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6. Ausgang und Folgen der Kreuzzüge. Die letzten Kreuzzüge unternahm Ludwig Ix. der Heilige, König von Frankreich. Sein frommer Sinn und seine reine Sittlichkeit waren das Muster seines Zeitalters. Des Nachts stand er oft auf und betete in der Kapelle. Aber er war nicht nur ein Beter, sondern auch ein kräftiger König, tapferer Ritter und ein erfahrener Feldherr. Er zügelte den Übermut der Vasallen und gründete Gerichtshöfe. Gerechtigkeit war feine erste Tugend. In einer schweren Krankheit gelobte er einen Kreuzzug/ Der im Jahre 1248 unternommene Kreuzzug hatte jedoch keinen Erfolg, da das Heer von den Türken abgeschnitten wurde und sich ergeben mußte. Da er bei dem ungünstigen Ausgange sein Gelübde nicht vollständig gelöst glaubte, unternahm er 1270 einen zweiten Zug. In Tunis wurde Ludwig von einer ansteckenden Krankheit ergriffen und starb. Seine letzten Worte waren: „Herr, ich will in dein Haus gehen; in deinem hl. Tempel will ich dich anbeten und deinen Namen verherrlichen." _ Seitdem ist kein Kreuzzug mehr unternommen worden. Durch die Uneinigkeit der Christen und die Tapferkeit der Türken ging später ein Drt nach dem andern wieder verloren. Und obgleich das Abendland in 7 Kreuzzügen gegen sechs Millionen Menschen opferte, so fiel doch nach 200 Jahren, im Jahre 1291, die letzte christliche Besitzung in Palästina den Türken wieder in die Hände. Der eigentliche Zweck der Kreuzzüge wurde nicht erreicht, doch sind sie wichtig in ihren Folgen gewesen. Das Ansehen der Päpsu und die Macht der Kirche wuchs ungemein. Viele Fürsten erweiterten ihre Hausmacht durch erledigte Lehen. Das Rittertum entwickelte sich zur vollsten Blüte. Die Macht der Städte wuchs zusehends durch den lebhaften Handelsverkehr. Viele Leibeigene kauften sich los, und der Bauernstand wurde freier. Die Völker traten sich näher; neue Länder, Pflanzen und Tiere wurden bekannt, fremde Sprachen studiert, die Werke der gelehrten Griechen und Araber durchforscht, den Malern und Dichtern neue G^enstände für ihre Kunst zugeführt. — Die Begeisterung für die christliche Religion, die Liebe zu ihrem göttlichen Stifter und zu der Stätte, wo er wirkte und die Erlösung vollbrachte, die Ausopferung, der Mut und die Heldentaten müssen immer Anerkennung finden, wenn die Vorsehung in ihrer Weisheit es auch nicht für gut erachtete, das Ziel erreichen zu lassen, welches sich die Menschen vorgesteckt hatten.
Io* Die heilige Elisabeth, Landgräfin von Thüringen
(f 1231)*
1. Ihre Jugend. Die heilige Elisabeth war die Tochter Andreas' Ii., Königs von Ungarn, und wurde 1207 wahrscheinlich zu Preßburg geboren. Als sie 4 Jahre alt war, erschien am Hofe ihres Vaters eine Gesandtschaft des Landgrafen Hermann von Thüringen. Dieselbe warb um die Hand der jungen Elisabeth für den 11jährigen Landgrafen Ludwig. Ihre Eltern willigten ein und gestatteten, daß die Gesandtschaft nach dem Wunsche des Landgrafen die kleine Prinzessin mit an den thüringischen Hof brachte, damit sie der Sitte der Zeit gemäß am Hofe des Verlobten erzogen würde. Dort war ihre Zeit zwischen Gebet, Almosengeben und Krankenpflege geteilt. Diesem Zuge ihres Herzens konnte sie ungestört folgen, solange der Landgraf Hermann lebte. Nach seinem Tode mußte sie wegen ihrer Frömmigkeit und ihres demütigen Sinnes und Wandels von ihrer Umgebung manche Kränkung erfahren. Der junge Landgraf nur würdigte und teilte ihren Sinn.
3*
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Tunis Palästina Ungarn
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die Armen, war er ein Muster der Ritterschaft. Das Streben seines Lebens war auf die Wiederherstellung der vollen Kaisergewalt gerichtet.
3. Seine Züge nach Italien. Nachdem Friedrich in Deutschland Ordnung geschafft und viele Raubburgen gebrochen, und selbst fürstliche Räuber durch die Strafe des „Hundetragens" beschimpft hatte, zog er nach Italien, um dort die reichen, unabhängigen Städte, voran das hochmütige Mailand, seiner Botmäßigkeit zu unterwerfen. Nach manchen Wechselfällen des Glückes wurde Mailand zerstört und die trotzige Bürgerschaft gezwungen, barfuß, mit Stricken um den Hals, Asche auf den Häuptern und Kreuzen in den Händen am Throne des Kaisers Unterwerfung zu geloben. Während jedoch Friedrich in Deutschland seine Regentenpflichten übte, wurde Mailand wieder aufgebaut und ein großer Städtebund gegen ihn zustande gebracht. Friedrich eilte mit Kriegsmacht nach Italien und stand den gerüsteten Feinden gegenüber.
Da versagte sein Jugendfreund, der übermütige Welfe Herzog Heinrich der Löwe, den Gehorsam, ungeachtet ihn Friedrich fußfällig um seinen Beistand ge- 16- ®tiebric^ Barbarossa, beten hatte. Die edle Kaiserin Beatrix soll ihren Gemahl aufgehoben und gesagt haben: „Stehet auf, lieber Herr, und gedenket dieses Tages und dieses Hochmutes, und Gott wird euch helfen!" Als der Welfe mit seinen Scharen dem Reichsheere fehlte, gelang es der todesmutigen Tapferkeit der Städter, das geschwächte Heer des Kaisers bei Legn an o zuletzt gänzlich zu besiegen (1176). Sogar der Kaiser stürzte mit seinem Rosse und verschwand im Getümmel. Erst nach vier Tagen, als die Kaiserin schon Trauerkleider angelegt hatte, erschien er, wie durch ein Wunder gerettet, bei den Seinen. Hierauf wurde in Venedig Waffenstillstand und später Friede geschlossen, worin zwar des Kaisers Oberhoheit anerkannt, den Städtern aber ihre Freiheiten gelassen wurden.
4. Bestrafung Heinrichs. Durch den Spruch der Reichsfürsten wurde Heinrich der Löwe nach viermaliger Vorladung in die Acht getan und seiner Länder verlustig erklärt. Bis ins dritte Jahr wehrte sich Heinrich, dessen Länder von den Alpen bis an die dänische Grenze reichten, da ward ihm die Hand des Kaisers zu schwer. In Erfurt warf er sich seinem tiefgekränkten Herrn und Freunde zu Füßen und erhielt zwar fein Erbland Braunschweig wieder, mußte aber drei Jahre in die Verbannung nach England gehen. Dort regieren noch heute seine Nachkommen. Vor dem Dome in Braunschweig steht ein eherner Löwe als Sinnbild seiner Macht. Bayern erhielt Otto von Wittelsbach, dessen Nachkommen dort noch auf dem Throne sitzen.
5. Die Fülle von Friedrichs Glück und Macht zeigte sich auf dem glänzenden Turnier und Volksfest zu M a i n z, an dem 40 000 Ritter, viele geistliche Herren und Abgesandte der Städte aus allen Gauen des Reiches teilnahmen. Um die Gäste zu beherbergen, hatte man auf der Rheinebene eine Zelt- und Bretterstadt errichtet. Auch auf seinem letzten Zuge nach Italien wurden dem Kaiser in dem beruhigten Lande überall die höchsten Ehren erwiesen. In Mailand vermählte er seinen Sohn Heinrich mit einer
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschland Italien Mailand Mailand Deutschland Mailand Italien Venedig Erfurt England Braunschweig Rheinebene Italien Mailand
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zeitig rotteten sich die Bauern in Thüringen unter Thomas Münzer und Pfeifer zusammen. Sie wurden aber bei Frankenhausen geschlagen und Münzer in Mühlhausen hingerichtet. In Münster trieben die Wiedertäufer tollen Unfug. Sie vertrieben den Bischof, führten Gütergemeinschaft ein und wollten die Kinder nicht mehr taufen lassen. Die Stadt wurde endlich erobert und die Urheber dieser Frevel mit dem Tode bestraft. Ihre Leichen wurden in drei eisernen Käfigen am Lambertusturme aufgehängt.
5. Der Schmalkaldische Krieg. Die Anhänger Luthers hatten auf dem Reichstage zu Speier gegen den Beschluß der Mehrheit Widerspruch erhoben oder protestiert und bekamen davon den Namen Protestanten. Bei allen Abkommen, die der Kaiser mit ihnen traf, war auf eine allgemeine Kirchenversammlung hingewiesen worden, durch welche die religiösen Streitfragen endgültig gelöst werden sollten. Im Jahre 1542 hatte der Papst Paul Iii. eine allgemeine Synode nach Trient ausgeschrieben, welche aber wegen der ausgebrochenen Kriege erst 1545 eröffnet wurde. Die Protestanten verweigerten aber jetzt ihre Teilnahme. Der Kaiser forderte sie noch einmal auf, sich zur Beilegung der Religionsstreitigkeiten einzufinden. Da sie nicht kamen, griff er zu den Waffen. Sein Bundesgenosse war Moritz von Sachsen. Siegreich drang er an der Elbe vor und nahm in der Schlacht bei Mühlberg (1547) beide Häupter der Schmalkaldischen Bundes, Philipp von Hessen und Joh. Friedr. von Sachsen, gefangen. Letzterer mußte auf die Kurwürde verzichten, ersterer wurde als Gefangener nach Gent geschickt. Moritz von Sachsen erhielt vom Kaiser die Kurwürde und ein großes Stück erobertes Land. Derselbe Moritz verbündete sich aber später mit Frankreich gegen den Kaiser. Er überraschte den kranken Kaiser in Innsbruck; doch konnte dieser noch entfliehen. Da ihm der Kaiser entgangen, plünderte er das kaiserliche Schloß und kehrte nach Passau zurück. In Passau schloß des Kaisers Bruder mit den Protestanten einen Vertrag, aus dem 1555 der Religionsfriede zu Augsburg hervorging. Durch denselben erhielten Katholiken und Protestanten gleiche Rechte und gleiche Religionsfreiheit. Nach so vielen Kämpfen und Enttäuschungen legte der kranke Kaiser seine Kronen nieder und zog sich in das spanische Kloster St. Inst zurück. Dort widmete er seine Zeit frommen Übungen, der Pflege des Gartens und der Anfertigung von Uhren. Wie die kräftige Waldluft seinen Körper stählte, so erfrischte sie auch seinen Geist. Er wurde heiterer, und mehr als einmal hörte man ihn sagen, er habe in St. Just an einem Tage mehr wahres Glück genossen, als ihm alle seine Triumphe bereitet hätten. Noch bei Lebzeiten ließ er sein feierliches Leichenbegängnis halten, wurde aber davon so erschüttert, daß er wenige Tage darauf starb.
6. Zustand in Brandenburg. In dieser Zeit war Joachim I. Kurfürst in Brandenburg. Sein Wahlspruch hieß: „Durch Gericht und Gerechtigkeit!" Mit großer Strenge bekämpfte er die Raubritter, welche wieder keck ihr Haupt erhoben hatten. An feine Tür schrieben sie: „Joachimchen, Joachimchen, hüte dich! sangen wir dich, so hangen wir dich." Sie legten ihm einen Hinterhalt, dem er nur durch die Warnung eines Bauern entging. In einem Jahre ließ er 70 dieser Räuber hinrichten. Als ihm ein Onkel schrieb, er solle nicht gegen den Adel seines Landes wüten, antwortete er: „Nicht adeliges, sondern nur Schelmenblut habe ich vergossen!" In Berlin gründete er das Kammergericht, das in Streitsachen den höchsten und letzten Spruch fällte. Die Juden verfolgte er und jagte sie aus dem Lande. Der Kirchentrennung war er feind. Dennoch breitete sich die
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griechischen Kaisertochter und brachte dadurch die schöne Insel Sicilien an sein Haus.
6. Friedrichs Kreuzzug und Tod (1190). Plötzlich kam die Kunde aus dem Morgenlande, daß der Sultan Saladin von Ägypten Jerusalem erobert hätte. Schmerz und Jammer ergriff alle Herzen im Abendlande. Da stellte sich der greise Kaiser an die Spitze eines auserlesenen Kreuzheeres und drang siegreich in Kleinasien vor. Ber dem Übergange über den Fluß Seleph ging der Zug dem Kaiser zu langsam über die Brücke; er sprengte mit dem Rosse in die Flut, wurde von den Wellen ergriffen und als Leiche an das User gebracht. Unbeschreiblich war die Trauer des Pilgerheeres. Klagen erfüllten bei Tage, und Fackeln erleuchteten schaurig bei Nacht das Lager. Die Leiche wurde in Antiochia beigesetzt. Das deutsche Volk aber glaubte nicht an den Tod des herrlichen Helden und versetzte ihn durch die Sage in den Kyffhäuserberg.
7. Der letzte Staufer (1268). Noch vier stausische Kaiser folgten. Der letzte Sproß des edlen Hauses war Konradin. Er wollte sein erbliches Königreich Unteritalien, das Karl von Anjou (spr. Angfchu) als Lehen an sich gebracht hatte, wieder erobern. Mit Jubel empfingen die Ghibellinen den herrlichen Jüngling. Aber nach einem anfänglichen Siege wurde sein beutedurstiges Heer von einem Hinterhalte überfallen und vernichtet. Konradin wurde nebst seinem Freunde Friedrich von Baden gefangen und an Karl ausgeliefert. Nur einer der Richter stimmte für seinen Tod; trotzdem wurde dies Urteil vollstreckt. Konradin saß mit seinem Freunde beim Schach, als ihm das Todesurteil vorgelesen wurde. Gefaßt bereitete er sich zum Tode. Aus dem Blutgerüste umarmte er seinen Freund, befahl feine Seele Gott und legte sein schönes Haupt auf den Block mit den Worten: „D Mutter, welchen Schmerz bereite ich dir!" Dann empfing er den Todesstreich. Sein Freund schrie auf in namenlosem Schmerze, dann fiel auch sein Haupt. Das Volk zerfloß in Tränen; Karl aber blieb kalt und regungslos. Später wurde ihm durch das Blutbad der ficilia-nifchen Vesper Sicilien, die Perle seines Reiches, entrissen.
12 Das Leben im Mittelalter.
1. Das Rittertum. Die Hauptstütze der Fürsten bei Kriegen waren die Ritter. Sie kämpften zu Roß und zu Fuß. Ein Panzer schützte Brust und Rücken, ein Helm das Haupt, ein Visier das Gesicht, die Schienen Arme und Beine. An der Seite hing das Schwert; die Hand schwang die Lanze; ein Schild war die Schutzwaffe. Die Füße schmückten goldene Sporen, den Schild ein Tierbild als Wappen, den Helm ein Zierat als Kleinod. Die Ritter mußten eine lange Schule durchlaufen. Im 7. Jahre wurden die Edelknaben an den Hof eines befreundeten Ritters gebracht, wo sie als Pagen bei der Tafel aufwarteten, ihren Herren die Steigbügel halten und die ersten Reitkünste erlernen mußten. Im 14. Jahre wurden sie durch Um-gürtung eines Wehrgehenks vor dem Altar wehrhaft gemacht und begleiteten nun ihre Herren als Knappen zu Jagd, Krieg und Festen. Hatten sie sich bewährt, so erfolgte meist im 21. Jahre die Aufnahme in den Ritterstand durch die Weihe des Ritterschlages. Gewöhnlich fastete der junge Ritter am vorhergehenden Tage und verbrachte die Nacht in der Kirche unter Andacht und Gebet. _ Nachdem er am Morgen die hl. Kommunion empfangen hatte, nahm er ein Bad, um anzudeuten, daß er rein von Flecken und Sünden eingehe in den Stand seiner Väter. Am Altar mußte er geloben, die Kirche
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrichs Saladin Konradin Konradin Karl_von_Anjou Karl Konradin Konradin Friedrich_von_Baden Friedrich Karl Karl Konradin Konradin Karl Karl
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Als diesen der Erzbischof erblickte, rief er: „Das ist Markgraf Waldemars Ring!" Sogleich ließ er den Pilger herauf führen und erkannte aus seinen Zügen, seiner Haltung und seinen Worten den totgeglaubten Waldemar. Dieser erzählte, daß er nicht gestorben, sondern, der sorgenvollen Regierung müde, in aller Stille nach dem gelobten Lande gepilgert sei. Dort habe er von der kläglichen Not seines Volkes gehört und sei nun heimgekehrt, um sie zu enden. Die Feinde Ludwigs und das Volk der Mark fielen dem vorgeblichen Waldemar zu. Nur Frankfurt, Spandau und Treuenbrietzen blieben Ludwig treu. Gegen seine Helfer erwies sich Waldemar sehr dankbar, indem er ihnen Landstriche und Gerechtsamen abtrat. Kaiser Karl erkannte ihn zuerst an; da er sich aber später mit Ludwig aussöhnte, erklärte er ihn für einen Betrüger, und Ludwig eroberte die abgefallenen Städte bald zurück. Er hatte aber alle Freude an der Mark verloren, überließ sie seinen Brüdern Ludwig dem Römer und Otto dem Faulen und zog sich nach seinem schönen Tirol zurück. Der falsche Waldemar starb in Dessau und wurde fürstlich bestattet. Er soll ein Knappe,,Waldemars, der Müller Jakob Rehbock, gewesen und wegen seiner Ähnlichkeit mit Waldemar zu dem Betrüge benutzt worden sein.
Otto dem Faulen, dem kläglichsten Fürsten, der je ein Land regiert hat, wußte der schlaue Kaiser Karl Iv. die Mark durch allerlei List aus den Händen zu reißen, um seinen Sohn Wenzel damit zu belehnen (1373).
16. Die Mark unter den Luxemburgern (1373—1415)*
1. Karl Iv. tut deutschen Reiche. Er wußte überall seinen Vorteil wahrzunehmen. Dem deutschen Reiche war er ein Stiefvater. Im Jahre 1355 empfing er in Rom die Kaiserkrone. In dieser Zeit wurden die Gemüter durch große Schrecknisse, wie Hungersnot, Erdbeben, Heuschreckenschwärme und den „schwarzen Tod" erschüttert. Letzterer war eine Pest, die wie ein Würgengel Europa durchzog und ein Drittel aller Menschen wegraffte. Weil das entsetzte Volk meinte, die Juden hätten sie durch Vergiftung der Brunnen erzeugt, so wurden dieselben grausam verfolgt. Solche Schrecknisse brachten eine ungewöhnliche Aufregung hervor; in ganz Deutschland bildeten sich Bruderschaften, um durch strenge Bußwerke die Gnade des Himmels zu erflehen. Sie zogen von Stadt zu Stadt und zerschlugen sich Brust und Rücken mit eisernen Geißeln, weshalb sie auch Flagellanten (Geißler) hießen. Dabei sangen sie den Gesang:
Stabat mater zu Ehren Mariä, oder den Trauergesang: Dies irae. Weil aber die Flagellanten aus- 22- Karl v. arteten und sich Irrtümer und Frevel zu schulden kommen ließen, so machte die Kirche ihrem Wesen ein Ende. — Karl Iv. setzte durch die goldene
Bulle (1356) fest, daß 7 Kur- oder Wahlfürsten den Kaiser wählen
sollten, und zwar 3 geistliche: die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, und 4 weltliche: der König von Böhmen, der Pfalzgraf am Rhein, der Herzog von Sachsen und der Markgraf von Brandenburg. Von dem angehängten goldenen Siegel (Bulle) erhielt dieses Reichsgrundgesetz den Namen goldene Bulle.
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