199
vollendet. Der Leichnam des heiligen Bonifacius wurde anfangs
nach Utrecht, dann auf Bitten des Erzbischofs Lullus nach Mainz
gebracht. Da es aber der Wille des Verstorbenen war, zu Fulda
begraben zu werden, und der Abt Sturm deßwegen nach Mainz kam,
um an diesen Willen des Verstorbenen zu erinnern, so wurde der
Leichnam unter der Begleitung unermeßlicher Schaaren von Trauern-
den nach Fulda gebracht und mit der größten Feierlichkeit da bei-
gesetzt, wo jetzt der Haupteingang der Domkirche ist. Hepp.
13. Kavl der Große.
Karl hatte ein ehrfurchtgebietendes A e u ß e r e. Er war sieben
Fuß groß und dabei so stark, daß sein kaiserlicher Ornat einen
Mann unserer Tage zu Boden drücken würde. Auf seiner Stirne,
dem Abbilde seiner hohen und erhabenen Gedanken, thronte Maje-
stät. Sein Angesicht war heiter; er hatte große und lebhafte Augen
und einen durchbohrenden Blick, wenn er zornig war. Sein Gang
war fest, seine durchaus männliche Haltung verkündete den Helden,
den mächtigen Weltbeherrscher.
Obschon Karl bei feierlichen Gelegenheiten, besonders beim
Empfang der Fürsten und Gesandten barbarischer Nationen, mit
einer beinahe morgenländischen Pracht sich umgab, so liebte er doch
für sich die Einfachheit. Seine Kleidung war die vaterländische,
wie der gemeine Franke trug er Wams und Hose von Leinen, dar-
über einen Rock mit seidener Borte eingefaßt. Des Winters deckte
ein Wams von Otterfellen Brust und Schultern. Stets war er
mit einem Schwerte umgürtet, dessen Griff und Wehrgehenk von
Gold war und das ein solches Gewicht hatte, daß ein Mann unserer
Tage es nur mit Mühe heben könnte. Bei festlichen Gelegenheiten
ging er mit einem golddurchwirkten Rocke, in Schuhen mit Edel-
steinen besetzt, in einem Mantel, den eine goldene Spange zusammen-
hielt, und mit einem Diadem von Gold und Edelsteinen geschmückt
einher. — Die eitlen Kleider seiner Umgebung waren dem einfachen
Manne zuwider. Eines Tages lud er seine Hofleute zur Jagd ein
und befahl ihnen, im besten Schmucke zu erscheinen. Es war aber
ein kalter Tag und regnete, heftig, daß es den Eitlen trübselig er-
ging. Als man nach Hause kam, sprach Karl scherzhaft: „Bis
zum Schlafengehen darf keiner seinen Pelz ausziehen, damit sie
besser auf dem Leibe trocknen." Beim Schlafengehen brachen die
gedorrten und zusammengeschrumpften Kleider wie dürres Reis.
Am anderen Morgen mußten sie in denselben Kleidern erscheinen.
Karl ließ nun seinen Schafpelz ausreiben und hinbringen; der hatte
seinen alten Glanz wieder. „Ihr Narren," sprach er, „wo gibt's
wohl ein köstlicheres Pelzwerk und das kostet mich kaum einen Gul-
den, eure dagegen viele Pfund Silbers."
Wie Karl einfach war in der Kleidung, so war er auch mäßig
in Speise und Trank. Die Trunkenheit verabscheute er höchlich.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Franke Karl Karl Karl Karl Karl Karl
286
Zahl der bald nachfolgenden Jungen angemessen ist, wird vom Vogel
das Nest gebaut. Ein Pärchen verrichtet, se nach der Art, dabei alle
Arbeiten; bald verfahren die Vögel grabend und minirend, bald
mauernd, da flechtend, dort webend, einmal nähend oder kittend, ein
ander Mal in Holz arbeitend, und so entsteht eine Vielfachheit von
Formen der Nestern, daß man darüber erstaunt. Kein Vogel wird
irre in der Wahl des seiner Art gebräuchlichen Materials und der
Weise, die Werkstückchen zu ordnen; daher baut der Rabe in diesem
Jahre eben so, wie feine Vorältern zur Zeit der Sündfluth, und der
einsährige Vogel, der nie ein Nest bauen sah, weicht nicht von dem
Plane seiner Aeltern, die deren schon mehrere Frühlinge bauten.
Wer gibt den Vögeln aber den Bauriß und woher nehmen ste die
Werkzeuge zu ihrer Arbeit? Beide erhielten ste vom Schöpfer; ste
zahlen kein Lehrgeld und kaufen Nichts von den zahlreichen Hand-
werksgeräthen unserer Bauleute und doch geht ihre Arbeit handwerks-
gerecht; was Augenmaß anbelangt, so soll es ihnen Einer nach-
machen. Wir wollen nicht die Künstler im Nesterbauen aus fernen
Gegenden nennen und erzählen, daß z. B. der Schneidervogel in Ost-
indien sogar die Blätter der Bäume zusammenheftet und seiner Nach-
kommenschaft ein hängendes Häuschen verfertigt, obwohl es ein
artiges Kunststückchen ist; unser Buchfink, um einen recht bekannten
Vogel zu nennen, ist in seiner Art ebenso bewundernswerth. Der-
selbe legt das Fundament zum Neste in eine Baumgabel, indem er
das herbeigetragene Moos mit den Füßen festtritt; darauf schichten
Männchen und Weibchen weiteres Material in runder Form darauf,
das Weibchen setzt sich in den angefangenen Bau, legt äußerst ge-
wandt mit dem Schnabel alle Hälmchen und Stengelchen in Ordnung,
und nun dem Ganzen die rechte Rundung zu geben, dreht es sich
schnell darin herum. Dabei dienen ihm der emporgerichtete Schwanz,
die Brust und Kehle fast in eben der Weise, wie dem Töpfer die
Hand oder sein Geräthe an der Drehscheibe, und die Zirkelform des
Finkennestchens wird der einer Obertasse wenig nachstehen. Die
fleißige Baumeisterin wird dabei nöthigenfalls von dem Männchen
abgelöst; doch nimmt dieses an der feineren Ausführung des Nestes
weniger Theil, trägt dagegen desto fleißiger herbei, was noth thut.
Die innere Bekleidung und Ausstattung des Nestes wird von den
meisten Vögeln mit Sorgfalt vorgenommen, damit die Jungen weich
liegen. Allen diesen Geschäften unterzieht sich der Kuckuck nicht, wel-
cher seme Eier in die Nester anderer Vögel legt.
13. Die Wasservögel.
Auf dem ruhigen Spiegel des Teiches, den die hängenden Aeste
der Trauerweide beschauen, wie auf dem eilenden Mühlbache mit der
Erlen- und Weideneinfassung rudert das geschäftige Volk der Enten
und Gänse und taucht behende unter, die Wasserpflanzen oder an-
dere Nahrung vom Grunde zu langen. Während einzelne das Wasser
nach allen Richtungen befahren, ist eine Schaar am Ufer beschäftigt,
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]