836,000 Einw.
Die argent. Republik erstreckt sich vom Uruguay und Laplata
bis zu den Anden und besteht großentheils aus den steppenartigen
Pampas. Das Land am Parana hat blühende Handelsstädte, aber
es ist durch die weiten, wenig bewohnten Weidestriche von den
schönen östlichen Terrassen der Anden getrennt, welche reich an edlen
Metallen sind und sich in den Thälern für Ackerbau und Obstkultur
wohl eignen. Seit 1816 ist der Staat unabhängig von Spanien.
Das Land ist für deutsche Ansiedelung vortrefflich geeignet. Die Be-
völkerung besteht aus Kreolen, Mestizen, Negern und Indianern:
außerdem 70,000 Italiener, 34,000 Spanier, 33,000 Franzosen,
10.000 Deutsche. 1870 sind 40,000 Einwanderer, fast zur Hälfte Ita-
liener, gelandet. Die Hirten der Pampas heißen Gauchos (Ga-utschos,
d. h. Kamerad, schlimmer Kamerad).
Handel 1873: Die Einfuhr betrug 71 Mill. Doll., die Ausfuhr
46 Mill. Doll. (Wolle, Häute, Talg u. a.) Auf dem Laplata ver-
kehrten 1870 52 Dampfer. Wenigstens 92% dieser Rhederei ist ita-
lienisch. Eisenbahnen 1872: 140 Mln., Telegraphen 850 g. Mln.
Bnenos-Ayres, 178,000 E., darunter die Hälfte Italiener, Spanier.
Franzosen und Deutsche. 1869 sind 2400 Segelschiffe und Dampfer mit
500.000 Tons aus- und eingelaufen. Die Ausfuhr umfaßt Rindshäute, Wolle,
Talg und Fett. Häfen am Uruguay mit gleicher Ausfuhr find: Concordia,
Concepcion del Uruguay, 6000 E. Gualaguaychu, 10,000 E. Häfen
am Parana sind: Corrientes, 11,000 E.; Santa F^, 11,000 E.; Ro -
sario, 23,000 E., 1870 Handels-Umsatz 16v2 Mill. E. Im Innern
liegen Cordova, 29,000 E., Catamarca, 5700 E., Bergbau auf
Silber und Kupfer, Mend oza an der Straße nach Chile, 20. März 1861 durch
Erdbeben gänzlich zerstört, 8000 E. Tucuman 17,000 E., Salta, 12,000 E.
Außer den 14 Provinzen beansprucht die Republik die füdl. Wüste bis
zum Rio Negro, und Patagonien, nebst Feuerland. In den nördlichen
Landstrichen schwärmen Herden von Guanacos und wilden Rindern. Die An-
siedelung unter den Patagoniern war bisher von geringem Erfolg, weil es an
Wasser fehlt. Die patagon. Hochebene ist die Fortsetzung der Pampas. Das
Thal des Rio Negro kann als Verkehrsstraße nach Valdivia von Bedeutung
werden. Die Gruppe der Fetterlands-Jttseln, ca. 1000 Qm., hat Berg-
gipfel bis 2000 in. Oestlich liegt das von England besetzte Staatenland, süd-
lich L'hermite mit Cap Hoorn.
Die Falkland-Inseln «Maluinen), 223 Qm., 800 E. (1869),
sind seit 1833 in englischem Besitz. Da keine Bäume mehr fortkom-
men, ist das Land mit Gras und Kräutern bedeckt. Man treibt Vieh-
zucht: Pferde, Rinder und Schweine sind zum Theil verwildert. Au
den Küsten gibt es viele Seehunde. Die Inseln, welche zum Depor-
tationsplatz bestimmt sind, haben gute Häfen, aber der Handel ist
höchst unbedeutend.
Um den Südpol vermuthet man Land. Dem noch unbetretenen, aber
von Bellingshausen, Balleney, Dumont d'urville, Wilkes, James Rotz in ein-
zelnen Uferlinien und schneebedeckten Bergen gesehenen s. g. antarktischen
Continente sind im R vorgelagert die wüsten Felsinseln: Süd-Shet-
land, Süd-Orkneys, Süd-Georgien u. a., von unzähligen Scharen von
Pmgmnen, Walrvsfen, Seehunden u. dgl. belebt.
1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Amerika.
295
Frühlings-, Sommer-, Herbst- u. Winterkleid; die Wälder der Aequa-
torialgegenden behalten das ganze Jahr fast unverändert dasselbe An-
sehen. 'Wenige Bäume verlieren ihr Laub.
Und nun die merkwürdigsten Pflanzenformen dieser Zone. In
den Küstengebirgen von Caracas und am Amazonenstrom wächst der
Kuh bäum, eine Art Feigenbaum. Macht man Einschnitte in den
Stamvl, so fließt sehr reichlich eine klebrige, ziemlich dicke Milch heraus,
die sehr angenehm wie Balsam riecht. Man ißt sie mit Brod oder
trinkt sie zum Kaffee. Verdickt gibt sie einen festen Leim. Unter den
Fruchtbäumen steht der Pisang oben an, seine mehlreichen, gurken-
artigen Früchte dienen geröstet als Brod. Der Melonenbaum hat
seinen Namen von der melonenarrigen Frucht, welche mit Zucker ge-
nossen ein angenehmes Fleisch gibt; der Flaschen- oder Calabas-
senbaum wurde so benannt, weil die kürbisartigen Fruchthüllen Ge-
fäße liefern. Die Batate, die süße Kartoffel, Panis, Cassave
sind der neuen Welt ursprünglich eigenthümlich, außerdem sind zu
nennen die Aguacate, eine der beliebtesten Obstarten in Form einer
Tafelbirne, und der Mandelbaum oder die Juvia, welche die be-
kannten dreieckigen amerikanischen mandelartigen Nüsse liefert. Vor
allem ist aber Brasilien berühmt als das Land der Palmen. Von 600
Arten sind ihm 270 eigenthümlich. Viele von ihnen bergen einen
bisher noch nicht gehobenen Reichthum an Oel. Die ,,Jupatipalme
ist so ölreich, daß selbst ihre 12—16 m. langen Blätter als Fackeln
benutzt werden." — Die Kraft ünd Fülle theilt sich nicht bloß den
Bäumen, sondern auch den Gräsern, den Sumpf- und Wasserpflanzen
mit. Das herrliche Bild eines Wiesengrundes und eines mit Blumen
durchwirkten Rasens ist den niederen Landstrichen der heißen Zone fast
ganz fremd. Hier schießen die saftigen Gewächse 2—3 m. hoch auf
und darüber wiegen sich im leisesten Luftzuge die baumartigen Bam-
busgrüser, welche über den Pfaden an Flußufern so hoch zusammen-
schlagen, daß man bequem unter diesen Halmen fortreiten kann. Solche
colossale Grasstengel, die von Knoten zu Knoten über 5—6 in. lange
Glieder haben, dienen den Indianern als Blasrohre. Das riesenhafte
überträgt sich auch auf die Wasserpflanzen. Im Jahre 1837 entdeckte
der Reisende R. Schomburgk auf den Flüssen der Guyana die schönste
und riesigste Wasserrose der ganzen Welt, die Victoria regia, von
den Indianern Prupö d. h. Wasserteller genannt. Unter den Gewäch-
sen der Urwälder, welche den westlichen Abhang der Anden bekleiden,
sind besonders wichtig geworden der Chinabaum (zwischen 19o S.
und 10 0 N.) in einer Höhe von 1600 bis 2400 in. ü. M. und die
Coca, ein 2 m. hoher Strauch, dessen Blätter gekaut werden, und
den Indianern als anregendes Mittel dienen, wie Thee, Kaffee oder
auch wie Tabak und Opium.
7. Das gemäßigte Südamerika wird wie das nördliche Ge-
biet durch die Anden in 2 Gruppen getheilt. Chile, dessen Flora am
meisten an die Mittelmeerländer erinnert, ist die Heimat unserer
Kartoffel und der Araucarie, einer eigenthümlichen Form der Nadel-
hölzer, deren mandelgroße Samen ein sehr gesuchtes Nahrungsmittel
1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
312
Das spanische Amerika.
8. Neu--Mexiko, seit 1850 Territorium, 10,000 E. Viehzucht, etwas
Ackerbau. Der Metallreichthum ist noch nicht ausgebeutet.
9. Arizona, 1854 von Mexiko erworben, seit 1863 Territorium, 18,000 E.
Ohne Straßen und schiffbare Flüsse. Die Heimath unstäter Apache-Indianer
und weißer Abenteurer, reich an Gold und Silber.
10. Alaska, das ehemalige russische Amerika, nebst den Ale-uten. 70,000
Eingeborene (nach andern Angaben kaum 25,000 Eingeb.) und 460 Europäer
aus 27,175 Qm. Sitcha, 2000 E. Hafen. Die Ale-uten mit brennenden
Vulkanen; nördlich davon ist die Beringssee so seicht daß die Walfischer überall
Anker werfen können.
§ 442. Pas (panische Amerika
umfaßt alle ehemaligen spanischen Kolonien Amerikas von Mexiko bis
Chile. Der Grund zu diesem weitgedehnten Colonialbesitz wurde durch
die Eroberungszüge des Cortes u. Pizarro gelegt. Den großen Volks-
massen der Eingebornen in den Reichen von Tenochtitlan (Mexiko),
Cusco (Peru) u. Bogota wurden ,,die Flügel geknickt". Die dreihun-
dertjährige spanische Herrschaft theilt sich nach den Jahrhunderten in
drei Gruppen. 1) Das 16. Jahrh. ist durchaus militärisch. Mit
rücksichtsloser Härte vernichteten die beutegierigen Eroberer die Keime
einheimischer Kultur und knechteten das Volk. 2) Der Unterdrückung
und Vertilgung der Indianer setzte sich im 17. Jahrh. die Geistlichkeit
nachdrücklichst entgegen. Es ist die hierarchische Zeit. Bereits in
den wenigen Jahren von 1524—40 waren über 10 Mill. Indianer
getauft; unter ihnen breiteten im 17. Jahrh. die Jesuiten ihre Mission
aus, von Californien bis Chile u. errichteten ihren theokratischen Staat
unter den Guaranis'am Paraguay. Aber diese Art der Bekehrung,
sowie Vermischung spanischer und indianischer Elemente im Leben und
Glauben hat die Staaten und Völker des spanischen Amerika mit gei-
stiger, sittlicher und politischer Unfruchtbarkeit geschlagen. (Ter große
Vorsprung Nordamerikas liegt mit darin begründet, daß hier die Indi-
aner verdrängt werden). 3) Dazu trat im merikantilen 18. Jahrh.
ein durchaus verwerfliches Colonialsystem, welches jede selbstthätige
Entwicklung in den Pflanzlanden hemmte. Die ganze Versorgung der
Kolonien lag einer einzigen Stadt, Sevilla (seit 1720 Cadiz), ob.
Rhederei und Schisfbesitz war den Amerikanern untersagt, wie die ge-
ringste Industrie. Hohe Zölle erschwerten den Verkehr; Monopole
steigerten die Preise ins Ungeheure. (In Buenos Ayres kostete der
Hufbeschlag eines Pferdes 5 Pesos, das Pferd selbst nur 2 Pesos.)
Erst seit 1765 wurde der Verkehr freier. Verhängnisvoll für die
Indianer war die Austreibung der um die Eingebornen hochverdienten
Jesuiten im Jahre 1767; für die Fortbildung der Weißen war sie
eine Nothwendigkeit. Jahrhunderte lang hatten sich Weiße und Indi-
aner blindlings regieren lassen. Eine dünne Bevölkerung lag zerstreut
über ungeheuere Länderstrecken, getrennt in verbindungslose Provinzen,
abgeschnitten in wenige weit auseinander gelegene Städte (verschwin-
dende Oasen der Civilisation in den Continenten, deren Inneres Wild-
nis war), getheilt in die verschiedensten Stämme und Rassen, unwis-
1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
314
Mexiko.
Quellen der Erde befinden sich bei Guanajuato (78 0 R.) 2) Ackerbau
ist nur mit Hilfe künstlicher Bewässerung möglich. Man erntet vor
allem Mais, von welchem ^/5 der Bevölkerung leben, ferner Bananen,
Cacao, Maguey (zu dem berauschenden Pulque verwendet), Manioc,
span. Pfeffer, Bohnen, Bataten, Ananas, Getreide, Reis, Mango,
Zuckerrohr, Vanille, Jalapa, Sarsaparilla; Balsam, Ambra. Der
Baumwollbau befriedigt den Bedarf der inländ. Spinnereien. Die
Wälder liefern Färbe- und Nutzhölzer, aber Forstwirthschaft existirt
nicht, obwohl die Hochebenen nicht reich an Wald sind. 3) Die Vieh-
zucht umfaßt alle europäischen Hausthiere. Cochenille gewinnt man
in der Provinz Oajaca.
Die geringe Industrie umfaßt Zuckerfabriken und Baumwoll-
spinnereien. Handel. Der Waarentransport wird im Innern durch
Maulthiere und Ochsenkarren vermittelt; es gibt wenig Poststraßen.
Der Seehandel geht hauptsächlich über Vera Cruz, von wo eine Eisen-
bahn nach Mexiko führt. Die jährliche Einfuhr beträgt etwa 26 Mill. $;
die Ausfuhr 26 Mill. $. 19 Mill. $ edle Metalle. Eingeführt wer-
den Jndustrieartikel; ausgeführt edle Metalle (jährlich etwa 16 bis
18 Mill. K), ^Vanille, Cochenille, Farbehölzer, Felle und Häute. Der
Hauptverkehr besteht mit Großbritannien. Die Lage des Landes
zwischen zwei Weltmeeren ist für den Handel überaus günstig; aber
an der wichtigeren Ostseite gibt es keinen sichern Seehafen. Alle Häfen
liegen hier an seichten Lagunen. Schwierige Gebirgswege führen von
O. her auf das mittlere Hochland u. nur die Steilküste der Westseite
hat treffliche Ankerplätze. Länge der Eisenbahnen 50 Mln., der Te-
legraphen 680 Ml..
H 444. Mexiko (Stadt des Kriegsgottes Mexitli), 200,000 E., ,
2280 m. hoch in einem wundervollen Gebirgskessel gelegene Hauptstadt Que-
rotaro. 48,000 E., 1940m., Baumwollenspinnerei. Guanajuato, 56,000 E.,
2084 m. hoch gelegen, Bergbau. Der Ertrag der Silber- und Goidbergwerke
lieferte 1873 5 Mill. Pesos. San Luis Potosi, 31,000 E., 1855 m. hoch
gelegen, Industrie; der Bergbau ist aufgegeben. Zacatöcas, 15,000 Einw.,
2440 m. hoch gelegen, Bergbau. Guadalajara, 90,000 Einw. Wollen- und
Baumwollstoffe. Mazatlan, 15,000 E., bedeutender Hafenplatz am großen
Ocean. Ausfuhr von Silber, Brasilholz, Gold, Perlen. Acapulco, 3000e.,
der sicherste Hafen der ganzen Westküste, aber heiß und ungesund. Der ver-
fallenen Stadt ist nicht einmal der Schatten früherer Größe geblieben. Oa-
jaca, in reizendem Thal, 1565 m., 25,000 E., Cochenillezucht. La Pu äbla,
68.000 E., 2200 m. hoch gelegen, erste Industriestadt. Vera Cruz,
10.000 E., ^¡p’, kein Handelsplatz, sondern der Hafen des Landes, offene
Rhede; der Ankergrund ist schlecht, die Tiefe des Meeres erlaubt keine Hafen-
bauten. Bei eintretendem Nordwind müssen die Schiffe schleunigst auf die
hohe See eilen. Die Umgegend ist sandig, öde; die Sümpfe rufen das gelbe
Fieber hervor, wodurch die Stadt vor allen andern am mexikanischen Golf
berüchtigt ist. Der Landungsplatz des Cortes war bei Antigua. dem alten
Vera Cruz, nördl. von dem jetzigen Vera Cruz, welches erst am Ende des 16.
Jahrh. gegründet ist. Tampico, 7000 E., unsicherer Hafen. Ausfuhr von
Jstle (treffl. Faserstoff zu Tauwerk und dergl.) und Häuten.
Die Halbinsel Calisornien, arm an Wasser und Vegetation, reich an
edlen Metallen. In einigen reizenden bewässerten Thälern bauen 10—12,000
weiße Einwohner Orangen, Zuckerrohr, Kokospalmen. Indianer leben hier
nicht beständig, sondern kommen nur zum Muschelfang über den Meerbusen.
Hauptstadt La Paz an schöner Bucht mit 2000 E.
1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
320
Republik Venezuela.
Aepuölik Venezuela.
19,000 Qm.. ls/4 Mill. E. (1873.)
§ 452. Venezuela besteht aus I) dem Gebirgsküstenland, 2) den
Llanos und 3) den Urwäldern.
Die Bevölkerung: Die Indianer sind zum Theil noch nn-
abhängig (Indios bravos), und aus den Küstenstrichen fast ganz ver-
drängt. Die civilisirten Indianer sind Christen, reden spanisch und
treiben Ackerbau und Viehzucht. Die Neger, seit 1854 frei, leben
in einzelnen Küstengebieten concentrirt: außer Creolen und Spa-
niern, welche etwa 1/e der Bevölkeruug ausmachen, gibt es viele
Mischlinge. Das Land ist seit 1818 von Spanien unabhängig. Die
Religion ist katholisch. Produkte: 1) Silber, Gold. Kohlen. 2) Baum-
wolle, Indigo, Cacao, Tabak, Färbe- und Nutzhölzer. 3) Große
Rinder- und Pferdeherden, Maulthiere. Die Industrie ist gering.
Der Handel mit Deutschland ist sehr belebt. Daher leben auch etwa
1500 Deutsche in den wichtigsten Hafenplätzen. Die Handelsbewegung
beläuft sich auf 76—80 Mill. Frcs. (Kaffee, Cacao. Baumwolle. In-
digo, Rinoshgute; weniger Tabak und Waldprodukte). Jährlich lausen
11—1200 Schiffe (170—180,000 Tonnen) aus und ein. Mit dem
Auslande ist Venezuela durch 4 Dampferlinien verbunden.
1. An der Nordküste liegen die Städte: Cumanä, 9000 E., Handel
mit den Landesprodukten. Caracas, 49,000 E. (1873). Hauptstadt, 960 m.
hoch gelegen. Universität. Sein Ausfuhrhafen ist La Guaira, 8000 E.,
Handel mit Hamburg. Puerto Cabello (Haarhafen), 12,000 E. Ausfuhr
nach Hamburg und Bremen. Maracaibo, 22,000 E. Südlich von den
Küstengebirgen liegen.im Gebiete der Llanos: Angoftura (d. h. die Enge,
Flußenge) oder Ciudad Bolivar am Orinoco, 8000 C., meist Indianer,
der Handel ist ganz in den Händen der Hanseaten. Ausfuhr von Fellen und
Häuten. Varinas, 12,000 E., Tabakbau. Valencia, in der Nähe des
schönen Sees von V., 29,000 E.
2. ..Seit der Entdeckung des neuen Continents sind die Ebenen (Llanos)
dem Menschen bewohnbar geworden. Um den Verkehr zwischen der Küste und
der Guyana (dem Orinoco-Lande) zu erleichtern, sind hie und da Städte an
den Steppenflüssen erbaut. Ueberall hat Viehzucht in dem unermeßlichen
Raume begonnen. Tagereisen von einander entfernt liegen einzelne, mit
Rindsfellen gedeckte, aus Schilf und Riemen geflochtene Hütten. Zahllose
Scharen verwilderter Stiere, Pferde und Maulesel schwärmen in der Steppe
umher. Die Llanos nehmen einen Flächenraum von 5000 Qm. ein.
3. In den Urwäldern, 10,000 Qm., zwischen Orinoco und Amazonen-
strom leben manigfache Geschlechter der Menschen. Durch wunderbare Ver-
schiedenheit der Sprachen gesondert, sind einige nomadisch, dem Ackerbau fremd.
Ameisen, Gummi und Erde genießend, ein Auswurf der Menschheit (wie die
Otomaken und Jaruren); andere angesiedelt, von selbsterzielten Früchten ge-
nährt, verständig und sanfterer Sitten (wie die Maquiritarcr und Macos).
Große Räume zwischen dem Casiquiare u. dem Atabapo sind nur vom Tapir
und dem geselligen Affen, nicht von Menschen bewohnt. In Felsen gegrabene
Bilder beweisen, daß auch diese Einöde einst der Sitz höherer Kultur war.
In den Wildnissen der Guyana sehen wir ewig den Menschen gegen den Men-
schen gerüstet. Mit unnatürlicher Begier trinken hier einzelne Völkerstämme
das ausgesogene Blut ihrer Feinde; andere würgen, scheinbar waffenlos und
doch zum Morde vorbereitet, mit vergiftetem Daumennagel. Die schwächeren
Horden, wenn sie das sandige User betreten, vertilgen sorgsam mit den Hän-
den die Spur ihrer schüchternen Tritte." (Nach Humboldt.)
1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Vereinigte Staaten von Columbia.
321
Bereinigte Staaten von Golumvi«
(Aeu-Hranlda).
15,000 Qm„ beinahe 3 Mill. Einw. (1870).
H 453. Columbia ist in sehr günstiger Lage an 2 Oceanen, im
Besitz des Passagelandes der Landenge von Panama, von einem groß-
ßen schiffbaren Strom und den Hochgebirgen durchzogen.
Die Bevölkerung besteht aus Weißen, Mestizen, Mulatten, Zam-
bos und Negern. Seit 1851 ist die Sklaverei abgeschafft und besteht
Religionsfreiheit. Produkte: 1) Alle Metalle, Kohlen. 2) Tabak
(Ambalema), Kaffee (in Cauca), Zucker, Baumwolle (im ganzen Lande
wild), Cacao, Kopaiva-Balsam, Reis, Chinarinda, Kautschuk, Färbe-
hölzer. 3) Rindvieh, Pferde, Schildkröten, Perlen, Korallen. Die
Industrie ist sehr unbedeutend. Handel: Der Mangel an Verkehrs-
straßen hemmt den Binnenhandel. Der Magdalenenstrom, die Haupt-
straße für den auswärtigen u. inländischen Handel, ist 210 D. Mln.
schiffbar. Drei Dampschiffahrtsgesellschaften, von Deutschen angeregt,
besorgen den Verkehr. Der Handelsumsatz belief sich 1874 auf 23%
Mill. Pesos. Der Hauptverkehr besteht mit England und Bremen.
Ausgeführt werden Tabak, Chinarinde, Kaffee, Gold in Barren. Jähr-
lich laufen 1000 Schiffe (400,000 Ton.) ein. Die Haupthäfen sind
Panamá, Aspinwall, Sabanilla, Barranquilla, St. Marta. Die Pa-
nama-Eisenbahn, 1855 eröffnet, ist 10% deutsche Mln. lang.
Durch diese unter großen Mühen u. Opfern an Menschenleben erbaute
Bahn ist die Landenge das wichtigste Passageland der Erde geworden.
9 überseeische Dampferlinien stehen mit der Bahn in Verbindung. Die
Fahrt von Liverpool nach Panamá dauert 16 Tage. Außerdem Eisen-
bahn zwischen Sabanilla und Barranquilla, 4 Mln., zur Beseitigung
der schwierigen Schiffahrt in Strom-Delta.
(Santa Fs de) Bogota, 52,000 E., Hauptstadt, 2600m. hoch gelegen.
Ambalema, westlich davon am Magdalenenstrom. Tabaksbau. Popayán,
16.000 E., 1600 m. hoch gelegen an den Quellen des Ca-uca, dessen Thal in
Bezug auf Ackerbau und Bergbau das reichste im Lande ist. Sa. Marta,
sehr schon gelegen am Fuß der Sierra gl. N. Die Häfen Barranquilla
und Sabanilla an der Mündung des Magdalenen-Stroms,
sind für die Einfuhr europ. Maaren wichtiger als Cartagena, 8,000 Einw.
1533 gegründet, unter spanischer Herrschaft starke Festung und eine der wich-
tigsten Positionen am Antillenmeere, trefft. Hafen, aber der Handel im Sinken.
Der Staat Panama, größer als Bayern, ist nominell noch mit Neu-Gra-
nada verbunden, faktisch so gut wie unabhängig. Als ein langer schmaler,
hufeisenförmig gewundener Damm zwischen 2 Weltmeeren, als ein Isthmus
von eminenter Bedeutung, hat der Staat mit Recht den Namen República del
Istmo angenommen. Aspinwall (Colon), der Endpunkt der Eisenbahn auf
der atlantischen Seite auf der kleinen Manzanillo-Jnsel, ist so benannt nach
dem Gründer der Eisenbahn, einem Kaufmann in Neu-Dork. Die Fahrt durch
den Isthmus „mitten durch primitive Wälder, die noch in ihrem herrlichsten,
in keinem Theile der Erde übertroffenen Urschmucke prangen, ist wohl eines
der sinnenberauschendsten Schauspiele, welche das Auge eines Naturfreundes
zu genießen vermag". (Scherzer). Panamá (indianisch, d. h. viele Fische),
18.000 E., Aus grünen Hügeln in der üppigsten Pflanzenwelt gelegen,
gewährt die Stadt vom Hafen aus einen malerischen Anblick. Auf den Dä-
Ruge, Geographie, 6. Aufl.