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allen Seiten auf sie los, während sie von Hermann im Rücken an-
gegriffen wurden. Vergebens suchte Varus sein zerstreutes Heer zu
sammeln, umsonst ließ er seine überflüssigen Packwagen verbrennen;
weder das Fußvolk noch die Reiterei fand in dieser Wildniß Raum,
um die römische Kriegskunst zu bewähren. Zwei Tage und zwei
Nächte lang, unter fortwährendem Regen, dauerte der schreckliche
Kampf und endete mit der vollkommensten Niederlage der Römer,
von denen nur wenige den deutschen Schwertern entrannen, um die
Schreckensbotschaft nach Rom zu bringen. Varus wurde selbst
schwer verwundet und stürzte sich in sein eigenes Schwert, um den
Feinden nicht lebendig in die Hände zu fallen.
Dieses große Ereigniß im Jahr 9 nach Christus rettete die
Freiheit unserer Väter, und dem kühnen deutschen Helden Hermann
verdanken wir, daß wir noch Deutsche sind und daß noch deutsch
auf der Erde gesprochen wird. In Rom aber verbreitete die Nach-
richt von dieser Niederlage Angst, und Schrecken, und der Kaiser
Augustus war darüber so bestürzt, daß er gleich einem Wahn-
sinnigen den Kopf an die Wand stieß, seine Kleider zerriß und mehr-
mals verzweifelnd ausrief: „Varus, Varus, gieb mir meine Le-
gionen wieder!" Die Römer fürchteten sogar, daß die Deutschen
nach Italien vordringen und Rom angreifen würden; allein diese
freuten sich, ohne ihren Sieg weiter verfolgen zu wollen, der wieder-
erlangten Freiheit, und der Name ihres hochherzigen Retters
wurde hoch gefeiert.
30. Die Völkerwanderung.
In dem Zeitraume von dem Siege über die Römer bis gegen
Ende des vierten Jahrhunderts bekriegten deutsche Volksstämme sich
oft wechselseitig, und es war keine Eintracht mehr unter ihnen wahr-
zunehmen. Mehrere Völkerschaften trachteten nach fruchtbareren Wohn-
plätzen unter einem milderen Himmel. Von jetzt an wurden die
Römer öfter durch vereinigte deutsche Stämme innerhalb ihrer Gren-
zen angegriffen, und diese Einfälle wurden für das römische Reich
bald um so gefährlicher, weil die Deutschen selbst von einem neuen
furchtbaren Feinde in ihrem Rücken gedrängt wurden.
Um das. Jahr 375 brachen die Hunnen, ein mongolischer
Volksstamm, aus Asien herüber und setzten über die Wolga, wo sie
die Alanen trafen und mit sich fortrissen. Im südlichen Rußland
stießen sie auf die Ostgothen, welche sich theils mit ihnen vereinig-
ten, theils zu den Westgothen zurück wichen. Diese zogen von Ruß-
land und Polen her gegen das oströmische Reich, schlugen den Kaiser
Valens, durchstreiften ganz Griechenland, wendeten sich gegen Rom,
welches sie im Jahr 410 eroberten, und gründeten einige Jahre
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Hermann Varus Varus Christus Hermann Augustus Augustus Varus Valens
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Italien Rom Asien Griechenland Rom
118
5 Daselbst erhub sich grosse Noth,
Viel Steine gab’s und wenig Brod,
Und mancher deutsche Reitersmann
Hat dort den Trunk sich abgethan,
Den Pferden war's so schwach im Magen,
10 Fast musste der Reiter die Mahre tragen.
Nun war ein Herr aus Schwabenland,
Von hohem Wuchs und starker Hand,
Dess’ Rösslein war so krank und schwach,
Er zog es nur am Zaume nach,
15 Er hätt’ es nimmer aufgegeben
Und kostet's ihn sein eigen Leben.
So blieb er bald ein gutes Stück
Hinter dem Heereszug zurück;
Da sprengten plötzlich in die Quer
20 Fünfzig türkische Reiter daher,
Die huben an auf ihn zu schiessen,
Nach ihm zu werfen mit den Spiessen.
Der wack re Schwabe forcht sich nit,
siieng seines Weges Schritt vor Schritt,
25 Liess sich den Schild mit Pfeilen spicken
Und that nur spöttlich um sich blicken,
Bis Einer, dem die Zeit zu lang,
Auf ihn den krummen Säbel schwang.
Da wallt dem Deutschen auch sein Blut,
30 Er trifft des Türken Pferd so gut,
Er haut ihm ab mit Einem Streich
Die beiden Vorderfüss zugleich.
Als er das Thier zu Fall gebracht,
Da fasst er erst sein Schwert mit Macht,
35 Er schwingt es auf des Reiters Kopf,
Haut durch bis auf den Sattelknopf,
Haut auch den Sattel noch zu Stücken
Und tief noch in des Pferdes Rücken;
Zur Rechten sieht man wie zur Linken
40 Einen halben Türken herunter sinken. —
Da packt die andern kalter Graus,
Sie flieh'n in alle Welt hinaus,
Und Jedem ist’s, als würd ihm mitten
Durch Kopf und Leib hindurch geschnitten.
45 D rauf kam des Wegs 'ne Christenschaar,
Die auch zurück geblieben war,
Die sahen nun mit gutem Bedacht,
Was Arbeit unser Held gemacht.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
146
unmöglich zu machen. Mangel an Lebensmitteln nöthigten Napoleon
mitten im strengsten Winter zum Rückzüge, auf welchem durch Kälte,
Hunger und die Wuth der Feinde fast das ganze Heer um-
kam. Ganze Reihen der armen, ausgehungerten, schlechtbekleideten
Soldaten blieben in dem ungeheuren Schnee stecken und erfroren.
Von 500,000 Kriegern brachte Napoleon kaum 40,000 nach Deutsch-
land zurück.
Jetzt glaubten die lang unterdrückten Deutschen, daß es endlich
an der Zeit sei, das Joch des Allgewaltigen abzuwerfen. Preu-
ßens König erließ einen Aufruf an sein Volk, das der deutschen
Sache die großartigsten Opfer brachte; er verband sich mit Ruß-
land und Schweden, welchem Bündnisse später auch Oester-
reich und Bayern beitraten, und nach mehreren Kämpfen wurde
endlich Napoleon in der dreitägigen Schlacht bei Leipzig vollständig
besiegt.
62. Die Bchlacht bei Leipzig,
am 16., 18. und 19. Okt. 1813.
Ström' hin. o Blut, und tobt, o Tod,
Für's Vaterland! — — — _
Klopstock.
Die Heere zieh’n durch’s Thal,
Vom breiten Strom begrenzt;
Im hellen Sonnenstrahl
Gewehr und Rüstung glänzt.
Es zittert vom trabenden Hufschlag der Pferde
Und rollenden Rädern dumpftönend die Erde;
Und mächtig schallt
Das Machtwort: ,,Halt!“
Und eingewurzelt steh n die Legionen
Und die Kanonen.
Nun gestalten sich die Glieder;
Muthig Brüder!
Bald beginnt die Schlacht;
Traut der hohem Macht!
Seht, mit lautem Klange
Nah’n die Feinde,
Muthig Freunde!
Folgt des Herzens Feuerdrange!
In dem wilden Schlachtgemenge
Weitert sich des Herzens Enge.
Horch! — Schon brüllt die Kanone
Mit dumpfem Tone! —
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Klopstock
195
man in derselben Richtung heftiges Hundegebell und darauf einen
Schuß, dem sogleich ein lautes Geschrei folgte. Ein Korporal mit
Mannschaft eilte unverzüglich dahin. Bald kamen sie auf dem Hü-
gel an, wo der Posten ausgestellt war, aber er war nirgends zu
sehen. „Ich sehe etwas Weißes," rief der Korporal, „das ist ein
Beduine!" Sogleich feuerte er sein Gewehr darauf ab, und ein
Araber wälzte sich, von der Kugel getroffen, am Boden. Man
suchte Bachard und fand bald seinen Leichnam ohne Kopf am Ab-
hange des Hügels liegen. Während die Soldaten diesen voll Ent-
setzen betrachteten, erregte ein furchtbares Bellen am Fuße des Hü-
gels ihre Aufmerksamkeit. Sie sahen Azor, den Hund Bachards,
der sich wüthend auf ciuen Araber stürzte, der ihrer Aufmerksamkeit
entgangen war. Der Araber wehrte sich mit seinem Schwerte gegen
den Hmh und hatte ihm bereits mehrere Wunden beigebracht; allein
dieser schien sich wenig um Schmerz und Tod zu bekümnlern und
erneute muthig seine Angriffe. Mit einem verzweifelten Satz packte
er den Araber an der Kehle und warf ihn zu Boden. Jetzt mischte
sich das Schmerzensgeschrei des Mannes mit dem wüthenden Heulen
des Hundes. Man sah Beide übereinander rollen; bald war der
Araber wieder oben und zerfleischte mit seiner Waffe seinen Gegner;
bald war der Hund Sieger und sein Stöhnen ward unterbrochen,
indem er sich-bemühte, das Gesicht und die Kehle des Beduinen zu
zerreißen. Die Soldaten wollten dem Kampf ein Ende machen und
den Araber todten; schon waren die Hähne gespannt, und.sie schlu-
gen auf die hartnäckig Kämpfenden an, als der Korporal ausrief:
„Halt, es ist Azor, ihr könntet ihn todten; mit dem Bajonette, Ka-
meraden, .und Tod dem Beduinen!" Trotz ihrem schnellen Laufe
fandett sie, als sie hinkamen, den Araber ausgestreckt und ohne Leben.
Azor, obgleich furchtbar verwundet, zerrte beständig an einem Zipfel
des sorgfältig zusammengeknüpften Burnus des Arabers; er zerriß
ihn endlich, und der Kops Bachards, seines Herrn, rollte daraus hervor.
Azor, vom Blutverlust erschöpft, sank an der Seite seines über-
wundenen Gegners nieder. Ein junger Militärarzt, der sich bei der
Mannschaft befand, untersuchte seine Wunden; er fand sie nicht tödt-
lich,' aber die Pfote, die ganz zerquetscht war, mußte abgelöst wer-
den. Bachard wurde an dem Orte, wo er gefallen war, begraben.
Bald war er vergessen, und viele Truppen hatten indessen ihren
Aufenthalt in Algier gewechselt, nur Azor war von der Stadt nicht
wegzubringen. Jeden Abend, kurz vor 10 Uhr, gieng er aus und
legte sich auf das Grab seines ermordeten Herrn vor dem entfern-
testen Vorposten nieder. Um Mitternacht schlich er sich niederge-
schlagen auf seinen drei Pfoten nach Hause. Die Schildwachen
kannten ihn wohl; sie nannten ihn Azor, den Invaliden, und
alle präsentirten vor ihm das Gewehr.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke]]
284
. Verkauf von Waaren aller Art. Diese Stadt ist der Mittelpunkt des
deutschen Buchhandels und zählt selbst über 120 Buchhändler. Es
erscheint wohl nirgends ein Buch, das nicht hier zu haben wäre.
Zur Meßzeit versammeln sich hier viele Hundert Buchhändler aus
allen Ländern in dem schönen Buchhändler- und Börsengebäude, wo
sie mit einander abrechnen. Leipzig ist auch geschichtlich merkwürdig
geworden durch die Schwedenschlacht 1631, noch mehr aber durch die
große Völkerschlacht gegen Napoleon 1813. Die Eisenbahn zwischen
Leipzig und Dresden gehört zu den befahrensten in Deutschland.
Als bedeutende Fabrifftädte sind zu nennen: Chemnitz, Bau-
tzen, Plauen und Reichenbach mit wichtigen Wollenwebereien.
In Schwarzenberg ist eine Drahtzieherei, in welcher Draht von
solcher Feinheit erzeugt wird, daß ein Zentner Eisen 582,000 Ellen giebt.
Vii. Die thüringischen Länder.
Diese Länder, von denen immer eines durch das andere, sowie
durch sonstige kleinere Länder und Gebietstheile in mehrere Stücke
zerschnitten wird, liegen im Herzen Deutschlands, und es ist eine
große Aufmerksamkeit erforderlich, um dieselben genauer kennen zu
lernen. Sie bilden die langschmale Gebirgslandschaft Thüringens,
deren Boden wenig ergiebig ist und nur Kartoffeln, Flachs und
Holz hervorbringt, jedoch schöne Weiden hat. Die tiefern Thäler
und niederen Gegenden haben dagegen eine mildere Luft und frucht-
baren, wohlangebauten Boden. Der Thüringerwald, ein 15 Mei-
len langes Gebirg, zieht durch diese Länder hindurch, die sich von
Westen nach Osten folgendermaßen an einander anreihen:
1) Das Herzogthum Sachsen Meiningen-Hildburghausen
mit der Hauptstadt Meiningen.
2) Das Herzogthum Koburg-Gotha mit der Residenzstadt
Koburg.
3) ' Das Großherzogthum Weimar mit der gleichnamigen
Hauptstadt.
4) Das Herzogthum Sachsen-Altenburg mit der Residenz-
stadt Altenburg.
Zwischen diesen vier sächsischen Herzogthümern liegt
5) Das Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt, und nörd-
lich von demselben, im Umfang der preußischen Provinz Sachsen,
breitet sich
6) Das Fürstenthum Schwarzburg-Sondershausen aus.
Weiter gegen Süden, im Osten an das Königreich Sachsen
grenzend, stnden wir die Fürstenthümer
7) Reuß-Greitz und
81 Reuß-Schleiz mit den gleichnamigen Hauptstädten.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert]]
287
bedeutend. — Die Hauptstadt Darmstadt war zu Anfang dieses
Jahrhunderts noch ein unbedeutendes Städtchen, jetzt ist sie schon
so groß als Kassel. Durch die aus Baden herführende Eisen-
bahn steht sie mit allen größeren Städten Deutschlands in Verbin-
dung. Mainz liegt in einer schönen Gegend zwischen dem Rhein-
gau und der Pfalz. Auf einem freien Platz der Stadt steht das
Denkmal Johann Guttenberg's, dem wir die wichtigste aller
Erfindungen, die Buchdruckerknnst, verdanken, ohne welche wir eben
so unwissend seyn würden, als es solche Völker sind, die jetzt noch
keine oder nur wenige Bücher haben. Dann ist aber Mainz auch
noch wichtig als deutsche B und es festnn g, die besonders geeignet
ist, in einem etwaigen Kriege gegen Frankreich die Feinde aufzuhalten
und das Innere von Deuschland zu schützen.
e) Die Landgrafschast Hessen-Homburg ist nur 7 Q.m.
groß, zählt aber 25,000 Menschen, und besteht aus zwei abgeson-
derten Theilen. Die eigentliche Herrschaft Homburg ist von Nassau
und Oberhessen umgeben und hat ein besuchtes Mineralbad. Die
Herrschaft Meisenheim liegt am Hundsrück, auf dem linken Rhein-
ufer, in einer angenehmen und fruchtbaren Gegend.
Ix. Das Herzogthum Nassau.
Nassau, eines der fruchtbarsten Gebirgsläuder Deutschlands,
liegt größtenteils auf dem Bergboden des Launus und Wester-
waldes. Die Thäler und Hügel, besonders am Rhein und an
der Lahn, sind reich an Obst- und Weinpflanzungen. Die warmen
Bäder des Landes sind weit berühmt. Die Hauptstadt und Winter-
residenz ist Wiesbaden mit besuchten Bädern und einem pracht-
vollen Kursaal. Andere wichtige Heilquellen und Badeorte
sind: Ems, Fachingen, Schwalbach, Selters, Geilnau und das
Schlangenbad. Millionen Krüge werden jährlich mit dem Wasser
dieser Heilquellen gefüllt und in alle Welt versendet. Andere Orte
haben ausgezeichneten Weinbau und liefern köstliche Weine, wie
z. B. Rudesheim, Sternberg, Gelsenheim, Hochheim und Gr
bach, vorzüglich aber der weitberühmte Johannisberg. Diez ll>at
eine Baumschule, worin man, neben allen andern Gattungen von
Obst, 1000 Sorten Aepfel und Birnen stndet.
X. Das Großherzogthum Luxemburg.
Dieses Land mit holländisch Limburg begreift 65 Q.m. mit
282,000 meistens katholischen Einwohnern. 'Es liegt an der Mosel
und wird vom Ardennenwald durchzogen. Landesherr ist der König
von Holland. Luxemburg, die Hauptstadt, liegt zum Theil auf
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Guttenberg's Johann Sternberg
301
Arme bis zum Kind herab Beschäftigung und jede nöthige Hilfe
findet. In der Nähe ist das Winseld in dem teutoburger Wald,
wo Hermann im Jahr 9 n. Chr. die Römer schlug.
b) Lippe Schauenburg liegt mehr nördlich am Wesergebirge
und Steinhuder Meer und ist nur halb so groß als Detmold. Es
ist ein fruchtbares, waldreiches Ländchen. Die Residenz ist Bücke-
burg. Auf einer kleinen, künstlich angelegten Insel im Steinhuder
Meer liegt die kleine Festung Wilhelmsstein.
e) Weiter südlich, zwischen Hessen-Kassel und Westphalen, liegt
das Fürstenthum Waldeck. Es hat meistens dürren, steinigen Boden
und nur in einigen Thälern ergiebiges Getreideland. Hieher gehört
auch die in einem von hohen Bergen eingeschlossenen engen Thale
liegende Grafschaft Pyrmont, mit dem gleichnamigen berühmten
Badeorte. Die Hauptstadt ist Arolsen.
Xiv. Das Herzogthum Braunschweig.
72 Q.m. — 275,000 Ew.
Braunschweig war einst ein Theil des alten, mächtigen Sachsen-
reiches. Es liegt in 5 Gebietstheile zerschnitten zwischen Hannover
und Preußen und mit seinem größeren Landestheile am Harz. Der
Bergboden hat wenig Ackerbau, aber viel Holz und Eisenerz; da-
gegen haben die niedern Gegenden an der Aller und Oker frucht-
bare Getreidefelder und treffliche Viehzucht. Braunschweig, die Haupt-
und Residenzstadt, hat bedeutende Messen und starken Handel. Hier
erfand Jürgens 1534 das Spinnrad. Wolsenbüttel hat eine nam-
hafte Bibliothek. Bei dem Dorfe Rnbeland ist die große, von
Reisenden vielbesuchte
B aumanshöhle.
Um in diese zu gelangen, tritt man nach Ersteigung einer ziem-
lichen Anhöhe in eine thorähnliche Oeffnung und gelangt durch einen
mehr als 600 Fuß langen Gang zu einer kleinen, verschlossenen
Thür, welche durch einen Führer geöffnet wird und sodann in die
eigentliche Höhle führt. Diese ist einem gewölbten Saale ähnlich
und überall mit Tropfsteinen überdeckt, die man mit allerlei Figuren
vergleicht. Mit dieser Höhle stehen, die vielen Nebenhöhlen nicht
gerechnet, fünf andere, theils höher, theils tiefer liegende Höhlen in
Verbindung, in welche man aus Leitern gelangt. Hiebei muß man
jedoch vorsichtig seyn, da die Leitern von dem herabrröpselnden Wasser
ganz naß sind und man also leicht ausgleiten könnte. In der fünf-
ten Höhle find die schönsten Tropssteinbilder. Eines derselben wird
der Oelberg genannt, ein anderes gleicht einer Stadt, ein drittes
einer Kanzel, ein viertes und fünftes einer Orgel und einem Kirchen-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
305
Xviii. Die Großherzogthümer Mecklenburg.
Vor der Völkerwanderung wurde Mecklenburg von den Heru-
lern und Vandalen bewohnt. Heinrich der Löwe eroberte es, gab
es aber bald wieder seinem angestammten Fürsten Prebislav zurück,
welcher der Stammvater des jetzt noch regierenden Fürstenhauses
wurde. Im Jahr 1170 wurde das Land zum Fürstenthum er-
hoben und theilte sich 1701 in die beiden Linien Mecklenbckrg-
Schwerin, welche den größern Theil des Landes mit 230 Q.é
und V-r Mill. Menschen, und in Mecklenburg - Strclitz, welches
36 Q.m. mit 100,000 Ew. besitzt.
Beide Herzogthümer sind durchaus eben und theilweise sandig,
aber sehr fruchtbar. Eine Menge von Seen bringen Leben und
Abwechslung in die flachgelegene Landschaft, die überdies von vielen
wasserreichen Flüssen durchschnitten wird. Die Rindvieh- und Pferde-
zucht ist bedeutend; denn die Mecklenburger Pferde sind, wie die
Holsteiner, große, starke und ausdauernde Zugthiere. Weniger wichtig
ist die Industrie, wogegen der Seehandel hauptsächlich durch die
Städte Wismar und Rostock stark betrieben wird. Die Hauptstadt
ist Schwerin in schöner Lage an einem See; der Großherzog resi-
dirt jedoch zu Lndwigslust. Im Großherzogthum Strelitz ist
die Hauptstadt Neustrelitz, welche sehr schön in Form eines acht-
eckigen Sterns angelegt ist, so daß alle 8 Straßen von dem Marit-
platze aus nach den 8 Thoren zulaufen.
Xix. Die vier freien Städte.
Die vier freien Städte: Frankfurt am Main, Bremen, Ham-
burg und Lübeck bestehen als solche wieder seit dem Wiener Con-
greß 1815. Sie haben eine demokratische Verfassung und werden
durch einen Senat regiert. Die drei letzter» dieser Städte waren
schon 1241—1632 im Hansabund, den viele deutsche Städte zum
Schutze ihres Handels und ihrer Rechte errichtet hatten und der
nach und nach ungemein wichtig wurde.
а) Frankfurt a. M. zählt auf einem Gebiete von etwas mehr
als 2 Q.m. 70,000 Menschen, wovon 59,000 zu Frankfurt selbst
wohnen. Hier, in der' altberühmten Krönungsstadt der deutschen
Kaiser, ist der Sitz der Bundesversammlung. Handdl und Verkehr
nach Süden und Norden sind außerordentlich lebhaft. In dem
Rathhause-, „der Römer" genannt, fand ehemals die Wahl der
deutschen Kaiser Statt, und in der Domkirche wurden dieselben
gekrönt.
б) Bremen hat ein Gebiet von 5 Q.m. und 72,000 Ew.
Reiser, der Dousschuler i. d. Obcrklasse. 20
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
340
Sekunde erschreckt und zitternd stille halten, ehe sie der Schrecken
weiter jagt.
„Ein edler Hirsch fliegt an uns vorüber; seine Kraft ist ge-
brochen, und in wenigen Minuten liegt er todt am Boden. Aber
bald wälzt sich mit dem rauschenden Getöse des Wirbelwindes die
ungeheure Masse schwerer und unbehilflicherer Thiere nach. Büffel
und Pferde, Alles vermengt sich, eine ungeheure Heerde, Meilen
breit, Meilen lang, ein unermeßlicher Klumpen wälzt sich mit der
Schnelligkeit einer rollenden Kugel heran, jedes Hinderniß nieder-
tretend. Noch etwa eine halbe Stunde ist diese walzende Fleisch-
masse hinter uns; die Pferde sind fast erschöpft; wir sind verloren;
in wenigen Minuten werden wir zerstampft seyn!
„In diesem fürchterlichen Augenblick ertönt fest und gebieterisch
die helle Stimme des Führers Gabriel: „Herab von den Pferden!
Zwei mögen sie festhalten, die Andern ziehen schnell die Hemden ab!
Schnell!" Unwillkürlich gehorchen Alle. Gabriel zündet auf der
Pfanne seines Gewehrs ein Stück Zunder an, und bald lodert aus
Hemden und Tüchern, dürrem Gras und Büffeldünger ein mäch-
tiges Feuer empor, emsig geschürt und verstärkt durch neu hinzu-
getragene Haufen dürren Grases.
„Ein Beben der Erde, als ob sie in ihren Grundfesten wanke,
ein Angstgeheul, ein Gebrüll der Wuth und des Schmerzes verkün-
dete nun das Anrücken ddr schrecklichen Thiermassen. Schon konnten
wir ihre Hörner, ihre Füße unterscheiden; — das Feuer ist am Er-
löschen; die Flammen sinken zusammen! — Wer hat die Kraft, die
Besinnung, sie zu nähren? Sie rücken heran, die rasendgewordenen
Zehntauseude! Wie glänzend funkeln ihre Augen! Wie steht ihnen
der Schaum auf den triefenden Rücken! — Beugen sie aus? —
Springen sie dem Feuer seitwärts? —- Großer Gott, nein! —
Immer näher kommen sie, die sichern Todesboten! Der Augenblick,
wo wir zermalmt werden müssen, ist da! — Gräßlich, gräßlich!
„Ein Knall, ein gewaltiger Luftdruck, eine plötzlich aus dem
Feuer aufsteigende rothe Flamme, ein Gebrüll, als heulten Millionen
Büffel auf ein Mal! — Geht die Erde unter? Jede Sekunde er-
warteten wir die Hufe, die uns zertreten sollten; aber es geschieht
nicht; nur die Erde zittert; bebend erwarten wir den letzten Augen-
blick; aber er kommt nicht.
„Auf seine Büchse gelehnt überschaut Gabriel ruhig seine Lage.
Im Augenblick der höchsten Gefahr hatte er seine Flasche mit Brannt-
wein in's Feuer geworfen; sie war zerplatzt, und — zurück prallten
die zottigen Bestien vor den aufschießenden Blitzen der scharfen,
blauen Flammensäulen, und Hunderten derselben brachte die Stockung,
die durch das Zurückprallen veranlaßt wurde, den Tod. Ringsum
sahen wir Nichts, als die zottigen Mähnen der plumpen Ungeheuer;
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
341
kein Spalt war in der fliehenden Masse bemerklich, außer der schmalen
Linie, die sich geöffnet hatte, um das Feuer zu meiden. Wird diese
Linie offen bleiben oder sich schließen? Das Leben hängt davon ah.
Sobald ein Thier durch das immer niedriger brennende Feuer springt,
werden Tausende nachsetzen; alle Mühe und Besonnenheit Gabriels
wird dann zu Schanden, und wir sind dennoch verloren.
„Aber die-Vorsehung wachte über uns! — Allerdings wurden
uns die Sekunden, während die Thierhaufen rechts und links vor-
überflogen, zu martervollen Stunden, bis endlich die Reihen dünner
und dünner wurden und zuletzt nur noch die schwächern und er-
schöpfteren Thiere mühsam nachfolgen. Die erste Gefahr ist vorüber;
aber eine andere ebenso große nahet heran. Die ganze Prairie steht
in Flammen und die zischenden Fluthen des Feuers nahen mit furcht-
barer Schnelligkeit. Die Pferde haben wieder einigen Athem ge-
wonnen; darum frisch in die Sättel! Und gesagt von der Todes-
angst rasen Rosse und Reiter nun den Büffeln nach.
„Es war ein schrecklicher Anblick! Ein furchtbares Fcuermeer
wälzte sich prasselnd und knisternd von drei Seiten heran; eine dicke
Rauchwolkenmasse lag drückend darüber; die Hitze war erstickend; —
nur die Schnelligkeit der Pferde konnte uns retten. Wir jagten
fort und fort, verfolgt von den schrecklichen Flammenwirbeln. Da
gewahrten wir auf ein Mal, daß etwa eine Viertelstunde von uns
die unermeßliche Heerde einen tiefen Schlund erreicht hatte, den die
Thiere in ihrer Todesangst zu überspringen suchten, wobei Tausende
auf Tausende in den 300 Fuß tiefen Schlund stürzten.
„Immer geschwinder flog das Feuer heran, immer heftiger loder-
ten die Flammen, als wollten sie ihre Beute nicht fahren lassen.
Die Feuerwogen wirbelten über unsern Köpfen hin und erstickten
uns fast mit ihrer Hitze und ihrem schwarzen Rauche. Der Schlund
vor uns konnte allein uns retten oder auch begraben. Uns blieb
keine Wahl. Wir wagten den Sprung; wir setzten hinab und er-
reichten thurmtief den Boden. Allmählig aber kam Einer nach dem
Andern wieder zu sich selbst; Alle fühlten sich unverletzt; denn die
vielen tausend Thiere, die vor uns den Sprung gewagt hatten und
deren Leiber uns wie Kissen aufnahmen, hatten uns gerettet. Ueber
unsern Häuptern aber dauerte das Zischen und Prasseln des Feuers
fort, und schaudernd sahen wir zu den Flammen hinauf, die oben
am Rande des Abgrunds fortwütheten, sich bald senkten, bald wieder
aufloderten, als wollten sie nicht ruhen, bis alles Leben auf den
unermeßlichen Prairien vernichtet sei. Wir stiegen nun über den Berg
von Leichnamen herunter, der uns so wunderbar gerettet hatte, und
fanden weiter unten einen freien Platz, auf dem wir uns nieder-
ließen. Hier dankten wir Gott im brünstigsten Gebete für seinen
gnädigen Schutz und unsere wunderbare Erhaltung, und nachdem
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