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1. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 261

1864 - Breslau : Leuckart
Der Rhein. 261 Vorzug, den der Rhein vor allen Strömen Deutschlands behauptet, beruht nicht so sehr auf seinen Naturschönheiten — denn diese zeigt die Donau in weit längerer Strecke und in ungleich gross- artigerem Maasstabe, — als vielmehr auf der reichen Kultur seiner Umgebung, dem Glanze seiner zahlreichen Städte und dem lebenvollen Weltverkehr, der auf seinen Finthen sich auf und ab bewegt. Seine Hauptquellen sind unter dem Namen Vorder-, Mittel- und Hinterrhein bekannt. Der Vorderrhein verbindet sich bei Dissentis, einer uralten Benedictiner-Abtei, mit seinem Namensbruder, dem Mittelrhein. Der junge Alpen- sohn hüpft, nachdem ihm noch einige Spielgenossen zugesprudelt, von Stein zu Stein in jugendlichem Uebermuthe dahin. Bei Reichenau vereinigt er sich mit seinem kräftigsten Bruder, dem Hinterrheine, der bis dahin eine schöne Berg- und Thalfahrt gemacht hat. Der Strom windet sich, durch beträchtliche Zu- flüsse verstärkt, aus Graubündten dem von ihm gebildeten Boden- see zu. Unweit Constanz verlässt er diesen, erweitert sich aber wieder zu einem neuen, 4 Stunden langen See, den man bald den Zellen-, bald den Untersee nennt. Von hier strömt er zwischen den Gebirgen des Schwarzwaldes und den Bergen des Aargaues gegen Westen bis Schaffhausen. Unterhalb dieser Stadt bei Laufen beginnt des muthigeu Helden kühnste That: Der Rheinfall, in grausenerregender Weise stürzt er sich brausend und tobend über eine 80' hohe Felsenmauer hinab, durch zwei hervor- ragende Klippen in drei Theile zerspalten. Ein paar alte Mühlen

2. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 2

1864 - Breslau : Leuckart
2 Geschichte. hängend gegeben werden; nur das Merkwürdigste aus dem Leben und den Thaten einzelner Menschen und Völker der alten und neuern Zeit ist hervorgehoben worden. ^ Die ersten Menschen. Von der Schöpfung des ersten Menschenpaares, von seinen Schicksalen und von einigen seiner nächsten Abkömmlinge, gibt uns die heilige Schrift befriedigende Nachrichten. Ueber die Lebensweise der Menschen in den frühesten Jahrhunderten, so wie über ihre Ausbreitung wissen wir wenig. -— Die älteste Beschäftigung, die Gott selbst den Menschen anwies, ist der Ackerbau. Manche trieben Jagd und Viehzucht. Zufall, Noth und Beobachtung der Natur führten zu Erfindungen. Die Bibel spricht von mehreren, welche vor Noah gemacht worden sind. Sie müssen nicht gering gewesen sein, wie es die Erbauung der Arche beweiset. Ob in den ersten Jahrhunderten Völkerschaften entstanden sind, ob Staaten gegründet wurden, davon ist uns nichts bekannt. — Die Menschen würden immer glücklicher geworden sein, hätten sie nur nicht ihres gütigen Schöpfers ganz ver- gessen. Nur ein Mann blieb gut unter den Gottlosen; es war der fromme Noah. Er fand deshalb Gnade vor dem Herrn, und wurde mit seiner Familie wunderbar erhalten; alle andern Menschen gingen in der Wasscrfluth unter. Die Nachkommen des zweiten Stammvaters Noah ver- mehrten sich bald wieder. * Die eßbaren, wohlschmeckenden Früchte wuchsen und reif- ten wohl; ;retc^ien aber zur Ernährung der Menschen nicht aus. Das Strafwort, das Gott im Paradiese zu Adam gesprochen: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen!" ging in Erfüllung. Freilich schlug der in lockern Boden gefallene Saame nützlicher Gewächse Wurzeln und wuchs empor, aber der Mensch mußte Hand anlegen, das wuchernde Unkraut, das die zarteren, edleren Gewächse erstickte, entfernen und mancherlei andere Hindernisse des Gedeihens beseitigen. Er mußte den Säu- men in größerer Menge ausstreuen, und den geeignet scheinenden Boden erst zur Saat vorbereiten. Das Alles machte ihm viel Arbeit und Mühe, und nur wenn er die Anstrengung seiner Kräfte nicht scheute, grünten herrliche Saatfelder; es schossen die dichten Halme mit korngefüllen Aehren empor, und gaben ihm Brot. — Wer einen Acker einmal bebaut, den Ertrag geerntet hatte, der behielt ihn gern für immer; der Nachkomme suchte neue geeignete Felder, fand er diese nicht, so nahm er mit geringeren vorlieb, die aus Mangel an Pflege verwildert waren.

3. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 20

1864 - Breslau : Leuckart
20 Geschichte. Erde: ganz vorzüglich auch durch den Mund ihrer Lieblinge und Vertrauten, der Priester. Solche von den Priestern verkündigte Aussprüche der Götter hießen Orakel. Allein nur in gewissen Tempeln wurden Orakel ertheilt. Der Amphiktyonenbund*) machte eine Art von Gericht aus.' Zwöls Staaten schickten dazu jährlich zwei Abgeordnete, und diese 24 Männer sollten über Frieden, Religion und Sitt- lichkeit wachen. Sie legten Streitigkeiten bei, entschieden über Recht und Unrecht, und bestimmten die Strafen bei groben Ver- gehungen. Die Volksfeste. Es war eine alte Sitte bei den Griechen, zur Ehre der Götter oder der Verstorbenen Feste anzuordnen, und ihre Feier durch öffentliche Waffenspiele zu verherrlichen. Bei Olmpia lag ein uralter Hain, neben dem sich eine große, ebene Fläche ausbreitete. Hier beging man regelmäßig alle vier Jahre ein Volksfest zur Ehre des obersten Gottes Jupiter. Eine unermeßliche Menschenmenge fand sich dazu ans allen Theilen von Griechenland ein. Die Spiele bestanden im Wettlause, Springen und im Werfen einer metallenen Scheibe, im 'Wagen- rennen, Ringen und Faustkampfe. Ein weiter Raum war dazu geebnet und mit Sand bestreut. Ringsum standen aus erhöhten Sitzen die zahllosen Zuschauer. Nach Beendigung des Festes, das fünf Tage währte, wurden die Preise vertheilt, die Namen der Sieger ausgerufen, und unter tausendfachem Jubel von allen Anwesenden wiederholt. Der Preis des Sieges war nur ein Oelzweig; allein er überstrahlte an Ruhm den Glanz einer Königs- krone. Er verherrlichte nicht bloß den, der ihn errang, sondern auch sein Geschlecht, ja seine Vaterstadt, die ihn bei der Rückkehr feierlich empfing. Man erzählt, daß einst ein Jüngling den Preis erhielt, dessen Vater gerade unter den Zuschauern war. Der alte Mann gerieth außer sich vor Freude; im Angesichte des ganzen Vol- kes umarmte er den Sohn unter Thränen, und fiel dann todt zu Boden. Das ganze Volk begleitete gerührt seine Leiche. ' / Gesetze und Einrichtungen der Spartaner und Athener. Die beiden berühmtesten Völker des alten Griechenlands unterschieden sich in Bildung, Lebensart und Sitten, was beson- ders von den Gesetzen herkam, die ihnen zwei ausgezeichnete Män- ner gegeben hatten. Die Spartaner erhielten ihre Einrichtungen durch Lykurg. Die Felder um Sparta waren gleichmäßig ver- theilt, so daß kein Bürger mehr besaß als der andere. Die *) Amphiktyonen bedeutet so viel Anwohner, Nachbarn.

4. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 174

1864 - Breslau : Leuckart
174 Geschichte. an den Grenzen fielen, und in den verbundenen Staaten ein gemeinsames Gewicht — das Zollgewicht, und eine Vereinsmünze eingeführt wurden. Der Zollverein gewährt die Freiheit des innern Verkehrs der zu ihm gehörigen Länder und läßt auslän- dische Erzeugnisse gegen mäßige Abgaben zu, die an der äußer- sten Grenze erhoben werden. Die Gesammteinnahme wird auf alle Vereinsstaaten nach Maßgabe ihrer Bevölkerung berechnet und vertheilt; an Verwaltungskosten werden große Summen erspart. Viele Staaten, die am Anfange der Sache abgeneigt waren, haben sich später angeschlossen, und zwischen ihnen und Oesterreich ist in neuester Zeit wenigstens eine Erleichterung des Verkehrs zu Stande gekommen. In der Zeit nach den Befreiungskriegen entstanden zwei neue selbständige Königreiche in Europa. Das Volk der Griechen, welches durch vier Jahrhunderte unter türkischer Herrschaft seine Religion und seine nationale Eigenthüm- lichkeit behauptet hatte, wollte das türkische Joch nicht mehr län- ger tragen und empörte sich, auf die Schwäche der Türkei und auf die Hilfe der Christen rechnend. Doch letztere wurde ihnen nicht zu Theil, und die Türkei war kräftig genug, den Fortgang des Aufruhrs zu hemmen. Entsetzliche Gräuel wurden an den Unglücklichen geübt, die in Gefangenschaft der Türken geriethen. Da erhob sich das ganze Volk und vollführte große, ihrer Ahn- herrn würdige Thaten, bezeugte sich aber auch durch Parteiung und Mangel an Gemeinsinn als Nachkommenschaft derer, die ihr Vaterland erst unter das Joch der Macedonier und dann unter das der Römer gebracht hatten. Dennoch waren sie dem Ziele nahe, als die Türkei wider Erwarten eine mächtige Hilfe erhielt. Mehemed Ali, Pascha von Aegypten, der 1811 die Herrschaft der Mameluken durch Ermordung ihres Beys gestürzt und in dem Lande der Pharaonen einen Staat nach europäischem Muster gebildet hatte, sandte 1825 seinen Sohn Ibrahim mit einem beträchtlichen Heere nach Griechenland. Dieser durchzog das Land von einem Ende bis zum andern und verübte mit seinen rohen, wilden Horden so abscheuliche Gräuel, daß man in Europa an Hilfe dachte. Es entstanden Vereine zur Unterstützung des für Freiheit kämpfenden Volkes, große Summen siossen dahin, denn den Griechen fehlten Waffen; diese hatten sie für ihre bis- herigen Heldenthaten erst erkämpfen müssen. England versuchte, mit Frankreich und Rußland im Bund, den Sultan zur Ein- stellung der Verheerung und der Gräuel zu bewegen; aber diese Versuche blieben erfolglos. Die Türken spotteten der Europäer, und es entspann sich, veranlaßt durch den Uebermuth der Tür- ken, bei Navarino eine Seeschlacht, die mit der Vernichtung des

5. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 271

1864 - Breslau : Leuckart
Die Insel Rügen. 271 -wird von Westphälingern bewohnt, die schon vor 600 Jahren eingewandert sind, aber dennoch ihre eigenthümlichen Sitten und ihre Tracht bewahrt haben. — Wenn du auf der Insel umherwanderst, so führt dich der Weg über Berg und Thal, Feld und Wald, Haideland und Dünenland, Sumpfland und Felsland. Willst du die ganze Insel wie eine Landkarte vor dir sehen, so musst du entweder auf das schöne Jagdschloss des Fürsten von Eutbus steigen, oder auf den Rugard, den höchsten Berg der Insel bei der Stadt Bergen. Von hier aus erblickst du gegen Norden den Leuchtthurm, der oben rund- herum zolldicke Glasscheiben hat, hinter welchen in schön polirten Hohlspiegeln von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang viele Lampen ihr Licht in die See hineinsenden, damit die Sehrte in dunkler Nacht nicht gegen das Vorgebirge anfahren und scheitern. Weiter rechts vom Thurme erhebt sich ein grüner Waldrücken, der unter seinen herrlichen Buchen und Rüstern einen See birgt. Um den See zieht sich an einer Seite ein hoher, mit Bäumen besetzter Wall, hier ist der Herthasee und die Herthaburg, wo die alten Rügener die Göttin Hertha verehrten. Die Sklaven, welche die Göttin in ihrem mit weissen Kühen bespannten Wagen umhergefahren hatten, wurden in den dunklen Fluthen des Sees versenkt. Nicht weit Die Stubbenkammer. davon ist ein steiler 500' hoher Kreideabhang, der gegen den See hart abfällt, die Stnbbenkammer. Eine steile Schlucht, in

6. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 316

1864 - Breslau : Leuckart
I* 316 Geographie. 3«^ 3 y * A die ungepflasterten Gassen, durch die vergitterten Luftlöcher der nied- rigen Häuser, durch das magere, schwärzliche, barfüßige Volk, das nur ein blaues umgürtetes Hemde statt aller Kleidung trägt, durch sonstiges Elend hinreichend bedeutet, daß man in einem Lande voll Druck und Sklaverei sich befindet. Das Geräth in den Häusern ist ärmlich. Ein Strohsack ist das Lager; statt der Tische und Stühle sieht man eine Decke und einige Polster zum Sitzen. Die Hütten der Landleute sind vollends erbärmlich, manche nur aus getrocknetem Nilschlamme, unsern Backöfen gleich, voll Ungeziefer. Der Reiche, von seinen Sklaven bedient, führt ein faules Leben und zeichnet sich wenig in Bildung vor dem min- der wohlhabenden aus. — Nubien, auch dem Pascha von Aegyp- ten unterworfen, wird nur an den Ufern des Stromes bewohnt. Die Hauptstadt Senaar ist ein unbedeutender Ort^E' Abys- sinien, südlich von Nubien, ein schönes Gebirgsland mit üppi- gen Thälern, herrlichen Pflanzen und Thieren, allein mit aus- gearteten Menschen, die sich Christen nennen. Ein Negervolk hat mehrere Landstriche erobert und verheert. Der Kaiser von Abys- sinien, Negus, hat dadurch an Macht und Ansehen viel verloren. Die Bcrberei umfaßt das Küstenland von Aegypten bis an das atlantische Meer. Die Einwohner sind Berbern, Mauren, arabische Beduinen, Türken und Juden. Viele unter ihnen trie- den früher Seeräuberei; allein in neuerer Zeit wurden sie gezwun- gen, dieses Geschäft aufzugeben. Die Staaten heißen: 1) Tri- polis, dessen gleichnamige Hauptstadt der Sitz des Bey oder Pascha. 2) Tunis. Die ebenso benannte Hauptstadt, die volk- reichste an der ganzen Nordküste, zählt 150,000 Einwohner. Unweit davon sieht man noch die Ueberreste von Karthago. 3) Algier. Die Hauptstadt gleiches Namens ist im Jahre 1830 von den Franzosen eingenommen und seither der größte Theil des Landes erobert worden. -4) Das Kaiserthum Marokko, ein hin und wieder gut bewässertes und fruchtbares Land. Senegambien, zwischen den Flüssen Senegal und Gam- bia. Ober- und Nieder-G ui ne a haben meist flache, ungesunde Küsten mit mehreren Niederlassungen der Engländer, Holländer, Franzosen und Portugiesen. Beachteuswerth ist an der Pfeffer- küste die von Nordamerikanern gegründete Pflanzstadt Liberia. Hier wird freien Negern Gelegenheit gegeben sich anzubauen. So sind schon einige Ortschaften mit christlichen Kirchen und Schulen entstanden, durch welche die Bildung unter den benach- barten rohen Völkern verbreitet werden kann. Das Kapland, sonst holländische, jetzt englische Besitzung, ist für die Jndienfahrer von besonderer Wichtigkeit, weshalb man bald nach Entdeckung des Seeweges sich daselbst niederließ. Die « 'irfs fa 'i / "

7. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 18

1864 - Breslau : Leuckart
18 Geschichte. " A I * f'/' V -—:> f jp—^ w?;^ Sohn war stumm, mein zweiter wurde auf der Jagd getödtet; alle Städte, Länder, Völker und Schätze habe ich verloren, und bin jetzt selbst in deiner Gewalt. Nun weißt du, warum ich den Solon rief; mache jetzt mit mir, was dir gut scheint!" — Chrus wurde tief gerührt. Er bedachte, daß auch er ein Mensch, und daß unter den menschlichen Dingen nichts beständig sei. Er schenkte dem Verurtheilten großmüthig das Leben und behielt ihn als Freund und Rathgeber bei sich. Chrus eroberte ferner Babylon, dann Syrien, Phöni- cken und Palästina; als er aber gegen die Königin der Mas- sageten zu Felde zog, fiel er in der Schlacht. Sein Sohn und Nachfolger Kampfes war ein grausamer Mann. Der darauf folgende König Darlus erweiterte das Reich. Er gedachte auch Griechenland zu unterwerfen; allein da scheiterte seine Macht an dem Muthe und der Aufopferung eines kleinen Volkes. Griechen. - • Das heutige Griechenland macht bloß den südlichen Theil des alten aus. Mehrere Länder im Norden, die früher dazu gehörten, stehen jetzt unter türkischer Herrschaft. Vor uralten Zeiten war 'Jechas Land rauh und unfreundlich. In den dichten Wäldern hau- seten Eber, in den Sümpfen ungeheure Schlangen, Berg und Thal erscholl vom Gebrüll der Löwen und Büffel. Dem rauhen Lande glichen auch die halbwilden Bewohner. Sie kleideten sich in die Felle der erlegten Thiere, aßen rohes Fleisch nebst Wurzeln, und wohnten in Höhlen und Schluchten der Berge. — Unter der groben Schale lag aber ein gesunder Kern; aus dem rohen Volke wurde in der Folge das feinste, gebildetste und geistreichste des Alterthums, das uns noch jetzt in Vielem zum Muster dient. Man unterschied anfangs zwei Völker: Pelüsger und Helle- nen; die letzteren bekamen das Uebergewicht. Die Hellenen erhiel- ten ihre erste Bildung durch Ausländer, deren besonders vier genannt werden: Kekrops und Danaus aus Aegypten, Kadmus aus Phöuicien, Pelops aus Lydien. Die fremden Männer such- ten die rohen Einwohner zu belehren. Sie führten den Ackerbau ein, dann gewöhnten sie die Menschen durch Anlegung von Bur- gen und Städten an feste, bleibende Wohnsitze, und an ein geregeltes Leben in denselben. Körperkraft und kühner Muth galten den alten Griechen für das Höchste; Waffen waren die kostbarsten Schätze. Während die Frauen in stiller Häuslichkeit wohnten und webten, übten sich die Männer in Kampfspielen, oder durchzogen das Land, um es von Räubern und wilden Thieren zu reinigen. Ihrer Helden- thaten wegen sind unter andern berühmt geworden: Herkules,

8. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 53

1864 - Breslau : Leuckart
Das Christenthum in Deutschland. Bonifacius. 53 die in Sitte und Lebensart wenig von einander abwichen. Oft lagen sie mit einander in Streit, die schwächeren Stämme wurden von den stärkeren bezwungen, unterworfen, und die Namen der- selben verschwanden. Drohten äußere Feinde, so verbanden sich Wohl mehrere Stämme zu gemeinsamer Abwehr derselben und es entstand für die Nerbündeten ein gemeinsamer Name. Die Deutschen hatten weder Dörfer noch Städte; weit zer- streut lagen ihre Hütten, damit kein nahewohnender Nachbar die über alles geschätzte ungebundene Freiheit störe. Ans rohen Baum- stämmen war die Hütte erbaut, oben mit Zweigen und Laub küm- merlich bedeckt. Wo es einem gefiel, da setzte er sie hin, an den frischen, klaren Quell, in den stillen Hain, auf die luftige Höhe, oder ins grüne, lachende Thal. Ringsum lag das Feld. Wilden Spargel, ungewöhnlich große Rettige, unschmackhafte Baumfrüchte brachte die Natur hervor, doch allmählig sing man an Gerste und Hafer durch Kriegsgefangene anzubauen, und bereitete aus ersterer den lieblichen Meth, ein berauschendes Getränk. Grasreiche Wei- den nährten zahlreiche Rinderheerden, die fast undurchdringlichen Wälder bargen außer Auerochsen, Elenn- und andern Thieren auch eine Menge der größten Raubthiere: Bären, Wölfe und Raubvögel ohne Zahl, gegen die der rüstige Deutsche in Zeiten des Friedens seine Kampflust stillte. Wohnhaus und Ställe umgab er gegen diese Räuber mit hohem Zaune und nannte sein Besitzthum einen Hof. Hier war er allein Herr und Richter über alle, die von seinem Gute lebten. Eine Anzahl solcher Höfe nannte man einen Weiler, mehrere Weiler einen Gau. Bei solcher Entfernung der Wohnplätze war die Gastfreund- schaft eine der wichtigsten Tugenden. Freundlich wurde jeder, wer er auch war, in der Hütte aufgenommen und mit Speise und Trank erquickt. War der Borrath verzehrt, so zog der Wirth mit seinem Gastfreunde weiter, und ungeladen traten beide in die nächste Hütte. Neben der Gastfreundschaft war die Treue eine der schönsten Tugenden. Das gegebene Wort wurde unverbrüchlich gehalten, selbst der Todfeind war sicher vor jeder Unbilde, wenn er einmal Aufnahme in der Hütte gefunden hatte; damit man nie in Gefahr kam, einen abweisen zu müssen, fragte man keinen, wer er sei. Diebstahl war eine unbekannte Sache, ebenso Lüge und Trug. Die Religion der alten Deutschen war sehr einfach. Alle großartigen Erscheinungen der Natur, welche das menschliche Gemüth zur Liebe und Dankbarkeit stimmen, oder mit unaussprech- licher Furcht und Angst erfüllen, waren Gegenstand ihrer Ver- ehrung. So die Sonne, deren Strahl die Eisrinde des langen Winters bricht, den Frühling erweckt und neues Leben in die

9. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 54

1864 - Breslau : Leuckart
54 Geschichte. Natur bringt; der Mond, dessen sanfter Schein die dunklen Wälder erhellt, daß der Wanderer den Steg, der Jäger seine Hütte finde; das Feuer, die Erde (Hertha), welche gleich einer liebenden Mutter des Lebens Bedürfnisse bietet. Der Hauptsitz der Göttin Hertha war ein heiliger Hain, wahrscheinlich auf der Insel Rügen. Hier stand der reich mit Teppichen behangene Wagender Göttin; mit geweihten Kühen bespannt, wurde er, von Priestern in tiefster Ehrfurcht begleitet, durch die deutschen Gaue geführt, wenn die Natur aus ihrem Winterschlafe erwachte. Friede, Freude und Glückseligkeit herrschte dann aller Orten, jede Fehde ruhte, bis die Priester das Heiligthum zurückgeführt hatten. Als den höchsten Gott verehrten sie den Wodan, auch unter dem Namen Allvadur (Allvater) bekannt; Thor oder Tuner war der Kriegs- und Donnergott; dem gemeinschaftlichen Stammvater Tuisco oder Teut erwiesen alle Stämme göttliche Ehre. Was dem Deutschen auf Erden als das Wüuschenswertheste galt, das glaubte er dereinst in seinem Himmel (Walhalla) zu finden bei Jagd und Kamps re. Gegen Abend heilen die empfangenen ehrenvollen Wunden wie durch Zauberkraft, die Helden versöhnen sich und setzen sich zum fröhlichen Mahle; aus mächtigen Hörnern des Auerochsen wird der köstliche Meth unter schallendem Jubel herumgetrunken. Darum wurden dem gefallenen Helden seine Waffen, sein Streitroß mit ins Grab gelegt, und noch jetzt findet man in Norddeutschland zahlreiche Gräber (Hünen- oder Riesen- gräber), in deren Tiefe eine rohe, aus Lehm gebrannte Urne die Asche der Todten enthält, und Reste von Waffen und Hausgeräthen aus Stein und Kupfer werden nicht selten darin angetroffen. Kampf und Krieg war das Lebenselemeut des freien Deut- schen, selbst die Spiele waren kriegerisch. Luftgefechte und der Schwertertanz waren die Freude der Jugend und weckten bei den Alten die heiteren Bilder der Vergangenheit. Zwischen bloßen Schwertern und starrenden Lanzen tanzten die Jünglinge nackend umher, wanden sich bald in vielfachen Verschlingungen, bald sprangen sie keck zwischen den scharfen Waffen hindurch, ohne daß eine ihre Haut ritzte. Der Beifall der greisen Helden war ihr reichster Lohn. — Früh folgte der Knabe dem Vater auf die Jagd; zum Jünglinge herangereift, ward er in die Versammlung seiner Mitbürger geführt, mit Schild und Lanze bewaffnet und feierlich zum wehrhaften Mitgliede der Gemeinde aufgenommen. Das war ihm der schönste Tag seines Lebens. Nie, selbst im Tode nicht, trennte er sich von seinen Waffen. Statt der Helme dienten Felle wilder Thiere, Rachen und Hörner ragten drohend über dem Kopfe hervor und gaben dem Heere ein schreckenerregeudes Ansehen.

10. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 58

1864 - Breslau : Leuckart
58 Geschichte. was ihnen zusagte. Daher änderte sich bei ihnen gar manches, namentlich nach der Annahme des Christenthums. Die größte Veränderung erlitt die Sprache der Eingewanderten; die in den eroberten Ländern gebräuchliche lateinische konnte nicht ausgerottet werden, sie wurde aber bald mit der deutschen vermischt. So entstanden die romanischen Sprachen : die portugiesische, spanische, französische und italienische. Nur im eigentlichen Deutschland hielt sie sich frei von fremder Beimischung und bildete sich nach und nach mehr aus. Wir haben aus Chlodwigs Zeit noch ein Bruchstück eines kirchlichen Formulars zur Spendung des heiligen Sakramentes der Taufe, welches als eines der ältesten Denkmäler unserer Sprache merkwürdig ist. Frage. Forsachistu Diabola? Antw. Ec forsacho Diabola. F. En allum Diabol-gelde? A. En ec forsacho allum Diabol- gelde. F. En allum Diaboles Werkum? A. En cc farsacho allum Diaboles Werkum endewordum, Thunaer ende Wodan ende Sachsen-Ote ende allem them Unholdum the hiru genotas sint. F. Gelobistu in God, almethigun Fadaer? A. Ec gelobo in God, almethigun Fadaer. F. Gelobistu in Crist, Godes Suno? A. Ec gelobo in Crist, Godes Suno. F. Gelobistu in halogan Gast? A. Ec gelobo in halogan Gast? Versagst du dem Teufel? v Ich versage dem Teufel. Und aller Teufelsgilde? Und ich versage aller Teufelsgilde. Und allen Teufelswerken? Und ich versage allen Teuselswerken und Worten und Thor und Wodan und Sachsen-Odin und allen den Unholden, die hier genannt sind. Glaubst du an Gott, den allmäch- tigen Vater? Ich glaube an Gott, den allmäch- tigen Vater. Glaust du an Christus, Gottes Sohn? Ich glaube an Christus, Gottes Sohn. Glaubst du an den heiligen Geist? Ich glaube an den heiligen Geist. Auch die Gesetzgebung und Rechtspflege erweiterte sich merk- lich. Früher entschied mau nur nach Gebrauch und Herkommen; die nun gegebenen, in lateinischer Sprache abgefaßten Gesetze enthielten Verbote und Strafen. Jedes Vergehen konnte durch eine festgesetzte Geldstrafe gesühnt werden. Das Gericht wurde öffentlich unter freiem Himmel abgehalten, gewöhnlich unter großen Bäumen oder auch an großen Steinen. In jeder Grmeinde war der Vorsteher Richter, die Erfahrensten der Gemeindeglieder halfen ihm das Urtheil finden (Schöppen); die Untersuchungen waren einfach; am meisten gab man auf Zeugen und Eidesleistungen;
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