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1. Geschichte des Altertums - S. 78

1913 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
78 Griechische Geschichte. Wasserstraße nach dem Schwarzen Meere für Athen gesichert hatte, kehrte er im Jahre 408 nach Athen zurück und wurde glänzend aufgenommen. Als aber im nächsten Jahre ein Unterfeldherr des Alki-biades zur See bei Ephesos eine Niederlage erlitt, wurde er selbst wieder abgesetzt; er ging auf seine Güter nach Thrakien?) Lyfand? Gerade damals wurde das Bündnis zwischen Sparta und Persien fester als je. K y r o s, der zweite Sohn Dareios' Ii., der die Statthalterschaft Asiens übernommen hatte, ein begabter und von hohen Plänen erfüllter Prinz, der letzte bedeutende Mann aus dem persischen Königshause, trat in nahe Beziehungen zu dem neuen spartanischen Flottenführer L y s a n d e r, einem ebenso gewandten und verschlagenen wie rücksichtslosen, gewalttätigen und ehrgeizigen Staatsmann, der es wohl verstand, den Prinzen für sich zu gewinnen und mit persischem Gelde eine neue Flotte schuf. Zwar glückte im nächsten Jahre den Athenern ein letzter Erfolg: eine Flotte, die dem von den Spartanern zu Mytilene eingeschlossenen Konon zu Hilfe kam, schlug den spartanischen Feldherrn Kallikratidas — einen ehrenfesten Mann, dem das persische Bündnis höchst zuwider war — bei den Argi-406. nusen-Inseln; Kallikratidas selbst kam um. Aber an diesen letzten Sieg knüpfte sich als furchtbares Nachspiel die Hinrichtung von sechs Feldherren, die in der Schlacht befehligt hatten, unter ihnen des Perikles, des Sohnes des Perikles und der Aspasia. Man warf ihnen Gottlosigkeit vor: sie hatten eines Sturmes wegen die im Meere schwimmenden Leichen athenischer Bürger nicht aufgesammelt. Ihre Verurteilung wurde von der erregten, durch gewissenlose Männer wie Theramenes bearbeiteten Volksversammlung2) in ungesetzlicher Weise beschlossen; nur der Prytane Sokrates hatte den Mut gehabt zu widersprechen. Im nächsten Jahre kam der Zusammensturz. Die athenische Flotte, ke^Iegen. sorglos an der Mündung der Z i e g e n f l Ü s s e (Aly6g jiozajuoi) Püffen 405. auf der europäischen Seite des Hellesponts lag, wurde von Lysander überfallen und vernichtet; Konon rettete sich mit 9 Schiffen, fuhr aber nicht nach Athen, sondern zu einem cyprischen Fürsten. Nunmehr zwang 1) Kurz nach Beendigung des Krieges fand er in einem kleinasiatischen Ort sein Ende. Leute des Pharnabazos, der einer Forderung Lhsanders nachkam, zündeten das Haus, in dem er sich aufhielt, an, und als er es verließ, erschossen sie ihn. 2) To <f£ nkrjd-os ißoa 6tivöv eivat, el [irf ng idaei xov dfj/uov nqi'aretv o &v ßovlrjtai.

2. Geschichte des Altertums - S. 85

1913 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Das Emporkommen Thebens 379 — 362. 85 Antalkidas von Susa mitbrachte, wurde von allen griechischen Aaaikidas Staaten anerkannt: unter persischer Garantie *) bestimmte er, daß alle 387. griechischen Staaten autonom sein sollten; nur Athen behielt die Inseln Lemnos, Jmbros und Skyros, während Sparta natürlich die Herrschaft über Messenien nicht aufgab. Die griechischen Städte Kleinasiens aber wurden wieder persisch. § 63. Gewaltherrschaft der Spartaner. Durch die Zerstückelung Griechenlands, die der antalkidische Friede als völkerrechtlichen Grundsatz aussprach, wurde die Hegemonie des Staates neu begründet, der immer noch die größte Militärmacht darstellte: Spartas. Es benutzte sie zu unerhörten Eingriffen in die Selbständigkeit andrer Gemeinwesen. Es zwang die M a n t i n e e r, ihre Stadt zu verlassen und sich in Dörfern anzusiedeln; es griff in Streitigkeiten ein, welche zwischen der Stadt Olynth und anderen Gemeinden der Chalkidike bestanden; und auf dem Wege nach Olynth begriffen, besetzte der Harmost Wh-das auf Ansuchen der oligarchischen Partei Thebens die K a d m e i a. 383. Seine Bestrafung geschah nur zum Schein, die Burg blieb in der Hand der Spartaner. B. Das (Emporkommen Thebens 379 —362. § 64. Aufschwung Thebens. Der erste Schritt zum Sturze derb-^nng spartanischen Gewaltherrschaft geschah durch die Befreiung Thebens. 379. Thebanische Demokraten, an ihrer Spitze Pelopidas und Mellon, kehrten von Athen, wo sie eine Zuflucht gefunden hatten, heimlich nach ihrer Vaterstadt zurück, überfielen die oligarchischen Parteiführer bei einem Gelage, zu dem sie ein Mitverschworener geladen hatte, und töteten sie; der spartanische Harmost, der auf der Burg befehligte, räumte sie ohne Widerstand. Die Einfälle, welche die Spartaner in den nächsten Jahren nach Böotien machten, hatten keinen Erfolg; vielmehr gelang es den Thebanern, fast ganz Böotien unter ihrer Herrschaft zu vereinigen. In diesen Kämpfen trat neben Pelopidas, dem begeisterten Patrioten und kühnen Soldaten, dem Führer der „heiligen Schar", E p a m i -nondas hervor, einer der bedeutendsten Staatsmänner und vielleicht der größte Feldherr Griechenlands, philosophisch gebildet wie Perikles, ein reiner und selbstloser Charakter. 1) 'Aqta^Q^rjg ßccoilevs Sixaiov sind die Eingangsworte.

3. Geschichte des Altertums - S. 47

1913 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Athen bis auf Kleisthenes. 47 angewachsene Schuld nicht bezahlen konnte, dem in solchen Zeiten äußerst harten Schuldrecht, nach welchem der Schuldner nicht nur mit seiner Habe, sondern mit seiner Person haftbar war und als Sklave verkauft werden konnte. Dazu traten Mißstände im Staatswesen und Politische . . . „ Mrßständk. Rechtswesen; die Adligen hatten allein das Regiment und die Beamtenstellen in der Hand; besonders schwer empfand man es, daß das Recht, das noch nicht aufgezeichnet war, sondern sich in der Form des Gewohnheitsrechtes fortpflanzte, von den adligen Richtern oft genug parteiisch verwaltet, „gebeugt" wurde. Die Unzufriedenheit des Vokels mit diesen Zuständen machte sich Kylon. K y l o n, der Schwiegersohn des Tyrannen der Nachbarstadt Megara, zunutze und suchte durch Besetzung der Akropolis eine Tyrannis zu begründen. Aber er wurde dort eingeschlossen; er selbst entfloh, aber seine Anhänger wurden an den Altären der Götter niedergemacht, ein Frevel, um dessen willen das Geschlecht der Alkmäoniden, das sich dabei hervorgetan hatte, verbannt wurde. Einige Zeit darauf sah sich der Adel genötigt, dem Volke Zugeständnisse zu machen. Drakon wurde Drakon, mit der Abfassung schriftlicher Gesetze beauftragt, die aber als sehr hart " empfunden wurden — sie bestraften z. B. den Diebstahl mit dem Tode — und der Not nicht abhalfen. § 33. Die Gesetzgebung Solons. Im Jahre 594 wurde Solon Solon 594. zum Archon gewählt, mit der unbeschränkten Vollmacht, Gesetze zu geben. Er war ein Eupatride, der sein Geschlecht von den Kodriden herleitete, aber allgemein verehrt war wegen seines maßvollen und gerechten Wesens, zugleich auch, weil ein Angriff auf das bisher den Megarern gehörende Salamis, zu dem er trotz mehrfacher Mißerfolge seine Landsleute begeisterte, glücklich gelungen war. In ihm tritt uns eine echt griechische Gestalt voll ruhiger Heiterkeit und leidenschaftsloser Selbstbeherrschung (oaxpgoovvr]) entgegen. Er zählt auch zu den Dichtern Griechenlands; von seinen Elegien sind noch Bruchstücke vorhanden. Solon half zunächst der wirtschaftlichen Not ab, indem er den Wirtschaft- liche Neuoro- kühnen Schritt tat, alle auf Grundstücken lastenden Schulden für nung. ungültig zu erklären [oeioaxtieia); zugleich wurden alle Schuldsklaven freigegeben und die Schuldknechtschaft verboten. Die Verfassung ferner ordnete er so, daß er zwar allen Bürgern Politische politische Rechte, aber nicht die gleichen Rechte gab; er stufte sie vielmehr 9?euorbmm9' nach dem Vermögen ab und wurde so der Begründer einer t i m o -

4. Geschichte des Altertums - S. 169

1913 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Das Emporkommen des Cäsar Octavianus 44 — 30. 169 schaftliche Wohlfahrt zu heben. Während er in Rom die Zahl der Getreideempfänger von 320000 auf 150000 herabsetzte, siedelte er 80 000 Menschen in den Provinzen an und gründete dort zahlreiche Kolonien; z.b. ließ er Korinth und Karthago wieder erstehen. Er dachte ferner daran, den Isthmus von Korinth zu durchstechen und die pontinischen Sümpfe trocken zu legen. Den völlig in Unordnung geratenen Kalender ordnete er mit Hilfe des ägyp-tischen Gelehrten Sosigenes durch Einführung des Sonnenjahres. Auch ""Leben die geistige und sittliche Hebung der Untertanen zog er in den Bereich seiner Fürsorge: in Rom gründete er eine Bibliothek, deren Vorsteher der gelehrte M. Terentius Varro wurde; er gab Gesetze gegen Gewalttat, gegen Bestechung, Luxus, Ehebruch; bei den Ackerverteilungen begünstigte er die, welche Väter mehrerer Kinder waren. So war Cäsar aus einem Demagogen, der sein Ziel oft auf un- Cäsars Per. lautere Weise verfolgte, ein Monarch geworden, der die s i t t l i ch e Wiedergeburt der römischen Gesellschaft auf seine Fahne schrieb. Er war ein Mann von genialer Vielseitigkeit: einer der ersten Redner seiner Zeit, der Geschichtschreiber seiner Taten in Gallien und im Bürgerkriege, für sprachliche Erscheinungen so interessiert, daß er auf einer Winterreise über die Alpen ein Buch über den grammatischen Begriff der Analogie schrieb; groß als Feldherr, größer noch als Staatsmann und Organisator. Zum Erben seines Reiches bestimmte er den 63 geborenen C. Octavius, den Enkel seiner Schwester, den er adoptierte. Im Begriff, die schmachvolle Niederlage des Crassus durch einen umfassenden Feldzug gegen die P a r t h e r zu sühnen, fiel er einer Tod Cäsars Verschwörung zum Opfer. Ihre Mitglieder waren teils be- ^ä " gnadigte Pompejaner, teils unzufriedene Cäsarianer; ihre Häupter der finstere und ehrgeizige C. Cassius und M. Junius Brutus, bisher ein Günstling Cäsars, Verfasser einer Schrift über die Tugend und Freund des Cicero. Die Beweggründe der Verschworenen waren allermeist persönlicher Art. Am 15. März 44 wurde Cäsar in der Kurte ermordet. Das Emporkommen -es Cäsar Octavianus 44—30. § 143. Der mutinensische Krieg und das zweite Triumvirat. Da die Verschworenen gehandelt hatten, ohne sich im mindesten über die nächste Zukunft klar zu sein/) so entstand zunächst eine allgemeine 23er-1) Acta res est pueril i consilio nach Cicero.

5. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 4

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
4 Das Zeitalter des Emporkommens Preußens. 1648 — 1786. lehrter Fürst, aber ohne sittliche Würde, unzuverlässig wie säst alle Stuarts, verschwenderisch, dazu außerordentlich eitel und eigenwillig, erfüllt von dem Glauben an den göttlichen Ursprung seiner königlichen Macht, die er möglichst auszudehnen bestrebt war, während er sich zu-oersfräng öleich von Günstlingen beherrschen ließ. Als die Katholiken ihre 1605. Hoffnung auf mildere Behandlung unerfüllt sahen, entstand in einigen Fanatikern der Plan, den König mit dem Parlament in die Luft zu sprengen, der indessen entdeckt wurde. Seine Regierung war erfüllt von heftigen Kämpfen mit dem Parlament, das ihm das Tonnen. Recht bestritt, die Hafenzölle, das sogenannte Tonnen-undpfund-Pfundgeld. geld, selbständig zu erhöhen; je öfter es aufgelöst wurde, desto höher stieg die Erbitterung im Volke. Diese erhielt dadurch neue Nahrung, daß Jakob es versäumte, seinem Schwiegersohn Friedrich V. von der Pfalz und von Böhmen tatkräftige Hilfe zu leisten. 162? bis § Karl I. 1625—1649. Kämpfe mit dem Parlament. Der neue 1649. König war begabt, hatte Sinn für die Kunst und eine ernste, vornehme Art aufzutreten; fein Verhängnis war seine Überhebung und seine tiefe innere Unwahrheit und Unzuverlässigkeit. Seine absolutistischen Bestrebungen stießen auf den Widerstand des englischen Bürgertums; so entstand ein Kampf von weltgeschichtlicher Bedeutung. Po?M ®es Königs äußere Politik war nicht glücklich. Der Versuch, den von Richelieu in La Rochelle belagerten Hugenotten durch Besetzung der Insel R6 zu Hilfe zu kommen, scheiterte; die Stadt mußte Potttt? ergeben. Verhängnisvoller war die i n n e r e P o l i t i k des Königs, der auch fernerhin das Tonnen- und Pfundgeld willkürlich erhöhte, die Führer des Widerstandes verhaften ließ, zu Zwangsanleihen und Zwangseinquartierungen schritt und dadurch die größte Unzufriedenheit hervorrief. Nicht geringer war die Erbitterung über Karls k i r ch -schliche liche Maßnahmen: die Duldung der Katholiken, die immer prächtigere Ausgestaltung des Gottesdienstes, die Zurücksetzung von puritanisch gesinnten Geistlichen. Im Jahre 1628 überreichte das Parlament Petition of dem König die Petition o f right, eine Beschwerdeschrift, welche nght. ö unter Aufzählung aller vorgekommenen Ungesetzlichkeiten die Gewährleistung des parlamentarischen Steuerbewilligungsrechts einerseits, der Sicherheit der Person und des Eigentums andrerseits forderte. Nach langem Zögern bewilligte sie Karl, kehrte sich aber nicht an seine Versprechungen. Jetzt wurde der Unwille immer allgemeiner; des Königs Günstling, der Herzog von Buckingham.

6. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 6

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Das Zeitalter des Euiporkvinmeils Preußens. 1648 — 1786. Sammt ncue§ Parlament zu berufen: das langeparlament. Auch dieses, geleitet von John Hampden, John Pym, Oliver Cromwell und anderen, verlangte zunächst Abstellung der Mißbrauche, und der König mußte ^Sttaffords nachgeben. Ja, als das Unterhaus seinen ersten Ratgeber, Straf-1641. ford, des Hochverrats anklagte und durch ein eigenes Gesetz zum Tode verurteilte, stimmte das Oberhaus zu, und der König selbst war schwach genug das Urteil zu bestätigen. Auch Laud wurde angeklagt und verhaftet, um einige Jahre später hingerichtet zu werden. Ss Jetzt versöhnte sich der König mit den Schotten; dagegen brach in Irland ein furchtbarer Aufstand aus. Das Verlangen des Königs, zur Aufstellung eines Heeres gegen die irischen Rebellen Geld zu bewilligen, beantwortete das Parlament aus Besorgnis, Karl könnte auch diesmal fein Wort brechen und die Truppen zur Bekämpfung des inneren Widerstandes verwenden, mit dem Anspruch, ihm einen wesentlichen Einfluß auf die Besetzung der hohen Heeresämter einzuräumen. So griff das Parlament in die Hoheitsrechte des Monarchen ein. Dieser wagte einen Staatsstreichs G e w a l t st r e i ch, indem er Pym und vier andere Unterhausmitglieder 1642. zu verhaften suchte; ober diese entflohen, und die Bürgerschaft von London ergriff die Waffen zum Schutz des Parlaments. Darauf verließ Karl feine Hauptstadt und ging nach Aork. Weitere Verhandlungen zerschlugen sich. Sür^rfrieg Sn dem nun ousbrechenden Bürgerkriege gebot der König etwa über den Norden und Westen von England, das Parlament über den Südosten. Die Mehrheit des Adels, die anglikanische Kirche, die »arteten.treuen Monarchisten hielten zur Partei der „Kavaliere", wie man die Königlichen nannte; Karls bedeutendster Heerführer war fein Neffe, der wilde, zügellose Prinz Ruprecht von der Pfalz. Zu der Partei der „Rund k ö p^f e ", ein Spottname, zu dem die Sitte der extremen Puritaner, ihre Haare kurz zu schneiden, den Anlaß gegeben hatte, gehörten die meisten Städte, viele der kleinen Grundbesitzer, dazu die Dissenters, d. h. einerseits die Presbyterianer, deren Ideal die schottische Jn§pen.^"odalkirche war, andererseits die Independenten, die auf Grund benten. &er Lehre vom Priestertum aller Gläubigen jede Staatskirche und jeden kirchlichen Zwang verwarfen, während sie zugleich mehr und mehr eine republikanische Gesinnung ausbildeten, Männer von einer fast fanatischen Einseitigkeit, aber fest in ihrem Glauben und bereit, Psalmen singend für ihn in den Tod zu gehen. Zu ihnen gehörte der Dichter des „verlorenen Paradieses", John Milton; zu ihnen auch Oliver Cromwell. Cromwell, der jetzt als Parteihaupt und als Heerführer eine immer größere Bedeutung erlangte. Er war der Sohn eines wohlhabenden

7. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 86

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
86 Das Zeitalter der Zerstörung des alten Reichs und der Entstehung des neuen deutschen Kaisertums. Girondisten; einige von ihnen entflohen; andere wurden später aus dem Konvent ausgestoßen. § 72. Die Schreckensherrschaft. Die herrschende Partei wagte es nunmehr, in Verfassung und Verwaltung ganz andere Wege ein- Vernichtung zuschlagen als die konstituierende Versammlung. Die Selbstverwaltung der Selbst- Verwaltung, der Gemeinden und Departements wurde vernichtet durch die Aussendung von Kommissaren des Konvents, die zunächst in den Provinzen die Aushebung für den Krieg betreiben, sodann allen Widerstand gegen die Herrschaft der Jakobiner ersticken sollten. Sodann wurde im Sommer m der 1793 zwar eine neue Verfassung nach denselben Grundsätzen wie die Verfassung. von 1791 festgestellt, aber wenige Wochen später suspendiert und die Diktatur des Konvents verkündet.,Der Wohlfahrtsausschuß, in dem, seit Danton nicht mehr darin saß, Robespierre mehr als je das Wort führte, besaß eine völlig tyrannische Gewalt. Jakobinische Nevolutions-ausschüsse übten in den Gemeinden die Polizei, Revolutionsgerichte eine schnelle Justiz; Frankreich war in der Hand einer despotisch regierenden Partei. ew wr=n Diese Partei gestattete sich die stärksten Eingriffe in die Person- der Freiheit liche Freiheit und das Leben der Bürger. Während für den Krieg der Person, in erster Linie Angehörige der besitzenden Klassen ausgehoben wurden, wurde gesetzlich bestimmt, daß alle irgendwie Verdächtigen verhaftet werden dürften. Die Guillotine ruhte nicht: die Königin wurde hingerichtet, während manthren Sohn, den Dauphin, in ruchlosester Weise zu Tode quälen ließ. Dann mußten Philipp Egalit6 — diesen Namen hatte sich der Herzog von Orleans beigelegt —, viele Girondisten, Frau Roland, zahlreiche Generäle und Abgeordnete das Schafott besteigen; anderswo wurde durch Füsilladen, in Nantes durch „Noyaden" der Widerstand vernichtet. derdenk- Dazu traten die schwersten Eingriffe in die Denk- und Ge- Geeens-wissensfreiheit. Wie man alle, die politisch anders dachten, als die Sansculotten, verfolgte, so auch die, welche an der alten Kirche festhielten. In Notredame zu Paris feierte man der „Göttin der Vernunft" ein Fest; statt des alten Kalenders führte man einen republikanischen Kalender ein und rechnete die Jahre von dem Tage der Verkündigung der Republik ab. Eigentums Endlich erlaubte man sich die rücksichtslosesten Eingriffe in das Eigentum. Man begann damit, daß man bei schwerer Kerker-, dann bei

8. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 123

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Der Charakter der neuesten Zeit. 123 hundert auch die Ausbreitung der äußeren Mission und die Entstehung der inneren Mission zeugten. Dem Rechte der Individuen gegenüber betonte man die Rechte und die Pflichten der menschlichen Gesellschaft; man machte darauf aufmerksam, daß die Entfesselung der eigennützigen Triebe im Menschen keineswegs zu der gehofften harmonischen Wirtschaftsordnung führe, sondern oft genug zur Unterdrückung des wirtschaftlich Schwächeren durch den Stärkeren, des Ärmeren durch den Kapitalkräftigeren, des Ehrlichen durch den Unehrlichen. So erhob sich die Forderung sozialer Reformen und einer tatkräftigen sozialen Politik; während zugleich in den ärmeren Klassen der Bevölkerung der unselige Irrtum Platz griff, es sei eine Organisation der Gesellschaft und der Volkswirtschaft nach kommunistischen Grundsätzen möglich, welche durch Vernichtung der persönlichen Freiheit und des persönlichen Eigentums alles soziale Elend aus der Welt schaffe. Daß diese sowie andere geistige Bewegungen in weitem Umfange die Massen ergriffen, ist ein ferneres wesentliches Merkmal des Jahrhunderts. Bildung. Die zuerst in Preußen und sodann in den meisten anderen Staaten Europas eingeführte allgemeine Schulpflicht und die durch die technischen Fortschritte der Buchdruckerkunst ermöglichte Entwickelung des Preßwesens haben eine Verallgemeinerung der Bildung zur Folge gehabt, wie sie in keinem früheren Zeitalter vorhanden war; sie gehört zu den wesentlichen Kennzeichen dieses Jahrhunderts, das einen weit demokratischeren Charakter als seine Vorgänger aufweist. Naturgemäß bleibt diese Bildung vielfach auf der Oberfläche und geht nicht in die Tiefe; und es kann nicht anders sein, als daß die außerordentliche Menge der Eindrücke, denen der moderne Mensch ausgesetzt ist, oft zerstreuend und zersplitternd wirkt und eine zwar vielseitige, aber flache Auffassung des Lebens zur Folge hat. Trotzdem hat auch die ernste Wissenschaft gewaltige Erfolge erzielt; und nur auf wenigen Gebieten hat die moderne Wissenschaft die Höhe früherer Jahrhunderte nicht erreicht, auf den meisten hat sie sie übertroffen. Die Philosophie zwar, die im ersten Drittel des Jahrhunderts sehr bedeutende Vertreter besaß, büßte seitdem etwas an Interesse ein. So liegen die wissenschaftlichen Leistungen der neuesten Zeit vorwiegend auf dem Ge- Entwickelung , der Natur- biete der historischen Wissenschaften und der Naturwissenschaft. Wissenschaft Zumal der letzteren ist es gelungen, durch wachsende Beherrschung und der Technik. Benutzung der Naturkräfte, vornehmlich des Dampfes und der Elektrizität, unvergleichliche Fortschritte zu erzielen und mit der gewerblichen Technik zugleich das gesamte moderne Wirtschaftsleben völlig umzugestalten. James Watt, ein Schotte, konstruierte 1769 die erste brauchbare

9. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 175

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deutschland und die fremden Mächte. 175 Fürst Bismarck, der den Kongreß leitete, hatte es sich zur Aufgabe gestellt, als „ehrlicher Makler" zwischen den streitenden Parteien zu vermitteln. Trotzdem wurde ihm die Schuld daran zugeschrieben, daß Rußland von dem, was ihm der Friede von San Stefano zugestanden hatte, Hzues nicht wenig hatte aufgeben müssen. Die Beziehungen zwischen Deutsch- 6unbe§-land und Rußland erkalteten merklich; die Folge war, daß Bismarck den Dreibund mit Österreich und Italien abschloß (s. § 142). Indessen war in Rußland eine revolutionäre Strömung entstanden (Nihilismus), deren Ziele aus politischem Gebiete Kampf gegen den Despotismus, Schaffung einer Volksvertretung, Durchführung der Selbstverwaltung, auf sozialem Gebiete Umformung der Volkswirtschaft in sozialistischem Sinne waren; ihre Mittel waren Mordtaten, welche zur Einschüchterung der Machthaber dienen sollten. Einem Dynamitattentat fiel Kaiser Alexander It., der „Zar Befreier", der die Leibeigenschaft der Bauern aufgehoben hatte, zum Opfer; wenige Stunden vorher hatte er 1881. eine Urkunde unterschrieben, welche die Berufung einer russischen Notabeln-versammlung anordnete. Ihm folgte Alexander Iii., der zu einer absolutistischen Politik zu- ^\nbggil rückkehrte und zugleich der panslawistischen Partei einen starken Einfluß 1894. einräumte, was sich besonders in der harten Behandlung der deutschen Ostseeprovinzen zeigte. Trotzdem trat zeitweise ein besseres Verhältnis zum Deutschen Reiche ein; 1884 kam sogar eine geheime Abmachung zustande, die bis 1890 bestanden hat, und durch welche sich beide Staaten, Abmachung, falls einer von ihnen von einem anderen angegriffen würde, wohlwollende Neutralität zusicherten. Gleichwohl verstärkte Rußland sein Heer und bereitete sich, indem es seine Garnisonen an die Westgrenze vorschob, für einen großen europäischen Krieg vor. Dazu trat seit 1891 die erwähnte wachsende Annäherung an Frankreich. Gleichzeitig trieb die Regierung eine energische asia-Wen. tische Politik; die transkaspische Bahn wurde gebaut, die große sibirische Bahn begonnen; die zentralasiatischen Besitzungen wurden bis an die Grenze von Afghanistan und auf das Pamirplateau ausgedehnt. Über den Krieg mit Japan und die Revolution s. § 152. Seit dem Tode Alexanders Iii. herrscht Nikolaus Ii., der mit einer 1894. hessischen Prinzessin vermählt ist (vgl. § 152). § 142. Österreich und Italien; der Dreibund. In der inneren Ge- Österreichs schichte Österreichs ist die wesentlichste Tatsache, daß es, nachdem die Versuche einer Gesamtsiaatsverfassung gescheitert waren, seit 1867 in zwei

10. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 14

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
14 Das Zeitalter des Emporkommens Preußens. 1648 —1786. Itdjert Kurfürsten,,Hessen-Kassel, die wölfischen Herzöge befanden, den ersten Rheinbund.^^0inbund, der zu einem politischen Werkzeug Frankreichs wurde. 1661. 1661 starb Mazarin; an seiner Stelle übernahm der dreiundzwanzig- jährige Ludwig Xiv. selbst die Regierung. Ludlvigs Xiv. innere Politik. ß]64h f ta ’ § 14. Ludwig Xiv. war ein König von außerordentlichen Gaben, " 1716 großer Klarheit des Geistes, starker Willenskraft und Herrschaft über sich selbst, majestätisch in seinem ganzen Wesen; zugleich freilich von außergewöhnlichem Selbstbewußtsein, Stolz und Ehrgeiz, prachtliebend, ausschweifend. Er umgab sich mit bedeutenden Talenten, die er selbst herausgefunden hatte: unter ihnen ragten hervor der Kaufmannssohn C o ljje r t, sein rastlos tätiger, kenntnisreicher, allerdings rücksichtslos harter Minister für das Innere, die Finanzen und den Handel, Lou-v o i s, ebenso hervorragend als Organisator des Heeres wie brittota!^ Staatsmann, der berühmte Festungsbaumeister V a u b a n, die großen Feldherren Tureune, Cond 6, Luxemburg. So hat er die Staatseinheit und den Absolutismus vollendet und Frankreich zugleich durch eine herrische, aber glückliche Politik auf Jahrzehnte hinaus an die Spitze Europas gestellt. Andererseits hat Ludwig Xiv., ,,Ie Roi Soleil“, dem man das Wort zuschreibt: L’Etat c’est moi, indem er die Hilfsmittel seines Landes einer maßlosen Selbstsucht dienstbar machte, die militärischen und wirtschaftlichen Kräfte der Nation erschöpft und durch den furchtbaren Druck seiner Negierung die Anhänglichkeit an das Königtum zerstört, ohne doch schließlich verhindern zu können, daß sich neben Frankreich andere Staaten zu Großmächten entwickelten. § 15. Verwaltung und Heer. Was die innere Politik anlangt, so wurde die Allgewalt des Staates auf dem militärischen Gebiete, auf dem der Ver w a 11 u n g und auf dem der Volkswirtschaft durchgeführt: ja sie wurde zuletzt auf das religiöse Gebret übertragen. Zugleich vereinigten sich K u u st und Wissenschaft, um den Glanz des Königtums zu erhöhen, v^waltung galt zunächst die Neste von Selbständigkeit zu brechen, die in Frankreich noch vorhanden waren. Die Reichs st ände wurden nicht berufen, die P a r l a m e n t e durch strenges Einschreiten zum Schweigen gebracht, den Städten die Selbstverwaltung genommen und königliche Beamte mit ihrer Verwaltung betraut. Ein strenges Polizei-r e g i m e n t wurde durchgeführt; Widerspenstige oder Verdächtige tonn
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