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1. Bd. 2 - S. 84

1854 - Leipzig : Engelmann
84 Die Zeit der Gegenreformation. zum großen Nachtheil der Eintracht und Ruhe, die ohnehin dem von wilden Parteien zerrissenen und von feindlichen Kriegsschaaren durchzogenen Lande fremd war. — „Nach S ieb enbürgen wurden Luther's Schriften durch Kaufleure aus Hermannstadt von der Leipziger Messe gebracht (1521). Nach manchen 1544. Verfolgungen erklärten sich alle sächsischen Gemeinden für die Augsburger Con- 1555. fession." Auf dem L a n d t a g von Klausenburg erhielt Siebenbürgen volle Religionsfreiheit. Als diese durch Kaiser Rudolf Ii. beschrankt ward, „griff der Fürst von Siebenbürgen, Stephan Botskai, mächtig durch seinen Bund mit den Türken, für die Herstellung der politischen und religiösen Freiheit zu den 1606. Waffen und erhielt den Wiener Frieden, durch welchen für Ungarn und Siebenbürgen die Augsburger und Helvetische Confession freigegeben wurden." — In Böhmen überdauerten die Lutheraner und Utraquisten die von Ferdinand verhängte Verfolgung (§. 489). Unter Maximilian mehrte sich ihre Zahl und ^157°6selbst der unter geistlichem Einfluß stehende Rudolf Ii., der in allen seinen Lan- 1612. dern die Evangelischen bedrängte, die Glaubensfreiheit auf den Adel beschrankte und den Gottesdienst gewaltsam unterdrückte, sah sich genötbigt, den evangelischen Standen Böhmens durch den M aj estats b ri es Religionsfreiheit, Gleichstel- lung mit den Katholiken und eigene Beschützer (Defensoren) zur Wahrung ihrer Rechte zu gestatten (§. 561). sr Die Zeit der Gegenreformation (Neaction). I. Das katholische Klrchenthum. a) Der Jesuiten - Orden. §.512. Gründung. Iñigo (Ignaz) v. Loyola, der Sohn eines unbemittelten spanischen Edelmanns aus den Gebirgen der Basken, erhielt bei 1521. der heldenmüthigen Vertheidigung von Pa mp luna gegen die Franzosen eine schwere Wunde, die ihn aufs Krankenlager warf. Das Lesen von Heiligengeschich- ten wahrend einer langen schmerzhaften Heilung erzeugte in seinem Innern die Sehnsucht „wie St. Franciscus durch der Erde Elend des Himmels Herrlichkeit zu erwerben." In der Kapelle der H. Jungfrau von Montserrat, deren reinem Dienste er als geistlicher Ritter sich weihte, hing er Schwert und Dolch auf, umgürtete seine Lenden mit einem Strick und trat eine Pilgerfahrt nach dem heiligen Lande an. Bettelnd zog er von Ort zu Ort unter Entsagungen und Kasteiungen, die seinen Körper abzehrten; durch siebenstündiges Gebet jeden Tag nährte er die Gluth der Andacht und hielt Anfechtungen fern. Nachdem er auf dem heil. Grab durch inbrünstiges Gebet seine Sehnsucht gestillt, faßte er den Gedanken, der Stifter eines neuen Ordens zu werden. Mit unglaublicher Be- harrlichkeit erwarb er sich in Salamanca, und dann, als ihn die über seinen Bekehrungseifer besorgte Inquisition hier beunruhigte, in Paris die ihm man- gelnde Bildung. Mit dem größten Eifer trieb er theologische und philosophische >534. Studien, nach deren Beendigung er mit sechs Genossen auf eine geweihte Hostie schwur, nicht nur den Mönchsgelübden (Armuth, Keuschheit, Gehorsam) treu zu sein, sondern auch sich von dem Papste das Ziel ihrer Wirksamkeit bestimmen zu

2. Bd. 2 - S. 85

1854 - Leipzig : Engelmann
85 Das katholische Kirchenthum. lassen und demselben in unbedingter gläubiger Folgsamkeit nachzukommen. Im nächsten Jahr ging Ignaz über Spanien, wo er wie ein Heiliger verehrt ward, nach Italien, um der Uebereinkunft gemäß mit seinen Genossen in Venedig zu- sammenzutreffen. Durch Bußübungen und Predigten, durch Krankenpflege und Bekehrungen erlangten alle einen großen Ruf, ehe sie sich dem heiligen Vater in Rom zu Füßen warfen und die Bestätigung ihres neuen Ordens nachsuchten. Nach einigem Bedenken willigte Paul Iii. in ihre Bitte und ertheilte der Ge- sel l sch ñ ft I e su auf die von ihnen aufgestellte Grundlage seine Genehmigung. Ignatius wurde der erste Ordensgeneral, aber nicht ihm, sondern seinem klugen Nachfolger, dem Spanier Lainez (ff 1564) verdankt die Gesellschaft Jesu ihre feinberechnete Organisation. Bei Ignaz hielt die glühende Phantasie den Verstand befangen; in seiner religiösen Aufgeregtheit vermochte er nur das Nächste zu erfassen; sein Leben war Krankenpflege, Kinderlehre und Seelsorge; geistliche Hebungen und Ertödtung aller sinnlichen Triebe bildeten den Mittelpunkt seines Strebens. Er starb 1556. Per. Canisius war der erste Deutsche im Orden, dessen Zwecke er in Köln und Wien, wo ec 1597 starb, eifrig verfolgte. §. 513. Verfassung. Die Verfassung des Ordens war militärisch- monarchisch. Dem Haupte dieser Glaub ensr ittersch aft, dem General in Rom mit seinem Rath von Assistenten, waren die Vorsteher der Provinzen, die Provinziale, unterworfen und von diesen ging wieder, wie beim Heer, eine Reihe von Abstufungen durch Superiore und Rectoren in genau ge- gliederter Hierarchie bis zum untersten Bruder hinab. Gehorsam und strenge Subordination war die Seele des Bundes. Alle Glieder wurden aufs sorg- fältigste überwacht. Die Aufzunehmenden mußten eine lange und schwere Prü- fungszeit bestehen, während welcher die Eigenschaften und Neigungen eines Jeden genau erforscht wurden, um ihm den geeignetsten Wirkungskreis anzuweisen. Nur wenige Erwählte gelangten zu der Meisterschaft der Professen, aus denen die Obern hervorgingen, die Mehrzahl dienten als Ge hülfen (Coadjutoren), ohne die innersten Triebfedern des großen Maschinenwerks, dessen Räder sie wa- ren, zu kennen. Der Eintretende mußte alle Bande, die ihn an die Welt knüpf- ten, lösen, den Orden als Vaterland, die Obern als seine Vorsehung betrachten. Dadurch wurde es möglich, daß ein unveränderlicher Wille den ganzen Bund in allen Welttheilen beherrschte. — Die Wirksamkeit und Verbreitung der Gesell- schaftjesu war in Kurzem sehr ausgedehnt. Diepapstliche Curie verlieh ihr nicht nur alle Privilegien der Bettelmönche, sondern stellte ihr auch jede Act von Dispen- sation zu Gebot, so daß die Glieder in alle Verhältnisse des Lebens eindringen und sich allenthalben frei bewegen konnten, und damit der Zweck des Bundes nie durch ein anderes Streben gefährdet werde, schlossen sich die Jesuiten selbst von allen festen Aemtern und Kirchenwürden aus. Die Beschäftigungen der Mitglie- der waren mannichfach und nach den Gaben und Geistesrichtungen eines Jeden geregelt. Dem Einen gestattete man ein frommes Klosterleben oder wissenschaft- liche Muße, Andere leiteten den Unterricht der Jugend; die Klügsten und Fein- sten suchten eine einflußreiche Wirksamkeit an Höfen und in Palästen, feurige Redner wirkten als Prediger der innern Mission und die Eiferer zogen als Heidenbekehrer in ferne Welttheile*). *) In Indien, China, Japan (Xaver), ausceylon, den i n d i s ch e n I n - sein und in Afrika errichteten sie Anstalten und führten dem Papste Gläubige zu; in Südamerika gründeten sie einen eigenen Staat (Paraguay) und in Brasilien und den spanischen Colonien waren sie zahlreich und mächtig. Klug verbanden sie 1540.

3. Bd. 2 - S. 292

1854 - Leipzig : Engelmann
292 Das Revolutions-Zeitalter. kömmlichen, vor Gesetz und Verfassung verlor und daher bei der Abstellung ver- jährter Mißbräuche sich nicht in den Schranken des Rechts und der bürgerlichen Ordnung hielt. — Der Sieg der Aufklärung führte die Aufhebung des I e- suiten-Ordens herbei. Eine geistliche Corporation, deren ganzes Streben darauf hinausging, die Aufklärung des Volks zu hindern, dasselbe in der Un- mündigkeit zu erhalten und sich allen Reformen und Neuerungen entgegenzustellen, mußte in einer Zeit, wo die ganze gebildete Welt das Gegentheil anstrebte, große 1759. Anfechtungen erfahren. Als daher Po mb al in Portugal die Jesuiten-Collegien schließen und die Ordensglieder in den Kirchenstaat bringen ließ (§. 679.) und in Frankreich und bei den übrigen bourbonischen Höfen, ja sogar in Malta Pom- bals Beispiel Nachahmung fand, sah sich endlich Papst Clemens Xiv., ein ver- ständiger und gemäßigter Kirchenfürst, gezwungen, „im Vertrauen auf die Ein- gebung und den Beistand des heiligen Geistes," die Gesells chaft Iesu a u f- 1773. zuheben und die Jesuiten-Collegien im Kirchenstaate zu schließen. Dies nö- thigte auch Maria Theresia, die den Orden lange zu halten, aber besten Einfluß zu mindern gesucht, in die Aufhebung zu willigen, und auch in Bayern und den übrigen katholischen Ländern Deutschlands vollzog man den päpstlichen Befehl. Nur Friedrich Ii. „hatte den Stolz, den Orden in Schlesien noch eine Weile zu dulden und Rußland begünstigte denselben in den polnischen Provinzen unter einem eignen Generalvicar." „Das Schicksal der Jesuiten wie einst der Tempelherren war nicht unverschuldet, aber wie diese sind sie ohne Urtel und Recht verdammt und viele wohlverdiente Männer mit einem hülflosen Alter be- lohnt worden." — Doch hörte nach der Auflösung des Ordens die Wirksamkeit der einzelnen Glieder nicht auf. Epj esui ten verfolgten das Ziel der Gesellschaft mit ungestörter Beharrlichkeit und widerstrebten, wenn auch Anfangs mit wenig Erfolg, so lange dem Zeitgeiste, bis dieser sich änderte und die allgemeine Rück- kehr zum Alten auch die Wiederbelebung des Ordens gestattete. — Als Gegen- 1777- gewicht gegen das Streben und den Einfluß der Exjesuiten stiftete Adam Weiß- haupt, Profestor des kanonischen Rechts in Ingolstadt, in Verbindung mit Knigge, von Zwackh u. A. nach Art des Freimaurerordens eine geheime Ver- bindung, Jlluminaten genannt, welche die über den Zwiespalt der Confes- sionen erhabene Aufklärung des Volks und die Vervollkommnung der Menschen zum Zweck hatten. Sie suchten nach Kräften dem Treiben der Er- jesuiten und der Thätigkeit der Mönche und Geistlichen entgegen zu wirken, sahen sich aber bald den Verfolgungen der bayerischen und anderer Regierungen ausge- setzt. — Auch unter der katholischen Geistlichkeit erhoben sich damals mächtige Stimmen gegen die Uebergriffe des Papstes in die Rechte der Landes- kirchen, für zeitgemäße Reformen in dem Kirchensystem und für die Trennung von Rom durch Gründung einer deutschen Nationalkirche. Von diesen Bestrebun- gen zeugt vor Allem das lateinische Buch des Weihbischofs Hontheim von Trier, der unter dem Namen Justinus Febronius in der 1763 herausgegc- benen Schrift „über den Zustand der Kirche und die gesetzmäßige Gewalt des Papstes" ein dem päpstlich-jesuitischen entgegengesetztes System des Kirchen- rechts aufstellte. „Ein dem sterbenden Greise abgepreßter Widerruf konnte die Wirksamkeit seiner Nachweisungen über die Entstehung der päpstlichen Gewalt 25.Auq. nicht entkräften." Als Folge dieses merkwürdigen Buchs kann der Congreß 1783‘ von Enis angesehen werden, wo vier Erzbischöfe (darunter Mainz und Köln) in der sogenannten Emser Pu ncta tio n über die Grundlage einer freien Na- tionalkirche und die Fernhaltung fremder geistlicher Gerichtsbarkeit vom deutschen Boden sich vereinigten. Aber theils die Weigerung der übrigen Prälaten, tvelche

4. Bd. 1 - S. 448

1854 - Leipzig : Engelmann
448 Das Mittelalter. Geheimlehren, ihre Weihen und Grade, ihre geheimen Orgien und ihre Missionäre, welche Prsselyten machten und mehrentheils auch für politische Zwecke arbeiteten. Die Laien nannte man Resiks, die Eingeweihten Fedai's, die Lehrer und Missionäre Dai's." Zu den ismaelitischen Secten gehörten die Karamathier, die von Hakem bis auf unsere Zeit im Libanon lebenden Drusen, die Nosairis und die von Obeidallah in Afrika gestiftete Secte der Fatimiden. Am bekanntesten aber machte sich der von Hassan den Sabah ge- stiftete Orden der Assassinen (§. 308). §.302. Peter von Amiens. Schon seit dem 4. Jahrhundert war die Sitte herrschend geworden, zum Heil der Seele und zur Büßung eines sündhaften Lebens Wallfahrten nach Palästina zu unternehmen, um an der Stelle, die man für Christi Grab hielt, und die darum von Helena mit einem prächtigen Gewölbe und einer Kirche versehen worden war, zu beten. Je mehr die religiösen Ideen die Herrschaft über die Gemüther der Menschen erlangten, desto häufiger wurden die Pilgerfahrten, zumal als um das Jahr 1000 der Glaube Eingang fand, daß das jüngste Gericht und die Wiederkehr Jesu nahe seien. So lange die handeltreibenden Araber (§. 260.) im Besitze des Landes waren, durften die Pilger, gegen Entrich- tung einer Steuer ungehindert kommen und gehen; als aber Syrien und Palästina von den Seldschukkischen Türken (§§. 265. 301.) erobert wurde, erlitten sowohl die eingeborenen Christen als die Wallfahrer harte Drangsale. Die Klagen über Mißhandlung, Mord und Raub wurden immer lauter, so daß schon Gregor Vii. mit dem Gedanken umging, sich des Religionseifers des Abendlandes zur Befreiung der heiligen Stätte zu bedienen. Sein Kampf mit dem Kaiser hinderte die Ausführung. Da trat ein von Jerusalem heimkehrender Pilger, Peter der Einsiedler von Amiens, vor Urbanil-, schilderte ihm die Leiden der Christen im Morgen- lande, und erhielt den Auftrag, in Stadt und Land umherzuziehen und die Gemüther für das große Unternehmen einer Befreiung des heiligen Landes aus den Händen der Ungläubigen vorzubereiten. Wunderbar war die Be- wegung, die die feurigberedten Schilderungen des phantasiereichen Pilgers in allen Ländern, besonders in Frankreich, und unter allen Ständen hervor- riefen. Sein abgehärmtes Gesicht, sein dürftiges mit einem Strick umgür- tetes Gewand gaben seinen Worten Nachdruck. Als daher der Papst in einer auf der weiten Ebene von Clermont, im südlichen Frankreich, abgehaltenen ross. Versammlung, der viele Bischöfe, Herren und eine zahllose Menge Volks romanischer Zunge aus allen Ständen beiwohnten, das Abendland wider das Morgenland unter die Waffen rief, und seine feurige Rede mit der Er- mahnung schloß: „daß Jeder sich selbst verläugne und sein Kreuz auf sich nehme, damit er Christum gewinne," so ertönte aus allen Kehlen der Ruf: „Gott will es!" und Tausende knieten nieder und begehrten sogleich in die Zahl der heiligen Streiter ausgenommen zu werden. Sie hefteten sich ein rothes Kreuz auf die rechte Schulter, woher die zum gemeinsamen Unterneh- men zusammengetretene neue Verbrüderung den Namen Kreuzfahrer erhielt.

5. Bd. 1 - S. 449

1854 - Leipzig : Engelmann
449 Die Uebermacht der Kirche im Zeitalter der Kreuzzüge. Alles eilte das Wort des Herrn zu erfüllen: Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der ist meiner nicht werth! Völliger Ablaß der Sünden und ewiger Lohn im Himmel wurde nebst mancherlei irdischen Vortheilen den Ziehenden verheißen. §. 303. Eine mächtige Begeisterung erfaßte alle Gemüther; kein Stand, kein Alter, kein Geschlecht wollte zurückbleiben; der Landmann eilte vom Pflug weg, der Hirte von seiner Heerde, Ehegatten trennten sich, Eltern ver- ließen ihre Kinder, Greise, Knaben und Weiber folgten dem Ungestüm der Bewegung, Mönche und Nonnen entliefen ihren Zellen; ein neuer Geist war über Europa gekommen, eine neue Völkerwanderung brach aus, nur mit ver- schiedenem Streben und mit geänderter Richtung; wo die religiöse Begeiste- rung nicht mächtig genug wirkte, da halflust zuabenteuern undritterthaten, oder Hoffnung auf Kronen, Herrschaften und Schätze. Die Rüstungen der Fürsten und Edlen dauerten den Aufgeregten zu lange, daher zogen schon mit dem Beginn des Frühlings untergeordnete und schlecht bewehrte Schaaren, unter der Leitung Peters von Amiens und eines französischen Ritters, Walther ohnehabe, durch Deutschland nach Ungarn gen Konstantinopel. Als man ihnen in Bulgarien die Lebensmittel verweigerte, erstürmten sie Bel- grad und füllten das Land mit Raub und Mord. Da fielen die Einwohner über sie her und erschlugen sie zu Tausenden. Die Uebrigen mit den Führern erreichten Konstantinopel, wurden nach Kleinasien übergesetzt, fanden aber dort bis auf Wenige ihren Untergang durch die Seldschukken. Nicht bester erging es den ungeordneten Schaaren, die nach einer blutigen Judenver- folgung in den rheinischen Städten (Straßburg, Worms, Mainz u. a.) unter der Leitung des Priesters Gottschalk und des Grafen Emiko von Leiningen ausgezogen waren. tz. 304. Gottfried von Bouillon. Hunderttausend Menschen waren bereits umgekommen, als der hochsinnige Gottfried von Bouillon, Herzog von Lothringen, mit seinen Brüdern (Balduin und Eustathius) und einer großen Zahl wohlgerüsteter Ritter (darunter der tapfere Graf Robert von Flandern) auf demselben Wege gen Konftantinopel zog, indeß Graf Hugo von Vermandois, der Bruder des Königs von Frank- reich, und der normännische Fürst Boemund aus Unteritalien (§. 287.) mit seinem ritterlichen Neffen Tankred zur See dahin abgingen. Nachdem sie dem byzantinischen Kaiser Alexios dem Komnenen (§. 301.) nach langem Widerstreben den Lehnseid geleistet und die Rückgabe aller vor der Türken- herrschaft dem oströmischen Reiche zugehörigen Städte versprochen hatten, wurden sie nach Asien hinübergesetzt. In einer Ebene unweit Nikäa fand die Musterung des gesummten aus 600,000 Mann (darunter 100,000 Rei- ter und 300,000 streitbare Fußgänger) bestehenden Heeres statt, dessen an- gesehenste Führer, außer den Genannten, noch folgende waren: Robert von der Normandie, Sohn Wilhelm des Eroberers (tz. 286.), Weber, Geschichte. I. 6. Aufl. 29 1096. 1097.

6. Bd. 1 - S. 451

1854 - Leipzig : Engelmann
Die Uebermacht der Kirche im Zeitalter der Kreuzzüge. 451 tigte. Aus dieser Lage rettete sie die nach der Angabe eines Priesters in der Peterskirche entdeckte heilige Lanze, deren Auffindung die ausgehunger- ten, halbnackten Kreuzfahrer in solche Begeisterung versetzte, daß sie bei einem Ausfall das übermüthige Heer der Belagerer in die Flucht schlugen und sich den Weg nach Jerusalem öffneten. Der Glaube an die Aechtheit der Lanze schwand jedoch bald, als der Priester Peter an den Folgen des ihm aufgelegten Gottesurtheils starb. Das Gottesgericht und Peters Ausgang. „Am Nachmittage des stillen Freitags-, nachdem Peter durch Fasten sich vorbereitet, wurden zwei Scheiterhaufen von trocknen Oelbäumen, vierzehn Fuß hoch, und durch einen Zwischenraum von einem Fuße getrennt, erbaut. Um diesen Scheiterhaufen schloß das Heer der Wallbrüder, vierzig Lau- send Bewaffnete an der Zahl, einen Kreis, in welchem alle Geistliche sich befanden, mit ent- blößten Füßen, und in priesterlicher Kleidung. Als das Feuer so heftig brannte, daß die Flamme bis dreißig Fuß in die Luft sich erhob, und niemand demselben sich zu nähern ver- mochte, trat ein Priester auf, und rief die Worte: „Wenn wirklich der allmächtige Gott mit diesem Manne von Angesicht zu Angesicht geredet, und der heiligeandreas ihm wachend die heilige Lanze gezeigt hat, dann gehe er unversehrt durch das Feuer. War aber dieses Trug, dann verbrenne er mit der Lanze, welche er in seinen Händen tragen wird." Alle Anwesende riefen mit gebogenen Knieen: Amen. Alsdann kniete Peter, nur mit einem kur- zen Gewände bekleidet vor den Bischof von Albara und ries laut Gott zum Zeugen an, daß nichts was er von der Apostel Peter und Andreas Erscheinungen berichtet, von ihm er- funden worden, flehte um die Vergebung seiner Sünden gegen Gott und seinen Nächsten, und bat den Bischof, alle übrigen Geistlichen, und das ganze anwesende Volk für ihn ihr Gebet mit dem seinigen zu vereinigen. Nachdem hierauf der Bischof die heilige Lanze in seine Hände gelegt, und mit dem Zeichen des Kreuzes ihn gesegnet hatte, erhob er sich, und ging langsamen Schrittes durch die hochlodcrnde Flamme. Als Peter aus der Flamme wie- der hervortrat, ohne daß weder seine Kleidung, noch das Gewand, welches die Lanze um- hüllte, versehrt schien, und laut rufend : „Gott hilf" mit der Lanze dem Volke den Segen gab, da jubelten alle, welche der heiligen Lanze sich angenommen. Aber nach überstande- nem Gottesgericht war die Verehrung des Volkes für Petern gefährlicher, als das Gottes- gericht selbst. Denn über den von der Flamme schwer verwundeten Mann stürzte mit wüthender Frömmigkeit das Volk her, riß ihn zu Boden, um seiner Kleider sich zu bemäch- tigen, und einige rissen Fleisch von den Gebeinen des armen Heiligen. Raimund Pilcz und einige Ritter mußten mit bewaffneter Hand ihn befreien. Andere begnügten sich damit, Feuerbrände und Kohlen von dem Scheiterhaufen mit sich zu nehmen, und in wenigen Augenblicken war davon keine Spur mehr vorhanden. Die Anhänger von Raimund sahen während des Gottesgerichts eine Menge Erscheinungen, Peter selbst wollte mitten in den Flammen mit dem Apostel Andreas sich unterredet haben. Aber er starb am zwölften Tage nach diesem Gottesgericht, fei es von den empfangenen Brandwunden, wie die Gegner der heiligen Lanze behaupteten, oder von den Folgen der Mishandlung des Volks. Dafür wa- ren alle andern Fürsten und Ritter von der Unechtheit der Lanze überzeugt, nur die Pro- venzalcn nicht, welche fortfuhren sie vor ihrem Heere mit derselben Verehrung zu tragen, zum Gespötte der übrigen Wallbrüder. tz. 306. Jerusalem. Nunmehr zwang das Heer die hadernden Für- sten, die das hohe Ziel über selbstsüchtigen Zwecken aus dem Auge verloren, zum schleunigen Aufbruch. Ihr Weg führte zwischen der Meeresküste und dem Libanon hin. Als sie um Pfingsten über Ramla uno Emaus die Anhöhe 29* 1099

7. Bd. 1 - S. 499

1854 - Leipzig : Engelmann
Die Uebermacht der Kirche im Zeitalter der Kreuzzüge. 499 Gepränge, mit Hosbeamtcn und Dienstmannen gleich den weltlichen Regenten, und angesehene Standesherren, Grafen und Barone erschienen als bischöfliche Lehnsleute und Besitzer von Erb- und Ehrenämtern. §. 340. Im siebenten und achten Jahrhundert hatte sich im Morgenlande eine Religionspartei, Paulicianer (Manichäer), von den Ansichten der herrschenden Kirche losgesagt und als Secte ausgeschieden. Blutige Verfolgun- gen führten Viele von ihnen durch Bulgarien und Jllyrien nach verschiede- nen Gegenden des Abendlandes, wo sie unter dem Namen Katharer (= Pu- ritaner, daher Ketzer), weil sie sich als eine auserwahlte Schaar von Heili- gen betrachteten und auf eine Reinigung oder Vereinfachung der Kirche in Glau- den, Cultus und Verfassung hinstrebten, unter allem Druck sich erhielten. — In Streben und Zweck verwandt mit den Katharern, aber reiner in Wandel und frei von Schwärmereien, war die im Abendlande entstandene Secte der Wal- denser, die lange unbeachtet in den stillen Thälern der obern Apenninen gelebt hatten, bis P et ru s Wa l d u s, ein reicher Kaufmann aus Lyon, der seine Güter den Armen vertheilte, im 12. Jahrhundert ihren Ansichten größere Ausbildung und weitere Verbreitung gab. Der Macht, dem Luxus und der Verweltlichung des Klerus stellten die Waldenser die Lehre von der apostolischen Einfachheit und Armuth entgegen, verwarfen die Autorität des Papstes, bestritten die durch die Scholastiker (§. 322.) ausgebildeten Satzungen vom Opfer der Messe, von der Ohrenbeichte, der Substanzverwandlung u. A., nahmen nur zwei Sacra- mente, Taufe und A b en d m ah l, an und betrachteten die heilige Schrift als einzige Quelle des Glaubens. tz. 341. Die Albigenserkriege. In dem Maße, als diehierarchie die Einheit der Kirche durch Zwang festzuhalten suchte und die individuelle Freiheit des Denkens und Glaubens beschrankte, fanden die Grundsätze der beiden Secten, Katharer und Wald enser, größere Verbreitung. Der Süden von Frankreich, die Provence und Languedoc, wo unter einem schö- nen, sonnenreichen Himmel sich ein wohlhabender Bürgerstand gebildet hatte, wo freie Institutionen und republikanische Städteverwaltung Selbständigkeit in Thun und Denken erzeugten, wo die Reste griechischer und römischer Cul- tur, verbunden mit germanischem und spanisch-arabischem Wesen, eine eigen- thümliche Bildung und eine Fülle heiterer Dichtung und praktischer Wissen- schaft hervorgebracht, wo die heitere proven Malische Poesie der Trou- badours ihre Laune und ihren satirischen Muthwillen an Bischöfen und Priestern ausließ, war der Sitz dieser unter dem gemeinschaftlichen Namen Albigenser (von der Stadt Alby) zusammengefaßten Secten. Gegen sie und ihren Schützer, den reichen Grafen Raymund Vi. von Toulouse, ließ Innocenz Iii. (nachdem seine Aufforderung zur Rückkehr in den Schooß der Kirche erfolglos geblieben und ein päpstlicher Legat seinen Tod durch Mör- derhand gefunden) von den Cisterciensermönchen das Kreuz predigen und verlieh Rapmunds Güter dem harten Grafen Simon von Montfort. Sofort zogen Schaaren wilder Krieger, vor denen fanatische Mönche mit dem Kreuz einherschritten, in das blühende Land, zerstörten die reichen Städte, die prunkenden Paläste, die stolzen Burgen, mordeten Schuldige 32*

8. Bd. 1 - S. 454

1854 - Leipzig : Engelmann
454 Das Mittelalter. '\fg7l' Guido von Lusignan wurde Jerusalem durch Sa la d in den Christen wieder entrissen. — Die losen Verhältnisse des auf unfester Grundlage aufgebauten Feu- dalstaates, verbunden mit der Verschiedenheit der Nationen, die einander eifersüch- tig bewachten und mit den erschlaffenden Einflüssen des morgenlandischen Lebens und der ungewohnten Genüsse, hemmten die Erstarkung und Consolidirung des Königreichs Jerusalem. tz. 308. Ritterorden. Die Hauptstützen des neuen Königreichs waren die Ritterorden, in denen sich der Geist des Ritterthums und des Mönchwesens vereinigte, indem sie außer den drei Mönchsgelübden: Keuschheit, Armuth und Gehorsam noch ein viertes: Kamps wider die Ungläubigen und Beschützung der Pilger ablegten. Sie erlangten große Vorrechte und Reichthümer und nahmen viele Kriegsleute in Sold. Alle hatten eine eigene mit einem Kreuz bezeichnete Ordenstracht. 1) Der Johanniter- (Hospitaliter-) Orden (sogenannt, weil Johannes der Täufer Patron ihres von Kaufleuten aus Amalfi gestifteten Klosters und Hospitals war), erhielt seine letzte Verfassung und Ordensregeln in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Nach dieser zerfielen die Ordensglieder in drei Klassen: dienende Brüder, denen die Pflege kranker Pilger oblag, Priester, zur Besorgung des Religionswesens, und Ritter, die mit den Ungläu- bigen zu kämpfen und die Pilger zu geleiten hatten. Nach dem Verluste des hei- ligen Landes erhielten sie die Insel R h 0 dos (Rhodiser-Ritter), und als sie diese nach dem heldenmülhigsten Kampfe an die Osnranischen Türken abtreten mußten (1522), wurde ihnen von Kaiser Karl V. die Insel Malta angewiesen (Malteser-Ritter). Nach der Uebergabe dieser Insel an Napoleon (1798) und der Eroberung derselben durch die Engländer (1800) verlor der Orden alle Bedeutung und in den meisten Ländern seine (schon durch die Reformation sehr verminderten) Güter. 2) Der von französischen Edelleuten nach denselben Regeln und Einrichtungen gegründete Orden der Tempelherren (Templer- Orden, weil ihre Wohnung nahe an dem Platze lag, wo ehemals der Salo- monische Tempel gestanden) war ausgezeichnet durch Tapferkeit und Kriegs- muth und gelangte durch Schenkungen und Vermächtnisse zu großen Reichthümern. Nach dem Verluste ihrer Besitzungen in Palästina zogen sich die meisten Mitglie- der nach Frankreich, wo sie in Unglauben und morgenländischen Aberglauben ver- fielen, sich durch den Müßiggang verführt einem üppigen Leben ergaben und dadurch ihren Untergang durch Philipp Iv. (den Schönen) im Anfänge des 14. Jahrhunderts beschleunigten (§. 354). — Da der Johanniter-Orden hauptsäch- lich für i ta li en i sch e, der Templer-Orden für französische Pilger sorgte, so wurde auf dem dritten Kreuzzug nach dem Vorbild und mit der Verfassung der beiden andern in dem von Bremer und Lübecker Kaufleuten gegründeten deut- schen Hospital „unserer lieben Frau zu Jerusalem" unter den Auspizien des bald nachher gestorbenen Friedrichs von S ch w a b e n (tz. 317.) noch 3) der Ord en der D eu tsch h e rr e n zur Pflege deutscher Pilger gestiftet. Ihr erster Ordcns- meister war Graf Waldbott von Bassenheim am Rhein. Von diesen 1190. deutschen Ordensrittern folgte im 13. Jahrhundert, als Hermann von Salza Großmeister war, eine kleine Schaar dem Rufe des Herzogs von Ma so vi en, um die in den Weichselgegenden gepflanzten Keime des Christenthums wider die heidnischen Preußen zu schützen (§. 342.), die schon seit mehr als zwei Jahrhun- derten, wo sie den ersten Missionar Adalbert von Prag erschlugen (997) (§. 292.) > hartnäckig allen Versuchen, ihnen ihre Götzen und ihren mächtigen Priesterstand zu rauben, widerstanden hatten. — Um die Zeit des ersten Kreuz- zugs vermehrte der mohammedanische Prophet Hassan die schwärmerischen

9. Bd. 1 - S. 458

1854 - Leipzig : Engelmann
458 Das Mittelalter. tischen Kreuzrittern zur See nach Palästina ziehen wollten, sich aber unter- wegs bereden ließen, dem Grafen Alfons, Sohn Heinrichs von Bur- gund (§. 267.), bei Eroberung Portugals behülflich zu sein. Beutebeladen kehrten sie von Lissabon in die Heimath zurück. — Konrads einflußreicher Rathgeber und Geschäftsführer war der gelehrte und stolze Abt Wibald von Corvey, den der Kaiser zum Reichsverweser einsetzte, als er den Kreuz- zug antrat. §.311. Der zweite Kreuzzug (1147—1149). Das Königreich Jerusalem hatte harte Kämpfe wider die Saracenen in Aegypten und an der Ostgrenze (Mosul) zu bestehen und vermochte sich nur durch fortwährende Unterstützungen aus dem Abendlande zu erhalten. Da aber einige Züge ver- unglückten, indem dietheilnehmer imjnnern vonasien entwederverschmach- teten oder durch das Schwert der Feinde aufgerieben wurden, und die Zahl der wallfahrenden Ritter im Allgemeinen abnahm, so ward die Lage des christlichen Reichs in Palästina von Tag zu Tag bedenklicher. Umsonst for- derte der Papst zu neuer Hülfe auf; — erst als der Atabeke (Reichsstatt- halter) Em a d e d d in Z enki die östlichen Besitzungen der Franken in seine Gewalt brachte und nach seiner Ermordung sein Sohn Nureddin, der tapfere und kluge Beherrscher von Mosul, nach Unterwerfung der kleinen 1146. seldschukkischen Reiche am Euphrat und Tigris, Edessa eroberte und zer- störte, die christliche Bevölkerung mit der Schärfe des Schwertes schlug und dann drohend an die Grenzen des Königreichs Jerusalem rückte, gelang es dem heil. Bernhard, Abt von Clairvaux in Burgundien, den schlum- mernden Religionseifer wieder zu wecken. Das Ansehen dieses Mannes, dessen Enthaltsamkeit und Ertödtung aller sinnlichen Begierden durch Kasteiung und Selbstpeinigung aus seinem abgehärmten geisterhaften Körper ersichtlich war, hatte solches Gewicht, daß Ludwig Vii. von Frankreich in der Seelenangst über sündhaftes Leben mit der heiligen Oriflamme auszog, und selbst Konrad Iii. ihm nicht zu widerstehen wagte, als er ihn im Dome zu Speyer in einer feurigen Rede ansprach. Konrad nahm das Kreuz, zog mit einem stattlichen Heer durch Ungarn nach Konstantinopel (dessen Kaiser Manuel mit ihm verschwägert war) und erreichte nach mancherlei Streitig- keiten mit den treulosen, von Mißtrauen und Hoffahrt erfüllten Byzantinern die asiatische Küste. Als er aber den Landweg über Jkonium einschlug, wurde das an Allem Noth leidende Heer durch die Tücke griechischer Führer in eine wasserlose Einöde geleitet, wo plötzlich zahllose türkische Reiter in ein- zelnen Schaaren auf die Wallbrüder eindrangen und ihnen eine solche Nieder- lage beibrachten, daß kaum der zehnte Theil sich mit Konrad nach Konstan- tinopel rettete. Gewarnt durch diesen Ausgang schlug Ludwig Vii. den Weg längs der Meeresküste über Smyrna und Ephesus ein, aber ohne bessern Erfolg. Als in Pamphylien die Türken über sie herfielen, verließ der König mit seinen Edlen das Heer und begab sich zu Schiffe über Antiochien nach

10. Bd. 1 - S. 476

1854 - Leipzig : Engelmann
476 Das Mittelalter. stehenden geistlichen Einrichtungen galt als Feind der Kirche und die furchtbarste Kirchenstrafe in ihrer dreifachen Abstufung, als Bann (der den Einzelnen traf), als Interdikt (das über ganze Landschaften ausgesprochen alle kirch- lichen und gottesdienstlichen Handlungen untersagte), und als Kreuzzug mit Inquisition (wodurch ganze der Häresie oder des Unglaubens beschuldigte Völkerschaften und Kirchengemeinden der Vernichtung preisgegeben wurden) be- drohte die Vermessenen. Außer den Hohenstaufen fühlten besonders die englischen Könige Heinrich Ii. und Johann die päpstliche Allgewalt. — Diese Macht der Kirche wurde hauptsächlich befördert 1. durch die große Zunahme des Mönchs- wesens und die Vermehrung der geistlichen Orden und Klöster, 2. durch die Scholastik. §.321. 1) Mönchs orden. Aus dem allmahlig schlaff gewordenen Benediktiner-Orden (§.281.) schied sich im 10. Jahrhundert das Kloster Clugny in Burgundien aus und führte strengere Ordensregeln ein. „Die Regel wurde dahin ausgebildet, daß durch schwere, ununterbrochene geistlich mechanische Beschäftigungen jede Individualität vernichtet und der kirchlich-klösterliche Ge- meinsinn allein großgezogen wurde." Im 12. Jahrhundert zahlte die Brüder- schaft der Eluniacenser über 2000 Klöster. Aber auch dieser Orden genügte den strengen Anforderungen des Mittelalters gegen die Lockungen der Sünde und die Verführung des Fleisches auf die Dauer nicht, weshalb sich am Ende des 11. Jahrhunderts der Cisterzienser-Orden und einige Decennien spater der Pram onstratenser-Orden aufthaten, jener in Burgund (Citeaux, berühmt durch den phantasievollen, glaubensstarken, mit wunderbarer Beredsam- keit begabten Bernhard von C la irv aux §. 311.), dieser in einer waldigen Gegend unweit Laon (Premontre), mit gleichem Erfolg wie die erstern. Am weitesten ging in der Entsagung der uin 1084 gegründete Orden der Karthau- ser, welcher mit einem in einem rauhen Thal bei Grenoble angelegten Einsiedler- Kloster (Carthusia, Chartreuse) begann. Ein abgeschlossenes, schweigsames Zel- lenleben, spärliche und geringe Nahrung, ein härenes Büßergewand, Geißelungen, und strenge Andachtsübungen wurden jedem Gliede dieses Ordens zur Pflicht ge- macht. — Besonders erfolgreich war die Gründung der sogenannten M e n d i- canten- oder Bettel-Orden im 13. Jahrhundert, die in treuer Nach- ahmung des arnien Lebens Jesu und der Apostel sich aller irdischen Habe entschlu- gen und durch ein elendes Erdenwallen in Armuth und Entbehrung die himm- lischen Güter zu erringen trachteten. Franz von Assisi (ff 1226), der Sohn eines reichen Kaufmanns, entsagte allen seinen Gütern, hüllte sich in Lumpen und zog bettelnd und Buße predigend durch die Welt. Sein Feuereifer verschaffte ihm Anhänger, die gleich ihm Geld und Gut von sich warfen, fasteten, beteten, sich mit Geißeln den Rücken zerrissen und ihre geringen Bedürfnisse von freiwilligen Gaben und Almosen fristeten. Der von ihm gegründete Orden derfranzis- ka n er oder Min o r iten (deren einziger Besitz eine braune mit einem Strick umgürtete Kutte war) verbreitete sich schnell über alle Länder. Mit der Zeit theil- ten sich die Franziskaner in mehrere Zweige. Zuerst trennten sich die eifrigen Mino riten (Spiritualen), in denen der kühne Geist des Gründers sort- lebte, und die nicht einmal dem Orden das Recht des Güterbesitzes zugestanden, von den Gemäßigten, die blos dem Einzelnen, nicht aber der Genossen- schaft unbedingte Armuth auflegten, und verfochten ihre Grundsätze sogar gegen die Päpste, welche die letztere Ansicht begünstigten; später schieden sich die Bar- füßer, C o n v en tu a l en, Ca pu ein er u. a. aus. Gleichzeitig mit den Fran- ziskanern entstand der von einem vornehmen, gebildeten Spanier (D ominicus)
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