(
Johann Huß und die Hußiten.
95
Jetzt wurde Karl Iv., der Sohn des böhmischen Königs
Johann, gewählt. Er sorgte fast nur für die Vergrößerung seiner
Hausmacht, erwarb Brandenburg, die Lausitz und Schlesien. Für
diese Länder und Böhmen war er ein wahrer Landesvater; Prag,
seine Residenz, schmückte er mit herrlichen Gebäuden und stiftete
1348 eine Hochschule, die erste in Deutschland. Breslau, die
wichtige Handelsstadt, baute er nach einem furchtbaren Brande
größer und schöner wieder aus und verband sie mit Prag und den
italienischen Handelsstädten durch eine Kunststraße. Das Wich-
tigste, was ihm Deutschland verdankt, ist das berühmte Reichs-
grundgesetz, die goldene Bulle, wodurch festgesetzt wurde, daß fortan
sieben Kurfürsten die Wahl der Kaiser allein vollziehen sollten.
Diese waren: die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln, der
König von Böhmen, der Markgraf von Brandenburg, der Herzog
von Sachsen und der Pfalzgraf am Rhein. Zu Frankfurt sollte
die Wahl, zu Aachen die Krönung vollzogen werden. Deutsch-
land wurde, wie fast alle Staaten Europas, zu dieser Zeit von
vielen Uuglücksfällen heimgesucht. Zuerst brach eine schreckliche
Hungersnoth aus, die viele Menschen hinwegraffte, darauf folgte
ein furchtbares Erdbeben und fast zu gleicher Zeit brach eine Pest
— der schwarze Tod — aus, die Millionen Menschen zum Opfer
forderte. Angst und Verzweiflung bemächtigte sich aller Gemüther;
nur durch strenge Bußübungen glaubte man den sichtbaren Zorn
des Himmels zu versöhnen. Flagellanten oder Geißelbrüder
zogen von Stadt zu Stadt, geißelten ihren Rücken blutig, begin-
gen aber dabei so viele Ausschweifungen, daß die Bischöfe diese
öffentlichen Bußübungen verbieten mußten. Andere behaupteten,
die Juden hätten die Brunnen vergiftet, und verursachten unmensch-
liche Grausamkeiten gegen sie. — Kaiser Karl errichtete die
Quarantäne-Anstalten zur Abwehr solcher Pestkrankheiten, welche
etwa in Zukunft das Vaterland heimzusuchen drohten.
Unter Karls Söhnen waren weder das deutsche Reich, noch
ihre Erbländer glücklich. Wenzel, durch seine Grausamkeit gegen
den heiligen Johann von Nepomuk berüchtigt, empörte alle Ge-
müther gegen sich, und die Kurfürsten setzten ihn sogar ab; der
verschwenderische Sigismund, zugleich König von Ungarn, ver-
geudete die Einkünfte und besaß weder Kraft noch Mittel, die in
seinem Erblande Böhmen entstandenen Unruhen zu dämpfen.
Jy Johann Huß und die Hußiten.
Während der Regierung des Kaisers Sigismund war die
Hochschule zu Prag die berühmteste in Deutschland. Unter andern
Lehrern zeichnete sich an derselben Huß durch Gelehrsamkeit aus.
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Extrahierte Personennamen: Johann_Huß Johann Karl_Iv. Karl_Iv. Johann Karl Karl Karls Wenzel Johann_von_Nepomuk Johann Johann Sigismund
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Schlesien Deutschland Breslau Prag Deutschland Mainz Brandenburg Sachsen Rhein Frankfurt Europas Karls Ungarn Deutschland
98
Geschichte.
zu gewähren, verpfändete er ihm das Kurfürstenthum
Brandenburg. Als die Brandenburger dies hörten, entsetzten
sie sich sehr; denn schon vorher war das Land an andere Fürsten
verpfändet gewesen. Diese hatten die Unterthanen so bedrückt,
daß sie nun voll Besorguiß waren, es möchte ihnen wieder also
ergehen. Aber in bessere Hände konnte das Land nicht kommen.
Hier und da erzählte auch schon Mancher, welch ein vortrefflicher
Fürst der Burggraf sei und wie er gewiß ganz anders die Branden-
burger behandeln werde; daher erwartete man begierig sein Erschei-
nen. Er kam. Mit Wohlwollen und Freundlichkeit trat er auf;
die Landleute freuten sich über seine Güte, die Städte öffneten
ihm gern die Thore, und bald waren ihm Alle zugethan. *Nur
die adeligen Raubritter haßten ihn. Bisher fielen sie
ungestraft über Städte, Dörfer und Reisende her und raubten
und plünderten; nun sollte ihr Reich zu Ende gehen; daher wider-
setzten sie sich mit offener Gewalt. Friedrich zog mit Heeresmacht
gegen sie, und sie stohen in ihre Burgen. Dort, hinter den dicken
Mauern, glaubten sie sich sicher. Der Fürst hatte aber eine große
Kanone, welche man wegen ihrer Schwerfälligkeit die faule Grete
nannte. Sie war sein ganzes Geschütz. Damit fing er an, die
festen Schlösser zu beschießen. Die Räuber gericthen in Angst,
sie ergaben sich oder flohen. Nun kam Ruhe ins Land. Die
Straßen wurden sicher, der Unterthan konnte ohne'furcht sein
Geschäft betreiben, die Städte wurden nicht verheert. — Wäh-
rend dieser Zeit hatte Sigismund von Friedrich noch mehr Geld
geliehen. Ans Wiederbezahlen konnte der Kaiser nicht denken;
er trat also zuletzt das Kurfürstenthum Brandenburg (1415) für
einen Preis von 400,000 Dukaten an Friedrich ab, welcher in
der Geschichte Kurfürst Friedrich der Erste genannt wird.
Seit der Zeit wurde Berlin die Hauptstadt des Landes und die
Residenz der Kurfürsten aus dem Hause Hohenzollern, von
denen die Könige von Preußen abstammen.
Die Erfindung des Lomplisses, des -Schießpulvers mrd der
Dnchdruckcrkunst.. ^ /■/—
Der Kompaß ist ein ganz einfaches Werkzeug, und doch
haben es die Menschen erst spät verfertigen gelernt. Dies konnte
aber auch nur nach vielen Beobachtungen und Versuchen gelin-
gen. Eine Art Eisenstein besitzt nämlich die wunderbare Kraft,
das Eisen an sich zu ziehen. Bestreicht man mit dem Magnet-
steine ein Stückchen Eisen oder eine Nadel, so erhalten diese
eine gleiche Kraft. Allein eine solche Nadel zieht nicht bloß das
Eisen an, sondern sie zeigt auch, wenn man sie in der Mitte
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Sigismund_von_Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Brandenburg Berlin
141
Die ersten Könige von Preußen.
nur mit Noth auf das türkische Gebiet. Im Frieden mit Schwe-
den, 1721, erhielt Rußland die Ostseeländer: Liefland, Esthlands
Jngermannland. Peter wurde als Kaiser feierlich ausgerufen und
ihm der Beiuame des Großen gegeben.
Peter machte eine zweite Reise ins Ausland. Seine Ge-
mahlin Katharina begleitete ihn bis Holland. Hier besuchte er
mit ihr sein altes Saardam wieder und führte sie in die Hütte,
welche er einst als Peter Baas bewohnt hatte. Dann reiste er
nach Frankreich. In Paris wurde er aus das Zuvorkommendste
empfangen. Man zeigte alle Merkwürdigkellen der Stadt dem
wißbegierigen Fremden. Von hier aus ging er nochmals nach
Amsterdam und kehrte über Berlin in sein Reich zurück. Er
starb 1725. Nach ihm regierte seine Gemahlin Katharina mit
Menzikows Hilfe. Diese berühmte Frau war die Tochter eines
armen Bauern, der sie schon früh in den Dienst zu einem Geist-
lichen in Marienburg gab. Die Stadt wurde von den Russen
eingenommen, und die Einwohner kamen in die Gefangenschaft.
Unter ihnen befand sich auch Katharina, und Menzikow nahm sie
in seine Dienste. Bei diesem sah sie der Kaiser. Sie gewann
durch ihre Schönheit und durch ihr freundliches und anmuthiges
Wesen bald sein Herz, so daß Peter sie zu seiner Gemahlin wählte
und auch zur Thronfolgerin ernannte. Sie führte nur zwei Jahre
die Regierung. Nach ihr erhielt die Krone Peter Ii., ein Enkel
Peters des Großen. Seine Regierung währte drei Jahre. Hierauf
bestieg den Thron Anna, des blödsinnigen Iwans Tochter, und
nach ihr Elisabeth, die Tochter Peters des Großen. Ihr folgte
Peteriii. und diesem seine Gemahlin Katharina die Zweite.
Nach der Ermordung ihres Nachfolgers Paul, der nur fünf Jahre
regierte, wurde dessen Sohn Alexander Beherrscher des großen
Reiches, nach dessen 1825 erfolgtem Tode regierte sein Bruder
Nicolaus bis 2. März 1855, an welchem Tage Alexander Ii. die
Regierung antrat.
Die ersten Könige von Preußen. /•« •-
Es ist schon gesagt worden, wie im Jahre 1415 Friedrich,
aus dem Hause Hohenzollern, vom Kaiser Sigismund die Mark !-& i
Brandenburg mit der Kurwürde erhielt. Unter seinen Nachfol- 1 f n 7
gern gab es mehrere vortreffliche Männer. Johann Sigis- ''
mund vereinigte das Herzogthum Preußen mit Branden- . . ;
bürg. Er war der Vater von dem schwachen Georg Wilhelm,
der während des dreißigjährigen Krieges regierte. Dann herrschte ■
der Sohn des Letztgenannten, der große Kurfürst Friedrich
Wilhelm, welcher bei Fehrbellin die Schweden besiegte.
. Unter ihm zeichnete sich sein Feldmarschall Derfflinger aus.
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Extrahierte Personennamen: Peter Katharina Peter_Baas Katharina Katharina Menzikow Peter Peter_Ii Peters Anna Peters Peteriii Katharina Alexander_Beherrscher Alexander Nicolaus Alexander_Ii Alexander Friedrich Friedrich Sigismund Johann Georg_Wilhelm Wilhelm Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Esthlands
Jngermannland Holland Frankreich Paris Amsterdam Berlin Marienburg Brandenburg Fehrbellin Schweden
143
Friedrich Wilhelm I. Friedrich der Große.
Ordensland als ein lehn bares Herzogthum erhielt. Nach
dem Tode seines Sohnes kam nun das Herzogthum Preußen an
das brandenburgische Haus unter Johann Sigismund.
■£?. Friedrich Wilhelm I. Friedrich der Große.
Unter Friedrich L vergrößerte sich der preußische Staat
durch glückliche Umstände. Es fielen ihm bedeutende Gebiete im
nördlichen Deutschland als Erbschaft zu. Sein Nachfolger Fried-
rich Wilhelm I. war ein abgesagter Feind aller Pracht und
Verschwendung und gab das Beispiel großer Sparsamkeit und
Enthaltsamkeit. Von den hundert Kammerherrn seines Vaters
behielt er nur zwölf. In seinem Haushalte führte er bedeutende
Ersparungen ein; er aß nur gewöhnliche Kost, und mancher reiche
Bürger brauchte mehr auf Speise und Kleidung, als er. Dabei
war er die Thätigkeit selbst, sah nach Allem, verlangte von andern
dieselbe Pünktlichkeit, die er besaß, und wehe dem Beamten, den
er nachlässig betraf. Nicht selten wandte er ohne Umstände Stock-
prügel und Faustschläge an. Ueberhaupt war er hart, herrisch
und verlangte unbedingten, blinden Gehorsam. Sein Geist hatte
nicht die Bildung erhalten, die seine hohe Stellung erforderte.
Den Gelehrten zeigte er sich nicht gewogen, und es war ihm eine
rechte Freude, wenn er sie lächerlich machen, oder ihnen sonst einen
Streich spielen konnte. Am Kriegswesen hing er mit ganzer
Seele; er wohnte täglich den Uebungen seiner Soldaten bei. Er
errichtete neue Regimenter und wählte zu seiner Leibgarde recht
große Leute, die er aus allen Ländern von- Europa mit ungeheuren
Kosten, oft mit List durch Werber zusammentreiben ließ, und die
er gut besoldete. Sie waren in beständiger Uebung. Seine
Kriegseinrichtung wurde ein Muster für andere Staaten. Ferner
zog er fleißige Ausländer ins Land und schaffte überall Ordnung.
Wie sein Leben, war auch sein Tod. Auf sein herannahendes
Ende bereitete er sich mit Ruhe vor. Seinem Sohne Fried-
rich Ii. hinterließ er einen wohleingerichteten Staat, ein geübtes
und gefürchtetes Heer und eine volle Schatzkammer.
Friedrich Ii. hat es verdient, einen solchen Vorgänger
gehabt zu haben. Er wußte Alles, was der Vater geschaffen hatte,
trefflich zu benutzen. Seine Bildung, durch französische Bücher
und häufigen Umgang mit Franzosen, machten ihn aufmerksam auf
das, was sein Vater vernachlässigt hatte: auf Beförderung der
Wissenschaften und Künste, auf Schätzung des denkenden Mannes
und des erfindenden Geistes. Deutschland war damals gerade
nicht reich an geistvollen Männern, die deutsche Sprache weniger
geschmeidig, als die französische. Daher kam es, daß Friedrich
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Johann Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Friedrich_L Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Europa Deutschland
Das Haus Hohenzollern kommt in den Besitz von Brandenburg. 97
In blinder Wuth stürzten die Hußiten über die Katholiken her,
plünderten und verbrannten Kirchen und Klöster und verübten die
entsetzlichsten Grausamkeiten. Wiederholt zog der Kaiser mit einem
Reichsheere gegen sie ans, allein sie schlugen jeden Angriff sieg-
reich zurück und vermehrten noch ihre Gräuelthateu. Die mord-
süchtigen Schaaren blieben nicht in ihrem Lande, sondern zogen
weit über die Grenzen desselben hinaus. Im Jahre 1430 streiften
die unbändigen Rotten sengend und verheerend durch Sachsen.
Niedergebrannte Burgen, Städte und Dörfer bezeichneten ihren
Weg. Männer, Weiber und Kinder wurden ohne Barmherzig-
keit, oft unter grauenvollen Martern, umgebracht. Von Sachsen
zöge» sie nach Bayern, auch kamen mehrere Haufen nach Schlesien
und verbreiteten überall Schrecken und Entsetzen. Der Papst ließ
gegen sie, wie einst gegen die Sarazenen, das Kreuz predigen;
aber wie Spreu vor dem Winde wurden die Kreuzheere zerstreut.
Da endlich sah man ein, daß mit Gewalt gegen die Hußiten nichts
auszurichten sei, und mau suchte sich in Güte mit ihnen zu ver-
gleichen. Ein Theil stimmte für die Annahme des Vergleiches,
ein anderer nicht. Hierüber entstand ein Krieg unter den Hußiten
selbst, in welchem die Feinde des Friedens unterlagen.
Jj Das Haus Hohenzollern kommt in den Besitz von
Brandenburg.
Im südlichen Theile von Deutschland liegt ein kleines Land,
Hohenzollern-Hechingeu. Dort steht auf einem 800 Fuß
hohen Berge das Stammschloß, welches jetzt alt und unbewohnt
ist, das aber vor vielen Jahrhunderten schön und herrlich war.
Daselbst hatten die Grasen von Hohenzollern ihren Sitz.
Man weiß fast nicht den Ursprung dieser Grafen anzugeben; doch
erzählen uns die alten Nachrichten, daß um das Jahr 1164 ein
Abkömmling aus diesem Hause vom damaligen deutschen Kaiser
das Burggrafthum Nürnberg erhielt und gar bald zu
großer Macht gelangte. Ungefähr 150 Jahre später hatten sie
schon die Fürstenthümer Anspach und Baireuth in Besitz.
Nachher wurden sie in den Fürsteustand erhoben. Fürst Fried-
rich der Fünfte, der 1398 starb, hinterließ zwei Söhne,
Johann und Friedrich, die sich in die väterliche Erbschaft
theilten. Als Johann nach wenigen Jahren starb, erhielt Fried-
rich die gesammten Besitzungen. Dieser Friedrich genoß die
besondere Freundschaft des Kaisers Sigismund. Sein Geist und
seine Tapferkeit unterstützten den Kaiser in manchen Unternehmun-
gen, und sein Geld half dem immer armen Sigismund aus manchen
Verlegenheiten. Um nun dem Freunde für sein Anleihen Sicherheit
Rendschmides Lesebuch für obere Klassen. 7
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Extrahierte Personennamen: Johann Friedrich Friedrich Johann Friedrich Friedrich Sigismund Sigismund
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Sachsen Sachsen Bayern Brandenburg Deutschland Hohenzollern-Hechingeu Burggrafthum_Nürnberg
142
Geschichte.
Dieser kann zum Beweise dienen, wie wunderbar die Vorsehung
manchen Menschen leitet. Er war ein Schneidergeselle. Als er
auf der Wanderung bei Tangermünde über die Elbe setzte und dem
Schisser den geforderten Lohn von drei Pfennigen nicht bezahlen
konnte, wurde dieser zornig und warf sein Reisebündel in den
Strom. Der arme Schneider entschloß sich aus Verzweiflung,
Soldat zu werden. Nachher trat er in österreichische Dienste,
brachte es bis zum Oberst, wurde aber nach dem westphälischen
Frieden entlassen, worauf er wieder den brandenburgischen
Kriegsdienst wählte. Nun machte er alle Feldzüge des großen
Kurfürsten mit und starb endlich, von Allen geehrt, als Feld-^/
;narschall. Friedrich Wilhelm regierte bis 1688. Sein
Sohn Friedrich wirkte sich beim Kaiser den Titel eines
Königs von Preußen aus. Die Krönung geschah den
18. Januar 1701 in Königsberg. Seitdem hieß er Friedrich I.
Der Name Preußen kommt erst am Ende des zehnten
Jahrhunderts in der Geschichte vor. Das Land war zu jenen
Zeiten rauh, mit Sümpfen, Seen und Wäldern ° bedeckt. Die
, Bewohner lebten fast nur von Jagd und Raub; sie machten oft
Einfälle in Polen. Unterdeß wurde der Samen des Christen-
thums an den Küsten der Ostsee ausgestreut. Bremer Kaufleute,
durch Sturm verschlagen, machten Bekanntschaft mit den wilden
Bewohnern, baueten sich an, riefen Geistliche ins Land und
gründeten ein Bisthum. In der ersten Hälfte des dreizehnten
Jahrhunderts führten die Polen häufige Kriege mit den heid-
nischen Preußen. Den Herzog Kon rad von Masovien
drängten die letztern so, daß er sich nach fremder Hilfe umsehen
mußte. Er wandte sich an die deutschen Ritter, die eben, aus
Palästina vertrieben, in Venedig angekommen waren. Eine
Anzahl von ihnen zog nach Preußen und schlug sich daselbst
viele Jahre mit den kriegerischen Einwohnern herum. Zuletzt
behielten die Ritter die Oberhand, nahmen das Land für sich
und machten Marienburg zu ihrer Hauptstadt.
Mit väterlicher Milde herrschte Anfangs der Orden in dem
eroberten Lande. Neue Städte wurden gegründet, deutsche
Ansiedler herbeigerufen, und mit ihnen kam auch deutsche Sitte
und Betriebsamkeit in die neugebauten Städte. Unter weiser Ver-
waltung hob sich das Land empor und wurde immer mächtiger.
Hierüber erwachte die Eifersucht der Polen; es entstanden lang-
wierige Kriege, in welchen der Wohlstand des Landes erlosch.
Der Orden erhielt von Deutschland keine Unterstützung und sank
in seiner Macht. Die Kriege mit Polen dauerten fort, bis der zum
Hochmeister gewählte Prinz Albrecht von Brandenburg
zur evangelischen Kirche übertrat und im Frieden zu Krakau das
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Extrahierte Personennamen: Schneider Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Friedrich_I. Albrecht_von_Brandenburg Albrecht
Grster Kursus.
(Erstes Jahr.)
U Unser Frstenhaus.
Ziel: Wir wollen lernen, warum wir alle Jahre Herzogs Gebnrts-tag feiern.
I. Wit ihr auch, wann unseres Herzogs Geburtstag ist? Und wer kann mir den Namen unseres Herzogs nennen? Wer von euch hat ihn denn schon einmal gesehen? Was kannst du mir von ihm erzählen? Nun seht, hier ist sein Bild? Nun wollen wir zusammenfassen, was wir von uuserm Herzog wissen! Wer kann es? (Unser Herzog heit Ernst. Sein Geburtstag ist am 16. September. Er wohnt auf dem Schlo zu Altenburg. Im Sommer lebt er auf dem Schlosse zu Hummelshain. Er ist ein gtiger und freundlicher Herr. Seine Gemahlin heit Agnes. Diese ist sehr wohlthtig.)
Nun knnt ihr mir vielleicht auch schon sagen, warum wir in der Scfjule Herzogs Geburtstag feiern! (Der Herzog ist der Herr unseres Landes; er ist gtig und freundlich; er ist sehr wohlthtig :c.).
Ii. Nun wollen wir die Antwort auf unsere Fragen suchen!
1. Stck: Herzog Ernst als Landesvater. (Ziel: Zunchst will ich euch erzählen, wie Herzog Ernst ein Vater seines Volkes ge-Wesen ist.)
2. Stck: Herzog Ernsts Jugend- und Lehrzeit. (Ziel: Wie sich Herzog Ernst auf seinen Berns vorbereitet hat.)
"3. Stck: Herzog Ernst als deutscher Bundesfrst. (Ziel: Warum der Kaiser Wilhelm Ii. unfern Herzog fter besucht.)
Iii. Was unser Herzog Ernst fr seine Altenbnrger gethan hat und was wir ihm dafr schuldig sind.
Es wird hier nachgewiesen, da durch das landesvterliche Walten des Herzogs Ernst Landwirtschaft, Handel und Gewerbe, Kunst und Wissenschaft zu hoher Blte gelangt sind, und dadurch der Wohlstand des Volkes gehoben worden ist. da er ferner durch seine freundschaft-
Fritzsche, Geschichtsunterricht in der Landschule. I. i
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Extrahierte Personennamen: Ernst Agnes Ernst Ernst Ernst Ernsts Ernsts Ernst Ernst Wilhelm Ernst Ernst Ernst Fritzsche
102
schlssen? Haltung der grten evangelischen Fürsten, durch die Ein-Mischung fremder Völker, durch den Tod des Schwedenknigs und end-lich durch die damalige Kriegsfhrung.
c. Was hatte dies zur Folge? (Ein Kulturbild der des groen Krieges Last und Weh: Verwstung des Landes, Verwilderung des Volkes, Vernichtung des Volkswohlstandes ?c.).
Iv.: 1. Was wir der Ursachen, Verlauf und Folgen des groen Krieges gelernt haben.
2. Die Kaiserreiche im Reformationszeitalter.
3. Unser engeres Heimatland von der Mhlberger Schlacht bis znm Ende des groen Krieges.
4. Was wir der das Kriegswesen gelernt haben.
5. Welchen Einflu der Krieg auf das Reich hatte.
6. Bauern und Brger während des groen Krieges.
11. Der groe Kurfürst.
I. Der groe Kurfürst als Landesvater.
Ziel: Wie der groe Kurfürst von Brandenburg die Wunden des Krieges zu heilen sucht.
I. Wie es wohl nach dem groen Kriege in Brandenburg aus-gesehen hat? a. Das Land: cker und Wiesen verwstet, von Unkraut und Gestrpp berwuchert; Städte und Drfer zerstrt, Schutt- und Trmmerhaufen verrieten ihr einstiges Dasein, b. Das Volk: Tausende und aber Tausende hingemordet oder von Hungersnot und Pest dahin-gerafft, mancher Ort war leer; besonders fehlte es an Mnnern; die briggebliebenen durch den langen Krieg selbst verwildert; der Wohlstand des Volkes vollstndig vernichtet, alles verarmt, c. Der Staat: Die Staatskassen leer, keine Einnahmequellen.
Wie wird nun der groe Kurfürst die Not und das Elend lindern? Vermutungen seitens der Schler!
Ii. 1. Sorge fr den Landbau.
Wie sticht er die Not genau kennen zu lernen? Er schickte einsichts-volle Männer durch die Provinzen seines Landes, da sie den Zustand der Städte und Drfer genau erforschen sollten. Und wie sticht er nun das erkannte Elend zu lindern? Verteilung des Landes, Unter-sttzung durch Geld, Aufbau von Stdten und Drfern, Hebung der Viehzucht, Anlegung von Blumen-, Gemse- und Obstgrten, Alleen. Aufnahme von Fremden. Wie kam es, da so viele Fremde nach Brandenburg kamen? Es waren meist vertriebene franzsische Protestanten; aber auch Hollnder lie er ins Land kommen. Warum? Was er da-durch erreichte? Drfer wieder aufgebaut, Felder wieder bebaut, sumpstge
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105
zurckgeben mute. Wodurch der Kaiser auerdem zeigte, da er Brandenburgs Emporkommen mit neidischem Herzen beobachtete? Weg-nhme Schlesiens.
Zusammenfassung: Friedrich Wilhelm als Kriegsheld. 1675.
Iii.: Was der groe Kurfürst fr sein Land und fr Deutschland gethan hat?
1. Fr sein Land: a) Er hilft dem durch die Greuel des 30 jhrigen Krieges verwsteten Lande wieder auf und bringt es zu neuem Wohl-stand.
b) Durch die Aufnahme der vertriebenen Glaubensgenossen fhrt er seinem Lande gewerbfleiige und fromme Unterthanen zu und hebt da-durch Ackerbau und Viehzucht, Handel und Gewerbe.
c) Er verschafft durch die Kriege seinem Lande Macht und An-sehen.
d) Er sorgt fr seines Landes Sicherheit und Schutz durch Schaffung eines stehenden Heeres.
2. Fr Deutschland: Er ist der Wchter des Deutschtums im Norden, Westen und Osten.
Iv. 1. Was der groe Kurfürst durch sein landesvterliches Walten erreicht hat?
2. Warum der groe Kurfürst diese Kriege fhrte, und was er da-durch bewirkte?
12. Friedrichs des Groden Kmpfe um Schlesien.
Ziel: Wie des groen Kurfrsten Hoffnung in Erfllung ging.
I. Welche Hoffnung hegte der groe Kurfürst? Auferstehen wird mir einst ein Rcher aus meinen Gebeinen." Was veranlate den groen Kurfrsten solch' einen Ausspruch zu thuu? Der Kaiser sah mit Neid und Migunst auf die wachsende Macht Brandenburgs und suchte das Wachstum dieses Staates zu hindern. Darum lie er den groen Kur-frsteu im Stich, als er von Feinden umringt war, untersttzte auch beim Friedensschlsse die Forderungen des Siegers von Fehrbellin nicht, sondern war erfreut, da der groe Kurfürst seine Eroberungen zurck-geben mute. Ja er zog sogar das Herzogtum Schlesien, das nach dem Tode des letzten Herzogs an Brandenburg kommen mute, als erledigtes Reichslehen ein. Der groe Kurfürst mute dies ruhig geschehen lassen, da er gegen so viele Feinde nichts ausrichten konnte. Er hoffte aber, da einer seiner Nachfolger einst diese Schmach rchen werde. Jetzt geht des groen Kurfrsten Hoffnung in Erfllung. Fragen? 1. Wer ist der Rcher jener Schmach. 2. Was veranlat ihn, die Schmach zu rchen? 3. Ob es ihm gelingt, Schlesien zurckzugewinnen?
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburgs Schlesiens Deutschland Deutschland Brandenburgs Fehrbellin Brandenburg
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Ii. 1. Der erste schlesische Krieg.
Wer ist der Rcher jener Schmach? Es ist der Urenkel des groen Kurfrsten, der groe Friedrich, König von Preußen. Wie kommt es, da er sich König von Preußen nennt? Sein Grovater, des groen Kurfrsten Sohn Friedrich I., der dem Kaiser in einem langen Kriege Hilfstruppen gestellt, hatte mit der Zustimmung des Kaisers sich die Knigskrone auf's Haupt gesetzt und das Kurfrstentum Brandenburg zu einem Knigreich Preußen umgewandelt. Vierzig Jahre waren seitdem verflossen. Was veranlat da den groen Friedrich dazu, die Schmach seines groen Ahnen zu rchen? Karl's Vi. Tod, Ansprche verschiedener Fürsten; Friedrichs Anerbieten und Ansinnen, Maria Theresias Zurck-weisuug. Besetzung Schlesiens. Wie verlief der Kampf? Doppelter Sieg Friedrichs. Folgen? Schlesien mit der Grafschaft Glatz wird an Friedrich abgetreten. Zusammenfassung.
Ob Friedrich Schlesien fr immer behalten wird?
2. Der zweite schlesische Krieg.
Warum beginnt Maria Theresia den Kampf von neuem? Sie will Schlesien zurckerobern. Deshalb rstete sie im Stillen zu einem neuen Kriege, nachdem sie die brigen Feinde besiegt. Und doch geht Friedrich wieder aus dem Kampfe als Sieger hervor? Er kommt seiner Gegnerin zuvor und fllt in Bhmen ein; seine Truppen sind trefflich geschult; tchtige Feldherren. Erfolg des zweiten Kampfes? Schlesien wird ihm zum zweitenmale zugesprochen. Inwiefern hat sich des groen Kur-frsten Hoffnung erfllt? Zusammenfassung.
2. Stck: Der siebenjhrige Grieg.
Ziel: Wie Maria Theresia einen Racheplan schmiedete.
I. Weshalb wohl? Ihre Truppen waren von dem Preuenknig in mehreren Schlachten geschlagen worden, sie selbst hatte die schne Provinz Schlesien an Preußen abtreten mssen. der diesen Verlust kann sie sich jedenfalls nicht zufrieden geben, und darum sinnt sie darauf, das verlorene Land wieder zurckzuerobern. Aber sie hatte es doch schon einmal vergeblich gethan; knnte ihr Plan nicht auch diesmal fehlschlagen? Sie wird sich Bundesgenossen suchen, um Friedrich von verschiedenen Seiten angreisen zu knnen. Fragen: 1. Wer sind ihre Bundesgenossen? 2. Ob der Plan der Feinde gelingt?
Ii. 1. Wie Maria Theresia einen Racheplan schmiedete. 2. Wie Friedrich d. Gr. den Kampf siegreich fhrte. 3. Wie Friedrich d. Gr. sich in schwerer Bedrngnis tapfer hielt. 4. Wie Friedrich als Sieger
aus dem Kampfe hervorging.
1. Wer sind die Bundesgenossen der Kaiserin? Rußland, Frank-reich. Schweden, Sachsen, das Reich. Warum hat sie sich gerade an
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich_I. Friedrich_I. Friedrich Friedrich Friedrichs Maria_Theresias Maria Theresias Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich_Schlesien Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Grieg Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich_d Friedrich Friedrich_d Friedrich Friedrich Friedrich