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1. Teil 2 = Kl. 7 - S. 118

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
118 125. Knecht Ruprecht von cbcodor storm. Sämtliche Werke. 8. Band. 5. Ausl. Braunschweig 1900. 8. 257. O|"^on drauß vom Walde komm' ich her, ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr. Allüberall auf den Tannenspitzen sah ich goldene Lichtlein sitzen, und droben aus dein Himmelstor sah mit großen Augen das Thristkind hervor. And wie ich so strolcht' durch den finstern Tann, da rief's mich mit Heller Stimme an: „Anecht Ruprecht," rief es, „alter Gesell, hebe die Beine und spute dich schnell! Die Aerzen fangen zu brennen an, das Himmelstor ist aufgetan. . Alt' und Junge sollen nun von der Jagd kes Lebens einmal ruhn, und morgen stieg' ich hinab zur Trden, denn es soll wieder Weihnachten werden!" Ich sprach: „(D lieber Herre Thrist, meine Reise fast zu Ende ist; ich soll nur noch in diese Stadt, wo's eitel gute Ainder hat." — „Hast denn das Säcklein auch bei dir?" Ich sprach: „Das Säcklein, das ist hier; denn Apfel, Nuß und Nlandelkern essen fromme Ainder gern." -— . „Hast denn die Rute auch bei dir?" Ich sprach: „Die Rute, die ist hier; doch für die Ainder nur, die schlechten, die trifft es auf den Teil, den rechten." — Thristkindlein sprach: „So ist es recht, so geh mit Gott, mein treuer Anecht." Von drauß vom Walde komm' ich her, ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr! Nun sprecht, wie ich's hierinnen find'! Sind's gute Aind, fiud's böse Aind?

2. Teil 2 = Kl. 7 - S. 130

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
130 die Füße noch fort konnten, bis es bald Abend werden wollte. Da sah es ein kleines Häuschen und ging hinein, sich zu ruhen. In dem Häuschen war alles klein, aber so zierlich und reinlich, daß es nicht zu sagen ist. Da stand ein weiß gedecktes Tischlein mit sieben kleinen Tellern, jedes Tellerlein mit seinem Löffelein, ferner sieben Messerlein und Gäblein und sieben Becherlein. An der Wand waren sieben Bettlein nebeneinander aufgestellt und schneeweiße Laken darüber gedeckt. Sneewittchen, weil es so hungrig und durstig war, aß von jedem Tellerlein ein wenig Gemüs und Brot und trank aus jedem Becherlein einen Tropfen Wein; denn es wollte nicht einem allein alles wegnehmen. Hernach, weil es so müde war, legte es sich in ein Bettchen, aber keins paßte: das eine war zu lang, das andere zu kurz, bis endlich das siebente recht war, und darin blieb es liegen, befahl sich Gott und schlief ein. Als es ganz dunkel geworden war, kamen die Herren von dem Häuslein; das waren sieben Zwerge, die in den Bergen nach Erz hackten und gruben. Sie zündeten ihre sieben Lichtlein an, und wie es nun hell im Häuslein ward, sahen sie, daß jemand darin gewesen war; denn es stand nicht alles so in der Ordnung, wie sie es verlassen hatten. Der erste sprach: „Wer hat auf meinem Stühlchen gesessen?" Der zweite: „Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?" Der dritte: „Wer hat von meinem Brötchen genommen?" Der vierte: „Wer hat von meinem Gemüschen gegessen?" Der fünfte: „Wer hat mit meinem Gäbelchen gestochen?" Der sechste: „Wer hat mit meinem Messerchen geschnitten?" Der siebente: „Wer hat aus meinem Becherlein getrunken?" Dann sah sich der erste um und sah, daß auf seinem Bett eine kleine Delle war, da sprach er: „Wer hat in mein Bettchen getreten?" Die andern kamen gelaufen und riefen: „In meinem hat auch jemand gelegen." Der siebente aber, als er in sein Bett sah, erblickte Sneewittchen, das lag darin und schlief. Nun rief er die andern, die kamen herbeigelaufen und schrien vor Verwunderung, holten ihre sieben Lichtlein und beleuchteten Sneewittchen. „Ei, du mein Gott, ei, du mein Gott!" riefen sie, „was ist das Kind schön!" und hatten so große Freude, daß sie es nicht aufweckten, sondern im Bettlein sortschlafen ließen. Der siebente Zwerg aber schlief bei seinen Gesellen, bei jedem eine Stunde, da war die Nacht herum. Als es Morgen war, erwachte Sneewittchen, und wie es die sieben Zwerge sah, erschrak es. Sie waren aber freundlich und fragten: „Wie heißt du?" „Ich heiße Sneewittchen," antwortete es. „Wie bist du in unser Haus gekommen?" sprachen weiter die Zwerge. Da erzählte es ihnen, daß seine Stiefmutter es hätte wollen umbringen lassen, der Jäger

3. Teil 4 = Kl. 5 u. 4 - S. 40

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
40 8. Zum ersten: Wann hoch ich im fürstlichen Rate zu Throne mich zeige im Kaiserornate, dann sollt Ihr mir sagen, ein treuer Wardein, wieviel ich wohl wert bis zum Heller mag sein. 9. Zum zweiten sollt Ihr mir berechnen und sagen, wie bald ich zu Rosse die Welt mag umjagen! Um keine Minute zu wenig und viel! Ich weiß, der Bescheid darauf ist Euch nur Spiel. 10. Zum dritten noch sollst du, o Preis der Prälaten, aufs Härchen mir meine Gedanken erraten. Die will ich dann treulich bekennen; allein es soll auch kein Titelchen Wahres dran sein. 11. Und könnt Ihr mir diese drei Fragen nicht lösen, so seid Ihr die längste Zeit Abt hier gewesen, so lass' ich Euch führen zu Esel durchs Land, verkehrt, statt des Zaumes den Schwanz in der Hand." — 12. Drauf trabte der Kaiser mit Lachen von hinnen. Das Pfäfflein zerriß und zerspliß sich mit Sinnen; kein armer Verbrecher fühlt mehr Schwulität, der vor hochnotpeinlichem Halsgericht steht. 13. Er schickte nach ein, zwei, drei, vier Un'vers'täten; er fragte bei ein, zwei, drei, vier Fakultäten, er zahlte Gebühren und Sporteln vollauf; doch löste kein Doktor die Fragen ihm auf. 14. Schnell wuchsen bei herzlichem Zagen und Pochen die Stunden zu Tagen, die Tage zu Wochen, die Wochen zu Monden; schon kam der Termin! Ihm ward's vor den Augen bald gelb und bald grün. 15. Nun sucht' er, ein bleicher, hohlwangiger Werther, in Wäldern und Feldern die einsamsten Örter. Da traf ihn auf selten betretener Bahn Hans Bendix, sein Schäfer, am Felsenhang an. 16. „Herr Abt," sprach Hans Bendix, „was mögt Ihr Euch grämen? Ihr schwindet ja wahrlich dahin wie ein Schemen. Maria und Joseph! wie hotzelt Ihr ein! Mein Sixchen, es muß Euch was angetan sein." 17. ,Ach, guter Hans Bendix, so muß sich's wohl schicken, der Kaiser will gern mir am Zeuge was flicken und hat mir drei Nüss' auf die Zähne gepackt, die schwerlich Beelzebub selber wohl knackt.

4. Teil 4 = Kl. 5 u. 4 - S. 199

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
154. ein Craum* Von Z. Kerkboff. Niedersachsen. 7. Jahrgang. 1902. 7. Heft. S. 119. 1. ®s wohnte einmal nicht weit von Marienchor in Ostfriesland ein armer Mann mit seiner Frau in einer Lehmhütte. Vorzeiten waren Wasserfluten und Kriegshorden über das Rheiderland gekommen; dann hatten die Franzosen im Siebenjährigen Kriege das Land gcbrandschatzt und mitgenommen, was ihnen vorkam, und Mangel und Not waren ge- blieben und wollten nicht weichen. Der Mann und seine Frau in der Lehmhütte hatten ihre kräftigen Arme und Hände bisher wacker gerührt; aber in kalter, strenger Winter- zeit wuchs die Not und wurde größer und immer größer. Da rieb sich an einem frühen Morgen der Mann den Schlaf aus den Augen und sagte gu seiner Frau: „Weißt du was, ich gehe nach Emden." „Das ist eine Tagereise," erwiderte die Frau, „und — was willst du dort?" „Es ist eine wunderliche Geschichte," antwortete er, „mir hat geträumt, ich müßte heut nach Emden zur Rathausbrücke gehen, dann würde ich mein Glück machen." „Träume sind Schäume," sagt das Sprichwort. Die Frau wußte aber nicht, was darauf zu geben sei. Da ihr Mann indessen nichts zu versäumen habe, so könne er es ja versuchen; mache er auch gerade sein Glück nicht, so fände er dort vielleicht Arbeit. „Baat et näit, dan schaad't ook näit," war ihre Meinung. Der Mann zog sein Wams an und ging nach Emden, wo er zeitig auf der Rathausbrücke anlangte. Es war ein bitterkalter Wintertag. Die Leute, die sich in den Straßen sehen ließen, liefen im Trabe; niemand bekümmerte sich um den Mann, der bei der strengen Kälte bis an den Abend immer auf und ab, auf und ab ging und jedermann fragend ins Gesicht sah, ob man ihm nichts zu sagen habe. Seine Hoffnung war mit der Sonne gesunken, sie wollte mit ihr untergehen, und er hatte sich gerade vorgenommen, nur noch einmal hin und her zu wandern, als ein Ratsherr in langem, weitem Mantel daher- kam, zu ihm trat und ihn fragte: „Lieber Mann, Ihr geht hier den ganzen Tag auf der Brücke hin und her und haltet den Weg warm; erwartet Ihr jemand?" „Ja und nein," antwortete der Gefragte und erzählte dann seinen Traum. „Träume sind Schäume!" sprach der Ratsherr, „wer das nicht glaubt, sein Bett verkauft, liegt nackt und bloß im Stroh. Ich hatte einmal einen ähnlichen Traum. Du mußt — so träumte mir — über die Ems ins Rheiderland gehen und dich so und so und rechts und links wenden, dann kommst du an einen Kreuzweg; an dem Kreuzwege steht ein Häuschen; vor dem Häuschen steht ein Birnbaum, und unter

5. Teil 4 = Kl. 5 u. 4 - S. 405

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
405 Romane, Vater und Sohn dagegen nichts als Reisebeschreibnngen, zumal recht abenteuerliche. Mit dem Schlage zehn begibt sich alles zur Ruhe, und tiefe Stille herrscht alsdann im ganzen weiten, sonst so rührigen Hause. Nur die gute, sorgsame Mutter macht noch einen späten Rundgang durch die Räume und schaut überall nach Feuer und Licht. — Ein Mutterauge ist scharf und wacht gern am längsten. Das ist ein Tag auf dem Marschhofe — ein Stück norddeutschen Bauernlebens. 241. Oa§ i)ermannsdenkmal. von Levin scbüdnng. Das malerische und romantische Westfalen. 4. Ausl. Paderborn 1898. 8. 124. V^luf der Grotenburg, einem der Berge in der Nähe Detmolds, steht •vl seit 1875 das Hermannsdenkmal zu Ehren jenes Cheruskerherzogs Arminius, der als Führer großer und zahlreicher Germanenstämme die römischen Legionen in den zahlreichen Schluchten der Osnegge oder des Teutoburger Waldes im Jahre 9 nach Christus vernichtete. Diesem Helden, dessen Gestalt in den Überlieferungen seines Volkes sich so übermenschlich groß bildete, da sie in die unbestimmten Umrisse unserer grauesten Urgeschichte hineinragt, ein Denkmal zu errichten, war der Lebensgedanke eines süddeutschen Bildhauers, Ernst von Bändel. In seinen Jünglingsjahren, 1819, hat er den Entwurf zuerst gezeichnet. Als er 1839 zum ersten Male den Teutoburger Wald durchwanderte, wählte er aus der Grotenburg den Platz für das Denkmal. Unter großer Feierlichkeit wurde 1841 der Grundstein des turmartigen Unter- baues gelegt, 1846 der letzte Stein eingesetzt; der gewaltige Sockel der Bildsäule, 30 Meter hoch, war vollendet. Aber die Ungunst der Zeit trat der Ausführung und Errichtung der ehernen Bildsäule des Befreiers von Deutschland hindernd entgegen. Nach dem großen Kriege von 1870, nach der Wiederherstellung des Deutschen Reiches bewilligten Kaiser und Reichstag die Mittel zur Errichtung des Standbildes. Mit jugendlichem Eifer arbeitete der greise Künstler, und es war ihm vergönnt, selbst das Denkmal dem deutschen Volke zu übergeben. In der Anwesenheit Kaiser Wilhelms I. und seines Nachfolgers, des Kaisers Friedrich, des Fürsten Leopold zur Lippe und vieler anderer deutschen Fürsten mit glänzendem Gefolge inmitten einer unzählbaren Volksmenge fand am sonnigen 16. August 1875 die feierliche Übergabe statt. Die aus Kupferplatten hergestellte Bildsäule, die den Helden, in kriegerischer Stellung, mit erhobenem Schwerte gen Westen gerichtet, darstellr, ist bis zur Schwertspitze 28 Meter hoch. Auf den beiden Seiten des Schwertes sind mit Goldschrift die Worte eingegraben: „Deutsche Einigkeit meine Stärke! Meine Stärke Deutschlands Macht!"

6. Teil 4 = Kl. 5 u. 4 - S. 406

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
406 Zu Füßen der Bildsäule auf den Zinnen des Unterbaues bietet eine Galerie die erhabenste Rundschau über das weite Berg- und Hügelland, wo ehedem die römischen Legionen hin- und herzogen, um ihre Herrschaft zu befestigen, bis die Cherusker und Brukterer sie mit kräftiger Faust über den Rhein wiesen. Hier schaut man von den südlichen Höhen des Osning bis zur Porta Westfalica und dem Wiehen- gebirge, von hier überblickt man die von Hügelketten durchsetzte, reiche Ebene mit den lieblichen Städten Detmold, Lage, Lemgo, Herford, Bielefeld und die großen Heerstraßen, welche nach Westen an Bielefeld vorbei und durch die Dörenschlucht in die weite Senne und ins Münster- land hineinführen. Der ganze Unterbau mit Sockel und Erzbild hat eine Höhe von über 60 Meter. 242. Hünengräber und Hünenbetten in Norddeutsch- land. Von Johannes Trojan. Die Landjugend. Herausg. von Heinr. Sohnrey. 8. Jahrg. Berlin 1904. S. 136. er cten Teil der Mark Brandenburg durchwandert, der die Altmark genannt wird, stößt hie und da, manchmal in unmittelbarer Nähe einer Ortschaft, manchmal in einsamer Heide oder im Kiefern- walde, auf einen Haufen mächtiger, grauer Fels- stücke, deren Anordnung bezeugt, daß sie von Menschenhand zusammengestellt sind. Einzelne Blöcke von Granit findet man überall im ganzen norddeutschen Flachlande, und in großer Zahl ragen sie am Strande der Ostsee aus dem flachen Wasser hervor, bei Seegang den Wellen sich entgegenstellend, die sich hochaufspritzend an ihnen brechen. Es sind die erratischen oder Findlingsblöcke, die in Urzeiten, so nimmt man an, als die Erde noch ein ganz anderes Gesicht zeigte als heute, mit Gletschern von den skandinavischen Gebirgen in unsere Ebenen heruntergekommen sind. Aus solchen Blöcken zusammengefügt sind die eben erwähnten Steinsetzungen, die in der Altmark und anderwärts gefunden werden. • Es ist noch nicht lange her, seit die Gelehrten angefangen haben, sich mit diesen kunstlosen Steinbauten zu beschäftigen. Man hat gefunden, daß es alte Grabstätten sind. Solcher Grab- stätten aus zusammengestellten Steinen gibt es mehrere Arten. Bei der einen Art sind die großen Steine, die das eigentliche Grab bilden, von einem Erdhügel bedeckt; diese Art nennt man Hünen- gräber. Bei den andern stehen die Steine frei da, gewöhnlich auf einer künstlich geschaffenen geringen Erhöhung des Bodens. Diese Art nennt man Hünenbetten.

7. Teil 2 = Kl. 7 - S. 132

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
132 die Füße noch fort konnten, bis es bald Abend werden wollte. Da sah es ein kleines Häuschen und ging hinein, sich zu ruhen. In dem Häuschen war alles klein, aber so zierlich und reinlich, daß es nicht zu sagen ist. Da stand ein weiß gedecktes Tischlein mit sieben kleinen Tellern, jedes Tellerlein mit seinem Löffelein, ferner sieben Messerlein und Gäblein und sieben Becherlein. An der Wand waren sieben Bettlein nebeneinander aufgestellt und schneeweiße Laken darüber gedeckt. Sneewittchen, weil es so hungrig und durstig war, aß von jedem Tellerlein ein wenig Gemüs und Brot und trank aus jedem Becherlein einen Tropfen Wein; denn es wollte nicht einem allein alles wegnehmen. Hernach, weil es so müde war, legte es sich in ein Bettchen, aber keins paßte: das eine war zu lang, das andere zu kurz, bis endlich das siebente recht war, und darin blieb es liegen, befahl sich Gott und schlief ein. Als es ganz dunkel geworden war, kamen die Herren von dem Häuslein; das waren sieben Zwerge, die in den Bergen nach Erz hackten und gruben. Sie zündeten ihre sieben Lichtlein an, und wie es nun hell int Häuslein ward, sahen sie, daß jemand darin gewesen war; denn es stand nicht alles so in der Ordnung, wie sie es verlassen hatten. Der erste sprach: „Wer hat auf meinem Stühlchen gesessen?" Der zweite: „Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?" Der dritte: „Wer hat von meinem Brötchen genommen?" Der vierte: „Wer hat von meinem Ge- müschen gegessen?" Der fünfte: „Wer hat mit meinem Gäbelchen gestochen?" Der sechste: „Wer hat mit meinem Messerchen geschnitten?" Der siebente: „Wer hat ans meinem Becherlein getrunken?" Dann sah sich der erste um und sah, daß ans seinem Bett eine kleine Delle war, da sprach er: „Wer hat in mein Bettchen getreten?" Die andern kamen gelaufen und riefen: „In meinem hat auch jemand gelegen." Der siebente aber, als er in sein Bett sah, erblickte Sneewittchen, das lag darin und schlief. Nun rief er die andern, die kamen herbeigelaufen und schrien vor Verwunderung, holten ihre sieben Lichtlein und beleuchteten Sneewittchen. „Ei, du mein Gott, ei, du mein Gott!" riefen sie, „was ist das Kind schön!" und hatten so große Freude, daß sie es nicht aufweckten, sondern im Bettlein fortschlafen ließen. Der siebente Zwerg aber schlief bei seinen Gesellen, bei jedem eine Stunde, da war die Nacht herum. Als es Morgen war, erwachte Sneewittchen, und wie es die sieben Zwerges sah, erschrak es. Sie waren aber freundlich und fragten: „Wie heißt du?" „Ich heiße Sneewittchen," antwortete es. „Wie bist du in unser Haus gekommen?" sprachen weiter die Zwerge. Da erzählte es ihnen, daß seine Stiefmutter es hätte wollen umbringen lassen, der Jäger

8. Teil 2 = Kl. 7 - S. 133

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Vs 133 und Brot und trank aus jedem Becherlein einen Tropfen Wein; denn es wollte nicht einem allein alles wegnehmen. Hernach, weil es so müde war, legte es sich in ein Bettchen, aber keins paßte: das eine war zu lang, das andere zu kurz, bis endlich das siebente recht war, und darin blieb es liegen, befahl sich Gott und schlief ein. Als es ganz dunkel geworden war, kamen die Herren von dem Häuslein; das waren sieben Zwerge, die in den Bergen nach Erz hackten und gruben. Sie zündeten ihre sieben Lichtlein an, und wie es nun hell im Häuslein ward, sahen sie, daß jemand darin gewesen war; denn es stand nicht alles so in der Ordnung, wie sie es verlassen hatten. Der erste sprach: „Wer hat auf meinem Stühlchen gesessen?" Der zweite: „Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?" Der dritte: „Wer hat von meinem Brötchen genommen?" Der vierte: „Wer hat von meinem Ge- müschen gegessen?" Der fünfte: „Wer hat mit meinem Gäbelchen gestochen?" Der sechste: „Wer hat mit meinem Messerchen geschnitten?" Der siebente: „Wer hat aus meinem Becherlein getrunken?" Dann sah sich der erste um und sah, daß auf seinem Bett eine kleine Delle war, da sprach er: „Wer hat in mein Bettchen getreten?" Die andern kamen gelaufen und riefen: „In meinem hat auch jemand gelegen." Der siebente aber, als er in sein Bett sah, erblickte Sneewittchen, das lag darin und schlief. Nun rief er die andern, die kamen herbeigelaufen und schrien vor Verwunderung, Hollen ihre sieben Lichtlein und beleuchteten Sneewittchen. „Ei, du mein Gott, ei, du mein Gott!" riefen sie, „was ist das Kind schön!" und hatten so große Freude, daß sie es nicht aufweckten, sondern im Bettlein fortschlafen ließen. Der siebente Zwerg aber schlief bei seinen Gesellen, bei jedem eine Stunde, da war die Nacht herum. Als es Morgen war, erwachte Sneewittchen, und wie es die sieben Zwerge sah, erschrak es. Sie waren aber freundlich und fragten: „Wie heißt du?" „Ich heiße Sneewittchen," antwortete es. „Wie bist du in unser Haus gekommen?" sprachen weiter die Zwerge. Da erzählte es ihnen, daß seine Stiefmutter es hätte wollen umbringen lassen, der Jäger hätte ihm aber das Leben geschenkt, und da wäre es gelaufen den ganzen Tag, bis es endlich ihr Häuslein gefunden hätte. Die Zwerge sprachen: „Willst du unsern Haushalt versehen, kochen, betten, waschen, nähen und stricken, und willst du alles ordentlich und reinlich halten, so kannst du bei uns bleiben, und es soll dir an nichts fehlen." „Ja," sagte Snee- wittchen, „von Herzen gern," und blieb bei ihnen. Es hielt ihnen das Haus in Ordnung: morgens gingen sie in die Berge und suchten Erz und Gold, abends kamen sie wieder, und da mußte das Essen bereit sein.

9. Teil 2 = Kl. 7 - S. 146

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
146 fragte bei ihm an, ob er der Doktor Allwissend wäre. Ja, der wäre er. So sollte er mitgehen und das gestohlene Geld wieder schaffen. O ja, aber die Grete, seine Frau, müßte auch mit. Der Herr war das zufrieden, ließ sie beide in den Wagen sitzen, und sie fuhren zusammen fort. Als sie auf den adligen Hof kamen, war der Tisch gedeckt, da sollte er erst mitessen. Ja, aber seine Frau, die Grete, auch, sagte er und setzte sich mit ihr hinter den Tisch. 2. ' Wie nun der erste Bediente mit einer Schüssel schönem Essen kam, stieß der Bauer seine Frau an und sagte: „Grete, das war der erste," und meinte, es wäre derjenige, welcher das erste Essen brächte. Der Bediente aber meinte, er hätte damit sagen wollen: „Das ist der erste Dieb," und weil er's nun wirklich war, ward ihm angst, und er sagte draußen zu seinen Kameraden: „Der Doktor weiß alles, wir kommen übel an; er hat gesagt, ich wäre der erste." Der Zweite wollte gar nicht herein, er mußte aber doch. Wie er nun mit seiner Schüssel hereinkam, stieß der Bauer seine Frau an: „Grete, das ist der zweite." Dem Bedienten ward ebenfalls angst, und er machte, daß er hinauskam. Dem dritten ging's nicht besser; der Bauer sagte wieder: „Grete, das ist der dritte." Der vierte mußte eine verdeckte Schüssel hereintragen, und der Herr sprach zum Doktor, er sollte seine Kunst zeigen und raten, was darunter läge; es waren aber Krebse. Der Bauer sah die Schüssel an, wußte nicht, wie er sich helfen sollte, und sprach: „Ach, ich armer Krebs!" Wie der Herr das hörte, rief er: „Da, er weiß es, nun weiß er auch, wer das Geld hat!" 3. Dem Bedienten aber ward gewaltig angst, und er blinzelte den Doktor an, er möchte einmal herauskommen. Wie er nun hinauskam, gestanden sie ihm alle viere, sie hätten das Geld gestohlen; sie wolltews ja gerne herausgeben und ihm eine schwere Summe dazu, wenn er sie nicht ver- raten wollte; es ginge ihnen sonst an den Hals. Sie führten ihn auch hin, wo das Geld versteckt lag. Damit war der Doktor zufrieden, ging wieder hinein, setzte sich an den Tisch und sprach: „Herr, nun will ich in meinem Buche suchen, wo das Geld steckt." Der fünfte Bediente aber kroch in den Ofen und wollte hören, ob der Doktor noch mehr wüßte. Der saß aber und schlug sein Abcbuch auf, blätterte hin und her und suchte den Göckelhahn. Weil er ihn nun nicht gleich finden konnte, sprach er: „Du bist doch darin und mußt auch heraus." Da meinte der im Ofen, er wäre gemeint, sprang voller Schrecken heraus

10. Teil 2 = Kl. 7 - S. 132

1915 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
132 die Füße noch fort konnten, bis es bald Abend werden wollte. Da sah es ein kleines Häuschen und ging hinein, sich zu ruhen. In dem Häuschen war alles klein, aber so zierlich und reinlich, daß es nicht zu sagen ist. Da stand ein weiß gedecktes Tischlein mit sieben kleinen Tellern, jedes Tellerlein mit seinem Löffelein, ferner sieben Messerlein und Gäblein und sieben Becherlein. An der Wand waren sieben Bettlein nebeneinander aufgestellt und schneeweiße Laken darüber gedeckt. Sneewittchen, weil es so hungrig und durstig war, aß von jedem Tellerlein ein wenig Gemüs und Brot und trank aus jedem Becherlein einen Tropfen Wein; denn es wollte nicht einem allein alles wegnehmen. Hernach, weil es so müde war, legte es sich in ein Bettchen, aber keins paßte: das eine war zu lang, das andere zu kurz, bis endlich das siebente recht war, und darin blieb es liegen, befahl sich Gott und schlief ein. Als es ganz dunkel geworden war, kamen die Herren von dem Häuslein; das waren sieben Zwerge, die in den Bergen nach Erz hackten und gruben. Sie zündeten ihre sieben Lichtlein an, und wie es nun hell im Häuslein ward, sahen sie, daß jemand darin gewesen war; denn es stand nicht alles so in der Ordnung, wie sie es verlassen hatten. Der erste sprach: „Wer hat auf meinem Stühlchen gesessen?" Der zweite: „Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?" Der dritte: „Wer hat von meinem Brötchen genommen?" Der vierte: „Wer hat von meinem Gemüschen gegessen?" Der fünfte: „Wer hat mit meinem Gäbelchen gestochen?" Der sechste: „Wer hat mit meinem Messerchen geschnitten?" Der siebente: „Wer hat aus meinem Becherlein getrunken?" Dann sah sich der erste um und sah, daß aus seinem Bett eine kleine Delle war, da sprach er: „Wer hat in mein Bettchen getreten?" Die andern kamen gelaufen und riefen: „In meinem hat auch jemand gelegen." Der siebente aber, als er in sein Bett sah, erblickte Sneewittchen, das lag darin und schlief. Nun rief er die andern, die kamen herbeigelaufen und schrien vor Verwunderung, holten ihre sieben Lichtlein und beleuchteten Sneewittchen. „Ei, du mein Gott, ei, du mein Gott!" riefen sie, „was ist das Kind schön!" und hatten so große Freude, daß sie es nicht aufweckten, sondern im Bettlein fortschlafen ließen. Der siebente Zwerg aber schlief bei seinen Gesellen, bei jedem eine Stunde, da war die Nacht herum. Als es Morgen war, erwachte Sneewittchen, und wie es die sieben Zwerge sah, erschrak es. Sie waren aber freundlich und fragten: „Wie heißt du?" „Ich heiße Sneewittchen," antwortete es. „Wie bist du in unser Haus gekommen?" sprachen weiter die Zwerge. Da erzählte es ihnen, daß seine Stiefmutter es hätte wollen umbringen lassen, der Jäger
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