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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Teil 3 = Kl. 6 - S. 48

1913 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
48 gekommen sein, die Küchlein würden wieder Eier gelegt haben, aus denen wieder Küchlein gekommen sein würden, und so fort, was zuletzt eine ungeheure Summe ausmachte, die der Wirt forderte und der Richter ihm auch zubilligte. Ganz niedergeschlagen ging der Kaufmann aus dem Gerichts- saale; denn sein großes Vermögen langte bei weitem nicht, um die Schuldsumme zu bezahlen. Da begegnete ihm ein altes Männ- chen und sprach: „Herr, was habt Ihr Trauriges erlebt? Ihr seht ja aus wie die teure Zeit.“ Der reiche Holländer antwortete, wozu er ihm das sagen sollte, er könne ihm ja doch nicht helfen. „Wer weiß!“ sagte das Männchen, „ich bin ein guter Ratgeber, klagt mir nur Eure Not!“ Da erzählte er, wie er um zwölf Eier ein armer Mann werden sollte. „Wenn es weiter nichts ist,“ sprach das Männlein, „so geht nur gleich hin zum Richter und sagt ihm, die Sache müsse noch einmal verhandelt werden, Ihr hättet einen Fürsprech angenommen; dann will ich schon vor Gericht Euch helfen.“ „Wenn Ihr das fertig bringt,“ sagte der Kaufmann, „will ich Euch sechshundert Gulden geben.“ „Das wird sich finden,“ meinte das Männchen, „geht nur hin!“ Das tat der Kaufmann, und der Richter setzte einen Tag an, wo die Sache aufs neue zur Ver- handlung kommen und er mit seinem Rechtsbeistand erscheinen sollte. Als nun der Gerichtstag kam, war der Kaufmann zeitig genug da, aber das Männchen kam nicht. Die Gerichtsherren, die schon hinter dem grünen Tische saßen, fragten ihn ein über das andere Mal, wo denn sein Fürsprech bleibe, und die Stunde war fast vor- bei, nach deren Verlauf sie das erste Urteil bestätigen mußten. Endlich erschien das Männchen, und die Richter fragten, warum es denn solange ausgeblieben sei. Das Männchen antwortete: „Ich habe erst Erbsen kochen müssen.“ „Was habt Ihr denn mit den Erbsen machen wollen?“ fragten die Richter. „Die habe ich pflanzen wollen,“ gab das Männchen zur Antwort. „Ei,“ sagten die Richter, „gekochte Erbsen pflanzt man doch nicht, sonst kommen ja keine Früchte!“ „Und von gekochten Eiern,“ fiel das Männchen ein, „wären auch keine Küchlein gekommen. Darum seid so gut, ihr Herren, und sprecht ein ander Urteil! Denn dieser Kaufmann ist dem Wirt nur zwölf gekochte Eier schuldig, und die will er ihm gern bezahlen.“ Das leuchtete den Richtern ein; sie gaben ein anderes Urteil, und der Kaufmann bezahlte dem Wirt die zwölf Eier. Als er aber dem Männlein danken wollte, war es verschwunden.

2. Teil 4 = Kl. 5 u. 4 - S. 40

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
40 8. Zum ersten: Wann hoch ich im fürstlichen Rate zu Throne mich zeige im Kaiserornate, dann sollt Ihr mir sagen, ein treuer Wardein, wieviel ich wohl wert bis zum Heller mag sein. 9. Zum zweiten sollt Ihr mir berechnen und sagen, wie bald ich zu Rosse die Welt mag umjagen! Um keine Minute zu wenig und viel! Ich weiß, der Bescheid darauf ist Euch nur Spiel. 10. Zum dritten noch sollst du, o Preis der Prälaten, aufs Härchen mir meine Gedanken erraten. Die will ich dann treulich bekennen; allein es soll auch kein Titelchen Wahres dran sein. 11. Und könnt Ihr mir diese drei Fragen nicht lösen, so seid Ihr die längste Zeit Abt hier gewesen, so lass' ich Euch führen zu Esel durchs Land, verkehrt, statt des Zaumes den Schwanz in der Hand." — 12. Drauf trabte der Kaiser mit Lachen von hinnen. Das Pfäfflein zerriß und zerspliß sich mit Sinnen; kein armer Verbrecher fühlt mehr Schwulität, der vor hochnotpeinlichem Halsgericht steht. 13. Er schickte nach ein, zwei, drei, vier Un'vers'täten; er fragte bei ein, zwei, drei, vier Fakultäten, er zahlte Gebühren und Sporteln vollauf; doch löste kein Doktor die Fragen ihm auf. 14. Schnell wuchsen bei herzlichem Zagen und Pochen die Stunden zu Tagen, die Tage zu Wochen, die Wochen zu Monden; schon kam der Termin! Ihm ward's vor den Augen bald gelb und bald grün. 15. Nun sucht' er, ein bleicher, hohlwangiger Werther, in Wäldern und Feldern die einsamsten Örter. Da traf ihn auf selten betretener Bahn Hans Bendix, sein Schäfer, am Felsenhang an. 16. „Herr Abt," sprach Hans Bendix, „was mögt Ihr Euch grämen? Ihr schwindet ja wahrlich dahin wie ein Schemen. Maria und Joseph! wie hotzelt Ihr ein! Mein Sixchen, es muß Euch was angetan sein." 17. ,Ach, guter Hans Bendix, so muß sich's wohl schicken, der Kaiser will gern mir am Zeuge was flicken und hat mir drei Nüss' auf die Zähne gepackt, die schwerlich Beelzebub selber wohl knackt.

3. Teil 4 = Kl. 5 u. 4 - S. 43

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
38. „Ha, bravo! Du trägst, wie ich merke, Geselle, das Herz wie den Kopf auf der richtigen Stelle! Drum sei der Pardon ihm in Gnaden gewährt und obendrein dir ein Panisbrief beschert. 39. Wir lassen dem Abt von St. Gallen entbieten: Hans Bendix soll ihm nicht die Schafe mehr hüten; der Abt soll sein pflegen nach unserm Gebot umsonst bis an seinen sanftseligen Tod!" 36. Scipio. Von Gottfried Kinkel. Gedichte. 1. Aufl. Stuttgart und Tübingen 1843. S. 3. 1. Schau dort den Mann! Er kommt gegangen, die Toga lässig umgehangen; das ist der große Scipio, dem sich Karthago gab verloren, vor dem vor Roms geborstnen Toren des Barkas grauser Enkel floh. 2. Es ist der Weg zum Kapitole, den er mit ruhmbeschwingter Sohle als Triumphator einst erstieg. Er geht mit ernster Römersitte auch heut’ hinauf in festem Schritte, als führt’ er eine Schar zum Sieg. 3. Und dennoch dürft’ er heute zagen! Mag jedes Haupt er überragen, die Mißgunst haßt sein großes Tun. Er ist verklagt als Landverräter, und vor dem Hof der greisen Väter erhebt die Klage der Tribun. 4. „Wir haben Gold dir reich gesendet, es ward auf diesen Krieg verschwendet des Volkes Schweiß und letzte Kraft. Dir haben wir uns überlassen, du hast verstreut des Silbers Massen; — wohlan, so gib uns Rechenschaft! 5. Stolz gibst du reiche Pracht zu schauen; rings an den Bergen, auf den Auen wird Öl und Korn und Wein dir reif.

4. Teil 4 = Kl. 5 u. 4 - S. 44

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
44 Wer mag dem Zweifel da gebieten? Und drum im Namen der Quinten verklag’ ich dich auf Unterschleif!“ 6. Da hebt sich Scipio vom Sitze; es bleiben seines Auges Blitze mitleidig auf dem Kläger ruhn. Aufschlägt er eine Bücherrolle, und mild, als wüßt’ er nichts vom Grolle, beginnt er seine Rede nun: 7. ,,Reicht wär’s, ihr Väter, mir, zu rechten! Ich schrieb im Feld in heißen Nächten dies Rechnungsbuch mit eigner Hand. Von meinem Quästor untersiegelt, des Lippe jetzt der Tod verriegelt, ist’s meiner Ehre gültig Pfand. 8. Und weil mich die Erinn’rung freute, so hielt ich's aufbewahrt bis heute; nun aber, dünkt mich, ist’s genug. Zu fragen nach Beweis und Pfande, es wäre mir und euch zur Schande — dies meine Antwort! kommt zum Spruch!“ 9. Er schweigt und reißt das Buch in Fetzen, und wirft es zu des Hofs Entsetzen aufs Kohlenbecken Stück für Stück. Dann schürt bedachtsam er die Flammen, bis es zur Asche fiel zusammen, und geht zu seinem Sitz zurück. 10. Still wird’s — dann jauchzt es in der Runde: „Frei, frei von Schuld!“ aus jedem Munde; der Kläger bebt in banger Scham. Doch in dem wilden Beifallrufen neigt sich der Held und geht die Stufen hinab so ruhig, wie er kam. 37. Drusus’ Tod. Von Karl Simrock. Rheinsagen. 7. Aufl. Bonn 1874. S. 281. 1. Drusus ließ in Deutschlands Forsten goldne Römeradler horsten, an den heil’gen Göttereichen klang die Axt mit freveln Streichen.

5. Teil 4 = Kl. 5 u. 4 - S. 203

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
der Nacht erwachten die beiden Männer von einem furchtbaren Rumor in der Mühle. Es ging dort kopfüber und kopfunter, und dazwischen hörte man das tiefe Brummen des Bären und hie und da ein Quieken und jämmerlich Grunzen. „Horch," sagte der Müller, „da hat der Kobold sich an den Bären gemacht." — „Das wird allein sein eigener Schade sein," lachte der Bärenführer. — „Ja, wollte Gott," seufzte der Müller, „daß der Bär meinem Plagegeiste recht ordentlich den dicken Kopf zurechtsetzte!" Noch ein heller Schrei, dann war alles still, und die Männer schliefen wieder ein. Am Morgen fand man den Bären wohlbehalten in der Mühle, und nachdem der Müller seine Gäste noch mit Speise und Trank erquickt hatte, zog der Fremde mit seinem Bären unter herzlichem Danke von dannen. Und sieh, von Stund an ließ sich kein Kobold mehr in der Mühle sehen. Der Bär mußte es ihm verleidet haben. — Wer war glücklicher darüber als der Müller? — So ging wohl ein ganzes Jahr hin. Da, an einem dunkeln Abend, als der Müller still in seiner Stube saß, öffnete sich leise die Tür, und zum Schrecken des Müllers steckte der Kobold seinen unförmigen Kopf in die Stube und sagte: „Mölla, Mölla, lewet juwe jrote schwarte Katt' noch?" Rasch faßte sich der Müller und rief: „Jo, deh lewet noch un hett sewen Jungen!" Da schlug der Kobold entsetzt die Tür zu und ist seitdem nie wieder- gekommen. 157. Vas 6elä im Stock. von paui Knötei. Oberschlesische Sagen. Nacherzählt von P. u. H. Knötei. Leipzig und Kattowitz 1907. 8. 20. Sin ft lebte in der Stadt Gleiße ein Mann, der von gewaltiger Hab- gier erfüllt war und vor keinem Mittel zurückscheute, sich zu bereichern. So geschah es einmal, daß er sich von einem reichen Fleischer dreißig Dukaten borgte. Als die bedungene Zeit um war und der Gläubiger seinen Schuldner um die Rückgabe mahnte, leugnete der, ihm noch etwas schuldig zu sein, und behauptete, alles zurückgegeben zu haben. Dem Fleischer blieb nichts anderes übrig, als ihn zu verklagen und vor das Gericht fordern zu lassen. Die Richter legten dem habgierigen Manne einen Eid auf; er solle schwören, daß er die Summe dem andern schon wiedergegeben habe. Zum festgesetzten Termin erschien der Beklagte vor den Schranken des Gerichts, in der Rechten einen dicken, schweren Stock. Der Richter forderte ihn auf, zu bedenken, daß er mit seinem Eide den lieben Gott im Himmel zum Zeugen auffordere, und daß schwere irdische und ewige himmlische Strafe den Meineidigen treffe. Alle schauten darauf den Beklagten an; denn sie meinten, er könne, wenn ihm seiner Seele Seligkeit lieb sei, den Eid nicht leisten. Der

6. Teil 4 = Kl. 5 u. 4 - S. 297

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
vor; nur der Tiberfluß trennte ihn noch von Rom. Und schon näherte er sich der einzigen Brücke, welche die beiden Ufer des Flusses mit- einander verband; da stellte sich der junge Horatius Cocles mit zwei Genossen vorn an der Brücke auf, befahl den Römern am andern Ufer, die Brücke abzubrechen, und wehrte den heranstürmenden Feinden mit dem Schwerte. Da die Pfeiler der Brücke wanken, eilen seine beiden Genossen zurück; aber Horatius Cocles hält aus, bis der ganze Bau hinter seinem Rücken zusammenstürzt. Dann erst wirft er sich mit seiner- ganzen Rüstung in den Strom; ein Hagel von Pfeilen folgt ihm nach, aber unversehrt erreicht er das andere Ufer und wird freudig von den Seinigen als Retter begrüßt. Mncins Scävola. Porsena beschloß nun, die Stadt durch Hunger zur Übergabe zu zwingen, und Rom kam durch die Belagerung in große Not. Da gedachte ein edler Römer, mit Namen Mncins, die Stadt durch eine kühne Tat von dem Feinde zu befreien. Mit einem Dolche unter dem Mantel schlich er sich in das Lager der Etrusker. So kam er an das königliche Zelt, wo den Kriegern gerade der Sold ausgezahlt wurde. Mucius kannte den Porsena nicht, glaubte den König aber in einem reich gekleideten Manne zu erkennen, an welchen die Soldaten sich wandten. Er eilte auf ihn zu und durchbohrte ihn. Zu spät erkannte er seinen Irrtum; er hatte den Schreiber des Porsena getötet. Man führte ihn vor den König. „Wer bist du?" fragte ihn dieser, „und was bewog dich zu dieser blutigen Tat?" „Mein Name ist Mucius," ent- gegnete der unerschrockene Jüngling, „ich bin ein Römer, und nicht deinen Schreiber, dich selbst gedachte ich zu ermorden. Auch bin ich nicht der einzige, der dir nach dem Leben trachtet; mich traf zuerst das Los, den Mordversuch zu wagen. Er ist mißlungen, aber du wirst dennoch den Dolchen der Unsrigen nicht entgehen." Erschreckt bedrohte ihn der König mit dem Tode, wenn er nicht alles entdecke. Da streckte der junge Römer entschlossen seine Hand, zum Beweise, daß er den Tod nicht fürchte, in die Glut eines nahen Kohlenfeuers und ließ sie langsam verbrennen. Entsetzen und Bewunderung ergriff den König ob dieser Tat. „Geh," sagte er, „geh ungestraft! Du hast feindseliger an dir als an mir gehandelt." Die Römer aber gaben dem kühnen Jünglinge den Ehrennamen „Scävola" (Linkhand) und beschenkten ihn reichlich. Clölia. Durch die lange Belagerung gedrängt, entschlossen sich die Römer- endlich, mit dem Porsena Frieden zu schließen. Sie traten einen Strich Landes an ihn ab und stellten ihm eine Anzahl Geiseln. Unter diesen befand sich auch die edle Clölia mit mehreren anderen Jungfrauen.

7. Teil 4 = Kl. 5 u. 4 - S. 298

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
298 07070?0707070707070? Gleich in der ersten Nacht entfloh sie mit ihren Gefährtinnen, stürzte sich in den Tiber und gelangte glücklich wieder nach Rom. Aber der Senat wollte den abgeschlossenen Vertrag nicht brechen und schickte die Jungfrauen zum Porsena zurück. Dieser bewunderte die Kühnheit der Clölia, schenkte ihr die Freiheit und erlaubte ihr, sich auch noch einige von den übrigen Geiseln auszubitten. Sie wählte die jüngsten unter den Mädchen aus. — Seitdem gab Tarquinius sein Bestreben auf. An seinem Glücke verzweifelnd, floh er nach Cumä, wo er nicht lange nachher starb. 201. Cm Vilct aus Äsr römilcken Uarlerzeil. Von 6rnft von «Kjildenbrucb. Claudias Garten. 13. Auflage. Berlin 1900. 8. 1. endlich ist die Nacht zu ihrem Recht gekommen — es wird still über Rom. Drüben, rechts überm Tiberstrom, über den Gärten des Nero, wo heut die Peterskirche sich erhebt und das Gebäude des Vatikans, ist der Himmel rot von goldigroter Glut, die aus dem Dickicht der Gartenbüsche zum Himmel schwelt. Ist etwa Feuersbrunst in Rom? Schon wieder? Ganz Italien sprach ja von dem furchtbaren Brande, der wenige Wochen zuvor, im letztverflossenen Monat Juli, die Hauptstadt der Welt verwüstet harte. Man sprach davon, und wenn man gesprochen hatte, fing man an zu flüstern: „Das Feuer, sagt man, ist angelegt worden — wißt ihr von wem? Der Cäsar selbst hat Rom in Brand gesteckt. Auf den Zinnen seines Palastes, auf dem Palatinischen Berge hat er gestanden, die Laute im Arm, und als das Feuermeer zu seinen Füßen raste, hat er vom Brande Trojas zur Harfe gesungen." Ist es also wieder etwas Derartiges? Es sieht nicht so aus. Die Glut dort drüben bewegt sich nicht vom Fleck; ruhig und senkrecht steigt sie empor wie Flammen, die von Altären lodern oder aus Pechpfannen oder von Fackeln. Rom ist drüben, jenseits des Tiber, zu Gaste beim Nero, der heute in seinen Gärten den Römern ein Fest gibt, wie es noch nicht dagewesen ist seit den Tagen von Romulus und Remus. — Über die Brücke, die ungefähr in der Gegend der heutigen Engels- brücke die Ufer des Stromes verband, über den Pons Triumphalis, wälzt sich vom rechten Ufer her ein tobender Menschenhaufen. Hinter dem dunklen Schwarm und über den Köpfen der Menge flackert und flammt es von Fackeln, die im Kreise geschwungen werden, und dann erscheinen keuchenden Laufes, in weiten Sprüngen wie Panther dahin- sausend, braune, nackte numidische Fackelträger, die sich mit gellendem Geschrei in die Menschenmassen werfen und sie nach rechts und links auseinanderstoßen, so daß eine Gasse in der Menge entsteht. Rosse-

8. Teil 4 = Kl. 5 u. 4 - S. 17

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
und harren der Schlag' und der Schelten. Doch siehe, man kostet: „Ein herrliches Bier!" Man trinkt in die Runde schon dreimal und vier, und noch nimmt der Krug nicht ein Ende. 7. Das Wunder, es dauert zum morgenden Tag; doch fraget, wer immer zu fragen vermag: „Wie ist's mit den Krügen ergangen?" Die Mäuslein, sie lächeln, im stillen ergeht; sie stammeln und stottern und schwatzen zuletzt, und gleich sind vertrocknet die Krüge. 8. Und wenn euch, ihr Kinder, mit treuem Gesicht ein Vater, ein Lehrer, ein Aldermann spricht, so horchet und folget ihm pünktlich! Und liegt auch das Zünglein in peinlicher Hut, verplaudern ist schädlich, verschweigen ist gut, dann füllt sich das Bier in den Krügen. 18. Die Kaiíerwabl. von cudwig abland. Gedichte. Vollständige kritische Ausgabe, besorgt von Erich Schmidt und Julius Hartmann. Stuttgart 1898. Der fromme Kaiser Heinrich war gestorben, des sächsischen Geschlechtes letzter Zweig, das glorreich ein Jahrhundert lang geherrscht. Als nun die Botschaft in das Reich erging, 5 da fuhr ein reger Geist in alles Volk, ein neu Weltalter schien heraufzuziehn; da lebte jeder längst entschlafne Wunsch und jede längst erloschne Hoffnung auf. Kein Wunder jetzo, wenn ein deutscher Mann, 10 dem sonst so Hohes nie zu Hirne stieg, sich heimlich forschend mit den Blicken maß; — kann's doch nach deutschem Rechte wohl geschehn, daß, wer dem Kaiser heut den Bügel hält, sich morgen selber in den Sattel schwingt. 15 Jetzt dachten unsre freien Männer nicht an Hub- und Haingericht und Markgeding, wo man um Esch' und Holzteil Sprache hält; — nein, stattlich ausgerüstet zogen sie aus allen Gauen, einzeln und geschart, 20 ins Maienfeld hinab zur Kaiserwahl. Am schönen Rheinstrom, zwischen Worms und Mainz, Porger-Wolff, Lesebuch für Knaben-Mittelschulen. Iv. Brandenburg. 2

9. Teil 4 = Kl. 5 u. 4 - S. 204

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
204 aber reichte lächelnd dem Fleischer seinen Stock hin und sprach: „Haltet mir ihn, damit ich schwören kann," und dann hob er die Schwurfinger der rechten Hand empor und sprach dem Richter die Eidesmorte nach. So mußte er freigesprochen werden, und mit höhnischem Lächeln schritt der Mann zur Tür hinaus. Der Fleischer und seine Freunde aber erstaunten, wie er lächelnden Mundes ein so großes Verbrechen habe begehen können. Plötzlich gellte vom Fuße der Treppe ein unheimlicher Aufschrei, und als alle hinzueilten, fanden sie den, der eben noch so höhnisch ge- lächelt hatte, als toten Mann am Boden liegen; er war auf der Stiege ausgeglitten und hatte das Genick gebrochen. Zerbrochen war aber auch der schwere Stock, und die dreißig Dukaten, die in ihm versteckt gewesen, waren weit über den Estrich verstreut. So mar der Trug offenbar geworden. Da er seinem Schuldner das Geld im Stocke gegeben, so hatte der Arglistige geglaubt, ruhigen Gewissens schwören zu könuen. Aber Gott läßt sein nicht spotten — fast unmittelbar war die Strafe auf den Frevel gefolgt. 158. Die Hulnten schlackt bei Kernau. Von friedricb Schmidt. (Märkisches Sagenbuch.) im Jahre 1432 die Hussiten die Mark verwüsteten, sind sie auch Vt vor die damals sehr feste Stadt Bernau gekommen, die sie stürmen wollten. Sie sind aber von den Weibern, als sie die Mauern erstiegen, durch heißen Brei und heißes Wasser, das man auf sie herabschüttete, zurückgetrieben worden. Indessen hatte sich der Kurprinz Friedrich mit 6000 Mann von dem Berliner Tor bis zum Mühlentor und von da weiter bis halb an das Steintor gelagert und daselbst die Reichs- truppen erwartet. Nachdem diese angelangt, geht er den Belagerern in den Rücken und fällt sie von hinten an. Die in der Stadt samt den dahingeflüchteten, worunter allein 900 Knechte gewesen, fallen gleich- falls aus und greifen die Feinde von vorn an, so daß sie auf diese Weise in die Mitte gebracht und aufs Haupt geschlagen wurden. Das ist aber geschehen auf dem Felde, wo die Panke entspringt, und in so gewaltigen Strömen ist das Blut der Feinde geflossen, daß der Boden hier bis auf den heutigen Tag davon rot gefärbt worden, weshalb er den Namen das Blutfeld oder das rote Land erhalten. Der Tag der Schlacht ist aber der des heiligen Georg gewesen, der noch alljährlich in Bernau mit einem feierlichen Dankfest begangen wird. In der Mark aber kam damals der Spruch auf: „Der Bernausche heiße Brei macht die Mark hufsitenfrei."

10. Teil 4 = Kl. 5 u. 4 - S. 213

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Der Bauer von der Lürchlend kam, trat in die Stube und stieß einen Schrei aus. Der Korbflechter erschrak. Sollte dem Bauer die Krippe nicht recht sein? „Über und über recht!" rief der Bauer, „eine brave Form, die rechte Größe, was nicht leicht ist." „Ja, das glaube ich, daß es nicht leicht ist," versetzte der Flechter, „wenn du sagst, fünf- zehn Faß Kohlen muß sie tragen, da nimmt der Mensch den Bleistift und rechnet. Wäre das Ding viereckig oder rund, so möchte Umfang und Durchschnitt leicht berechnet sein, aber Sachen, die unten eng sind und in der Mitte einen Bauch haben sollen — mein Lieber, da gehört schon ein Kopf dazu!" „Ist ja alles recht, aber Flechter, aber Korbflechter!" rief der Bauer wieder, „wie bringst denn das Ungetüm zur Tür hinaus?!" „Herr Jesses, das hab' ich vergessen!" ------Das ist die Geschichte vom gescheiten Korbflechter zu Ober- Abelsberg. Eine grausame Todesart. Die Abelsberger, das sind von jeher die Klügsten gewesen im Land. Die fanden zu jeder Spalte den richtigen Keil. Eine der bewunderungswürdigsten Taten der Abelsberger war, wie sie die Maulwürfe eingeschüchtert haben. Die Wiesen um Abelsberg waren alljährlich, besonders im Herbst und Frühjahr, voller Maulwurfshügel. Des war der Gemeiuderat betrübt, und der Bürgermeister seufzte oftmals auf: „Liebe Genossen, wir kommen ganz um unser Gras!" Da geschah es, daß der tapfere Knabe Gosel, Bürgerssohn von Abelsberg — der Name dieses Braven steht im Ehrenbuche der Stadt mit goldenen Lettern — eines Tages einen lebenden Maulwurf fing und in einem Eisenkäfig nach Hause brachte. Auf dem Marktplatz wurde ein Tisch errichtet, auf den wurde der Käfig gestellt und angenagelt, und das Volk der Stadt strömte zusammen, um den dunkeln Bösewicht zu sehen. Unter Verwünschungen und Fäuste- ballen stürmte die Menge auf den Gefangenen ein, und die Polizei hatte zu tun, um ihn zu schützen vor der Volkswut, damit er ordnungsmäßig gerichtet werden konnte. Das Todesurteil war gesprochen, der Stab gebrochen über den armen Sünder, der hier auf dem Pranger stand. Selbiger gebärdete sich aber zur allgemeinen Entrüstung schier wohl- gemut, guckte mit seinen hellen Äuglein neugierig auf die Menge und schnupperte schalkhaft mit dem Schnäuzlein zwischen den Eisenstangen hervor. Noch war aber der hohe Rat wegen der Todesart nicht einig. Das stand fest: ein Beispiel sollte an diesem Gesellen aufgestellt werden, wie ein ähnliches das wühlende Geschlecht noch nicht erfahren hatte. Einige waren für das Hängen, aber der Verbrecher hatte dafür einen zu kurzen und dicken Hals, es wäre der Strick abgeglitten. Andere wollten ihn enthaupten, das fand der Rat jedoch viel zu ehrenvoll für den Schelm. Das Verbrennen wurde zurückgewiesen, weil der Feuertod erst recht einen glänzenden Schein um das Haupt des Verbrechers gelegt haben würde.
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