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Diese zogen sich nach einem mißlungenen Sturm ans die feste Stellung der
Kaiserlichen nach Sachsen zurück. Wallenstein folgte ihnen, erlitt aber bei Lutze n
eine schwere Niederlage. Doch hatten die Schweden den Tod ihres Königs
zu beklagen. Trotzdem nahm der unselige Krieg seinen Fortgang, namentlich
hatte jetzt Böhmen zu leiden. Wallenstein stand untätig in diesem Lande und
weigerte sich, den Bayern zu Hilfe zu kommen. Durch Verhandlungen mit den
Schweden und Sachsen brachte er sich in den Verdacht, er strebe nach der Krone
von Böhmen. Deshalb wurde er vom Kaiser des Oberbefehls entsetzt. In der
Absicht, sich mit den Schweden zu verbünden, begab sich Wallenstein nach Eger,
wo er 1634 ermordet wurde.
Auf Geheiß des kaisertreuen Obersten Buttler drangen in einer finsteren
Sturmnacht zwölf Dragoner in Wallensteins Wohnung ein. Durch den Lärm
wachte der Herzog aus. Die Dragoner stürzten in sein Schlafzimmer und schrien
ihn an: „Bist du der Schelm, der dem Kaiser die Krone vom Haupte reißen will?
Du mußt sterben!" Und schweigend empfing Wallenstein den Todesstoß — ein
Opfer seines maßlosen Ehrgeizes.
Deil Oberbefehl über Wallensteins Heer übertrug der Kaiser seinem Sohne
Ferdinand. Dieser brachte den Schweden bei Nördlingen eine furchtbare Nieder-
lage bei, die ihnen allein 12 000 Tote kostete.
Der französisch-schwedische Llrieg. Null schien endlich Friede zu werden.
Der Kurfürst von Sachsen schloß 1635 zu Prag mit dem Kaiser Frieden, dem
außer anderen protestantischen Fürstell auch der Kurfürst von Brandenburg bei-
trat. Da entfachte Frankreich den Krieg aufs neue. Es schloß mit Schweden
einen Bund, um das deutsche Reich zu schwächen und ihm Gebiete zu entreißen.
Noch manche Schlacht wurde geschlagen. Das Kriegsglück neigte sich bald nach
dieser, bald nach jener Seite. Die Franzosen nahmen das schöne Elsaß. Die
Schweden aber trieben es auf ihren Beutezügen wie nie zuvor.
Einer ihrer Feldherren hinterließ bei seinem Tode eine Million Taler, die
er zusammengeraubt hatte. Wollte man die Ballern znm Geständnis bringen,
wo sie ihr Geld vergraben oder in den Wäldern ihr Vieh verborgen hatten,
so folterte man sie. Man legte sie auf die Erde und goß ihnen Jauche in den
Mund (Schwedentrunk) oder bestreute die bloßen Fußsohlen mit Salz und
ließ sie von Ziegen ablecken. Höhnisch meinten die Peiniger, der Bauer könne
sich ja zu Tode lachen. Noch heute haben sich an manchen Orten Erinnerungeil
an die „Schwedennot" im Volke erhalten.
Der westfälische Friede. Nach jahrelangen Verhandlungen wurde end-
lich 1648 zu Münster und Osnabrück Friede geschlossen. Die Protestanten und
die Reformierten erhielten mit den Katholiken gleiche Rechte. Frankreich
erhielt Elsaß (ohne Straßburg). Außerdem mußte ihm der Besitz der schon
früher erlangten Bistümer Metz, Tonl und Verdun bestätigt werden. Die
Schweden bekanlen Vorpommern mit (Stettin und Rügen, ferner die Bistümer
Bremen (ohne die Stadt Bremen) und Verden. So erlangten sie die Herrschaft
über die Mündungen voll zwei deutschell Strömen. Dazu wurden ihnen noch
5 Millionen Taler Kriegskosten bewilligt. Wofür?
„Deutschland gab fünf Millionen,
Schweden reichlich zu belohnen,
Daß sie uns zu Bettlern machtell."
An Brandenburg fiel Hinterpommern. Als Entschädigung für das
rechtmäßig beanspruchte Vorpoulnlern wurden ihm Minden, Magdebllrg und
Halberstadt zugesprochen. Holland und die Schlveiz schieden aus deiil deutschen
Reiche aus.
Folgen des Krieges. Nach dem Kriege bot unser Vaterland einen trost-
losen Anblick dar. Gegen 2000 Schlösser, über 1600 Städte und 18 300 Dörfer
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Extrahierte Personennamen: Lutze Ferdinand Ferdinand Bistümer_Metz
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Eger Schweden Sachsen Brandenburg Frankreich Frankreich Verdun Stettin Schweden Brandenburg Hinterpommern Magdebllrg Holland
48
1674 in die Mark ein. Mit Sensen und Heugabeln bewaffnet, stellten sich ihnen die
märkischen Bauern entgegen. Ihre mit dem roten brandenburgischen Adler gezierten
Fahnen trugen die Inschrift: „Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen
unserm gnädigsten Kurfürsten mit Leib und Blut."
Schlacht bei Fehrbellin (28. Juni 1675). Der Kurfürst hätte diesen
Einfall der Schweden gern sofort gerächt. Er suchte sich aber erst für alle
Fälle durch Verhandlungen Bundesgenossen zu verschaffen. Anfang Juni 1675
eilte der Kurfürst in Geschwindmärschen von Franken nach der Mark, um die
frechen Eindringlinge zurückzuschlagen. Diese hatten bei Fehrbellin, nordwestlich
von Berlin, eine feste Stellung eingenommen. Friedrich Wilhelm griff mit
5000 Reitern und 13 Kanonen das fast doppelt so starke schwedische Heer an.
Der Kurfürst selbst geriet in größte Gefahr. Zwei Kugeln prallten an seinem
* Der Große Kurfürst bei Fehrbellin.
Brilstpanzer ab. Dem Stallmeister Froben, der an des Kurfürsten Seite ritt,
riß eine Kugel ein Bein ab. Der Kurfürst ritt einen weit erkennbaren Schimmel.
Da veranlaßte der Leibjäger Uhle seinen Herrn zum Pferdewechsel. Kaum war er
erfolgt, als der Schimmel, von einer Kugel getroffen, zusammenbrach. Als
einige Schwadronen alle Offiziere verloren hatten, stellte Friedrich Wilhelm
sich au ihre Spitze und rief: „Getrost, tapfere Soldaten, ich, euer Fürst und
nun euer Hauptmann, will mit euch siegen oder ritterlich sterben." Gegen
3000 Schweden bedeckten am Abend das Schlachtfeld. Die Kunde von diesem
Siege, dem ersten, den Brandenburger allein erfochten, verbreitete sich durch
ganz Europa und verschaffte dem Kurfürsten schon jetzt den Beinamen „der Große".
Friede. Nach dem glorreichen Siege bei Fehrbellin rückte Friedrich Wilhelm
in Pommern ein und besetzte dies Land. Um die Schweden auch zur See be-
kämpfeil zu kölinen, mietete er von dem reichen Holländer Raule Schiffe. Diese
ianbeteit unter brandenburgischer Flagge auf Rügen und nahmen den Schweden
viele Handelsschiffe weg. Als dann die Schweden von Livland aus in Preußen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Raule
Extrahierte Ortsnamen: Fehrbellin Schweden Fehrbellin Berlin Fehrbellin Leibjäger_Uhle Europa Fehrbellin Pommern Schweden Schweden Schweden Livland
79
heute zum Offizier." Die fchmerzlicheu
Ereignisse der Unglücksjahre prägten sich
dem empfänglichen Gemüte des Prinzen
dauernd ein. Gern hätte der Prinz an
dem Befreiungskämpfe teilgenommen,
aber seines schwächlichen Körpers wegen
mußte er zurückbleiben. Erst nach der
Schlacht bei Leipzig gestattete der König
ihm die Teilnahme am Feldzüge. Am
27. Februar 1814 stand er bei Bar-sur-
Aube (bar-ßür-ohb) zum erstenmale iin
Feuer. Als der König merkte, daß ein
russisches Regiment starkeverluste erlitt,
gab er dem Prinzen den Befehl: „Reite
einmal zurück und erkundige dich, was
für ein Regiment dort im Feuer steht!"
Unerschrocken sprengte der Prinz trotz
des feindlichen Kugelregens hin, be-
obachtete das Gefecht und überbrachte
dann seinem Vater die Meldung. Tas
Eiserne Kreuz und der russische St. Ge-
orgsorden waren der Lohn für diese Tat.
Im Jahre 1829 vermählte sich Prinz
Wilhelm mit der Prinzessin Angusta
von Sachsen-Weimar. Die glückliche Ehe wurde mit 2 Kinder,: gesegnet, dem
späteren Kaiser Friedrich und der noch lebenden Großherzogin von Baden. Seit
der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms Iv., der kinderlos war, führte Prinz
Wilhelm als Thronfolger den Titel „Prinz von Preußen". Im Revolutions-
jahr 1848 kam er in den Verdacht, ein Feind des Volkes zu sein. Er sah sich
gezwungen, vorübergehend in England Aufenthalt zu nehmen. Rach seiner Rück-
kehr stellte er die Ruhe in dem aufrührerischen Baden wieder her. Als der
König 1858 unheilbar erkrankte, übernahm Prinz Wilhelm als Prinzregent
die Regierung Preußens.
Sorge für das Heer. Im Alter von 64 Jahren bestieg Wilhelm I. den
preußischen Königsthron. Seine erste Sorge war, das Heer zu vermehren und zu
verbessern. Trotz der zur Zeit der Freiheitskriege eingeführten „Allgemeinen Wehr-
pflicht" wurden bei weitem nicht alle waffenfähigen Männer zum Heeresdienst her-
angezogen. Nach der neuen Wehrordnung sollten statt 40 000 alljährlich 63 000
Rekruten eingestellt werden. Diese Heeresvermehrnng kostete jährlich 28^ Millio-
nen Mark. Die Volksvertretung wollte diese Ausgabe nicht bewilligen. Da entschloß
sich Bismarck, der zun: Ministerpräsidenten berufen war, die Vermehrung des
Heeres ohne Zustimmung der Volksvertretung durchzuführen. Tüchtige Männer
arbeiteten an der Ausbildung der Truppen, die bald die der anderen Staaten an
Kriegstüchtigkeit weit übertrafen. Schon nach einigen Jahren bot sich dem Heere
Gelegenheit, eine glänzende Probe seiner Tüchtigkeit abzulegen.
Oer vänilcke Krieg (1864).
Ursache. Die Herzogtümer Schleswig und Holstein hatten nach dem Aus-
sterben ihres Herrscherhauses im 15. Jahrhundert den König von Dänemark
zu ihrem Herzog gewählt unter der Bedingung, daß sie „up ewig ungedeelt"
bleiben und niemals Dänenmrk einverleibt werden sollten. Die Dänen gingen
jedoch daraus hinaus, Schleswig mit Dänemark zu vereinigen. In den Schulen
und Kirchen mußte man sich der dänischen Sprache bedienen. Dänische Beamte und
Lehrer wurden nach Schleswig gesandt. Im Jahre 1863 erklärte endlich der Dänen-
könig Christian Ix. das Herzogtum Schleswig für eine dänische Provinz. Da
Kaiser Wilhelm I.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelms_Iv. Friedrich Wilhelms_Iv. Wilhelm Wilhelm Wilhelm Wilhelm Wilhelm_I. Bismarck Christian_Ix Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Sachsen-Weimar Baden England Baden Holstein Schleswig
80
riefen die Schleswig-Holsteiner den Deutschen Bund um Hilfe an. Im Februar
1864 rückten 40 000 Preußen und 25 000 Österreicher unter dem Oberbefehl des
Generalfeldmarschalls Wraugel in Holstein ein.
Erstürmung der Düxxeler Schanzen (18. April 1864). Die Dänen
hatten sich hinter dem Danewerk, einer ans 18 Schanzen gebildeten Be-
festigung bei Schleswig, festgesetzt. Die Armee des Prinzen Friedrich Karl
setzte über die Schlei und drohte den Dänen in den Rücken zu fallen. Des-
halb zogen sich diese in die Düppeler Schanzen zurück. Dies waren 6 in hohe
Erdwälle, die mit Gräben von 6 in Breite und 4 in Tiefe umgeben waren.
In den Gräben standen Reihen von spitzen Pfählen. Alle Schanzen waren
mit Kanonen besetzt und durch Straßen miteinander verbunden. In langen,
tiefen Laufgräben näherten sich die Preußen den Schanzen. Am 18. April
sollte der Sturm auf die Schanzen stattfinden. In der Nacht erhielten die dazu
bestimmten Regimenter den Befehl, in den Laufgräben Aufstellung zu nehmen.
Zu gleicher Zeit eröffneten die Preußen auf die Schanzen ein furchtbares Kanonen-
feuer. Um 10 Uhr verstummte der Kanonendonner. Es erscholl das Kommando:
„Vorwärts zum Sturm!" Unter den Klängen des Preußenlicdes stürmten die
tapferen Krieger auf die Schanzen los.
Ein furchtbarer Kugelregen empfing sie.
Aber unaufhaltsam drangen die Tap-
feren vor. Noch sind die Palissaden
zu beseitigen. Da springt Pionier
Klinke vor. „Geht zur Seite," ruft er,
„ich werde ein Loch machen. Herein
müßt ihr, Kameraden." Dann reißt er
den Pulversack von der Schulter, hängt
ihn an die Palissaden und entzündet
ihn. Mit einem furchtbaren Krach stie-
den die Planken in die Luft. Der Weg
ist frei. Aber auch Klinke liegt in sei-
nem Blute. Nach dreistündiger, blutiger
Arbeit weht von sämtlichen 10 Schanzen
die schwarz-weiße Fahne der Sieger.
Ein österreichischer General, der dem
Kampfe zugeschaut hatte, rief aus: „Hut
ab vor einer solchen Armee!" Ein französischer General äußerte: „Mit solchen
Truppen wäre die Welt mein."
Übergang nach Alfen. Friede. Die Reste des geschlagenen Heeres zogen
sich aus die Insel Alsen zurück. In der Nacht vom 28. ans den 29. Juni
setzten die Preußen in 160 Kähnen nach Alsen über. Nach mehrstündigem,
heftigem Kampfe ergaben sich die Dänen oder flohen ans ihre Schisse.
Im Frieden zu Wie n traten die Dänen Schleswig-Holstein nebst Lauen-
burg an Preußen und Österreich ab.
Der Deutsche lirieg (1866).
Veranlassung. Anfänglich wurden die beiden Herzogtümer Schleswig-
Holstein von Preußen und Österreich gemeinschaftlich verwaltet. Deutsche Klein-
staaten, die auf Preußen neidisch waren, wollten aus den Herzogtümern einen
selbständigen Staat machen und an die Spitze desselben den Herzog Friedrich
von Augnstenbnrg, den Vater unserer Kaiserin, stellen. Österreich billigte den
Vorschlag. Preußen dagegen wollte nur dann zustimmen, wenn der Herzog
sein Heer der preußischen Armee einverleibe. Da der Herzog darauf nicht ein-
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Extrahierte Personennamen: Wraugel Friedrich_Karl Friedrich Karl Friedrich
von_Augnstenbnrg Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Holstein Schleswig Schleswig-Holstein Schleswig-
Holstein
81
ging, schlossen Preußen und Österreich den Vertrag zu Gastein. Holstein sollte
von Österreich, Schleswig von Preußen verwaltet werden. Lauenburg fiel gegen
eine Entschädigung von 2^/^ Millionen Taler an Preußen. Der Friede war
damit jedoch nicht gesichert. Der österreichische Statthalter in Holstein begün-
stigte nämlich nach wie vor offen die Ansprüche des Herzogs von Augnstenburg.
Österreich wollte auch die Regelung der Herzogtümerfrage dem Deutschen Bunde
anheimstellen. Preußen erklärte das für eine Verletzung des Gasteiner Vertrages
und ließ seine Truppen in Holstein einrücken. Darüber beschwerte sich Öster-
reich beim Deutschen Bunde, der mit 9 gegen 6 Stimmen den Krieg gegen
Preußen beschloß. Preußen fand Bundesgenossen an Italien, Oldenburg, Mecklen-
burg, Schwerin und Koburg während Bayern, Hannover, Sachsen, Württemberg,
Knrhessen, Hessen-Darmstadt und Baden sich auf Österreichs Seite stellten.
Langensalza. Sofort wurden Hannover, Dresden und Kassel von
den Preußen besetzt. Der Kurfürst von Hessen wurde gefangen genommen und
nach Stettin abgeführt. Der blinde König Georg von Hannover suchte sich mit
den Bayern zu vereinigen. Er wurde jedoch bei Langensalza umzingelt
und mit seinem ganzen Heere zur Übergabe gezwungen.
Schlachten in Böhmen. Mit drei Heeren rückten die Preußen in Böhmen
ein. Die I. Armee unter Prinz Friedrich Karl drang von der Lausitz aus vo-r„
die Ii. unter dem Kronprinzen von den (Subeten her, die Elbarmee unter Herwacth
von Bittenfeld an der Elbe entlang. Letztere Armee siegte bei Hühnerwasser
Kamp, Realienbuch. ß
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Extrahierte Personennamen: Georg_von_Hannover Friedrich_Karl Friedrich Karl Hühnerwasser
Kamp
47
Erwerbungen im westfälischen
Frieden. Gestützt auf seine Macht,
konnte Friedrich Wilhelm im Westfäli-
schen Frieden ein ernstes Wort mit-
reden. Die Schweden beanspruchten ganz
Pommern. Nach alten Verträgen aber -
hatte Brandenburg darauf Anspruch. Der
Kurfürst bekam nur Hinterpommern. Als
Entschädigung für das wertvollere Vor-
derpommern (Odermündung!) erhielt er
die Bistümer Kammin (die Kreise Kol-
berg, Kösün und Bublitz in Pommern),
Halberstadt und Minden, ferner Mag-
deburg.
Steuern und Verwaltung. Um
die hohen Kosten der Unterhaltung des
Heeres zu erschwingen, führte der Kur-
fürst die Verbrauchssteuer ein. An den
Stadttoren mußte für Vieh, Getreide,
Fleisch, Bier und andere Gegenstände,
die zum Markte gebracht wurden, eine
Abgabe gezahlt werden. (Indirekte Steuern!) Aber nicht überall wollten die
Vertreter des Adels und der Städte die Steuern bewilligen, namentlich in Ost-
preußen nicht. Da mußte der Kurfürst Strenge gebrauchen. Sämtliche Landes-
teile bekamen gleiche Rechte und Pflichten und eine einheitliche Verwaltung. So
suchte Friedrich Wilhelm einen festgefügten Einheitsstaat zu bilden.
Friedrich Wilhelm wird unabhängiger Herzog in Preußen. Bald
fand das brandenburgische Heer Gelegenheit, sich im Kampf zu erproben. Zwischen
den Schweden und Polen brach ein Krieg aus, in den auch Friedrich Wilhelm
verwickelt wurde. Die Polen wurden besiegt. Der Schwedenkönig bewog nun
den Kurfürsten, sich mit ihm zu verbinden. Hierüber wurde der Polenkönig so
erbittert, daß er dem Kurfürsten drohte, er werde ihn in einen Kerker werfen,
wohin weder Sonne noch Mond scheine. In der dreitägigen Schlacht bei Warschau
wurden die Polen vollständig besiegt. Da dieser Sieg hauptsächlich der Tapferkeit
des brandeuburgischen Heeres zugeschrieben wurde, so erkannte der Schwedenkönig
den Kurfürsten Friedrich Wilhelm als unabhängigen Herzog von Preußen an. Bald
änderte sich die Lage der Polen. In dem deutschen Kaiser und dem Dänenkönige
fanden sie mächtige Bundesgenossen. Unverzüglich zog der Schwedenkönig den
Dänen entgegen, und der Kurfürst staud jetzt der Übermacht der Polen gegenüber.
Er sah sich gezwungen, mit dem Polenkönige ein Bündnis zu schließen. Jetzt
erklärte auch dieser den Kurfürsten zum selbständigen Herzog in Preußen. Bald
darauf starb der Schwedenkönig, und es kam 1660 der Friede zu Oliva bei
Danzig zustande. Brandenburg erhielt Preußen als unabhängiges Herzogtum.
Aainxs gegen die Franzosen. In Frankreich regierte zu jener Zeit der
König Ludwig Xlv. In seiner unersättlichen Herrschsucht überzog er alle Nach-
barstaaten mit Krieg und entriß auch dem deutschen Reiche ein Gebiet Nach
dem andern. Als treuer Bundesgenosse des Kaisers zog der Kurfürst gegen den
französischen Erbfeind (1674). Ludwig erkannte in dem Kurfürsten seinen ge-
fährlichsten Feind und suchte sich seiner zu entledigen.
Linsall der Schweden. Der französische König reizte die Schweden zu
einem Einfalle in Brandenburg. Raubend und sengend drangen diese im Dezember
Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Bublitz Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_Xlv Ludwig Ludwig Ludwig Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Westfäli- Pommern Hinterpommern Pommern Halberstadt Minden Schweden Polen Warschau Polen Polen Polen Danzig Brandenburg Frankreich Schweden Schweden Brandenburg
180
Das norwegische Hochland senkt sich in Schweden dem Bottnischen Meerbusen
zu. Der felsige Untergrund ist nur mit einer dünnen Erdschicht bedeckt, weshalb
die Ertragfähigkeit des Bodens gering ist. Die ausgedehnten Nadelholzwälder
des Nordens sind reich an Wild (Bär, Biber). Nur Lappen haben sich hier
angesiedelt. Der Roggen wird zwar bis Ha Para n da angebaut, kommt aber
in kühlen Sommern nicht zur Reife. Aus dem Roggenmehl backt der Schwede
das „Knäckebrot". Es ist eine durchlöcherte Scheibe und meist steinhart, weil nur
einigemal im Jahre gebacken wird. Der Vorrat wird angeschnürt und dann in einer
Brotkammer aufgehängt. Der Boden birgt reiche Schätze an Eisen, das neben
Holz Haupthandelsgegenstand ist. Die Küste des Bottnischen Meerbusens ist
Flachland, und besonders der südliche Teil ist reich an Wiesen, Ackerflächen und
Weiden. An der Südküste liegt Malmö, als Hafenort besonders wichtig für den
Verkehr mit Deutschland.
Die Flüsse führen den Namen Else. Oft durchfließen sie langgestreckte
Seen, und nach ihrem Austritte ans denselben stürzen sie in Felsterrassen hinunter
ins Meer, so der Göta-Els in den Trollhätta-Fällen, die jedoch von den
Schiffen mittels einer großartigen Schleusentreppe umgangen werden. Im Süd-
osten liegen große Seen: der Wener-See, zwölfmal so groß als der Bodensee,
der langgestreckte Wetter-See und der vielverzweigte Mälar-See. An der
Ostsee liegt auf vielen Inseln und Halbinseln, aus allen Abhängen von unzähligen
Landhäusern und Schlössern, in der Höhe von Laub- und Tannenwald begrenzt,
Stockholm, ein auf 40 Holmen (Holn: — Insel) gebautes Venedig, Hauptstadt
des Landes, Hauptsitz des Handelsverkehrs und einer vielseitigen Industrie.
Upsala ist Universitätsstädt.
Die Bewohner des Landes, Norweger und Schweden, sind Germanen.
Der Norweger hat sich zum kühnen Seefahrer ausgebildet, der Schwede^ist mehr
Ackerbauer. Beide Länder waren ursprünglich mit Dänemark verbunden. Schweden
trennte sich schon im 16. Jahrhundert, Norwegen ein Jahrhundert später ab;
1814 wurden beide Reiche durch Personalunion miteinander verbunden, d. h.
der König von Schweden war auch zugleich König von Norwegen. Seit 1905
ist diese Union aufgehoben, da die Norweger einen dänischen Prinzen zum Könige
wählten. Im Norden der Halbinsel wohnen die Lappen. Der Renntier- oder Berg-
lappe ist Nomade. Sein Reichtum ist eine Renntierherde von oft 200—2000
Geweihen. Die Fischer- oder Küstenlappen sangen besonders Lachse. Sie sind
weniger zugänglich als die Berglappen.
Schweden ist so groß wie Preußen mit Bayern und Württemberg imd zählt
5,4 Mill. Einw. Norwegen ist fast so groß wie Preußen ohne Schleswig-Holstein
und hat 2,3 Mill. Einw.
Über die Entstehung der Halbinsel erzählt die Sage: Als die Erde schon
geschaffen war, schleppte der Teufel noch einen ungeheuren Felsblock herbei und
warf ihn in den Ozean. Gott der Herr iah mitleidig aus den öden Felsen hinab;
da er aber nur eine Handvoll fruchtbarer Erde übrig hatte, so streute er diese
darüber hin, damit doch etwas Grünes darauf wachsen könne.
Unsere Beziehungen zu den nordischen Ländern. Dänemark nimmt uns
für das gelieferte Vieh, für Butter und Fleisch namentlich Webe- und
Eisenwaren ab. Norwegen liefert uns Fische, Tran und Holz und bezieht
von uns Webewaren, Zucker und Getreide. Schweden kaufen wir Holz und Eisenerz
ab, wofür wir Getreide und Jndustriewaren absetzen.
Die Sarinatische Tiefebene.
Rußland.
5 400 000 qkm. 10 X Deutschland. 125 M. E.
Die weite Ebene, die den Osten Europas ausfüllt, wird nur oon niedrigen
Bergrücken durchzogen. Die Waldaihöhe erhebt sich bis zu 350 m. Viel
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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TM Hauptwörter (200): [T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt]]
Extrahierte Personennamen: Dänemark
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Bottnischen_Meerbusen Deutschland Göta-Els Wener-See Wetter-See Ostsee Stockholm Venedig Schweden Norwegen Schweden Norwegen Norwegen Schleswig-Holstein Ozean Webe- Norwegen Deutschland Europas
247
Torpedoboot „S 126".
die ruhmvolle Verteidigung durch Courbiere i. I. (806. Thorn, ein hervor-
ragender Straßen- und Bahnenknotenpunkt, verteidigt als starke Grenzfestung
den lveg ins lveichselgebiet und weiter nach Berlin.
Ostpreußen, 37 000 qkm groß, hat 2 Millionen meist evangelische Ein-
wohner. Auch hier ist Ackerbau und Viehzucht vorherrschend; wegen seiner
Pferdezucht ist Ostpreußen berühmt, auch wegen des Bernsteins, der namentlich
auf Samland gesunden wird. Ostpreußen hat 3 Regierungsbezirke:
Königsberg:
Königsberg (am ?), bsaupt- und Residenzstadt, ist Krönungsstadt der
preußischen Könige. Die starke Festung stellt mit dem befestigten Vorhafen
Pillau ein lsauptbollwerk gegen Rußland dar. Im lsasen wird namentlich
viel polz, Flachs und Roggen aus Rußland ausgeführt. In Frauenburg
(Sitz des Bischofs von Ermland), war Nikolaus Kopernikus Domherr. M e m e l
ist Deutschlands nördlichster Seehasen. Schlachtorte: Preußisch-Eylau und Fried-
land ((807).
Gumbinnen:
Eydtkuhnen ist wichtige Eisenbahnstation an der rnssischen Grenze.
Gumbinnen wurde von König Friedrich Wilhelm I. angelegt. Östlich von
dieser Stadt liegt Trakehnen mit dem größten Gestüt Preußens. In Tilsit
an der Memel wurde (807 der unglückliche Friede mit Napoleon geschlossen.
A l l e n st e i n:
In dem landschaftlich schönen, seenreichen Regierungsbezirke Allenstein ist
A l l e n st e i n der bsauptort.
Die kleinen Staaten in Norödeutschland.
Das Großherzogtum Oldenburg hat 6^00 qkm und 370 000 meist
evangelische Einwohner. Es besteht aus drei Teilen:
Das Herzogtum Oldenburg im Norddeutschen Tieflands: Die
Haupterwerbszweige sind Viehzucht und Ackerbau; wichtig ist auch Handel und
Schiffahrt. Von Industriezweigen sind besonders die Korkschneiderei und Lino-
leumarbeiten (Delmenhorst) und die Zigarrensabrikation zu erwähnen. Olden-
burg, freundliche Residenz (an?), hat große Märkte für die tüchtigen Olden-
burger Pferde. Iv a n g e r o o g mit Seebad und wichtigem Leuchtturm ist die
östlichste der ostsriesischen Inseln.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
Extrahierte Personennamen: Königsberg Nikolaus_Kopernikus_Domherr Nikolaus Schlachtorte Friedrich Wilhelm_I. Napoleon