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gen Getreuen in den dichtesten Haufen der hereinbrechenden Osmanen,
macht Alles, was er mit seinem Schwert erreichen kann, nieder, und
hält, mit Wunden bedeckt, fast allein noch den Kampf eine Weile aus.
Er wollte das Unglück seines Hauses und die Schmach dieses Tages
nicht erleben, und wich keinen Fuss breit von der Stelle. Nur hätte er
gern den Todesstoss nicht von den Schwertern dieser Ungläubigen, son-
dern von der Hand eines Christen gehabt. „Ist kein Christ hier?" rief
er in wehmüthiger Verzweiflung, als ihm das Blut schon in Strömen von
Händen und Füssen floss und seine Getreuen rund um ihn herum als
Leichen den Boden bedeckten; „ist keiner hier, der mir das Haupt ab-
schlage?" — Da dringen drei Janitscharen zu gleicher Zeit auf ihn ein;
der eine zerfleischt ihm von vorn das Gesicht, der zweite spaltet ihm
das Haupt und der dritte gibt ihm den Todesstoss in den Nacken. Da
sich der Kaiser vorher der Zeichen seiner Würde entkleidet hatte, so
blieb sein Körper von Niemand erkannt, unter den Leichen der übrigen
Erschlagenen liegen. Das war das Ende des letzten Beherrschers des by-
zantinischen Reiches, Constantin Dragases, welcher damals kaum
sein vierzigstes Jahr überschritten hatte und schon durch die Art, wie er
das Unglück seines Reiches, welches, gleichsam das traurige Erbtheil der
Jahrhunderte, auf ihm lastete, zu ertragen wusste, den Bessern seines
Stammes würdig zur Seite steht. Im Innern der Stadt dauerte indessen
das Blutbad fort. Denn die Osmanen machten anfangs in dem Glauben,
dass die Besatzung wenigstens So,000 Mann stark gewesen sein müsse,
Alles nieder, was ihnen begegnete. Erst als sie ihres Irrthums inne
wurden, zogen sie es vor, lieber die ganze Bevölkerung in Fesseln zu
schlagen und in die Sclaverei zu schleppen. Wer in den Häusern oder
in den Strassen den Osmanen in die Hände fiel, wurde auf der Stelle
in Fesseln geschlagen und in s Lager geschickt. Eine ganze Prozession
von Männern und Weibern, welche, vielleicht kaum ahnend, dass der
Untergang der Stadt so nahe sei, eben in Festkleidern und mit Wachs-
kerzen ausgezogen war, um das Fest der heiligen Theodosia, welches auf
den 29. Mai fiel, feierlich zu begehen, theilte dieses Schicksal. Im Gan-
zen sollen mehr als 60,000 Seelen zu Sclaven gemacht worden sein.
Nur wer nach den Schiffen oder nach Galata entkommen konnte, rettete
sich für den Augenblick. Jedoch war dieses Glück nur Wenigen be-
schieden; denn alle Schiffe ergriffen auf die Kunde von dem Falle der
Stadt in solcher Verwirrung die Flucht, dass mehrere Fahrzeuge, auf
welchen sich in der ersten Bestürzung Alles zusammengedrängt hatte,
noch in der Nähe des Hafens unter der Last ihrer Ladung untergingen;
die meisten erreichten fast leer das offene Meer. Erst in den Mittags-
stunden des 29. Mai, als sein Heer der Stadt schon völlig Meister war,
hielt Mohamed, umgeben von seinen Vezieren und Leibwachen, lauter Leu-
ten von herkulischem Körperbau, seinen Einzug in Konstantinopel. Nicht
ohne Staunen weilte er in den prachtvollen Räumen der Sophienkirche,
liess die noch mit der Zerstörung dieses Heiligthums beschäftigten Sol-
daten daraus vertreiben und verrichtete sein Gebet auf dem Hochaltar.
Dann war seine erste Sorge, sich nach dem Schicksale des Kaisers zu
erkundigen. Dennoch ging das Gerücht, er sei nicht im Kampfe gefal-
len, sondern entweder noch in der Stadt verborgen oder mit den Schif-
fen entkommen. Der Leichnam ward aber bald, noch an der kaiserli-
chen Fussbekleidung erkenntlich, von zwei Janitscharen, welche ihn nie-
dergehauen haben wollten, an dem Orte gesunden, wo er gefallen war,
und das bluttriefende Haupt zu den Füssen des Sultans niedergelegt.
Er liess es den Tag über auf einer Säule zur Schau ausstellen, am
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Extrahierte Personennamen: Constantin_Dragases Constantin Mohamed
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vollendet. Der Leichnam des heiligen Bonifacius wurde anfangs
nach Utrecht, dann auf Bitten des Erzbischofs Lullus nach Mainz
gebracht. Da es aber der Wille des Verstorbenen war, zu Fulda
begraben zu werden, und der Abt Sturm deßwegen nach Mainz kam,
um an diesen Willen des Verstorbenen zu erinnern, so wurde der
Leichnam unter der Begleitung unermeßlicher Schaaren von Trauern-
den nach Fulda gebracht und mit der größten Feierlichkeit da bei-
gesetzt, wo jetzt der Haupteingang der Domkirche ist. Hepp.
13. Kavl der Große.
Karl hatte ein ehrfurchtgebietendes A e u ß e r e. Er war sieben
Fuß groß und dabei so stark, daß sein kaiserlicher Ornat einen
Mann unserer Tage zu Boden drücken würde. Auf seiner Stirne,
dem Abbilde seiner hohen und erhabenen Gedanken, thronte Maje-
stät. Sein Angesicht war heiter; er hatte große und lebhafte Augen
und einen durchbohrenden Blick, wenn er zornig war. Sein Gang
war fest, seine durchaus männliche Haltung verkündete den Helden,
den mächtigen Weltbeherrscher.
Obschon Karl bei feierlichen Gelegenheiten, besonders beim
Empfang der Fürsten und Gesandten barbarischer Nationen, mit
einer beinahe morgenländischen Pracht sich umgab, so liebte er doch
für sich die Einfachheit. Seine Kleidung war die vaterländische,
wie der gemeine Franke trug er Wams und Hose von Leinen, dar-
über einen Rock mit seidener Borte eingefaßt. Des Winters deckte
ein Wams von Otterfellen Brust und Schultern. Stets war er
mit einem Schwerte umgürtet, dessen Griff und Wehrgehenk von
Gold war und das ein solches Gewicht hatte, daß ein Mann unserer
Tage es nur mit Mühe heben könnte. Bei festlichen Gelegenheiten
ging er mit einem golddurchwirkten Rocke, in Schuhen mit Edel-
steinen besetzt, in einem Mantel, den eine goldene Spange zusammen-
hielt, und mit einem Diadem von Gold und Edelsteinen geschmückt
einher. — Die eitlen Kleider seiner Umgebung waren dem einfachen
Manne zuwider. Eines Tages lud er seine Hofleute zur Jagd ein
und befahl ihnen, im besten Schmucke zu erscheinen. Es war aber
ein kalter Tag und regnete, heftig, daß es den Eitlen trübselig er-
ging. Als man nach Hause kam, sprach Karl scherzhaft: „Bis
zum Schlafengehen darf keiner seinen Pelz ausziehen, damit sie
besser auf dem Leibe trocknen." Beim Schlafengehen brachen die
gedorrten und zusammengeschrumpften Kleider wie dürres Reis.
Am anderen Morgen mußten sie in denselben Kleidern erscheinen.
Karl ließ nun seinen Schafpelz ausreiben und hinbringen; der hatte
seinen alten Glanz wieder. „Ihr Narren," sprach er, „wo gibt's
wohl ein köstlicheres Pelzwerk und das kostet mich kaum einen Gul-
den, eure dagegen viele Pfund Silbers."
Wie Karl einfach war in der Kleidung, so war er auch mäßig
in Speise und Trank. Die Trunkenheit verabscheute er höchlich.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Franke Karl Karl Karl Karl Karl Karl