Ii. Die Zertrümmerung der Monarchie Alexanders d. Gr. und das hellenistische Zeitalter. 69
dung von dessen Vater Parmenio. so die Ermordung des Kleito.s zu Marakanda (Samarkand).
y) Unter großartigen Entwürfen erlag er den Folgen der Strapazen auf seinen Kriegszügen: er starb, erst 33jährig, zu Babylon 323.
Die weltgeschichtliche Bedeutung Alexanders d. Gr. besteht darin, daß — wenn auch der dauernde Bestand seiner Monarchie eine innere Unmöglichkeit war — der ganze Länderraum von der Adria bis zum Indus, von der Donau bis zum Nil infolge seiner Taten mit einer einheitlichen Bildung, der griechischen, erfüllt wurde. Weder das römische Imperium noch die Ausbreitung des Christentums wäre ohne sein Wirken möglich geworden.
Ii. Die Zertrümmerung der Monarchie Alexanders d. Gr. und das hellenistische Zeitalter.
1. Die politischen Verhältnisse.
a) Tod des Demosthenes. Auf die Nachricht von Alexanders Tode loderte in Griechenland die nationale Freiheitsglut wieder auf. An die Spitze der Bewegung stellte sich Athen: Doch der Aufstand scheiterte; und dieser Umstand führte auch den Tod des großen Gegners Makedoniens, des Demosthenes, herbei. Von den Schergen Antipaters verfolgt, floh er nach einer Insel an der argolischen Küste und nahm Gift, um nicht lebend seinen Todfeinden in die Hände zu fallen (322). '/'■ ■
b) Die Diadochenkriege. Alexander hinterließ keinen Erben. Infolgedessen entstanden unter seinen Generälen (Diadochen = Nachfolger), die alle hervorragende Feldherren waren, verheerende Kriege. Während dieser, die von 323 bis um 280 dauerten, wurden alle Mitglieder des makedonischen Königshauses, auch das nach des Vaters Tode von Roxane geborene Söhnchen, ermordet. Alexanders Monarchie ward zertrümmert. Schließlich entstanden aus diesem Chaos außer zahlreichen Kleinstaaten, wie Epirus, Rhodos, Pergamon und ändern kleinasiatischen Königreichen, drei Großstaaten: 1. Makedonien unter den Antigoniden, 2. Syrien (Vorderasien) unter den Seleukiden, 3. Ägypten unter den
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Extrahierte Personennamen: Alexanders Alexanders Alexanders Alexanders Alexander Alexander Roxane Alexanders Alexanders
242
Länderkunde. — Europa.
4. Königreich der Niederlande (Holland).
33000 qkm, fast 6 Mill. E-. 180 E, auf 1 qkm. Zweimal fo groß wie das König-
reich Sachsen, -f seiner Volkszahl, l^mal so dicht bevölkert wie das D. R.
§ 152. I. Lage. Die Niederlande bilden mit Niederbelgien den südwestlichen
Teil des Norddeutschen Tieflandes. Sie erstrecken sich zwischen dem Parallel
von Hamburg und dem von Göttingen; die östliche Landgrenze verläuft
parallel der Küste, im Durchschnitt von ihr nur so weit entfernt wie Berlin
von Dresden. Die Küste (750 km) ist ebenso lang wie die Landgrenze;
kein Ort liegt weiter als 180 km vom Meere entfernt. So tragen die Nieder-
lande ganz das Gepräge eines Küstenstaates.
Ii. Bodcngcstalt. Wie schon der Name andeutet (Holland = Hohllandl),
ist das Land Tiefebene. Ein Viertel des Bodens, nämlich der ganze von der
Südersee südwestlich gelegene Teil, liegt unter der Höhe des Meeresspiegels. Ohne
den Schutz künstlich hergestellter Deichwälle wäre er längst eine Beute des Meeres
geworden. In der Richtung von Nw nach So steigt die Ebene ganz all-
mählich, aber nur an einigen Stellen zu Höhen über 50 m an. Nach Boden-
gestaltung und Bodenzusammensetzung lassen sich in den Niederlanden drei
Landschaftsgebiete unterscheiden: die Dünen und das Wattenmeer, die
Marschlandschaften und das Geestgebiet.
1. Der Dünenwall, der die ganze Küste begleitet, ist im Mündungsgebiete
der Schelde, der Maas und des Rheins vielfach durchbrochen; dann bildet
er bis Helder einen geschlossenen Zug. Seine Fortsetzung findet er in
den Westfriesischen Inseln, den zerstückelten Resten des früheren Küsten-
sanmes. Zwischen ihnen und dem Festlande breitet sich ähnlich wie an der
deutschen Nordseeküste ein seichtes Wattenmeer (§ 234) aus. Das Meer vor
den Dünen ist überall flach und erreicht erst in 15 bis 20 km Entfernung von
der Küste 20 m Tiefe. Die Versandung wird nicht nur durch eine nördlich
ziehende Küstenströmuug, sondern auch durch die längere Daner der Ebbe
begünstigt. Im nördlichen Teile der Küste greift die Südersee tief in das
Land hinein. Früher ein Binnensee, erhielt sie durch die landzerstörende
Wirkung der Sturmfluten in der Zeit vom 12. bis zum 15. Jahrhundert
im wesentlichen ihre heutige Gestalt. Den großen Verlusten, die das Land
in geschichtlicher Zeit durch die Einbrüche des Meeres erlitten hat, steht aber
ein nicht unbedeutender Landgewinn infolge Eindeichens und infolge Entwäfse-
rnng von Binnenseen gegenüber; die planmäßige Znrückerobernng des Landes
beginnt mit dem 16. Jahrhundert. So wurden durch Trockenlegung des
Haarlemer Meeres fast 200 qkm fruchtbares Ackerland gewonnen, während
die in Angriff genommene Eindeichung und Entwässerung großer Teile der
Südersee einen noch bedeutend größeren Landzuwachs und eine sehr beträcht-
liche Verkürzung der gefährlichen Küste (um 280 km) in Ausficht stellt. Der
Flächenraum des in den letzten drei Jahrhunderten dem Meere abgerungenen
Bodens wird auf 3000 qkm (= 11% der Gesamtfläche) angegeben.
i Der Name Holland wird auch als Holtland = Holzland gedeutet.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Holland Sachsen Hamburg Berlin Dresden Holland Rheins Westfriesischen Haarlemer_Meeres Holland
264
Länderkunde. — Europa.
der Hummer- und Austernfang, und im Nördlichen Eismeer macht man Jagd
auf Seehunde und Wale. Im hohen N nisten an der atlantischen Küste zahl-
reiche Polarvögel, von denen die Eiderente die wertvollen Daunen liefert. Die
Landgewäfser Norwegens sind durch Lachs- und Forellenreichtum ausgezeichnet.
Der Bergbau sendet vorwiegend Kupfererze, der Steinbruchbetrieb neuerdings
viele Granitsteine ins Ausland. Die Industrie arbeitet, mit Ausnahme der-
jeuigen, die sich auf die Forstwirtschaft und Fischerei gründet, fast ausschließ-
lich für den einheimischen Bedarf. Als Betriebskräfte benutzt sie bei dem
Mangel an Kohle die wasserreichen, durch starkes Gefälle ausgezeichneten Flüsse.
Die Nähe des Meeres und der Hafenreichtum der Küste lockten die Bewohner
Norwegens fchon sehr früh auf das Meer hinaus. Schiffahrt und Handel
ernähren heute ein Sechstel der gesamten Bevölkerung. Die norwegische
Handelsflotte * übertrifft an Zahl der Schiffe, auch der Dampfer, die deutsche
Flotte; aber sie erreicht, da die Norweger meist kleinere Schiffe verwenden, noch
nicht die Hälfte des Tonnengehaltes unserer Handelsmarine. Schon die kleinere
Hälfte der norwegischen Handelsflotte reicht für die Bedürfnisse des eigenen
Handels aus; die meisten Schiffe stehen in fremden Diensten, weshalb die
norwegische Flagge in allen Meeren der Erde anzutreffen ist. Der Außen-
Handel ist seit 1885 auf das Doppelte gestiegen; er übertrifft im Ver-
hältnis zur Bevölkerungszahl noch den deutschen. Die Hauptverkehrsländer
find Deutschland und England; dieses hat den Hauptanteil an der Aus-
fuhr, jenes an der Einfuhr Norwegens. Deutschland bezieht aus Nor-
wegen Fische, Tran, Holz, Eis und Steinmetzarbeiten und führt
dorthin landwirtschaftliche Erzeugnisse und Industriewaren aus.
Die langschmale Erstreckuug Norwegens längs einer mit tiefen Einschnitten
versehenen Meeresküste und die Schwierigkeit der Anlage von Eisenbahnen,
besonders auch in der Richtung der Küstenerstreckung, bringen es mit sich,
daß ein Teil des Binnenhandels durch die Seeschiffahrt bewältigt wird.
Im Verhältnis zur Flächeugröße — nicht aber im Verhältnis zur Ein-
wohnerzahl — ist die Eifenb ahn länge gering. Das Land besitzt nur
zwei größere Bahnen: die von Kristiania nach Bergen und die wundervolle Ge-
birgsbahn Kristiania—trondjhem. Dagegen ist ähnlich wie in der Schweiz das
Telegraphen- und Telephonnetz weit ausgedehnt. Für die Deutschen bildet
das Land der Fjorde und der Mitternachtssonne ein bevorzugtes Reiseland.
(I) Bevölkerung. Die Norweger sind nordgermanischer Abstammung.
Rauhes Klima und harte Lebensbedingungen haben sie zu körperlich kräftigen und
geistig hervorragenden Menschen erzogen. Seetüchtigkeit und im Seeleben ge-
wonnener Wagemut2 ließen berühmte Polarforscher (Nausen, Amuudsen) erstehen
und gaben dem ganzen Volke einen ausgesprochenen Freiheits- und Unabhängig-
keitssinn. Die Volksbildung steht auf hoher Stufe, obwohl das Wohnen in
Einzelhöfen und die weiten Entfernungen einem geordneten Schulunterricht große
Schwierigkeiten bereiten (Wanderlehrersystem). Die alte norwegische Sprache
1 Vgl. §§ 145, 414.
2 Als Normannen oder Wikinger waren sie im Mittelalter gefürchtete Seeräuber;
ihre kühnen Fahrten führten sie auch uach Island, Grönland, ja selbst nach Nordamerika,
das die Norweger schon ein halbes Jahrtausend vor Kolumbus entdeckten und besiedelten.
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Extrahierte Personennamen: Kolumbus
Extrahierte Ortsnamen: Europa Norwegens Norwegens Deutschland England Norwegens Deutschland Norwegens Nausen Island Nordamerika
360
Länderkunde. — Europa.
Klimas gefriert die Ostsee in den drei nördlichen Meerbusen regelmäßig;
weiter nach 8 vereisen wenigstens die Buchten und Küsten. Im deutschen
Anteil erhalten die Seebuchten uur für kurze Zeit eine Eisbedeckung;
länger verharrt sie in den weit ins Festland hineinreichenden Binnenhäfen.
Die Ostsee, wegen der Nähe ihrer Gegengestade, ihrer schwachen Flut, ihrer
reichen Gliederung und der großen Zahl einmündender Flüsse einst die Wiege
des deutschen Seehandels und der Seeschisfahrt (Hanfe), hat von ihrer früheren
Verkehrsbedentung verloren, seit das Weltmeer zur Hochstraße des Weltver-
kehrs wurde. Durch die Anlage des Kaiser-Wilhelm-Kanals (f. § 227), der
die Ostsee dem Ozean bedeutend näher gerückt hat, durch die Verbesserung
der Binnenschiffahrtsstraßen und die Entwicklung der Industrie im
deutschen Hinterlande (Brandenburg, Schlesien) ist der Ostseeverkehr jedoch
neuerdings wesentlich belebt worden. — Der Ertrag der deutschen See-
sischerei im Ostseegebiete (einschließlich der Haffe) bezifferte sich 1910 auf
rund 8 Mill. Mark (gegen 28 Mill. im Nordseegebiet).
§ 225. Ii. Natur und Verlauf der Küste. Die Ostseeküste ist meist eine Flachküste
(Buutbild S. 368); sie liegt jedoch höher als die der Nordsee. Weite Strecken
sind durch Dünen gegen das Meer geschützt. An verschiedenen Stellen der Küste
kommen die Reste des alten Grundgebirges, das hier aus Kreide und jüngeren Ge-
steinen besteht, zum Vorschein, so auf den Dänischen Inseln, auf Rügen (Bild 311),
im nördlichen Vorpommern und auf Samlaud. Mancherorts steigen die Kreide-
gesteine klippenartig steil empor (Stubbenkammer auf Rügen 125 m, Buntbild).
Im ganzen bildet die jütisch-deutsche Ostseeküste eine große Bogenlinie
von Skagens Horn bis zum Memeler Tief; im einzelnen lassen sich drei
Bogen erkennen^
1. die inselreiche Südwestbucht vom Ostpunkte Jütlands bis zur Insel Rügen,
2. die inselarme Pommersche Bucht von Rügen bis Rixhöft,
3. der insellose Doppelbogen der Preußischen Bucht von Rixhöft bis zur
russischen Grenze.
Iii. Küstenformen. Die deutsche Ostseeküste ist durch einen ausfallenden
Wechsel der Formen ausgezeichnet und besonders im W reich gegliedert.
Da stets eine Form auf weite Strecken vorherrscht und die Gliederung der
Küste bestimmt, so kann man eine Förden-, eine Bodden-, eine glatte
und eine Haffküste unterscheiden.
1. Der Fördenküste sind zahlreiche, lange und schmale Buchten (Förden)
eigentümlich. Sie erstreckt sich südwärts bis zur Lübecker Bucht. Die laud-
einwärts sich zuspitzenden Förden sind unter das Meer getauchte Flußtäler.
So stellt die Kieler Förde das Urstromtal der Eider dar, der durch Auf-
schüttung eiszeitlicher Moränen der jetzige Lauf nach W gewiesen wurde.
Vermöge ihrer Tiefe und ihres lockeren Ankergrundes bieten die Förden
meist prächtige Hafenbuchten (Kiel), denen die Moränenwälle auch Schutz
gegen westliche Winde gewähren. Der Lim-Fjord im nördlichen Teile der
Jütischen Halbinsel wurde durch Sturmfluten im 19. Jahrhundert zur Meeres-
straße mit seichtem, oft sich veränderndem Westeingang (vgl. § 155, Ii.)
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Ostsee Weltver- Brandenburg Schlesien Buntbild Ostpunkte_Jütlands Kiel Jütischen_Halbinsel
Das Deutsche Reich. —
E. Norddeutsches Tiefland.
369
Oderufer den Rohstoff liefert. Den Seehafen Stettins bildet das stark befestigte
Swinemünde <15); es liegt auf Usedom an der tiefsten der drei Wasserstraßen,
die aus dem Haff in die Ostsee führen. Wie Swinemünde, so sind auch das nach Nw
an der Küste reizend gelegene Heringsdorf und Misdroy auf der Insel Wollin
stark besuchte Seebäder.
In dem mit fruchtbarem Boden ausgestatteten Vorpommern liegt die Universi-
tätsstadt Greifswald (2b)-, Stralsund (35) am Strelasnud, der Rügen vom
Festlande trennt, betreibt regen Binnenhandel; es vermittelt auch neben Rostock
den Verkehr mit Dänemark und Schweden. Ans flachem Küstenmeer erhebt sich, der
Küste Vorpommerns gegenüber und von ihr durch einen 3 bis 4 km breiten
Meeresarm getrennt, die Insel Rügen, mit fast 1000 qkm Deutschlands größte
Insel. Zu den grauen, von steilen Kreidefelsen unterbrochenen Dünenküsten bilden
die fruchtbaren Ackerfelder, die grünen Wiesen und ausgedehnten Waldungen
(Buchen) des Landes einen wirksamen Gegensatz. Der Hauptort ist Bergen am
Fuße des Rugard (90 m), der bekannteste der zahlreichen Badeorte am Ostrande
der Insel Saßnitz, von dessen Hafen aus große Fährdampfer die Eisenbahnwagen
nach Trelleborg in Schweden hinüberführen. (Vgl. § 225, Iii 2.)
4. Die Provinz Schleswig-Holstein, die „meerumschlungene", nächst Hessen-
Nassau die kleinste, dazu waldärmste Provinz, erstreckt sich von der Elbe und dem
Elbe—trave-Kanal bis zur Königsau. Die Bevölkerung spricht bis zur Ileus-
burger Förde Deutsch; im N überwiegt noch die dänische Sprache.
Die größeren Siedlungen liegen meist an den Förden und sind durch die Haupt-
eisenbahnlinie verbunden. Von ihnen ist an erster Stelle Kiel (220) am Südende
der gleichnamigen Bucht zu nennen. Sein Hafen ist tief, geräumig, gegen Wind,
Seegang und Eis geschützt und leicht zu verteidigen, da der Eingang zur Bucht
nur 1 km Breite hat. Daher wurde Kiel zum Hauptkriegshafen der Ostsee
gemacht. Als Handelshafen kommt der Stadt die südliche Lage zustatten, die
sie nicht nur mit der Halbinsel, sondern auch mit dem westdeutschen Binnen-
lande in innige Verbindung bringt; der Kaiser-Wilhelm-Kanal \ der nördlich von
Kiel in die Bucht mündet, hat die Bedeutung des Ortes noch gehoben. Der Haupt-
verkehr geht nach den Dänischen Inseln, denn für ihn ist die Stadt der naturgemäße
Ausgangspunkt. So wuchs Kiel in den letzten Jahrzehnten zu einer Großstadt
empor, die als Kriegs- und Handelshafen, aber auch als Jndustrieplatz von
großer Wichtigkeit ist. In und bei der Stadt haben sich bedeutende Schiffswerften
(Kaiserliche und Germania-Werst), Werkstätten für Schiffsbedarf jeder Art, Fisch-
ränchereien, Mehl- und Ölmühlen entwickelt. Durch seine Universität bildet Kiel
auch den geistigen Mittelpunkt der Provinz. — Das kleine, gartenreiche Schles-
wig (20) liegt in der Mitte des Landes an der seichten und darum für größeren
1 Der Kaiser-Wilhelm-Kanal wurde 1887—1895 mit einein Kostenaufwands von 211 Mill.
Mark erbaut. Er ist fast 100 km lang. Militärische Bedeutung: Die deutsche Marine
kann vermittels Schleusen (Holtenau im 0, Brunsbüttel im W) schnell von der Nordsee in
die Ostsee und umgekehrt gelangen, ohne von Dänemark gehindert zu werden. Durchschnitt-
liche Durchfahrtszeit 13 Stunden. Wegen der Größe der neuen Linienschiffe wird der Kanal
jetzt bedeutend erweitert und vertieft. Wirtschaftliche Bedeutung: Der gefährliche Seeweg
um Skagen wird abgekürzt (von Cuxhaven nach Lübeck um fast 3 Tage) und der Waren-
austausch zwischen den Häfen der Ostsee und Nordsee wesentlich erleichtert. Der jährliche
Verlust bei der Umfahrt um Skagens Horn wurde für die Jahre 1890—1900 auf 500 Men-
scheu und 100 Fahrzeuge im Werte von 10 Mill. Mark geschätzt. 1910/11 passierten fast
46000 Schiffe, darunter 38000 deutsche mit 7,58 Mill. Registertonnen und 1050 Schiffe
der Kriegsmarine den Kanal. Einnahmen 1910/11 über 3z Mill. Mark.
Erdkunde für Oberlyzeen. 24
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Das Deutsche Reich. — F. Zusammenfassender Rückblick.
399
waldarm sind die Küstenländer, besonders die unter dem Einfluß ozeanischen
Klimas stehenden im Nw Deutschlandsx. In den Gebirgen tragen die Kämme und
Abhänge meist Nadelholzbestände; den Fuß der Erhebungen nmrauschen dagegen
vielfach Buchen- und Eichenwälder. Diese begleiten ferner die großen Flußläufe
und haben sich in größerer Ausdehnung auch auf der Baltischen Seenplatte und an der
Ostseeküste angesiedelt. In den Niederungswäldern der Brüche und Moore herrscht
die Erle vor, und in den Heidegegenden gedeiht noch die genügsame Kiefers
Das Holz der Stämme wird in den verschiedensten Industriezweigen (Schiff-
bau, Brettschueiderei, Holzschleiferei, Zellulosefabriken, Tischlerei, Bergbau) ver-
wertet. Das Einsammeln von Pilzen und Beeren (im Harz), das Brennen der
Holzkohle Meilerei), die Holzfällerei wie auch die Beaufsichtigung und Pflege
des Waldes ernähren Tausende von Menschen. — Wegen der hohen klimatischen
und wirtschaftlichen Bedeutung des Waldes verwendet die deutsche Forstkultur,
die erste der Welt, auf seine Pflege und Erhaltung große Sorgfalt. Niedergelegte
Waldstrecken forstet man bald wieder auf; waldarme und wenig ertragreiche Ge-
genden (Dünen und Lüneburger Heide) werden mit Baumwuchs (Kiefern) besiedelt.
Ungeeignet für die Waldkultur erweisen sich nur die höchsten Höhen der Gebirge
(über 1300 m). Trotz seines großen Waldbestandes bedarf Deutschland noch einer
jährlichen Holzeinfuhr (aus Rußland, Österreich-Ungarn, Schweden, Nor-
wegen, Union) im Werte von mehr als 300 Mill. Mark.
Iii. Fischerei. 1. Der Fischerei kommt als Erwerbsquelle für zahlreiche § 250.
Menschen und durch ihre Erzeugnisse, die ein unentbehrliches Volksnahrungs-
mittel darstellen, eine hohe volkswirtschaftliche Bedeutung zu. Der Fischreichtum
der Binnengewässer ist infolge des lebhafteren Schiffverkehrs und der durch die
Schiffahrt notwendigen Strombauten, durch übermäßige Ausbeute und durch Ver-
seuchung des Wassers (Zuführung der Fabrikabwässer) gegen früher geringer
geworden. Zur Hebung der Fischzucht haben zahlreiche Vereinigungen, besonders
der Deutsche Fischereiverein, mit Unterstützung der Regierung in allen Provinzen und
Bundesstaaten Fischbrutanstalten eingerichtet; Lachse und Karpfen werden in Teichen
und größeren Flüssen, Forellen in Gebirgsbächen ausgesetzt. Der Ertrag der ge-
samten deutschen Binnenfischerei wird heute aus jährlich 40 bis 50 Mill. Mark
geschätzt.
3. Die Hochseefischerei erfreut sich dank der Unterstützung des Staates und der
Gründung von Fischereigesellschaften seit einigen Jahren eines sichtlichen Aufschwungs.
Der bedeutendste Fischereihafen und Fischmarkt ist Geestemünde. Außer ihm be-
treiben, namentlich an der Nordsee, noch zahlreiche andere Küstenorte, so Altona, an-
sehnliche Hochseefischerei; sie bringen von Jahr zu Jahr steigende Erträge (Hering,
Aal, Kabeljau, Lachs, Dorsch, Schellfisch, Steinbutt, Heilbutt, Seezunge, Sprotte)
auf den Markt und versenden Fische weit ins Binnenland (Fischbahnen). Gegenwärtig
sind etwa 650 Schiffe mit fast 7000 Mann Besatzung im Dienst der deutschen See-
fischerei tätig, und der Handelswert der gefangenen Seefische beläuft sich alljährlich
auf 35 Mill. Mark und mehr. Immerhin muß das Deutsche Reich noch Seefische aus
den Seehäfen fremder Länder beziehen, im Jahre 1910 für rund 50 Mill. Mark.
Iv. Bergbau. Unser Vaterland weist einen großen Reichtum an Boden- § 251.
schätzen auf, namentlich an Kohlen, Eisen und Salzen. Die von Jahr zu Jahr
* Die waldärmsten Gebiete sind Schleswig-Holstein und Rheinhessen.
2 Von der Fläche des Gesamthochwaldes entfallen 51<>/0, von der des Nadelwaldes
670/^ auf die Kiefer. Vom Hochlaubwalde kommen auf die Buche 70o/0.
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Extrahierte Personennamen: Hering
Extrahierte Ortsnamen: Nw_Deutschlandsx Lüneburger_Heide Deutschland Schweden Nordsee Altona Schleswig-Holstein Rheinhessen
Blick von den Havelbergen (97 m) des Grunewaldes auf die Havel bei der Insel Lindwerder.
Bilder von anmutiger Schönheit schmücken die seeartig breite, inselreiche Havel. Aus der ebenen Umgebung heben sich die hügeligen llfergelände, deren dunkle
Kiefernwälder manch schimmernden Seespiegel umrahmen, stattlich ab. Den Fluß säumt ein liebliches Band von hellen Wiesenauen, wogenden Schilfflächen
und freundlichen Laub- und Obstbäumen, aus denen die roten Dächer der Dörfer und Gasthäuser und die Türme der Kirchen und Schlösser hervorblicken.
Den Wasserspiegel beleben Schleppzüge von Lastschiffen, Personendampfer, Segel der Havelzillen und Ruderboote der im Wettkampfe sich messenden Jugend.
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Extrahierte Ortsnamen: Mitteldeutschland Europas Deutschland Europa Belgien Berlin Europa Rom Norddeutschland Hannover Hamburg Mitteldeutschland Frank- Stuttgart Nürnberg Sachsen Oberschlesien Deutschland Emden Atlantischen_Ozean Deutschland England Deutschland England Netto-Registertonnen Nordsee Ostsee Norddeutsche_Lloyd Hamburg Deutschlands Bremen Stettin Deutschlands
380
Länderkunde, — Europa.
unter 50m), und mitten im Meere bleibt die fischreiche Doggerbank sogar 13m
unterhalb des Meeresspiegels (Fig. 257). — Das Nordseebecken, die Fortsetzung
des Nordwestdentschen Flachlandes, wurde erst in später Erdzeit vom Meere
überflutet, und noch in geschichtlicher Zeit hat die See ihre Eroberungen fortgesetzt.
Ii. Wirtschaftsbedeutung. Salzreich, häufig von Sturmfluten aufgewühlt
und von starken Gezeiten bewegt, kennzeichnet sich die Nordsee als ein echtes
Stück Atlantischer Ozean. Indem die Flutwelle in den Flußmündungen und
Busen tief laudeinwürts dringt und deren Wafsermassen, besonders in den engen
Trichtermündungen der Flüsse, alltäglich zu hoher Leistungskraft anschwellen
läßt, erschließt sie einen großen Teil unserer seichteu Nordseeküste dem See-
verkehr; sie hat vor allem den Bewohnern Hamburgs und Bremens
die Möglichkeit'geboten, ihre Häfen zu Welthandelsplätzen auszugestalten.
Da die deutsche Nordsee im Gegensatz zum Baltischen Meere nie zufriert, so
hat sie, abgesehen von ihrer Lage, eine weit wichtigere, wenn auch kürzere
Küste als die deutsche Ostsee. Sie verschaffte Deutschland Anteil am Welt-
Handel und trug wesentlich zur Begründung unserer Weltmachtstellung
bei. Aber auch durch ihre ungemein ergiebigen Fischgründe (Austern, Heringe,
Schellfische) ist die Nordsee ein Meer von hoher wirtschaftlicher Bedeutung.
Sie liefert zurzeit jährlich für etwa 150 Mill. Mark Fische. An dem Er-
trage der Nordseefischerei sind hauptsächlich die Briten, viel weniger die
Deutschen beteiligt; eine größere Ausbeute als die Deutschen erzielen auch
die Niederländer, Norweger, Franzosen und Dänen. (Vgl. § 250.)
2. Die deutsche Nordseetüste und ihr unmittelbares
Hinterland.
§ 234. I. Einzellandschaften. (Fig. 297.) 1. Die Nordseeküste. Als Tieflandsküste
ist die Küste der Nordsee durchweg flach. Sie besitzt von der Straße von Calais
bis zum Ausgang der Schelde und von der Lekmündnng bis zu den Westfriesi-
schen Inseln noch einen ununterbrochenen Dünenwall und hat darum hier
keinen natürlichen Hafen. Zwischen beiden Dünenküsten liegt das Mündungs-
gebiet der Maas und des Rheins, ein reiches Marschgebiet, in das trichtersör-
mige Meeresbuchten tief einschneiden. Von der Südersee nach 0 ist dagegen der
einst zusammenhängende Wall von Dünenrücken, der das fruchtbare Laud schützte,
durch Sturmfluten zerriffen. Nur Trümmerstücke sind in den flachen, dünen-
reichen, waldlosen und wenig ergiebigen Friesischen Inseln übriggeblieben.
Südersee, Dollart und Jadebusen entstanden in der Zeit vom 12. bis zum
16. Jahrhundert. Auch die Gezeiten gestalten die Küsten vielfach um. Vor allem
erweiterten sie die Flußmündungen zu Trichterformen.
Durch die Vernichtung des Dünenkranzes zwischen dem Jadebusen und
der Jütischen Halbinsel wurden die deutschen Inseln in zwei Gruppen ge-
teilt: in die Ostfriesischen Inseln von Borkum bis zum Jadebusen
und in die Nordfriesischen Inseln vor der Westküste Schleswigs. In
Sylt, der größten unter diesen, sehen wir das längste Stück des früheren
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Hamburgs Bremens Baltischen_Meere Deutschland Nordsee Westfriesi- Rheins Dollart Jütischen Borkum Schleswigs
Das Deutsche Reich, — E. Norddeutsches Tiefland.
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Dünensaumes. Ein Rest des alten Landes blieb in der weit vorsprin-
genden Halbinsel Holsteins, Eidelstedt, erhalten; er zeigt, welch fruchtbares
Land hier im Meere begraben liegt.
Ein besonderer, von dem der Düneninseln abweichender Charakter ist der Insel
Helgoland eigen. Sie liegt außerhalb der friesischen Jnselreihe ungefähr 70 km
vor der Elbmündung, besteht auch nicht aus den Resten ehemaliger Sanddünen,
sondern vorwiegend aus Buntsandsteinschichten, die bis zu 60 m über der See
emporragen. Die Flutwelle, die sie einst zur Insel machte, als durch ein Sinken
des Landes die Nordsee entstand, arbeitet feitdem im Verein mit der Verwitte-
rung an ihren Felsen bis auf den heutigen Tag. Seit 1890 in preußischem
Besitz, bildet sie einen wichtigen Stützpunkt unserer Flotte in der Nord-
see, den man durch Kunstbauten gegen die Wirkung der zerstörenden Naturkräfte
zu schützen sucht.
Die Inseln sind fast alle als Seebäder im Sommer stark besucht, be-
sonders Borkum, Norderney, Sylt. Da die kleinen, nicht eingedeichten
Halligen oft von Sturmfluten überschwemmt werden, so liegen die Wohn-
Häuser auf künstlich aufgeworfenen Erhöhungen, den Werften. Zwischen
den Düneninseln und der Küste dehnen sich die Watten aus, d. i. der seichte
Meeresraum, der bei Ebbe auf weite Strecken wasserfrei ist, während der Flut
dagegen unter den Meeresspiegel versinkt.
Gewundene Kanäle, sogenannte „Tiefe", führen zwischen den „Sauden"
durch das Wattenmeer hindurch.
Der breite Gürtel der Seichtmeerbildungen vor unseren Küsten macht diese
schwer zugänglich. Den besten Zugang für die Großschiffahrt bildet der südöstliche
Winkel der deutschen Nordseeküste, die Elbmündung. Jedoch nur durch Leucht-
türme, Leuchtschiffe, Baken und bei Nebel nur mit Hilfe ortskundiger Lotsen ist die
oft wechselnde Fahrrinne, die durch stetiges Baggern künstlich tief gehalten wird,
zu finden. Darin besteht aber auch der beste Schutz uusrer Nordseeküste gegeu
feindliche Angriffe; eine Beseitigung der Schiffahrtszeichen niacht sie jedem fremden
Schiffe unnahbar. Noch gefährlicher ist der Eingang in die Wesermündnng und
in den flachen Jadebusen, der eine ehemalige, durch Sturmfluten erweiterte Weser-
mündnng darstellt. Diese wurde erst im 16. Jahrhundert abgedämmt, um die
Wasfermenge der östlichen Unterweser zu vermehren. Die Mündung der Ems hat
erhöhte Bedeutung gewonnen durch den Dortmnnd—ems-Kanal (vgl. § 240).
2. Die Marschen. Seit vier Jahrhunderten sucht der Mensch den ans §
Meer verlorenen Boden aus dem Wattenmeer zurückzuerobern durch die nn-
gemein mühevolle, aber erfolgreiche Arbeit des Eindeichens'. Der dem
Meere oder auch den Flüssen wieder abgerungene Boden besteht ans sein-
sten Schlicksedimenten; er bildet die Marschen, die in einer zwischen 5 bis
25 km wechselnden Breite vom Dollart bis zur Elbmündung die Küste be-
gleiten. Die durch Kauäle abgegrenzten Teile der Marschen heißen Polder
oder Köge. Die Deiche ersetzen den Schutz der Dünen, die der sestländi-
schen Küste allein in Holstein erhalten blieben.
_ 1 „Gott hat das Meer, der Friese die Küste geschaffen" (Deus mare, Friso litora
iecit). — Im Dollart ist die Wiedergewinnung des ans Meer verlorenen Landes im Gange.
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