Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
54 Ii- Das Haus und seine Sitte, die Familie und ihre Glieder.
Wohl ihr, wenn sie daran sich gewöhnt, daß kein Weg ihr zu sauer
wird, und die Stunden der Nacht ihr sind wie die Stunden des Tages,
daß ihr niemals die Arbeit zu klein und die Nadel zu fein dünkt,
daß sie sich ganz vergißt und leben mag nur in andern! Goethe.
30. Ein Wunderdoktor.
Zu Ende des vorigen Jahrhunderts lebte in dem Dorfe Langenau
ilt der Schweiz der berühmte Landarzt Micheli Schuppach. Bei diesem
wurde nicht nur in Krankheit Hilfe gesucht, sondern ebenso in jeder
andern Not, und man glaubte, er habe gegen jeden Mangel und jedes
Leiden ein Mittel und einen Zauber. Und er half oft wirklich auf
die merkwürdigste Weise.
So kam einst eine rüstige Frau zu ihm und klagte ihm ihr Un-
glück, wie sie einen zank- und streitsüchtigen Mann habe, wie er sie
mit giftigen Reden Tag und Nacht Plage uird ihr das ganze Jahr
hindurch keine Ruhe lasse. Sie möchte doch den Herrn Doktor gar
sehr gebeten haben, ihr etwas gegen dieses Hauskreuz zu geben, er
werde wohl etwas dagegen wissen und haben.
Micheli, welcher die redselige Frau, die der Klage über ihren
Mantl fast kein Ende finden konnte, hatte ausreden lassen, besann sich
dann eine Weile und sagte: „Es gibt freilich wider ein so großes Übel,
mit dem Euer Mann behaftet ist, ein Mittel; aber wenn es nicht genau
gebraucht wird, wie es soll, so wird das Übel noch viel größer."
„O es soll nicht fehlen," sagte die Frau, „ich werde pünktlich
tun, was Ihr vorschreibt."
Da ging Micheli in sein Nebenzimmer, wo seine Apotheke war, und
brachte eine ziemlich große Flasche mit Brunnenwasser, in das er Tropfen
irgend eines unschädlichen Saftes gegossen hatte, und sagte dann:
„Sehet, Frau, sobald Euern Mann die Streit- imd Tobsucht
wieder anfällt, so nehmet Ihr von diesem köstlichen Mittel ein halbes
Glas voll und behaltet es in: Munde, so lange es Euch immer mög-
lich ist; je länger, desto besser, und je mehr Ihr Euch bezwingt und
es ja nicht weder verschluckt noch ausspeiet, so werdet Ihr sehen, daß
das Wüten Eures Mannes abnimmt, und merkt Ihr das, und geht
der Mann selbst etwa auf die Seite —er wird wohl wissen warum —,
dann mögt Ihr das Wasser ausspeien, aber sogleich wieder einen
Mund voll nehmen, wenn das Übel den Mann nochmals anfällt."
Die Frau kam nach einiger Zeit wieder zu Micheli und sagte:
„Das Mittel hat schon ziemlich geholfen, aber das Übel ist doch noch
nicht ganz und gar gehoben."
„Nun, so gebe ich Euch noch eine Flasche," sagte Micheli, „und
will das Zeug noch etwas schärfer machen. Könnt Ihr es recht lange
im Munde behalten, so muß das Übel weichen."
Die Frau versprach nochmals, ihr Möglichstes zu tun. Und wieder
nach einiger Zeit kam sie und rühmte, das Übel sei bei ihrem Manne
nicht mehr zurückgekehrt, seit sie von der schärferen Flasche einge-
nommen und das Zeug wirklich recht lange im Munde behalten habe.
Abraham Fröhlich.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Extrahierte Personennamen: Goethe Micheli_Schuppach Micheli Micheli Abraham_Fröhlich Abraham
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
Iv. Nahrung und Notdurft des Leibes und Lebens.
119
liche Begründer der Gaserzeugung ist aber ein Schotte, der 1792 sein
Haus und seine Werkstätte mit Steinkohlengas beleuchtete. Solches Gas
besteht aus Kohlenstoff und Wasserstosfgas und heißt darum Kohlen-
wasserstoffgas. Heutzutage finden wir in allen größeren und selbst in
mittlerenstädten der gebildeten Welt dasgas als Leuchtstoff verwendet.
Wenn wir auch zugeben müssen, daß die Gasanstalten seit ihrem
Bestehen bedeutend vervollkommnet worden sind, so ist doch die Art
der Bereitung des Gases im wesentlichen dieselbe geblieben. In Röhren
ans feuerfestem Ton wird möglichst schwefelsreie Kohle bei Luftabschluß
tüchtig erhitzt. Das sich entwickelnde Gas wird mehrmals gereinigt
und dringt zuletzt in den Gasometer. Von hier aus wird es ditrch
Röhren, die zuletzt immer enger werden, bis in unsere Wohnungen,
bis in Fabrikräume oder bis in Straßenlaternen geleitet.
Beide Leuchtstoffe aber, Gas wie Petroleum, sind oft schon Ur-
sache von großem Elend geworden; beide explodieren nämlich sehr leicht.
Allein 1877 sind in Berlin 34 Menschen durch Gasexplosionen ums
Leben gekommen. In den letzten Jahren wurden mehrere menschen-
gefüllte Theater ein Raub der Flammen infolge unvorsichtiger Behand-
lung des Gases. Noch andere Nachteile hat der Gasgebrauch. Das
Gas entweicht aus den kleinsten Rissen in den Röhren und verbreitet
einen häßlichen Geruch. Die gelbliche Flamme verändert die Farben,
erzeugt viel Wärme und verschlechtert die Luft durch Verbrennung des
Sauerstoffs. Das Gas glüh licht beseitigt manche dieser Nachteile.
Sein glänzendes, helles Licht rührt von der Weißglut eines Säckchens
oder Strumpfes aus schwer schmelzbaren Metallverbindungen her.
Die größte Leuchtkraft hat das elektrische Licht. Es entwickelt
fast gar keine Wärme und entnimmt der umgebenden Luft keinen
Sauerstoff zur Verbrennung, so daß es durch seine Anwendung der
Gesundheit nicht unzuträglich wird. Es verändert die Farbe der be-
leuchteten Körper nicht im mindesten. Es liefert für Werkstätten
und große Räume eine sehr ausgiebige Beleuchtung. Es kann Räume
beleuchten, die von dem Orte, wo die Elektrizität erzeugt wird, sehr
entfernt liegen. Es vermindert die Gefahren von Unglücksfällen;
eine Feuersgefahr kann durch elektrisches Licht schwerlich entstehen,
nur durch den sogenannten Kurzschluß.
Zur Herstellung einer elektrischen Beleuchtung gehören drei Stücke:
ein Triebwerk zur Erzeugung der Elektrizität, eine Leitung der letzteru
bis zu dem Orte, wo das Licht gebraucht wird, und eine geeignete
Vorrichtung, um aus der Kraft der Elektrizität in erforderlicher
Weise Lichl zu erzeugen und zu erhalten.
Reibt man im Finstern eine Siegellack-, Glas- oder Hartgummi-
stange mit einem wollenen Lappen, so kann man bekanntlich aus diesen
Körpern mit dem trockenen Fiugerknöchel kleine, knisternde Funken
ziehen. Mit Hilfe einer Elektrisiermaschine erhält man ziemlich lange
Funken. Es wäre nicht falsch, die hier entstandenen Lichterscheinungen
als elektrisches Licht zu bezeichnen.
Werden Zink und Kupfer in ein mit verdünnter Schwefelsäure
gefülltes Gefäß gebracht, so bilden sie ein sogenanntes „galvanisches
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
124
Iv. Nahrung und Notdurft des Leibes und Lebens.
Papier mit beit Worten: „Möge dir das Essen schmecken; es ist das
gleiche, das deine Familie daheim hat."
Ist das nicht das Bild von unzähligen Familien, die nicht sparen?
— Und das Gegenbild? — Ein Mann hatte sich den Frühschoppen
angewöhnt; das führte ihn immer weiter; er arbeitete bald nicht mehr
und saß fast beständig im Wirtshause. Da fällt ihm eines Tages ein
Büchlein vom Sparen in die Hände. Er liest und liest es noch ein-
inal. Immer klingt es ihm in die Ohren: Trinker, wieviel Geld
wirfst du ins Trinkglas? — Er fing an zu rechnen, wieviel er
jeden Tag verbrauchte, wie viel in einem Monate, in einem Jahre. Es
wurde ihm ganz warm ums Herz herum. Er faßte den Entschluß,
nüchtern zit leben und zu arbeiten und zu sparen. Er hielt seinen
Entschluß, — und nach zehn Jahren war er Besitzer eines hübschen
Hauses und eines einträglichen Geschäftes. Und noch oft in seinem
Leben, wenn er mit Trinkern zusammenkam, rief er ihnen die Worte
zu, die ihn vor dem Untergange bewahrt hatten: „Trinker, wie viel
Geld wirfst du ins Trinkglas?" — Sparen macht nüchtern.
Wahrheitsfreund.
97. Das Alkoholgift.
Ein Sprichwort sagt: „Im Glase ertrinken mehr Menschen als im
Meere." In dem Glase ist aber kein Wasser, sondern Branntwein, Bier
oder Wein. Wenn diese drei alkoholhaltigen Getränke, wie sie in einem
Jahre getrunken werden, in drei Strömen zusammenflössen, so würden
sie ein weites, tiefes Seebecken füllen. Es steht fest, daß indeutschland
ein Zehntel des gesamten Einkommens vertrunken wird. Für dies Geld
könnte inan einer Million Arbeitern Häuser zu je 3000 Mark bauen.
Die Trinker nennen Wein, Bier und Branntwein ihre Tröster und
wissen allerlei Löbliches von ihnen zu rühmen. Sie stimmten den
Menschen heiter, vertrieben die Sorgen, beförderten die Geselligkeit,
nährten und erwärmten, gäben dem Körper neue Kräfte und regten zu
erhöhter körperlicher und geistiger Arbeit an. Wenn je ein Lob erlogen
war, so ist es dieses. In Wahrheit sind sie Gifte und die schlimmsten
Feinde der Gesundheit, des häuslichen Glückes, des Volkswohls und
der Sittlichkeit. Der unmäßige Genuß des Alkohols erzeugt ernste
Krankheiten des Magens und der Lunge, der Leber und der Nieren,
des Gehirns und der Nerven. Er schwächt die Widerstandskraft gegen
Krankheiten, vermindert die leibliche und geistige Arbeitskraft, reizt zu
allerlei Sünden, stumpft das Ehrgefühl ab und lähmt den Willen.
Trunkenbolde sinken zum Spott der Gasse hinab. Nicht selten führt
ihr Weg ins Irrenhaus oder ins Gefängnis. Die Zunahme der Ver-
brechen und die wachsende Rohheit unter der Jugend hat sehr häufig
ihre Quelle in der Trunksucht. Der Fluch be% Trinkers vererbt sich
häufig auf seine Kinder, macht sie arm, siech und elend. Besonders für
die Kinder ist der Alkohol ein gefährliches Gift, vor dem nran sie nicht
ernst genug warnen und wahren kann. Moltke sagte: „Verderblich
und einer der größten Feinde Deutschlands ist der Alkohol; es ist
geradezu frevelhaft, Kindern solchen zu verabreichen."
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
V. Gesundheit und ihre Pflege, Krankheit und ihre Heilung. 129
Schweißkanäle ihre Wurzeln haben. Es siitd dies eigentümlich ge-
wundene Knauldrüsen, die, durch ein starkes Vergrößerungsglas be-
trachtet, wie Därme aussehen. Diese stecket: meist in einem Fettlager
und haben das Geschäft, das Wasser aus den: in: Umlauf begriffenen
Blut, das au ihnen vorüberstreicht, aufzunehmen ui:d durch den Kanal
hinaus zu befördern:. Mit diesem Wasser werden auch ::och einzelne
andere Stoffe aus den: Körper hinaus befördert, bereit Verbleibet: in:
Körper durchaus schädlich ist. Es ist daher sehr tvichtig, die Oberhaut
in eiiteiu Zustande zu erhalten, welcher der Absonderung den Durchzug
gestattet. Wenn mm: zwei Drittel der Haut durch irgend einen Lack-
überzug undurchdringlich macht nnb so die Tätigkeit derselben stört,
dann erfolgt nach kurzer Zeit der Tod. Dies wird begreiflich, wenn
wir die Sache noch näher betrachten. Es haben nämlich gewisse::hafte
Naturforscher die Zahl der Schweißlöcher des gai:zen Körpers mit
ziemlicher Genauigkeit bestimmt. Atif einem Stück Haut von der
Größe einer Mark an: Nacken und an: Rücken finden sich an 400, an
der Fußsohle sogar 2685 solcher Schweißlöcher. Alles in allen: gibt
es an den: ganzen Körper eines erwachsenen Menschen 2380000 offene
Kanäle der Verdunstung. Könnte man dieselben aneinander legen, so
erhielte man ungefähr ein so großes Loch, daß man es mit einem ge-
wöhnlichen Teller zudecken könnte. Ein Mensch verliert durch die
Hautausdünstung i>: 24 Stunden an zwei Pfui:d.
Die Haut ist also ein äußerst wichtiges Orgai:, und man darf
über dieser bereits dreifachen Hautschicht nicht noch eine vierte an-
wachsen lassen, eine Schmutzschicht, welche die Grenzsperre zwischen
innen und außen in gefahrvoller Weise verstärken würde. Der wässerige
Schweiß, der sich aus den Schweißporen drängt und der unseren Körper
mehr oder weniger befeuchtet, ist kein reii:es Wasser. Es befinden sich
in diesen: gar viele Stoffe aufgelöst, die man schwerlich sonst hier
suchen würde. Es sind eine Portion Salz, einige Schwefelverbindungen,
ferner Säuren in den: Schweiße enthalten. Die Natur lagert demnach
mit den: Strome von Schweiß, den sie von: Innern des Körpers nach
außen hin sendet, auf die Haut eine ganze Masse ihr nicht mehr-
nützlicher Stoffe ab. Nun führt zwar die Luft das Wasser in Form
von feinem Dunste fort, und mit diesen: Dunste verbinden sich eine
Menge flüchtiger Säuren des Schweißes, die ihm seine:: eigentümlichen
Geruch verleihen; aber die anderen Stoffe bleiben als feste Kruste auf
der Haut zurück und bilden einen Überzug über dieselbe. Aus einer-
anderen Quelle wird sogar wirklicher Talg auf die Haut abgelagert.
In der mittleren Hautschicht, woselbst die Haare eingebettet sind, be-
finden sich an der Wurzel derselben kleine traubenförmige Drüsen,
welche eine ölartige Flüssigkeit absondern. Auf der Oberfläche der Haut
wird das Öl hart wie Talg, erhält ein gelbes, schmutziges Ansehen
und verleiht der Haut jene Klebrigkeit und das sogenannte ungewaschene
Ansehen, das wir an recht gehörig verschlafenen Gesichtern bemerken,
bevor frisches Wasser und gute Seife die Reinigung vollzogen. Kommt
nun zu dieser klebrigen Naturschminke noch von außer her der Staub
aller Art, den kein Mensch ganz von sich abwehren kann, so vollendet
Po lack, Lesebuch. 9
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
100 Iv. Nahrung und Notdurft des Leibes und Lebens.
Nach dieser Legende soll der Landmann sich garnicht wundern,
wenn, die Vögel ihm das Korn aufpicken von der Erdkrume und voti
den Ähren; gehört es doch ihnen, und wenn der Mensch vom Korne
sich ttährt, so ist er eigentlich irur Gast der Vögel des Himmels!
Zurück zur trauten Arbeit.
Wochenlang dauert es, bis auf den ausgedehnten Feldern alles
Kortt geschnitten ist. Dann kommt das Abernten. Nach altem Brauche
luerben die Kornschöber auf den großen Leiterwagen gelegt und in
die Scheune geführt. Dort können die Garben mit Dreschflegeln oder
auf wagerechten Schlagbaumen abgekörnt und die Körner durch Wind-
mühlen gereinigt werden. Das ist —wenn der Hunger nicht drängt —
eine Arbeit für den Winter, und auf dem Stroh werden die Scherze fort-
geführt, welche auf dem Felde beim Garbenschneiden begonnen haben.
Über das spätherbstliche Stoppelfeld fliegen Krähen, streifen arme
Weiber und Kinder. Mancher Bauer jagt die armen Leute mit Schelt-
worten fort; mancher tut es jedoch nicht, indem er sich an das Halm-
abstreifen von unserem Herrgott erinnert und sie deshalb suchen und
aufheben läßt, ivas sie finden.
Nun werden die schweren Kornsäcke zur Mühle gebracht. Wohl
dem, der sein eigener Müller und Bäcker ist! Es ist der Ehre wert,
ivas ein Mittelbauer in entlegenem Gebirge alles kann und leistet.
Zum Hofe manches Bauern gehört da eine Schmiede, eine Weberei,
eine Lodenwalke, eine Ledergerberei, eine Flachsbrechstnbe, eine Leinöl-
presse und eine Kornmühle, alles nur für den häuslichen Gebrauch,
und der Eigentümer versteht es, nebst der persönlichen Besorgung des
Bauerngutes die Gewerbe schlecht und recht auszuüben. Also mahlt
der rechte Bauer sein Korn selber.
Das Backen des Brotes besorgt die Hausmutter selbst, und dabei
geht es heiß her, — nicht bloß im Ofen, sondern auch außerhalb des-
selben. Der Backtag gibt dem Waschtage nichts nach, damit ist alles
gesagt. Die Bereitung des Sauerteiges ist schon vorausgegangen, nun
kommt, alles natürlich unter geschäftigem Umherrennen und Zetern der
Weibsleute, — das Anrühren des Mehles im Backtröge mit Wasser,
das Zusetzen von Salz, Anis oder anderem Gewürze, hernach das
Kneten, das „Aufgehenlassen", das „Schüsseln", wobei die Teigstücke
in die Form von runden Laiben gebracht werden, endlich das Jn-
denofenschießen dieser Laibe. Der mächtige Gluthaufen, mit welchem
die Steinplatten des Ofens vorher erhitzt werden, ist entfernt. Und
wie es einst die Wärme war, die den Keim des Kornes entwickelte,
so ist es jetzt die Hitze, welche das Brot vollendet. Während das
Brot im Ofen backt, ist für die Hausmutter eine bange Zeit. Kein
Glockengießer kann dem Augenblicke erwartungsvoller entgegenatmen,
da der eherne Kern sich aus der Hülse schält, als die Hausmutter d'em
Offnen des Ofenbretts entgegensieht. Zwei Stunden lang muß der Brot-
laib im finsteren Fegefeuer verbleiben. Endlich wird geöffnet. Hübsch
bauchig und bräunlich liegen sie da, einer neben dem anderen. Die
Hausmutter erhebt ein Freudengeschrei oder betet still bei sich einen
Dankseufzer. Doch wehe, wenn die Laibe flach und mausgrau daliegen,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
Iv. Nahrung und Notdurft des Leibes und Lebens. 103
Filtrieren gebraucht man gewöhnlich tierische Kohle, die durch
Verkohlung von Gebeinen gewonnen wird. Diese Kohle hat die merk-
würdige Eigenschaft, allerlei im Wasser ausgelöste Stoffe auszu-
schlürfen, oder wie man sagt, zu absorbieren und somit zurückzuhalten.
Die Wärme des Brunnenwassers richtet sich nach der Tiefe, aus
welcher es stammt. Cisternenwasser ist im Winter kalt bis zum Ge-
frieren, im Sommer lauwarm wie die Lust. Tiefere Brunnen sowie
Quellen, deren Wasser aus etwas tieferen Erdschichten kommt, behalten
zu jeder Jahreszeit ziemlich dieselbe Wärme, ähnlich wie die Luft im
Keller. Ihr Wasser erscheint uns deshalb im Sommer sehr kalt, weil
wir es mit der warmen Luft oder dem warmen Regenwasser ver-
gleichen; im Winter dagegen kann es bei strenger Külte sogar dampfen,
zumal wenn das Bruunenrohr durch Umwickeln mit Stroh oder
Decken vor dem Frost hinreichend geschützt ist.
So sehr ein kühler Trunk Wasser im heißen Sommer uns eine
Wohltat dünkt, so sehr müssen wir uns hüten, daß wir uns dadurch
eine Erkältung zuziehen. Wenn die Lunge bewegt und das Blut stark
erhitzt ist, schadet eilt kalter Trunk. Es hat sich schon mancher dadurch
den Tod zugezogen.
Fast nie ist das Brunnenwasser gänzlich rein. Regenwasser oder
Wasser von geschmolzenem Schnee enthält wenig fremde Stosse, schmeckt
aber deshalb nicht gerade gut. Das Wasser erhält seinen angenehmen
Geschmack sogar meist erst durch einzelne seiner beigemischten Bestand-
teile, besonders durch die Kohlensäure, die es enthält. Wir können
uns von dem Vorhandensein dieser Luftart schon alt jedem Trinkglase mit
Wasser überzeugen, das etwa über Nacht stehen geblieben ist. Ringsum
haben sich am Glase Luftperlen ausgeschieden, und das Wasser schmeckt
fade und abgestanden; durch das Kochen wird die Luft noch rascher entfernt.
Weil das Wasser Kohlensäure enthält, so löst es mancherlei
Stoffe, die im Erdboden sich befinden, auch vorzüglich den gemeinen
oder kohlensauren Kalk. Lassen wir Wasser in einem reinen Glase
verdunsten, so sehen wir am letzteren ein weißliches Überbleibsel an-
gelegt, das aus Kalk oder auch aus Gips besteht. Töpfe, in denen
oft Wasser gekocht wird, belegen sich innerlich mit einer Schicht von
jenen Gesteinsarten, die man Kessel- oder Tropfstein, fälschlich auch
wohl Salpeter nennt. Wasser, die gar keine oder nur wenig erdige
Bestandteile aufgelöst enthalten, nennt man weiche; solche dagegen,
die viel davon haben, harte. Das meiste Quell- und Brunnenwasser
enthält auch kleine Mengen von Kiesel aufgelöst, desgleichen etwas
Salz (Kochsalz), manche etwas Eisen usw. Wenn Quellwasser größere
Mengen von Kohlensäure oder andere Luftarten enthalten, so werden
sie oft von Ärzten zur Kur benutzt und als Säuerlinge, Mineral-
quellen, Gesundheitsbrunnen usw. bezeichnet.
Alles Wasser unserer Brunnen ist ehedem als Regenwasser,
Schnee, Hagel oder Tau dem Erdboden zugeführt worden und in
denselben eingedrungen. Daher haben wir möglichst vorsichtig daraus
zu achten, daß unser Brunnenwasser nicht verunreinigt wird. Dünger-
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
104 Iv . Nahrung und Notdurft des Leibes und Lebens.
grübe, Senkgrube und andere Dinge, die unangenehme und schädliche
Stoffe dem Wasser zuführen könnten, müssen möglichst entfernt von
ihm gehalten werden. In reinem Wasser finbet man selbst mittels
des Vergrößerungsglases selten ein tierisches Wesen. Sobald aber
dem Wasser durch verwesende Stoffe andere Bestandteile zugeführt
werden, finden sich auch Infusionstierchen und Wasserinsekten ein,
deren Genuß ebensowenig appetitlich wie gesund ist.
Wo Wasser, Licht und Wärme zusammenwirken, beginnt auch so-
fort die Pflanzenwelt sich einzustellen. So siedeln sich auch mancherlei
Gewächse am Brunnentroge an und heften sich selbst am Holzwerk und
harten Gestein fest. Es wird wohl jedem der grüne Überzug der
feuchten Gesteine am Brunnen aufgefallen sein. Er rührt gewöhnlich
von Algen her. H. Wagner.
85. Bon der Nahrung.
„Essen und Trinken erhält den Leib," sagt schon das Sprichwort.
Niemand kann sich das Essen abgewöhnen; er würde schwächer und
schwächer werden und endlich sterben. Um die Bedeutung des Essens
recht begreiflich zu machen, will ich mich eines Gleichnisses bedienen.
Stellt euch eine Fabrik vor, die mit Dampf arbeitet, z. B. eine
Dampfölmühle. Wir sehen, wie fortwährend Fässer mit Öl aus
der Fabrik abgeliefert und fortgeführt werden. Das Öl ist nicht aus
nichts entstanden ; es wurde aus Raps- und Leinsamen bereitet. Wir
können denn auch bemerken, wie durch eine andere Tür Säcke mit
solchem Samen hereingeschafft werden. Hörte diese Anfuhr von
Samen auf, dann würde auch bald die Ausfuhr von Öl aufhören
müssen, aber nun sehen wir, daß der Samen nicht das einzige ist, was in
die Fabrik geschafft wird; auch Steinkohlen und Wasser müssen da
sein, um die Dampfmaschine in Tätigkeit zu erhalten. Endlich sehen
wir auch von Zeit zu Zeit einmal Holz, Eisen und Stein in die
Fabrik bringen; es ist irgend etwas abgebraucht, das wieder ersetzt
und ausgebessert werden muß. Auch diese Zufuhr kann die Fabrik
auf die Dauer nicht entbehren.
Nun ist unser Körper in gewisser Hinsicht mit einer solchen
Fabrik zu vergleichen. Auch unser Körper liefert Stoffe ab, die fort-
während weggeschafft werden; auch diese Stoffe entstehen nicht von
selbst; sie werden in unserem Körper bereitet. Aber ebenso wie in
der Ölmühle allerlei Bewegungen stattfinden müssen, so sind auch Be-
wegungen in unserem Körper notwendig. Wie dort das Umdrehen
der Rüder und der Mahlsteine, das Ans- und Niedergehen der Stampfer,
so hier die Bewegung der Brust zum Atemholen, die des Herzens zum
Kreisläufe des Blutes usw. In der Fabrik entstehen die Bewegungen
durch die Dampfmaschine, und diese kann nicht wirken ohne Stein-
kohlen und Wasser. Ebenso entstehen auch die Bewegungen unseres
Körpers nicht von selbst, sondern dazu müssen allerlei Stoffe verbraucht
werden, wie die Dampfmaschine Steinkohlen verbraucht. Auch die Teile,
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
Iv. Nahrung und Notdurft des Leibes und Lebens.
105
aus denen unser Körper besteht, bleiben lücijt allezeit dieselben; unser
Körper nutzt sich ebenso ab wie jeoe Ntaschme. Soll die Maschine regel-
mäßig fortwirken, dann muß das Abgenutzte wieder erneuert werden,
und eine derartige Erneuerung muß auch tn unserem Körper stattfinden.
Dieselbe Bedeutung nun, welche der Raps, die Steinkohlen, das
Wasser und das Eisen für die Fabrik haben, hat das Essen und Trinken
für unseren Körper. Die Nahrung muß nicht allein in dem Körper ver-
braucht, sondern sogar zu Bestandteilen des Körpers selbst werden. Die
Nahrung muß daher aus Stoffen bestehen, aus welchen in unserem Körper
Blut, Knochen, Fleisch, Nerven, Sehnen usw. hergestellt werden können.
Es leuchtet ein, daß es nicht gleichgültig ist, welche Stoffe das
sind. Jeder weiß, daß wir nach einer guten Mahlzeit von Bohnen
oder Fleisch uns gekräftigt fühlen und itici)t so bald wieder Hunger
verspüren. Wollte aber jemand, der schwer arbeiten muß, nur Salat
essen, sc würde er sein Tagewerk nicht verrichten können, bald erkranken
und verhungern. Die Speisen müssen aber Glicht nur nahrhaft sein,
d. h. die verbrauchten Stosse liefern können, sondern auch verdaulich.
Sie sind es, wenn die Verdauungswerkzeuge sie leicht zu einem flüssigen
Brei verarbeiten, aus dem dann die nährenden Stoffe in das Blut
aufgenommen werden. Harte, feste Stoffe, die mit zähen Schalen
umgeben sind, allzufette und allzureiche Mahlzeiten sind unverdaulich,
weil der Magen- und Darmsaft sie nicht durchdringen kann. Die
Verdaulichkeit der Speisen wird erhöht, wenn wir sie so fein wie
möglich zerkauen. Wer die Speisen nur halb zerkaut und gierig ver-
schlingt, handelt ebenso töricht als jemand, der aus ganzen Kaffee-
bohnen immer guten Kaffee bereiten wollte.
Zu den kräftigsten Nahrungsmitteln gehören Milch, Eier,
Käse, Fleisch, und zwar ist gebratenes nahrhafter als ausgekochtes,
Brot, das aus ungebeuteltem Mehle gebacken ist, Erbsen, Bohnen
und Linsen, sofern sie mit etwas Soda recht weich gekocht und
durchgeseiht worden sind, Graupen, Reis, Hirse, welche alle bei
gleichem Gewicht viel mehr nährende Stoffe enthalten als Kar-
toffeln. Diese, wie auch die gewöhnlichen Grüngemüse, Kohlarten,
Früchte, Äpfel, Beeren usw., bestehen größtenteils ans Wasser und
sollten nur als Zuspeise genossen werden. Das Salz erhöht nicht
nur den Wohlgeschmack, sondern auch die Verdaulichkeit; jedoch zu
stark gesalzene oder gewürzte Speisen wirken auf die Dauer schädlich
und sind darum zu vermeiden. Butter, Schmalz, Speck, Zucker
sind dem Körper zur Erzeugung der Lebenswärme (37» Celsius)
ebenso nötig wie einer Maschine die Steinkohle und das Schmieröl.
Zum Schlüsse sei noch erwähnt, daß zu einer zweckmäßigen Ernährung
auch Abwechselung in den Speisen gehört, daß allzureichliche Nahrung
eine Verschwendung im Körperhaushalte ist und allzugeringe ein Geiz,
der sich durch zu rasche Abnutzung und durch geringere Kraft und
Widerstandsfähigkeit der Maschine bald rächt. Je kräftiger sich ein
Volk zu ernähren weiß, desto leistungsfähiger wird es aus jedem Ge-
biete des Lebens und Strebens sein. Huizinga-Jüttmg.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
140
V. Gesundheit und ihre Pflege, Krankheit und ihre Heilung.
der Oberkörper höher liegt, schiebt unter Kopf und Genick ein zu-
sammengerolltes Kleidungsstück, zieht die Zunge aus dem Munde
hervor und erhält sie in dieser Lage entweder durch Festhalten oder
durch ein inn Kinn und Zunge geschlungenes Band.
Der, welcher die weiteren Versuche leitet, stelle sich dann hinter
den Kopf des Ertrunkenen, ergreife beide Ar nie desselben dicht
über den Ellenbogen, ziehe sie sanft, aber fest aufwärts über den
Kopf des Ertrunkenen, halte sie so 2 Sekunden lang aufwärts
gestreckt; führe sie darauf wieder abwärts und drücke sie sanft,
aber fest, 2 Sekunden lang gegen die Seiten der Brust. —
Dieses A u f - u n d A b w ä r t s s ü h r e n der Arme wiederhole man
etwa zehnmal in der Minute so lange, bis Atembewegungen bemerk-
bar werden.
Sobald der Verunglückte zu atmen beginnt, lasse man ihn
ruhig in der R ü ck e n l a g e verharren und suche Wärme und B l u t -
n m lauf zu fördern, indem man die Glieder aufwärts stark mit
Tüchern reiben läßt, an Herzgrube und die unteren Körperteile Wärm-
flaschen legt und den ganzen Körper in Decken oder in Betten warm
einhüllt. Erlangt der Verunglückte die Fähigkeit zu schlucken, so
lasse man ihn von Zeit zu Zeit ein wenig erwärmtes Wasser mit
etwas Wein oder Branntwein, oder auch Kaffee oder Tee trinken. Es
dauert oft zwei und mehr Stunden, bis aus diese Art das Atmen
wieder hervorgerufen wird; man darf also die Versuche nicht zu früh
aufgeben. Ein warmes Bad darf nur auf ärztliche Verordnung ge-
geben werden.
2. D u r ch Erhängen und Erwürgen. Vor a l l e m löse
man das Band, mit dem der Hals umschnürt ist; jedoch
vorsichtig, damit der hängende Körper nicht herabfällt.
Dann bringe man den Körper in eine sitzende S t e l l u n g i m
Freien oder bei offenen Türen und Fenstern, löse alle engen
Kleidungsstücke, bespritze Gesicht und Brust mit kaltem
Wasser, mache kalte Umschläge um den Kopf, reinige Mund
und Schlund und kitzle den Schlund mit einem Federbarte, halte
Salmiakgeist an die Nase, lege S e n f t e i g an die Waden, bürste
die Fußsohlen, reibe die unteren Gliedmaßen mit wollenen Tüchern
oder mit S e n f s p i r i t u s, oder tröpfle Siegellack auf die Brust.
Zeigt sich keine Spur von Atem, so mache man genau dieselben
Wendungen des Körpers und Bewegungen der Arme,
wie sie bei Ertrunkenen vorgeschrieben sind.
3. D ur ch Ersticken in schädlicher Luft. Der Erstickte
muß sofort in reine Luft gebracht werden.
Ist Kohlendunst oder ausströmendes Gas die Veranlassung,
so öffne man den Ofen oder schließe das Gasrohr und
bringe den Verunglückten sofort in ein anderes Zimmer. Wo dies
nicht angeht, ö f fm e man a l l e T ü r e n und Fenster.
Befindet sich der Erstickte in Brunnen, Lohgruben, Schachten,
A b z u g s k a n ä l e n oder an anderen unterirdischen Orten, so muß zu-
nächst untersucht werden, ob ein hinabgelassenes brennendes Licht ver-
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
Iv. Nahrung und Notdurft des Leibes und Lebens.
111
90. Unsere Wohnung.
Die Wohnung soll luftig, hell und trocken sein. „Wo die
Sonne nicht hingeht, da geht der Arzt hin," sagt ein altes Wort.
Kellerwohnungen sind meist dumpf, moderig, düster und werden hier-
durch zu Brutstätten von Rheumatismus, Bleichsucht, Skrofulöse und
anderen Krankheiten, insbesondere dort, wo die Kellersohle nicht mehrere
Meter über dem höchsten Grundwasser liegt. Wie diese, so meide man
auch jede Wohnung in einem neuen, noch nicht ausgetrockneten Hause.
Wo man feuchte Flecken oder Schimmel an den Wänden bemerkt, ziehe
man nicht ein, die Räume mögen noch so freundlich erscheinen, der
Mietzins mag noch so niedrig sein; denn auch in einer solchen
Wohnung holt man sich rheumathische, gichtische und Nierenleiden, die
man oft zeitlebens nicht mehr los wird.
Bemerkt man die Feuchtigkeit erst, nachdem man gemietet hat, so
heize man womöglich bei offenen Fenstern. Das trockenste Zimmer
nehme man als Schlafzimmer und stelle die Möbel etwas von der
Wand entfernt aus.
Kleinere Häuser mit wenigen Bewohnern sind im allgemeinen
großen, in welchen viele Familien nebeneinander wohnen, vorzuziehen,
schon der Gefahr der Ansteckung wegen. Wer durch die Art des Er-
werbs der Familie nicht in der Wahl des Wohnorts beschränkt ist,
der scheue einen etwas größeren Weg zur Arbeitsstelle nicht, wenn es
ihm dadurch ermöglicht wird, sich eine Wohnung in einem kleineren,
freier liegenden Hause zu verschaffen. Hundertfältige Erfahrungen habet:
gezeigt, daß der weite Weg zur Arbeitsstätte, besonders für diejenigen,
welche sitzend arbeiten, gesundheitlich höchst vorteilhaft ist. Bietet das
Hinausziehen aus dem Innern der Stadt außerdem die Möglichkeit,
bei der Wohnung ein Stückchen Garten- oder Ackerland zu pachten,
so ist dies freudig zu begrüßen; denn die landwirtschaftliche Nebeu-
beschästigung ist, ganz abgesehen von den Annehmlichkeiten und land-
wirtschaftlichen Vorteilen, welche sie der ganzen Familie bietet, auch
gesundheitlich für die meisten gewerblichen Arbeiter ersprießlich.
Wie groß man die Wohnung nimmt, hängt zunächst von beit
verfügbaren Geldmitteln ab. So notwendig aber auch im allgemeinen
Sparsamkeit ist, so ist es doch nicht weise, die Ausgaben für die Woh-
nung mehr einzuschränken, als es durchaus nötig erscheint. Die Woh-
nung ist der Mittelpunkt des Familienlebens; von ihrer Beschaffenheit
hängt wesentlich das körperliche und sittliche Wohlergehen der Eltern
wie der Kinder ab; deshalb lege man sich lieber in andern Dingen
Einschränkung auf, wenn man sich damit eine bessere Wohnung er-
kaufen kann. Die Größe der einzelnen Zimmer muß sich nach der
Zahl der darin weilenden Personen richten. Der Mensch verzehrt be-
kanntlich zur Erhaltung der Körperwärme den Sauerstoff der Luft,
atmet dagegen die in den Lungen entstehende Kohlensäure aus, so daß
die Zimmerluft fortwähreud ärmer an Sauerstoff und reicher an giftiger
Kohlensäure wird. Daher muß für Lusterneuerung durch Offnen
der Fenster gesorgt werden und zwar sowohl im Wohn- als auch im
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]