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1. Teil 2 = Kl. 7 - S. 36

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
36 du bist in gutem Schutz bei mir, auch nehm’ kein Mietgeld ich von dir, Platz ist ja für uns beide!“ 3. Das Spätzlein dankt und baut sich an; der Storch hat ihm kein Leid getan und hat ihn nicht verstoßen. So wohnten beide lange Zeit in Frieden und in Einigkeit, der Kleine bei dem Großen. 46. Der Fuchs und der Storch. von Wilhelm Curtman. 84 lehrreiche Geschichten für Kinder. Neue durchgesehene Ausgabe. Gießen o. I. S. 50. Der schadenfrohe Fuchs schickte einmal seinen Bedienten zu dem Herrn Storch und ließ ihn zum Mittagessen bitten. Der Storch ließ eine Empfehlung sagen, und er werde sich mit Ver- gnügen einfinden. Weil nun der Storch dachte: Der Fuchs ist ein reicher Herr, der wird gewiß etwas Gutes auftischen, so frühstückte er gar nicht, um desto besseren Appetit zum Mittagessen mitzu- bringen. Aber was geschah? Als der Storch ankam, wurde er mit großer Höflichkeit empfangen und an die schön gedeckte Tafel geführt. Auch stand auf derselben wirklich sehr kostbare Krebs- suppe und vortreffliche Rahmbrühe nebst süßem und mit Zimt bestreutem Brei, aber alles dies nicht in Schüsseln, sondern auf ganz flachen Tellern. Auch war weder Fleisch noch Brot noch Löffel zu sehen. Das kam dem Storch kurios vor; denn mit seinem langen Schnabel und seiner kurzen Zunge konnte er weder etwas schlürfen noch lecken. Jetzt fing der Fuchs an ein- zuladen und zu nötigen und hatte seinen Spaß an der Verlegenheit des hungrigen Storches, und um ihn noch mehr zu ärgern, nahm er selbst einen Teller nach dem andern vor sich und schlürfte und leckte alles rein auf. Und dazwischen sagte er zu seinem Gast: „Ei, ei, Herr Vetter, ist Ihnen denn gar nichts gefällig? Sie sind doch nicht blöde? Oder haben Sie etwa zu Hause schon etwas Besseres gespeist? Machen Sie es doch wie ich, und greifen Sie zu!“ Der Storch, der wohl sah, daß er angeführt war, schwieg still und ging nach Hause, als wenn gar nichts vor- gefallen wäre.

2. Teil 2 = Kl. 7 - S. 38

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
38 Wasser sehlte es gänzlich. Wie sie sich nun bemühte und abärgerte, stand plötzlich ein kleines buckliges Männlein vor ihr und sagte: „Gib mir dein Tüchlein, so lehr' ich dich zwei Sprüchlein." „Das wär' ein schöner Tausch!" rief lachend die Gänsechristel. „Sprüche weiß ich selbst genug." — „Aber meine Sprüchlein doch nicht," sagte das Männlein, „die könnten dir gute Dienste tun. Wenn du eine Gans würdest, dann würde deine Not schnell ein Ende haben; die Gänse würden deine Sprache verstehen und dir als ihrer Meisterin gehorchen." — „Das siel' mir ein, eine Gans zu werden," ries die Gänse- christel; „ich habe keine Lust, Gras und Hafer zu fressen und mich zu Martini schlachten zu lassen." „Hi! hi!" lachte der Kleine, „so ist's nicht gemeint. Das eine Sprüchlein macht dich zur Gans, und das andere macht dich wieder zur Gänsechristel." — „Da nimm!" sagte die Gänsechristel, knüpfte ihr Tüch- lein los und gab es dem kleinen Mann, der es sich um den Kops band und vor Freude umherhüpfte. Dann trat er vor die Gänsechristel hin und sagte ihr seine Sprüchlein. Das eine lautete: „Hurtedigurte, wer kanu's? Erst ein Mägdlein und jetzt eine Gans." Das andere hieß: „Hurtedigurte, wer kann's? Jetzt ein Mägdlein und erst eine Gans." „Vergiß nur das zweite Sprüchlein nicht," ries lachend der Kleine, „es wäre schade um dich, wenn du zu Martini geschlachtet würdest. Hi! hi!" Mit diesen Worten lief er dem nahen Walde zu und ver- schwand. Die Gänsechristel aber dachte: Du willst doch einmal die Sprüche versuchen und sehen, ob dich dies bucklige Kerlchen nicht betrogen hat. Sie sprach den ersten Spruch leise vor sich hin, und kaum war das letzte Wort von ihren Lippen, so war sie auch schon in eine schöne weiße Gans verwandelt worden. Die Gänse schienen sich gar nicht darüber zu wundern, sie kamen zutraulich herbei und singen an, über allerlei mit ihr zu schwatzen, und sie verstand die seltsame Sprache und konnte sie selbst reden. Am Abend sprach sie das andere Sprüchlein und stand sogleich wieder als Gänsechristel vor ihrer Herde. Von nun an hatte sie gute Zeit; denn es fehlte ihr nicht an Unterhaltung, und die Gänse gehorchten ihr gern. Wenn der Abend kam und die Gänse heimgetrieben werden sollten, sprach sie stets nur das andere Sprüchlein und trieb dann als Gänse-

3. Teil 2 = Kl. 7 - S. 49

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
so lang er war, so lang war auch die Ähre. Aber wie die Menschen sind, im Überfluß achten sie des Segens nicht mehr, der von Gott kommt, werden gleichgültig und leichtsinnig. Eines Tages ging eine Frau an einem Kornseld vorbei, und ihr kleines Kind, das neben ihr sprang, flel in eine Pfütze und beschmutzte sein Kleidchen. Da riß die Mutter eine Handvoll der schönen Ähren ab und reinigte ihm damit das Kleid. Als der Herr, der eben vorüberkam, das sah, zürnte er und sprach: „Fortan soll der Kornhalm keine Ähren mehr tragen: die Menschen sind der himm- lischen Gabe nicht länger wert." Die Umstehenden, die das hörten, er- schraken, fielen auf die Kniee und flehten, daß er noch etwas möchte an dem Halm stehen lassen: wenn sie selbst es auch nicht verdienten, doch der unschuldigen Hühner wegen, die sonst verhungern müßten. Der Herr, der ihr Elend voraussah, erbarmte sich und gewährte die Bitte. Also blieb noch oben die Ähre übrig, wie sie jetzt wächst. 58. Schulze Hoppe. Von Adalbert Kuhn und Wilhelm Schwartz. Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche. Leipzig 1848. S. 356. Es war einmal ein Schulze, der hieß Hoppe, dem konnte es der liebe Gott nie recht machen mit dem Wetter; bald war’s ihm zu trocken, bald regnete es zu viel, und da sagte der liebe Gott endlich: „Im nächsten Jahre sollst du das Wetter selbst machen.“ So geschah es denn auch, und der Schulze Hoppe ließ nun abwechselnd regnen und die Sonne scheinen, und das Getreide wuchs, daß es nur so eine Freude war, mannshoch. Als es nun aber zur Ernte kam, waren alle Ähren taub; denn Schulze Hoppe hatte den Wind vergessen, und der muß doch wehen, wenn das Getreide sich ordentlich besamen und Frucht tragen soll. Seit der Zeit hat Schulze Hoppe nicht mehr übers Wetter gesprochen und ist zufrieden damit gewesen, wie es unser Herrgott gemacht hat. 59. Kot*näbr£tl. Von Christoph von Scbmid. Gesammelte Schriften. Xvi. Bdch. 2. Aufl. Augsburg 1861. 8. 52. ®iu Landmann ging mit seinem kleinen Sohne Tobias auf den Acker hinaus, um zu sehen, ob das Korn bald reif sei. „Vater, wie kommt's doch," sagte der Knabe, „daß einige Halme sich so tief zur Erde neigen, andere aber den Kopf so aufrecht tragen? Diese müssen wohl recht vornehm sein; die andern, die sich so tief vor ihnen bücken, sind gewiß viel schlechter?" Der Vater pflückte ein paar Ähren ab und Lesebuch für Mittelschulen. Ii. 4

4. Teil 2 = Kl. 7 - S. 52

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
52 Haufen dort. Wie er nun so im besten Scharren und Kratzen und Krähen war, sah er am Wasser hinter dem Zaune Meister Reineke, den Fuchs, liegen, der rührte und regte sich nicht und schaute fortwährend eifrig nach dem Ufersande hin. Gokelmann hatte wohl schon oft in seinem Leben von dem bösen Hühnerdiebe gehört, aber nie einen gesehen, und weil nun der Fuchs rothaarig war und auch sonst viel Ähnlichkeit mit einem Hunde hatte, redete er ihn an und rief: „Du da, bist du nicht ein Bruder von unserm Phplax?" Der Fuchs, der schon lange den appetitlichen jungen Hahn da oben gewittert hatte, dachte: „Warte, dich will ich schon fassen, wenn ich dich nur erst hier habe!" Er blieb ruhig in seiner Stellung liegen und tat, als ob er nichts gehört hätte. „Du da, bist du nicht der Bruder von unserm Phplax?" ries das Hähnchen noch ein paarmal mit immer lauterer Stimme. „Ach, sieh da, liebster Gokelmann!" sprach endlich der Schlaue und richtete den Kopf in die Höhe, „wie bin ich froh, daß ich dich einmal zu sehen bekomme, du lieber, kleiner Kerl! Allerdings bin ich der Bruder vom Phplax, und der hat mir soviel Schönes von dir und deinem Bruder Hühnel erzählt. Ihr sollt ja beide prächtig krähen können, du glaubst nicht, wie gern ich das anhöre. Leider bin ich jetzt erkältet, und die Erkältung hat sich mir auf die Ohren geworfen, so daß ich schwer in der Ferne höre. Du würdest mir eine große Freude machen, wenn du über den Zaun zu mir herunterfliegen möchtest und mir so recht in der Nähe etwas vorkrähtest!" „Ich kann ja nicht zu dir kommen," sprach Gokelmann ganz traurig. Er fühlte sich so sehr geschmeichelt von dem Lobe des Fuchses. „Ach, wie schade!" sprach Meister Reineke, „ich wollte dich auch noch um eine andere Gefälligkeit bitten. Der Doktor hat mir geraten, ich soll wegen meiner Taubheit frische, lebendige Regenwürmer auf die Ohren legen; da bin ich nun hergekommen, um mir welche zu holen, und kann sie nicht gut mit meiner Schnauze fassen. Ja, wer deinen Schnabel hätte!" „Regenwürmer, fette Regenwürmer? Sind denn wirklich welche da?" fragte Gokelmann eifrig. „Ach, und was für welche!" sprach der Fuchs; „Kerle, wie die Aale so fett, das kribbelt und wibbelt davon hier unten beim Wasser. Nie in meinem Leben sah ich solche Menge beisammen."

5. Teil 2 = Kl. 7 - S. 53

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
3. Wie das der Gokelmann hörte, konnte er sich nicht halten; er hob die Flügel, um über den Zaun zum Fuchse hiuunterzufliegen. Sein liebstes Essen von der Welt waren ja sette Regenwürmer! — Aber vergebens! Gerade gestern hatte die Köchin ihn: die Flügel beschnitten, daniit er eben nicht überall hinfliegen könne. So ward es ihm un- möglich, hinunterzuflattern. Er klagte dem Fuchse sein Leid. Dieser wollte ihm auch eben einen guten Rat geben, wie er trotzdem aus dem Garten heraus zu ihm kommen könnte, da ließen sich aber in der Nähe Menschenstimmen hören. Der Fuchs hatte gerade noch Zeit, dem leichtgläubigen Gokelmann zuzurufen: „Komm morgen wieder, du Herzens-Gokelmann, und bring doch auch ja deinen lieb.en Bruder Hähnel mit! Dann wollen du?" Darauf streckte er den Schwanz hoch in die Luft und lief, was er nur konnte, ins Feld hinein. Traurig ging Gokelmann nach seinem Hofe. Fort- während dachte er an das leckere Frühstück, wovon der Fuchs ihm gesagt hatte. Da- heim angelangt, erzählte er nun seinen Eltern, was ihm begegnet war. Nach seinen Worten konnten die alten Hühner auch nicht anders denken, als daß der taube Freund am Ufer ein Hund gewesen wäre. „Alterchen!" sprach Frau Kratzefuß zum Hahn, „wie wär's, wenn wir morgen um diese Zeit alle zusammen nach der Stelle hingingen, wo die Regenwürmer sind? Wir haben lange keine gegessen, und es ist doch das Köstlichste, was ein Geschöpf essen kann." „Schon recht, Mutter!" sprach der alte Henning, „wir können schon hin, ich möcht' aber auch gern unsere lieben Kinder mitnehmen, und denen sind ja leider gestern die Flügel be- schnitten." „Wird schon gehen," sprach die Henne, „laß mich nur machen! Ich weiß, da ist unter dem Gartenzaun ein kleines Loch in der Erde, das kratzen und scharren wir beide so weit aus, daß wir die Kinder bequem durchbringen. Nicht wahr, du bist dabei?" „Nun, meinetwegen!" rief Henning, und die ganze Hahnfamilie freute sich schon im voraus auf das morgende Frühstück. wir mehr miteinander sprechen, hörst

6. Teil 2 = Kl. 7 - S. 57

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
62. ver fuchs und der Hahn. von Mop. Alte Fabeln zur Lust und Lehr. Herausgegeben von Heinrich Wolgast. München o. J. 2. Aufl. S. 6. Leise geändert. 1. Ein Hungriger Fuchs kam einstmals in ein Dorf und fand einen Hahn; zu dem sprach er also: „O mein Herr Hahn, welche schöne Stimme hat dein Herr Vater gehabt! Ich bin darum zu dir hierher gekommen, daß ich deine Stimme hören möchte. Darum bitt' ich dich, daß du singst mit lauter Stimme, damit ich hören kann, ob du eine schönere Stimme habest oder dein Vater." Da schwang der Hahn sein Gefieder, und mit geschlossenen Augen fing er an, aus das lauteste zu krähen. Indem sprang der Fuchs aus ihn zu, fing ihn und trug ihn in den Wald. Als das die Bauern gewahr wurden, liefen sie dem Fuchse nach und schrien: „Der Fuchs trägt unsern Hahn fort!" 2. Als der Hahn das hörte, sprach er zu dem Fuchs: „Hörst du, Herr Fuchs, was die groben Bauern sagen? Sprich du zu ihnen: Ich trage meinen Hahn und nicht den euern!" — Da ließ der Fuchs den Hahn aus dem Maule und sprach: „Ich trage meinen Hahn und nicht den euern." Indem flog der Hahn aus einen Baum und sprach: „Du lügst, Herr Fuchs, du lügst; ich gehöre den Bauern, nicht dir." Da schlug der Fuchs sich selbst aufs Maul und sprach: „O du böses Maul, wie viel schwatzest du! Wie viel redest du Unnützes'! Hättest du jetzt nicht geredet, so hättest du deinen Raub nicht verloren." Sprichwörter. 1. Schweigen schadet selten. 2. Schweigen ist heller als schwatzen. 3. Schweigen ist oft schwerer als reden. 63. Veriuchung. Von Robert Reinick. Märchen-, Lieder- u. Gescbichtenbuch. 13. Aufl. Bielefeld u. Leipzig 1904. 8. 94. I. Gar emsig bei den Büchern ein Knabe sitzt im Kämmerlein, da lacht herein durchs Fenster der lust'ge blanke Sonnenschein und spricht: „Lieb Kind! du sitzest hier? Komm doch heraus und spiel bei mir!" — Den Knaben stört es nicht: zum Sonnenschein er spricht: „Erst laß mich fertig sein!"

7. Teil 2 = Kl. 7 - S. 61

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
sie mitgenommen; danach hat sie mit ihrer feinen Haut selbst fliegen gelernt. Nun kommt sie alle Abende heraus wie ein Nachtwächter und fängt die kleinen Diebe hinweg: die Motten und Käfer. Sie schwirrt schnell wie eine Schwalbe zwischen Büschen und Bäumen hindurch und stößt sich nicht, schnappt die Stech- fliegen über dem Teiche hinweg und fällt nicht ins Wasser und treibt die Jagd stundenlang mit unermüdlichem Eifer, ohne sich dabei zu erkälten. Sie ist ganz für das Leben in stiller Nacht geschaffen; deshalb kommt sie auch erst am Abend heraus, wenn das Kind in sein Bett geht. Das Kind darf nicht in der Nacht draußen herumlaufen; denn es ist keine Fledermaus und auch kein Nachtwächter. 67. Die Kröte* Von Johannes Trojan. Kinderlust. 3. Auflage. Stuttgart 1874. Blatt 18. ©iftig bin ich nicht, Kinder beiß' ich nicht, Wurzeln nag' ich nicht, nach Blumen frag' ich nicht, Würmlein und Schnecken, die laß ich mir schmecken. Ich sitz' in dunklen Ecken und bin so gar bescheiden; doch keiner kann mich leiden. Das betrübt mich in meinem Sinn; kann ich dafür, daß ich häßlich bin? 68. Wie die Kröte sich verteidigt. Von Johannes Trojan. Für gewöhnliche Leute. Berlin 1892. S. 37. Es ist ein Trost für mich, daß es häufig des Outen Eos ist, ver- kannt oder verleumdet zu werden; aber ich wünschte doch, daß ich diesen Trost nicht nötig hätte. Welchen Orund könnt ihr Menschen haben, mich zu hassen und zu verfolgen? Daß ich nicht sehr anmutig von Gestalt bin? Ei nun, wir haben uns nicht selbst geschaffen! Unter den Blumen ist auch nicht alles Rosen und Geranium. Betrachtet euch selbst gefälligst im Spiegel! Ihr

8. Teil 2 = Kl. 7 - S. 62

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
62 seht auch nicht alle so aus, daß jeder von euch über seine Photographie besonders glücklich sein könnte. Überdies ist der Geschmack verschieden. Was soll ferner das alberne Gerede von meiner Giftigkeit? Die ihr so sehr mit eurer Vernunft und Einsicht prahlt, ihr solltet doch endlich dahintergekommen sein, daß ich weder Gift führe noch überhaupt imstande bin zu verwunden. Aber was helfen mir und meinen wenigen Freunden unter euch alle Beteuerungen! Kaum lasse ich mich sehen, so heißt es: „Hu, hu! ’ne Kröte! Nimm dich in acht! Sie beißt, sie sticht durch die Stiefel! Sie ist fürchterlich giftig!“ —Dann sagt unsereins: „Ich geh ja schon, ich geh ja schon! Laß mich doch nur am Leben!“ Aber das schnelle Weglaufen ist nicht unsere starke Seite; ehe man sich’s versieht, hat man mit Stöcken und Steinen sein Teil bekommen, oder man wird mit der Feuerzange gepackt und über den Zaun geworfen, daß einem Hören und Sehen vergeht und man für sein ganzes Leben einen Schaden davonträgt. Solches erdulden wir armen Kröten, obgleich wir euch als die sorgsamsten Gärtnerinnen dienen, indem wir von euren Gemüsen und Salaten das Gewürm herunterschmausen. Was, glaubt ihr wohl, würden die kleinen Schnecken täglich von eurem Kohl ver- zehren, wenn ich nicht die Schnecken vertilgte? Etwa so viel, daß euer drei oder vier davon eine Mahlzeit hätten, und es würde noch ein Schüsselchen voll für einen gerade vorbeikommenden Hand- werksburschen übrig bleiben. — Was kann ich manchmal in Schnecken leisten! Die ersten paar Dutzend ess’ ich nur für den Hunger. Erst wenn ich beim dritten oder vierten Dutzend bin, sag’ ich: „Jetzt komm’ ich in den Geschmack! Die Schneckchen sind feist und munden nicht übel. Will doch sehen, ob ich’s nicht bis auf hundert bringe!“ Ich habe nun wohl genug gesprochen. Es macht mir wahrlich kein Vergnügen, mich selber zu rühmen; aber ich werde auch gar zu schlecht behandelt! Eure Vorfahren hielten mich für ein ver- zaubertes Prinzeßchen. Wie es sich auch in der Tat damit ver- halte, dieser Glaube bewirkte wenigstens, daß man freundlich und liebevoll mit mir umging. Nun, ich glaube, daß die Erde sich dreht, und daß auch wieder bessere Zeiten für uns Kröten kommen werden. Nehmt euch meine Worte zu Herzen! Der Himmel er- halte uns die Geduld, und euch gebe er Einsicht!

9. Teil 2 = Kl. 7 - S. 64

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
64 4. Es ist, als sängen die Uögel auch heut schöner als andere Tage, als dufteten heut mit stärkerem Hauch die Blumen im Feld und Hage. 5. Und Orgelklänge tönen von fern, von Morgenlüften gehoben, und alles betet: Wir loben den Herrn und wollen ihn ewig loben! 71. Dtjr Sormtacj, nach emil frommel. Aus der Chronik eines geistlichen Herrn. 6. Aufl. Stuttgart 1906. 8. 351. es gibt Tage, die Gott der Herr gemacht hat, Tage, darin es gilt, „fröhlich zu sein". Solch ein Tag war für uns Kinder der Sonntag. War die Mohrenwäsche am Samstagabend unter allerlei Hinder- nissen richtig verlaufen, dann lag der frische Sonntagsstaat schon auf dem Stuhl für den kommenden Tag. Mit dem Schulsack war am Samstagnachmittag gründlich abgerechnet worden, und nun lag er still in der Ecke den ganzen Sonntag über. Frühmorgens ging's in die Kirche; wir Kinder voran, die Eltern hinterdrein. Gab's manchmal auch kalte Füße und rote Nasen dort — es half doch nichts, es war nicht ganzer, voller Sonntag, wenn wir nicht zur Kirche gewesen. Aber es galt mehr bei uns die Regel: Du darfst zur Kirche, als du mußt zur Kirche. Des Nachmittags kamen entweder die Freunde, oder wir gingen zu ihnen, oder, was uns fast das liebste war, wir blieben zu Hause. Wir waren unser genug, um uns zu unterhalten. 73. Kinctergollescllenst. Von Karl von Gerok. Palmblätter. 13. Aufl. Stuttgart 1868. 8. 175. 1. Ls läuten zur Kirche die Glocken, die Eltern, sie gingen schon aus, drei Kindlein in goldenen Locken, die sitzen noch unter dem Haus. 2. Die muntern, unmüßigen Gäste sind noch für die Kirche zu klein; doch wollen am heiligen Feste sie fromm wie die Alten schon sein.

10. Teil 2 = Kl. 7 - S. 150

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
150 Aber sie wurde nicht seekrank und zerbrach nicht. „Es ist gut gegen die Seekrankheit, wenn man einen Stahlmagen hat und dann auch nicht vergißt, daß man ein bißchen mehr ist als ein Mensch. Nun ist meine Seekrankheit vorüber. Je feiner man ist, desto mehr kann man vertragen." „Krach!" sagte die Eierschale: es ging ein Lastwagen über sie. „Himmel, wie das drückt!" sagte die Stopfnadel; „nun werde ich doch seekrank! Ich zerbreche!" Aber sie zerbrach nicht, obgleich ein Rollwagen über sie ging; sie lag der Länge lang, und so mag sie liegen bleiben. 151. Der Arme und der Reiche, von den Brüdern Grimm. Kinder- und Hausmärchen. Originalausgabe. 32. Aust., besorgt von Reinhold Steig. Stuttgart und Berlin 1906. S. 282. or alten Zeiten, als der liebe Gott noch selber auf Erden unter den Menschen wandelte, trug es sich zu, daß er eines Abends müde war und ihn die Nacht überfiel, bevor er zu einer Herberge kommen konnte. Nun standen auf dem Wege vor ihm zwei Häuser einander gegenüber, das eine groß und schön, das andere klein und ärmlich anzusehen, und gehörte das große einem reichen, das kleine einem armen Manne. Da dachte unser Herrgott: „Dem Reichen werde ich nicht beschwerlich fallen, bei ihm will ich übernachten.“ Der Reiche, als er an seine Tür klopfen hörte, machte das Fenster auf und fragte den Fremdling, was er suche. Der Herr antwortete: „Ich bitte um ein Nachtlager.“ Der Reiche guckte den Wandersmann vom Haupt bis zu den Füßen an, und weil der liebe Gott schlichte Kleider trug und nicht aussah wie einer, der viel Geld in der Tasche hat, schüttelte er mit dem Kopf und sprach: „Ich kann Euch nicht aufnehmen, meine Kammern liegen voll Kräuter und Samen, und sollte ich einen jeden beherbergen, der an meine Tür klopft, so könnte ich selber den Bettelstab in die Hand nehmen. Sucht Euch anderswo ein Auskommen!“ Schlug da- mit sein Fenster zu und ließ den lieben Gott stehen. Also kehrte ihm der liebe Gott den Rücken und ging hinüber zu dem kleinen Haus. Kaum hatte er angeklopft, so klinkte der Arme schon sein Türchen auf und bat den Wandersmann einzutreten. „Bleibt die Nacht über bei mir,“ sagte er, „es ist schon finster, und heut könnt Ihr doch nicht weiter kommen.“ Das gefiel dem lieben Gott, und er trat zu
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