Schulformen (OPAC): Konfessionell gemischte Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
— 127 —
Lage des Königs inmitten des empörten Volkes rourbe immer gefahr-voller. Da entfloh auch er mit feiner Familie heimlich aus Paris, wurde aber unterwegs erkannt, festgehalten und unter vielen Demütigungen nach Paris zurückgeführt. Wie ein Gefangener wurde er von nun an in feinem Schlosse bewacht.
5. Der König im Kerker. Unterdessen vollendete die Nationalversammlung die neue Verfassung. Der König nahm sie an, so sehr sie auch feine Macht beschränkte. Aber Ordnung und Friede wollten nicht wiederkehren. Die Volksaufwiegler strebten danach, die Königsherr-fchctft völlig zu vernichten. Sie sammelten die wildesten verworfensten Menschen um sich, drangen in den königlichen Palast und bewirkten, daß der König, der nur mit Mühe dem Tode entrann, ins Gefängnis gebracht und feiner Würde entsetzt wurde. Über seine Anhänger erging ein fürchterliches Vlutgericht: Taufende von ihnen wurden ergriffen, in den Kerker geschleppt und dort getötet.
6. Des Königs Enthauptung; Marie Antoinette. Eine neue Nationalversammlung, der sogenannte Konvent, verwandelte nun Frankreich in eine Republik. Aber in dem neuen Freistaate fand die rech te Freiheit keine Stätte. Rohe herrfchgierigeverbrecher führten das Regiment. Ihnen genügte es nicht, den König vom Throne gestoßen zu haben, sie dürsteten nach feinem Blute. Sie brachten ihn vor den Konvent und sprachen: „Ludwig hat aus dem Lande fliehen und Frankreich an feine Feinde verraten wollen: er ist des Todes schuldig." Obwohl der König mit Recht sagen konnte, daß er stets das Beste feines Volkes gewollt hätte, so wurde er dennoch zum Tode verurteilt und öffentlich durch das Fallbeil enthauptet (1793). Einige Monate später mußte auch die Königin Marie Antoinette, eine Tochter der deutschen Kaiserin Maria Theresia, auf dem Blutgerüste sterben. Würdevoll hatte sie alle Heimsuchungen und Grausamkeiten ertragen, und ohne Todesfurcht hatte sie ihren Richtern geantwortet: „Ich war Königin, und ihr habt mich vom Throne gestoßen. Ich war Gattin, und ihr habt meinen Gatten getötet. Ich war Mutter, und ihr habt mir meine Kinder entrissen. Nichts bleibt mir als mein Leben, nehmt es hin!" Auch der Dauphin (Kronprinz), ein zartes Kind von neun Jahren, wurde von einem Niederträchtigen, in dessen Gewalt man ihn gab, zu Tode mißhandelt.
7. Die Schreckensherrschaft. Frankreich stand jetzt unter einer furchtbaren Schreckensherrschaft. Alle Widersacher der Gewalthaber wurden grausam verfolgt, eingekerkert, hingerichtet. Eine Zeitlang
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
— 83 —
ersten Kartoffeln aus Amerika mit; vorher hatte man in Europa von diesem wichtigen Nahrungsmittel, das uns unentbehrlich geworden ist, nichts gewußt.
4. Maria Stuart. Ein böser Schatten fällt auf die berühmte englische Herrscherin durch ihr Verhalten gegen die Königin Maria Stuart von Schottland. Maria war eine unbesonnene Frau, die ihre Untertanen nicht zu regieren verstand. Sie hatte daher ihren Thron verloren und war nach England geflohen, um bei Elisabeth, ihrer Verwandten, Schutz zu suchen. Aber Elisabeth setzte sie gefangen, weil sie fürchtete, die schottische Königin könne ihr gefährlich werden. Denn die Katholiken in England haßten die evangelische Elisabeth, und waren der katholischen Maria zugetan. Als gar eine Verschwörung gegen Elisabeths Leben entdeckt wurde, beschuldigte man Maria, sie habe darum gewußt, und stellte sie vor ein Gericht, das sie zum Tode verurteilte. Marias Schuld war nicht erwiesen; dennoch ließ Elisabeth das Urteil vollstrecken (1587), nachdem sie ihre Feindin 18 Jahre lang gefangen gehalten hatte.
< 5. Die unüberwindliche Jflotte (1588). Um Marias Tod zu rächen und zugleich England dafür zu bestrafen, daß es den Niederländern Beistand geleistet hatte, rüstete Philipp Ii. eine ungeheure Flotte ans. In seinem Übermute nannte er sie selber „die unüberwindliche Armada". Ganz England erschrak, als der gewaltige Feind seinen Küsten nahte. Elisabeth konnte den Riesenschiffen der Spanier nur kleine unansehnliche Fahrzeuge entgegenstellen. Aber Wind und Wetter wurden Englands Bundesgenossen. Ein entsetzlicher Sturm fuhr in die spanische Flotte, zerstreute sie und trieb eine Menge von Schiffen auf Klippen, an denen sie rettungslos zerschellten. Was die Meereswogen nicht verschlangen, das fiel den Engländern in diehände, welche die versprengten feindlichen Schiffe flink angriffen und wegnahmen. So endigte der ganze stolze Kriegszug mit einer furchtbaren Niederlage der Spanier, und England wurde fortan neben Holland zur großen Seemacht.
6. Vereinigung Englands und Schottlands. Elisabeth war nie vermählt. Nach ihrem Tode folgte Maria Stuarts Sohn Jakob, König von Schottland, auf dem Throne Englands. Hierdurch wurden beide Reiche unter dem Namen Großbritannien vereinigt.
6*
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— 149 —
Kerls", wie er sie nannte; sein Potsdamer Leibregiment bestand aus lauter Riesen. Diese waren aus aller Herren Länder geworben, oft mit List und Gewalt herbeigebracht. Viele ertrugen die harte Behandlung nur ungern und suchten davonzulaufen (zu „desertieren"). Wurden sie gefangen, so mußten sie Spießruten laufen. Diese Garde, sowie das ganze Heer, dessen Zahl er verdreifachte, wurde mit der größten Sorgfalt und Strenge einexerziert, wobei ihm der Feldmarschall Fürst Leopold von Dessau, der berühmte „alte Dessauer" (48, 2), vorzügliche Dienste leistete. Die Offiziere ernannte der König selbst. Er duldete nur solche, welche tüchtig im Dienst waren, keine höhere Ehre suchten als rechte Pflichterfüllung, und welche unbedingt gehorchten. Nicht lange, so hatte er ein tüchtiges Offizierkorps. Der König verlangte viel von seinen Offizieren, aber er ehrte sie auch. So trug er selbst stets die Offizierunisorm statt eines Galakleides, und er verkehrte mit seinen Offizieren in kameradschaftlicher Weise. Das ganze preußische Volk ward damals von strassem soldatischen Geiste durchdrungen.
8. Erwerbung Vorpommerns. — Als die Russen in einem Kriege mit den Schweden das schwedische Pommern besetzen wollten, setzte König Friedrich Wilhelm es durch, daß sie wichm und ihm Stettin gegen Entschädigung in Verwahrung gaben. Karl Xii. aber, der heldenmütige Schwedenkönig, war trotzköpfig und verlangte Stettin zurück, ohne daß er Entschädigung zahlte. Da brach der Krreg aus. Rügen und Stralsund wurden durch Leopold von Dessau in heldenmütigem Kampfe erobert. 1720 trat Karls Xii. Nachfolgerin im Friedensschlüsse Vorpommern bis zur Peene mit der wichtigen Seefestung Stettin an Preußen ab. Nur ein kleiner Teil dieses wichtigen Grenzlandes blieb noch schwedisch (Karte Vii). Im Westen aber gab der deutsche Kaiser Karl Vi., um seiner Tochter Maria Theresia die Erbfolge zu sichern, ein schönes Grenzland des Reiches, Lothringen, an Frankreich (1788). Er ließ zu, daß es an den Schwiegervater des französischen Königs gegeben wurde und nach dessen Tode an Frankreich falle. (Erst 1870 hat das deutsche Volk unter Führung des großen Hohenzollernkönigs Wilhelm I. den deutschsprechenden Teil des lothringischen Stammes sich wieder zurückgeholt wie die Mutter ein lange verlorenes Kind.)
9. Königliche Fürsorge für Arme und Bedrängte. — Mit landesväterlichem Herzen suchte der König Friedrich Wilhelm I. die Lasten auf alleklasseu des Volkes gleichmäßigzuverteilen. Die früheren Vorrechte des Adels galten ihm nichts, wertn sie de nt allgemeinen Besten zuwider waren. Wie ein unerschütterlicher Fels be-harrte er dann als unumschränkter Selbstherrscher auf seinem königlichen Willen, so z. B. als der preußische Adel bei der Umwandlung veralteter, gelegentlicher Abgaben in eine feste, regelmäßige Steuer widersprechen wollte.
# ü r die kleinen Leute, die des Schutzes am meisten bedurften, sorgte
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Geschlecht (WdK): koedukativ
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— 153 —
reich, im Frieden von Breslau das schöne Schlesien an Preußen abzutreten. Das war ein herrlicher Gewinn für einen Feldzug, der nur anderthalb Jahre gedauert hatte. Ganz Europa bewunderte den jungen Preußenkönig und sein tapferes Heer.
Wie hier im Osten die gutmütigen, gewerbfleißigen Schlesier in preußische Wohlfahrtspflege kamen, so bald darauf die kernhaften, wackern Ost fr i es en an der Ems. Bei dem Aussterben ihres Fürstenhauses nahm der König Ostfriesland nach verbrieftem Recht und zur Freude des Volkes in Besitz. Emden, wo schon des Großen Kurfürsten Schiffe geankert hatten, ward nun ein preußischer Hafen. Die Ostfriesen aber wurden treue Unterthanen des Königs.
2. Der zweite schlesische Krieg (1744—1745), — Aber Friedrich wurde um Schlesien besorgt, als Maria Theresia Bayern eroberte, mit Hilfe der Engländer die Franzosen besiegte und sich mit Sachsen verbündete. Da begann erden zweiten schlesischen Krieg zur Sicherung Schlesiens. Er eroberte Böhmen. Dann kam er in große Gefahr. Kaiser Karl Vii. starb; sein Nachfolger in Bayern schloß mit Maria Theresia Fried en, und diese konnte nun säst ihre ganze Macht gegen den großen König werfen. Aber „es ist keiner unter uns," schrieb der König damals aus dem Kriegslager, „der sich nicht lieber das Rückgrat brechen ließe, als einen Fuß breit Erde aufzugeben." Aus der gefährlichen Lage befreite den König 1745 sein glänzender Siegbeihohenfriedeberg (westlich von Schweidnitz). Hier überraschte er die Sachsen, dann warf er die Österreicher. Der kühne General v. Geßler sprengte mit seinen Dragonern die österreichischen Bataillone und eroberte binnen einer Stuude 67 Fahnen. Der König verehrte demütig das Walten einer höheren Macht und sagte: „Gott hat meine Feinde verblendet und mich wunderbar beschützt." Entscheidend endlich wurde der Sieg bei Kesselsdorf (unweit Dresden), den die Preußen unter dem alten Dessauer erfochten. Als Friedrich dorthin kam, stieg er vom Pferde, entblößte sein Haupt und umarmte den greifen Helden, der die preußische Armee so vorzüglich geschult und nun am Ende seiner Laufbahn noch einmal zum schönsten Siege geführt hatte (48,2). So überall geschlagen, mußte Österreich vou neuem Frieden schließen, und Friedrich behielt sein Schlesien. In Berlin wurde er bei dem Einzuge feierlich als Friedrich der Große begrüßt.
Hi. Elf Friedensjahre.
1. Der erste Diener des Staates.-In den Friedensjahren, die jetzt folgten, widmete sich der König mit dem größten Fleiße den Regierungsgeschäften. Nie hat ein Fürst thätiger für seines Volkes Glück gesorgt als er. „Ich bin," sagte er, „des Staates erster Diener. Mein Stand
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— 162 —
Allen aber im Lande ließ er bekannt machen, es könne sich ein jeder zu jeder Zeit an ihn wenden, wenn er meine, daß ihm Unrecht geschehen sei. So betrachtete er sich als den Schützer besonders der Armen und Gedrückten seiner Unterthanen.
4. Rettung Bayerns. — Der Sohn Maria Theresias, Joseph, war nach dem Tode seines Vaters Kaiser des Deutsch en Reiches geworden. Er zeigte sich als ein V a t e r s e i n e s V o l k e s, sobald er seiner Mutter in der Regierung des österreichischen Staates folgte. Aber er war ländergierig und hätte gern als Entschädigung für Schlesien Bayern erworben. Zweimal hat Königfriedrich dergroße Bayerns Selbständigkeit vor ihm gerettet. Das erste Mal erklärte er Österreich den Krieg. Doch kam es bald zum Frieden, und Maria Theresia und ihr Sohn begnügten sich mit einem kleinen Teile Bayerns. Beim zweiten Male brachte Friedrich der Große die deutschen Fürsten zu einem „Fürstenbunde" zusammen, nach welchem sie sich vereint gegen die Ländergelüste Kaiser Josephs wehren wollten. Da gab dieser es auf, Bayern seinen österreichischen Ländern einzuverleiben.
5. Fürst und Volk. — Seinen Unterthanen ohne Unterschied des Glaubens und Standes war Friedrich ein gütiger, leutseliger Herr. Auch dem Geringsten seines Volkes bewies er sich freundlich. Freimütige Reden nahm er nicht übel, auch ein dreistes Wort ließ er sich gefallen, wenn es nur treffend war. Einen Soldaten, der mehrere tiefe Narben hatte, die er bei Kolin erhalten, fragte er bei der Musterung: „In welcher Bierschenke hast du dir denn die Hiebe geholt?" „Bei Kolin," war die Antwort, „wo Ew. Majestät die Zeche bezahlt haben." — Alten verdienstvollen Generalen hielt er mit dankbarem Herzen manches zu gute. Als der greife Zieten einmal an der königlichen Tafel einschlief, sagte Friedrich : „Laßt den Alten ruhig schlafen, er hat ja oft genug für uns gewacht." Wie einen Vater verehrten und liebten die Preußen ihren „alten Fritz". Wenn er unter sie trat in seiner blauen Uniform, den großen, dreieckigen Hut auf dem Kopfe, die Hand aus den Krückstock gestützt, so war das ein festliches Ereignis für jung und alt.
6. Heimgang des großen Königs. — Bis an sein Ende erfüllte Friedrich mit der größten Treue alle Pflichten des königlichen Berufes. Auch als schon hohes Alter seinen Körper krümmte, ließ er in seiner Thätigkeit nicht nach. Dem Greise lähmte die Gicht die rechte Hand. Da schrieb er mit der linken. Als er in der letzten Krankheit Tag und Nacht auf dem Stuhl in großen Schmerzen sitzen mußte und nicht schlafen konnte, begann er seine Arbeit noch zwei Stunden früher. „Die Zeit, die ich noch habe, muß ich benutzen," sagte er. Als er endlich, 74 Jahre alt, nach 46jähriger Regierung am 17. August 1786 auf seinem Schlosse Sanssouci starb, war die Teilnahme in ganz Europa eine allgemeine. Alle fühlten, daß der größte Mann desjah rhu uderts aus der Welt geschieden war. Sein Testament schloß mit den Worten: „O möge Preußen in höchster Blüte bis an das Ende der Zeiten dauern!"
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Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
— 152 —
denn der junge Herzog Georg Wilhelm war in diesem Jahre ohne Nachkommen gestorben. Aber Kaiser Leopold, als König von Böhmen der Lehnsherr des Verstorbenen, zog dessen Länder als erledigte Lehen ein. Der Kursürst machte sein gutes Recht geltend, und der Kaiser gab ihm als Entschädigung den Kreis Schwie-bus. Als jedoch der Kaiser durch List den Nachfolger des Großen Kurfürsten dahin brachte, Schwiebus wieder herauszugeben, erklärte dieser, daß nun auch die alten Ansprüche der Hohenzollern auf die schlesischen Fürstentümer wieder Geltung bekämen. „Meine Nachkommen werden wissen, was sie dafür gegen Österreich dereinst zu thun und zu lassen haben."
Diese Ansprüche machte Friedrich bald nach seinem Regierungsantritte geltend. Er verlangte von der Kaiserin Mariatheresia*) die Herausgabe der Fürstentümer. Da seine Forderung abgewiesen wurde, griff er kühn zu den Waffen. So kam es zum ersten schlesischen Kriege. Mitten im Winter rückte Friedrich mit einem Heere in Schlesien ein und nahm in wenigen Wochen das ganze Land in Besitz. 1741 (10. April) gewann er gegen die heranziehenden Österreicher die erste größere Sch lach t bei Mollwitz (südöstlich von Breslau bei Brieg). Hier lernten die Österreicher die furchtbare Kraft der wohlgeschulten preußischen Infanterie kennen. In vier Gliedern feuerte diese, die ersten beiden knieten. Da ward die österreichische Schlachtreihe „durchlöchert wie ein Sieb". Zuletzt schritten die Preußen in stolzen, festen Reihen wie auf dem Manöverplatze zum Sturm. Die Österreicher flohen. Dieser glänzende Sieg ermutigte alle Feinde Österreichs. Der Kurfürst Karl Albert von Bayern erklärte Maria Theresias Erbfolge für ungesetzlich; nur im Mannesstamme dürfe nach uraltem Herkommen in Österreich die Krone sich vererben; er selbst sei der berechtigte Erbe. Frankreich und andere Mächte unterstützten ihn. Nicht der Gemahl Maria Theresias, sondern Karl Albert von Bayern wurde in Frankfurt zum Kaiser gewählt als Kar I Vii. Der österreichische Staat schien verloren zu sein. Aber Friedrich wollte nicht dazu helfen, die österreichische Monarchie zu zertrümmern, er wollte nur Schlesien erlangen. Er schloß also, anstatt auf Wien zu ziehen, einen Vertrag mit Österreich, ließ sich inbreslau von den schlesischen Ständen huldigen und richtete überall im Lande die preußische Verwaltung ein. Allenthalben wich da der österreichische Doppeladler dem preußischen ei nköpfigen schwarzen Adler, die schwarzgelben österreichischen Farben den schwarzweißen des preußischen Staates. Da aber Maria Theresia den Vertrag nicht hielt, drang König Friedrich in Böhmen ein, siegte zum zweitenmal und nötigte dadurch Öfter*
*) Sie war Königin von Ungarn und Erzherzogin von Österreich und wurde später, als ihr Gemahl Franz zum deutschen Kaiser gekrönt worden war, Kaiserin genannt.
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— 97 —
ständig versöhnt; er setzte ihn als Oberst an die Spitze eines Regi-ments und krauste ihm das Lustschloß Rheinsberg bei Ruppin.
Friedrich in Rheinsberg. Huf diesem freundlichen Schlosse verlebte der Prinz eine glückliche Zeit, hier Konnte er sich nach Herzenslust mit den Wissenschaften beschäftigen; hier las er mit Bewunderung die Taten der Helden aller Seiten; hier versammelte er die geistvollsten Männer um sich, in deren Umgänge er Belehrung und Erholung fand. Mit den berühmtesten (Belehrten trat er in Briefwechsel. Besonders war er gewandten französischen Schriftstellern wie Voltaire zugetan, deren Witz und anmutige Sprache ihn mehr anzog als die damals noch weniger ausgebildete deutsche Sprache. Und doch war Friedrich ein echt deutscher Held oer nach langer Schmach den deutschen Hamen wieder zu Ehren bringen sollte. Den Vater stellte er dadurch zufrieden, daß er seine Soldatenpflichten aufs beste erfüllte und ihm bei jeder (Belegen-heit seine Kindliche Liebe zu erkennen gab. Mit Freuden entdeckte der König immer mehr die hohen Fähigkeiten seines Sohnes und den militärischen Geist, der in ihm wohnte. „G, mein (Bott " rief er vor seinem Ende aus, „ich sterbe zufrieden, da ich einen so würdigen Sohn und Nachfolger hinterlasse."
46. Die Sd)Ie[i[chen Kriege. Friedrichs Staatsverwaltung.
1. Der (Erste Schlesische Krieg (1740—1742). 3m Jahre 1740 bestieg Friedrich Ii., 28 Jahre alt, den Thron. Der (Bebanfce seinem Staate Ansehen zu verschaffen, Preußen in oie Reihe der Großmächte Europas einzuführen, erfüllte seine Seele Preußen besaß alte Ansprüche auf einige schlesische Fürstentümer, die Österreich innehatte. Diese Ansprüche machte Friedrich bald nach seinem Regierungsantritt geltend. Er verlangte von der österreichischen Kaiserin Maria Theresia jene Teile Schlesiens erbot sich aber dafür, sie tm Kampfe gegen den Kurfürsten von Bayern zu unterstützen, der sie bedrohte. Maria Theresia wies Friedrichs Forderung ab, und so kam es zum Ersten Schlesischen Kriege. Mitten im Winter rückte Friedrich mit einem Heereschlesien ein und nahm in einigen Wochen das ganze ■i Besitz. Dann gewann er gegen die heranziehenden Öfter-reicher die erste größere Schlacht bei Mollwitz. Dort bewahrte sich zum erstenmal das neugeschulte preußische Kriegsheer.
Dier ®lleöent leerte das Fußvolk, die ersten beiden knieten.
Kndrä, Erzählungen aus der deutschen Geschichte. Ausg. b. 7
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Extrahierte Ortsnamen: Rheinsberg Ruppin Rheinsberg Friedrichs Europas Mollwitz
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- 187 -
und mußte nun sehen, wie das ganze Reich unter innerem Zwiste litt und sich in Teile auszulösen drohte. Ruch schweres Familien-unglück hatte ihn getroffen. Sein einziger Sohn, der Thronfolger Rudolf, dann seine Gemahlin, die Kaiserin Elisabeth, waren ihm ermordet worden (1889 und 1898), und endlich (28. Juni 1914) erschossen serbische Meuchelmörder seinen Neffen und Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Gemahlin. Diese Untat ward der letzte Rnlaß zum Husbruch des Weltkrieges (Nr. 83, 2).
3. Italien. Ähnlich wie die Deutschen, waren die Italiener vor und nach den Napoleonischen Kriegen ein in eine Reihe einzelner Staaten zerteiltes Volk. Bis zum Jahre 1859 bildeten Sizilien und der Südendes „Stiefels" das „Königreich beider Sizilien". Dann kam, an der Rdria noch Bologna umfassend, der „Kirchenstaat" mit der Hauptstadt Rom, dann das Großherzogtum Toskana mit der Hauptstadt Florenz, die Herzogtümer Itc o b e na und P a r m a und in Nordwestitalien das Königreich Sardinien (Piemont) mit Savoyen und der Insel Sardinien. Der Nordosten aber, die Lombardei und V en eti en, stand unter österreichischer Herrschaft.
Da sehnten sich, gerade wie die Deutschen, auch die Italiener nach (Einigung, und diese ward ihnen (1859—70 ) durch den König Viktor (Emanuel Ii. von Sardinien und seinen großen Minister, den Grafen Tavour, den italienischen Bismarck. König Viktor (Emanuel schloß (1859) mit den Franzosen ein Bündnis gegen die (Österreicher. Diese verloren die beiden großen Schlachten bei Magenta und Solferino und traten darauf die Lombardei an Viktor (Emanuel ab. Inzwischen hatte sich das Volk von Toskana, Parma, Modena gegen feine verhaßten Herrscher aufgelehnt; diese verließen ihre Lander, die sich jubelnd mit Sardinien vereinigten. Der östliche, größere Teil des Kirchenstaates folgte ihnen. Im Süden erhob sich das Volk unter dem Freischarenführer Garibaldi und schloß sich ebenfalls an Nord- und Mittelitalien an. Viktor (Emanuel konnte sich fortan König von Italien nennen (1861).
stls nun im Jahre 1866 Preußen mit Österreich den großen Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland beginnen wollte, schloß Italien mit Preußen ein Bündnis. Die Österreicher siegten zwar über die Italiener bei (Lustozza und, zur See, bei Lissa; aber das nützte ihnen nichts. Denn nach der Schlacht bei König-
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— 201 —
Italien als Gegner ein anderer Bund erwachsen: der Dr ei verband ltripleentente) England — Frankreich — Rußland. Rber damit noch nicht genug, ward der Abfall Italiens vom Dreibunde schlau eingeleitet. Lin Bündnis Englands mit Japan machte Rußland den Rücken in (Mafien frei.
Gegenüber diesen Ränken hatte Deutschland an seiner ehrlichen Friedenspolitik festgehalten, im vertrauen auf sein gutes Recht. Rber die (Engländer verstanden, auch dieses in den Augen der lvelt in Unrecht zu verkehren. Durch die englische, französische, russische Presse, durch bestochene andere Zeitungen, durch die englischen weltumspannenden Telegraphenkabel wurde in der ganzen Td eit Deutschland als Friedenstörer verdächtigt. Zwar hatte Deutschland seit 1870 71 mit jedem seiner Nachbarn sorglich Frieden gehalten. Rber daß es zu seiner Sicherheit ein starkes Heer hielt, eine Flotte schuf, das wurde als „Militarismus" verschrieen. Durch dieses planmäßige Lügengewebe wurden allmählich überall Mißtrauen und Abneigung gegen Deutschland erweckt.
Inmitten dieser weltvergiftenden arglistigen Tätigkeit war Eduard Vii. gestorben (1910). Das von ihm geschürte Unheil aber ging seinen Schritt; nur fehlten noch die allerletzte Rüstung zum Kriege und der vorwand zum Losschlagen.
2. Der Kusbruch des Weltkrieges. Daß Österreich: Ungarn sich Bosnien und die Herzegowina einverleibt hatte (Nr. 82, 4), war Serbien, das diese Länder gern selbst gehabt hätte, sehr unlieb. Ideil aber die Großmächte damals Serbiens wegen keinen Krieg anfangen wollten, hatte es feierlich auf beide Länder verzichten und versprechen müssen, künftig mit (Österreich-Ungarn freundnachbarlich zu leben. Dies versprechen hielt Serbien nicht, sondern es duldete und förderte, von Rußland heimlich ermutigt, die planmäßige Aufwiegelung der bosnischen Bevölkerung. Die Verschwörer erschossen endlich auf bosnischem Boden (in Serajeroo, 28. Juni 1914) den österreichisch-ungarischen Thronfolger, Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin. Die Untersuchung zeigte, daß die Mörder ihre Waffen von serbischen (Offizieren aus einem serbischen Zeughause erhalten hatten und von serbischen (Brenzbeamten nach Bosnien hinübergelassen worden waren. Nun war (Dsterreich-Ungarn am Ende der lange bewiesenen Geduld. Es forderte (23. Juli), daß die serbische Regierung öffentlich ihr Bedauern über das Verhalten ihrer (Offiziere und Beamten
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Schulformen (OPAC): Konfessionell gemischte Schule
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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aus der Welt geschieden war. In den Herzen der Preußen aber ist das Bild des „einzigen Friedrich" lebendig geblieben bis auf den heutigen Tag.
44. Kaiser Joseph Ii.
1. Josephs Menschenfreundlichkeit. — Die Kaiserin Maria Theresia von Österreich war bereits sechs Jahre vor Friedrichs des Großen Tode gestorben. Eine Fürstin von Einsicht und großer Herzensgute, hatte sie 40 Jahre auf dem Throne gesessen und mit landesmütterlicher Sorge für die Wohlfahrt ihrer Unterthanen gewirkt. Ihr Sohn, der Kaiser Joseph Ii., folgte ihr als Beherrscher der österreichischen Staaten. Der war ein Bewunderer Friedrichs des Großen und strebte nach dem Ruhme, für Österreich zu werden, was Friedrich für Preußen war. Ein Kriegsheld, wie dieser, ist er freilich nicht geworden; aber an menschenfreundlicher Gesinnung, an Eifer für seines Volkes Glück ist ihm selten ein Fürst gleichgekommen. Die Standesunterfchiede achtete er sehr gering und suchte sie auszugleichen und aufzuheben. Mit besonderer Liebe nahm er sich des Bauernstandes an, den er von dem harten Drucke der Leibeigenschaft befreite. Zum Beweise, wie hoch er die Beschäftigung des Landmannes schätze, trat er einst auf einer Reise durch Mähren zu einem Bauer, der aus dem Felde pflügte, ergriff den Pflug, und ackerte selbst eine Strecke Landes. Auch der Geringste im Volke durfte frei zu dem Kaiser kommen und mit ihm reden. Den bisher nur den Vornehmen zugänglichen Augarten in Wien öffnete er allem Volke zur Belustigung, und setzte über den Eingang die Worte: „Allen Menschen gewidmet von ihrem Schätzer." Als sich einige feine Herren bei dem Kaiser beschwerten, daß sie nun kein Plätzchen mehr hätten, wo sie ganz ungestört unter ihresgleichen sich vergnügen konnten, erwiderte Joseph: „Wenn ich nur unter meinesgleichen fein wollte, so müßte ich in die Kaifergruft der Kapuzinerkirche hinuntersteigen und dort unter meinen toten Ahnen leben."
2. Josephs Absichten und Erfolge. — In feinem weiten Reiche machte Joseph große Verärgerungen,
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