283
Geographie.
Holländer gehören zum deutschen Volksstamme, sind treffliche
Seeleute, bauen gute Schiffe, treiben Handel, ziehen auf den
Häringsfang, verfertigen schöne Leinwand und feines Papier.
Ihre Religion ist die reformirte. Holland hat Besitzungen auf der
Insel Java, den Molucken und in Südamerika. Die Hauptstadt
Amsterdam liegt an einem Meerbusen, genannt Südersee; sie
ist von Kanälen durchschnitten, und die Häuser stehen auf einge-
rammten Pfählen. Stürme und hohe Fluthen verursachen nicht
selten Ueberschwemmungen. Die vielen Kanäle gewähren zwar
dem Handel große Bequemlichkeit, allein sie verbreiten in heißen
Tagen einen widrigen Geruch und manche Krankheiten; auch hat
die Stadt Mangel an trinkbarem Wasser. Die Residenz des
Königs, Haag, ist ein offener und freundlicher Ort.
Belgien war sonst mit Holland vereinigt; jetzt macht es ein
besonderes Königreich aus, das von Frankreich, Deutschland,
Holland und der Nordsee umgeben ist. Gegen Mittag hat das
Land einige Hügelreihen, verflacht sich aber nach Mitternacht hin.
Die Maas und Schelde sind die Hauptflüsse. In dem südlichen
Theile findet man gute Steinkohlen, Eisenerze und Galmei. Der
fruchtbare Boden erzeugt viel Getreide, Gemüse und Obst. Das
Volk ist ein Gemisch von Wallonen und Deutschen; es bekennt
sich zur katholischen Religion. Belgien hat zahlreiche Fabriken, in
denen feine Tücher und Zeuge verfertigt werden. Die Residenz-
stadt ist Brüssel. Antwerpen treibt einen starken Seehandel.
Dänemark, ein Königreich, besteht aus der Halbinsel Jüt-
land und mehreren Inseln, worunter Seeland, Fünen, La a -
land, Falster, Bornholm, Island. Das Land hat
weder Gebirge noch bedeutende Flüsse. Der Boden ist verschie-
den, auf den Inseln im Kattegat meist fruchtbar. Hauptprodukte
sind: Getreide, Vieh und Fische. Die Dänen gehören zum ger-
manischen Stamme und sind lutherische Christen. Die Haupt-
stadt Kopenhagen befindet sich auf der Insel Seeland.
Island, d. h. Eisland, ist eine höchst merkwürdige Insel.
Sie liegt weit im Norden, zum Theil in der kalten Zone, näher
an Amerika als an Europa, und zeigt recht deutlich, welche
außerordentliche Wirkungen Feuer und Wasser auf der Erde
hervorzubringen im Stande sind. Die ganze Insel gewährt
einen schauererregenden Anblick. Sie wird von hohen, kahlen,
mit ewigem Schnee und Eis bedeckten Gebirgen durchschnitten;
überall sind schroffe Felsen, mit Lava übergossene Strecken und
Spuren von verwüstenden Erdbeben sichtbar. Nur selten trifft
man einzelne Wiesen und Ackersllicke, kümmerliche Gebüsche von
verkrüppelten Birken und Tannen an, die etwa 2 bis 3 Ellen
hoch werden. Der Boden ist zerrissen, wie durchwühlt, voll
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Extrahierte Ortsnamen: Holland Südamerika Amsterdam Holland Frankreich Deutschland Holland Nordsee Seeland Bornholm Island Seeland Island Amerika Europa
Die Elbe.
263
l-keill (voll Köhi bis Holland) eingetheilt, und die ganze
Strecke vom Ursprung bis zum Ausflusse ins Meer auf
150 Meilen berechnet.
Die Ufer am Mittelrheine und am letzten Drittel des Ober-
rheines entwickeln eine Reihenfolge der herrlichsten Landschaf-
ten. An der südöstlichen Spitze von Rheinbayern beginnt der
Strom jene Reize zu entfalten, die ihn zur beliebtesten und am
häufigsten bereisten Wasserstrasse Europas machen. Langsam
zieht er durch das meist 9 bis 10 Stunden breite Rheinthal,
welches rechts von der berühmten Bergstrasse längs dem Fusse
des Odenwaldes, links durch das weinreiche und malerische
Haardtgebirge begrenzt ist. Weiter hinab schwinden die Berge,
und saufte Hügel erheben sich, die bei Mainz ein schönes
Amphitheater bilden. Nachdem der Strom rechts den Main
aufgenommen, nahen sich im Westen die Berge des para-
diesischen Rheingaues, des grossen deutschen Weingartens.
Bald treten die Berge von beiden Seiten hervor, das Rhein-
thal verengt sich, und die Strömung des bisher sehr brei-
ten und ruhigen Flusses nimmt während seines zehnstün-
digen Laufes durch diesen Bergschlund bedeutend zu. Von
Bingen bis Königswinter bieten die Ufer die mannigfaltigsten
Aussichten dar. Im Thale lagern freundliche Ortschaften, an
den Felsenabhängen grünen üppige Rebenpflanzungen, und
auf den Gipfeln stehen romantische Burgruinen, aus denen der
Geist einer grossen Vergangenheit redet. Bei Coblenz erweitert
sich das Thal von Neuem; aber schon bei dem alterthümlichen
Andernach stürzt sich der Strom abermals in eine Enge, bis
bei Bonn die Berge in sieben hohen burggekrönten Häuptern,
dem Siehengebirge, sich endigen. Die beiderseitigen Gelände
schmücken nun statt des Rebengrüns segensreiche Saatfelder.
Unterhalb Köln wird der Boden allmälig flacher, und der
Strom wallt ruhig der reizlosen Tiefebene Hollands zu. Bei
seinem Eintritte in die Niederlande spaltet er sich in zwei Arme,
von denen der linke die Waal bildet, der rechte den Namen
Rhein behält. Jener fällt, vereinigt mit der Maas, in die
Nordsee, dieser theilt sich von Neuem noch zwei bis dreimal
und geht so geschwächt, einem beinahe lebensmüden Greise
vergleichbar, unterhalb Leyden in die Nordsee.
* Die Elbe.
Der Elbstrom hat einen Lauf von 156 Meilen und ist auf
diesem in einer Strecke von mehr als 100 Meilen schiffbar.
Nach der malerischen Schönheit seiner Ufer, nach der Menge
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Ortsnamen: Holland Rheinbayern Europas Mainz Main Rheingaues Coblenz Andernach Bonn Hollands Rhein Nordsee Nordsee
46
Geschichte.
Titus, sein Sohn, hatte keine größere Freude, als Menschen
glücklich zu machen. Verlebte er einen Tag, an welchem er
Keinem eine Wohlthat erwiesen hatte, so sagte er: „Ich habe
einen Tag verloren!" — Im zweiten Jahrhundert gab es einige
treffliche Kaiser, als: Trajan, Hadrian, Antonlnus Pius,
Marcus Aurelius. Dann folgte eine Reihe meist abscheu-
licher Herrscher. Das Reich verfiel immer mehr. Von Norden
drängten deutsche Volksstämme heran. Die meisten der römischen
Kaiser, vom Jahre 180 an, waren Wüthriche, die mit den
unerhörtesten Gräueln ihre Regierung befleckten und unendlichen
Jammer über die Menschen brachten. Die Soldaten setzten
nach Gefallen Kaiser ein und ab und tödteten die wenigen bessern,
welche es versuchten, dib Ordnung wieder herzustellen. In
dieser allgemeinen Noth mnd Verwirrung bereitete die göttliche
Vorsehung den Menschen eine bessere Zeit vor durch die feste
Begründung des Christenthums unter dem Kaiser
Konstantin und durch die bald darauf erfolgte Völker-
wanderung.
Konstantin war der erste römische Kaiser, der im Jahre
311 öffentlich als Beschützerder Christen auftrat. Er
begünstigte und besoldete ihre Lehrer, ließ sich und die Seinigen
im christlichen Glauben unterrichten, hielt viele Christen in seiner
Nähe und ging mit ihnen vertraulich um. Es wurden Kirchen
gebaut und herrlich ausgeschmückt.
Wie glücklich mußten sich jetzt die Christen nach so langen
Verfolgungen fühlen, in Konstantin einen wohlwollenden Freund
zu besitzen! Freudig strömten sie von allen «Leiten herbei und
nahmen Dienste in seinem Heere. Wohl mochte Konstantin auch
vorausgesehen haben, wie viel ihm die zahlreichen Christen bei
den Kämpfen gegen seine Mitherrscher helfen könnten. Als er
nämlich die Regierung antrat, hatte er deren fünf. Mit dem
Beistände der Christen stürzte er einen nach dem andern. In
den Heereszügen, wo sonst Adler und Götzenbilder vorangetragen
wurden, wehete von nun an die Fahne des Kreuzes
und führte von Sieg zu Sieg. Nach siebzehnjährigen blutigen
Kriegen war Konstantin der alleinige Beherrscher des Reichs.
Wie viele Christen schon zu seiner Zeit lebten, beweiset die
Kirchenversammlung zuikicäa, hei welcher nicht weniger
als 318 Bischöfe erschienen. •
Konstantin verbot zuletzt das Opfern m den heidnischen
Tempeln ganz und machte sich dadurch die Priester zu Feinden.
Das mochte wohl mit die Ursache sein, weswegen er seinen
Sitz nach Byzanz verlegte. Auch lag diese Stadt mehr in der
Mitte des Reichs. Hier ließ er schöne Kirchen, Paläste und
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod]]
Extrahierte Personennamen: Hadrian Marcus_Aurelius Konstantin Konstantin Konstantin Konstantin Konstantin
48
Geschichte.
die ersten Keime seiner Bildung und des bessern Landbaues.
Mit unerschütterlichem Muthe drangen Mönche in Deutschlands
Wälder, unter zahllosen Mühen, Gefahren und Drangsalen
stürzten sie den heidnischen Aberglauben, kämpften gegen rohe
und grausame Gebräuche und gewöhnten das Volk an menschliches
Recht, an das göttliche Gesetz.
Nach Konstantin des Großen Tode kamen wieder schwache
und schlechte Kaiser auf den Thron; Noth, Verwirrung und
Bedrängnisse nahmen daher von neuem überhand. Da trat
zu Ende des vierten Jahrhunderts ein kräftiger Kaiser auf,
Theodosius der Große, der für einige Zeit Ruhe und
Ordnung schaffte. Er hatte zwei Söhne, und da er wohl einsah,
daß das ganze Reich zu regieren für einen zu schwer sein
möchte, so theilte er es in zwei große Theile und gab
dem einen die östliche, dem andern die westliche Hälfte. Es
entstanden also zu Ende des vierten Jahrhunderts zwei Kaiser-
thümer, das morgenländische oder griechische mit der
Hauptstadt Konstantinopel, und das abendländische oder
römische mit der Hauptstadt Rom. Die Grenze, welche sie
schied, ging nördlich von dem adriatischen Meere durch das heutige
Ungarn. Diese Trennung brachte in der Folge große Nachtheile.
Die Herrscher beider Reiche wurden bald uneins; sie traten feind-
lich gegen einander auf, statt sich zu vereinigen und den andringen-
den deutschen Völkern gemeinschaftlich zu widerstehen. Daher ging
auch das eine dieser Reiche, das abendländische, bald unter, das
andere erhielt sich aber 1000 Jahre länger.
. Vj Große Völkerwanderung. Die Hunnen. Attila. -'/4'
Zu Ansang des fünften Jahrhunderts entstand im mittlern
und östlichen Europa eine gewaltige Gährung. Ganze Völker
verließen ihre Wohnsitze und drängten sich auf ihre südlichen oder
westlichen Nachbarn; diese trieben wieder die anwohnenden weiter.
Die so bedeutenden Züge und Wanderungen wurden von den
Hunnen, einem Volke aus der heutigen Mongolei, veranlaßt.
Sie wälzten sich in Schaaren zu Hunderttausenden über die Wolga
nach Europa, gleich einer ungeheuren Fluth, und vertrieben die
dort wohnenden Gothen, welche deutschen Stammes waren.
Ein alter Geschichtsschreiber schildert die Hunnen als ein Reiter-
volk von fürchterlicher Wildheit und grimmigem Ansehen. „ Sie
zerschneiden sich," sagt er, „in der Kindheit mit vielen Rissen
Kinn und Wangen, um das Wachsen der Haare zu verhindern.
Sie sind klein und dick, mit einem fleischigen Halse, breiten
Schultern, einem übermäßig großen Kopfe und breitem Gesichte,
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
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Extrahierte Personennamen: Konstantin Theodosius_der_Große Attila
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Konstantinopel Rom Ungarn Europa Mongolei Europa
103
* Die Eroberung Konstantinopels durch die Türken.
Das oströmische oder griechische Kaiserthum bestand noch,
trotz der Stürme, die es von allen Seiten umtobten; doch ging
es seinem Verfalle rasch entgegen. Selten saß ein guter Kaiser-
aus dem Throne, der mit kräftiger Hand die Regierung führte;
sein guter Wille ward ihm selbst zum Verderben, und die meisten
endeten auf gewaltsame Weise. Durch die unnatürlichsten Ver-
brechen schwangen sich andere auf den Thron und suchten sich
durch Verbrechen zu behaupten. Die Treulosigkeit und Hinterlist
der griechischen Kaiser gegen die Kreuzfahrer, die gegen den gefähr-
lichsten Feind auch dieses Kaiserreiches zu kämpfen kamen, ist oben
schon erwähnt worden.
Schon Osman eroberte einen Theil des zerrütteten Reiches,
Kleinasien, und gründete das osmanische Reich. Einer seiner
Nachfolger erzog sich aus gefangenen Christenknaben ein unbesieg-
bares Heer, die Janitscharen, und eroberte mit ihnen Macedonien,
Albanien und Serbien; nach ihm drang Bajasid — von seinen
schnellen Siegen der Blitz genannt — in Griechenland ein und
näherte sich Konstantinopel. Die Gefahr für ganz Europa ward
immer drohender, und doch konnten die Abendländer sich lauge nicht
entschließen, den Griechen zu Hilfe zu kommen. Endlich zog Sigis-
mund, damals König von Ungarn, gegen die Türken, erlitt aber
bei Nikopolis eine schreckliche Niederlage. Schon jetzt würde
Bajasid Konstantinopel erobert haben, wäre nicht ein Mächtigerer
über ihn gekommen. Das war Timur-leng oder Tamerlan, ein
Nachkomme Dschingis-Chans. Sein Vater nannte ihn Timur,
d. i. Eisen, denn eisern war sein Sinn. Nachdem er den größten
Theil Asiens unterworfen hatte, wandte er sich gegen Bajasid,
schlug ihn, nahm ihn gefangen und führte ihn wie ein Raubthier
in einem eisernen Käfig mit sich herum, doch ließ er seinen Söhnen
des Vaters Reich, um das diese blutige Kriege führten; er selbst
ging wieder in die Hauptstadt seines ungeheuren Reiches und starb,
wonach dasselbe wieder zerfiel. Die Osmanen erholten sich so
schnell wieder, daß sie unter Murad oder Amurath Ii. vor den
Thoren Konstantinopels erschienen. Vergebens zog der junge
Wladislaw, König von Ungarn und Polen, zu Hilfe; er verlor
Sieg und Leben. Hunyad, der eben so weise als tapfere Feld-
herr der Ungarn, setzte den Kampf muthig fort. Das Volk der
Ungarn übte die größten Heldenthaten, vermochte aber nur die
Türken von seinem Vaterlande abzuhalten; jedoch Konstantinopel
konnte es nicht retten, sondern den Fall der schönen Stadt nur
verzögern. Murads Nachfolger, Mohamed H., zog 1453 an
der Spitze einer großen Land- und Seemacht mit ungeheuren
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
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308
Geographie.
Deutschland zerstreut: die Fürstenthümer Reuß, Schwarz-
burg, Lippe-Detmold, Waldeck, Hessen-Homburg,
Hohenzollern, das jetzt zum Königreich Preußen gehört.
Endlich sind noch die vier freien Städte: Frankfurt am
Main, Bremen, Lübeck und Hamburg, anzuführen. Die
letztere, eine reiche und große Handelsstadt, liegt am rechten
Ufer der Elbe, 18 Meilen von ihrer Mündung. Der Strom
ist hier 1 Meile breit, und es können Seeschiffe bis an die
Stadt gelangen. Hamburg gehört keineswegs zu den schönsten
Städten, nur der westliche Theil zeichnet sich durch regelmäßige
Straßen und neue Gebäude aus.
Seitdem Deutschland nicht mehr ein wählbares Oberhaupt,
den deutschen Kaiser, besitzt, macht es einen Bundesstaat aus.
Alle deutschen Fürsten haben nämlich, um ihre Unabhängigkeit zu
sichern und sich gegen feindliche Angriffe kräftig zu vertheidigen,
einen Vertrag geschlossen und in demselben festgesetzt, was zur
Aufrechthaltung der gesetzlichen Ordnung und des Friedens von-
nöthen sei. Dieser Vertrag der einzelnen Staaten heißt auch der
deutsche Bund. Zur Besorgung der allgemeinen Angelegenheiten
des Bundes sind die Abgeordneten der Fürsten und Reichsstädte
in Frankfurt am Main versammelt und bilden dort den Bun-
destag. Seit mehreren Jahren besteht auch unter vielen deut-
schen Staaten, zu denen Preußen, Bayern, Würtemberg, Sach-
sen, Baden und Hessen gehören, eine Handelsverbindung, die
auf den Verkehr und die Gewerbthätigkeit Deutschland sehr wohl-
thätig wirkt. In neuester Zeit ist diese Verbindung noch erwei-
tert worden.
Asien.
Der Erdtheit ist fünfmal so groß als Europa. Er grenzt
an das nördliche Eismeer, das stille und indische Weltmeer, an
Afrika, das mittelländische Meer und Europa. Die bedeutendsten
Gebirge sind: der Himalaya, die tibetanischen Alpen,
der Altai, Ural, Kaukasus, Taurus, Libanon und
Ararat. — Gewaltige Ströme senden hier ihre Gewässer
drei Weltmeeren zu, als: Obi, Jenisei und Lena dem Nord-
eismeer; Amur, der g^elbe und blaue Fluß dem stillen;
Menam, Buremputer, Ganges, Indus, Euphrat
und Tigris dem indischen Weltmeere.— Unter den Seen sind
besonders anzuführen: der kaspische, 155 Meilen lang und
50 Meilen breit, der Aral- und der Baikalsee. Asien ver-
flacht sich allmälig gegen Mitternacht, weniger gegen Morgen;
im Süden gehen hohe Gebirgszüge bis an das Meer. Der
mittlere Theil enthält eine bedeutende Hochebene, in der sich die
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Lena
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Hessen-Homburg Frankfurt_am
Main Bremen Hamburg Hamburg Deutschland Frankfurt_am_Main Bayern Würtemberg Baden Hessen Deutschland Asien Europa Afrika Europa Kaukasus
Mönche. Theodosius.
47
andere Gebäude aufführen, schuf die alte Stadt in eine neue
um und nannte sie Konstantinopel, d. h. Konstantins
Stadt. — Dieser Kaiser liebte besonders die Pracht in seiner
Umgebung, daher hielt er einen zahlreichen Hofstaat. Schade,
daß der so unternehmende Mann durch mehrere Hinrichtungen
seiner nächsten Verwandten sein zunehmendes Alter befleckt hat.
Er ließ sich erst kurz vor seinem Tode taufen. rjj/- y'
* In dieser Zeit traten auch schon christliche Gelehrte auf,
ihre Religion zu vertheidigen, die Nichtigkeit des Heidenthums
darzuthun, oder auch die Lehren des Christenthums zu erläutern
und die Irrlehren zu widerlegen. Die Verfasser dieser Schriften
heißen Kirchenväter. Um das Jahr 220 lebte Tertullianus,
Clemens und sein Schüler Origenes, nach dem Jahre 300
Joh. Chrysostomus (Goldmund), Ambrosius, um 400 Augustinus
und Hieronymus.
i-n Mönche. Theodosius.
Zur Zeit der Verfolgungen hatten manche Christen Alles
verlassen und waren in Einöden geflohen. Dort lebten sie von
Beeren, Kräutern und Wurzeln. Ihre Zeit brachten sie in
heiligen Betrachtungen und im Gebete für sich, für ihre christ-
lichen Brüder und Schwestern zu. Man nannte diese Männer
Eremiten, Einsiedler. Die meisten fanden sich in Aegyp-
ten und Palästina; ihre Anzahl stieg dort bedeutend. Jeder
Eremit wohnte allein, nur das Gebet wurde gemeinschaftlich
verrichtet. Außerdem trieben sie etwas Ackerbau und allerlei
Handarbeiten. Was sie damit verdienten, gaben sieden Armen;
für sich behielten sie wenig. Sie fasteten sehr streng und ent-
zogen sich fast allen Vergnügungen, um ihren Geist desto mehr
auf das Ewige zu richten. Bei dieser Lebensart und Gemüths-
ruhe erreichten sie meist ein hohes Alter von 80 bis 100 Jah-
ren. — Nachher begaben sich mehrere Einsiedler zusammen und
bildeten eine Gesellschaft. Ihre gemeinschaftliche, später mit
Mauern eingeschlossene Wohnung bekam den Namen Kloster.
Der Vorsteher hieß Abt, von dem Worte Abba, Vater. Im
vierten Jahrhundert kamen vorzüglich die Klöster auf, und hatten
für die damalige Zeit segensreiche Folgen. Unfruchtbare Gegen-
den- um die Klöster machten die fleißigen Mönche zu tragbaren
Feldern. In der Nähe der Klöster entstanden bald einzelne
Ansiedelungen, späterhin Dörfer. Die Mönche lehrten den
Ankömmlingen, die oft rohe Krieger waren, Ackerbau und
Gewerbe und milderten so ihre Sitten. Auch legten sie
in den Klöstern Schulen an und besorgten dieerziehung
der Jugend. Unser deutsches Vaterland verdankt den Klöstern
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Personennamen: Theodosius Clemens Schüler_Origenes Chrysostomus Theodosius
56
Geschichte.
í
¡
Angelsachsen gegangen und Vandalen besetzten die Balearen, Sar-
dinien , Korsika und die Nordküste von Afrika. Die im Lünebur-
gischen wohnenden Langobarden gingen nach Ungarn. Griechenland
mit der Hauptstadt Konstantinopel machte ein eigenes Kaiserreich
aus und hatte die Ostgothen zu nördlichen Nachbarn. Die Länder
des Nordens kannte man um diese Zeit nur wenig.
Das Reich der Ostgothen wurde mächtig durch seinen König
Theödorich. Der griechische Kaiser Zeno hatte von den Ost-
gothen den Frieden erkauft und den Theodorich als Geisel erhal-
ten. Achtzehn Jahre alt, kehrte dieser zu seinem Vater zurück und
ward allgemein als König anerkannt. Aus Furcht vor seinem
Unternehmungsgeiste rieth ihm der Kaiser, Italien zu erobern.
Dies geschah, und Odoaker verlor Land und Leben. Theodorich
gab weise Gesetze und wachte über Ordnung und Gerechtigkeit.
Handel und Gewerbe blühten wieder auf, ja sogar Schulen
wurden wieder eröffnet. Aber nur kurz war dieses Glück.
Theodorich starb nach 33 jähriger Regierung ohne Kintwr, und
die Streitigkeiten der Großen zerrütteten unter schwachen Königen
das Reich und beschleunigten den Untergang desselben. Das
griechische Kaiserreich kam unter Justinian noch einmal zur Blüthe.
Nachdem derselbe einen furchtbaren Bürgerkrieg gedämpft hatte,
dachte er an Eroberungen. Seinen Feldherrn Belisar sandte
er nach Afrika, und dieser eroberte das ganze Vandalenreich,
setzte dann nach Sicilien über und drang weit in Italien vor.
Die meisten Städte dieses Landes öffneten ihm freiwillig die
Thore, Neapel erstürmte er und ließ es ganz ausplündern.
Nun ging er auf Rom los. Die Bewohner dieser Stadt,
wie die Griechen der katholischen Religion zugethan, öffneten dem
kaiserlichen Heere die Thore. Da erhoben die arianischen Gothen
ihren tapfern Feldherrn Vitiges auf dem Schilde zum Könige;
dieser sammelte ein großes Heer und griff den nur mit 8000
Mann Rom vertheidigenden Belisar an, mußte aber, als ein
griechisches Hilfsheer erschien, seinen Vorsatz aufgeben. Auch
die spätern Könige der Gothen, Tötilas und Thas konnten das
Reich nicht halten; letzterer erlag in einer blutigen Schlacht am
Vesuv, und das Gothenreich wurde eine Provinz des griechischen
Kaiserreiches.
Wichtiger als diese Eroberungen ist die Ordnung des Rechts-
wesens, die Justinian in seinen Ländern vornahm. Er ließ die
Aussprüche berühmter Rechtsgelehrten sammeln und schuf so ein
Gesetzbuch, das für viele Staaten eine Grundlage des Rechts
geworden ist. Die Städte wurden wieder hergestellt und verschö-
nert; ein Meisterwerk der Baukunst ist die Sophieenkirche in
Konstantinopel, jetzt eine türkische Moschee. Ferner führte er die
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
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Extrahierte Personennamen: Zeno
Extrahierte Ortsnamen: Korsika Afrika Ungarn Griechenland Konstantinopel Italien Afrika Sicilien Italien Neapel Rom Konstantinopel