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6. Fabricius.
Zn dem Kriege, den die Römer gegen die Tarentiner und ihren Ver-
bündeten, den König Pyrrhus von Epirus führten, zeichnete sich der
Römer Fabricius durch seine Tugenden aus. Er befand sich bei der
Gesandtschaft, welche die Römer an Pyrrhus schickten. Schon vorher war
er dem Könige als ein Mann geschildert worden , der bei der höchsten Ar-
muth wegen seiner Rechtschaffenheit und Tapferkeit zu Rom in der größten
Achtung stände. Pyrrhus nahm ihn freundlich auf und bat ihn, ein reiches
Geschenk, wofür er keine niederträchtige Gefälligkeit verlange, blos als ein
Zeichen seiner Hochachtung und Gastfreundschaft anzunehmen. Fabricius
schlug cs aus. Am folgenden Tage wollte Pyrrhus die gerühmte Geistes-
gegenwart des Mannes auf die Probe stellen. Er ließ zu dem Ende vorher
insgeheim seinen größten Elephanten, ein Thier, deßgleichcn Fabricius nie
gesehen hatte, hinter einen Vorhang führen. Rach geendeter Unterredung
gab er ein Zeichen, der Vorhang ward weggezogen und der Elephant
streckte mit einem entsetzlichen Gebrüll seinen Rüssel über des Römers
Kopf hin. Pyrrhus beobachtete begierig die Mienen des Fabricius, aber
dieser wandte sich gelassen um und sagte lächelnd: „So wenig mich gestern
dein Geld gereizt hat, so wenig schreckt mich heute dein Elephant." Noch
verschiedene Versuche machte Pyrrhus, diesen heldenmüthigen Mann zu
bewegen, als sein Freund und erster Feldherr bei ihm zu bleiben, die bei
einem Römer natürlich nichts fruchteten. Um ihm indeß einen Beweis
seiner Achtung zu geben, erlaubte er sämmtlichen römischen Gefangenen,
zu dem bevorstehenden Feste der Saturnalien nach Rom zu gehen, dort mit
den Ihrigen fröhlich zu sein und sich nachher wieder in seinem Lager als
Gefangene einzustellen. Siegingen und kehrten zur festgesetzten Frist zurück;
ja der Senat setzte Todesstrafe darauf, wenn Jemand von ihnen zurückbliebe.
Als Fabricius das Zahr darauf als Cónsul mit seinen Collegen das
Heer wider den Pyrrhus führte, erhielt er einen Brief von des Königs
gewissenlosem Leibarzte, worin dieser sich erbot, seinen Herrn gegen eine
angemessene Belohnung zu vergiften. Die Consuln sandten sogleich den
Brief dem Pyrrhus, der vor Erstaunen ausrief: „Eher könnte die Sonne
von ihrem Lauf abgelenkt werden, als Fabricius vom Wege der Recht-
schaffenheit." Er strafte den Arzt, wie cr's verdiente, und sandte den Rö-
mern zur Dankbarkeit alle Gefangenen ohne Lösegeld zurück. Zugleich bot
er von neuem Frieden an, erhielt aber die vorige Antwort: erst müsse er
Italien verlassen, ehe an Verträge zu denken sei. Für die Gefangenen erhielt
er eben so viele gefangene Samniter und Tarentiner zurück. Becker.
7. Regulus.
Die Carthager hatten in einem blutigen Treffen das römische
Heer aufgerieben und den römischen Feldherrn Regulus gefangen ge-
nommen. Des Krieges satt, hofften sie nach den jüngst erhaltenen
Vortheilen die Römer billiger denn vorher zu finden und be-
schlossen, Gesandte nach Rom zu schicken, welche theils neue Friedens-
vorschläge thun, theils über die Auswechselung der Gefangenen unter-
handeln sollten. Regulus, der jetzt schon vier Jahre in Ketten und
Banden unter ihnen geschmachtet hatte, glaubten sie, würde der
Brauchbarste zu diesem Geschäfte sein. Der langen Einsperrung
müde, hofften sie, würde er sein Möglichstes thust, um seine Lands-
leute zur Schließung eines Friedens zu bewegen, der seiner mühe-
seligen Gefangenschaft ein Ende machen würde. In dieser Erwartung
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vollendet. Der Leichnam des heiligen Bonifacius wurde anfangs
nach Utrecht, dann auf Bitten des Erzbischofs Lullus nach Mainz
gebracht. Da es aber der Wille des Verstorbenen war, zu Fulda
begraben zu werden, und der Abt Sturm deßwegen nach Mainz kam,
um an diesen Willen des Verstorbenen zu erinnern, so wurde der
Leichnam unter der Begleitung unermeßlicher Schaaren von Trauern-
den nach Fulda gebracht und mit der größten Feierlichkeit da bei-
gesetzt, wo jetzt der Haupteingang der Domkirche ist. Hepp.
13. Kavl der Große.
Karl hatte ein ehrfurchtgebietendes A e u ß e r e. Er war sieben
Fuß groß und dabei so stark, daß sein kaiserlicher Ornat einen
Mann unserer Tage zu Boden drücken würde. Auf seiner Stirne,
dem Abbilde seiner hohen und erhabenen Gedanken, thronte Maje-
stät. Sein Angesicht war heiter; er hatte große und lebhafte Augen
und einen durchbohrenden Blick, wenn er zornig war. Sein Gang
war fest, seine durchaus männliche Haltung verkündete den Helden,
den mächtigen Weltbeherrscher.
Obschon Karl bei feierlichen Gelegenheiten, besonders beim
Empfang der Fürsten und Gesandten barbarischer Nationen, mit
einer beinahe morgenländischen Pracht sich umgab, so liebte er doch
für sich die Einfachheit. Seine Kleidung war die vaterländische,
wie der gemeine Franke trug er Wams und Hose von Leinen, dar-
über einen Rock mit seidener Borte eingefaßt. Des Winters deckte
ein Wams von Otterfellen Brust und Schultern. Stets war er
mit einem Schwerte umgürtet, dessen Griff und Wehrgehenk von
Gold war und das ein solches Gewicht hatte, daß ein Mann unserer
Tage es nur mit Mühe heben könnte. Bei festlichen Gelegenheiten
ging er mit einem golddurchwirkten Rocke, in Schuhen mit Edel-
steinen besetzt, in einem Mantel, den eine goldene Spange zusammen-
hielt, und mit einem Diadem von Gold und Edelsteinen geschmückt
einher. — Die eitlen Kleider seiner Umgebung waren dem einfachen
Manne zuwider. Eines Tages lud er seine Hofleute zur Jagd ein
und befahl ihnen, im besten Schmucke zu erscheinen. Es war aber
ein kalter Tag und regnete, heftig, daß es den Eitlen trübselig er-
ging. Als man nach Hause kam, sprach Karl scherzhaft: „Bis
zum Schlafengehen darf keiner seinen Pelz ausziehen, damit sie
besser auf dem Leibe trocknen." Beim Schlafengehen brachen die
gedorrten und zusammengeschrumpften Kleider wie dürres Reis.
Am anderen Morgen mußten sie in denselben Kleidern erscheinen.
Karl ließ nun seinen Schafpelz ausreiben und hinbringen; der hatte
seinen alten Glanz wieder. „Ihr Narren," sprach er, „wo gibt's
wohl ein köstlicheres Pelzwerk und das kostet mich kaum einen Gul-
den, eure dagegen viele Pfund Silbers."
Wie Karl einfach war in der Kleidung, so war er auch mäßig
in Speise und Trank. Die Trunkenheit verabscheute er höchlich.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Franke Karl Karl Karl Karl Karl Karl
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schickten sie ihn mit ihren Gesandten nach Rom, doch nicht, ohne ihm
vorläufig das Versprechen abgenommen zu haben, daß er, im Falle
er nichts ausrichtete, in sein Gefängniß zurückkehren wolle. Man gab
ihm sogar zu verstehen, daß sein Leben von dem Erfolge dieser Unter-
handlungen abhinge. Regulus kam in seine Vaterstadt und rieth zum
Erstaunen Aller nicht zum Frieden, sondern zum Krieg. Er versicherte
den Senat, daß die Hilfsquellen der Carthager erschöpft, daß der
Adel uneins und das Volk der Beschwerden des Krieges müde sei;
daß ihre besten Feldherrn in der Gewalt der Römer wären, während
Carthago nur den Auswurf des römischen Heeres besitze; daß Noms
Vortheil nicht nur, sondern auch sogar seine Ehre die Fortsetzung des
Krieges erfordere, indem ihre Altvordern nie anders, denn als Sieger,
Frieden geschlossen hätten.
Ein so unerwarteter Vortrag verwirrte den Senat nicht wenig.
Er sah die Richtigkeit desselben ein, allein er sah auch die Gefahren,
denen der edelmüthige Greis sich dadurch preis gäbe; er schien von
der Nützlichkeit des fernern Krieges überzeugt, die einzige Schwierigkeit
war nur, Denjenigen zu retten, der zur Fortsetzung desselben gerathen
hatte; er bedauerte und bewunderte einen Mann, der wider sein
eigenes Privatinteresse so viel Beredsamkeit verschwendet hatte, und
konnte sich nicht zu einer Maßregel entschließen, die mit dessen Unter-
gang enden müsse. Aus dieser Verlegenheit riß Regulus ihn heraus,
indem er allen weiteren Unterhandlungen ein Ende machte, aufstand
und sich rüstete, zu seinem Kerker zurückzukehren. Umsonst fleheten
der Senat und seine theuersten Freunde ihn an, zu bleiben. Umsonst
füllten sein Weib und seine kleinen Kinder die Stadt mit ihrem Klag-
geschrei und baten nur um den einzigen Trost, ihn sehen zu dürfen.
Standhaft beharrte er auf Erfüllung seines Versprechens, und wie-
wohl der Martern sattsam kundig, die bei seiner Rückkehr seiner
harrten, schied er, ohne die Seinigen zu umarmen oder von seinen
Freunden Abschied zu nehmen, von dannen und zog mit den Gesandten
nach Carthago zurück. Nichts glich der Wuth und Befremdung der
Carthager, als sie von ihren Gesandten erfuhren, daß Regulus, statt
den Frieden zu befördern, die Fortsetzung des Krieges bewirkt habe. Mit
den auserlesensten Martern beschlossen sie seine große That zu vergelten.
Sie schnitten ihm die Augenlieder ab und stürzten ihn in seinen dunklen
Kerker zurück. Dann mit einmal stellten sie sein entblößtes Angesicht
den stechenden Sonnenstrahlen bloß. Dann verspündeten sie ihn in
ein Faß, das nach innen mit spitzen Nägeln ausgeschlagen war, und in
dieser martervollen Lage ließen sie ihn umkommen.
Goldsmith nach Kosegartens Uebersetzung.
8. Cäsar’s Tod.
Der Rest von dieses ausserordentlichen Mannes Leben ward zum
Nutzen seines Vaterlandes verwandt. Er schmückte die Stadt mit
prächtigen Gebäuden, schickte Colonien ab, um Carthago und Corinth
wieder aufzubauen. Er unternahm es, verschiedene Berge in Italien
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