Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 409

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
183. Der Tabak. 409' 183. Der Tabak. Die Heimat der Tabakpflanze ist Amerika, wahrscheinlich Ecuador; die Sitte des Tabakgenusses wurde schon von den Entdeckern der Neuen Welt bei den Eingebornen vorgefunden. Von Amerika hat sich diese Sitte über die ganze Erde verbreitet. Alle höher ent- wickelten Völker huldigen ihr. Das Verlangen nach Reizmitteln scheint in der Natur des Menschen begründet zu sein, denn früh- zeitig — man denke an die Bereitung alkoholischer Getränke — hat der Mensch die Pflanzen aufs sorgfältigste daraufhin zu prüfen begonnen: die Chinesen benutzen das Opium, die Malayen und Melanesier kauen den B e t e l p f e f f e r , die Polynesier bereiten Kawa aus den gekauten Wurzeln einer bestimmten Pfefferart und in Vorderasien und Nordafrika ist der Genuß von Haschisch, das aus den Spitzen der Hanfpflanze bereitet wird, beliebt. In Europa wurde Tabak zuerst 1518 in Lissabon gebaut und 1560 schickte der französische Gesandte daselbst, Jean Nicot, Tabak- pflanzen nach Paris. Hierdurch wurde der Anbau dieser Pflanze in Frankreich und später im übrigen Europa begründet. Anbau und Aufarbeitung des Tabaks erfordern große Sorgfalt. Sie sind selbst- redend in den einzelnen Anbaulündern verschieden. Zur Erzielung großer und kräftiger Blätter entfernt man an der Tabakpflanze auf dem Felde, sobald die Blütenknospen erscheinen, den Gipfel und die Seitentriebe. Die Reife der Tabakblätter wird an dem Auftreten gelblich- grüner Flecken erkannt. Die untersten Blätter reifen zuerst und lie- fern das sogenannte S a n d g u t, die mittleren das B e st g u t und die allerobersten das F e t t g u t. In Deutschland werden die Tabakblätter behufs Trocknung aus Fäden gezogen und in einem Trockenschuppen aufgehangen, viel- fach, so in Holland, reiht man die geschlitzten Blätter auf Stäbe. Vollreife Blätter nehmen beim Trocknen eine braune Farbe an; überreife werden hellgelb, unreife bleiben grün oder werden braun- scheckig. Die Umwandlung des getrockneten Tabaks in Handelsware wird durch Gärung erreicht, die in Deutschland vom Händler vorge- nommen wird. Hier werden die gebündelten Blätter auf Längs- hausen von etwa 2 m Höhe und Breite geschichtet, worauf bald eine von Wärmeentwicklung begleitete Gärung eintritt. Damit dieser Vorgang bei allen Bündeln gleichmäßig verläuft und die Erhitzung im Innern der Tabaksbünke nicht allzu groß wird, muß wieder- holtes Umsetzen der Haufen vorgenommen werden. Nach beendeter Gärung und erfolgter Abkühlung und Trocknung werden die Büschel

2. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 205

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
104. Freiherr von Stein und Gerhard Scharnhorst. 205 Nachweis kann entweder durch Beibringung von Schulzeugnissen oder — und das mögen besonders junge strebsame Kaufleute be- achten — durch Ablegung einer Prüfung geschehen. Alljährlich finden zwei Prüfungen statt, die eine im Frühjahr, die andre im Herbst. Das Gesuch um Zulassung muß für die erste spätestens bis 1. Februar, für die zweite bis 1. August angebracht werden. Es wird in Sprachen und in Wissenschaften geprüft. Die sprachliche Prüfung erstreckt sich neben der deutschen auf zwei fremde Sprachen, wobei dem Prüfling die Wahl gelassen wird zwischen dem La- teinischen, Griechischen, Französischen und Englischen. An Stelle des Englischen darf bei einzelnen Prüfungskommissionen das Rus- sische treten. Die wissenschaftliche Prüfung umfaßt Geographie, Geschichte, deutsche Literatur, Mathematik und Naturwissenschaften. Der Deutsche Verband für das kaufmännische Unterrichtswesen hat geeignete Schritte unternommen um zu erwirken, daß Kaufleute statt in Mathematik und Naturwissenschaften in den Handelsfüchern geprüft werden, und es wäre sehr zu wünschen, daß die Bemühungen Erfolg hätten. Hans Baier. 104. Freiherr von Stein und Gerhard Scharnhorst. In der Schlacht bei Jena und Auerstädt erlitten die Preußen am 14. Oktober 1806 durch Napoleon eine vernichtende Niederlage. Das Heer war völlig aufgelöst. Die Sünden, welche seit dem Tode Friedrichs des Großen in der Organisation und Ausbildung des Heeres begangen worden waren, rächten sich fürchterlich. Die Offiziere waren dem gemeinen Mann fremd und verhaßt, die Gemeinen ohne Anhänglichkeit an den Staat zum Dienst ge- preßt worden und ohne inneres Band zu dem Lande, das sie ver- teidigen sollten. Die Führer hatten den Einfluß über die Mannschaft verloren und der Rückzug artete in wilde Flucht aus. Ganze Truppen- teile wurden fahnenflüchtig. So verlor an einem Tage Preußens Heer Ruhm und Ehre! In Tilsit kam am 7. und 9. Juli 1807 der Friede zustande. Preußen verlor die Hälfte seines Landes; von 5700 Quadratmeilen behielt -es nur noch 2800, von 10 Millionen Einwohnern nur 472« Das Land war besetzt von 160 000 Franzosen, die Kassen leer, das Heer vernichtet, die Verwaltung aufgelöst, die Kriegssteuern unerschwinglich, die wirtschaftliche Not ungeheuer. In den ersten zwei Jahren der französischen Besetzung wurden aus Preußen allein 1 Milliarde 129 Millionen Mark herausgepreßt. Sechs schwere Jahre der Knechtschaft, der Not, der Unter- drückung folgten der Niederlage und dem Tilsiter Frieden. Aber

3. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 421

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
188. Tie Kultur und Verarbeitung der Seide. 421 Lammwo lle ist die Wolle der erst mehrere Monate alten Lämmer, Hogwool die Molle von einjährigen Tieren, die noch nicht geschoren waren. Als Haut- oder Gerberwolle bezeichnet man jene Wolle, die von den Häuten geschlachteter Tiere, als Sterblingswolle jene, die von gefallenen Schafen herrührt. Letztere ist für manche Zwecke überhaupt nicht verwendbar, da sie sich nur sehr schlecht oder über- haupt nicht färben läßt. Bei dem Artikel „Schafwolle" ist nicht nur maßgebend, ob sie als Schweißwolle oder seoureck in den Handel kommt, ob es Merino- oder Croßbredwollen sind, sondern auch die Herkunft ist von besonderer Wichtigkeit. Außerdem werden noch die Wollen meist nach dem Produkt bezeichnet, zu dessen Herstellung sie sich be- sonders eignen, z. B. Wollen für Schuß, Wollen für Kette, Spinn- wollen, Tuchwollen usw. Nach der Herkunft unterscheidet man: Kolonialwollen, das sind die Wollen aus Australasien, worunter man Australien einschließlich Neuseeland zu verstehen hat, und die Wollen von Kap, ferner La Plataw ollen, das sind die Wollen aus Argentinien und Uruguay. Außerdem kommen noch aus verschiedenen Ländern geringere Mengen, welche nach diesen Ländern benannt werden, also ostindische und Tibetwolle, Wolle von Punta Arenas, den Falklandinseln, von Peru und Chile, persische und portugiesische oder Oporto-, russische, spanische, chinesische Wolle, unter der Bezeichnung „Mittel- meerwollen" kommen die Wollen aus der Türkei, Syrien, Ägypten und Marokko in den Handel. Die Wolle der anderen hier nicht auf- geführten europäischen Staaten hat nur lokale Bedeutung. vr. Sonndorfer. 188. Die Kultur und Verarbeitung der Seide. Angesichts des steigenden Wohlstandes auch der mittleren und unteren Bevölkerungsklassen in fast allen Kulturländern ist der Be- darf des Weltmarkts an Seide in den letzten Jahrzehnten gewaltig gestiegen. Heutzutage kann sich nicht nur der Begüterte seidene Klei- der, Möbel u. dgl. leisten sondern auch der bessere Arbeiter, das Dienstmädchen usw. Allerdings spricht dabei der Umstand mit, daß die fortgeschrittene Technik die äußerste Ausnutzung des Roh- materials ermöglicht und daß die Seide eine über die Bekleidungs-, Möbel- und Teppichindustrie weit hinausgehende Verwendung ge- funden hat, die sie der großen Festigkeit und Leichtigkeit ihrer Faser verdankt. Da die Seidenkultur in subtropischen und tropischen Ländern eine ungeheure Verbreitung gefunden hat, so lag der Gedanke sehr

4. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 402

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
402 180. Das Weltmeer als Lieferant von Naturprodukten. aus der Umgebung von Sklaven nach der Gesellschaft von Freien, aus einer verfallenen und entarteten Kultur nach einer kräftigen nationalen Eigenart. Ich werde morgen schon Kalkutta verlassen und nach Dardshiling fahren. Julius Ottmar. 180. Das Weltmeer als Lieferant von Naturprodukten. Das Meer ist ein freigebiger, kaum zu erschöpfender Born des Reichtums durch seine Fülle an nutzbaren Bewohnern, seinen Salzgehalt, seine meilenweiten Tangwiesen, die Lager an Bernstein auf seinem Grunde. Wohl spendet der Ozean auch nicht annähernd jene bewundernswerte Vielheit an Naturprodukten, vor allem aus dem Pflanzenreiche, welche das Land bietet. Und wohl ist die Erschließung und Ausschöpfung seiner Gaben meistens mit einer Art von Nomadismus auf dem Wasser, mit ungleich mehr Gefahren und Mühen, mit größeren Umwegen und empfindlicheren Verlusten an Zeit und Fahrmaterial verknüpft als die Förderung der Bodenschätze oder die Einheimsung der Erntemengen des Landes. Trotzdem aber ist nicht zu unterschätzen, daß der jährliche Ertrag der Seefischerei insgesamt auf 1500 Millionen Mark geschätzt werden kann, daß man allein an Kabeljau im Jahre für etwa 150 Millionen Mark auf den Weltmarkt bringt, daß an Austern bloß in Neuyork und London 1600 Millionen Stück jährlich verzehrt werden. So viele Tier- und Pflanzenarten die einzelnen Hauptmeere auch gemeinsam haben mögen, jedes von ihnen stellt für den Menschen doch ein besonderes Produktionsgebiet dar. Der Atlantische Ozean hat seine Heringsarten, Schellfische, Schollen, Aale, Barsche, Thun- und Tintenfische, Krabben, Hummern, Austern, Edelkorallen, Schwämme und Schildkröten; der Große Ozean verschiedene Walarten, Seebären, Pelzrobben und Seeottern, gleichfalls Schildkröten, den Trepang und die Perlmuschel; der Indische Ozean Seejungfrauen, Welse und andere schmackhafte Fische, die Perlmuscheln im Roten Meer, Persischen Golf, bei Ceylon, Australien und im Australischen Archipel, wiederum Schild- kröten und Trepang; die Polarmeere endlich den kostbaren Lachs, den Kabeljau (Hauptfangplatz bei Neufundland, wo der fischreiche, kühle Labradorstrom mit der warmen Golfströmung zusammentrifft und die Fischmengen gleichsam gestaut werden), die verschiedensten Robben und Walarten, den Eisbären sowie ungezählte Mengen von Eiderenten und Alken. — Die Ausbeute von ihnen allen be- schäftigen ganze Fischerslottillen. Von ihrem Fangerträgnis treffen auf die Amerikaner an 900 000, Engländer 700 000, Skandinavier 500 000, Russen über 200 000, Franzosen 150 000, Holländer 120 000,

5. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 205

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
104. Freiherr von Stein und Gerhard Scharnhorst. 205 Nachweis kann entweder durch Beibringung von Schulzeugnissen oder — und das mögen besonders junge strebsame Kaufleute be achten — durch Ableguiig eiuer Prüfung geschehen. Alljährlich finben zwei Prüfungen statt, die eine im Frühjahr, die andre im Herbst. Das Gesuch um Zulassuiig muß für die erste spätestens bis 1. Februar, für die zweite bis 1. August angebracht werden. Es wird in Sprachen und tu Wissenschaften geprüft. Die sprachliche Prüfung erstreckt sich neben der deiltscheii auf zwei fremde Spracheii, wobei deui Prüfling die Wahl gelassen wird zwischen dem La- teinischen, Griechischen, Französischen und Englischen. An Stelle des Englischen darf bei einzelnen Prüfungskommissionen das Rus- sische treteii. Die wissenschaftliche Prüfung uinfaßt Geographie, Geschichte, deutsche Literatur, Mathematik und Naturwissenschaften. Der Deutsche Verband für das kaufmännische Unterrichtsweseii hat geeignete Schritte unternommen um zu erwirken, daß Kaufleute statt m Mathematik und Naturwissenschaften in den Handelsfächern geprüft werden, und es wäre sehr zu'wünschen, daß die Bemühungen Erfolg hätten. Hans Baier. 104. Freiherr von Stein und Gerhard Scharnhorst. In der Schlacht bei Jena und Auerstüdt erlitten die Preußen am 14. Oktober 1806 durch Napoleon eine vernichtende Niederlage. Das Heer war völlig aufgelöst. Die Sünden, welche seit dem Tode Friedrichs des Großen in der Organisation und Ausbildung des Heeres begangen worden waren, rächten sich fürchterlich. Die Offiziere waren dem gemeinen Mann fremd und verhaßt, die Gemeinen ohne Anhänglichkeit an den Staat zum Dienst ge- preßt worden und ohne inneres s43nub zu dem Laude, das sie ver- teidigen sollten. Die Führer hatten den Einfluß über die Mannschaft verloren und der Rückzug artete in wilde Flucht aus. Ganze teile wurden fahnenflüchtig. So verlor an einem Tage Preußens Heer Ruhm und Ehre! In Tilsit kam am 7. und 9. Juli 1807 der Friede zustande. Preußen verlor die Hälfte seines Landes; t*on 5700 Quadratmeileu behielt es nur noch 2800, ütm 10 Millionen Einwohnern nur 4^. Das Land war besetzt von 160 000 Franzosen, die Kassen leer, das Heer vernichtet, die Verwaltung aufgelöst, die Kriegssteuern unerschwinglich, die wirtschaftliche Not ungeheuer. In den ersten zwei Jahren der französischen Besetzung wurden au§ Preußen allein 1 Milliarde 129 Millionen Mark herausgepreßt. Sechs schwere Jahre der Knechtschaft, der Not, der Unter- drückung folgten der Niederlage und dem Tilsiter Frieden. Aber

6. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 273

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
132. Die Briefablage. 273 132. Die Briefablage. Am ersten Tage meiner Lehrzeit weihte mich der ältere Lehrling auch in die Geheimnisse der Registratur der Korrespondenz ein. Mit ehrfurchtsvollem Schauder staunte ich all die zwischen zwei Pappen eingebundenen Pakete von Briefen und Fakturen an, die mir mein Un- terweiser als Registratur erklärte. Schon damals wollte es mir nicht recht einleuchten, daß dieses Verfahren tatsächlich der beste Weg für das Aufbewahren der Schriftstücke sei. Jedesmal ärgerte ich mich, wenn wir zur Nachprüfung eines besonderen Geschäftsvorganges die Bindfaden lösen mußten, die unsere Korrespondenz zusammen- hielten, dann auch noch vielleicht 20 verschiedene Seiten des Kopier- buches durchzuschauen hatten um nach langem Suchen die Unter- lage für eine weitere Korrespondenz zu gewinnen. — Verhältnis- mäßig wenige Jahre sind seit jener Zeit vergangen und wie gewaltig hat sich das ganze System der Registratur geändert! Saubere und praktische Schränke bergen heute die Briefordner, in denen der Brief und der Durchschlag der Antwort schön geheftet hintereinander geordnet sind und sofort einen Überblick über die gesamte mit einem Kunden geführte Korrespondenz ergeben. Aber noch sind nicht alle Fragen der Registratur so gelöst, wie sie es sein sollten. Nach recht verschiedenen Methoden werden heute noch die erledigten Schriftstücke abgelegt; es lohnt sich vielleicht einmal kurz alle Me- thoden mit ihren Vor- und Nachteilen zu besprechen. Die erste Stufe der modernen Registratur war die Verwendung des Briefordners. An Stelle der bereits erwähnten Pappdeckel und ihrer Bindfadenverschnürung, zwischen denen die Schrift- stücke drei oder vierfach gefaltet lagen, kam der Ordner, der es gestattet, daß die Schriftstücke in der ganzen Größe durch einfache Lochung festgehalten werden und daß vor allen Dingen jedes Schrift- stück ohne weiteres aus dem Pakete herausgenommen werden kann. Man ließ aber das Kopierbuch bestehen, füllte vielleicht auch jeden Ordner von A bis Z voll und hatte so am Schluß des Jahres zehn verschiedene Alphabete für die Korrespondenz, dazu noch eine Reihe Kopierbücher — die Gesamtübersicht war immerhin noch wenig zweckmäßig. Es war ein sehr großer Vorteil, als man sich entschloß die gesamte Korrespondenz des Jahres schon von Anfang an in ver- schiedene Ordner zu bringen. Große Geschäfte nahmen beispiels- weise für jeden Buchstaben einen Ordner und am Schlüsse des Jahres erhielten sie auf diese Weise ein vollkommenes Alphabet in der gesamten eingegangenen Korrespondenz und in den Fakturen. Baier-Knörk, Lesebuch für kaufmännische Schulen. 18

7. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 388

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
388 173. Nishnij-Nowgorod. weg macht, jeder Verkäufer seinen ganzen Warenvorrat bei sich hat, nmg es sich um persische Wolle, chinesischen Tee oder sibirisches Gold handeln. In der Tat, alle Weltteile ergießen in diesen Wochen ihre Schütze über den Markt von Nowgorod. Auf den Bahnen kommen die modernen Waren des westlichen Europas, die Kolomal- produkte Englands und die nicht minder wertvollen Schätze Si- biriens, auf der Kama bringen russische Schiffer die Erzeugnisse der nördlichen Provinzen und des Uralgebietes, die Oka verbindet Nowgorod mit dem Gebiet des inneren Rußlands und auf der Wolga kommen die Schiffe aus dem Süden bis weit über das Kaspische Meer hinaus. Es ist vorgekommen, daß der Wert der Waren, die hier in wenigen Wochen ankamen und verkauft wurden, eine Viertelmilliarde Rubel betragen hat. Unendlich ist die Verschiedenheit der Dinge, die hier ihres Käufers harren und ihn auch meistens wirklich finden. Wolle aus Persien, Kamelwolle aus den asiatischen Besitzungen, Baumwolle aus China, Persien und anderen Ländern, genug um alle russischen Spinnereien auf ein Jahr zu versorgen; Leder, Borsten, Federn, Holz, Möbel, Glas und Porzellan, Bast und Rinde, für viele Mil- lionen Häute, noch größere Werte an Tee, Seide und Pelzen bis zu den größten Kostbarkeiten, Kaffee, Zucker, Früchte, Datteln und Walnüsse, alles in erstaunlichen Mengen, ja sogar Fische, Ge- treide und Leinwand, Eisen und Erze, Kupfer und Silber, Stahl und Geräte daraus, vor allem aber schier unheimliche Massen von Gold und Edelsteinen. Werden doch im Ural und in den sibirischen Gruben ungeheure Werte an Diamanten gefunden und an Gold bringt ja Rußland den achten Teil der gesamten Weltproduktion hervor. Es sind Händler als Bettler nach Sibirien gegangen und haben nach wenigen Jahren aus dem Goldhandel Einnahmen von Millionen in jedem Jahr gezogen. — So ist der Reichtum der Waren beschaffen, die hier in strenger Sonderung, fast immer nur eine Qualität in jeder Bude, feilgehalten werden. Es muß schon eine Welt sein, aus der die Käufer für diese, aus einer ganzen Welt zusammenströmenden Reichtümer herbeikommen. In der Tat, die Völker Rußlands, Asiens und aus halb Europa geben sich hier ein Stelldichein. Aus China und Japan, aus Turkestan und Indien kommen sie herbei. Kamelkarawanen, bedeckt mit dem Staub der inner- asiatischen Wüsten, lagern neben haushohen Warenbergen, die sie viele hundert Meilen weit herbeigeschleppt haben; Perser und sibirische Ureinwohner, Bewohner der Krim und Leute vom Eismeer, alle haben sie ihre unternehmenden Kaufleute, die die Reise nicht scheuen und reichen Gewinn von diesem Riesenjahrmarkt mit nach

8. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 402

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
402 180. Das Weltmeer als Lieferant von Naturprodukten. aus der Umgebung von Sklaven nach der Gesellschaft von Freien, aus einer verfallenen uttd entarteten Kultur nach einer kräftigen nationalen Eigenart. Ich werde morgen schon Kalkutta verlasset! und nach Dardshiling fahren. »ittmat. 180. Das Weltmeer als Lieferant von Naturprodukten. Das Meer ist ein freigebiger, kaum zu erschöpfender Born des Reichtums durch seine Fülle an nutzbaren Bewohnern, seinen Salzgehalt, seine meilenweiten Tangwiesen, die Lager an Bernstein auf seinem Grunde. Wohl spendet der Ozean auch nicht annähernd jene bewundernswerte Vielheit an Naturprodukten, vor allem aus dem Pflanzenreiche, welche das Land bietet. Und wohl ist die Erschließung und Ausschöpfung seiner Gaben meistens mit einer Art von Nonradismus auf dem Wasser, mit ungleich mehr Gefahren und Mühen, mit größeren Umwegen und empfindlicheren Verlusten an Zeit und Fahrmaterial verknüpft als die Förderung der Bodenschätze oder die Einheimsung der Erntemengen des Landes. Trotzdem aber ist nicht zu unterschätzen, daß der jährliche Ertrag der Seefischerei insgesamt auf 1500 Millionen Mark geschätzt werden kann, daß man allein an Kabeljau im Jahre für etwa 150 Millionen Mark auf den Weltmarkt bringt, daß an Austern bloß in Neuyork und London 1600 Millionen Stück jährlich verzehrt werden. So viele Tier- und Pflanzenarten die einzelnen Hauptmeere auch gemeinsam haben mögen, jedes von ihnen stellt für den Menschen doch ein besonderes Produktionsgebiet dar. Der Atlantische Ozean hat seine Heringsarten, Schellfische, Schollen, Aale, Barsche, Thun- und Tintenfische, Krabben, Hummern, Austern, Edelkorallen, Schwämme und Schildkröten; der Große Ozean verschiedene Walarten, Seebären, Pelzrobben und Seeottern, gleichfalls Schildkröten, den Trepang und die Perlmuschel; der Indische Ozean Seejungfrauen, Welse und andere schmackhafte Fische, die Perlmuscheln im Roten Meer, Persischen Golf, bei Ceylon, Australien und im Australischen Archipel, wiederum Schild- kröten und Trepang; die Polarmeere endlich den kostbaren Lachs, den Kabeljau (Hauptfangplatz bei Neufundland, wo der fischreiche, kühle Labradorstrom mit der warmen Golfströmung zusammentrifft und die Fischmengen gleichsam gestaut tverden), die verschiedensten Robben und Walarten, den Eisbären sowie ungezählte Mengen von Eiderenten und Alken. — Die Ausbeute von ihnen allen be- schäftigen ganze Fischerflottillen. Von ihrem Fangerträgnis treffen auf die Amerikaner an 900 000, Engländer 700 000, Skandinavier 500 000, Russen über 200 000, Franzosen 150 000, Holländer 120 000,

9. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 421

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
188. Die Kultur und Verarbeitung der Seide. 421 Lammwolle ist die Wolle der erst mehrere Monate alten Lämmer, Hogwool die Wolle von einjährigen Tieren, die noch nicht geschoren waren. Als Haut- oder Gerberwolle bezeichnet man jene Wolle, die von den Häuten geschlachteter Tiere, als Sterblingswolle jene, die von gefallenen Schafen herrührt. Letztere ist für manche Zwecke überhaupt nicht verwendbar, da sie sich nur sehr schlecht oder über- haupt nicht färben läßt. Bei dem Artikel „Schafwolle" ist nicht nur maßgebend, ob sie als Schweißwolle oder seoureck in den Handel kommt, ob es Merino- oder Croßbredwollen sind, sondern auch die Herkunft ist von besonderer Wichtigkeit. Außerdem werden noch die Wollen meist nach dem Produkt bezeichnet, zu dessen Herstellung sie sich be- sonders eignen, z. B. Wollen für Schuß, Wollen für Kette, Spinn- wollen, Tuchwollen usw. Nach der Herkunft unterscheidet man: Kolonialwollen, das sind die Wollen aus Australasien, worunter man Australien einschließlich Neuseeland zu verstehen hat, und die Wollen von Kap, ferner La Platawollen, das sind die Wollen aus Argentinien und Uruguay. Außerdem kommen noch aus verschiedenen Ländern geringere Mengen, welche nach diesen Ländern benannt werden, also ostindische und Tibetwolle, Wolle von Punta Arenas, den Falklandinseln, von Peru und Chile, persische und portugiesische oder Oporto-, russische, spanische, chinesische Wolle, unter der Bezeichnung „Mittel- meerwollen" kommen die Mollen aus der Türkei, Syrien, Ägypten und Marokko in den Handel. Die Wolle der anderen hier nicht auf- geführten europäischen Staaten hat nur lokale Bedeutung. Dr. Sonndorfer. 188. Die Kultur und Verarbeitung der Seide. Angesichts des steigenden Wohlstandes auch der mittleren und unteren Bevölkerungsklassen in fast allen Kulturländern ist der Be- darf des Weltmarkts an Seide in den letzten Jahrzehnten gewaltig gestiegen. Heutzutage kann sich nicht nur der Begüterte seidene Klei- der, Möbel u. dgl. leisten sondern auch der bessere Arbeiter, das Dienstmädchen usw. Allerdings spricht dabei der Umstand mit, daß die fortgeschrittene Technik die äußerste Ausnutzung des Roh- materials ermöglicht und daß die Seide eine über die Bekleidungs-, Möbel- und Teppichindustrie weit hinausgehende Verwendung ge- funden hat, die sie der großen Festigkeit und Leichtigkeit ihrer Faser verdankt. Da die Seidenkultur in subtropischen und tropischen Ländern eine ungeheure Verbreitung gefunden hat, so lag der Gedanke sehr
   bis 9 von 9
9 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 9 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 0
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 4
16 0
17 1
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 2
29 2
30 2
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 5
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 6
46 0
47 0
48 0
49 2

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 2
1 0
2 0
3 0
4 4
5 0
6 1
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 1
25 2
26 0
27 0
28 2
29 2
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 4
37 0
38 0
39 0
40 2
41 0
42 1
43 0
44 0
45 3
46 0
47 1
48 0
49 0
50 1
51 0
52 0
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 2
60 0
61 1
62 0
63 0
64 2
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 2
73 0
74 0
75 0
76 0
77 0
78 0
79 4
80 0
81 0
82 0
83 0
84 2
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 0
92 3
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 22
1 88
2 30
3 104
4 1
5 84
6 10
7 51
8 2
9 0
10 2
11 15
12 84
13 12
14 6
15 0
16 2
17 3
18 2
19 34
20 5
21 0
22 1
23 0
24 18
25 11
26 4
27 0
28 23
29 10
30 0
31 4
32 5
33 109
34 12
35 15
36 3
37 0
38 0
39 289
40 0
41 1
42 14
43 42
44 2
45 0
46 49
47 8
48 2
49 0
50 44
51 82
52 324
53 0
54 26
55 0
56 1
57 1
58 0
59 67
60 12
61 4
62 57
63 1
64 14
65 34
66 2
67 12
68 0
69 0
70 5
71 14
72 0
73 4
74 9
75 21
76 13
77 0
78 85
79 0
80 4
81 161
82 15
83 6
84 15
85 0
86 23
87 5
88 0
89 12
90 1
91 9
92 0
93 1
94 2
95 5
96 3
97 0
98 9
99 7
100 70
101 17
102 75
103 9
104 3
105 0
106 2
107 64
108 0
109 7
110 31
111 15
112 12
113 35
114 24
115 2
116 46
117 0
118 0
119 7
120 0
121 9
122 51
123 27
124 92
125 19
126 37
127 20
128 2
129 83
130 2
131 40
132 0
133 10
134 4
135 0
136 99
137 8
138 1
139 2
140 1
141 2
142 17
143 4
144 0
145 2
146 0
147 7
148 0
149 0
150 1
151 11
152 77
153 0
154 134
155 10
156 3
157 3
158 0
159 4
160 0
161 11
162 0
163 0
164 6
165 15
166 53
167 1
168 24
169 12
170 2
171 0
172 7
173 88
174 4
175 105
176 2
177 21
178 2
179 29
180 1
181 0
182 36
183 318
184 14
185 5
186 4
187 0
188 58
189 2
190 4
191 2
192 2
193 1
194 2
195 4
196 80
197 0
198 0
199 22