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1. Deutsches Lesebuch für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten - S. 426

1905 - München [u.a.] : Oldenbourg
426 244. Aus Wallensteins Lager. Erster Jäger: So ritt ich hinüber zu den Ligisten, Sie täten sich just geg.en Magdeburg rüsten. Ja, das war schon ein ander Ding! Alles da lustiger, loser ging, Soff und Spiel und alles die Menge! Wahrhaftig, der Spaß war nicht gering, Denn der Tilly verstand sich aufs Kommandieren. Dem eigenen Körper war er strenge, Dem Soldaten ließ er vieles passieren, Und ging's nur nicht aus seiner Kassen, Sein Spruch war: leben und leben lassen. Aber das Glück blieb ihm nicht stet, — Seit der Leipziger Fatalität Wollt' es eben nirgend mehr flecken, Alles bei uns geriet ins Stecken; Wo wir erschienen und pochten an, Ward nicht gegrüßt noch aufgetan. Wir mußten uns drücken von Ort zu Ort, Der alte Respekt war eben fort. — Da nahm ich Handgeld von den Sachsen, Meinte, da müßte mein Glück recht wachsen. Wachtmeister: Nun, da kamt Ihr ja eben recht Zur böhmischen Beute! Erster Jäger: Es ging mir schlecht. Sollten da strenge Mannszucht halten, Durften nicht recht als Feinde walten, Mußten des Kaisers Schlösser bewachen, Viel Umständ' und Komplimente machen, Führten den Krieg, als wär's nur Scherz, Hatten für die Sach' nur ein halbes Herz, Wollten's mit niemand ganz verderben, Kurz, da war wenig Ehr' zu erwerben Und ich wär' bald vor Ungeduld Wieder heimgelaufen zum Schreibepnlt, Wenn nicht eben auf allen Straßen Der Friedländer hätte werben lassen. Wachtmeister: Und wie lange denkt Jhr's hier auszuhalten? Erster Jäger: Spaßt nur! Solange der tut walten, Denk' ich Euch, mein' Seel'! an kein Entlausen. Kann's der Soldat wo besser kaufen? — Da geht alles nach Kriegessitt', Hat alles 'neu großen Schnitt Und der Geist, der im ganzen Korps tut leben, Reißet gewaltig wie Windesweben Auch den untersten Reiter mit. Da tret' ich auf mit beherztem Schritt, Darf über den Bürger kühn wegschreiten Wie der Feldherr über der Fürsten Haupt. Es ist hier wie in den alten Zeiten, Wo die Klinge noch alles tät bedeuten; Da gibt's nur ein Vergehn und Verbrechen:

2. Deutsches Lesebuch für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten - S. 313

1905 - München [u.a.] : Oldenbourg
183. Der Schwarzwald. 313 Unter den Füßen ein nebliges Meer, Erkennt er die Städte der Menschen nicht mehr, Durch den Riß nur der Wolken Erkennt er die Welt, Tief unter den Wassern Das grünende Feld. Schwer 183. I)er Schwarzwakd. Es ist ein herrliches Stück Land, unser Schwarzwald! Bis nahe an 1500 m steigen gewaltige, schön geschwungene Berge empor, von denen immer einer den andern überragt. Kuppen und Hochtalsohlen sind hier von saftigen Alpenwiesen überdeckt, dort vom köstlichsten Walde. Häufig zeigen sich Felsgebilde von starrer Wildheit und stundenlang sich erstreckende enge Felsenschluchten. Durch diese Schluchten, diese Täler eilen hell blinkende, immer rauschende Büche und Flüßchen, welche manchen schönen Wasserfall bilden. Üppige Feldsluren ziehen sich die niederen Höhen hinauf. Obst- und Weingelände umgeben zahllose Siedlungen in den wärmeren westlichen und südlichen Teilen. Aber Städtchen und Dörfer sind auch hoch hinauf über das ganze Gebirgsland zerstreut. Die Siedlungen strecken sich bald lang hin in den Tälern bald weit und breit in mehr vereinzelten Höfen über die welligen Höhen fort. Alle diese Wohnstätten der Menschen machen den wohltuendsten Eindruck durch ihre Gediegenheit, Sauberkeit und viele durch ihre ins Auge springende Wohlhabenheit. Dazu begegnet der Wanderer überall altersgrauen Mauern, für Geschichte oder Sage bedeutungsvollen Burg- und Schloßtrümmern. Der Name des Gebirges deutet darauf hin, daß sich ein ausgedehnter Bestand von Nadelholz hier finden muß, und derselbe ist in seiner Größe und Vollkommenheit in der Tat eine Pracht an sich selbst. Aber auch herrliche Laubwälder bedecken Teile des Gebirges. Aufwärts steigend findet man vor allem Buchen, Ahorn und Eichen; erst darüber tritt der eigentliche „Schwarzwald" herrschend auf, die Kiefer, Fichte und Tanne, auf den Hoch- ebenen der Kuppen auch das Knieholz der Legföhre, und ganz oben grüßen uns die Alpenwiesen, übrigens steigt an vielen Stellen bei dem fruchtbaren Boden der ertragreiche Feldbau bis 1000 m hoch. Der Schwarzwald erstreckt sich über einen Flächenraum von fast 7000 qkm. Er bildet breite Rücken mit zahlreichen Kuppen und besteht hauptsächlich aus Granit, Gneis und Porphyr. Die höchsten Gipfel zeigt der südliche Teil. Hier finden wir den Feldberg, bis zu 1495 m aufragend. Von demselben aus hat man eine herrliche Rundsicht nach der Schneekette der Alpen, dem langen blauen Zuge des Wasgaus, den Kuppen des Schwarzwaldes und den vul- kanischen Felskegeln des Hegaus. Fast ebenso hoch ist der Belchen. Unter den kleinen malerischen Bergseen ist der Mummelsee der berühmteste und sagenreichste.

3. Deutsches Lesebuch für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten - S. 437

1905 - München [u.a.] : Oldenbourg
250. Der Handel der neuen Zeit. 437 entwertete sich das Geld in Europa so rasch, daß alle Gitter ungefähr 2^/2mal so teuer wurden als früher. Bei dieser allgemeinen Teuerung trat den Spaniern die Konkurrenz des Auslandes, namentlich der Niederländer, entgegen. Als Philipp Ii. von Spanien durch die Eroberung Portugals (1580) auch Herr der portugiesischen 97ieberlaffungen geworden war, untersagte er den von der Herrschaft Spaniens abgefallenen Holländern den Zwischen- handel mit ostindischen Waren. Da gingen diese selbst nach Ostindien, ver- mieden aber anfangs die portugiesischen Niederlassungen auf dem Festland rind wendeten sich nach den Sunda-Jnseln. Im Mutterlande selbst bildete sich eine Handelsgesellschaft, die „Ostindische Kompagnie". Diese erhielt von den Generalstaaten (1502) nicht nur das alleinige Recht des indischen Handels sondern auch die Hoheitsrechte über die künftigen Eroberungen und Niederlassungen in Indien, deren Mittelpunkt Batavia ward. Bald verdrängten die Holländer die Portugiesen aus den indischen Gewässern, Vertrieben sie aus China und Japan und entrissen ihnen die wichtigsten Plätze auf den Küsten von Vorderindien. Die Holländer entdeckten auch um die Mitte des 17. Jahrhunderts das Festland von Australien und die benachbarten Inseln. Den westindischen Handel erhielt ebenfalls (1621) eine privilegierte Gesellschaft (Kompagnie), welche ihre Tätigkeit nicht bloß auf Westindien sondern auch auf Brasilien und die Westküsten von Afrika richtete. b) Gegen das holländische Übergewicht erhoben sich England und Frank- reich. Cromwell und Colbert setzten den Holländern Schranken, doch finden wir schon gegen das Ende des 17. Jahrhunderts die letzteren im Gefolge der Briten; denn nunmehr drehte sich die Welt- und die Handelsgeschichte um die Rivalität zwischen England und Frankreich. Ein mehr als hundertjähriger Krieg (vom Dritten Raubkriege 1688 bis zum Sturze Napoleons I. 1815) spielte sich ab. England ging siegreich und gestärkt ans dem fürchterlichen Zweikampfe hervor. Zunächst allerdings gelang es den Franzosen, nach manchen erfolglosen Kolonisationsversuchen sich bleibend in Nordamerika, und zwar in Neuschottland und Canada, auszubreiten. Auch sie haben gleich den Spaniern und Portugiesen aus ihren überseeischen Unternehmungen kaum wirkliche Vorteile gezogen. Desto besser gelang dies den Engländern, obwohl auch sie das Mer- kantil- und Monopolsystem beibehielten, wozu Spanien, das Beispiel ge- geben hatte. Die Königin Elisabeth erteilte 1600 einer Gesellschaft Lon- doner Kaufleute ein ausschließliches Vorrecht für den Handel nach Ostindien. Diese gründete einige Niederlassungen auf den Küsten von Vorderindien, später auch auf den indischen Inseln. Von diesem Standpunkt aus breitete sich die Kolonialmacht Englands und im Verein damit sein Handel nach allen Weltteilen aus und suchte an allen wichtigen Punkten Niederlassungen zu gründen. Den Engländern gelang es durch ihre eigentümliche Zähigkeit und ihren unternehmenden Handelsgeist, in allen Meeren und Ländern der Erde Eroberungen zu machen und feste Niederlassungen anzulegen, so daß Englands

4. Deutsches Lesebuch für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten - S. 443

1905 - München [u.a.] : Oldenbourg
44§- 253. Deutschland nach 1815. wurden abgegeben und man schätzte den Wert der angemeldeten Waren auf 20 Millionen Gulden. Dann wurden mehr als hundert Magazine derjenigen Kaufleute versiegelt, welche vorzugsweise mit England in Handelsverbindungen standen, und es erschien eine Bekanntmachung, welche eine Durchsuchung der Häuser aller Einwohner in Aussicht stellte. Die Anschuldigungen wegen ungenügender Warenangabe führten zu zahlreichen Beschlagnahmen. Die verzweifelnden Einwohner kamen auf den Gedanken eine Deputation an Napoleon zu senden, gaben sie jedoch als voraussichtlich nutzlos bald wieder auf. Eine zweite Abordnung an den Großherzog dagegen erlangte endlich durch Bitten und Drängen die Zusage, daß er seine Vermittlung bei dem Kaiser wolle eintreten lassen. Einen erheblichen Erfolg erreichten die Kauf- leute durch Anwendung der in ihrer eigenen Macht stehenden Mittel. Infolge allgemeiner Verabredung akzeptierten sie vom 1. November an keinen Wechsel mehr; dadurch entstand eine plötzliche Lähmung des Handelsverkehrs, die in rascher Folge einige Bankrotte in Straßburg und in anderen französischen Städten nach sich zog. Bereits am 6. November wurde die Beschlagnahme aufgehoben und ein neues Dekret aus Fontainebleau vom 8. November ge- nehmigte diese Maßregel und gestattete, daß die Abgaben in verschiedenen Fristen von 3, 6 und 9 Monaten bezahlt werden könnten, entweder durch Wechsel oder Wertpapiere oder in deren Ermangelung durch Waren. Alle Kolonialwaren, die erweislich aus den Verkäufen der französischen Kaperschiffe herstammten, dürsten zollfrei in Frankreich eingeführt werden. Dagegen sollten alle gewebten englischen Waren verbrannt werden. Mit der Durchführung der Gewaltmaßregel wurde dann am 17. November der Anfang gemacht. Auf einem Platze vor dem Allerheiligentore wurde ein französisches Regiment aufgestellt und unter kriegerischen Klängen der Musik ein Scheiterhaufen angezündet. An den zwei folgenden Tagen ward damit fortgefahren und am 23. November das gleiche wiederholt. Der ganze Ertrag der Steuern und der aus den Beschlagnahmen veranstalteten Verkäufe floß in die französischen Kassen. Man berechnete den Verlust, den die Frankfurter Kaufleute durch diese Maßnahmen erlitten, auf mehr als 12 Millionen Franken. Trotzdem erwies sich die Kontinentalsperre als er- folglos und brachte Frankreich mehr Schaden als England. v. Beaulieu-Marconnay. 253. Deutschland nach 1815. Aus tiefster Erniedrigung hatte sich das deutsche Volk durch die Kriege von 1813 und 1815 gerissen und in gewaltigem Aufschwünge hatte sich das gesamte deutsche Leben gegen die Fremdherrschaft geeint. Die ungeheuersten Opfer waren von allen Seiten gebracht worden. Man hatte gehofft, daß Deutschland frei, geeinigt und stark aus diesem schweren Ringen hervorgehen werde. Doch das Hoffen war umsonst! Die deutsche Bundesverfassung, welche der Wiener Kongreß nach fast neunmonatlicher Beratung zuwege brachte, war nicht geeignet, die Hoffnungen des deutschen Volkes auf nationale Einigung zu erfüllen, und sie wurde von

5. Deutsches Lesebuch für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten - S. 453

1905 - München [u.a.] : Oldenbourg
453 257. Wilhelm I., Deutscher Kaiser. war es der Dienst im Heere, dessen er sich mit ganzer Seele annahm und dessen höhere Stellen ihm vom Vater, dessen Gesamtbefehl ihm schließlich vom Bruder übertragen wurde. Das Jahr 1848 reichte auch ihm den Kelch bitterer Erfahrungen; aber schon 1849 stand er wieder an der Spitze des Heeres und dämpfte den Aufstand in Baden; dann lebte er, namentlich seit den diplomatischen Niederlagen, die Preußen durch Österreich erlitten, in fürstlicher Stille zu Koblenz. Nachdem er von 1858 ab als Prinzregent die Zügel der Regierung geführt hatte, bestieg er 1861 in einem Alter von 64 Jahren selbst den Thron. Als Greis noch war er ein Jüngling an Tatkraft, im Felde bei allen Anstrengungen einfach und anspruchtslos in seiner Lebensweise. Gemeinsam mit Österreich entriß er 1864 den Dänen die deutschen Herzogtümer Schleswig und Holstein. Größere Erfolge brachte der sieg- reiche Feldzug von 1866 gegen Österreich; mehrere Provinzen wurden dem Königreich Preußen einverleibt und für das bisher zersplitterte Deutschland die langersehnte politische Einigung angebahnt. Ruhm und Achtung zollte die Welt dem König, in dessen Hand der Oberbefehl gelegen hatte, den umsichtigen Führern und den braven Truppen. Nun war in Deutschland Frieden und Einigkeit. Der Sonnenschein des Glückes aber wurde noch einmal gestört. Frankreich erklärte im Juli 1870 an Preußen den Krieg. Ganz Deutschland erhob sich wie ein Mann. Der 73 jährige König stärkte sich zum Waffengang durch ein Gebet an der Mutter Grab. Ihre Worte, die sie ihm einst ans Herz gelegt hatte, standen vor seiner Seele. Die Zeit der Vergeltung war gekommen: Sieg auf Sieg erfochten die Deutschen; die wichtigsten Festungen mußten sich ergeben; ganze Armeen wurden gefangen genommen. Als höchste Errungenschaft sollte jedoch aus diesem blutigen Kriege die Einheit Deutschlands hervorgehen. König Wilhelm, der an der Spitze der sieg- reichen Heere bis nach Paris vorgedrungen war, sollte auch im Frieden Deutschlands Führer sein. In Versailles wurde er am 18. Januar 1871 zum Kaiser ausgerufen. So hatten die Feinde Deutschlands bei der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches helfen müssen. Mit Recht nannte man Kaiser Wilhelm I. den Siegreichen. Sein Enkel Kaiser Wilhelm Ii. gab ihm den Beinamen „der Große". Die Fürsorge Kaiser Wilhelms um die Erhaltung der wieder- gewonnenen Macht und des Ansehens des Reiches richtete sich vor allem auf Vervollkommnung des Heerwesens. Die Friedenspräsenzstärke des Heeres wurde erhöht, die deutsche Flotte vermehrt, gleichmäßige Bewaff- nung und Ausbildung der Heere aller deutschen Staaten erstrebt und 1888 ein neues Wehrgesetz eingeführt. Im Jahre 1887 legte Kaiser

6. Deutsches Lesebuch für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten - S. 457

1905 - München [u.a.] : Oldenbourg
457 260. Die drei Paladine des großen Kaisers. schafter in Paris tätig gewesen war, berief ihn König Wilhelm I. im Sep- tember 1862 an die Spitze des preußischen Ministeriums. Jetzt kamen schwere Jahre für ihn, da die Mehrheit der Abgeordneten die Geldmittel verweigerte, welche zur Durchführung der vom König geplanten Umgestaltung des Heeres erforderlich waren; und alle Anstrengungen Bismarcks* eine Ver- ständigung zwischen Regierung und Volksvertretung zustande zu bringen, blieben ohne Erfolg. Die trüben Tage aber währten nicht lange; denn nach den glänzenden Erfolgen feiner ebenso kühnen wie besonnenen Politik in den beiden Kriegen von 1864 und 1866 erntete er, was er früher mit eiserner Beharrlichkeit gesäet hatte, er wurde zum volkstümlichsten Mann in Deutschland. Als die Kriegserklärung Frankreichs im Jahre 1870 den Norden und Süden Deutschlands einigte; als nach jenen unvergleichlichen Waffen- erfolgen Elsaß und Lothringen an Deutschland zurückfielen, dem sie einst in der Zeit seiner Ohnmacht entrissen worden waren; als das neue Deutsche Reich aufgerichtet wurde: da ward er vom Kaiser Wilhelm als deutscher Reichskanzler an die Spitze der Regierung gestellt und die Gnade seines Königs erhob ihn in den Fürstenstand. Seitdem hat das Deutsche Reich sich eines ungestörten Friedens zu erfreuen gehabt; es ist der bewunderungs- würdigen Geschicklichkeit des Reichskanzlers sogar gelungen, Österreich die schmerzliche Erinnerung an Königgrätz vergessen zu lassen und zwischen Deutschland, Österreich und Italien ein Bündnis zustande zu bringen, das wohl stark genug ist, mutwilligen Ruhestörern in Europa mit Gewalt ihr Handwerk zu legen. In langer, angestrengter Tätigkeit hat Fiirst Bismarck, als des Kaisers pflichtgetreuester „erster Diener", eine Riesenarbeit vollbracht für die Unab- hängigkeit, Einheit, Freiheit und den inneren Ausbau des Deutschen Reiches. Daher wird das deutsche Volk in ihm allzeit einen seiner größten Männer verehren, der nicht nur als Staatsmann durch ein außergewöhnliches prak- tisches Geschick, rasche Geistesgegenwart, durchdringende Schärfe des Ver- standes, treffliche Menschenkenntnis, gewaltige Rednergabe, strenge Unter- ordnung unter die Ziele seiner Kaiser sondern auch als Mensch durch die Tiefe seines Gemütes, offene, männliche Geradheit, echte Frömmigkeit, köst- lichen Humor und hohe Liebenswürdigkeit im Privatleben ausgezeichnet war. Tiefe Trauer erfüllte darum das ganze deutsche Volk, als der Eiserne Kanzler am 31. Juli 1898 aus dem Leben schied. 2. Was Bismarck dem Staatswesen, das war der Feldmarschall Graf Helmut von Moltke dein Heere. Wie Stein, Scharnhorst und Gneisenau hat ihn das weitere deutsche Vaterland dem engeren Kreise Preußens zu- gebracht. Geboren am 26. Oktober 1800 zu Parchim in Mecklenburg, hatte er zu Kopenhagen im Kadettenhause seine Jugendbildung empfangen, war aber dann (wie einst Blücher aus dem schwedischen Dienste) 1822 aus dem dänischen in den preußischen Kriegsdienst übergetreten, hatte die Kriegs- akademie in Berlin besucht und war dann als Leutnant in ein Infanterie- regiment eingetreten. In den folgenden Jahren lebte er sehr eingezogen

7. Deutsches Lesebuch für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten - S. 460

1905 - München [u.a.] : Oldenbourg
460 261. Kaiser Wilhelms Ii. Fürsorge für die Arbeiter. In der Thronrede, welche er am 27. Juni 1888 bei Eröffnung des preußischen Landtages verlas, bekundete er seinen Entschluß, als Kaiser und König dieselben Wege zu wandeln, auf denen sein Großvater das Vertrauen seiner Bundesgenossen, die Liebe seines Volkes und die wohlwollende Anerkennung des Auslandes errungen habe. Kaum waren die Wochen tiefster Hoftrauer beendigt, so zögerte er keinen Augenblick, die friedlichen Beziehungen des Deutschen Reiches zu den auswärtigen Mächten zu befestigen. Mit dem Wahlspruch: „Nie- mand zum Trutz — zum eigenen Schutz" unternahm er seine Reise an die Höfe von Rußland und Österreich, nach Italien, zu den Bundes- fürsten, nach England und nach Schweden. Diese Reisen haben wesent- lich zur Erhaltung des europäischen Friedens beigetragen. Ganz beson- dere Fürsorge aber hat er von Anbeginn seiner Regierung an den be- dürftigen Klaffen seines Volkes zugewendet; er ist auf dem von seinem Großvater betretenen Wege weiter fortgeschritten. Wo es gilt Not zu lindern und Einrichtungen zu schaffen, die das Los unserer bedrängten Mitmenschen zu bessern geeignet sind, da gibt es keine willigere und zur Tat bereitere Hand als die unseres Kaisers. Die Frage der Arbeiterwohnungen in ihrer grundlegenden Wichtigkeit nicht bloß für die wirtschaftliche sondern auch für die sittliche Hebung der arbeitenden Klassen, für ihre Gesundheit und ihr Familienleben, die Förderung von Volksbüchereien behufs gesunder geistiger Ernährung des Volkes, kurz alle sozialpolitischen Bestrebungen irgendwelcher Art dürfen bei unserem kaiserlichen Herrn auf eingehende und verständnisvolle Teil- nahme rechnen. Wie sehr dem Kaiser daran liegt, persönlich sich von der Lage der Arbeiter zu überzeugen, hat zur Genüge der Empfang einer Arbeiter- abordnung gelegentlich des großen Ausstandes der rheinisch-westfälischen Bergarbeiter im Mai 1889 gezeigt. Er hörte die Klagen dieser Männer an, hielt ihnen in ernsten, wohlwollenden Worten das Ungesetzmäßige ihres Vorgehens vor und versprach ihnen Prüfung der Verhältnisse und Abstellung etwaiger Mißbräuche. Den Grubenbesitzern, die er wenige Tage darauf empsing, empfahl er, möglichst nahe Fühlung mit den Arbeitern zu halten, damit denselben Gelegenheit gegeben werde ihre Wünsche vorzubringen; er legte ihnen nahe, für das Wohl der Arbeiter zu sorgen und solchen Schwierigkeiten wie die damals vorhandenen vor- zubeugen. Durch das Dazwischentreten des Kaisers war der bedrohliche Ausstand binnen wenigen Tagen beendigt. Dieser und noch andere Ausstände riefen in dem Kaiser den Ge- danken wach, eine Befriedigung der als berechtigt anzuerkennenden Forde-
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