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Vom Balkon ruft Pipiu mit donnerndem Laut:
„„Ihr männlichen, trotzigen Krieger,
„„Da schauet ein Kampfspiel, ein würdiges, schaut!
„„Wer sich zu messen mit. Diesem getraut,
„„Den nenn’ ich den ersten der Sieger!““
Und ein Zischeln, ein Murmeln, ein Murren erklingt,
Dumpf nur im Beginnen und leise,
Bald, wie wenn, stärker und stärker beschwingt,
Mit wogenden Blüthen die Windsbraut ringt,
So sauset’s und brauset s im Kreise.
Und kecklich hervor tritt 6er har d^v o m Stern,
Der frechste der frechen Kumpane;
..Der Vortanz verbleibe dem König und Herrn!
„Auf, tanze denn, Hoheit, wir lassen dir’sgern;
„Herab von dem sichern Altane!“
„„So sei's!““ spricht Pipin, und sich schwingend im Satz
Springt der Kurze, doch markig und sehnig,
Vom Balkon herab auf den sandigen Platz.
„„Auf, Bruder Leu, auf, wetze die Patz'!
„„Auf, König, dich fordert ein König!““
Und schlägt ihn mit flacher Kling’ auf den Bug
Und erregt ihm den Grimm in der Seele.
Auf schnellt der Leu, wuthschauernd, im Flug,
Doch dringt, eh’ die Tatze, die zuckende, schlug,
Das Schwert durch den Rachen zur Kehle.
Und das Blut entsprudelt dem grausigen Schlund
Und über sich stürzt er und wendet
Drei-, viermal die Augen, rollend im Rund,
Drei-, viermal geisselt der Schweif den Grund,
Und er streckt sich und zuckt und verendet.
Stolz schaut der König im Kreise herum,
Und die Ritter athmen beklommen
Und blicken zu Boden, erstaunt und stumm,
Und der Hohe dreht still verachtend sich um; —
Kein Murren ward weiter vernommen.
(Streckfuß.)
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut]]
191
beißen sollten. Nach vorhergegangener guter Bewirthung wurden
die Gäste zur Falle geführt, in welcher das Thier noch steckte, und
woraus es erst sehr vorsichtig herausgeholt werden mußte, um auf
den Kampfplatz gebracht zu werden. Diese Falle lag in der Tiefe
einer Bergschlucht und war von rohen Felsstücken ausgemauert, doch
so, daß zwei große, dem übrigen Gerölle ähnliche Felsen den Ein-
gang bildeten; sie war übrigens ganz wie eine gewöhnliche Mäuse-
falle beschaffen. Oben war dieselbe mit rohem Gebälk bedeckt, durch
dessen Zwischenräume man das schöne aber wüthende Thier be-
obachten konnte, und auf welches die Leute, die es jetzt fesseln soll-
ten, sich stellten.
Man suchte erst eine Pfote nach der andern in Schlingen zu
fangen, dann zog man es herauf und band ihm, unter entsetzlichem
Brüllen und vergeblichen Wüthen, die vier Beine aneinander. Hier-
auf begab sich Jemand hinein, der auch eine Schlinge über den Kops
des Thieres warf, mit deren Hilfe man es bald hervorzog und ihm
einen festen Maulkorb anlegte. Nun erst war man im Stande, es
nach dem Werft, so heißt bei allen Colonisten ein großer, freier
Platz zwischen dem Wohnhaus und den Wirthschastsgebänden, zu
schaffen, wo erst der eine Hinterlauf, den man zwischen der Hacken-
sehne und dem Unterschenkelbein durchstach, vermittelst eines Ringes
an einer Kette befestigt wurde, die in einen freistehenden Pfahl ein-
geklammert war. Nach und nach lösete man einen Riemen nach
dem andern und ließ das Thier endlich ganz frei an der Kette sich
bewegen. Es erlangte bald seine ganze Kraft und Geschmeidigkeit
wieder und gewährte in dem Wechsel seiner wilden Sprünge und
seiner behenden Seitenbewegungen in der That ein sehr schönes
Schauspiel.
Mehr kriechend als schleichend pflegt der Parder seiner Bente
nachzustellen, drückt den Bauch dabei fast auf die Erde, den Kopf
mit aufwärts gerichteten Augen zwischen die Vordertatzen ausgestreckt.
In dieser Lage bewegte er sich auch jetzt, und festgehalten von der
Kette, streckte er sich dabei so lang aus, daß man ein ganz anderes
Thier vor sich zu sehen glaubte. Dabei wand sich der Leib unauf-
hörlich seit- und auswärts, so daß man seine Bewegungen denen
einer kriechenden Schlange zu vergleichen geneigt war. Fest über-
zeugt, daß die vorher wohl untersuchte Kette nicht brechen könne,
wagten sich die Zuschauer ganz nahe hinzu und reizten ihn durch
Würfe mit kleinen Kieseln und andere Neckereien zum Aufspringen
und Brüllen. Darüber ward es Abend. Man berathschlagte, ob
man ihn jetzt den Hunden Preis geben sollte, die inzwischen sämmt-
lich in einem Stalle eingesperrt waren, und eben giengen die Meisten
hinweg, um den Kampf vorzubereiten, als plötzlich bei einem neuen
starken Ruck der Ring sich öffnete und der nunmehr freie Tiger
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
198
Zeichen der Wasserscheu. Eine schwarze, zähe Feuchtigkeit geht durch
Erbrechen von ihm. Das Fieber, die Hitze, das Irrereden ver-
mehren sich. Jetzt streckt der Unglückliche die rauhe Zunge heraus,
seine Stimme wird heiser, er gähnt häufiger, er lechzt vor Durst,
doch so wie man ihm Getränke reichen will, macht ihn meist die
Wasserscheu wüthend. In seinem Munde häuft sich der Speichel
und er fühlt einen unwiderstehlichen Reiz, ihn gegen die Umstehen-
den auszuwerfen. Fürchterlich knirscht er mit den Zähnen, eiskalter
Schweiß steht auf seinem Gesichte, er ist wüthend, und doch zeigt
sein Streben, Andern nicht zu schaden, sein Flehen, ihn nicht zu ver-
lassen, daß er seiner Vernunft noch mächtig ist. Endlich naht sich
unter Krämpfen und Engbrüstigkeit der unter diesen Umständen wün-
schenswerthe Retter — der Tod^ Bei der Zergliederung des Todten
findet man die Werkzeuge zum schlucken entzündet, den Magen voll
von einer zähen, galligen Feuchtigkeit, die Galle schwarz, die Schlag-
ader voll, die Blutader leer, den Herzbeutel, die Eingeweide, das
Gehirn, das Rückenmark trocken und das Blut so flüssig, daß es
kaum zum Gerinnen zu bringen ist. (21. B. Reichenbach.)
7. Der Maulwurf.
Unter allen Thieren, die ihre Jungen säugen, ist der Maul-
wurf das einzige, das seiner Nahrung allein in dunkeln Gängen
unter der Erde nachgeht. Und an dem Einen ist's zu viel, wird
Mancher sagen, der an seine Felder und Wiesen denkt, wie sie mit
Maulwurfshügeln bedeckt sind, wie der Boden zerwühlt und durch-
löchert ist, wie die Gewächse oben absterben, wenn das heimtückische
Thier unten an den Wurzeln weidet. Nun, so wollen wir denn
Gericht halten über den Missethäter.
Wahr ist es und nicht zu läugnen, daß er durch seine unter-
irdischen Gänge hin und wieder den Boden durchwühlt und ihm
Etwas von seiner Festigkeit raubt. Wahr ist es ferner, daß durch
die herausgestoßenen Grundhaufen viel fruchtbares Land bedeckt und
die darunter liegenden Keime im Wachsthum gehindert, ja erstickt
werden können. Dafür ist jedoch in einer fleißigen Hand der Spaten
gut. Aber wer hat's gesehen, daß der Maulwurf die Wurzeln ab-
frißt? Wer kann's behaupten? Nun man sagt so: „Wo die Wur-
zeln der Pflanzen absterben, wird man auch Maulwürfe finden;
und wo keine Maulwürfe sind, geschieht das auch nicht; folglich
thut's der Maulwurf." Der das sagt, ist vermuthlich derselbe, der
einmal so behauptet hat: „Wenn im Frühlinge die Frösche zeitig
quaken, so schlägt auch das Laub bei Zeiten aus; wenn aber die
Frösche lange nicht quaken wollen, so will auch das Laub nicht
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
208
sehr große Augen, dir beinahe den ganzen Kopf einnehmen, kurze
Flügel, einen kürzeren und feineren Rüssel und gar keinen Stachel.
Von Ansehen sind sie viel rauher, als die andern, auch dicker, dabei
auch sehr träge. Sie fliegen selten aus; nur bei heißem Wetter
zur Mittagsstunde entfernen sie sich zuweilen eine kurze Zeit. Ihre
vornehmste Bestimmung ist, für die Forterhaltung des Schwarmes
zu sorgen. Endlich sieht man auch noch in einem Stocke eine Menge
kleinerer Bienen, wovon eine halb so schwer ist, als eine Drohne,
aber verhältnißmäßig längere Flügel und einen Stachel hat. Man
nennt sie Werk- oder Arbeitsbienen, weil sie allein alle Arbeit ver-
richten. Sie bauen die Zellen, machen Honig und Wachs, reinigen
die Wohnung und schaffen allen Unrath, todte Bienen, Würmer und
andere faulende Sachen hinaus. Ist ihnen ein Körper zu schwer,
so überziehen sie ihn mit Wachs, damit er durch seine Verwesung
die Luft nicht verunreinige. Ihres eigenen Kothes entledigen sie sich
außerhalb des Stockes. Andere halten an dem Flugloche Wache,
um gemeinschaftliche Feinde abzuhalten; wieder andere füttern die
Jungen u. s. w. Zu einem vollkommenen Schwarme gehören nun
ungefähr zwanzigtansend Arbeitsbienen, anderthalbtausend Drohnen
und eine Königin^ Wenn diese beisammen sind, so fangen sie an,
sich in irgend einer bequemen Höhle — die zahmen in den für sie
bestimmten Stöcken oder Körben '—• eine zweckmäßige Wohnung an-
zulegen, und zwar übernehmen, wie schon gesagt, blos die Arbeits-
bienen dies Geschäft. Die aus Wachs gefertigten Zellen bewohnen
nicht die Bienen, sondern sie ksaben eine doppelte Bestimmung; einige
dienen zur Aufbewahrung des Honigs, "andere zu Nestern für die
junge Brut. Auf einen Stock, welcher 50,000 Zellen enthält, rechnet
man 30,000 für den Honig, die übrigen sind für die Brut bestimmt.
14. Der Seidenspinner.
Ihr habt doch gewiß schon von dem Seidenwurme gehört, von
dem unsre Seide kommt? Nun, das ist eben die Raupe, aus wel-
cher der Seidenspinner, eines der nützlichsten Infekten, entsteht.
Glaubt ja nicht, daß der Seidenspinner schön aussieht. Er ist
ein Nachtvogel, ungefähr einen Zoll lang und mit ausgespannten
Flügeln 2 Zoll breit. Er hat gelblichweiße Flügel mit 3 blaß-
braunen Streifen und kammartige Fühlhörner. Das Weibchen legt
in einigen Tagen 300—500 Eier, die so groß sind wie Hirsekörner.
Durch eine Wärme von 18—20 Graden werden diese Eier in
6—8 Tagen ausgebrütet. Die kleinen Räupchen, die erst weiß sind,
dann braun werden und zuletzt einen schwarzen Kopf bekommen,
wachsen schnell. Sie sind sehr gefräßig, wie alle andere Raupen,
rühren aber Nichts an, als die Blätter des weißen Maulbeerbaums,
199
kommen; folglich quaken die Frösche das Laub heraus." — Seht
doch, wie mau sich irren kann!
Aber da kommt ein Advokat des Maulwurfs, ein erfahrener
Landwirth und Naturbeobachter, der sagt so: „Nicht der Maulwurf
frißt die Wurzeln ab, sondern die Quadten und Engerlinge, die
unter der Erde sind, aus welchen hernach die Maikäfer und anderes
Ungeziefer kommen. Der Maulwurf aber frißt die Quadten und
reinigt den Boden von diesen Feinden." Jetzt wird es also begreif-
lich, daß der Maulwurf immer da ist, wo das Gras oder die
Pflanzen krank find und absterben, weil die Quadten da sind, denen
er nachgeht und die er verfolgt. Und dann muß er's gethan haben,
was diese anstellen, und bekommt für eine Wohlthat, die er euch
erweisen will, des Henkers Dank. — „Das hat wieder Einer in
der Stube erfunden, oder aus Büchern gelernt der noch keinen
Maulwurf gesehen hat," werdet ihr sagen. Halt, guter Freund!
der das sagt, kennt den Maulwurf besser, als ihr Alle, H>ie ihr
sogleich sehen werdet! Denn ihr könnt zweierlei Proben anstellen,
ob er die Wahrheit sagt. Erstlich, wenn ihr dem Maulwurfe in
den Mund schauet; denn alle vierfüßigen oder Säugethiere, welche
die Natur zum Nagen an Pflanzenwerk bestellt hat, haben oben
und unten nur zwei einzige und zwar scharfe Vorderzähne und gar
keine Eckzähne, sondern eine Lücke bis zu den Backenzähnen. Alle
Raubthiere aber, ibelche andere Thiere fangen und fressen, haben
sechs und mehr spitzige Vorderzähne, dann Eckzähne auf beiden
Seiten und hinter diesen zahlreiche Stockzähne. Wenn ihr nun das
Gebiß eines Maulwurfs betrachtet, so werdet ihr finden, daß er
in der obern Kinnlade sechs und in der untern acht spitzige Vorder-
zähne und hinter denselben Eckzähne auf allen vier Seiten hat; und
daraus folgt: Er ist kein Thier, das an Pflanzen nagt, sondern
ein kleines Raubthier, das andere Thiere frißt. Zweitens: Wenn
ihr einem getödteten Maulwurfe den Bauch aufschneidet und in den
Magen schaut; denn was er frißt, muß er im Magen haben, so
werdet ihr, wenn ihr die Probe machen wollt, nie Wurzelfasern
oder so Etwas in demselben finden; aber immer die Häute von
Engerlingen, Regenwürmern und anderm Ungeziefer, das unter der
Erde lebt. Wie sieht's fetzt aus?
Wenn ihr also den Maulwurf recht fleißig verfolgt, so thut
ihr euch selbst den größten Schaden und den Engerlingen den größten
Gefallen. Da können sie alsdann ohne Gefahr eure Wiesen und
Felder verwüsten, wachsen und gedeihen, und im Frühfahr kommt
alsdann der Maikäfer, frißt euch die Bäume kahl, wie Beseureis,
und bringt euch zur Vergeltung auch des Kukuks Dank und Lohn.
So sieht's aus!
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
203
»
die jungen schweigen. Der Krieg wird beschlossen. Die Vorarl-
berger in größerer Zahl erheben sich, fahren über den Rhein durch
die Luft einher und wollen die diesseitigen angreifen. Diese haben
den Angriff erwartet, erheben sich nun auch und fliegen ihnen ent-
gegen. Der Kampf wird in hoher Luft geführt. Die Waffe ist
der Schnabel. Sie stechen fürchterlich auf einander los. Blutig
und zerstochen ergreifen die Schweizer die Flucht. Die Vorarlberger
sind vollkommen Sieger und zerstören die Nester der geflohenen.
Allmählich jedoch kehren sie wieder zurück. Später entsteht wieder
Krieg, worin die Schweizer siegen.
Es ist auch wahrgenommen worden, daß die Störche bisweilen
vor ihrer Abreise gen Süden eine große Versammlung halten, einen
Kreis bilden, einer in der Mitte steht, viel geklappert und räson-
nirt wird, und endlich alle auf den in der Mitte losstürzen und ihn
durchbohren. Die Sache ist noch nicht aufgeklärt. Daß sie aber
etwas Außerordentliches thun, ist außer Zweifel.
Das dritte Auffallende ist ihre anständige Weise. In Seestädten
ziehen sie zwischen den Leuten auf den Straßen herum, stolziren
hin und her, und fordern von Jedem, der ihnen in den Weg tritt,
das Ausweichen. Sie ziehen von Markt zu Markt, von Brunnen
zu Brunnen, von Miststätten zu Miststätten, und suchen Fische,
Austern u. f. w. Noch mehr: bricht in einem Haus, auf dem sie
ihr Nest haben, eine Feuersbrunst aus, so tragen sie die Jungen,
wenn sie noch nicht fliegen können, auf dem Rücken fort, oder be-
netzen sich in einem Wasser, fliegen wieder in ihr Nest und schüt-
teln das Wasser von sich, und gelingt es ihnen nicht, die Jungen
zu retten, so breitet die Störchin ihre Flügel über ihre Jungen, um
sie zu schützen, und erleidet lieber mit ihnen den Feuertod, als daß
sie allein davon flöge, wie man dieß noch beim großen Brand in
Hamburg sah.
11. Die Schlangen.
Kein Theil der Naturgeschichte sollte dem Menschen unbekannt
bleiben; am allerwenigsten aber sollte man sich durch die Häßlichkeit
oder-Schädlichkeit eines Thieres abhalten lassen, es näher kennen zu
lernen; denn immer wird man, was für ein Theil es auch seyn
mag, Neues und Merkwürdiges erfahren. Auch von den Schlangen,
diesen verschrieenen Thieren, will ich doch zeigen, daß es möglich ist,
Etwas von ihnen zu erzählen, was merkwürdig und lehrreich ist
und gewiß Jeden begierig machen wird, noch mehr davon zu hören.
Du wirst wohl, mein lieber Leser, erst sehr wenige Schlangen
gesehen haben? Vielleicht eine Ringelnatter, die bei uns am gemein-
sten ist; oder die hübsche, braun glänzende Blindschleiche; oder viel-
leicht gar schon einmal eine giftige Kreuzotter? Nun, das wäre
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
212
16. Die Schnecken.
Von den Schnecken, die zu der Klasse der Würmer gehören,
sind euch ohne Zweifel mehrere Gattungen bekannt. Ihr habt in
den Gärten eurer Eltern ganz kleine Schneckchen gesehen, die manch-
mal am Salat und an andern Pflanzen sitzen, dann wieder große
nackte, schwarze und braune, die an Wegen, in Hecken und in Wäl-
dern herumkriechen, und dann kleine und große Schnecken, die in
Schalen oder Gehäusen stecken, welche sie immer mit sich herum
tragm und in die sie sich ganz zurück ziehen können. Die letztere
Art nennt man Weinbergsschnecken. Sie werden besonders in
Süddeutschland gern gegessen, zu welchem Zwecke man sie den Som-
mer hindurch sammelt und in sogenannten Schnecken gärten ver-
wahrt. Es sind dies Behälter, die einem Frühbeete gleichen und
worin man die Schnecken so lange mit Kohl- und andern Blättern
füttert, bis sie sich im Herbste verkriechen und ihre Häuser schließen,
worauf man sie in Fässer packt und versendet.
Es ist bemerkenswert!), auf welche Weise dieses nnbehilfliche
Thier sein Haus vergrößert, wenn es ihm zu klein geworden ist.
Es bestreicht nämlich den Rand oder die Oefsnung desselben mit
einem klebrigen Schleim, den es ausschwitzt und der nach und nach
hart wird. Man kann diese neuangesetzten Ringe schon der Farbe
nach von dem alten Hause deutlich unterscheiden. Aus gleiche Weise
hilft es sich auch, wenn sein Gehäuse etwa durch einen Fall, einen
Druck oder Schlag ein Loch bekommen hat; in wenigen Tagen ist
es wieder zugewachsen. Auch in den Flüssen und Meeren giebt es
Schnecken, die theils in einschaligen, gewundenen Gehäusen stecken,
theils aber auch in zwei- und mehrtheiligen Schalen wohnen und
Muscheln genannt werden. Zu diesen gehören die Perlmutter-
und Perlenmuschel, so wie die Austern, die von vielen reichen
Leuten als seinschmeckende Leckerei verspeist werden. Mehrere andere
Seeschnecken und Muscheln sind ebenfalls eßbar; viele haben aber
auch so schön geformte und buntgefärbte, porzellanartige Schalen,
daß das Stück von manchem Sammler solcher Seltenheiten mit
mehreren Thalern bezahlt wird. #
17. Die Jnfusionsthierchen.
Es giebt, Die ihr schon öfter gehört habt, Instrumente, die
aus geschliffenen Gläsern so künstlich zusammengesetzt sind, daß sie
ganz kleine Gegenstände, die man durch dieses Instrument betrachtet,
ungeheuer vergrößern. Solche Instrumente nennt man Mikroskope,
und unter diesen vergrößert das Sonnenmikroskop am meisten. In
192
V
auf zwei der Zuschauer, die sich am vorwitzigsten genähert hatten,
unbändig losstürzte. Diese ergriffen in der größten Bestürzung die
Flucht und hörten schon das glücklicherweise etwas abgemattete Un-
gethüm dicht hinter sich schnauben, als ihre eigens mitgebrachten Hunde
an ihnen vorbei stürmten und ihm auch sogleich an Ohren und
Kehle fuhren. Den besten von ihnen, der ans der Reise vor Alter
einen Eckzahn verloren hatte, schüttelte er leicht von den Ohren und
tödtete ihn mit einem einzigen kräftigen Bisse nach dem Kopf. In-
dessen kamen auch die übrigen Hunde herbei, die ihn desto sicherer
packten, und von denen sich zwei in die Gurgel so verbissen, daß
der Parder in weniger als einer Viertelstunde, ohne weiter ein Lebens-
zeichen zu geben, erwürgt war. Bis dahin wehrte er sich, noch ver-
zweifelt mit seinen Krallen und verwundete noch einen Hund so
heftig, daß dieser ebenfalls am andern Tage starb. Bei dem Zer-
legen des Thieres fanden sich alle Muskeln am Halse zerbissen, aber
in dem Felle selbst, das äußerst zähe und von den dichten Haaren
geschützt ist, war auch nicht das kleinste Loch, und ein deutscher Rei-
sender, Lichtenstein mit Namen, welcher zufällig anwesend war,
kaufte dasselbe um den gewöhnlichen Preis von zehn Thalern.
2. Einiges über die Lebensweise des Löwen.
Der bemächtigt sieb seines Raubes fast allemal vermittelst
eines Sprunges, und zwar von der Stelle aus, wo er auf der Lauer
liegt; springt er aber fehl, so verfolgt er seine Beute nicht weiter,
sondern geht beschämt zurück und misst langsam Schritt für Schritt
die richtige Länge ab, um zu sehen, wie viel sein misslungener Sprung
zu kurz war.
Ein alter Hottentotte sah am Sonntagsflusse einen Lö-
wen in weiter Entfernung, der ihm zwei ganze Stunden nachfolgte.
Er schloss daraus mit Recht, dass der Löwe nur auf die Nacht warte,
um über ihn herzufallen. Da er die Art kannte, wie der Löwe seine
Beute fängt, so suchte er, statt seinen Weg nach Hause fortzusetzen,
eine Stelle auf, die oben flach und an der einen Seite steil und stei-
nigt war. Er liess sich am Rande des Abhangs nieder und sah zu
seinem nicht geringen Vergnügen, dass der Löwe auch da stand und
den Abstand betrachtete. Als es dunkel wurde, rückte der Hotten-
totte weiter vorwärts und nahm seinen Platz unterhalb des Randes
des Abhanges in einer Kluft. Um aber den Löwen zu täuschen,
steckte er seinen Hut und sein Pelzwamms auf seinen Stock und machte
damit um sich her einige Bewegungen. Es dauerte nicht lange, so
kam der Löwe wie eine Katze herangeschlichen, stürzte mit einem
mächtigen Sprunge auf die täuschende Figur los und •— mit dersel-
den den Abhang hinunter. /
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
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vorzunehmen; und selbst dein Körper war nicht so zum Springen
und Hüpfen aufgelegt, als vor Tische. In einem ähnlichen Zustande,
nur in weit höherem Grade, mußte die Schlange gewesen seyn. Die
Kinnladen aller Schlangen öffnen sich so außerordentlich weit, daß
sie mit Leichtigkeit weit dickere Thiere, als sie selbst sind, verschlingen
können. Die Ringelnatter, die kaum einen Zoll im Durchmesser
hat, verschlingt Kröten und Frösche, die ihr dann wie dicke Knäuel
im Magen liegen. Die Riesenschlange, die bekanntlich durch ihre
große Muskelkraft den Schafen, Ziegen, Gazellen, ja selbst den
Ochsen die Knochen im Leibe zerknacken kann, indem sie sie um-
schlingt, schluckt diese Thiere ganz hinunter, ohne sie zu kauen, ob-
gleich ihre Zähne so groß wie die eines ordentlichen Hühnerhundes
sind. Keine Schlange zerkaut ihre Speise; ihre Zähne scheinen ihnen
nur zum Festhalten ihrer Beute zu dienen.
Aber was für ein Magen gehört nun wohl dazu, um ein nicht
zerkautes Rind mit Haut, Haaren und Knochen zu verdauen! Die
Wände des Magens mögen noch so hart und der Magensaft zur
Auflösung noch so scharf seyn: auf jeden Fall gehört eine große
Anstrengung der innern Theile des Thieres dazu; kein Wunder,
daß es von außen in eine Art von Starrsucht verfällt und ruhig
da liegt, wenn der ganze Leib von der Nahrung aufgeschwellt ist.
Begiebt sich nicht auch sogar der Tiger zur Ruhe, wenn das Ver-
dauungsgeschäft nach einer tüchtigen Mahlzeit in ihm anfängt, und
kauert sich der gefräßige Geier nicht auch in einen unförmlichen
Federklumpen zusammen, wenn er sich vollgestopft hat? Er sitzt
dann da, ohne zu sehen und zu hören, steckt seinen Kopf ganz in
die Schultern zurück, so daß alle nackten Theile seines Halses ver-
schwinden, und läßt die Flügel hängen, so daß sie ihm die Beine
verbergen; alle seine Federn starren daun von ihm weg.
Nicht alle Schlangen sind giftig; die giftigen aber stechen —-
das ist ausgemacht und gewiß — nicht mit der Zunge, wie viele
Leute glauben, sondern sie sprühen ihr Gift durch zwei besondere
Zähne aus. Diese sitzen vorne an der oberen Kinnlade, sind haken-
förmig gebogen, wie die Klauen der Katzen, und können, wie diese,
von der Schlange in eine Scheide zurückgezogen und wieder hervor-
gestoßen werden; sie sind hohl und haben an der Spitze ein Loch,
unten aber stehen sie mit einem Bläschen, in welchem das Gift be-
reitet^ wird, in Verbindung. Beißt nun die Schlange, so spritzt sie
zugleich durch jenes Loch an den zwei Giftzähnen das Gift in die
Wunde. Bei manchen Schlangen tobtet dieser Biß auf der Stelle,
bei andern erfolgt der Tod erst einige Zeit nachher; bei noch an-
dern bringt der Biß blos Geschwülste hervor oder tobtet nur zu-
weilen. Die Wilden essen selbst giftige Schlangen ohne Nachtheil,
wenn diese nicht etwa sich selbst gebissen haben.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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wenigstens will ihnen nichts Anderes recht schmecken und zusagen.
Sie häuten sich 4—5 Mal, und zwar beinahe jede Woche einmal.
So lebt und frißt nun diese Raupe 6—7 Wochen lang. Fünf bis
acht Tage nach der letzten Häutung fängt sie endlich an, sich ein-
zuspinnen, was sie vorher dadurch zu erkennen giebt, daß sie nicht
mehr frißt, sondern mit Fäden im Munde und mit ausgerichtetem
Halse unruhig umher läuft, um einen Ort zu suchen, an dem sie
die Fäden befestigen kann. Hat die Raupe endlich diesen Ort, näm-
lich dürre Ruthen von Birken- oder andern Reisern gefunden, so klebt
sie zwei sehr feine Tröpfchen eines klebrigen Saftes an die Ruthen
-an, bewegt den Kopf hin und her und bringt so zwei sehr dünne
Fäden aus den Oeffnungen heraus, die sie geschickt mit den beiden
Vorderfüßen zu einem Faden zu verbinden weiß. Zuerst spinnt sie
ein weitläufiges, verworrenes und durchsichtiges Gewebe, aus wel-
chem Floretseide kardätscht wird.
Den zweiten Tag zieht sie die Fäden um sich herum und bildet
Len eigentlichen Kokon (d. h. Seidenhäuschen), in dessen Mitte sie
sich befindet. Ein solcher Kokon, der ziemlich die Größe und die
Gestalt eines kleinen Taubenei's hat, besteht aus einem einzigen
Doppelfaden, der 900 -1200 Fuß lang ist. Dies ist nun unsere
Seide, d-ie man nicht erst zu spinnen braucht, wie den Flachs oder
die Baumwolle, denn das hat ja die Raupe schon gethan. Man
darf nur 10—12 Kokons mit einander abhaspeln und sie zwirnen.
Läßt man aber der Puppe, die sich im Innern befindet, Zeit, sich
in einen Schmetterling zu verwandeln (wozu sie 14-20 Tage ge-
braucht), so durchbricht der Schmetterling seine Hülle, und der durch-
löcherte Kokon kann dann nicht mehr abgewunden und benutzt wer-
den. Um diesen Schaden zu verhüten, schiebt man die Kokons in
einen mäßig heißen Backofen, wo die Puppen ersticken, oder man
wirst sie in siedendes Wasser.
Das Vaterland der Seidenraupen ist China und Ostindien.
Dort leben sie auch wild auf Maulbeerbäumen, die ganz mit Ko-
kons behängen sind. Im Jahr 551 n. Chr. brachten zwei Mönche
den Seidenspinner mit nach Europa, indem sie die Eier desselben
in ihren hohlen Stöcken aufbewahrten. Gegenwärtig breitet sich
selbst in Deutschland der Seidenbau immer mehr aus. Allein bei
uns kann er nur in Zimmern betrieben werden und erfordert große
Mühe und Sorgfalt. (Jerrer und Reichenbach.)
15. Die Spinnen.
1.
Die Spinne ist ein verachtetes Thier; viele Menschen fürchten
sich sogar davor, und doch ist sie auch ein merkwürdiges Geschöpf
_ Reiser, der Volkèschülcr i. d. Oberklasse. 14