42
reichliche Segen des Sommers aber erfüllt Jedermann mit Freude,
und mit Sang und Klang ziehen die Schnitter hinaus, um die
Fülle der Gaben zu sammeln und in die Scheune zu bringen. Der
Herr der Erndte^iber erfreut sich an der Fülle der Früchte, wie
der Vater eines wohlgerathenen Sohnes, der die schönsten Hoff-
nungen erfüllt.
48 Der Herbst.
Schönbeschreibung.
Kürzer werden allmählig die Tage; die Hitze vermindert sich,.
und der Wind streicht kühler über die Stoppelfelder. Der Herbst
nahet heran, uns mit den mannigfaltigsten Gaben zu beschenken.
Freundlich winkt uns der rothwangige Apfel, die saftige Birn und
die duftüberzogene Pflaume, uns einladend zum süßen' Genusse.
Welche Lust ist's, die fallenden Früchte zu sammeln und zu bewah-
ren, für des Winters kommende Tage! — Wie erfrischend ist für
uns nach vollbrachter Arbeit der erquickende Saft süßer Birnen und
wohlschmeckender Aepfel! — Blaue und purpurne Trauben blicken
gar' lieblich unter dem welken Laube hervor. Fröhliche Winzer und
Winzerinnen sind emsig bemüht sie zu sammeln und den labenden
Wein zu bereiten. — Auch an Blumen ist der freundliche Herbst
nicht arm. In hundertfältig verschiedenen Farben prangen Dahlien,
Levkoien, Malven und Astern und ergötzen das Auge durch ihre
Pracht und Mannigfaltigkeit. Ucberall erblicken wir die Güte und
Freundlichkeit Gottes, unseres liebevollen Vaters, der niemals müde
wird zu segnen und^ zu geben, um unser Daseyn zu verschönern
und unsere Herzen zu erfreuen.
49. Der Winter.
Schilderung.
Tief im Süden steht das strahlende Tagesgestirn, die Sonne,
uns nur wenige Stunden täglich ihr Licht zusendend. Ohne Wärme
zu spenden, gleiten ihre Strahlen über unsere Erdgegend hinweg.
Erstarrt und leblos liegt die ganze Natur, und wie ein Hilfeflehen-
der streckt der entlaubte Baukn die nackten Arme gen Himmel. In
ein weißes Leichentuch gehüllt schlummert die erstorbene Erde ihrem
Ostermorgen entgegen. Schneeflocken durchwirbeln die Luft; heulend
schlägt der kalte Nord an die beeisten Fenster; unter dem Fußtritte
des einsamen Wanderers knarrt der gefrorene Schnee, und lautlos
schleicht der Bach unter dex eisigen Decke dahin.
Wie behaglich sitzt es sich aber in dieser rauhen Jahreszeit in
der warmen Stube! Wie angenehm verfließen die langen Winter-
abende im trauten Familienkreise unter muntern Gesprächen oder
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]
270
die Straßen, und wie man auf diesen in Wagen und Karossen
fährt, so fährt man auf den Kanälen Venedigs in kleinen Schiffen,
die man Gondeln nennt. Venedig ist der Sitz der Regierung
für diesen Bezirk, den man hier Gnbernium nennt.
Ii. Das Fürstenthum Liechtenstein.
2 >/2 Q.m. und 6500 Ew.
Dieser kleine Bundesstaat liegt zwischen der Schweiz und Tyrol,
mit welchen Ländern es gleiche Landesnatur hat. Bedeutende Alpen-
arme ragen ans den benachbarten Ländern herein und erheben sich
bis zu 8000 Fuß Höhe, wie z. B. das Angsthorn und die Kim-
tz erspitze. Das Fürstenthum umfaßt die beiden Herrschaften Va-
duz und Scheltend erg mit 13 Dörfern nebst dem Hauptort
Vaduz oder Liechtenstein und erfreut sich einer sehr geordneten
Verwaltung. Außerdem besitzt der Fürst bedeutende Herrschaften in
Schlesien, welche unter österreichischer Oberherrschaft stehen und über
100 Quadratmeilen umfassen.
Iii. Das Königreich Bayern.
Bayern, die Heimat des alten Volksstammes der Böser,
liegt mit seinem Hauptlande an beiden Seiten der Donau. Zu
diesem gehört aber auch noch die Pfalz am Rhein, nach seiner Lage
Rheinbayern genannt. Hinsichtlich seiner Bodenoberflüche ist das
Hauptland ein großes Flachland, in welches südlich Zweige der
Alpen hereingreifen; östlich erstreckt sich der Böhmerwald und das
Fichtelgebirg; im Norden lagern die Rhöngebirge, bei Aschaffen-
burg der Spessart, zwischen Bamberg und Würzburg dehnt sich
der Steig er wald aus, und'in der Pfalz treffen wir das Hardt-
gebirge mit dem Donnersberge. Die Donau ist,» wie schon bei
Aufzählung der deutschen Ströme gesagt wurde, durch die Altmühl,
den Ludwigskanal und die Regnitz mit dem Main verbunden,
der in den Rhein mündet, wodurch für die Schifffahrt die Verbin-
dung des schwarzen Meeres mit der Nordsee vermittelt wird. Außer
diesen Flüssen sind der Lech, die Isar und der Inn die bedeutend-
sten. Die Bodenhöhe finkt bei Paffau ziemlich unter 900, und unter
Aschaffenburg sogar bis auf 325 Fuß herab. In den Hähern Berg-
gegenden herrscht ein kaltes und rauhes Klima mit strengen und
lange andauernden Wintern; in den niedriger gelegenen^Gegenden
ist es mild und warm, und es gedeihen besonders in Franken
und in der Pfalz Wein und feines Obst. Getreide, Kartoffeln,
Handelskräuter und guter Hopsen werden in Menge erzeugt. Salz
giebt es im Ueberfluß. Die Viehzucht ist sehr bedeutend und kommt
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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249
wir bis zur Mündung des Don vordringen oder auch allenfalls
aus diesem Fluß noch eine gute Strecke landeinwärts fahren können.
Nun hört aber 'unsere Schifffahrt auf, und es bleibt uns keine
Wahl übrig, als die Rückfahrt anzutreten oder unser Schiff zu ver-
kaufen und durch Südrußland, Ungarn und Oesterreich auf
dem kürzesten Wege nach Hause zu reifen.
Hinsichtlich der Gebirge merken wir uns vorerst nur die größten
Gebirgszüge, da wir dieselben bei der Beschreibung der einzel-
nen Länder schon noch näher kennen lernen. Die höchsten, über die
Schneelinie hinausreichenden Gebirge find die Alpen in der Schw eiz
und Tyrol, die Pyrenäen zwischen Spanien und Frankreich,
die seandinavischen Gebirge zwischen Schweden und Norwegen,
und die Karpathen in Ungarn, welche jedoch nur mit einzelnen
Spitzen an die Schneelinie hinan reichen. — Die Sevennen durch-
ziehen das südliche Frankreich und die Apenninen streichen durch
ganz Italien hinab.
Die europäischen Flüsse werden bei den einzelnen Ländern
genannt.
Ulima, Produkte und Volksbildung.
Europa liegt auf der nördlichen Erdhälfte, größtentheils
in der gemäßigten Zone und hat also schon dieser Lage wegen
ein gemäßigtes Klima; allein die Nähe von Afrika, das wie ein
Ofen erwärmt, die vorherrschenden Westwinde und eine tausend-
jährige Bodenkultur geben Europa ein Klima, das weit milder ist,
als das in denjenigen Ländern von Nordamerika und Asien, die
unter dem gleichen Himmelsstriche liegen. — Die trockenen O st-
w in de kommen aus dem wasserarmen, kalt-trockenen Hochasien
herüber und bringen uns im Sommer Dürre, im Winter schnei-
dende Kälte. Der Südwind trügt die Glutwärme Afrika's weit
über Europa hin, während die Westwinde die Ausdünstungen
des atlantischen Oceans über Europa hinführen und daher
gewöhnlich Regen bringen. Die Nordwinde find immer kalt und
meistens trocken. . . >
Der Boden im Norden Europa's ist äußerst karg und
bringt höchstens Moose und Flechten hervor. > Gerste und
Hafer wüchsen nur bis zum 70sten Grad Nordbreite; etwas höher
hinauf sindet man auch noch kleine, krüppelhafte Birken; Fichten
und Tannen aber gedeihen nur bis zum 67sten, und Eichen nur
bis zum 61sten Breitengrade.
In Mitteleuropa dagegen baut man allerlei Gattungen
von Getreide, Flachs, Hanf, Hopfen, Obst und Wein.
Holz wächst in Menge.- Noch üppiger und fruchtbarer ist der
Boden in Südeuropa, wo die edelsten Weine, das feinste Obst,
,1
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Oesterreich Tyrol Spanien Frankreich Schweden Norwegen Ungarn Frankreich Italien Europa Afrika Europa Nordamerika Asien Europa Europa Europa's Mitteleuropa Südeuropa
335
Die Vereinigten Staaten enthalten größtentheils Ebenen,
welche von einigen dichtbewaldeten Gebirgen durchzogen sind. Der
Boden ist außerordentlich fruchtbar; aber alles kulturfähige Land
in bewohnten Gegenden ist bereits von Spekulanten aufgekauft, die
es nur zu hohen Preisen wieder abtreten.
In den nördlichen Staaten ist der Winter rauh und streng,
und auch im Sommer ist das Klima weniger mild, als in den-
jenigen europäischen Ländern, die mit denselben unter gleichen Breiten-
kreisen liegen. Die südlichen Staaten haben ein italienisches Klima.
Im Norden wird erst im Mai Alles grün, und bald darauf tritt
auch der Sommer ein. Im September herrscht die drückendste Hitze,
und im Oktober giebt es schon wieder Nachtfröste. Im Westen ist
das Klima überhaupt milder, als im Osten.
Man pflanzt in den Vereinigten Staaten alle europäischen
Obstarten, Baumwolle, Reiß, Getreide, Zucker und Tabak. In den
ungeheuren Wäldern leben viele Pelzthiere und verschiedenes Wild,
wie z. B. das Elennthier, der Waschbär, das Stinkthier, das Stachel-
schwein und der Jaguar. Im Süden sieht man viele Papageien
und Kolibri's. Viele Gegenden werden durch mancherlei Raubthiere
und giftige Schlangen unsicher gemacht.
In Calisornien und im Staat Karolina giebt es viel
Gold und in den Gegenden am Mississippi viel Eisen, Kupfer
und Blei.
Die südlichen Freistaaten haben Sklaven. Es find dies
Neger oder Schwarze, welche durch den schändlichen Menschenhandel
aus Afrika hieher geliefert und als Arbeiter an die Pflanzer ver-
kauft werden. Die englischen Colonisten beschäftigen sich hier mei-
stens mit Gewerben, Fabrikation und Handel; die Deutschen sind
dagegen die tüchtigsten Handwerker und Ackerbauer.
Unter den Hauptstädten der Vereinsstaaten ist die wichtigste
Neu-Ajork an der Mündung des Hudson (800s. Die Stadt
ist, wie fast alle neue Städte, schön und regelmäßig gebaut und
hat breite, ganz gerade Straßen. Sie ist Amerika's erste und volk-
reichste Handelsstadt und hat sehr viele prächtige Gebäude. Auch
Philadelphia am Delaware ist eine große und gewerbefleißige
Stadt, mit einer Universität und wissenschaftlichen Gesellschaften.
Baltimore ist, wie Neu-Aork, ein bedeutender Landungsplatz für
Auswanderer, hat einen guten Hasen, Eisenbahnen, viele Fabriken
und ist der Sitz eines katholischen Bischofs.
, Der Niagarafall.
Der Fall des Niagaraflusses in Nordamerika ist eine
der grossartigsten Naturscenen der ganzen Erde und erfüllt
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Karolina
Extrahierte Ortsnamen: Calisornien Mississippi Afrika Philadelphia Baltimore Nordamerika
345
Meeresspiegel liegt tiefer als das Land. Darum werden auch
die Erhöhungen des festen Landes nach dem Meeresspiegel gemessen.
9. Die Gränzen zwischen Wasser und Land geben beiden
Körpern die verschiedenartigste Gestalt. In Flüssen und im Meere
erhebt sich die Erde oft über das Wasser und bildet dadurch größere
oder kleinere-Länder, Inseln genannt, die ganz vom Wasser um-
geben sind; hängen aber dieselben auf der einen Seite mit dem
festen Lande zusammen, so heißen sie Halbinseln. Oft ver-
bindet ein ganz schmaler Strich des Landes eine Halbinsel mit dem
festen Lande, welcher dann Erd - oder Landenge genannt wird;
oder es zieht sich auch ein schmaler Arm des Meeres zwischen zwei
Länder hin und verbindet zwei Meere, er führt dann den Namen
Meerenge, Kanal, Straße, Sund. — Je nachdem das
Wasser mehr oder weniger in das Land einbiegt, nennt man diese
Einschnitte Meerbusen, Golfe, Buchten, Baien. Sehr
kleine Einbiegungen, die durch Kunst oft noch verbessert und befe-
stigt sind, heißen Häfen. Sie dienen den Schiffen zum sichern
Aufenthalt und zum Schutz gegen Stürme. Plätze am Ufer, wo die
Schiffe ihre Anker auswerfen können, heißen Rheden.
10. Der Wechsel in der Erwärmung der verschiedenen Theile
der Erdoberfläche und die daraus hervorgehenden Erscheinungen
nennt man Klima, Luft- oder Witterungsbeschaffenheit.
Nach der verschiedenartigen Vertheilung des Sonnenlichtes, der
Wärme und der Jahreszeiten unterscheidet man ein heißes, ein
gemäßigtes und ein kaltes Klima. Wir leben im gemäßigten
Klima, wo weder die Kälte noch die Hitze allzuheftig ist. Winde,
Regen, großes Wasser, Wälder und hohe Gebirge machen die Luft
rauh und kalt. Wir unterscheiden vier Jahreszeiten: Frühling,
Sommer, Herbst und Winter. Es gibt jedoch auch Länder, wo es
nur zwei Jahreszeiten gibt, nämlich eine heiße, trockene und eine
Regenzeit; an den Polen herrscht ein ununterbrochener Winter.
11. Die Naturerzeugnisse richten sich nach dem Klima,
die Mineralien ausgenommen. In den gemäßigten Ländern findet
man: Getreide, Obst - und Waldbäume, Weinreben, Flachs, Hanf,
Kartoffeln, Tabak; Hausthiere, Pferde, Rinder, Schafe, Schweine,
Wölfe, Bären, Hirsche, Hasen, Fische, Geflügel, Bienen. In den
heißen Ländern: Palmen, Kaffeebäume, Brodfruchtbäume, Zucker-
rohr, Zimmt, Pfeffer- und Kampferbäume, überhaupt die größten,
kräftigsten, saft- und gewürzreichsten und schönsten Gewächse;
Elephanten, Löwen, Tiger, Affen, Kameele, Papageien, Strauße,
Krokodile, Riesenschlangen. In kalten Ländern ist der Pflanzen-
wuchs unbedeutend. Je kälter, desto niedriger und spärlicher wer-
den die Laubhölzer. Birken und Tannen hören auf und man trifft
nur Wachholder-, Brombeeren- und Heidelbeerensträucher, Flechten
und Moose. Eben so bewohnen nur wenige Thierarten die kalten
Erdstriche, als: Rennthiere, Eisbären, Seethiere, Walfische,
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320
Denn so wie sich das Eis in der Tiefe gebildet hat, so wird es wegen
seiner Leichtigkeit nach der Oberfläche gehoben und ruhig fließt und
fleht das wärmere Wafler unter der Eisdecke.
Füllt man eine hohle Glaskugel mit Wasser, worunter Bernstein-
pulver gemischt ist und erwärmt sie von unten durch eine Lampe, so
sieht man, wie das Wafler und das Pulver in die Höhe steigen und an
den Seiten wieder herabfallen. Diese Erscheinung hat man benutzt,
ganze Wohnungen mit einem Feuer zu heitzen. Ein mit Wasser
gefüllter Kessel, aus dessen oberstem Theile eine weite Röhre nach den
oberen Stockwerken führt, wird in dem Erdgeschoß erwärmt; das
Wasser steigt durch diese Röhre in die Höhe; in den oberen Stockwer-
ken laufen Seitenröhren aus der Hauptröhre in die Zimmer und von
diesen gehen wieder Röhren nach den unteren Theilen des Kessels.
Das erwärmte Wasser läuft durch die Hauptröhre zu den Nebenröhren,
erwärmt die Mitte und die Seitenzimmer des Hauses und läuft wieder
erkaltet in den Kessel. Eben so steigt auch die erwärmte Luft nach
oben, die kältere sinkt auf den Boden. Der Zug in den Oefen geht
immer von unten nach oben und die Zimmer sind gewöhnlich oben
warm, unten kalt. Dies hat man benützt, ganze Gebäude durch Luft
zu erwärmen. Im Keller befindet sich eine aus Stein gebaute
Heizkammer, in welcher die Luft durch einen stark geheizten Ofen er-
wärmt wird. Seitenröhren von außen nach der Heizkammer führen
kalte frische Luft herbei; durch die Röhren nach oben wird sie von der
Wärme nach den oberen Stockwerken emporgetrieben. Ueber dem
Fußboden der einzelnen Zimmer stehen offene Röhren, welche mit
den Hauptröhren in Verbindung stehen und sich durch angebrachte
Schieber öffnen und schließen lassen, je nachdem man erwärmte Luft
haben will.
Dieselbe Erscheinung, durch Wärme hervorgebracht, ist der
Wind. Wird an einer Zone der Erde die Luft erwärmt, so steigt
sie in die Höhe und verdrängt die kältere. Die Land- und Seewinde.
Morgens und bei Tage weht der Wind vom Meere auf das Land,
weil die Atmosphäre daselbst schneller warm ist als auf dem Meere;
Abends weht der Wind vom Land nach dem Meere zu, weil das
Wasser die Wärme länger hält als das Land. Die Passatwinde sind
Luftströmungen von Norden und von Süden nach den Aequatorgegen-
den. Dort stoßen sie zusammen , und es müßte Windstille eintreten,
wenn sie gleich stark wären und die Erde sich nicht bewegte. Da sie
aber oft und an verschiedenen Gegenden verschieden sind, und die Erde
sich von West nach Osten dreht, so treffen die Südströmungen mehr
nach Nordweft und die Nordströmungen mehr nach Südwest. Zur
Zeit der Tag- und Nachtgleiche sind die Passatwinde und Stürme am
heftigsten. Warum?
Die Wärme drängt sich auch in die innersten Theile der Körper,
erweicht sie, wie z. B. Pflanzen- und Thierstoffe, ja zersetzt sie bei
größerer und anhaltender Ausströmung in dieselben. Das Kochen,
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Unterrichtsbeispiele.
87
1. Vorbereitung. (Am zweckmäßigsten behandelt man dies Gedicht-
chen an einem Tage, da der Wind ziemlich stark weht und man sein
Brausen in der Schule gut hören kann.)
St! Still! Was höre ich draußen? Der Wind braust ja und
rüttelt am Fenster, als ob er uns etwas sagen wollte. Sollen wir
ihn herein lassen? Wir wollen ihn lieber draußen lassen, denn er
macht hier doch nur Ungezogenheiten. (Macht es kalt, bringt Staub
herein, wirft die Löschblätter auf die Erde.)
2. Ziel. Wir wollen jetzt lesen, was der Wind uns sagen will.
3. Darbietung. Lesen, während die Kinder das Buch geschlossen
haben. Mit etwas dunkler Stimme lesen. Man beachte in der ersten
Strophe das öftere Wiederkehren des W-Lauts.
4. Besprechung. Lesen der ersten Strophe. „Daß weit es wider-
hallt" = daß man es weit hören kann.
Zweite Strophe. Wie bläst der Wind heute? Bläst er immer so stark?
Sondern? Der Wind sagt: „Bald (manchmal) bin ich ein Kind." Wann
bläst er wie ein Kind? Warum nennt er sich ein Kind? Er ist so schwach.
Welches Wort steht hier vor Kind? — zartes, liebes, ruhiges Kind. Seht,
ein Knabe, der so wild daherläuft, ist nicht sanft. — Weil der Wind dann
so sanft ist, sagt man: er säuselt. Gegenüberstellung: sausen — säuseln.
(Das s lang und summend sprechen.) Er macht dann nur so: Ssss . . .
Machcks nach! Für leise sagt man auch: gelinde, gelind. (Zur Befestigung
des Wortes gelind kann man während der Pause auf dem Hofe das Wort
Linde erklären. Blätter, Äste, Rinde gegenüber der Eiche weich, zart.)
Lies die zwei Reihen!
Heute säuselt der Wind nicht wie ein sanftes Kind. Lies die folgende
Reihe! Warum wie ein Mann? Wie stark ist der Wind oft? Dann
sagt man nicht: er säuselt; sondern—. „Den niemand fesseln kann,"
den niemand festbinden kann, damit er nichts Böses anrichten kann.
Wißt ihr auch, wie man den Wind nennt, wenn er so sehr stark
bläst? Der Sturm säuselt nicht, er braust, und wenn er es gar so
arg treibt, so sagt man: „er tobt". Wie macht dann der Wind?
Dann sind die Kinder oft bang. Manchmal sogar auch Vater und
Mutter. Warum denn? (Haus einstürzen, Dach abdecken, Fenster, Bäume.)
Lies jetzt die zweite Strophe!
Dritte Strophe. Hier ist nichts zu erklären.
5. Verknüpfung, a) Vom schlafenden Apfel.
Im Baum im grünen Blättchen Ein Kind steht unterm Baume,
Hoch oben sich ein Apfel wiegt. Das schaut und schaut und ruft hinauf:
Der hat so rote Bäckchen, Ach, Apfel, komm herunter.
Man sieht^s, daß er im Schlafe liegt. Hock endlich doch mit Schlafen auf!
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
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121. Der Schall.
127
auf die Schwelle, so sieht man deutlich, wie sich die Flamme
nach dem Zimmer zu neigt. Hebt man das Licht nach der
Mitte der Thüröffnung herauf, so wird die Flamme ruhiger
und steht gerade. Noch weiter oben wird sie nach außen
geweht, weil hier eine Luftströmung aus dem Zimmer in den
Hausflur geht. Dieser Zug am Fußboden und an der Decke
kommt daher, daß die warme Luft des Zimmers leichter ist,
als die des ungeheizten Raumes. Die leichte Luft dringt oben
hinaus und die schwere dafür unten herein. — Aber auch bei
verschlossener Thüre ist die Luft eines Zimmers während der
Heizung in beständiger Bewegung; denn überall, wo kalte
und warme Lust in einem Raume bei einander sind, steigt
die warme empor und sinkt die kalte herab, bis sich beide aus-
geglichen haben.
Aus ähnliche Weise wie Luftströmungen entstehen die Winde,
nur breiten sich diese über größere Räume aus. Die Haupt-
ursachen der Winde liegen in den Veränderungen der Luft-
wärme, die im Verlaufe der Tages- und Jahreszeiten eintreten.
Die Sonne erwärmt die Erde, und diese strahlt die Wärme in
die Luft aus. Wenn nun die warme Luft in die Höhe
steigt, füllt sich die Lücke durch eine Zuströmung kalter Luft
nach dem sich leerenden Raume, und dieses Strömen der Luft
nennen wir Wind.
In manchen Gegenden der Erde sind die Winde von großer
Regelmäßigkeit; besonders ist dies auf den Meeren der Fall.
Die Kenntnis dieser regelmäßigen Winde ist für den Schiffer
von großem Nutzen. — Regelmäßig wehende Winde zeigen sich
ferner an den Küsten. Bei Tage weht ein Wind vom Wasser
nach dem Lande, weil dies durch die Sonnenstrahlen schneller
erwärmt wird. Nach Sonnenuntergang bleibt das Wasser länger
warm, und das Land erkaltet schneller; deshalb weht in der
Nacht ein Wind nach dem Meere.
Sehr groß ist der Einfluß des Windes auf die Witterung.
Die Ostwiude haben bei uns in der Regel Trockenheit zur Folge,
weil sie über die großen trockenen Festländer von Asien und
Europa kommen, also sehr geeignet sind, Feuchtigkeit aufzunehmen.
Die Nordwinde sind kalt; denn sie wehen von kalten Meeren
her. Die West- und Südwinde endlich bringen gewöhnlich Regen,
da sie über die Meere im Westen und Süden unseres Erdteils
hinwegziehen und dort mit Wasserdünsten gefüllt werden.
121. Der Schall.
Wenn Körper in eine zitternde oder schwingende
Bewegung versetzt werden, so teilt sich dieselbe der
Luft mit, die dann in ähnliche Wellen gerät, wie das
Wasser, in welches ein Stein geworfen wird. Diese
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
232
195. Australien.
Fischen, rohen Früchten, Wurzeln und Muscheltieren. Feuer
verschaffen sie sich durch Zusammenreiben zweier Hölzer von
verschiedener Härte. Die Pavüas sind äußerst stumpfsiunige
Menschen, die nur bis 5 zählen können.
Merkwürdig ist die Tier- und Pflanzenwelt Australiens.
Man findet dort weiße Adler, schwarze Schwäne, Papageien,
den mit behaarten Federn bedeckten Kasuar, aber keine Sing-
vögel. Das Schnabeltier und das Känguruh sind Tiere, die
man nur in Australien findet. Die Pflanzenarten sind zwar
nicht zahlreich, gedeihen aber um so üppiger; die Palmen bilden
ganze Wälder; aber es sind nur wenige Nahrungspflanzen vor-
handen. Australien besitzt Gold im Überflüsse. Im Jahre 1652
wurde für 20 Mill. Thaler nach England ausgeführt.
An verschiedenen Stellen der Küste haben die Engländer
Kolonien angelegt. Die von England aus eingeführten Schafe
und Rinder haben sich außerordentlich vermehrt.
Die wichtigsten Orte des australischen Festlandes sind an
der Ostküste Sidney (spr. Sidneh) mit 100000 Einwohnern
und Melbourne (spr. Molbörn) mit 120000 Einwohnern;
an der Südküste liegt Adelaide mit 50000 Einwohnern.
Neu-Seeland hat liebliche Berge, schöne Thäler und
einen fruchtbaren Boden. Der „Kiwi", der früher dort lebte,
ein Vogel ohne Flügel und mit haarähnlicher Körperbedeckung,
ist ganz ausgerottet. Die Einwohner Neu-Seelands gehören
zum indischen Stamme und sind ein schöner Menschenschlag; sie
tättowieren sich, d. h. sie ritzen in ihre Haut wunderliche Figuren
und reiben in dieselben entweder blaue oder rote Farbe ein,
die zeitlebens Spuren zurückläßt. Sie sind gelehrig, freundlich
und dienstfertig und fast alle zum Christentum bekehrt.
Von den zahlreichen Inselgruppen sind die wichtigsten die
Gesellschaftsinseln und die S a n d w i ch s - (spr. Sändüitsch)
Inseln. Die letzteren bilden einen Staat nach europäischem
Muster. Auf diesen zahlreichen Eilanden herrscht eine gesunde,
milde Luft; es gedeihen der Brotbaum, die Kokospalme, der
Pisang und das Zuckerrohr. Von Säugetieren gibt es Schweine,
Hunde und Affen. Die Menschen sind wohlgestaltet, gutmütig
und gastfrei. Viele haben das Christentum angenommen und
große Fortschritte in Gewerben und Künsten gemacht.
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Extrahierte Ortsnamen: Australien Australiens Australien England England Melbourne Adelaide Neu-Seeland
198
169. Die Schweiz.
aarhorn, die Jung„frau und das Schreckhorn, sämtlich
über 4000m hoch. Über den großen Bernhard und den
St. Gotthard führen Straßen nach Italien. Der „Rigi"
ist wegen seiner herrlichen Aussicht berühmt und viel besucht.
Ein Schrecken der Thalbewohner sind die Lawinen. Darunter
versteht man ungeheure Schneemassen, welche von den Hoch-
gebirgen^ in die Tiefe stürzen. Sie entstehen meist im Frühlinge,
wenn bei gelinder Witterung der Schnee sich leicht ballt. Auch
Bergrntschnngen richten in der Schweiz zuweilen schreckliche
Verheerungen an. — Einen herrlichen Anblick gewährt das
Alpenglühen, welches manchmal bei Sonnenauf- und Unter-
gang entsteht. Während in den Thälern Dunkelheit herrscht,
erglänzen die höchsten Gipfel wie Gold und Purpur.
In den Seen der Schweiz, im Boden-, Genfer-,
Züricher-, Vierwaldstätter-See rc. lagern die von den
Gebirgen strömenden Gewässer Schutt und Gerölle ab. Der
Rhein mit der Aar und ihren Nebenflüssen (Neuß, Limmat),
die Rhone, der Inn und der Tessin sind die Hanptslüsse der
Schweiz. Je zwei derselben eilen nach entgegengesetzten Himmels-
richtungen: der Rhein nach Nord, der Tessin nach Süd, der Inn
nach Nordost, die Rhone nach Südwest.
Während in den Hochalpen ewiger Winter herrscht, er-
ireuen sich die Thäler der unteren Rhone und des Tessin eines
italienischen Klimas.
Edle Metalle und Steinkohlen werden in der Schweiz
nicht gefunden; dagegen gewinnt man im Jura viel Eisen und
Asphalt. An Heilquellen ist kein Mangel. (Baden, Pfeffers,
Ragatz.) Das im Lande erzeugte Getreide reicht für den Be-
darf der Bewohner nicht hin. Im südlichen Teile der Schweiz
züchtet man die Seidenraupe. Durch Viehzucht und Käsebereitung
zeichnet sich besonders das „Berner Oberland" aus. Der
Emmenthaler Käse wird hoch geschätzt.
Die Schweiz ist einer der ersten Industriestaaten Europas.
Schweizer Bauimvollen- und Seidenwaren sind sehr gesucht.
Schweizer, besonders Genfer Uhren gehen nach allen Welt-
teilen. — Wegen ihrer vielen an N'atnrschönheiten reichen
Gegenden wird während der schönen Jahreszeit die Schweiz von
vielen Fremden besucht. — Die Bewohner des Landes find im
Norden und im Innern Deutsche, im Westen Franzosen, im
Süden Italiener. Das Unterrichtswesen steht in einzelnen
Teilen der Schweiz ans einer hohen Stufe.
Die Schweiz besteht aus 22 kleinen Freistaaten, welche
Kantone heißen. Diese bilden einen Bund, die sogenannte „Eid-
genossenschaft". Die Kantone Uri, Schwyz, Unterwalden
und Luzern, welche sämtlich um deu Vierwaldstätter - See
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Bernhard Gotthard
Extrahierte Ortsnamen: Italien Schweiz Rhein Rhein Nord Nordost Baden Europas Schwyz Unterwalden Luzern