Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Knabenschule
Geschlecht (WdK): Jungen
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sende deinen Sohn her, daß er meinem Enkel Gesellschaft leiste. Zu Mittag sollst du dann wiederkommen, denn ich will ein Freudenmahl halten, weil Kyros wiedergefunden ist." Harpagos war sehr froh, so gelinde abgekommen zu sein. Er schickte seinen Sohn, es war sein einziger, in den Palast und kam später in Festkleidern zum Mahle. Jeder Gast saß an einem besonderen Tischchen, den Übrigen wurde Lammfleisch vorgesetzt, dem Harpagos andere Speise. Als das Mahl beendet war, fragte ihn der König: „Wie hat dir das Mahl geschmeckt?" Er erwiderte: „O vortrefflich." Da gab jener einen Wink und ein Diener brachte Harpagos einen verdeckten Korb und ließ ihn die Hülle abnehmen. Da erblickte er darin den abgeschnittenen Kopf und die Hände und Füße seines Sohnes. Zur Strafe für seinen Ungehorsam hatte der grimmige König den Knaben schlachten, sein Fleisch braten und es dem Vater als Speise vorsetzen lassen. Höhnisch fragte er Harpagos: ,.Was für Fleisch meinst du gespeist zu haben?" Jener aber bezwang sich und sagte: „Ich erkenne es; was der König thut, ist wohlgethan." Die Überreste seines Sohnes legte er in ein Tuch und bestattete sie.
Kyros wurde von dem Großvater mit Gesolge zu seinen Eltern nach Persien gesandt, wo er mit großer Freude empfangen wurde; auch er freute sich, doch behielt er die Frau des Hirten, die ihn so liebevoll gepflegt, in treuem Gedächtnis. Als er in Persien zum Mann herangewachsen, war er der tapferste unter allen Altersgenossen und wurde von allen geliebt. Harpagos hatte unterdessen durch seinen Eifer um das Wohl des Königs und feinen unbedingten Gehorsam das vollevertrauen desselben wiedergewonnen, und es schien, als ob er der Greuelthat an seinem Sohn nicht mehr gedächte. Allein es war nicht so, er erwartete nur die Zeit, wo er an dem König die bitterste Vergeltung üben könnte. Astyages hatte sich durch seine Strenge und Grausamkeit den Haß der Großen im ganzen Reiche zugezogen, daher konnte Harpagos einen nach dem andern überreden, sich mit ihm zu verbinden, den König vom Throne zu stoßen und die Herrschaft auf Kyros zu übertragen. Darauf schlitzte er deu Leib eines Hasen ans, und nachdem er einen Brief, hineingelegt, nähte er die Öffnung sorgfältig zu. Dann sandte er einen treuen Sklaven mit dem Hasen zu Kyros und ließ ihm sagen, er solle den Leib des Tieres ganz im Geheimen öffnen. Der Sklave hatte, um allem Verdacht zu entgehen, einen Jägerspieß in der Hand getragen und wurde so für
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einen Mann gehalten, der den Hasen erlegt hatte. Als er an-
gekommen, nahm Kyros den Brief heraus und fand darin die Aufforderung des Harpagos, den Astyages, der ihn habe töten wollen, mit Krieg zu überziehen und selbst König zu werden; die medischen Großen seien schon fast alle für ihn gewonnen. Nun versammelte Kyros die Perser, las einen Brief vor, als wenn er vom König wäre, worin er zum Obersten der Perser ernannt wurde, und
befahl, sie sollten sich am folgenden Tage mit Sicheln versehn auf ein großes Feld begeben, das von Disteln starrte, und es bis zum Abeud ganz rein machen. Es war eine gewaltige Arbeit und kostete vielen Schweiß. Abends kam dann Kyros und forderte sie auf, am nächsten Tage sich wieder einzufinden, aber in ihren besten Kleidern, er würde ihnen ein Mahl ausrichten. Das klang schon anders als der erste Befehl. Freudig erschienen sie zum Mahle und es wurden ihnen leckere Speisen und Wein in Fülle gereicht. Das Fest währte bis Sonnenuntergang, dann versammelte sie Kyros um sich und fragte: „Welcher Tag hat euch besser gefallen, der gestrige oder der heutige?" Sie erwiderten: „Wie kauust du nur fragen? Der gestrige war nichts als Arbeit und Mühsal, der heutige voll Lust und Freude." Da sagte Kyros: „Nun, ihr Perser, so schwere Tage wie gestern habt ihr immer, so lange ihr unter der Herrschaft der Meder steht: wollt ihr mir aber folgen und mir helfen den König
Astyages vom Throne zu stoßen, so werdet ihr immer solche Tage
haben wie heute." Die Perser hatten schon lange die Herrschaft der Meder unwillig ertragen und folgten also gern der Aufforderung und rüsteten sich zum Kriege. Als Astyages es erfuhr, schickte er einen Boten an seinen Enkel mit dem Befehl, sofort zu ihm zu kommen. Kyros antwortete, er würde früher kommen, als es ihm lieb fein möchte. Da zog Astyages ein Heer von Medern zusammen und ohne zu bedenken, welch schweres Herzeleid er Harpagos angethan, stellte er diesen an die Spitze des Heeres. Wie nun die Perser gegen die Meder kämpften, gingen fast alle Vornehmen mit ihren Scharen zu Kyros über und die andern flohen. In seinem Grimm über die Niederlage ließ Astyages die Traumdeuter hinrichten, weil sie ihm geraten hatten, seinen Enkel am Leben zu lassen. Dann sammelte er ein zweites Heer von denen, welche, weil sie zu jung oder zu alt waren, zu Hause geblieben waren; er selbst führte sie. Diesmal wurde der Sieg den Persern noch leichter und Astyages wurde gefangen. Da trat Harpagos zu ihm heran, und wie der
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Mantel. Seine Gestalt maß sieben seiner Fußlängen und er war von ungewöhnlicher Körperkraft; darin ähnelte er seinem Vater, welcher zwar Pipin der Kleine heißt, aber einem Löwen, der einen Büffel gepackt hatte, mit einem so gewaltigen Hiebe den Kopf abschlug, daß das Schwert noch tief in den Nacken des Büffels fuhr. Karls Augen waren sehr groß und lebhaft, etwa wie die unsers großen Königs, des alten Fritz; die Nase war ein wenig mehr als mittelmäßig, das Haar im Alter glänzend weiß, die ganze Gestalt, stehend und sitzend, von hoher Würde. Der Gaug war fest, die Haltung mannhaft, die Stimme hell. Er erfreute sich bis in sein hohes Alter einer glücklichen Gesundheit, nur in den letzten vier Jahren wurde er bisweilen vom Fieber heimgesucht, doch ließ er die Ärzte nicht an sich kommen, er haßte sie sogar, weil sie ihm Gebratenes, seine Lieblingsspeise, verboten. Speise und Trank genoß er müßig, Gastereien sanden selten und nur an Festtagen statt. Während der Mahlzeit ließ er sich aus einem Geschichtsbuch von den Thaten alter Könige vorlesen. Seine beste Erholung bestand in der Jagd, dem Reiten und Schwimmen, worin es ihm keiner zuvorthat. Die lateinische Sprache war ihm ganz geläufig; noch in hohem Alter stand er mehrmals in der Nacht auf und übte sich entweder im Schreiben, das ihm immer noch schwer von der Hand ging, oder in der griechischen Sprache.
Im Januar 814 verfiel der zweiundsiebzigjährige Greis in ein heftiges Fieber, er wollte sich nach seiner Gewohnheit durch Fasten helfen, allein seine Kraft war erschöpft. Noch in demselben Monat starb er und wurde in der von ihm erbauten Kirche zu Aachen beigesetzt. Das Andenken an Karl den Großen lebt in vielen anmutigen Sagen fort, überall wird er als ein heldenmütiger, ehrwürdiger und wohlwollender Herrscher gefeiert. In einer alten Schrift heißt es von ihm: Seine Augen leuchteten wie der Morgenstern, den Feinden war er schrecklich, den Armen traulich, im Kriege sieghaft, dem Verbrecher gnädig, ein gerechter Richter.
Kaiser Heinrich Iy. (1056—1106.)
Das große Reich Karls des Großen löste sich wenige Jahrzehnte nach dessen Tode in die Reiche Deutschland, Frankreich und Italien auf, deren jedes seitdem seinen besonderen Herrscher hatte. Die Kaiserkrone fiel bald Deutschland zu.
Als Kaiser Heinrich Iii. 1056 starb, war sein Sohn und
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Extrahierte Personennamen: Karls Fritz Karl Karl Heinrich_Iy Heinrich Karls Heinrich_Iii Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Karls Aachen Deutschland Frankreich Italien Deutschland
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zu ergeben. Die Gallier versprachen abzuziehn, wenn sie tausend Psund Goldes erhielten. Als das Gold ihnen zugewogen wurde, rief ihr König höhnisch aus: „Wehe den Besiegten!" und warf in die Gewichtsschale über die tausend Psund noch sein Schwert hinein, das ihm ebenfalls mit Gold mußte aufgewogen werden. Um diesen Preis verließen die Gallier das römische Gebiet. Die Stadt wurde nun wieder aufgebaut, aber so eilig und unregelmäßig, daß sie noch in der Zeit ihres späteren Glanzes durch die Schiefheit und Enge ihrer Straßen entstellt wurde.
Der Krieg mit den Tarentinern.
Als die Römer bereits Herren von dem größten Teile Italiens waren, hatten sie einen Krieg mit den Tarentinern zu führen. Tarent war eine sehr reiche Stadt im südlichen Italien, welche von Hellenen gegründet und bewohnt war. Der Anlaß zum Kriege war dieser: Einmal fuhr eine Flotte von zehn römischen Schiffen nach Tarent und sollte da landen. Nun feierten die Tarentiner gerade ein Fest des Weingottes, wobei sie sich zu Ehren des Gottes in Unmassen von Wein berauschten. Sie führten überhaupt, als die reichen Leute, die sie waren, ein lustiges Leben mit häufigen Schmäusen und Trinkgelagen und Possen allerlei Art. Als nun die römischen Schiffe herankamen, fiel es einem von ihnen ein, daß in einem Vertrage aus alter Zeit den Römern das Einlaufen in die Bucht von Tarent verboten fei. Wie die trunkenen Festgenoffen dies hörten, schrieen sie, die Römer, aus die sie sehr erbittert waren, müßten für ihren Vertragsbruch gestraft werden. Die Flotte wurde sogleich angegriffen, vier Schiffe in den Grnnd gebohrt, eines erobert, die Gefangenen getötet oder in die Sklaverei verkauft. Den Römern paßte es nun damals gar nicht mit den Tarentinern Krieg zu führen, denn einige unterworfene Völker Italiens hatten sich, wie es oft geschah, gegen die Römer empört, und jene machten ihnen schon genug Sorge. Sie beschlossen also von den Tarentinern nur eine billige Genugthuung zu fordern und schickten eine friedliche Gesandtschaft an sie. Als aber der Führer derselben zur Volksversammlung sprach, wurde er verhöhnt und ein trunkener Possenreißer hatte sogar die Frechheit den weißen Mantel des Gesandten auf die gemeinste Weise zu besudeln, was von der Versammlung jubelnd belacht wurde. Der Römer aber rief ihnen zu: „Lacht nur, so lange
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stürmten die Thore und opferten ihrer Wut alles Lebendige. So mußte jedes Gebiet mehrmals erobert werden, ehe die Ritter ihren Besitz für gesichert halten konnten. Hätten die elf Gaue der Preußen gleich von Anfang gemeinschaftliche Sache unter sich gemacht, so wäre es den Deutschen noch viel schwerer geworden, das mutige Volk zu unterwerfen, aber sie hatten es immer nur mit einem oder einigen Gauen zu thun; die anderm, welchen die Gefahr noch nicht nahe war, ließen ihre Landsleute allein kämpfen. Erst nach vielen Kriegsjahren, als das ganze Land schon mit Ritterburgen bedeckt war, schloß der größte Teil der Gaue heimlich einen Bund. Während es nun schon längst im Volke gürte, beschleunigte die grausame That eines ritterlichen Gebietigers den Ausbruch der Empörung. Der Vogt der Burg Lenzenberg lud einmal mehrere Edele der Preußen zu einem Gastmahl bei sich ein. Plötzlich erlöschen die Fackeln und im Dunkeln wird ein Mordanfall auf den Vogt gemacht, gegen den ihn indessen seine Rüstung schützt. Nachdem wieder Lichter angezündet waren, fragte er seine Gäste, welche Strafe der Missethäter verdiene. Die Preußen antworteten: „Den Feuertod!" Bald darauf lud der Vogt dieselben Gäste und uoch andere preußische Edele auf seiue Burg; während des Gastmahls aber verläßt er den Saal, alle Ausgänge werden geschlossen und die Burg angesteckt; keiner der Gäste entging dem Feuertode. Da leuchteten bald überall brennende Burgen, und bewaffnete Scharen von rachedurstigen Preußen schienen wie aus dem Boden zu wachsen. Der Orden stand in größter Gefahr, um alle Früchte seiner vieljährigen Kämpfe zu kommen, und der Krieg blieb lange unentschieden. Doch schließlich fiel der Sieg dem Orden zu; für die gefallenen Preußen war nicht hinlänglicher Ersatz aufzutreiben, während, wenn die Reihen der Ritter durch eine Niederlage gelichtet waren, alsbald wieder Zuzug kam. Als der Anführer der Preußen sah, daß sie nichts mehr zu hoffen hätten, verwüstete er selbst mit einer Schar von Genossen die Grenzdörser, die bis dahin ihre Heimat gewesen, und traurig zogen sie dann, die letzten Preußen in Waffen, über die Grenze zu den stammverwandten Litauern, um dort bei Glaubensgenossen eine neue Heimat zu finden.
Gleich nach den ersten Eroberungen der Ritter waren viele deutsche Bauern nach Preußen übergesiedelt und hatten dort an dem Fuße und unter dem Schutze der Burgen ihren Wohnsitz aufgeschlagen. Der Orden sah es gern, da sie die Erhaltung seiner
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wesenden. Als der Kurfürst von Sachsen aus der Versammlung kam, sagte er zu einem Vertrauten: „O wie schön und mutig hat Pater Martin geredet vor Kaiser und Reich; er war mutig genug, vielleicht zu mutig."
Mehrere hohe Mitglieder der Reichsversammlung, besonders Bischöfe, wollten den Kaiser bewegen, das freie Geleit nicht zu achten, da er doch ein Ketzer und man nicht verbunden sei, Ketzern ein gegebenes Wort zu halten, aber einen solchen Treubruch ließ der Kaiser nicht zu. Gleichwohl fürchtete der Kurfürst für Luthers Sicherheit und schaffte ihn an einen Ort, wo er verborgen leben konnte. In der Nähe des Schlosses Altenstein ward Luthers Wagen plötzlich von fünf verkappten Reitern angehalten, welche ihn herausrissen und mit ihm waldeinwärts jagten. Nachdem er eine Weile neben ihren Pserden hatte mitlaufen müssen, setzten sie ihn auf ein Pferd und trabten mehrere Stunden auf allerlei Holzwegen mit ihm umher, bis sie an das Bergschloß Wartburg bei Eisenach kamen. Hier wurde ihm ein Zimmer angewiesen, das mit allen Bequemlichkeiten, auch Büchern und Schreibmaterialien wohl versehen war, und ein zuverlässiger Diener besorgte seine Aufwartung. Die Leute in der Nachbarschaft erfuhren nicht, wer er sei, und wenn er aus-ritt oder sich sonst sehn ließ, wurde er für einen „Junker Georg" ausgegeben. Diesem Titel gemäß hatte er eine ritterliche Kleidung angelegt und sich nach Kriegsmannssitte den Bart wachsen lassen. Freunde und Feinde glaubten, er sei gestorben. Doch bald erfuhren sie, daß er noch lebe, denn er wurde nicht müde, seine Anhänger durch immer neue Schriften, welche im Druck erschienen, aufzurichten. Etwa ein Jahr verweilte er auf der- Wartburg. Als er erfuhr, daß einer von seinen Anhängern, der unverständige und eitle Karlstadt, es noch besser als Luther zu machen meinte, wenn er nicht bloß die Mißbräuche der alten Kirche abschaffe, sondern auch alle heiligen Gebräuche der Christenheit ausrotte, und daß er schon einen Teil des Volks mit wüsten Reden auf seine Seite gebracht hätte, da verließ er sofort sein sicheres Versteck, begab sich wieder nach Wittenberg und predigte gegen das eingerissene Unwesen acht Tage hintereinander mit solcher Kraft und Wirkung, daß die Verführten wieder auf den richtigen Weg zurückkehrten.
Luthers Kampf gegen den Ablaßkram hatte ihm die ersten Anhänger gewonnen und wenige Jahre reichten hin, mehr und mehr Fürsten und einen immer größeren Teil des Volkes für seine Sache
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Extrahierte Personennamen: Martin Luthers Karlstadt Luthers
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zwei Geistliche die Salbung, und das Königspaar schmückte sich vorder dichtgedrängten Menge noch einmal mit der Krone. Auf dem Schloßhof wurde der sogenannte Königsochse am Spieße gebraten, und es waren da eherne Adler aufgestellt, die beständig weißen und roten Wein spieen. Braten und Wein wurden der Menge preisgegeben. Auch jagten Reiter durch die Straßen und streuten Geld unter das Volk. Die Festlichkeiten auf dem Schlosse wurden noch fast ununterbrochen bis zum 8. März fortgesetzt. Im Mai hielt der König seinen Einzug in die Hauptstadt Berlin, die Straße des Einzugs heißt seitdem Königsstraße.
Friedrich liebte die Pracht und freute sich jeder Gelegenheit kostspielige Feste zu veranstalten. Seine Residenzstadt Berlin schmückte er mit großartigen Bauten, er ließ das königliche Schloß und das Zeughaus errichten, welche noch immer zu den Zierden der Stadt gehören. Auf der Brücke der Königsstraße wurde ein herrliches Erzbild seines großen Vaters aufgestellt. Die schöne und geistreiche Königin Sophie Charlotte gefiel sich am meisten in der Gesellschaft von geistvollen Gelehrten und in der Stille des Landlebens. Besonders gern weilte sie in dem Landschlößchen Lützow, und um dieses bildete sich die nach dem Namen der Königin benannte Stadt Charlottenburg. —
In dieser Zeit erstand durch einen gar schlichten Mann das große Waisenhaus in Halle. Den Prediger Hermann Francke jammerte die Not der Armen, die er bei seinen täglichen Besuchen in ihren Häusern kennen lernte. Er unterrichtete daher ihre Kinder unentgeltlich im Christentum und stellte in seiner Kirche eine Büchse für sie aus. Einmal fand er zu feiner Überraschung eine Gabe von sieben Gulden darin, da sagte er: „Das ist ein schönes Kapital! Davon muß man was Rechtes stiften, ich will eine Armenschule einrichten." Er bestellte einen armen Studenten für wöchentlich sechs Groschen zum Lehrer, kaufte von den kleinen Beiträgen in der Armenbüchse Schulbücher und unternahm Reisen, um auch an andern Orten zum Besten seiner Anstalt zu sammeln. Jedes Scherflein entlockte ihm Frendenthränen, und um seines edlen Eifers willen trug jedermann gern zu dem guten Werke bei. Bald war Francke imstande auf die Herstellung eines eigenen Hauses auszugehn; während des Baus war er oft ohne Pfennig, aber er verzagte nicht und sein festes Gott-vertrauen wurde nie getäuscht, es kam oft Geld ein, von wo er es nicht geahnt. Nach zehn Jahren konnten schon 125 Waisenknaben
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Sophie_Charlotte Hermann_Francke Francke
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlin Landschlößchen_Lützow Charlottenburg Halle
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- 132 —
dienst aufzunehmen. Die Bitte wurde gewährt und der König umarmte den Sohn unter väterlichen Ermahnungen.
Der Friede war nun völlig hergestellt. Der Prinz wurde Oberst eines Regiments und setzte seine Ehre darin, dem Vater Ergebenheit und Gehorsanl zu bezeigen; seine militärischen Dienstpflichten erfüllte er mit der äußersten Pünktlichkeit. Der Vater kaufte für ihn das Schloß Rheinsberg, und da hat Friedrich eine Reihe der schönsten Jahre verlebt. Er versammelte bei den Mahlzeiten die tüchtigsten und geistreichsten Männer um sich und ihre ernsten sowohl als heitern und witzigen Gespräche, von seinem Feuergeist belebt, waren ihm die herrlichste Würze dieser Stunden. Unersättlich war er im Studium der besten Schriften und wurde selbst ein trefflicher Schriftsteller. Der Tag war ihm immer zu kurz; obwohl er nur wenige Stunden zur Nachtruhe brauchte, bedauerte er doch, daß diese ohne Beschäftigung hingingen, und kam auf den wunderlichen Gedanken, ob man nicht auch ohne Schlaf leben könne. Mit Hilfe starken Kaffees gelang es ihm vier Tage und Nächte lang wach zu bleiben, aber dann machte die Natur ihre Rechte geltend, er mußte den versäumten Schlaf nachholen und fchlief sogar bei der Tafel ein.
Friedrich Wilhelm war wie mit hellem Verstände, so auch mit einem überaus kräftigen Körper ausgestattet. Aber seine unablässige Thätigkeit und die Gicht rieben seine Kraft früh auf; er erreichte nur ein Alter von 52 Jahren. Als er dem Tode nahe war, ließ die Königin den Kronprinzen nach Potsdam berufen. Er fand seinen Vater im Garten in einem Rollstuhl und wars sich ihm in die Arme. Der König nannte ihn seinen „lieben Fritz" und unterhielt sich an diesem und dem folgenden Tage mit ihm mehrere Stunden lang ohne Zeugen; es waren sicherlich weise Ratschläge, die er seinem Sohn und Nachfolger ans Herz legte. Er blieb sich bis zum Tode ganz gleich, auch in seiner Rauheit. Als er an seinem letzten Tage durch das Fenster bemerkte, daß die Stallknechte einigen Pferden falsche Sättel aufgelegt hatten, rief er: „Ach, wenn ich gesund wäre! ich wollte die Schurken derb abprügeln. Geh' doch einer hinunter und haue sie tüchtig zusammen."
Seinem Nachfolger hinterließ er als Frucht seiner weisen Sparsamkeit nicht bloß viel bares Geld — nahe an acht Millionen Thaler — er hatte auch große Summen in silbernem Hausrat angelegt. Im weißen Saale des Berliner Schlosses sah man silberne
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
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— 166 —
Frankreich wurde Ludwig Xviii., der Bruder des in der Revolution Hingerichteten Ludwig Xvi. —
Der Prinzregent von England lud Kaiser und König zu einem Besuch seines Landes ein und dieselbe Einladung erging an den Fürsten Blücher. Sie fuhren hinüber und wurden mit Festen aller Art aufgenommen. Für die Engländer war Blücher ein Gegenstand höchster Begeisterung. Fuhr er aus, so wurden ihm die Pferde ausgespannt und alles drängte sich dazu ihn fortzuziehn. Kam er in das Theater, so ruhte mau nicht, bis er sich aus seiner Loge hervorbog und die Zuschauer grüßte. Jeder wollte ihm die Hand drücken, Damen baten ihn sie nur einmal zu umarmen. Eine ganze Schar geputzter Dameu verlangte Locken von ihm zum Andenken, daraus antwortete er, indem er ihnen seinen nur noch mit wenig Haar bewachsenen Schädel wies, und, da er das Englische nicht verstand, ihnen durch einen Dolmetscher sagen ließ, wenn er
nur jeder von ihnen ein einziges Haar geben wollte, so müßte er
ganz kahl von England abfahren. Nach seiner Rückkehr sagte er,
daß er lieber noch einen Feldzug mitmachen als nach London
kommen wollte. Auch die Universität Oxsord bezeugte ihm ihre Verehrung, sie ernannte ihn zum Doktor der Rechte. Das kam ihm, der ganz ohne Schulbildung war, spaßhaft vor; er nahm die Würde an, sagte aber: „Nu, wenn ich Doktor werden soll, so müssen sie den Gneisenau wenigstens zum Apotheker machen, denn wir zwei gehören einmal zusammen." Der ausgezeichnete General von Gneisenau war derjenige, an welchen sich Blücher immer wandte, wenn er Rat zu brauchen meinte. In London lernte er Lord Wellington kennen, den Feldherrn der Engländer, welcher in lange währendem Kriege Spanien vor der Gewalt des raubsüchtigen Tyrannen beschützt hatte. Als die beiden sich aus einem Balle zum erstenmal sahen, betrachteten sie sich eine Weile schweigend, dann reichten sie sich die Hände und blieben mit Hilfe des Dolmetschers zwei Stunden lang im Gespräch.
6. Die Schlacht bei Belle-Alliance 1815.
„Wir halten nur Rasttag," pflegte Blücher nach Abschluß des Friedens mit den Franzosen zu sagen; er sah voraus, daß sie sich bei den Bedingungen desselben nicht beruhigen würden. Und in der That, es war noch kein Jahr vergangen, so mußte ihr König fliehn und Napoleon begab sich wieder nach Frankreich. Diesmal
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xviii Ludwig Ludwig_Xvi Ludwig Gneisenau Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England England London London Wellington Spanien Frankreich
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Geschlecht (WdK): Jungen
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schenk der englischen Königin, fand sich eines Tages zerbrochen vor. Die beiden Diener, von denen einer daran Schuld sein mußte, kamen vor den Kaiser und beteuerten ihre Unschuld. „Nun, nun," sagte er, „es ist ja wohl möglich — ich werde die Tasse wohl selbst zerbrochen haben — ja, ja, so ist es." Einst litt der Kaiser an starker Erkältung und sein Leibarzt verordnete für die Nacht, wenn der Kranke huste, sich durch den Kammerdiener warmen Thee kochen zu lassen. Am folgenden Morgen fragt der Arzt den Diener, wie die Nacht gewesen, und dieser berichtet: „Siene Majestät haben eine ruhige Nacht gehabt." Aber vom Kaiser hört der Arzt, er habe viel gehustet und wenig geschlafen. Wie jener sein Erstaunen zu erkennen giebt, sagt der Kaiser: „Ich habe mehrmals den Thee genommen, aber ich mochte nicht klingeln, der alte Mann sollte auch seine Ruhe haben, ich habe den Trank auf der Spirituslampe selbst gewärmt." Noch in den letzten Krankheitstagen hat er sich vielleicht Schaden gethan, indem er während der Nacht den Diener nicht wecken wollte, sondern allein aus dem Bette stieg und dabei hinfiel. Morgens sagte er zum Diener: „Sage nur den Ärzten nichts von der Nacht, du weißt schon, sie haben gleich solche Sorge." Von jeder Badereise brachte er seinen Dienern etwas mit. Zur Weihnachtszeit kaufte er selbst wie für seine Familie, so auch für die Dienerschaft ein. Gewöhnlich machte er seine Einkäufe in den Tagen vor dem Fest frühmorgens und stellte dann am Weihnachtsabend die Geschenke selbst auf die Tische.
Nach den Kriegsjahren erlebte der Kaiser noch 17 Friedensjahre, in welchen der Bund der deutschen Fürsten und Völker, dank dem segensreichen Mitwirken des Kaisers, sich mehr und mehr befestigte. Doch leider sollte noch, ehe er die Augen für immer schloß, sich ein dunkles, sehr dunkles Blatt in den schönen Kranz seines Lebens verflechten. Sein Sohn, der allgeliebte, edle Kronprinz, „unser Fritz", wie ihn das Volk in seiner Liebe nannte, verfiel in eine schwere Krankheit, die ihn nötigte, das nordische Klima mit der lauen Luft Italiens zu vertauschen. Von dort kamen mit der Zeit Nachrichten über sein Befinden, die wenig hoffen ließen, und sie mögen wohl mit beigetragen haben, die letzte Kraft des fast 91jährigen Greises aufzureiben. Nach kurzer Krankheit verschied der große Kaiser am 9. März morgens 8 Uhr und 30 Minuten. Weit verbreitet ist ein wohlgelungenes Bild, welches alsbald, nachdem er dahingegangen, abgenommen ist.
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