154. Der Kompaß. — 155. Die Bezeichnung „Tonnen" als Schiffsmaß. 259
diesen Längenkreis die Insel Bomholm sowie ganz Schweden ungefähr
in der Mitte durchziehen. Südlich von Deutschland führt er östlich
von Prag und Salerno vorüber. Die ganze Zone umfasst folgende
Länder: Schweden, Norwegen, Dänemark, Deutschland, Österreich,
Schweiz, Italien, Serbien und westliche Türkei.
Durch die Einführung der Zonenzeit ist eine bedeutende Er-
leichterung für den Verkehr erfolgt; diese wird sich noch steigern,
wenn einmal die Weltzeit eine Einheitszeit für die ganze Erde bringt.
Münchener Jahrbuch.
154. per Kompaß.
Erst durch die Erfindung des Kompasses gewann der überseeische Handel
rine größere Ausdehnung. Den Chinesen war bereits seit dem 2. Jahr-
hundert v. Chr. die wunderbare Eigenschaft der Magnetnadel bekannt stets
nach Norden zu zeigen, wodurch sie zum unentbehrlichen Wegweiser wird.
Nur sie kann auf hoher See, wo nichts als Wasser und Luft den Seemann
umgibt, wenn kein Gestirn zu sehen ist, die einzuschlagende Richtung angeben
und so ist sie für alle Fahrten, auf denen man die Küste aus den Augen
verliert, zur Notwendigkeit geworden.
Um die Ablenkungen der Kompaßnadel, die durch verschiedene Umstände
herbeigeführt werden kann, aufzuheben, macht man dieselbe auf einem Stift
(Pinne) mit sehr feiner Spitze in einer Weise schweben, die ihre Neigung
aufhebt; das Gehäuse (die Kompaßdose) wird aus ganz eisenfreiem Kupfer
oder Messing hergestellt und in der Mitte des Bodens wird die Pinne ein-
geschraubt. Die Kraft des Erdmagnetismus ist stark genug sowohl die
Nadel zu hindern, die mit dem Schiff erfolgenden Drehungen der Dose
mitzumachen, als auch dieselbe in ihrer bekannten Nordsüdrichtung zu halten.
Die Windrose des Seekompasses (mit Gradeinteilung) ist an der Nadel derartig
befestigt, daß die Nordsüdlinie der Rose genau in die magnetische Achse der
Nadel und die Nordspitze jener genau auf die der Nadel fällt. Diese Dar-
stellung der Horizontalebene auf einer Scheibe, ihre Einteilung in Striche
und Viertelstriche, ihr Anbringen an der Nadel, wodurch der Kompaß für
Schisfszwecke verwendbar wurde, verdanken wir dem Italiener Flavio Gioja
(um 1313), während die Einschließung des Ganzen in ein um zwei Achsen
schwingendes Gehäuse von den Niederländern herrührt. Schmitz.
155. Pie Bezeichnung „Formen" ats Schiffsmaß.
Die Bezeichnung „Tonnen" als Schiffsmaß stammt aus der Zeit der
Hansa, deren Schiffe als Hauptartikel Bier und Wein beförderten. Es kam
deshalb darauf an zu wissen, wie viele Tonnen, mit diesen Getränken ge-
füllt, das Schiss laden konnte. Man gebraucht das Wort heute entweder
für die Größe oder für die Tragfähigkeit eines Schiffes. Ein Schiss hat
1000 Tonnen heißt, es hat einen Raumgehalt von 2832 chm (10o0o0 Kubik-
fuß engl.), und bezeichnet man die Tragfähigkeit dieses Schiffes mit 2oo0
Tonnen Schwergut, so meint man damit ein Gewicht von 2000000 kg. Mit
17»
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Extrahierte Personennamen: Flavio_Gioja Schmitz
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Deutschland Prag Salerno Schweden Norwegen Dänemark Deutschland Schweiz Italien Serbien
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227. Die Erde als Stern unter den Sternen.
5. Ob wilde Stürme — peitschend deine Flut —
Am eisnmstarrten Pole dich umtosen,
Ob in des milden Südens Sommerglut
Balsamsche Lüfte linde mit dir kosen, —
6. Du bleibst dir gleich! Erhaben, mächtig, groß,
Abbild der Ewigkeit, der Schöpfung Krone, —
So wallest du, — unendlich, bodenlos,
Unwandelbar von Zon' zu Zone. Lord Byron.
227. pie Erde als Stern unter den Sternen.
a) Folge mir hinaus, junger Freirnd, in eine Gegend, in welcher der
Ausblick nach jeder Richtung frei und ungehindert ist! Es erscheint uns
dann die Erde als eine weite, fast ebene Fläche, der Himmel als eine große
Hohlkugel, in deren Mittelpunkt wir uns befinden. Wohl kann unser Blick
nach allen Seiten hin frei schweifen, aber überall findet er ein Ziel, über
das er nicht hinauskommt. Drehen wir uns um uns selbst herum, so sehen
wir, daß diese Begrenzung unserer Fernsicht einen Kreis bildet, den Gesichts-
kreis oder Horizont. Benutzen wir ein Fernrohr, so erblicken wir die
entfernteren Gegenstände deutlicher und schärfer, aber der Gesichtskreis erweitert
sich nicht. Steigen wir jedoch auf einen Turm, so erscheinen uns neue Orte
und Gegenstände, welche weiter von uns entfernt sind: unser Gesichtskreis
hat sich mit der Erhöhung unseres Standpunktes erweitert. So hoch wir
uns aber erheben mögen, immer sehen wir nur einen Teil der Erde.
Wenden wir jetzt unsere Aufmerksamkeit der Sonne zu! Wir sehen
sie als eine glänzende Scheibe am Himmelsgewölbe und wissen, daß sie
unsere Erde beleuchtet und erwärmt, daß sie die Spenderin alles Lebens
auf derselben ist, daß sie hauptsächlich den Wechsel der Witterung bedingt
und die Tages- und Jahreszeiten hervorruft. „Wie kann aber eine so kleine
Scheibe eine so große Wirkung hervorrufen?" fragst du verwundert. Aber
die Sonne ist in Wirklichkeit nicht so klein, als sie uns erscheint. Die Ober-
fläche derselben ist 11800mal so groß als die der Erde und würde in ihren
Umfang 1 300000 Erdkugeln aufnehmen können. Dabei ist ihre Masse von
einer glühenden Atmosphäre umgeben, so daß bei größerer Annäherung
unserer Erde an dieselbe wir nicht mehr leben könnten. Nun ist diese aber
von ihr etwa 20 Millionen Meilen, also ungefähr 4m mal weiter als vom
Mond, entfernt. Deshalb erscheint sie uns auch so klein und deshalb
sind ihre Strahlen für uns nicht mehr verderbenbringend, sondern segen-
spendend.
Beobachten wir im Lauf eines Tages das Himmelsgewölbe, so
sehen wir morgens die Sonne am Horizonte aufgehen (Osten); sie steigt
immer höher, erreicht mittags ihren höchsten Punkt (Südpunkt, kulminiert),
nähert sich von da an der Gegend des Horizontes, welche dem Aufgange
gegenüber liegt, und geht abends unter (Westen), um am nächsten Tage fast
an demselben Ausgangspunkt des Horizontes wieder zu erscheinen. Die Regel-
mäßigkeit in der Wiederkehr des Aufgangs der Sonne zwingt uns zu der
Annahme, daß dieselbe auch unter dem Horizont einen Ähnlichen Bogen
beschreibt. Daher hat man auch den Punkt, welcher dem Südpunkt gegen-
über liegt, den Mitternachtspunkt oder Norden genannt.
„Die Sonne geht aber nicht immer an der gleichen Stelle auf und unter,"
wirfst du zweifelnd ein; „wie erklärt sich das?" Beginnen wir unsere Betrach-
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258 153. Über mitteleuropäische Zeit und Ortszeit im allgemeinen.
rührt von der Verschiedenheit der Ortszeiten her und diese hat ihre
Begründung darin, dass nur diejenigen Orte zu derselben Zeit Mittag
haben, welche unter demselben Längengrade liegen. Für östlich hegende
Orte tritt infolge der Rotation der Erde der Mittag früher ein und es
muss in demselben Augenblick ein östlich gelegener Ort eine weiter
fortgeschrittene Ortszeit haben als ein mehr westlich liegender; es
haben also je zwei unter verschiedenen Längengraden hegende Orte
verschiedene Ortszeit. Daher wurden bis vor kurzem in Preussen die
Eisenbahnfahrpläne nach Berliner, in Bayern nach Münchener und in
Österreich nach Prager Zeit auf gesteht. Diese Verschiedenheit der
Zeiten musste besonders für das reisende Publikum zu vielen Unzu-
kömmlichkeiten Anlass geben; denn je schneller und sicherer die
Verbindungsmittel zwischen den verschiedenen Orten auf der Erd-
oberfläche wurden, um so mehr traten die Übelstände des Zeitunter-
schiedes zwischen zwei durch die Eisenbahn und den Telegraphen
verbundenen Orten hervor. Es lag deshalb sehr nahe nach einer
Normalzeit zu suchen, welche sich auf grosse Ländergebiete erstreckt.
Eine solche wurde auch in der sogenannten Zonenzeit gefunden.
Diese Einheitszeit wurde zunächst in ganz Deutschland nicht nur
im Eisenbahnbetrieb sondern auch im alltäglichen Leben seit
1. April 1892 unter dem Namen mitteleuropäische Zeit (abgekürzt:
M. E. Z.) eingeführt.
Es -wurde vorgeschlagen, die ganze Erdoberfläche in 24 Zonen
von je 15 Graden einzuteilen und dabei den Meridian von Greenwich
als Nullmeridian anzunehmen; ebenso sollten alle Orte, welche in eine
solche Zone fallen, zu gleicher Zeit Mittag haben oder mit anderen
Worten, sie sollten in ihren Zeitangaben vollkommen miteinander
übereinstimmen. Weiter sollen die Meridiane 0, 15, 30, 45, 60, 75,
90 u. s. w. durch die Mitte der einzelnen Zonen gehen und soll die
einem solchen Meridian entsprechende Zeit für die ganze Zone, in
welcher er liegt, als Normalzeit gültig sein. Hieraus folgt wieder,
dass die Zeitdifferenz zwischen zwei aufeinander folgenden Zonen genau
eine Stunde beträgt, da 15 Grade (der Grad zu 4 Minuten gerechnet)
15x4 gleich 60 Minuten oder eine Stunde sind. Man hat demnach
beim Übergang von einer Zone zur andern nach östlicher Richtung
seine Uhr um eine Stunde vor und nach westlicher Richtung um eine
Stunde zurückzustellen, um immer diejenige Zonenzeit zu haben, in
welcher man sich befindet.
Die mitteleuropäische Zeit fällt sonach in die zweite Zone. Man
nennt den mitteleuropäischen Meridian auch wohl den Meridian von
Stargard, obwohl diese Stadt nicht genau von ihm getroffen wird, son-
dern etwas östlich davon liegt. Von bekannten deutschen Städten finden
wir nur Görlitz fast genau unter demselben, indem er hart an der
Ostseite der Stadt vorübergeht. Nördlich von Deutschland sehen wir
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Extrahierte Personennamen: Greenwich
Extrahierte Ortsnamen: Preussen Deutschland Stargard Deutschland