Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
Iv. Nahrung und Notdurft des Leibes und Lebens. 103
Filtrieren gebraucht man gewöhnlich tierische Kohle, die durch
Verkohlung von Gebeinen gewonnen wird. Diese Kohle hat die merk-
würdige Eigenschaft, allerlei im Wasser ausgelöste Stoffe auszu-
schlürfen, oder wie man sagt, zu absorbieren und somit zurückzuhalten.
Die Wärme des Brunnenwassers richtet sich nach der Tiefe, aus
welcher es stammt. Cisternenwasser ist im Winter kalt bis zum Ge-
frieren, im Sommer lauwarm wie die Lust. Tiefere Brunnen sowie
Quellen, deren Wasser aus etwas tieferen Erdschichten kommt, behalten
zu jeder Jahreszeit ziemlich dieselbe Wärme, ähnlich wie die Luft im
Keller. Ihr Wasser erscheint uns deshalb im Sommer sehr kalt, weil
wir es mit der warmen Luft oder dem warmen Regenwasser ver-
gleichen; im Winter dagegen kann es bei strenger Külte sogar dampfen,
zumal wenn das Bruunenrohr durch Umwickeln mit Stroh oder
Decken vor dem Frost hinreichend geschützt ist.
So sehr ein kühler Trunk Wasser im heißen Sommer uns eine
Wohltat dünkt, so sehr müssen wir uns hüten, daß wir uns dadurch
eine Erkältung zuziehen. Wenn die Lunge bewegt und das Blut stark
erhitzt ist, schadet eilt kalter Trunk. Es hat sich schon mancher dadurch
den Tod zugezogen.
Fast nie ist das Brunnenwasser gänzlich rein. Regenwasser oder
Wasser von geschmolzenem Schnee enthält wenig fremde Stosse, schmeckt
aber deshalb nicht gerade gut. Das Wasser erhält seinen angenehmen
Geschmack sogar meist erst durch einzelne seiner beigemischten Bestand-
teile, besonders durch die Kohlensäure, die es enthält. Wir können
uns von dem Vorhandensein dieser Luftart schon alt jedem Trinkglase mit
Wasser überzeugen, das etwa über Nacht stehen geblieben ist. Ringsum
haben sich am Glase Luftperlen ausgeschieden, und das Wasser schmeckt
fade und abgestanden; durch das Kochen wird die Luft noch rascher entfernt.
Weil das Wasser Kohlensäure enthält, so löst es mancherlei
Stoffe, die im Erdboden sich befinden, auch vorzüglich den gemeinen
oder kohlensauren Kalk. Lassen wir Wasser in einem reinen Glase
verdunsten, so sehen wir am letzteren ein weißliches Überbleibsel an-
gelegt, das aus Kalk oder auch aus Gips besteht. Töpfe, in denen
oft Wasser gekocht wird, belegen sich innerlich mit einer Schicht von
jenen Gesteinsarten, die man Kessel- oder Tropfstein, fälschlich auch
wohl Salpeter nennt. Wasser, die gar keine oder nur wenig erdige
Bestandteile aufgelöst enthalten, nennt man weiche; solche dagegen,
die viel davon haben, harte. Das meiste Quell- und Brunnenwasser
enthält auch kleine Mengen von Kiesel aufgelöst, desgleichen etwas
Salz (Kochsalz), manche etwas Eisen usw. Wenn Quellwasser größere
Mengen von Kohlensäure oder andere Luftarten enthalten, so werden
sie oft von Ärzten zur Kur benutzt und als Säuerlinge, Mineral-
quellen, Gesundheitsbrunnen usw. bezeichnet.
Alles Wasser unserer Brunnen ist ehedem als Regenwasser,
Schnee, Hagel oder Tau dem Erdboden zugeführt worden und in
denselben eingedrungen. Daher haben wir möglichst vorsichtig daraus
zu achten, daß unser Brunnenwasser nicht verunreinigt wird. Dünger-
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
Vii. Der Hof und seine Ordnung, die Haustiere und ihre Pflege. 187
gegangen, und das dort treibt's auch nicht mehr lange, dem tut's die
Milch nicht." Ja, Mann Gottes! sagte ich, die Kälber sind keine
Pilze, die zieht man nicht auf dem Miste. Nimm sie einmal heraus
aus dem Morast von einem Kälberstand und stelle sie aus den trockenen
Holzboden, und dann gib acht, daß die Milchgeschirre rein sind, damit
die Milch llicht sauer werde, dann werden die Kälber die Milch schon
vertragen.
Ein anderer ist der Simpelmaier. Der hat für seine zwei Kühe
einen Stall, in den man gut 10 Stück stellen könnte. Verfüttert
der Mann den zwei „Marterbildern" alle Winter seine 60 Zentner
Heu und bekommt kaum Milch für seine Haushaltung. Ich riet ihm,
den Stall zu unterschlagen und den leeren Platz mit Streu auszu-
füllen. So verbrauchen die Kühe die Hälfte Heu, bloß um sich warm
zu erhalten.
Am besten hat mir der Lochbauer gefallen! Rennt der Kerl mit
einer Glutpsanne herum und treibt Hexen aus! „Die vermaledeiten
Hexen! Ein Stück um das andere machen sie mir krank," zeterte er
unter Erstickungsanfällen, als wir uns über sein Tun üerrdimöerteu.
„Kein Lüftchen lasse ich in den Stall; jede Ritze habe ich doppelt
und dreifach verstopft; es ist so warm wie in einer Backstube, und
doch fehlt immer etwas!" Na freilich, die reinste Hexerei! Pfropft
der gute Mann 13 Stück Vieh in ein finsteres Loch hinein, in dem
kaum 8 Stück Vieh würdig untergebracht werden könnten. Ich wollte
ihm begreiflich machen, daß es seinem Vieh an gesunder Luft fehle,
daß es in dein eklen Dunste halb ersticke, aber er hatte den Kopf zu
voll Hexen.
Jetzt der Neubauer, da nehme ich den Hut ab! Der ist nicht
umsonst in der Ackerbauschule zu Grotteuhof geweseu. Da steht der
Stall und Viehstand in richtigem Verhältnisse. Vier Kühe mittlerer
Größe, zwei Rinder und drei Kälber, alles wohlgenährt, stehen hübsch
in einer Reihe auf den trockenen Dielen, womit der Zementboden des
Stalles belegt ist. Alles ist rein, trocken, angenehm. Wie er's nur
so schön haben könne? „Das kostet schon seine Arbeit," sagte der
stramme Mann. „Der Stall wird täglich gemistet und sauber aus-
gekehrt; täglich wird Stück für Stück mit Striegel und Bürste gereinigt
und überdies noch von Zeit zu Zeit mit lauwarmem Wasser und mit
Seife tüchtig gewaschen und nachher mit Stroh trocken gerieben. Luft
und Wärme muß genau geregelt werden. Der Wärmemesser darf mir
nie weniger' als 15o und nie mehr als 17o C. zeigen, — es gibt
Arbeit, zahlen tut sich's aber!" Gleich war er mit dem schriftlichen
Beweise zur Hand. In einer sauberen Nische lag das Milchbuch.
Da fanden wir Woche für Woche den Milchertrag aufgeschrieben und
am Ende des Jahres übersichtlich zusammengerechnet. Wie wir staunten!
Da fielen letztes Jahr bei Sommerstallfütterung auf eine Kuh 39051!
„Davon kommt ein hübsch Teil auf Rechnung des neuen Luftzuges.
Im Jahre 1887 habe ich bloß 3548 1 gemolken," bemerkte uns der
Neubauer. Mit sichtlichem Stolze zeigte er uns nun seine wirklich
zweckmäßige Lüftungs-Einrichtung. Schließlich führte er uns noch in
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
Ix. Der Acker und seine Bearbeitung re.
229
was er getan hat, wenn er auf sein Tage- oder Wochenwerk zurück-
schaut. Und doch, was ist sein winzig Werk gegen die Schöpfung der
Natur! Er lockert mit der Schärfe des Pfluges den Boden, bringt
Dünger zu und streut das Samenkorn in das Bett, das er ihm bereitete.
Aber damit hört seüle Arbeit auch auf. Nun aber spricht die Schöpfung
erst ihr „Werde!" Das Keimlein wird wach im Samenkorn, streckt fein
Würzelchen in den Boden, und die Nahrung fließt ihm zu, wie es sie
braucht und aufnehmen kann. Und gerade die Zubereitung der Nahrung
für die Pflanze und die Speisung der Billionen uttd Aberbillionen
Würzelchen mit geeigneter Nahrung ist eins der größten Wunder der
Schöpfung. — Die iiuft ist es vor allem, die dies Wunder schafft, im
Verein mit Frost und Wärme und Feuchtigkeit. Der Frost lockert den
Boden, wie wir es mit unsern besten Geräten nicht vermögen. Er
wandelt ihn in Staub. In die feinsten Poren des Bodens dringt,
wie wir wissett, Wasser ein. Der Frost macht es erstarren. Dabei
dehnt es sich aus. Und so reißt es die feinsten Bodenteilchen Volt
einander. Ein schwerer Tonboden wird, wenn er gut ausgefroren ist,
ebenso locker und lose wie ein feinkörniger Sandboden. Lockert die
Natur den Boden im Winter durch Frost, so tut sie es im Sommer
durch Erwärmung und Abkühlultg, Befeuchtung und Aus-
trocknung. Der eigentliche Arbeiter im Boden ist aber die Lust.
Frost, Hitze und Feuchtigkeit sind sozusagen nur ihre Handlanger.
Wo sie eindringt, da geht ein ständiges Umwandeln der Stoffe vor
sich, ein Zersetzen und Zerfallen und Neubilden. Frischer Dung ist an
und für sich noch keine Pflanzennahrung. Er wird es erst durch Zer-
setzung und Verwesung im Boden. Dazu ist aber die Einwirkung
der Luft nötig. Je leichter und besser sie mm in den Boden ein-
dringen kann, desto rascher und vollständiger verwest er und wandelt
sich in Pflanzennahrung, und die Pflanzenreste im Boden, Stoppeln,
Blätter und Wurzelwerk, tun es auch. Die atutosphärische Luft arbeitet
auch am Gestein des Bodens selbst, daß es verwittert und sein
Bröslein zur Nahrullg der Pflanzen liefert. Der gelockerte Boden
nimmt endlich auch Pflanzennahrung aus der Luft auf. Diese günsti-
gen Wirkungen sind aber auch ilur möglich, wenn im Boden selbst ein
reger Luftwechsel vor sich geht. So wird bei jedem stärkeren Regen alle
ill den Poren des Bodens enthaltene atmosphärische Luft ausgetrieben,
und in dem Maße, wie das Regenwasser versillkt oder verdunstet,
strömt wieder neue Luft in den Boden ein. Außerdem findet noch,
namentlich bei heiterem Himmel, ein Luftwechsel im Boden statt, der
einige Ähnlichkeit mit dem Atmen der Menschen und Tiere hat.
Während der Nacht kühlt sich nämlich der Boden (durch Wärme-
ausstrahlung) ab; und die Luft, die darin ist, zieht sich zusammen
und nimmt daher einen kleineren Raum ein. Wird der Boden aber
am Morgen durch die Sonnenstrahlen wieder erwärmt, so dehnt sich
die Bodenluft aus. Und da sie nicht Raum genug im Boden findet,
so entweicht ein Teil in die Atmosphäre. Bei diesem Vorgänge wird
dann auch zugleich der Boden während der Nacht nicht nur auf seiner
Oberfläche, sondern auch darunter, in der oberen Schicht, betaut.
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
230
Ix. Der Acker und seine Bearbeitung rc.
Wo in dieser Weise Luft und Wärme und Feuchtigkeit am Boden
arbeiten, da gärt er bald wie gärender Teig. Nur langsamer
geht es und dem Auge der meisten Menschen nicht erkennbar. Der
erfahrene Landmann aber kann wohl erkennen, wenn sein Acker gar
ist, sich im Zustand der Gare befindet, wie man auch sagt. Ein an-
genehmer Erddust steigt von den Schollen auf; ihre Farbe wird
dunkler; sie verlieren ihre Zähigkeit und werden mürbe; die Acker-
krume Pufft auf, und feine grüne Fäserchen, winzige Pflänzchen,
überspinnen sie. Der Landmann weiß auch, daß die Luft nun die
kostbare Speise der Pflanzen im Acker zubereitet. „Halmfrüchte sind
halb geraten, wenn sie in ein gar Feld gesäet werden," sagt er.
„Ein ungarer Boden gibt eine schlechte, manchmal gar keine Ernte."
In der Ackergare liegt also der Schwerpunkt der ganzen Be-
stellung, gegen den alle sonstige menschliche Hilfe als Nebensache
erscheint. Und weil nun die Gare nur durch die in den Boden ein-
tretende Luft zu ermöglichen ist, soistohnezweifeldiehaupt-
aufgabe des Landwirts die, der Luft den Boden gu
öffnen.
Und das will er eben durch die Bearbeitung des Bodens
mit den Ackerwerkzeugen, durch die mechanische Boden-
bearbeitung, erreichen. Das wichtigste Werkzeug der
Bodenbearbeitung ist ohne Frage der Pflug. Er bringt
allerdings die Gare nicht selbst, macht also den Acker nicht mürber,
aber er macht es möglich, daß die Gare eintreten kann.
Es würde daher ganz verkehrt sein, wenn man die Regel aus-
stellen wollte, der Acker müsse zweimal oder dreimal oder viermal
gepflügt werden, wie dies von manchen Landwirten geschieht. Es
kommt gar nicht darauf an, wie oft gepflügt wird, sondern lediglich
daraus, daß es in der richtigen Weise und zur rechten Zeit geschieht.
Der Pflug muß die einzelnen Bodenbestandteile mengen und ein voll-
ständiges Krümeln der Ackererde bewirken. Darum ist es vorteilhaft,
wenn schwerer Boden nur in schmale Furchen genommen und nur in
mäßig feuchtem Zustande gepflügt wird.
Aber gleich nach der Sense muß man den Pflug folgen lassen.
Da ist der Boden noch locker und mürbe, da hat er noch Gare. Er
verliert sie aber bald, wenn er kahl, ohne Bedeckung, der Sonne, dem
Regen, dem Winde und dem Wetter ausgesetzt ist. Ein hart und
Ungar gewordener Acker bearbeitet sich auch schwerer, beansprucht viel
Zugkraft und bleibt trotz aller Mühe und Arbeit hart und stückig, wird
also dann von der Luft nur sehr langsam gar gemacht.
Die Gare, die der Acker gleich nach der Ernte zeigt, kommt daher,
daß er von den Pflanzen, die auf ihm wuchsen, beschattet wurde.
Leg' im Sommer auf ungepflügten Acker einen Haufen Stroh und
komm' nach sechs Wochen wieder. Was findest du dann? Der ganze
Acker ist hart, nur unter dem Stroh findet sich mürber, lockerer, feuchter
Boden. Er ist unter der Decke gar geworden oder gar geblieben, wenn
er es schon war. Schaffst du nun alles Stroh fort und pflügst den
Acker sogleich darauf, so wird auf dieser Stelle die Frucht besser
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
Viii. Der Garten und seine Pflanzen, der Weinberg und seine Reben. 207
nicht nur seinen ganzen Bedarf an Obst selbst erzeugen, sondern weit
über diesen Bedarf hinaus ausführen könnte.
Selbst die höheren Lagen des Landes, Alb und Schwarzwald,
sind von dem Obstbau nicht ausgeschlossen, wenn die Sorten der
verschiedenen Obstgattungen zur Anpflanzung ausgewählt werden,
welche ein rauheres Klima vertragen. Auch ist der Einwurf nicht
haltbar, daß der Obstbau zu viel Zeit in Anspruch nehme und zu
große Mühe erfordere; denn unter allen Kulturgewächsen ist es gerade
der Obstbaum, dessen Anbau und Pflege die geringste Zeit und die
wenigste Mühe in Anspruch nimmt. Einmal angepflanzt und bis zur
Tragbarkeit herangewachsen, verlangt er dann nur noch Beschneiden,
Düngen und Abraupen, und das Düngen nicht einmal in allen Fällen.
Man kann auch nicht sagen, daß der Obstbau den guten Boden
zu sehr schmälere, den Ertrag unserer Kulturpflanzen beeinträchtige;
denn es gibt viele und große Flächen, welche der Kultur unzugänglich
sind und gerade durch den Obstbau ertragreich gemacht werden könnten.
Hierher gehören die Straßen, die Feldwege, die Eisenbahnböschungen,
die Flurgrenzen, Weiden, Bergabhänge usw.
Anscheinend mit mehr Recht könnte man einwenden, daß durch
den allseitigen und ausgedehnten Betrieb des Obstbaues dessen Ertrag
dermaßen herabgemindert werden müßte, daß er keinen Nutzen mehr
gewähren würde. Aber auch dieser Entwurf ist nicht haltbar, wenn
man in Betracht zieht, daß die Bevölkerung mit jedem Jahre wächst,
der Verbrauch infolgedessen steigt, die Versendung des Obstes in die
fernsten Länder leicht und billig geschehen und das Obst durch Zu-
bereitung zur Dauerware gestaltet werden kann und dann Aushilfe
bietet in den obstarmen Jahren, welche doch nicht ausbleiben. Übrigens
kommt bei dem Obstbau nicht lediglich der Ertrag an Früchten in
Betracht, sondern von wesentlicher Bedeutung ist auch der Einfluß,
welchen er auf die Besserung des Klimas und dadurch auf den Ertrag
der anderen Bodenprodukte ausübt.
Durch seine vielen Blätter, welche eine große Oberfläche darbieten,
haucht der Obstbaum eine bedeutende Menge Sauerstoff in die Atmosphäre
aus und saugt dafür solche Bestandteile aus derselben ein, welche für
Menschen imb Tiere schädlich sind. Mit seinen tief gehenden Wurzeln
holt er das Wasser aus der Tiefe des Bodens und übergibt es der
Atmosphäre, indem durch seine Blätter die Verdunstung rasch vor sich
geht. Ferner bricht der Obstbaum die Gewalt des Windes, und unter
seinem Schatten begrünen sich nach und nach sonst kahle, öde Flächen,
welche immer fruchtbarer werden durch das jährlich abfallende Laub.
Da zudem das Blätterdach des Obstbaumes die Ausstrahlung der
Wärme aus dem Boden hindert, wird jene gemäßigte Temperatur er-
zeugt, welche auf das Wachstum der Kulturpflanzen so vorteilhaft ein-
wirkt. Das ist um so wichtiger, da sich der Waldbaum, von dem Pfluge
verdräugt, auf die Gebirge zurückgezogen hat, viele Sümpfe und Teiche
trocken gelegt und Millionen Hektar Ackerlandes durch Drainierung
entwässert worden sind. Also schon wegen der Regelung des Klimas
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
X. Wasser, Wald und Wiese.
291
ihn kann deshalb kein Tau erfrischen. Der Wald, mit einer bedeutenden
Verdunstungsoberfläche versehen, gibt feinem Boden, gibt dem benach-
barten Lande eine große Menge des erquickenden Taues; der Boden
des dichten Hochwaldes, am Tage durch die Sonnenstrahlen weniger
erwärmt, wird in der Nacht auch weniger durch Ausstrahlung erkältet.
Die von Feuchtigkeit erfüllten Luftschichten über dem Walde senken sich
am stillen, kühlen Abend als Nebel in das Tal; der Tau perlt am
Morgen auf den Wiesen, er erquickt den Acker. Wie in den Küsten-
gegenden die Meeresdünste, so sorgen die Waldesdünste im Binnen-
lande für die Bewässerung des Bodens und durch dieselbe für dessen
Fruchtbarkeit.
Die Mehrzahl der Flüsse entspringt auf bewaldeten Gebirgen;
der Wald erhält einer Gegend ihren Wassergehalt; er sorgt für die
Flüsse, er ernährt ihre Quellen; in der Wüste versiegen dieselben.
Die ungeheuren, wasserreichen Ströme Nordamerikas durchziehen den
Urwald; ob sie so wasserreich bleiben werden, wenn ihre Wälder ver-
schwunden sind? Die Winde fahren her und hin; fällt auch auf
dürren Sand ein warmer Regen, was hilft er diesem Sande? Be-
gierig eingesogen, wird sein Wasser ebenso schnell wieder abgegeben;
keine Pflanzen sind vorhanden, die das Wasser an sich fesseln könnten;
nur wenige Pflanzenarten rönnen überhaupt auf dürrem Sande
gedeihen, weil nur wenige imstande sind, das Wasser lange festzuhalten.
Die Kakteen oder Fackeldisteln und die blattlosen Euphorbien oder
Wolfsmilchgewächse sind fast die einzigen Bewohner tropischer Wüsten;
unser Sandgras wächst auf Flugsand dürrer Heiden und wird schon
hier, indem es durch seine Wurzelausbreitung den lockeren Sand
befestigt, nützlich. Das Sandgras zeigt uns die Möglichkeit, auch
Wüsteneien ganz allmählich mit einer neuen Pflanzendecke zu bekleiden.
Wenn sich im Winter Schnee und Eis auf dem Gebirge häuft,
um vor der Sonne des Frühlings zu schmelzen, so schwellen die Ströme
plötzlich an; ein Bergstrom kommt zu anderen; die Wassermasse stürzt
mit Macht ins Tal hinab. Bedeckt ein Wald des Gebirges Grund,
fließen die Ströme durch fruchtbares Land, so wird ein großer Teil des
schmelzenden Schnees, der auf den Bäumen oder unter ihnen liegt, von
der'lockeren Dammerde des Bodens aufgesogen und zurückgehalten,
während er da, wo ihn der Boden nicht aufnimmt, die Wassermenge
der Flüsse vermehrt. Seitdem die Wälder verschwanden oder über
alle Gebühr gelichtet wurden, sind die Ü b e r s ch w e m m u n g e n der
Flüsse im Frühjahre furchtbarer als je hervorgetreten.
Ein Bergrücken, eine Mauer, ein Wald schützen vor dem Winde.
Der Windschutz des Hochwaldes ist in mancher Gegend nicht ohne
wohltätigen Einfluß; von ihm beschirmt, gedeiht der junge Wald, ge-
deiht das Ackerland; er verhütet die weitere Ausbreitung des Flug-
sandes; er hemmt die nachteilige Einwirkung austrocknender Winde; er
gewährt endlich Schatten und Kühlung. Der wohltätige Einfluß des
Waldes auf die Luftbeschaffenheit einer Gegend läßt sich nicht mehr
in Zweifel ziehen. Der Gesundheitszustand der Menschen und Tiere,
das Gedeihen der Pflanzen ist von der Luftbeschaffenheit einer Gegend
19*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
Ix. Der Acker und seine Bearbeitung rc.
271
dem Steigen und Fallen nur auf eine Vergrößerung oder Verringerung
des Luftdruckes schließen. Der ganze Wert des Barometers als eines
Wetterglases besteht also mehr darin, daß man aus dem festen Stande
des Quecksilbers auf eine gewisse Ruhe der Atmosphäre schließen kann.
Das plötzliche starke Fallen verkündigt allerdings den nahenden Sturm
oft im voraus. Der Nord-, Nordost- und Ostwind sind meistenteils
kalt und schwer, folglich vermehren sie den Luftdruck, und deshalb
steigt bei jenen Winden das Barometer. Weil nun bei eben diesen
Winden der Himmel meistens heiter ist, so schließt man, daß das
Steigen des Quecksilbers heiteres Wetter angezeigt habe; allein der
Druck der Lust kann sich durch andere Ursachen vergrößern, und es
wird dann der Schluß falsch sein.
Der Süd-, Südwest- und Westwind haben eine mildere Tempe-
ratur und sind daher leicht, folglich vermindern sie den Druck der
Luft und das Quecksilber fällt. Weil aber gerade diese Winde oft
Regen bringen, so geht das Fallen des Quecksilbers oft dem Regen
voraus; allein auch dieses Zeichen kann unrichtig sein, wenn der
Luftdruck sich aus einer anderen Ursache vermindert hat. Daher kann
es regnen, wenn das Quecksilber steigt, und es kann heiteres Wetter-
sein, wenn es fällt. Will man daher das Barometer als Wetterglas
richtig benutzen, so muß man sich an folgende Regeln halten:
1. Ein ungewöhnlich hoher Stand des Quecksilbers zeigt heiteres
Wetter an, was im Winter von strenger Kälte, im Sommer von
mäßiger Hitze begleitet ist. — 2. Ein sehr niedriger Stand deutet
auf Wind, und wenn dieser aus Südwest, Süd oder West kommt, auf
Regen. — 3. Das plötzliche starke Fallen des Quecksilbers läßt starken
Wind oder Sturm vermuten, welcher Regen bringt, wenn er aus
Süd, Südwest oder West weht. — 4. Dauernde Unveränderlichkeit
in dem Stande des Quecksilbers, mag er hoch oder niedrig sein, zeigt
die Fortdauer der eben vorhandenen Beschaffenheit des Wetters an. —
5. Die Veränderung des Quecksilberstandes ist mit Veränderlichkeit
in dem Wetter verbunden, wobei es nicht selten regnet, wenn der
Wind aus den genannten Himmelsgegenden weht.
Nach Palm.
174. Den Wind vergessen.
Einst war ein Landmann, der war nimmer zufrieden, weder mit
seinem Schicksale, noch mit den Menschen, noch mit dem lieben Gott.
Bald tadelte er diese, bald jene Einrichtung seiner Weltregierung, vor
allem aber das Wetter, das ihm heute zu warm, morgen zu kühl war.
Der Regen dauerte ihm heute zu lange; morgen ging er zu rasch vor-
über. Heute schien ihm die Sonne zu feucht, morgen zu trocken. Kurz,
er hatte am Wetter beständig etwas auszusetzen. Und einst in den
zwölf heiligen Nächten sagte er: „Könnte ich selbst nur das Wetter
machen, wie ich wollte, so sollten die Saaten bald anders stehen!"
Und siehe da! als er das gesagt hatte, trat ein Mann zu ihm, der
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
391
Xiii. Vaterland und Volkstum.
facher Anfeindung mußte er wieder aufhören, da seine Mittel erschöpft
waren. Nur in langen Pausen gelang es ihm, Mittel zu gewinnen
und sein Werk fortzusetzen. Erst der große Krieg voll 1870/71 belebte
aufs neue kräftig das patriotische Empfinden, und war auch seinem
Werke günstig. Der Reichstag bewilligte 10000, und Kaiser Wilhelm
schenkte 9000 Taler, nachdem er schon früher 2000 Taler beigesteuert
hatte. Endlich nach 37jährigem Ringeil war Ernst von Bändel am
Ziel. 1875, acht Jahre vor Einweihung des Niederwalddenkmals,
wurde das Riesenwerk im Beisein des Kaisers, des Kronprinzen, vieler
Fürstlichkeiten und einer großen Volksmenge enthüllt. Es war ein
Das Kriegerdenkmal auf dem Kyffhäuser.
hoher Ehrentag für den Meister, der über seiner Arbeit zum Greise
geworden war. Tränendeil Auges schaute er auf die große festliche
Schar, die aus allen Teilen des Vaterlandes gekommen war, ihn und
sein Werk zu feiern. Der Kaiser verlieh ihm einen hohen Ordeil uild
eine Ehrengabe von 4000 Mk. jährlich. Aber scholl im folgenden
Jahre schloß der tatkräftige, uneigennützige Mann die Augen. Das
Denkmal hatte 90 000 Taler gekostet, dazu hatte Bändel selbst
40 000 Taler beigesteuert, sein gallzes Vermögen. — Das Denkmal
Hermanns ist durch seine Baugeschichte zugleich ein Denkmal deutschen
Opfermutes und deutscher Zähigkeit.
3. Das Kriegerdenkmal ans dem Kyffhäuser. Ein duftiger
Sagenschleier weht uni den Kyfshäuserberg. In seiner Tiefe soll
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Ernst_von_Bändel Ernst
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
392
Xiii. Vaterland und Volkstum.
Friedrich Barbarossa jahrhundertelailg geträumt haben, während die
Raben der Zwietracht um die verfallene Burg krächzten. Das große
Jahr 1871 brachte die Erfüllung der Barbarossa-Sage, sie brachte
dem geeinten Deutschland wieder Kaiser und Reich. Wilhelm I. der
Große wurde als der wiedererstandene Barbarossa gefeiert. Ihm,
dem Einiger Deutschlands, errichteten die deutscheli Kriegervereine auf
deni sagenberühmten Berge ein riesenhaftes, großartiges Denkmal.
Es wurde am 18. Juni 1896 von Kaiser Wilhelm Ii., den deutschen
Fürsten und den Abgesandten der Kriegervereine feierlich eingeweiht.
Der schön bewaldete Berg setzt seinen stolzen Fuß auf den fetten
Boden der goldenen Aue. Weithin überschaut man die fruchtbare
Ebene, die voll deni Südfuße der waldreicheil Harzberge gesäumt wird.
Noch heute verdient sie das Lob, das ihr einst ein Graf von Stolberg
spendete, da er aus Palästina heimkehrte: „Gott behüte das gelobte
Land; ich lobe mir dafür die güldne Aue!" Das Denkmal ist ein
riesiger Turm aus Quadersteineil auf gewaltigen Unterbauten. Drüber
schwebt die Reichskrone. Aus dem Turme reitet Kaiser Wilhelm
der Große auf stolzenl Roß. Unter ihm zwischen Felsblöcken liegt
Barbarossa in Schlaf und Traum. Der Stroin der Denkmalsbesucher
ist unglaublich groß. Das großartige Denkmal und die herrliche Land-
schaft locken sie herbei. H. Harms u. Fr. Polack.
232. Die Moore Westdeutschlands und die Moorkultur.
Überall in Westdeutschland treten vielfach Moore auf, vorherrschend
sind sie jedoch nur im Westeil, im Gebiete der Ems und in Ostfries-
land. An der Ems liegt liiiks das Bourtanger- (spr. baurtanger)
Moor, rechts das Saterland, jedoch so, daß beide eine halbe Stuirde
voiil Fluß entfernt bleiben. Das größte aller deutschen Moore ist das
erstgenailllte. Es liegt auf der Grenze Deutschlands und Hollands
und Nlißt nicht weniger als 1400 qkm, wovon reichlich 1000 qkm zu
Deutschland gehöreil. Das Saterland mißt an 200 qkm; reichlich so
groß ist auch das Teufelsmoor bei Bremen. Auch die ostfriesischen
Moore, die unmittelbar unter der Marsch sich ausdehneil, haben großen
Umfang.
Nirgends im Vaterlande bietet sich uns ein so trostloser Anblick
als auf diesen weiten Moorflächen. Je weiter der Wanderer sich in
diese Einöden hineinwagt, desto unheimlicher wird ihm. So weit er
auch walldert, immer der gleiche, ganz ebene, dunkle Boden mit den
dürren Moos- und Heidepflanzen. Ihm wird immer mehr klar, daß
gegen diese Landschaft die Heide mit ihren Hügeln, Kiefernwaldungen
und Wiesentälern lieblich und reizvoll zu nennen ist. Obgleich man
auf den ebenen Flächen außerordentlich weit sieht, so kann man in
dem Bourtanger Moor doch einen Punkt aufsuchen, von wo aus
man ringsum den Himmel mit dem Moor zusammenfließen
sieht zu einem kreisrunden Horizont, wie man ihn sonst nur
auf dem Meere hat. Aber während auf dem Ozean das Herz sich er-
freut und gehoben fühlt durch den Anblick des wogenden, glitzernden
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Wilhelm_I. Barbarossa Barbarossa Wilhelm Wilhelm Barbarossa Barbarossa H._Harms
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Stolberg Palästina Westdeutschlands Westdeutschland Ostfries- Deutschlands Hollands Deutschland Bremen
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
410
Xiii. Vaterland und Volkstum.
Schöne Worte des Kaisers sind: Meine Regierung soll nur dem
Frieden und der Wohlfahrt des Volkes dienen. — Der König ist des
Staates erster Diener. — Der deutsche Arbeiter kann der kaiserlichen
Fürsorge versichert sein. — Freie Bahn für die Entfaltung der
geistigen und materiellen Kräfte der Nation ist das Ziel, welches das
Reich erstrebt. — Ich erneure das Gelübde, daß ich für des Volkes
und Landes Ehre allzeit einstehen will, sowohl nach innen als nach
außen. Ein Reich, Ein Volk, Ein Gott! Daß dem so sei, das walte Gott.
9. Der Kaiser führt ein glückliches Familienleben.
Am 27. Februar 1881 vermählte sich unser Kaiser mit der Prinzessin
Auguste Viktoria Luise von Schleswig-Holstein. Sie trägt den
Namen von drei preußischer: Königinnen und hat auch die Tugenden
derselben. Sie wurde am 22. Oktober 1858 geboren, einfach und
fromm auf einem ländlichen Schlosse ihres Vaters erzogen. Durch
ihre Anmut und Güte gewann sie schon als Prinzessin alle Herzen.
Wie vielen hat sie Gutes erwiese::! Und was sie als Prinzessin gelernt
hat, das übt sie nun als Kaiserin. Ihr ist es hauptsächlich zu danken,
daß in Berlin über 30 neue Kirchen erbaut worden sind. Alle Werke
der christlichen Liebe fördert, die Notleidenden unterstützt und die Un-
glücklichen tröstet sie.
Dem Kaiser hat sie sechs blühende Söhne und eine Tochter ge-
schenkt. Der älteste Sohn, der Kronprinz Friedrich Wilhelm, wurde
am 6. Mai 1882 geboren. Voll Freude rief sein greiser Urgroßvater-
Kaiser Wilhelm I. bei der Nachricht aus: „Hurra, vier Kaiser!"
Die kaiserlichen Prinzen wurden einfach und streng wie Bürgerkinder
erzogen; die ältesten sind glücklich verheiratet. Die Ehe des Kron-
prinzen ist mit Kindern gesegnet.
Gott wolle den Kaiser und sein Haus behüten und segnen und
ihm Kraft und Weisheit geben, die Größe und das Glück des
Deutschen Reiches zu erhalten und zu mehren!
241. Kaiser Wilhelm I., der Grotze, der Gründer des
Deutschen Reiches (1861—1888).
1. Was uns an den Gründer des Deutschen Reiches er-
innert. In jeder Schule hängt das Bild Kaiser Wilhelms I.
Ir: allen Schulen wird an jedem 22. März, seinem Geburtstage,
und an jedem 9. März, seinem Todestage, eine Gedenkfeier ge-
halten. In allen Städter: stehen S i e g e s d e n k m ä l e r zur Er-
innerung au die großen Siege Wilhelms I. Darauf stehen meistens
die Namen der Gefallenen. Besonders hoch und stolz erhebt sich die
Siegessäule in Berlin mit ihren vergoldeten Kanonen und neben
dem königlicher: Schlosse das Nationaldenkmal Kaiser Wilhelms des
Großen. Wohl das herrlichste Denkmal hat das deutsche Volk auf
dem Nied er walde bei Bingen am Rheine errichtet. Riesengroß ist
das Kriegerdenkmal auf dem Kyffhäuserberge, wunderschön das
auf dem'wittekindsberge an der westfälischen Pforte und ein
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Auguste_Viktoria_Luise_von_Schleswig-Holstein Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhelms_I. Wilhelms_I. Wilhelms