seinen Namen so bekannt, daß man den neuen Erdteil nach ihm Amerika nannte.
Die erste Umseglung der Erde. Der Portugiese Magelhaens sand endlich die lange vergeblich gesuchte Durchfahrt, die nach seinem Namen benannte Straße. Sie liegt dem Süden Amerikas verhältnismäßig nahe, ist eng, winklig, von hohen Felswänden eingeschlossen und daher dunkel. Magelhaens fuhr hindurch und segelte als der erste Europäer von Westen kommend, in den Großen Ozean. Er durchquerte diesen und gelangte wirklich an den Osten Asiens. Aber sein Ziel weiter zu verfolgen, war dem kühnen Manne nicht bestimmt. Er landete mit einer Mannschaft auf den Philippinen, wurde hier von Eingeborenen überfallen und erschlagen. Da man seine Leiche nicht fand, vermutete man, daß er von Menschenfressern verzehrt sei. Seine Schiffe aber segelten weiter und kamen zu den Molukken, die ja von den Portugiesen schon früher entdeckt waren. Durch die Straße von Malakka kam die noch übrig gebliebene Mannschaft in den Indischen Ozean. Nun kannte sie ja den Weg, der um Afrika herum in die europäische Heimat zurückführte. Dreizehn Personen kamen glücklich in Lissabon an als die ersten Erdumsegler. Sie kehrten in demselben Jahre zurück, in dem Luther vor dem Reichstage in Worms stand.
Folgen der Entdeckungen. Zu den alten Erdteilen war durch die Entdeckungen ein neuer getreten, der Blick der Menschen reichte nun um die ganze Erde, und von der Verteilung von Land und Wasser auf ihr hatte man erst jetzt eine richtige Vorstellung. Die Wissenschaft erhielt durch die Entdeckungen einen reichen Gewinn, besonders die Naturkunde und die Geographie. Der Eifer, die aufgefundenen Länder näher kennen zu lernen, wurde mächtig angespornt. Dem Handel waren ganz neue Wege eröffnet, ganz neue Gebiete erschlossen. Früher bewegte sich der überseeische Verkehr hauptsächlich über das Mittelmeer, jetzt ging er über den Atlantischen, ja über den Großen Ozean. Bisher betrieben ihn besonders die italienischen und die deutschen Handelsstädte, von nun an ging er hauptsächlich in die Hände der Portugiesen und Spanier über. Groß war der Reichtum, der durch den Verkehr mit der neuen Welt besonders den Spaniern zufloß. Die ergiebigen Gold- und Silbergruben lieferten einen ungeheuren Ertrag, der meist nach Europa floß. Diese Reich-
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100
von der Erde durch kühne Reisende, Seefahrer und Missionare von Jahr zu Jahr.
Ist Afrika eine Halbinsel? Diese Frage wurde immer wieder aufgeworfen, nicht allein von Gelehrten, sondern besonders von Kaufleuten. Diese suchten einen bequemeren Weg nach Indien. Schon seit den ältesten Zeiten kamen aus jenem Lande wertvolle Erzeugnisse nach Europa, so Seide, Baumwolle, Reis, Gewürze, Elfenbein, Gold, Perlen und Edelsteine. Aber das Land lag in weiter Entfernung, der Landweg dahin war sehr beschwerlich und mit vielen Kosten und Gefahren verbunden. Konnte man aber aus dem Atlantischen Ozean in den Indischen zu Schiffe gelangen, so war man in der Lage, große Mengen von Waren aus Indien nach Europa zu befördern. Das war aber nur möglich, wenn Afrika eine Halbinsel war. Kein Europäer war so weit nach Süden gelangt, um die Wahrheit festzustellen. Die Phönizier freilich wollten schon um die Südspitze Afrikas herumgekommen sein. Aber man glaubte ihnen nicht, besonders deshalb nicht, weil sie behaupteten, sie seien südlich vom Roten Meere in eine Gegend gekommen, in der sie die Sonne mittags im Norden
gesehen haben wollten. Für uns ist das ein Beweis, daß sie
wenigstens über den Wendekreis des Krebses gelangt sind.
Auffindung des Seewegs nach Ostindien durch die Portugiesen. Wie die Genuesen und die Venetianer, trieben auch die Portugiesen eifrig die Seefahrt. Bei ihnen lebte ein Prinz, Heinrich der Seefahrer genannt, weil er ein besonderer Freund des Seewesens war. Reiche Mittel, die ihm zur Verfügung standen, glaubte er nicht besser verwenden zu können, als wenn er zur Bekehrung
der Heiden und Erforschung des Landes Schiffe nach Afrika
entsandte. Jährlich fuhren portugiesische Fahrzeuge an der Westküste dieses Erdteils nach Süden. Waren sie bis zu einem vorher noch nicht bekannten Punkte gekommen, so kehrten sie zurück, um Bericht zu erstatten. Diese Fahrten führten zu den wichtigsten Entdeckungen. Die Portugiesen fanden die Insel Porto Santo, die Azoren, Madeira, die Kanarischen und Kapverdischen Inseln. Nachdem sie den öden Weg an der Küste der Sahara zurückgelegt hatten, staunten sie über die Fruchtbarkeit der Länder am Senegal und Gambia.
Bartholomäus Diaz. Das gab ihnen Mut, weiter nach Süden vorzudringen. Endlich näherte sich die Flotte unter Bartholomäus
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Bartholomäus_Diaz
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Indien Europa Atlantischen_Ozean Indien Europa Afrika Afrikas Ostindien Afrika Senegal Gambia
5
Ostara, Donars Schwester, gibt der Erde die Fruchtbarkeit. Ihr ist das Ei geweiht (Osterei).
Hertha, die Erdenmutter, wurde vor allen andern in den heiligen Hainen Rügens verehrt, wo das Bad ihres Bildes, der Sage nach, im Herthasee als hohes Frühlingsfest gefeiert wurde.
Walhalla. Walhalla ist der größte Saal in Asgard und die Wohnung der Helden, die in der Schlacht gefallen sind. Sie nur leben nach dem Glauben der Germanen nach dem Tode fort, nicht aber solche, die einen andern Tod gefunden haben. Die Walküren erwecken die Gefallenen durch einen Kuß, heben sie aufs Roß und reiten mit ihnen über die Himmelsbrücke in die Walhalla, wo sie herrlich und in Freuden leben, Met trinken und vom wilden Eber essen. Dort treiben sie allerlei Spiele und kämpfen miteinander zum Zeitvertreib.
Die Germanen verbrannten ihre Toten, sammelten, was übrig geblieben war, in Urnen und vergruben diese in die Erde. (Solche Urnen sind im Märkischen Museum.) Den Männern gab man Waffen, den Frauen Schmuck von Erz, Silber und auch von Gold mit in das Grab.
Handel. Zu den Germanen kamen Händler aus Rom und auch aus griechischen Städten. Das beweisen die fremden Münzen, die auch in der Mark Brandenburg gefunden werden. Die Fremden brachten den Germanen Waffen, Hausgerät, Schmucksachen, Finger-und Armringe. Sie tauschten dafür Hörner der erlegten Tiere, Pelzwerk und selbst Frauenhaare ein. Bei den vornehmen Römerinnen wurde es Mode, blondes Haupthaar zu tragen. Sie färbten daher ihr schwarzes oder kauften das germanischer Frauen. Besonders beliebt aber war der Bernstein, den die Römer von den Küsten der Ostsee holten. Man fertigte allerlei Schmuck-gegenstände daraus, auch kleine Figuren zum Schutz gegen allerlei Übel, stieß ihn auch zu Pulver und nahm ihn als Arzenei ein.
Kaiser Augnstus bekriegt die Germanen. Die Germanen waren ein unruhiges Volk. Sie suchten Wohnsitze in den schönen Ländern im Süden und Westen Europas. Das Volk war zahlreich, die Nahrung wurde knapp, und besonders unfruchtbare Jahre und Sturmfluten an der Nordsee trieben zur Auswanderung. Schon hundert Jahre vor Christi Geburt waren die Kimbern und Teutonen in das römische Reich eingefallen. Frauen und Kinder, ihre bewegliche Habe und ihr Vieh führten sie mit sich. Sie
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Extrahierte Personennamen: Donars Walhalla Walhalla Christi
Extrahierte Ortsnamen: Asgard Walhalla Rom Brandenburg Europas Nordsee
17
das Geschlecht Karls des Großen. Es waren seit dem Tode desselben traurige Zeiten über die unglücklichen Völker hereingebrochen. Während der Kriege, welche die Nachkommen Karls gegen einander führten, landeten die Normannen, die kriegerischen Bewohner Skandinaviens, auf ihren leichten Seeschiffen an den Küsten des Festlandes, fuhren in die Ströme ein, raubten und verwüsteten ungestört das wehrlose Land. Sie brannten Hamburg nieder, plünderten Köln und drangen bis Paris vor. Karl der Dicke erkaufte von ihnen den Frieden und gab ihnen Land preis; Arnulf aber erntete großen Ruhm, indem er ihnen eine schwere Niederlage beibrachte. Nicht so glücklich stritt Arnnls mit den Mähren; gegen sie mußte er die wilden Ungarn (Magyaren) zu Hülfe rufen. Diese aber wurden, als Arnulf tot war, und Ludwig das Kind ihm folgte, die allergrößte Plage für unser Land. Ihre raublustigen Scharen brachen über die unbeschützten Grenzen ein, verwüsteten die Äcker und verbrannten die Dörfer, töteten die Männer und schleppten Frauen und Kinder mit sich fort. Der kriegerische Geist schien in den Deutschen erloschen zu sein; Männer und Jünglinge entzogen sich mutlos dem Kriegsdienste und verbargen sich in den Wäldern. Zu den Bedrängnissen, welche von den Normannen und Ungarn kamen, traten noch die Einfälle der Wenden in die östlichen Gebiete des Reiches. Als das Königtum so unmächtig geworden war, gelangten die Herzöge, welche Pipin und Karl in Gehorsam gehalten hatten, wieder zu großer Macht; denn die einzelnen Stämme sahen doch in ihnen die nächste Zuflucht in der Not. Zur Zeit Ludwigs zerfiel Ostfranken (Deutschland) in die Herzogtümer Sachsen, Franken, Baiern, Schwaben rechts, und in Lothringen links vom Rheine. Als nun der letzte Karolinger gestorben war, schwebte Deutschland in der höchsten Gefahr, in fünf selbständige Reiche aus einander zu fallen. Aber die allen drohende Kriegsnot bewog die Großen, zusammenzustehen und sich wieder ein Haupt zu wählen. Besonders verdient machten sich um die Einheit des Reiches einige Bischöfe, z. B. Hatto von Mainz. Man hätte am liebsten Otto den Erlauchten, den Herzog von Sachsen, gewählt: da dieser aber wegen seines Alters die Krone zurückwies, einigte man sich dahin, den Frankenherzog Konrad (I.) auf den Thron zu erheben. Konrad war ein tapferer Mann und ernstlich bestrebt, das Land aus seinem Elende zu erretten. Allein das
Schillmann, Leitfaden. 2
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Extrahierte Personennamen: Karls Karls Karl Ludwig Ludwig Karl Karl Ludwigs Hatto_von_Mainz Otto Konrad_(I. Konrad Konrad
Extrahierte Ortsnamen: Karls Skandinaviens Hamburg Paris Ungarn Deutschland Sachsen Baiern Schwaben Lothringen Rheine Deutschland Sachsen
53
Wege vervielfältigen könnte. Man hatte schon gelernt, Bilder in Holztafeln einzuschneiden und sie so abzudrucken; man schnitt auch die dazu gehörigen Unterschriften ein und lernte auf diese Weise auch Wörter und kleinere Schriften vervielfältigen; allein es war doch noch sehr mühselig, ganze Seiten eines Buches in Holztafeln einzuschneiden. Da that Johann Guttenberg aus Mainz, welcher von dort nach Straßburg übergesiedelt war, einen wichtigen Schritt vorwärts; er verfertigte bewegliche Buchstaben (Lettern) und goß sie in Metall (Typen). So wurde er der Erfinder des Buchdruckes. Aus den Lettern konnten nun Wörter zusammengesetzt werden; war ein Bogen abgedruckt, so konnte man die Lettern auseinander nehmen, um dieselben zum Druck eines andern zu benutzen. Vielsacher Versuche bedurfte es aber noch, um die neue Erfindung so zu vervollkommnen, daß große Bücher, wie die Bibel, abgedruckt werden konnten. Dazu waren mit Erfolg thätig Peter Schöffer und Johann Faust, indem sie Gutteubergs Erfindung erheblich verbesserten. Diese Erfindung war aber für die Verbreitung bildender Kenntnisse von der allergrößten Wichtigkeit; denn nun erst wurde es möglich, schriftliche Mitteilungen jedermann zugänglich zu machen; nun erst konnten Schul- und Lesebücher billig hergestellt, konnten die Fortschritte der Wissenschaften auch den Unbemittelten mitgeteilt werden.
12. Entdeckungen zur See.
f Christoph Columtms entdeckt einen neuen Erdteil. Seit alten Zeiten stand Europa in einem lebhaften Handelsverkehr mit Asien, denn viele Produkte dieses Erdteils waren von den Europäern sehr begehrt. Aber ehe die Schiffe der Veuetianer und Genueser die Waren aufnehmen konnten, mußten diese durch weite Landstrecken geführt werden. Die Länge und Unsicherheit der Wege, die Kostspieligkeit der Überführung erschwerten den Handel so, daß der Wunsch, mit dem reichen Indien zur See verkehren zu können, allgemein wurde. Damals aber war man noch nicht sicher, daß Afrika umschiffbar sei. Vor der Erfindung des Kompasses durfte man sich von dem Lande nicht weit entfernen, um den Weg zur Rückkehr nicht zu verlieren. Da begannen die Portugiesen allmählich an der Westküste Afrikas südwärts vorzudringen. Sie sanden die Insel Porto
I
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Extrahierte Personennamen: Johann_Guttenberg Johann Peter_Schöffer Johann Johann Christoph_Columtms
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Europa Asien Indien Afrika Afrikas
265
Der Zirknitzer See.
welcher Uebelstand durch Reinigung des Flussbettes desei-
tigt wird.
Wer die Elbe hier mit Hunderten von grossen Dampf-
und Segelschiffen bedeckt sieht, welche bestimmt sind den Ver-
kehr zwischen Deutschland, England, dem fernem Amerika und
den übrigen Erdtheilen zu vermitteln, und sich dabei der unschein-
baren Quellen dieses Flusses erinnert, der wird lebhaft von
dem Gedanken erfüllt, dass das Grosse auf Erden recht oft
einen gar kleinen Anfang nimmt.
* Der Zirknitzer See.
An den julischen Alpen liegt in Krain der berühmte Zirk-
nitzer See, von jeher das Wunder und Räthsel der Gegend.
Oestlich von Adelsberg, da wo die Geheimnisse der Unterwelt
in hundert Gewölben der Kalkfelsen eingeschlossen sind, breitet
sich der wunderschöne See von Zirknitz aus wie ein Spiegel
von 3 Dm. Aus ihm ragen 5 Inseln hervor, von denen eine
selbst das Dörfchen Ottok trägt. Um ihn reihen sich 9 Dörfer,
20 Kirchen und 9 Schlösser. Der See ist reich an Fischen
und Wasservögeln, und die ganze Thalgegend umher ist wun-
derschön. Bei vielem Regen gewinnt er an Umfang, über-
schwemmt Dörfer und Felder und erhebt sich bis zu 21' über
den gewöhnlichen Wasserstand; aber bei sehr trockenem Wetter
verschwindet sein Gewässer und zieht in den geheimen Schooss
der Erde. Dunkle, schwarze Stellen des Wasserspiegels ver-
rathen das Dasein solcher Trichter, die vom Bewohner wohl
gekannt und verschieden benannt werden, wie Kessel, Fass,
Sieb, Wasserträger, die grosse und kleine Trommelschlägerin,
wegen des dumpfen Widerhalles herabstürzender Gewässer $
überhaupt finden sich wohl an 40 Stellen, wo das Wasser
unterirdisch abläuft. Von Stunde zu Stunde sinkt der Wasser-
spiegel tiefer; jetzt schaut der Grund des Sees zum heitern
Himmel hinauf, er trocknet ab, und bald mäht der rührige
Landmann Gras, wo er sonst fischte, er säet Getreide und
erntet Hirse und Buchweizen; er nimmt statt des Netzes das
Feuerrohr und erlegt Hasen, Rebhühner und Wachteln. So
ist der wunderbare See mit Recht in dem Rufe, dass man in
ihm fischen, jagen und ernten kann. Doch ist diese Erschei-
nung nicht so regelmässig, als man sonst glaubte; in den
Jahren 1807—14 floss er nur einmal ab, während er vom
Januar 1834 bis Februar 1835 ausgetrocknet war.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland England Amerika Krain Adelsberg
270
Geographische Schilderungen.
wie ernste Wächter des Allerheiligsten stehen. Dies ist die
Stätte der Gesetzgebung Mosis. Hier konnten sich die Tau-
sende Israels in ein Heerlager vereinigen, als sie ausgezogen
waren von Raphidim und lagerten in der Wüste Sinai gegen
den Berg. Am Südrande dieser Ebene kann man dicht an den
steilen Absturz des Berges herantreten und mit der Hand „sein
Ende berühren,“ woraus zu begreifen ist, dass Moses ein Gehege
ziehen musste, um das Volk abzuhalten, ehe er es „aus dem
Lager Gott entgegenführte bis unten an den Berg.“ — Auf
den Felsenzinnen des Horeb aber fuhr Jehovahs Majestät vor
den Augen des Volkes mit Feuer und Donner und dunklem
Gewölk hernieder; selbst der schmale Fusssteg scheint noch
vorhanden, auf welchem der Mann Gottes emporstieg und „ sich
hinzumachte in das Dunkele, da Gott innen war.“ —
* Die Insel Rügen.
Das Dampfschiff führt uns aus der Swine heraus. Zu
beiden Seiten schwinden die Ufer von Usedom und Wollin mit
ihrem weissen Sande, und die Molen (Steindämme) werden
immer kleiner und kleiner. In alten Zeiten stand auf Wollin
die grosse und blühende Handelsstadt Julin, die aber im Kriege
zerstört ward. Auf Usedom lag die weit berühmte Stadt Wineta,
die bei einem heftigen Anprall des Meeres von den Wellen
verschlungen worden sein soll. Jetzt fahren Schiffe über die
versunkene Stadt dahin, und in den Trümmern mögen wohl
die Fische hausen; die Fischer aber erzählen, dass man bei
klarem Wetter unten die Stadt sehen kann und ein wunderbares
Geräusch wie von grossem Getümmel hören könne. — Kaum
sind die Ufer den Blicken im Osten entschwunden, so taucht
im Westen die Insel Rügen wie eine dunkle tief am Himmel
hängende Wolke auf. Bald wächst der dunkle Streifen, dehnt
sich nach beiden Seiten ans, und weisse Häuser blinken freund-
lich vom Ufer herüber. In schönen Bogen schwenkt sich das
schmucke Schiff, ein Kanonenschuss blitzt vom Vordertheile,
und nun legt es sich vor die Landungsbrücke, auf der wir
ans Land steigen. Seit 1815 ist diese Insel preussisch, vorher
war sie schwedisch.
Die Insel Rügen ist etwa 18 Dm. gross, und da das
Meer tiefe Einschnitte in das Land gemacht hat, so sind der
südöstliche Theil, Mönchgnt — der nordöstliche, Jasmund —
und der nördliche, Wittow, von dem nach Südwest liegenden
Haupttheile fast abgeschnitten. Nur schmale, mit niederem
Gebüsche und Strandgrase bewachsene Streifen Landes verbinden
Wittow mit Jasmund. Dieses, ebenso die Halbinsel Mönchgut,
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280
Geographische Schilderungen.
sind als die tiefliegenden Marschen, so legt man gern auf
ihrem Rücken Wege an. Die Wagen, Fussgänger und Reiter
auf denselben gewähren in der Ferne einen eigenthümlichen
Anblick: sie sehen gespenstisch aus, und man begreift, warum
die Marschbewohner so oft Gespenster auf den Deichen wan-
deln sehen.
Als letzte Eigenthümlichkeit muss man noch die tiefen Grä-
den erwähnen, die durch alle Marschwiesen und Marschäcker
gezogen sind, um sie trocken zu legen, und die Kanäle und
Schleussen, welche die süssen Landgewässer ins Meer abführen.
Im Sommer sind die Gräben zum Theil trocken; sie werden
dann vom Yieh abgeweidet.
* Die Halligen.
An der Westküste des Herzogthums Schleswig liegen
mehrere Inseln, die als Ueberreste einer zusammenhängenden
Landstrecke anzusehen sind. Die kleineren führen den Namen
„die Halligen.“ Eine solche Hallig ist ein flaches Grasfeld,
das kaum 2 — 3' höher liegt als der Rand der gewöhnlichen
Meeresfluth. Daher steigt dieselbe häufig bis an die Fenster der
darauf befindlichen Hütten. Man glaubt dann nicht, dass diese
Hütten menschliche Wohnungen bergen, dass Greise, Männer,
Frauen und Kinder ruhig um ihren Tisch sitzen und kaum
eineu flüchtigen Blick auf den sie umdrängenden Ocean wer-
fen. Manch’ aus seiner Bahn verschlagenes Schiff segelte schon
in solchen Zeiten bei nächtlicher Weile über eine Hallig hin-
weg, und die erstaunten Seeleute glaubten sich von Zauberei
umgeben, wenn sie auf einmal neben sich ein freundliches
Kerzenlicht durch die Fenster einer Stube schimmern sahen,
die keinen andern Boden als die Wellen zu haben schien.
Mit der Fluth bricht oft zugleich der Sturm auf das Eiland
ein; die Wasser steigen gegen 20' über ihren gewöhnlichen
Stand hinauf. Das Meer sendet in immer neuen langen Zügen
seine Wassermassen gegen die Werften, auf denen die Woh-
nungen stehen. Der Erdhügel, der nur eine Zeit lang zitternd
widerstand, gibt nach; ein Stück bricht nach dem andern ab
und schiesst in die Fluth. Die Pfosten des Gebäudes werden
dadurch entblösst; das Meer fasst und rüttelt sie. Der erschreckte
Bewohner des Hauses rettet erst seine besten Schafe hinauf auf
den Boden, dann flieht er selber nach. Und hohe Zeit war
cs; denn schon stürzen die Mauern, und nur noch einzelne
Ständer halten den schwankenden Dachboden. Mit furchtbarer
Gewalt schalten die Wogen in dem untern Theile des Hauses;
sie werfen Schränke, Kisten, Betten, Wiegen mit wildem Spiel
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(Einteilung der ganzen Erdoberfläche.
281
durcheinander und schlagen sich immer freiern Durchgang;
immer weniger werden der Stützen des Daches, dessen Nieder-
sturz rettungslos der ganzen Familie ein schäumendes Grab
bereitet. Aengstlich lauscht das Ohr, ob nicht das Brausen des
Sturmes abnimmt; ängstlich pocht das Herz bei jeder Erschüt-
terung; immer enger drängen die Unglücklichen sich zusammen.
In der Finsterniss sieht Keiner das vor Entsetzen bleiche
Antlitz des Andern; im Donner der tobenden Wogen verhallt
das bange Gestöhn; aber Jeder kann an seiner eigenen Qual
die marternde Angst des Andern ermessen. Der Mann presst
das Weib, die Mutter ihre Kinder an sich. Die Bretter unter
ihren Füssen werden von der drängenden Fluth gehoben, aus
allen Fugen quellen die Wasser auf; das Dach wird durch-
löchert vom Wogensturz. — Da kracht ein Balken. Ein furcht-
barer Schreckensruf ertönt. Noch eine martervolle Minute —
noch eine! Der Dachboden senkt sich nach einer Seite; —
ein neuer Fluthenberg schäumt hinauf, und — im Sturmgeheul
verhallt der letzte Todesschrei. Die Wogen schleudern sieb
einander Trümmer und Leichen zu.
Dennoch liebt der Halligbewohner seine Heimath über Alles,
und der aus der Sturmfluth Gerettete baüt sich nirgends sonst
wieder an als auf dem Fleck, wo er Alles verlor, und wo er
in Kurzem wieder Alles und sein Leben mit verlieren kann.
Cintheilung der ganzen Erdoberfläche.
Das gesammte Meer zerfällt in fünf Haupttheile; sie hei-
ßen: das nördliche und das südliche Eismeer, das große,
das atlantische und das indische Weltmeer. Das Land
besteht aus den Erdtheilen: Europa, Asien, Afrika, Ame-
rika und Australien.
Theile des nördlichen Eismeeres sind: das weiße, das
karische Meer und der obische Meerbusen. Das Südeismeer
grenzt an kein Land. Zum großen Weltmeere gehören an der
Küste von Asien das chinesische, das gelbe, das japanische, das
ochotzkische und das kamtschatkische Meer, an der amerikanischen
Seite die Meerbusen von Kalifornien und von Panama. Das
atlantische Weltmeer bildet an den Küsten von Europa die
irische See, die Nordsee, das Kattegat, aus welchem drei Meer-
engen, der Sund, der große und kleine Belt, in die Ostsee
führen, wo wieder der finnische und der botnische Meerbusen zu
bemerken sind; ferner den Kanal mit der Meerenge von Calais
(Kaläh), das aquitanische, das mittelländische Meer und dessen
Theile, das toskanische, adriatische, jonische, syrische und schwarze.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Asien Afrika Australien Asien Kalifornien Panama Europa Nordsee Ostsee
248
Geographie.
dringt, entstehen Meerbusen, Baien und Buchten. Kleine,
von der Natur oder durch Kunst hervorgebrachte Buchten, wenn
Schiffe einen guten Ankerplatz finden und vor den Winden
geschützt sind, nennt man Häfen, weniger umschlossene und
gesicherte Räume der Art Rheden.
Im Meere lebt eine ungeheure Menge von Thieren, darunter
uns viele gewiß ganz fremd sin-, weil sie sich uur in bedeutender
Tiefe aufhalten. Besonders groß ist die Zahl der gallertartigen
Geschöpfe. Mehrere Arten derselben bilden röhrenförmige Gehäuse,
die vom Grunde des Wassers bis an die Oberfläche reichen, dicht
in einander verschlungen und steinhart sind. Diese Bauwerke
sind in manchen südlichen Meeren von solcher Größe, daß an
ihnen Schiffe wie an Klippen scheitern können.
Das Wasser in den Quellen, Flüssen und den meisten
Seen des Landes wird, zum Unterschied von dem des Meeres,
auch süßes Wasser genannt. Es fällt als Regen, Thau oder
Schnee aus der Luft, zieht in die Erde, sammelt sich besonders
in den Gebirgen und kommt als Quelle zum Vorschein. Gewöhn-
lich entsteht aus mehreren Quellen ein Bach, mehrere Bäche
vereinigen sich zu einem Flusse, und aus Flüssen werden
Ströme. Die großen Schnee- und Eislagen in den höhern
Gebirgen liefern den Wasservorrath für die Quellen der Flüsse.
Die Vertiefung des Bodens, in welcher der Fluß läuft, ist sein
Bette; die Stelle, wo er in einem andern, im See oder im Meer
endet, seine Mündung. Kleine Flüsse, die sich in einen großen
ergießen, sind dessen Nebenflüsse. Je nachdem sich das Land
mehr oder weniger neigt, haben auch die Flüsse ein stärkeres oder
schwächeres Gefälle. Ein Wasserfall entsteht, wenn der
Boden, über den der Fluß hinströmt, einen schroffen Abhang
bildet. — Alles Land, das einem Hauptflusse Wasser zusendet,
macht sein Flußgebiet aus. Manche Ströme sind an ihrer
Mündung eine, auch mehrere Meilen breit; die Länge der größten
beträgt über 700 Meilen. Die Flüsse treten im Frühjahr, wenn
der Schnee schmilzt, auch nach anhaltendem Regen, aus ihren
Ufern und setzen die niedrig liegenden Gegenden unter Wasser.
Manche Flusse in der heißen Zonen verursachen regelmäßig
eintreffende Ueberschwemmungen. Ein solcher ist der
Nil in Aegypten; er gießt sich im Juni über das anliegende Land
aus. Sein Wachsen dauert 45 Tage, weil er anfangs nur lang-
sam steigt; eben so viel Zeit bedarf er zum Fallen. Durch den
Schlamm, welchen seine Fluthen absetzen, wird das Erdreich so
fruchtbar, daß man drei Mal des Jahres ernten kann, zuerst
Gemüse, dann Getreide und nachher wieder Gemüse.
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