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ihm endlich die heilige Eommunion; er aber setzte seine Buße
stille fort bis an sein Ende und erließ auf Verlangen des heiligen
Bischofs das Gesetz, daß kein Todesurtheil mehr vor dreißig Tagen
vollzogen werden dürfe, damit der Kaiser Zeit gewinnen möge, vor-
eilige Todesnrtheile zu widerrufen.
Theodosius starb 395 und hinterließ das Reich seinen zwei
Söhnen, welche sich in die Regierung theilten. Are ad ins erhielt
das Morgenland mit der Hauptstadt Constantinopel und Ho-
norins das Abendland mit der Hauptstadt Rom. Von nun
an gab es also zwei römische, von einander ganz unabhängige
Kaiserreiche, von denen jedoch das abendländische unter meh-
reren schwachen Regenten bald seiner Auslösung entgegen gieng. Im
Jahre 476 setzte nämlich Odoaker, der Anführer deutscher Volks-
stämme, die den Römern als Hilfsvölker dienten, den letzten Kaiser
Romulus Angustulus ab, und gründete so das erste deutsche
Königthum in Italien. Nach 17 Jahren wurde ihm jedoch sein
Reich durch die Ostgothen, die damals in Pannonien oder Ungarn
wohnten, wieder entrissen, indem diese ihn besiegten, zum Tode ver-
urtheilten und ihren geliebten Theodorich zum Könige von Italien
ausriefen.
Das morgenländische Kaiserthum erhielt sich fast 1000
Jahre länger und wurde besonders durch Iustinian wieder zu
großer Macht erhoben. Seine Feldherrn Narfes und Belisar
zerstörten das vand alische Reich in Afrika und eroberten das nach
Theodorich wieder tiefgesunkene ostgothische Reich, welches aber später
von den Langobarden in Besitz genommen wurde. Auf Iustinian
folgten meistens Regenten, die keiner besondern Erwähnung werth
sind und unter denen nach und nach die schönsten Provinzen an aus-
wärtige Feinde verloren giengen. Dennoch erhielt sich das ost-
römische Kaiserthnm bis zum Jahre 1453, wo es die Türken
zerstörten und auf seinen Trümmern das türkische Reich gründeten.
28. Die altcu Deutschen.
Deutschland, unser Vaterland, war vor 2000 Jahren ein un-
freundliches, rauhes und kaltes Land, voller Sümpfe und Wal-
dungen, welch' letztere vielen wilden Thieren, wie z. B. Bären, Wöl-
fen und Auerochsen zum Aufenthalte dienten. Sogar das Rennthier,
das nur in einem kalten Klima leben kann und jetzt nur noch in
den nördlichsten Erdgegenden heimisch ist, wurde ehemalsin Deutsch-
land häufig gefunden. Auch die Bewohner unseres Vaterlandes,
unsere Urväter, die alten Deutschen, waren damals so wild und
rauh, wie ihre Heimat. Sie wußten Nichts von Wissenschaft und
Bildung; sie kannten keine Schrift, trieben keine Gewerbe, hatten
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
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Extrahierte Personennamen: Romulus_Angustulus
Extrahierte Ortsnamen: Constantinopel Rom Italien Pannonien Ungarn Italien Afrika Deutschland
94
später in Spanien und Südgallien ein Reich, das längere Seit stark
und mächtig blieb.
Die Sueben, Burgunder und Vandalen, die an den Küsten
der Ostsee gewohnt hatten, zogen ebenfalls nach dem Süden. Die
Vandalen setzten später nach Afrika hinüber und gründeten dort, wo
ehemals die Carthager geherrscht, ein deutsches Reich unter ihrem
König Geiserich. Von hier aus zogen sie nach'italien hinüber und,
erstürmten und plünderten Rom 14 Tage lang. Mit furchtbarer
Wuth zerstörten sie die schönsten und herrlichsten Kunstwerke, und
daher wird noch jetzt jede rohe Zerstörung eines Kunstgegcnstandes
„Vandalismus" genannt. Das vandalische Reich wurde endlich
von Belisar, einem Feldherrn des oströmischen Kaisers Justinian
zerstört.
Die Angeln und Sachsen setzten nach England hinüber, das
von ihnen den Namen erhielt. Sie hatten den Briten gegen die
Pikten und Schotten Hilfe geleistet, behielten aber nachher das be-
freite Land für sich.
Die Langobarden waren von den Usern der Nordsee nach dem
nördlichen Italien gezogen, wo sie das mächtige Longobardenreich
mit der Hauptstadt Pavia gründeten. Die Franken, welche bisher
an der rechten Seite des Rheins wohnten, besiegten unter ihrem
König Chlodwig die Römer, die bis dahin Gallien beherrschten,
nahmen dasselbe in Besitz und machten sich auch die Alemannen,
Thüringer und Burgunder zinsbar.
So wurde durch die Völkerwanderung eine mächtige Ver-
änderung aller Verhältnisse fast aller Länder der damals bekannten
Erde veranlaßt. Die Völkerwanderung veränderte Staaten und
schuf neue Sprachen; durch sie entstanden neue Sitten, Verfassungen
und Gesetze; sie erzeugte eine neue Ordnung der Dinge und gab
allen menschlichen Verhältnissen einen neuen Umschwung, wodurch
die Zukunft der Völker bis auf die spätesten Zeiten vorausbestimmt
und vorbereitet wurde.
31. Attila, die Geißel Gottes.
Die Hunnen, die sich seit ihrem ersten Erscheinen in Europa
in den weidereichcn Gegenden Südrußlands umhergetrieben und so-
dann in Ungarn niedergelassen hatten, waren mit einem Heere von
700,000 Streitern unter ihrem König Attila, der sich selbst die
Geißel Gottes nannte, durch Deutschland gezogen und unter
schrecklichen Verwüstungen über den Rhein nach Frankreich einge-
drungen. Schon das Aeußere dieser häßlichen Menschen war schrecken-
erregend. Ein alter Schriftsteller schildert dieselben in folgender
Weise: „Die. Hunnen sind klein und dick, haben fleischige Hälse
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Extrahierte Personennamen: Belisar Chlodwig Attila Attila
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Afrika Rom Sachsen England Nordsee Italien Pavia Rheins Gallien Gottes Europa Ungarn Deutschland Rhein Frankreich
127
erschien die Bibel in lateinischer Sprache in drei Bänden vollständig
gedruckt, und ein Jahr später waren auch die Psalmen gedruckt zu
haben. Bald folgten Bibelübersetzungen nach, deren es schon vor
Luthers Zeit 14 in hochdeutscher und 6 in plattdeutscher Mundart
gab. Und nun war das Thor geöffnet, durch welches Bildung und
Unterricht in alle Welt hinaus strömten. Die Wissenschaften wur-
den immer mehr Gemeingut, was bald den entschiedensten Einfluß
auf die Cultur des Volkes äußerte und eine höhere Geistesbildung
für spätere Zeiten vorbereitete.
Eine andere, gleichfalls wichtige und folgenreiche Erfindung ist
die des Schießpulvers. Ein Franziskanermönch, B e r t h o l d
Schwarz, der um die Mitte des 14. Jahrhunderts zu Freiburg
in Baden lebte, beschäftigte sich gerne mit naturwissenschaftlichen
Versuchen. Als er nun einmal Schwefel, Salpeter und Kohlen in
einem Mörser stampfte und die Oeffnung theilweise mit einem Steine
bedeckt hatte, schlug er in der Nähe Feuer an, mit Stahl und Stein,
wie es damals gewöhnlich geschah. Da fuhr ein Funke in den nicht
vollständig bedeckten Mörser; die Masse entzündete sich und der Stein
flog mit einem fürchterlichen Knalle in die Höhe. Man kann sich
denken, wie der Mönch über dies unerwartete Ereigniß erschrocken
seyn mag! — Mit mehr Genauigkeit, aber auch mit viel mehr Vor-
sicht wiederholte er seine Versuche und machte sodann seine Erfin-
dung bekannt. Zuerst machte man mörserähnliche Röhren, bedeckte
sie mit großen Steinen oder schob diese in die Röhren hinein, worauf
man die Pulvermasse durch eine kleine, nahe am Boden ange-
brachte Oeffnung entzündete. Darauf verlängerte man die Röhren,
aus denen man Steine und später eiserne Kugeln von ungeheurer
Größe tausend Schritte weit schoß. So erfand man die Kanonen,
die zuerst zum Tragen eingerichtet waren, worauf man endlich auf
die Erfindung der Büchsen und Musketen kam, die man immer mehr
vervollkommnete, und die jetzt hauptsächlich, wie die Kanonen, im
Kriege angewendet werden, wodurch im Laufe der Zeiten eine völlige
Umgestaltung im Heer- und Kriegswesen entstanden ist.
51. Die Entdeckung Amerika's.
Eines der merkwürdigsten Ereignisse am Schluffe des Mittel-
alters ist die Entdeckung Amerikas, welche für diesen Erdtheil selbst,
so wie für Europa die wichtigsten Folgen hatte.
Schon in der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts hatten
die Portugiesen aus der Westseite Afrika's große Entdeckungen ge-
macht, welche einen kühnen Seemann, Christoph Columbus
(geboren zu Genua um das Jahr 1447), auf den Gedanken brachte,
daß ein bequemerer Seeweg nach Ostindien zu finden seyn müßte,
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132
ließ Luther auf einen Reichstag nach Worms vorladen, und hier
wurde er abermal aufgefordert, seine Irrthümer zu widerrufen. Er
erklärte, daß er das nicht thun könne, wenn man feine Lehre nicht
durch die heilige Schrift widerlege. Das war aber nicht möglich,
weil Luther die Bibel nach seinem Sinne willkührlich auslegte
und sogar einige Bücher derselben verwarf. Auch dem Ausspruche
eines Conciliums wollte Luther sich nicht unterwerfen, und daher
wurde er mit der Neichöacht belegt. Der Kurfürst von Sachsen
nahm ihn jedoch in Schutz und verbarg ihn lange Zeit auf der
Wartburg. Auf einem Reichstage zu Speier wurde nun verboten,
ferner im Kirchenwesen Etwas zu ändern, bis eine Kirchenversamm-
lung darüber entschieden haben werde. Gegen dieses Verbot prote-
stirten die Anhänger Luthers, und von da an nannte man sie
Protestanten.
Dies ist der Anfang der Reformation, die sich namentlich
im Norden Deutschlands immer weiter verbreitete und in der Folge
sehr beklagenswerthe Ereignisse und blutige Kriege veranlaßte. Fast
zu gleicher Zeit mit Lucher bewirkte auch Ulrich Zwingli in
Zürich eine Reformation, welcher auch Calvin von Genf beitrat.
Ihre Anhänger heißen R eformirte oder C alvinisten und finden
sich hauptsächlich in der Schweiz, in Frankreich und in den Nieder-
landen.
'53. Der dreißigjährige Krieg.
• ' 1618—1648.
Auf einem Reichstage, welcher 1530 zu Augsburg gehalten
wurde, ließen die Protestanten durch Luthers Freund Melanch-
th on ihr Glaubensbekenntniß vorlegen, welches von daher die Aug s-
burger Confession genannt wird. Da dieses in vielen Stücken
von den Lehren und Grundsätzen der katholischen Kirche abwich, so
wurde es verworfen, wodurch sich die Protestanten veranlaßt sahen,
zu Schmalkalden einen Bund zu Schutz und Trutz zu errichten, dem
der Kaiser seinerseits nachdrücklich entgegen trat; und erst nach vielen
Kämpfen kam es zu dem Abschluß des Religionsfriedens zu Augs-
burg, wodurch den Protestanten freie Religionsübung im Reiche ge-
stattet wurde (1555).
Diese Kämpfe waren aber nur das Vorspiel eines langen und
blutigen Krieges, der später zwischen beiden Partheien ausbrach und
30 Jahre lang mit solcher Erbitterung und Grausamkeit fortgesetzt
wurde, daß durch denselben unser ganzes Vaterland in das tiefste
Elend gerieth.
Kaiser Rudolph Ii. hatte nämlich in einem Majestätsbrief den
protestantischen Ständen und freien Städten das Recht zugestanden,
auf ihrem Grundeigenthum Kirchen und Schulen für die Angehörigen
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139
14. „Eure Väter, die Gefang'nen, mordete der Türke hier,
„Ihr, die liebsten aller Schätze, kommt, ihr Armen, kommt zu mir."
15. Als der Bischof dies gesprochen, milde und voll heil'ger Ruh':
Liefen froh dreihundert Kinder ihrem neuen Vater zu.
16. Und von dannen gieng der Bischof, der der Armuth sich vermählt,
Mit der-Beute, die er siegend aus den Schätzen sich erwählt.
Von nun an begann die Macht der Türken zu sinken. Treff-
liche Feldherrn, wie Herzog Carl von Lothringen, Max Ema-
nuel, Kurfürst von Bayern, vor Allen aber Oesterreichs großer
Held, Prinz Eugen von Snvoyen, führten die Christen von Sieg
zu Sieg. Schrecken kam über Constantinopel, als die Nachricht
einlief, daß der Kurfürst von Bayern das für unüberwindlich ge-
haltene Belgrad erstürmt habe, und Eugen's glorreiche Siege bei
Zeutha, bei Peterwardein und bei Belgrad belehrten die
stolzen Osmanen, daß die Zeit ihrer Herrschaft und Macht vor-
über sei.
57. Der spanische Erbfolgckrieg.
Glücklicherweise genoß Deutschland nach dem Abschlüsse des
westphälischen Friedens längere Jahre Ruhe, um sich von den Schreck-
nissen des Krieges erholen zu können. Allein auf einmal riß der
raubsüchtige König Ludwig Xiv. von Frankreich, mitten im Frie-
den, ' die Stadt Straßburg von Deutschland ab und verwüstete die
Gegenden der Rheinpfalz, um, wie er sagte, Frankreich durch
eine Wüste zu decken. Kaiser Leopold I. hatte zu gleicher Zeit
mit den Türken, die zum zweiten Mal Wien belagert hatten, blutige
Kämpfe und mußte daher den Franzosen die gemachten Eroberungen
größtentheils überlassen. Er schloß deshalb mit Ludwig einen 20jäh-
rigen Wassenstillstand, der indeß bald durch den spanischen Erb-
folgekrieg unterbrochen wurde.
Der König von Spanien, Karl Ii., war nämlich kinderlos ge-
storben und hatte aus Betreibung des ränkevollen französischen Kö-
nigs dessen Enkel Philipp zu seinem Nachfolger ernannt. Allein
Kaiser Leopold glaubte als Verwandter des verstorbenen Königs
gerechtere Ansprüche aus Spanien zu haben und machte diese sofort
auch geltend. Hiedurch entstand ein schwerer Krieg, in welchem
Bayern zu Frankreich hielt, wodurch der Kriegsschauplatz abermals
nach Deutschland verlegt wurde. Nach zwölfjährigem Kampfe wurde
endlich Friede geschlossen und bestimmt: daß Philipp Spanien be-
halten, dagegen aber Belgien, Mailand, Neapel und Sar-
dinien an Oesterreich abtreten solle.
f
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Carl_von_Lothringen Max_Ema- Max Eugen_von_Snvoyen Eugen Ludwig_Xiv Ludwig Leopold_I. Ludwig Ludwig Karl_Ii Karl Philipp Philipp Leopold Leopold Philipp_Spanien Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreichs Constantinopel Belgrad Zeutha Belgrad Deutschland Frankreich Deutschland Rheinpfalz Frankreich Wien Spanien Spanien Frankreich Deutschland Belgien Mailand Neapel Oesterreich
150
klärt; die meisten Regenten erhielten die ihnen früher entrissenen
Länder wieder; Sachsen aber, dessen König zu lange an Napoleon
hieng, mußte einen großen Theil seines Landes an Preußen abtreten;
Oesterreich bekam die Lombardei, Jllyrien und Dalma-
tien, und so wurde endlich die Ruhe nach einer langen Reihe von
Jahren wieder hergestellt.
63. Die neueste Leit.
Von jetzt an genoß Deutschland lange Jahre die Segnungen
des Friedens. Handel und Gewerbe hoben sich wieder, und unser
theures Vaterland begann sich wieder aus der Armuth empor zu
arbeiten, in welche es durch die vielen Kriegsjahre gestürzt worden
war. Der steigende Wohlstand des Volkes führte aber auch nach
und nach die untern Volksklassen zur Ueppigkeit und Genuß-
sucht, sowie zu einem übertriebenen Lupus. Nur Wenige blieben
den einfachen Sitten unserer Voreltern treu, man suchte ein behag-
liches und bequemes Leben zu führen, kleidete sich über seinen Stand,
scheute die Arbeit und gieng dadurch aufs Neue der Verarmung
entgegen. Es regte sich an verschiedenen Orten ein Geist der Un-
zufriedenheit und Unruhe; man suchte den Grund der überhandneh-
menden Verarmung allein in den hohen Staatsabgaben und wollte
die eigene Schuld natürlich nirgends erkennen und zugestehen.
Als endlich im Februar des Jahres 1848 in Frankreich eine
neue Revolution ausbrach, erhoben sich auch die deutschen Völker.
Fast allgemein forderten sie von ihren Fürsten und Regierungen
Freiheit der Presse, allgemeine Volksbewaffnung und Ab-
schaffung des eigentlichen Militärs, Verminderung der
Abgaben u. s. w. Die meisten dieser Forderungen wurden ge-
währt; allein das Volk erwartete plötzliche Erleichterung, welche
bei der allgemeinen Creditlosigkeit nicht möglich war. Jetzt wurde
die republikanische Staatsform als die beste und beglückendste
gepriesen; aber man sprach nicht von jenen hohen Tugenden, welche
dem ächten Republikaner eigen seyn müssen, nämlich Uneigen-
nützigkeit, Redlichkeit, Selbstaufopferung für das Wohl
des Vaterlandes, Mäßigkeit und Arbeitsamkeit und vor Allem
Achtung und Gehorsam gegen das Gesetz. — Diese glänzen-
den Tugenden waren es, welche die Griechen und Römer in ihrer
Blüthezeit schmückten. Die Republik ist nicht ein wilder, gesetz-
loser Zustand, wie ihn so Manche herbeisehnten, um mit roher
Gewalt und blutbefleckter Hand das wohlerworbene Eigenthum An-
derer an sich reißen und ihre Laster ungestraft befriedigen zu können,
wie wir dieses mit Abscheu iu den Schreckenstagen Frankreichs wahr-
genommen haben. In Republiken muß das Gesetz wenigstens
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Oesterreich Deutschland Frankreich Frankreichs
174
9. Beispiele von Erstickungen durch kohlensaures Gas.
1.
In dem Dorfe Gross-Enzersdorf in Niederösterreich hat sich fol-
gender Unglücksfall ereignet, welcher allen denjenigen zur nachdrück-
lichen Warnung dient, die in Keller zu gehen genöthigt sind, in wel-
chen sich gährende Getränke befinden.
Der Bauer Eichberger wollte eines Tages mit seinem Schwa-
ger Joseph List in seinen Keller gehen, in welchem sich mehrere
Eimer gährender Most, nebst mehreren Fässern Wein befanden. Bei-
den war nicht unbekannt, dass sich djurch die Gährung des Wein- und
Obstmostes in geschlossenen Kellern eine für das Leben höchst ge-
fährliche Luftart (kohlensaures Gas) entwickle, und dass daher solche
Keller zuvor eine Zeit lang geöffnet und die Luftsäure durch einen
Luftzug oder durch hineingeworfenes brennendes Stroh heraus getrie-
den werden müsse. Da sie aber Eile hatten, so nahmen sie hiezu
nicht Zeit und glaubten auch, dass die Sache nicht so gefährlich seyn
werde. Es gesellte sich, während der Keller geöffnet wurde, noch
ein Nachbar zu ihnen, und List gieng zuerst in den Keller, kehrte aber
sogleich zurück, um frische Luft zu schöpfen. Durch diesen Versuch
ermuntert giengen nun beide Schwäger mit einander, während der
Nachbar vor der Thüre stehen blieb, um den Erfolg abzuwarten. Eich-
berger empfand aber bald ein Zusammenschnüren der Lunge und kehrte
noch auf der Kellerstiege zurück; als er aber seinen vorausgegange-
nen Schwager im Keller fallen hörte, wollte er demselben zu Hilfe
eilen, fiel aber auch selbst besinnungslos zu Boden. Als nun der
Nachbar weder Tritte noch Zeichen mehr aus dem Keller vernahm,
machte er Lärm, und in wenigen Minuten waren mehr als 30 Menschen
beisammen, von denen sich jedoch Niemand in den Keller wagen
wollte. In demselben Augenblicke fuhr ein junger Bauer aus einem
benachbarten Orte an dem Keller vorbei. Als er hörte was geschehen
sei, liess er Pferd und Wagen stehen und eilte zur Rettung der Ver-
unglückten in den Keller, kehrte aber ebenfalls nicht wieder zurück.
Auch der 22jährige einzige Sohn des Bauern Mayerhofer kam herzu
und hörte, dass sein Vetter Eichberger auch im Keller geblieben sei.
„Ich muss wenigstens diesen herauf holen,“ rief er aus, „wenn es
mir auch nicht gelingt, Alle zu retten!“ und mit diesen Worten eilte
auch er seinem Verhängnisse entgegen, denn in wenigen Sekunden
hörte man auch ihn fallen. Nun schafften die Anwesenden Brenn-
materialien und eine Windmühle herbei, um durch Wind und Feuer
die tödtliche Luft auszutreiben, und einige waren bemüht, den Keller
von Aussen aufzugraben, um Luft zu machen. Natürlich erfordern
aber solche Mittel so viel Zeit, dass in der Noth gar keine Hilfe von
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56
und auf der Erde verbreiteten, sie auch immer schlimmer wurdet^
so, daß Gott endlich Alle, mit Ausnahme des gerechten Noah, von
der Erde zu vertilgen beschloß, was auch durch eine große Ueber-
schwemmung, die Sündfluth, geschah.
Ueber dies Ereigniß stimmen die Sagen vieler Völker,
selbst der Indianer in Amerika, überein. Noah hatte sich und die
Seinigen, sowie ein Paar von jeder Gattung der Thiere durch die
Erbauung eines großen Schiffes, Arche genannt, gerettet, indem er
dasselbe beim Beginne der Fluth bestieg, wie ihm Gott befohlen
hatte. Nachdem das Wasser, welches die höchsten Berge 15 Ellen
hoch bedeckt hatte, wieder gefallen und die Erde trocken geworden
war, zog Noah mit den Seinigen vom Gebirge Ararat in Arme-
nien, wo die Arche stehen blieb, an den untern Euphrat, in das
weidenreiche Babylonien hinab. — Da sich die Menschen aber bald
wieder sehr vermehrten, so wurden sie hierdurch genöthigt, sich wei-
ter zu zerstreuen. Um aber ihre erste Heimat immer wieder finden
zu können, wollten sie zuvor einen Thurm bauen, der überall ge-
sehen werden könnte und ihnen zum Vereinigungspunkte dienen sollte.
Durch die Sprachverwirrung, welche Gott unter ihnen entstehen ließ,
wurde das thörichte Unternehmen vereitelt, und die Menschen zer-
streuten sich und bevölkerten nach und nach alle Gegenden der Erde.
In der Folge traten die Menschen in größere Gesellschaften
zusammen, wählten sich ein gemeinschaftliches Oberhaupt und bilde-
ten endlich Staaten und Reiche, die wir in Folgendem näher kennen
lernen wollen.
Asiatische Völker.
1. Die Indier und Chinesen.
Die Indier waren dem ursprünglichen Wohnsitze der Menschen,
den Gegenden zwischen den Flüssen Indus und Ganges am näch-
sten geblieben. Sie waren von jeher in gewisse Volksklassen oder
Kosten getheilt, nämlich 1) in Priester und Gelehrte; 2) in Krie-
ger; 3) in Kaufleute und Ackerbauer; 4) in Handwerker und Die-
nende. Außer diesen giebt es jetzt noch eine fünfte, von allen Menschen
gemiedene und verachtete Klasse, die Paria's, die nicht einmal bei
den andern Menschen wohnen dürfen, weil diese glauben, daß sie
dadurch entehrt wären. Dieses Kastenwesen, wonach der Sohn
immer den Stand und Beruf seines Vaters auch zu dem seinigen
machen muß, gleichviel ob er Lust und Fähigkeiten dazu besitzt, oder
nicht, hat von jeher die Fortschritte der Kultur in diesem Lande ge-
hindert, und die Indier sind darum, obgleich reich an Gebiet und
Bewohnern, zu einem Volke herabgesunken, das keine große Bedeut
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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57
tung mehr hat, und das jetzt größtentheils durch Engländer, Fran-
zosen, Portugiesen und Dänen beherrscht wird.
Die Lebensart der Indier, besonders der Vornehmen, ist sehr
einfach und mäßig. Die Volksmasse ist, obschon das Land Ueber-
flnß an Wildpret, Fischen, saftigen Früchten, Gewürzen und Me-
tallen hat, dennoch sehr arm. Der indische Gewerbefleiß erzeugt
vorzügliche Baumwollenstofse, Metallwaaren und Elsenbeinarbeiten.
Die Chinesen wohnen noch weiter gegen Osten, als die In-
dier. Sie waren schon in alten Zeiten ein gebildetes Volk und
kannten vielerlei Künste und Wissenschaften; allein sie sind seit langer
Zeit in denselben nicht weiter vorgerückt, weil sie von jeher den
Umgang mit andern Völkern vermieden. Um ihr Land nämlich ganz
von den Nachbarländern abzuschließen, und um sich zugleich gegen
die räuberischen Einfälle der Mongolen zu sichern, bauten sie gegen
die Mongolei und Tungnsien hin eine 300 Meilen lange Mauer.
Diese läuft über die Spitzen der höchsten Berge, zieht sich durch die
tiefsten Thäler und ist in ungeheuer großen Bogen über die breite-
sten Flüsse geführt. An wichtigen Stellen ist sie doppelt, ja manch-
mal dreifach, und von 300 zu 300 Fuß sind kolossale Thürme zur
Vertheidigung gegen die heranrückenden Feinde errichtet.
Das chinesische Reich umfaßt den zehnten Theil der ganzen
Erdoberfläche, und die Zahl seiner Bewohner macht beinahe den
dritten Theil der ganzen Menschheit ans. Es ist also nach Ruß-
land das größte Reich, enthält aber über dreimal so viele Menschen,
als jenes. Dennoch gehört China, wie fast alle asiatische Staaten,
zu den abgelebten Ländern, die ihren Glanzpunkt längst überdauert
haben.
2. Die Babylonier, Assyrer und Meder.
Die Bewohner des Landes zwischen dem Euphrat und Ti-
gris hatten lange Zeit in Friede und Ruhe, Ackerbau und Vieh-
zucht treibend, neben einander gewohnt; da fiel Nimröd, ein Enkel
von Cham, mit einer wilden Horde aus Arabien kommend, in
Babylonien ein und eroberte das Land. Dies bewog einen Theil
der Einwohner, aus dem Stamme Assur, das Land zu verlassen.
Sie zogen über den Tigris und gründeten dort das Reich Assyrien,
das jetzige Kurdistan, über welches Ninus die Herrschaft errang.
Er gründete die große Stadt Ninive und eroberte bald auch das
benachbarte Babylonien (2100 v. Chr.).
Nach seinem Tode herrschte seine Gemahlin, die durch Muth
und Klugheit ausgezeichnete S emiramis, über beide Länder. Sie
verschönerte Babylon durch die großartigsten Bauten. Die Mauern
der Stadt hatten 12 Meilen im Umfang, waren 100 Ellen hoch
und so dick, daß auf denselben drei Streitwagen neben einander
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Muth
Extrahierte Ortsnamen: Mongolei China Cham Babylonien Assur Assyrien Kurdistan Ninive Babylonien
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künstlich und verworren angelegt, daß ohne Führer Niemand den
Weg herausfinden konnte*).
Die früheste Geschichte Aegyptens ist dunkel und in viele Sa-
gen gehüllt. Als einer der merkwürdigsten Regenten wird Seso-
stris genannt, der das Land durch Eroberungen erweiterte und
unter dem Volke einen kriegerischen Geist weckte.
Wie die Israeliten früher nach Aegypten kamen und wieder
nach Kanaan zurückgeführt wurden, ist schon in der Geschichte der
Hebräer angeführt worden.
Die Schwäche der letzten Regenten dieses Landes war Ursache,
daß dasselbe um das Jahr 48 v. Chr. von den Römern weggenom-
men und als Provinz ihres damals so mächtigen Staates erklärt
wurde. Bei der Theilung des römischen Reiches kam es zum mor-
genländischen Kaiserthum, und gegenwärtig steht es, durch
einen Vicekönig regiert, unter türkischer Oberherrschaft.
10. Nie Carthager.
Im neunten Jahrhundert vor der Gebürt unseres Heilandes
herrschte ein überaus geiziger Fürst über die Stadt Tyrus in
Phönizien. Dieser hatte einen ungemein reichen Schwager, Namens
Sichäus, den er endlich bloß deshalb ermorden ließ, um dessen
Reichthümer an sich zu bringen. Dido, die Frau des Sichäus,
floh daher vor ihrem Bruder mit noch andern Mißvergnügten und
landete mit diesen in Afrika in der Gegend, wo jetzt Tunis liegt.
Sie erbat sich von den Einwohnern daselbst nur so viel Land, als
sie mit einer Ochsenhaut umspannen könne. Die Bitte wurde ge-
währt, und das listige Weib zerschnitt nun die Ochsenhaut in so
schmale Riemen, daß sie eine große Strecke Landes damit umspannen
konnte, worauf sie eine Stadt erbaute, die sie C a rth a g o nannte(888).
Eine weise Verfassung und ausgezeichneter Gewerbefleiß machte
Carthago bald zum mächtigsten Handelsstaat des Alterthums. Die
Carthager legten auf Corsika, Sardinien und Sizilien Colonien an
und erweiterten ihre Macht und ihren Einfluß nach und nach so,
daß sie hierdurch die Eifersucht der Römer erregten und mit den-
selben in Kriege verwickelt wurden, die in der Geschichte Roms näher
berührt werden, und welche nur mit der Zerstörung Carthago's ihr
Ende erreichten.
*) Man sagt daher noch jetzt, man sei in ein Labyrinth (von Gedanken)
gerathen, wenn llber einen Gegenstand die Ansichten, Begriffe und Urtheile so
unklar, widersprechend und verwirrt sind, daß man das Wahre und Richtige
nicht herauszufinden und zu unterscheiden vermag.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]