Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Kaufmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
186. Flachs, Hanf und Jute.
417
Ballen, über 1% Brasilien mit 275 000 Ballen, dann folgen Mexiko
mit 130 000, die asiatische Türkei mit 107 000, Peru mit 55 000,
Persien mit 47 000, Japan mit 11 000 und die übrigen Länder mit
110 000 Ballen. Togo und Deutsch-Ostafrika lieferten im Jahre 1910
fast 4 000 Ballen nach Deutschland. Nach Dr. Ludwig Reinhardt.
186. Flachs, Hanf und Jute.
Der Flachs ist die Bastfaser aus dem Stengel der Flachs-
oder Leinpflanze. Die blaublühende Pflanze entwickelt eine zehn-
fächerige Kapsel, die zehn braune Samenkörner, die Leinsamen,
enthält. Auch Abarten der Pflanze werden gebaut. Der Flachs,
der wahrscheinlich aus Ägypten stammt, wird in vielen Gebirgs-
und weniger bevölkerten Gegenden des mittleren Europa kultiviert,
so in den russischen Ostseeprovinzen, in Polen, Ost- und West-
preußen, Schlesien, Königreich Sachsen, Westfalen, in den österrei-
chischen Alpenländern, in Belgien und in den Niederlanden, in Nord-
westfrankreich, in Irland, dann in den Vereinigten Staaten und in
Ägypten.
Seine Ernte findet statt, wenn der Stengel zwei Drittel seiner
Höhe gelb geworden ist. Er wird dann ausgezogen, von den Samen-
kapseln, auch wohl Wurzeln befreit (Riffeln) und getrocknet (Roh-
flachs, Flachsstroh). Es kommt nun darauf an, den Bast vom Holz
zu trennen. Deshalb muß erst die Holz, Bast und Oberhaut verbin-
dende pflanzenleimartige Substanz entfernt werden, dann erst das
Holz. Es geschieht dies durch die Flachsbereitung. Die in Wasser
unlösliche Leimsubstanz wird dabei meist durch einen Gärungs-
prozeß in einen wasserlöslichen Stoff verwandelt und so entfernt.
Dieser Prozeß heißt Rösten und man hat Tau-, Kaltwasser-, Warm-
wasser- und Dampfröste. Alle rufen die gewünschte Gärung hervor.
Hierauf folgt, um das Holz gut knicken zu können, eine scharfe Trock-
nung in Flachsdarröfen. Nun muß das im Bastschlauche befindliche,
spröde gewordene Holz durch Knicken und Brechen in der Lüngs-
und Querrichtung und durch Einstechen keilförmiger Werkzeuge ent-
fernt werden (Brechen). Der Abfalkcheißt Schäbe. Zur Wegschaffung
der noch immer anhängenden Holzteile dient dann das Schwingen,
der Abfall ist das Schwingwerg (Schwinghede). Nun besteht der
Flachs aus bandartig verbundenen Fasern, die durch das Hecheln
in schmale Fasern zerlegt werden, gleichzeitig werden auch noch alle
Holzsplitterchen entfernt. Die Flachshecheln geben gewöhnlich
50% Abfall: das Hechelwerg (Hechelhede). Alle diese Arbeiten wer-
den jetzt auch durch Maschinen ausgeführt, die Handarbeit erzielt je-
doch immer noch die besten Resultate.
Bai er, Lesebuch für kaufmännische Schulen.
27
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
418
186. Flachs, Hanf und Jute.
Durch die erwähnten Arbeiten erhält man den Flachs und das
Werg oder die Hede. Flachs und Werg unterscheiden sich durch
die Länge der Fasern und dadurch, daß die Flachsfaser parallel,
die des Werges aber wirr durcheinander liegt. Die Länge der
Flachsfaser schwankt von 30—90 cm, die durchschnittliche beträgt
50 cm. Bei guten Sorten ist die Farbe hell, gelbblond, gelblich-
weiß oder stahlgrau; der Flachs ist seidenglänzend, weich, bieg-
sam, schwer zerreißbar. In den Handel kommt er in Form von
Zöpfen, gewöhnlich 1 m lang. Er ist trocken aufzubewahren und
nimmt durch Lagern an Glanz zu.
Obwohl sehr viele Länder Flachs bauen, so ist doch die Zahl
der Handelssorten von Bedeutung gering. Die Mehrzahl der Län-
der verarbeitet den erzeugten Flachs gleich an Ort und Stelle. Es
sind zu erwähnen: Russischer Flachs, von dem der beste der weiß-
gelbe Rigaer ist, der aus Livland und anderen russischen Ostseeländern
kommt, Königsberger und Danziger aus Ost- und Westpreußen so-
wie Polen, Holländischer, meist dunkelgrau, von Holland, Seeland
und Friesland, und Ägyptischer, der lang, stark, grob und von röt-
licher Farbe ist.
Der H a n f ist die Bastfaser aus dem Stengel der Hanfpslanze.
Diese besitzt einen betäubenden Geruch, herrührend von Kannabin
(Haschischrauchen). Ihr Stengel wird 1—2 m hoch, die weibliche
Pflanze gibt eine wertvollere Faser als die männliche. Die Frucht
bildet einsamige Nüßchen, die Hanfsamen. Die aus Asien stammende
Pflanze wird in Europa schon lange gebaut, so in Rußland, Italien,
Österreich-Ungarn, Deutschland und Frankreich. Die Hanfbereitung
stimmt mit der des Flachses überein. Nach dem Brechen heißt der
Hanf Rohhanf, der jedoch auch dadurch gewonnen wird, daß man nach
dem Rösten das Holz vom Baste schält. Er führt alsdann den Namen
Schleiß-, Schäl- oder Pellhanf. Der Abfall dabei heißt Börtel. Der
gehechelte Hanf wird Reinhauf genannt. Wird er zum Spinnen ver-
wendet, so heißt er Spinnhanf. Der Abfall beim Hecheln heißt Hanf-
werg, Hanfhede oder Tors. Die Farbe ist perl- oder stahlgrau, auch grün,
gelb oder dunkel, der Geruch stark und eigentümlich. Die Länge
beträgt 60—120 cm, erreicht auch 2 m. Die Lagerung soll trocken
und luftig sein, andernfalls tritt Erhitzung und sogar Selbstent-
zündung ein.
Die wichtigste Handelssorte ist der sehr gute Russische Hanf, ein
Hauptausfuhrartikel Rußlands, der aus den russischen Ostseepro-
vinzen kommt. Preußischer kommt aus Ost- und Westpreußen und
aus Polen, Rheinischer aus Baden, der Rheinpfalz und dem Elsaß,.
Italienischer von Bologna, Ferrara und Neapel, Österreichischer aus
Kärnten und Ungarischer vornehmlich aus Slavonien.
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Ortsnamen: Livland Polen Holland Seeland Friesland Asien Europa Italien Deutschland Frankreich Westpreußen Polen Baden Rheinpfalz Elsaß Bologna Ferrara Neapel
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167. Deutschlands Außenhandel.
371
Spanien. Wir kommen dann an Tabakballen, Reisballen, Nelken-
säcken, an Stößen blankroter Kupferbarren, an großen Päcken
Lumpen vorbei und schreiten jetzt durch wirkliche Sackgassen — es
ist Roggenmehl aus Stettin und Königsberg — dem andern Aus-
gang der Halle zu. Hier werden gerade eiserne Tonnen in einen
großen Kahn eingeladen. Je acht gehen auf die Ladepritsche und
werden vom Kran direkt aus dem Eisenbahnwagen ins Schiff
hinabgelassen. Es ist Zement, der nach China bestimmt ist. Ein
zweites Schiff nimmt andere Talgüter ein. Aber da schlägt es zwölf;
wir beschließen nach der Stadt zurückzukehren — doch da geht gerade
der Schlagbaum vor uns über die Straße nieder. Wir vertreiben
uns die Zeit, die wir warten müssen, mit dem Entziffern der Kreide-
aufschriften auf den einzelnen Güterwagen, die langsam vorüber-
ziehen. Ein Eisenbahner, decks wissen muß, sagt uns, was drin
ist. Ist das eine Musterkarte von Waren, Bestimmungsorten und
Eisenbahnwagen! Und wie bunt durcheinander hier, wo die Zu-
sammenstellung zu Zügen noch nicht geschehen ist! Drei Wagen mit
Frucht: sie gehen nach Regensburg um dort auf der Donau weiter-
zureisen; zwei Wagen sind badisch; einer gehört nach Erfurt. Es
folgt ein Langwagen mit Bauholz nach Würzburg. Dieser öster-
reichisch-ungarische Wagen geht mit Ol nach Augsburg, nach Basel
wieder Frucht, einige badische, dann ein schweizerischer Wagen.
Ein paar bayerische und Württembergische laufen leer zurück. Der
nächste Wagen geht nach Zürich; er führt Maschinen. Hier Faß-
dauben in einem Elsässer Wagen, der nach Straßburg rollt. Einige
Sammelwagen jetzt mit Kolonialwaren, Kaffee, Reis, Ol, Schmalz,
Kakao, Gewürz, nach Ulm, München, Reutlingen, Lahr. Diese
Scheiter sind Blauholz, die nach Feuerbach bei Stuttgart gehen.
Dann kommen viele Kohlenwagen, alle in die nähere Umgegend.
Da drinnen ist Kartoffelmehl nach Dornach im Elsaß. Hier wieder
sind zwei Sammelwagen — nach Pforzheim und Schaffhausen.
Es folgt ein weißgestrichener Brauereiwagen aus Pfungstadt;
dann kommt eine Reihe offener badischer Wagen mit Kohlen nach
Landstuhl, Bruchsal, Zaberg, Freiburg ... — welch wechsel-
volles Bild von dem gewaltigen Verkehr der ersten Handelsstadt
Badens, ja ganz Südwestdeutschlands! Nach Peter Schnenvach.
167. Deutschlands Außenhandel.
Ein schlichtes Papier liegt vor mir, ein Blatt aus dem „Deutschen
Reichsanzeiger von 1912": Deutschlands Außenhandel, mit Ta-
bellen. Mit Leidenschaft kann man sich in die Lektüre dieser
Zahlensäulen vertiefen. Was erzählen sie uns von Arbeit und
24*
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg]]
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188. Die Kultur und Verarbeitung der Seide.
423
Bei der Seidenzucht spielen zwei Gesichtspunkte die Haupt-
rolle: die Erzielung möglichst guter Erträge und gesunder Nach-
kommenschaft bei den Seidenspinnern. Die Zucht erfolgt heute,
wenigstens in Europa, meist in geschlossenen Räumen, nicht mehr
im Freien, weil man auf diese Weise am besten die Hauptbedingungen
für eine erfolgreiche Kultur erfüllen kann: Schutz der Raupen vor
Nässe, Erzielung gleichmäßiger Wärmeverhältnisse, Entfernung er-
krankter Raupen, Darreichung trockenen und guten Futters. Im
übrigen muß darauf gesehen werden, daß die Räume gut gelüftet
und vor Überfüllung bewahrt werden.
Die Zucht wird entweder als Nebenerwerb in den Bauern-
häusern betrieben oder in großen Zuchtanstalten. In letzteren sind
aber erfahrungsgemäß die Raupen in höherem Maße Epidemien
und Krankheiten ausgesetzt.
Die Eier der Spinner werden gesammelt und in kühlen Räumen
aufbewahrt, bis sich an den Futterpflanzen genügend frische Blätter
entwickelt haben. Dann bringt man die Eier in warme Räume
und läßt sie auskriechen. Beim Ausschlüpfen sind die jungen Raupen
schwarz und behaart, wenn sie aber ausgewachsen sind, bei 8 bis 9 cm
Länge, grauweiß und nackt. Wenn die Raupen sich einspinnen sollen,
so errichtet man ihnen aus Baumzweigen ein künstliches Gebüsch,
einen sogenannten Spinnwald (Spinnhütten), an denen sie ihre
Kokons aufhängen können. Etwa eine Woche nach dem Einspinnen
tötet man diejenigen Kokons, die Seide liefern sollen, in heißer Luft
oder heißem Wasser, die schönsten werden zur Nachzucht bestimmt.
Durch Inzucht und aus anderen Ursachen haben sich besonders in
Südeuropa verheerende Epidemien unter den Seidenraupen heraus-
gebildet, so daß man gezwungen ist von Zeit zu Zeit immer wieder
frische Eier von gesunder Zucht aus Japan zu beziehen.
Die festen, schön gewickelten Kokons liefern die Kettenseide,
d. h. die langen Fäden bei der Herstellung von Seidengeweben,
die mittelmäßigen, auf denen die Fäden durcheinandergewirrt
liegen, werden zur Gewinnung der Einschlagseide benutzt. Kokons
von kranken Raupen, die fleckig sind, Doppel-Kokons oder solche, die
durchbohrt sind, können nur zu Schappeseide, die zur Samtfabri-
kation dient, oder zu minderwertigen Fabrikaten verwendet werden.
Wenn die Puppen getötet sind, so werden die Kokons abge-
haspelt. Zu diesem Zweck müssen sie aufgeweicht werden, damit der
Faden von dem den Kokon zusammenhaltenden Klebstoff gelöst
wird. Je nach der Stärke des herzustellenden Seidenfadens werden
die Enden von 3 bis 20 Kokons vereinigt und durch eine besondere
Maschine, den Seidenhaspel, abgesponnen. Die Kokons liegen dabei
in warmem Wasser.
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190. Prüfung verschiedener Textilgewebe.
429
Baumwolle, Hanf, Flachs, Jute u. dgl. in feinverteiltem Zustande
mit eingesponnen. Infolge des verschiedenartigen Verhaltens der
drei Hauptmaterialien gegenüber den Säuren und Salzlaugen ist
die Prüfung meist sehr einfach. Bei einiger Aufmerksamkeit
kann die Analyse von jedermann ohne chemisch-technische
Vorkenntnisse vorgenommen werden.
In einem emaillierten Gefäß kocht man in 1 1 Wasser 100 g
festes kaustisches Natron. Der zu untersuchende Stoff (in einem
Quantum von etwa 2 g) wird in einem Porzellangefäß von un-
gefähr y2 1 Inhalt mit Viqi der bereiteten Natronlauge über einer
Gas- oder Spiritusflamme fünf Minuten lang gekocht. Besteht
das Gewebe aus lediglich tierischer Faser (Wolle oder Seide), so
hat es sich aufgelöst. Ist das aber nicht vollständig eingetreten,
so setzt man das Gefäß vom Feuer ab und läßt die Lösung ab-
setzen, hierauf gießt man die überstehende Lauge vorsichtig ab,
gießt frische auf und kocht nochmals fünf Minuten. Der jetzt noch
verbleibende Rückstand besteht zweifellos aus pflanzlicher Faser.
Diese wird jedoch in der Regel gefärbt und nicht deutlich kenntlich
sein. Um die Faser zu entfärben und zu bleichen bringt man den
Rückstand auf ein dichtes Leinenfilter und wäscht die Lösung mit
warmem Wasser aus und setzt dieser ca. 5% Salzsäure zu, eine
Viertelstunde später gießt man einige Tropfen Chlorkalklösung oder
auch Chlorwasser hinzu und die Pflanzenfaser ist gebleicht und
deutlich kenntlich.
In der durchgeseihten Atznatronlösung, dem Filtrat, haben
wir nun Wolle und Seide zu unterscheiden. Zu diesem Zwecke
bringt man einige Tropfen einer Lösung von essigsaurem Blei-
oxyd in diese Lösung. Enthält diese reine Seide, so entsteht ein
weißer Niederschlag, welcher sich beim Umschütteln vollständig löst;
bildet sich dagegen ein schwarzer Niederschlag (von sog. Schwefel-
blei), dann enthält das geprüfte Gewebe Wolle.
Nehmen wir diese Prüfung mit verschiedenen Qualitäten
hintereinander vor, so ist es nicht allzu schwierig zu erkennen, in
welchen Mengen die einzelnen Faserstoffe in den verschiedenen
Geweben enthalten sind.
Häufig wird es nur darauf ankommen oen Beigehalt von
Pflanzenfasern allein festzustellen; eine solche Prüfung ist noch
einfacher. Hierbei ist auch die Färbung des Stoffes in keiner Weise
hinderlich. Man bereitet sich (wie dies bei diesen Versuchen ja
stets ausreichend ist) in kleinem Quantum eine Lösung von zwei
Volumen Schwefelsäure von 60° Be und einem Volumen starker,
rauchender Salpetersäure, zerschneidet das zu prüfende Gewebe
in kleine Stücke und taucht diese unter zeitweiligem Umrühren
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
430
190. Prüfung verschiedener Textilgewebe.
20 Minuten in diese Lösung. Hierbei werden Wolle, Seide und
Farbstoff oxydiert und zerstört, die Pflanzenfaser dagegen wird
in Schießbaumwolle umgewandelt und behält ihr charakteristisches
faseriges Gefüge. Das Ganze wird darauf kn eine reichliche Menge
Wasser gebracht, in diesem setzt sich die Schießbaumwolle ab. Nach-
dem die Flüssigkeit abgegossen, wird der Rückstand auf einem Filter
gesammelt, vollständig ausgewaschen und getrocknet. Der trockne
Rückstand zeigt nun die explosiveneigenschaften der Schießbaumwolle.
Auch die Verwandtschaft der tierischen Fasern zu den künstlich
dargestellten Farbstoffen kann bei weißen oder nicht zu dunkel
gefärbten Geweben bequem zur Prüfung benutzt werden. Dunkel
gefärbte Stoffe müssen durch Behandlung mit schwachem Chlor-
wasser und darauffolgendem gründlichen Auswaschen mit kochendem
Wasser entfärbt werden.
Da sich jedoch appretierte Baumwolle ebenfalls mit Teer-
farbstoffen färben läßt, müßte diese Appretur zunächst entfernt
werden; dazu taucht man das Gewebe 10 Minuten lang in kochendes
Wasser, welchem zwei Teile kohlensaures Natron und etwas Seife
zugefügt wurde, dann wird das Gewebe gespült und 6 bis 10 Mi-
nuten in Wasser von 50 bis 60 o c gelegt, welches 2% Salz öfter
Schwefelsäure enthält, und hierauf tüchtig gewaschen.
Inzwischen bereitet man in folgender einfachen Weise das
Färbebad: Einige Dezigramm Fuchsin werden in einem müßigen
Quantum Wasser gelöst, die Lösung zum Sieden erhitzt und wäh-
rend des Kochens tropfenweise mit Atznatronlösung versetzt, bis
sie nur noch eine hellrosenrote Färbung zeigt. Hierauf wird die
Lösung vom Feuer entfernt, das Gewebe in die Flüssigkeit ge-
bracht und nach einigen Minuten herausgenommen, mit reinem
Wasser gespült und dann getrocknet. Die Seiden- und Wollfäden
haben sich inzwischen lebhaft rot gefärbt, während alle Pflanzen-
fasern, Baumwolle, Flachs u. dgl., völlig ungefärbt verblieben.
Will man Wolle in Seide, erforderlichenfalls auch um-
gekehrt, uachweisen, so bietet der in der Wolle vorhandene Schwefel
in einem einfachen chemischen Prozesse sichern Anhalt. Kocht man
Bleiglätte in Atznatronlauge, so erhält man eine Bleioxydlösung,
diese läßt man absetzen und gießt die klare Flüssigkeit ab. In diese
wird das Gewebe getaucht. Infolge ihres Schwefelgehalts werden
die Wollfäden sofort schwarz, indem sich schwarzes Schwefelblei
bildet. Die Fäden der Seide, die keinen Schwefel enthalten, ver-
ändern ihre Färbung nicht.
Die Webe- und Färbetechnik verfügt heute über mannigfache
Hilfsmittel, die es ihr ermöglichen den unerfahrenenkonsu-
menten über die Qualität des Produktes ganz erheb-
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
386 172. Der französische Welthandel und seine Mittel.
Fruchtbarkeit, so im unmittelbaren Kanalhinterland im Seine-
becken, in den Landstrichen um Orleans, Lyon und Belfort. Im
übrigen ist es für Frankreich kennzeichnend, daß nahezu die Hälfte
der Bewohner, nämlich 44%, der Landwirtschaft zugehören (gegen
ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland) und der gleiche Pro-
zentsatz wie bei uns vom Handel lebt (12%), ferner daß sich über
2y2 Millionen Rentner und eine Million Fremde in Frankreich
befinden.
Der französische Gesamthandel bemißt sich gegenwärtig auf
fast 7 Milliarden. Er ist im letzten Vierteljahrhundert (wiederum
im Gegensatze zu demjenigen unseres Vaterlandes) nur unwesent-
lich angestiegen. Wie der Bevölkeruttgszuwachs stockt beachtens-
werterweise auch die Handelsbewegung Frankreichs. Ihr fehlt die
Triebkraft, welche dem deutschen und nordamerikanischen Handel
neuerdings innewohnt: eine Tatsache, die hauptsächlich mit auf
die geringere Mächtigkeit der beiden Hauptsüulen der modernen
Industrie in der französischen Republik zurückzuführen ist, den
unbedeutenderen Reichtum an Kohlen und Eisen. Die Einfuhr
übertrifft die Ausfuhr zur Zeit um etwa y2 Milliarde. Frankreich
nimmt in seiner Handelsbilanz sonach eine Mittelstellung ein
zwischen den Agrarstaaten Europas mit ansehnlich größerer Aus-
fuhr und den Industriestaaten England, Deutschland und der Schweiz
mit überwiegend stärkerer Einfuhr. Von der letzteren kommen 3/5
auf Rohstoffe, je % aber auf Nahrungsmittel und Fabrikate; von
der ersteren mehr als die Hälfte auf Fabrikate und kaum je 1/i auf
Rohstoffe und Genußmittel.
Nach Deutschland wendet sich rund 1/10 des französischen
Handels im Werte von wenig über y2 Milliarde Mark. Wir
liefern nach der Nachbarrepublik hauptsächlich Koks und Stein-
kohlen (35 Millionen Mark), Maschinen (bis 20 Millionen Mark),
Häute und Pelze (rund 10 Millionen Mark), Farbendrucke usw.,
Leder, Edelmetalle, Eisenwaren, Landkarten, Baumwollgespinste,
Bier. Dagegen empfangen wir besonders Wolle (weit über 40 Mil-
lionen), Wein und Most (an 20 Millionen), Pferde (8 Millionen),
Seide, Obst, Gemüse, Käse.
Dem französischen Handel dient eine Flotte von über 2000
Kauffahrern (wovon 3/5 Dampfer) mit einem Raumgehalt von
mehr als einer Million R.-T. und außer den 43 000 km Eisen-
bahnen hat es 145 000 km Telegraphen und 65 000 Telephon-
stationen. Jährlich werden über 400 Millionen Menschen, über
100 Millionen Tonnen Güter und über 2400 Millionen Postsendungen
befördert» Dr. Christian Gruber.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Extrahierte Personennamen: Christian_Gruber
Extrahierte Ortsnamen: Lyon Belfort Frankreich Deutschland Frankreich Frankreichs Frankreich Europas England Deutschland Deutschland
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388
173. Nishnij-Nowgorod.
weg macht, jeder Verkäufer seinen ganzen Warenvorrat bei sich
hat, mag es sich um persische Wolle, chinesischen Tee oder sibirisches
Gold handeln. In der Tat, alle Weltteile ergießen in diesen Wochen
ihre Schätze über den Markt von Nowgorod. Auf den Bahnen
kommen die modernen Waren des westlichen Europas, die Kolonial-
produkte Englands und die nicht minder wertvollen Schütze Si-
biriens, auf der Kama bringen russische Schiffer die Erzeugnisse
der nördlichen Provinzen und des Uralgebietes, die Oka verbindet
Nowgorod mit dem Gebiet des inneren Rußlands und auf der
Wolga kommen die Schiffe aus dem Süden bis weit über das
Kaspische Meer hinaus. Es ist vorgekommen, daß der Wert der
Waren, die hier in wenigen Wochen ankamen und verkauft wurden,
eine Viertelmilliarde Rubel betragen hat.
Unendlich ist die Verschiedenheit der Dinge, die hier ihres
Käufers harren und ihn auch meistens wirklich finden. Wolle aus
Persien, Kamelwolle aus den asiatischen Besitzungen, Baumwolle
aus China, Persien und anderen Ländern, genug um alle russischen
Spinnereien auf ein Jahr zu versorgen; Leder, Borsten, Federn,
Holz, Möbel, Glas und Porzellan, Bast und Rinde, für viele Mil-
lionen Häute, noch größere Werte an Tee, Seide und Pelzen bis
zu den größten Kostbarkeiten, Kaffee, Zucker, Früchte, Datteln
und Walnüsse, alles in erstaunlichen Mengen, ja sogar Fische, Ge-
treide und Leinwand, Eisen und Erze, Kupfer und Silber, Stahl
und Geräte daraus, vor allem aber schier unheimliche Massen von
Gold und Edelsteinen. Werden doch im Ural und in den sibirischen
Gruben ungeheure Werte an Diamanten gefunden und an Gold
bringt ja Rußland den achten Teil der gesamten Weltproduktion
hervor. Es sind Händler als Bettler nach Sibirien gegangen und
haben nach wenigen Jahren aus dem Goldhandel Einnahmen von
Millionen in jedem Jahr gezogen. — So ist der Reichtum der
Waren beschaffen, die hier in strenger Sonderung, fast immer nur
eine Qualität in jeder Bude, feilgehalten werden. Es muß schon
eine Welt sein, aus der die Käufer für diese, aus einer ganzen Welt
zusammenströmenden Reichtümer herbeikommen. In der Tat, die
Völker Rußlands, Asiens und aus halb Europa geben sich hier ein
Stelldichein.
Aus China und Japan, aus Turkestan und Indien kommen
sie herbei. Kamelkarawanen, bedeckt mit dem Staub der inner-
asiatischen Wüsten, lagern neben haushohen Warenbergen, die sie
viele hundert Meilen weit herbeigeschleppt haben; Perser und
sibirische Ureinwohner, Bewohner der Krim und Leute vom Eismeer,
alle haben sie ihre unternehmenden Kaufleute, die die Reise nicht
scheuen und reichen Gewinn von diesem Riesenjahrmarkt mit nach
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Nishnij-Nowgorod Europas Englands Persien China Persien Sibirien Asiens Europa China Japan Indien
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450
196. Vom Papier.
Die alten Römer schrieben auf Holz- oder Metalltafeln, die
mit einer dünnen Wachsschicht überzogen waren, während in Ägypten
in späterer Zeit die Papyrosstaude als Schreibmaterial benutzt
wurde, indem der Stengel dieses Sumpfgrases in dünne Streifen
geschnitten und dicht nebeneinander gelegt wurde. Dann brachte
man noch eine ebensolche Schicht quer darüber und preßte die
noch feuchten Pflanzenteile fest zusammen. Nach dem Trocknen
wurde dieses Blatt „Papyros" mit Bimsstein glatt gerieben und
mittels einer Muschel oder eines Zahnes geglättet. In Indien
ritzen die Brahmanen ihre Zeichen mit stählernem Griffel in Palm-
blätter, die nachher mit Kohlenstaub eingerieben werden, worauf
die Schrift deutlich zutage tritt. An dieser Stelle wäre noch das
Pergament zu erwähnen, welches gleichzeitig zur Zeit des Papyros-
gebrauches Anwendung fand. Pergament ist die eigentümlich zu-
bereitete Haut von Kälbern, Ziegen und Lämmern, welche un-
gegerbt, mit Kalk gebeizt, enthaart und gewaschen in einem Rahmen
faltenlos aufgespannt und getrocknet wurde. Später verwendete
man das echte Pergament nur noch für besondere Zwecke (Luxus,
Bibeln, Gebetbücher, wichtige Dokumente usw.).
Unser heutiges Papier verdankt seinen Namen dem alten
Papyros, wenngleich es nichts mit jenem Sumpfgrase gemein hat.
Die Erfindung des aus Fasern durch eine Art Verfilzung her-
gestellten Papiers ist wohl den Chinesen, denen so vieles schon
bekannt war, ehe es seinen Weg in das Abendland fand, zuzu-
schreiben. Schon vor Christi Geburt stellten die Chinesen Papier
aus den Fasern des Papiermaulbeerbaumes her. Über Bagdad,
Damaskus und die nordafrikanische Küste verbreitete sich die Papier-
macherkunst nach Europa, wo die Araber zunächst die Fabrikanten
waren. Erst Ende des 12. Jahrhunderts finden wir die ersten
Papiermacher in Deutschland und durch die Erfindung der Buch-
druckerkunst im Jahre 1450 gelangte die Papierfabrikation zu rich-
tiger Blüte.
Stellen wir uns vor, wir verdlinnten Kartoffelmehl mit Wasser,
so daß sich eine trübe, weiße Flüssigkeit bildete und gössen diese
in eine ganz flache Schale, worin sie Zeit erhielte, sich abzusetzen
und das darüberstehende Wasser durch Verdunstung zu verlieren,
so würden wir auf dem Boden eine weiße Schicht von Kartoffel-
mehl finden, die genau der Entstehung des Papiers entspricht.
An Stelle des Kartoffelmehls müssen wir uns nur kleinste, weiße
Fasern vorstellen, über deren Ursprung wir uns jetzt klar werden
wollen.
Jedermann weiß, daß man Papier aus Lumpen herstellt.
Lumpen, d. h. alte Leinwand, Baumwoll- und Hanfreste, liefern
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406
182. Ernte und Zubereitung des Tees in China.
ledrigen Oberhaut liegt das saftige, süße Fleisch, in das die beiden
mit den Flachseiten einander zugekehrten Samen, die Kaffee-
bohnen gebettet sind, umschlossen von je einer gelblichen glatten Hülle,
der Pergamentschicht oder Hornschale, und je einer feinen Silberhaut.
An den Zweigenden fehlt dem Strauche zuweilen die Kraft zwei
Samen auszubilden und es entsteht dann nur ein runder: die „Perl-
bohne", die auf altersschwachen Bäumen besonders häufig ist. Um
die Bohnen vom Fleische zu trennen, hat man die trockene oder ge-
wöhnliche und die nasse oder westindische Bereitungsweise. Bei er-
sterer trocknet man die roten Früchte auf gepflasterten Höfen in einem
der Grastrocknung ähnlichen Verfahren, worauf das Fleisch nebst
der Pergamentschicht entfernt wird. Bei der nassen dagegen trennt
man dieses schnell durch Maschinen ab und unterwirft seine an der
Hornschale zurückgebliebenen Teile in Zisternen einer Gärung,
damit sie sich ablösen und durch Waschen entfernt werden können.
In ihren Badewannen werden die Früchte mit Holzrechen oder Ma-
schinen bearbeitet und das Wasser wird so oft erneut, bis es klar
abfließt. Nach der Waschung kommen sie auf 5 bis 6 Tage in dünnen
Schichten ins Sonnenbad oder werden durch künstliche Wärme ge-
trocknet, bis sie glashart geworden sind. Das Abschälen der Per-
gamentschicht, die Loslösung der Silberhaut, das Polieren und Sor-
tieren geschieht häufig erst im Ausfuhr- oder Ankunftshafen, ge-
wöhnlich aber auf der Plantage, und mancherlei kunstvolle Maschinen
dienen diesen Zwecken. Den Abschluß der Erntearbeiten bildet das
Auslesen. Wo man zu diesem Zweck keine Maschine hat, teilt man
Frauen und Kindern eine bestimmte Gewichtsmenge sortierter Kaffee-
bohnen zu, aus denen sie Bruch, Steine, Holzstückchen, Schalen, be-
schädigte, angerissene, unreife und verkrüppelte Bohnen heraus-
zusuchen haben.
Die Kaffekultur erfordert also sehr viel Arbeit, und es ist kein
Wunder, daß sie mit der Aufhebung der Sklaverei in einigen Ländern
zurückgegangen ist. Vielfach hat man sich durch Einführung von Ma-
schinen geholfen und in Brasilien haben Scharen durch freie Überfahrt
und andere Vergünstigungen ins Land gezogener Italiener die Skla-
ven ersetzt. Brasilien trägt etwa 70% zur Weltproduktion an
Kaffeebohnen bei* die in den letzten sechs Jahren zwischen 14% und
23% Millionen Sack zu je 60 kg schwankte. Nach Wilhelm Hörstel.
182. Ernte und Zubereitung des Tees in China.
Bei Vergleichung auch der anscheinend zuverlässigsten Angaben
über Ernte und Zubereitung von Tee fällt auf, daß dieselben beson-
ders bezüglich der Zubereitung der Blätter stark voneinander ab-