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und auf der Erde verbreiteten, sie auch immer schlimmer wurdet^
so, daß Gott endlich Alle, mit Ausnahme des gerechten Noah, von
der Erde zu vertilgen beschloß, was auch durch eine große Ueber-
schwemmung, die Sündfluth, geschah.
Ueber dies Ereigniß stimmen die Sagen vieler Völker,
selbst der Indianer in Amerika, überein. Noah hatte sich und die
Seinigen, sowie ein Paar von jeder Gattung der Thiere durch die
Erbauung eines großen Schiffes, Arche genannt, gerettet, indem er
dasselbe beim Beginne der Fluth bestieg, wie ihm Gott befohlen
hatte. Nachdem das Wasser, welches die höchsten Berge 15 Ellen
hoch bedeckt hatte, wieder gefallen und die Erde trocken geworden
war, zog Noah mit den Seinigen vom Gebirge Ararat in Arme-
nien, wo die Arche stehen blieb, an den untern Euphrat, in das
weidenreiche Babylonien hinab. — Da sich die Menschen aber bald
wieder sehr vermehrten, so wurden sie hierdurch genöthigt, sich wei-
ter zu zerstreuen. Um aber ihre erste Heimat immer wieder finden
zu können, wollten sie zuvor einen Thurm bauen, der überall ge-
sehen werden könnte und ihnen zum Vereinigungspunkte dienen sollte.
Durch die Sprachverwirrung, welche Gott unter ihnen entstehen ließ,
wurde das thörichte Unternehmen vereitelt, und die Menschen zer-
streuten sich und bevölkerten nach und nach alle Gegenden der Erde.
In der Folge traten die Menschen in größere Gesellschaften
zusammen, wählten sich ein gemeinschaftliches Oberhaupt und bilde-
ten endlich Staaten und Reiche, die wir in Folgendem näher kennen
lernen wollen.
Asiatische Völker.
1. Die Indier und Chinesen.
Die Indier waren dem ursprünglichen Wohnsitze der Menschen,
den Gegenden zwischen den Flüssen Indus und Ganges am näch-
sten geblieben. Sie waren von jeher in gewisse Volksklassen oder
Kosten getheilt, nämlich 1) in Priester und Gelehrte; 2) in Krie-
ger; 3) in Kaufleute und Ackerbauer; 4) in Handwerker und Die-
nende. Außer diesen giebt es jetzt noch eine fünfte, von allen Menschen
gemiedene und verachtete Klasse, die Paria's, die nicht einmal bei
den andern Menschen wohnen dürfen, weil diese glauben, daß sie
dadurch entehrt wären. Dieses Kastenwesen, wonach der Sohn
immer den Stand und Beruf seines Vaters auch zu dem seinigen
machen muß, gleichviel ob er Lust und Fähigkeiten dazu besitzt, oder
nicht, hat von jeher die Fortschritte der Kultur in diesem Lande ge-
hindert, und die Indier sind darum, obgleich reich an Gebiet und
Bewohnern, zu einem Volke herabgesunken, das keine große Bedeut
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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57
tung mehr hat, und das jetzt größtentheils durch Engländer, Fran-
zosen, Portugiesen und Dänen beherrscht wird.
Die Lebensart der Indier, besonders der Vornehmen, ist sehr
einfach und mäßig. Die Volksmasse ist, obschon das Land Ueber-
flnß an Wildpret, Fischen, saftigen Früchten, Gewürzen und Me-
tallen hat, dennoch sehr arm. Der indische Gewerbefleiß erzeugt
vorzügliche Baumwollenstofse, Metallwaaren und Elsenbeinarbeiten.
Die Chinesen wohnen noch weiter gegen Osten, als die In-
dier. Sie waren schon in alten Zeiten ein gebildetes Volk und
kannten vielerlei Künste und Wissenschaften; allein sie sind seit langer
Zeit in denselben nicht weiter vorgerückt, weil sie von jeher den
Umgang mit andern Völkern vermieden. Um ihr Land nämlich ganz
von den Nachbarländern abzuschließen, und um sich zugleich gegen
die räuberischen Einfälle der Mongolen zu sichern, bauten sie gegen
die Mongolei und Tungnsien hin eine 300 Meilen lange Mauer.
Diese läuft über die Spitzen der höchsten Berge, zieht sich durch die
tiefsten Thäler und ist in ungeheuer großen Bogen über die breite-
sten Flüsse geführt. An wichtigen Stellen ist sie doppelt, ja manch-
mal dreifach, und von 300 zu 300 Fuß sind kolossale Thürme zur
Vertheidigung gegen die heranrückenden Feinde errichtet.
Das chinesische Reich umfaßt den zehnten Theil der ganzen
Erdoberfläche, und die Zahl seiner Bewohner macht beinahe den
dritten Theil der ganzen Menschheit ans. Es ist also nach Ruß-
land das größte Reich, enthält aber über dreimal so viele Menschen,
als jenes. Dennoch gehört China, wie fast alle asiatische Staaten,
zu den abgelebten Ländern, die ihren Glanzpunkt längst überdauert
haben.
2. Die Babylonier, Assyrer und Meder.
Die Bewohner des Landes zwischen dem Euphrat und Ti-
gris hatten lange Zeit in Friede und Ruhe, Ackerbau und Vieh-
zucht treibend, neben einander gewohnt; da fiel Nimröd, ein Enkel
von Cham, mit einer wilden Horde aus Arabien kommend, in
Babylonien ein und eroberte das Land. Dies bewog einen Theil
der Einwohner, aus dem Stamme Assur, das Land zu verlassen.
Sie zogen über den Tigris und gründeten dort das Reich Assyrien,
das jetzige Kurdistan, über welches Ninus die Herrschaft errang.
Er gründete die große Stadt Ninive und eroberte bald auch das
benachbarte Babylonien (2100 v. Chr.).
Nach seinem Tode herrschte seine Gemahlin, die durch Muth
und Klugheit ausgezeichnete S emiramis, über beide Länder. Sie
verschönerte Babylon durch die großartigsten Bauten. Die Mauern
der Stadt hatten 12 Meilen im Umfang, waren 100 Ellen hoch
und so dick, daß auf denselben drei Streitwagen neben einander
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Muth
Extrahierte Ortsnamen: Mongolei China Cham Babylonien Assur Assyrien Kurdistan Ninive Babylonien
326
hieher in die Verbannung schickt. Wegen seinem rauhen und kalten
Klima ist das Land nur von dritthalb Millionen Menschen bewohnt.
Die bedeutendsten Städte sind Tobolsk und Irkutsk. Südlich von
diesem Land liegt
2) China, wozu auch Tübet, Turfan, die Mongolei und
Mandschurei gehören. Es ist nach Rußland das größte Reich der
Erde, übertrifft aber dasselbe weit an Volkszahl; denn es enthält an
300 Millionen Einwohner, also beinahe ein Drittheil der ganzen
Menschheit. Unter 1600 Städten, die das Land enthält, ist die
Hauptstadt Peking dkd größte, denn sie hat so viele Einwohner,
als London.
3) Japan, ein großes, ans lauter Inseln bestehendes Reich,
hat Jeddo zur Hauptstadt, welche fast so groß ist, als Peking.
Die Japanesen sollen nach Berichten von Reisenden Ackerbau und
Viehzucht, sowie verschiedene Gewerbe und Künste sehr gut verstehen
und betreiben.
4) Hinter- und Vorderindien, gemeiniglich Ostindien genannt,
sind zwei große, dichtbevöllerte Länder, von welchen ein großer Theil
den Engländern gehört. Nebstdem enthält Hinterindien auch
das Birmanenreich und die Kaiserreiche Anam, Siam und Ascham.
Im Norden ist die Himelayakette mitten: 26,000 Fuß hohen
Dhawalagiri, dem höchsten Berg der Erde.
5) Turan oder die Bucharei wird von Hirtenvölkern oder No-
maden bewohnt und von einem Chan beherrscht, der zu Buchara
seinen Sitz hat. >
6) Persien oder Iran, einst unter Cyrus ein mächtiges Welt-
reich, hat Teheran zur Hauptstadt, worin der Schach oder Regent
des Landes wohnt.
7) Arabien ist ein großes Land, das im Süden sehr frucht-
bar ist, sonst aber mehrere große Wüsten enthält. Es ist das Vater-
land des Kaffee's, des Balsams, der Kamecle und Dromedare und
die Heimat der schönsten und flüchtigsten Pferde. Nach den Städten
Mekka und Medina, in welch letzterer Muh am ed begraben liegt,
wallfahrten die Muhamedaner sehr häufig. In der Wüste liegen
die Berge Sinai und Horeb.
8) Die asiatische Türkei enthält folgende Länder^
a") Kleinasien oder Natolien mit der Hauptstadt Smyrna;
d) Armenien mit der Stadt Erzerum und dem Gebirge Arra-
rat, auf dem Noah's 'Arche stehen blieb;
c) Mesopotamien und Kurdistan mit den Städten Mosul
und Bagdad und den Ruinen von Ninive und Babylon;
6) Syrien mit den Städten Antiochien und Aleppo.
Zu diesem Lande gehört auch 'das gelobte Land oder
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien]]
Extrahierte Personennamen: Jeddo Cyrus
Extrahierte Ortsnamen: Irkutsk China Mongolei Peking London Japan Peking Ostindien Hinterindien Buchara Persien Mekka Medina Kleinasien Smyrna Armenien Mesopotamien Kurdistan Mosul Bagdad Ninive Syrien Aleppo
332
Die Sandstürme der Wüste Sahara.
Die Sahara, die grösste aller Wüsten, bedeckt, mit Ausnahme
von Aegypten, Nubien und der Berberei, ganz Nordafrika — einen
Flächenraum von nahezu 100,000 Q.m. — Aus dem unfruchtbaren
Sandboden erheben sich nur höchst selten grüne Plätze, die man
Oasen nennt, und auf denen man Wasser, Weiden und selbst Süd-
früchte findet. Die grössten derselben, wie z. B. Fessan, Darfur
und die grosse Oase sind bewohnt, und werden von grossen Reise-
gesellschaften, die man Karawanen nennt, öfters besucht.
Eine Beise durch die Wüste ist äusserst mühsam und gefährlich,
nicht nur wegen des Mangels an allen Lebensbedürfnissen, auch nicht
blos wegen der Gefahr, von herumschwärmenden Räuberhorden an-
gegriffen zu werden, sondern hauptsächlich wegen den furchtbaren
S a n d s t ü r.m e n, die sich nicht selten in dieser Wüste ereignen und
den Reisenden oft sehr gefährlich werden. Die Leiden und Müh-
seligkeiten einer Karawane während eines solchen Sturmes sind un-
beschreiblich. Der feine Sand der Wüste wird von der Luft mit der
grössten Heftigkeit aufgewühlt; es bilden sich gleichsam Sandwolken,
welche die Sonne verfinstern, so, dass man kaum zwei Schritte vor
sich sehen kann. Dabei steigt die Hitze zu einem unerträglich hohen
Grade; Menschen und Thiere werden vom brennendsten Durst gequält.
Die Pferde lassen die Zunge weit aus dem Halse hängen und bäumen
sich schnaubend. Nur das Kameel erträgt diese Beschwerden und Müh-
seligkeiten noch am leichtesten und bewährt auch hier seine Geduld
und Ausdauer. Der Araber jieunt es daher wohl mit Recht „das
Schiff der Wüste“. Da die Sandwirbel mit beispielloser Schnellig-
keit sich fortbewegen, so ist es mit dem schnellsten Pferde unmöglich,
ihnen zu entkommen. Erhebt sich ein entgegengesetzter Wind, so
ist die Gefahr bald vorüber, wo nicht, so müssen die Reisenden, wenn
die schreckliche Naturerscheinung zu lange anhält, verschmachten oder
ersticken. Im Jahre 1805 fand auf diese Weise eine Karawane von
2000 Menschen den Tod, und die Reisenden stossen häufig auf Ge-
rippe von Menschen und Thieren, welche als grausenerregende Denk-
mäler solcher Unglücksfälle noch halb im Sande begraben liegen.
Amerika.
750,000 Q.m. und 60 Mill. Ew.
Amerika, welches nebst vielen zu Australien gehörigen Insel-
gruppen die westliche Hälfte der Erde einnimmt, reicht vom Süd-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Ortsnamen: Nubien Nordafrika Darfur Amerika Amerika
55
Auf die Kniee sank Johannes nieder,
Küßte seine Hand und seine Wange,
Nahm ihn, neugeschenket, vom Gebirge,
Läuterte sein Herz mit süßer Flamme.
Jahre lebten sie jetzt unzertrennet
Mit einander; in den schönen Jüngling
Goß sich ganz Johannes schöne Seele.
Sagt, was war es, was das Herz des Jünglings
Also tief erkannt, und innig festhielt,
Und es wieder fand, und unbezwingbar
Rettete? — Ein Sankt Johannesglaube,
Zutrauen, Festigkeit und Lieb' und Wahrheit.
(Herder.)
Zweiter Abschnitt»
Erzählungen, Schilderungen und Charakterbilder
aus der Geschichte.
Die ältesten Nachrichten über die Schöpfung der Welt und die
Zustände der frühesten Bewohner unserer Erde verdanken wir der
Bibel, mit welcher in dieser Beziehung die Sagen und mündlichen
Ueberlieferungen vieler Völker, die dieses göttliche Buch nicht kann-
ten, aus eine merkwürdige Weise übereinstimmen. Diesen Nachrich-
ten zufolge wurde die Welt etwa 4000 Jahre vor der Geburt
unseres göttlichen Heilandes erschaffen und dem Menschen •— dem
Meisterstücke der Schöpfung ■— zum Wohnplatze angewiesen.
Die ersten Menschen, Adam und Eva, bewohnten eine der
mildesten und fruchtbarsten Gegenden Asiens, das Paradies genannt,
welches, nach der Meinung gelehrter Männer, im südöstlichen Theile
von Asien oder vielmehr im nördlichen Indien lag.
Was uns die Geschichte von den Schicksalen der frühesten Erd-
bewohner aufbewahrt hat, ist durch die Bibel hinlänglich bekannt.
Wir kennen das Vergehen unserer Stammeltern im Paradiese, sowie
die Strafe ihres Ungehorsams. Es ist uns bekannt, wie Neid und
Haß das schreckliche Verbrechen des Brudermordes in die Welt
einführten und wir wissen, daß wie sich die Menschen vermehrten
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
67
Afrikanische Völker.
9. Die Aegypter.
In dem engen Thale, welches der Nil durchströmt, da wo die
beiden Erdtheile Asien und Afrika sich begrenzen, wohnten schon vor
mehr als 2000 Jahren vor Christus die Aegypter. Als ihr
ältester König wird Menes genannt, der um 2100 geherrscht und
die Stadt Memphis erbaut haben soll.
Aegypten wird alljährlich zu einer gewissen Zeit durch den Nil
überschwemmt und dadurch so fruchtbar gemacht, daß jährlich zwei
Erndten möglich werden. Seine Bewohner haben einen sanften und
milden Charakter und sind dabei'so ernst, daß sie schon in den älte-
sten Zeiten bei ihren Gastmählern eine Leiche zur Betrachtung und
zur Erinnerung an die Sterblichkeit aufstellten. Sie glaubten an
eine Seelenwanderung, wonach die Seele nach dem Tode in den
Leib eines Thieres übergehe und nach 15,000 Jahren wieder in den
Leib zurückkehre. Deshalb suchten sie den Leib durch Einbalsamiren
vor der Verwesung zu schützen. Solche einbalsamirte Leichname
nennt man Mumien. Die Aegypter ahmten die Sitten anderer
Völker nicht nach und lebten überhaupt sehr abgeschlossen. Sie be-
saßen mancherlei damals ungewöhnliche Kenntnisse, namentlich in
der Sternkunde und Arzneiwissenschaft. Die Kenntniß war jedoch
ausschließlich bei den Priestern, den alleinigen Gelehrten. Sie waren
so angesehen, daß selbst Könige aus ihnen gewählt wurden.
Unsere größte Bewunderung verdienen die alten Baudenkmäler
der Aegypter, besonders die Pyramiden und Obelisken. Erstere
sind ungeheure, unten breite, oben aber spitzig zulaufende steinerne
Gebäude, welche wahrscheinlich als Begräbnißorte (Königsgräber)
dienten. In der Nähe der jetzigen Hauptstadt Kairo stehen noch
40 solcher Pyramiden, von welchen die größte 500 Fuß hoch ist.
Innerhalb sind sie hohl und enthalten viele Treppen, Säle und
Kammern, die jedoch keine Fenster haben. Die Obelisken sind
schlanke, viereckige Säulen, aus einem einzigen Steine gehauen, und
haben eine Höhe von 50 bis 180 Fuß. Sie standen meistens in
der Nähe der Tempel und wurden als Sonnenzeiger benützt. Die
Seiten derselben sind gewöhnlich mit Hieroglyphen, einer Schrift,
die aus Zeichen besteht, bedeckt, und dre Erklärung und Entzifferung
derselben hat uns wichtige Aufschlüsse über den frühern Zustand und
die Schicksale dieses Landes verschafft. Ebenso merkwürdig war das
Labyrinth, welches 12 Könige erbauten, die schon im siebenten Jahr-
hundert v. Chr. das Land gemeinschaftlich regierten. Dieses mäch-
tige Gebäude enthielt 1500 Säle und Zimmer über — und eben
so viele unter der Erde, und die Gänge und Treppen waren so
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat]]
331 .
sondere, daß er alle Jahre-zu einer gewissen Zeit austritt und das
ganze Land mit seinem Schlamme düngt, wodurch aber auch nicht
selten die Pest erzeugt wird. Nach der Ueberschwemmung wird ge-
säet, und da durch die Hitze, welche hier herrscht, alle Gewächse
schnell wachsen und reisen, so kann man alle Jahre zwei bis drei
Mal erndten.
Aegypten war schon in sehr früher Zeit ein geordneter Staat,
dessen Einwohner Ackerbau trieben, künstliche Bauten aufführten
und die Rechen- und Schreibekunst verstanden; doch schrieben
die Aegypter nicht mit Buchstaben, sondern mit Bildern und
Zeichen, und es war sehr schwer, ihre Schrift zu lesen und zu
verstehen. Von der Beharrlichkeit dieses Volkes in Ausführung
großer Bauwerke geben die Obelisken und Pyramiden Zeugniß,
von welchen wir schon in der Geschichte der Aegypter ausführlicher
gesprochen haben*).
Die Hauptprodukte dieses Landes sind: Reiß, Zucker, Kaffee,
Baumwolle und die Papyrusstaude, nebst einer Menge von Ge-
treide. Hier sind auch die Nilpferde und Krokodile zu Hause. Da
hier viel Geflügel gegessen wird, so werden die Hühner in besonders
dazu eingerichteten Oefen zu Tausenden ausgebrütet und verkauft.
Die jetzige Hauptstadt von Aegypten ist Kairo (260). Sie
hat im Allgemeinen nur geringe Lehmhäuser, und nur die Wohnun-
gen der Vornehmen sind schön. In der Umgegend finden sich viele
Pyramiden und die Ruinen der berühmten alten Hauptstadt Mem-
phis, wo einst Joseph lebte. Bei Luxor sieht man die ungeheuren
Ueberreste des alten Theben, das .einst 100 Thore hatte und mit
. seinen großartigen Bauten das ganze Thal ausfüllte. Alexandria,
einst eine Welthandelsstadt, 30 Mal größer als jetzt, liegt an der
Mündung des Nils und ist auch gegenwärtig noch der Stapelplatz
des auswärtigen Handels.
Südlich von Aegypten liegen die Länder Nubien und Habesch
oder Abyssinien, von Negern mit kohlschwarzer Hautfgrbe, wolligen
Haaren, aufgestülpten Nasen und dicken Lippen bewohnt, wie man
sie im mittleren Afrika gewöhnlich findet. Auf diese armen Men-
schen läßt der Vicekönig von Aegypten manchmal durch seine Sol-
daten förmlich Jagd mache«, um sie entweder selbst als Sklaven
zu gebrauchen oder zu verkaufen.
In diesen Ländern giebt es eine Menge von Löwen, Tigern,
Panthern und Hyänen. Auch der Elephant, das Nashorn, die Zi-
bethkatze, sowie Strauße und Affen sind hier zu Hause.
*) Die Geschichte der Aegypter S. 67 ist hier nachzulesen.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr]]
Extrahierte Personennamen: Joseph
Extrahierte Ortsnamen: Kairo Luxor Alexandria Nubien Afrika