Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
92
Iii. Tages- und Jahreslauf, Fleiß und Frömmigkeit.
3. Im Graun der Nacht, im Windgebraus,
man weiß sich doch im Vaterhaus,
sorgt nicht am Kreuzweg allzuviel,
man geht mit Gott und kommt aus Ziel.
4. Mit Gott! das ist so wunderleicht;
und doch, soweit der Himmel reicht,
so weit hiuwaudelu Tag und Nacht,
dies Wort hat wundergroße Macht.
5. Fürwahr! das ist ein sel'ger Manu,
der's recht von Herzen sagen kann;
er wird so stark, daß selbst der Tod
demütig naht und nimmer droht.
6. Wohlan, so sprich zur Abendruh',
zum Morgenlichte sag es du:
Mit Gott! Mit Gott! — so fang es an,
dein Tagewerk, so schließ es dann!
Hermann Kletke.
77. Der Meineid.
Rudolf, Herzog von Schwaben, hatte dem Kaiser Heinrich dem
Vierteil Treue geschworen, aber diesen Schwur gebrochen, indem er
nachher von ihm abfiel. Nun geschah es, daß er bald daraus in der
Schlacht bei Merseburg die rechte Hand verlor. Erschrocken hob er
die Hand auf, zeigte sie seinen Soldaten und sprach: „Dies ist die
Hand, mit welcher ich dem Kaiser Heinrich, meinem rechts mäßigen
Herrll, das Wort der Treue gegeben habe. Erwäget nun selbst, ob
ich mit Recht von ihm abgefallen bin!"
So augenscheinlich straft Gott den Meineidigen und stellt uns da-
durch die Heiligkeit und Wichtigkeit des Eides klar vor Augen. Die
Bedeutung des Eidschwurs im öffentlichen Leben darf nimmermehr ver-
kannt werden; er ist das letzte, äußerste Mittel, durch welches ein
Mensch zur Haltung eines gegebenen Versprechens verpflichtet, durch
welches die Wahrheit erforscht werden kann. Der Soldat schwört Treue
seinem Kriegsherrn, der Staatsbürger Treue der Verfassung. Von
jedem Menschen kann aber auch gefordert werden, daß er die Wahrheit
seiner Aussage vor Gericht durch einen Eid bekräftige. Es ist eine
furchtbar ernste Sache um einen Schwur; heißt doch schwören nichts
anderes als Gott, den Allwissenden und Allmächtigen, zum Zeugen da-
für anrufen, daß man die Wahrheit aussagen oder daß mau ein Ver-
sprechen halten wolle. Wer einen Eid ablegt, beruft sich auf das Höchste
und Heiligste, das in eines Menschen Herz kommen kann; eine feier-
lichere Art der Beteuerung gibt es nimmer. Aber eben daraus folgt
auch: Wer falsch geschworen hat, oder wer den Eid bricht, hat das
Heiligste in den Staub getreten; er hat den Gott aller Wahrheit mit
Wissen und Willen zum Zeugen der Unwahrheit gemacht.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Hermann_Kletke Rudolf Rudolf Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
391
Xiii. Vaterland und Volkstum.
facher Anfeindung mußte er wieder aufhören, da seine Mittel erschöpft
waren. Nur in langen Pausen gelang es ihm, Mittel zu gewinnen
und sein Werk fortzusetzen. Erst der große Krieg voll 1870/71 belebte
aufs neue kräftig das patriotische Empfinden, und war auch seinem
Werke günstig. Der Reichstag bewilligte 10000, und Kaiser Wilhelm
schenkte 9000 Taler, nachdem er schon früher 2000 Taler beigesteuert
hatte. Endlich nach 37jährigem Ringeil war Ernst von Bändel am
Ziel. 1875, acht Jahre vor Einweihung des Niederwalddenkmals,
wurde das Riesenwerk im Beisein des Kaisers, des Kronprinzen, vieler
Fürstlichkeiten und einer großen Volksmenge enthüllt. Es war ein
Das Kriegerdenkmal auf dem Kyffhäuser.
hoher Ehrentag für den Meister, der über seiner Arbeit zum Greise
geworden war. Tränendeil Auges schaute er auf die große festliche
Schar, die aus allen Teilen des Vaterlandes gekommen war, ihn und
sein Werk zu feiern. Der Kaiser verlieh ihm einen hohen Ordeil uild
eine Ehrengabe von 4000 Mk. jährlich. Aber scholl im folgenden
Jahre schloß der tatkräftige, uneigennützige Mann die Augen. Das
Denkmal hatte 90 000 Taler gekostet, dazu hatte Bändel selbst
40 000 Taler beigesteuert, sein gallzes Vermögen. — Das Denkmal
Hermanns ist durch seine Baugeschichte zugleich ein Denkmal deutschen
Opfermutes und deutscher Zähigkeit.
3. Das Kriegerdenkmal ans dem Kyffhäuser. Ein duftiger
Sagenschleier weht uni den Kyfshäuserberg. In seiner Tiefe soll
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Ernst_von_Bändel Ernst
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
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Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
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Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
392
Xiii. Vaterland und Volkstum.
Friedrich Barbarossa jahrhundertelailg geträumt haben, während die
Raben der Zwietracht um die verfallene Burg krächzten. Das große
Jahr 1871 brachte die Erfüllung der Barbarossa-Sage, sie brachte
dem geeinten Deutschland wieder Kaiser und Reich. Wilhelm I. der
Große wurde als der wiedererstandene Barbarossa gefeiert. Ihm,
dem Einiger Deutschlands, errichteten die deutscheli Kriegervereine auf
deni sagenberühmten Berge ein riesenhaftes, großartiges Denkmal.
Es wurde am 18. Juni 1896 von Kaiser Wilhelm Ii., den deutschen
Fürsten und den Abgesandten der Kriegervereine feierlich eingeweiht.
Der schön bewaldete Berg setzt seinen stolzen Fuß auf den fetten
Boden der goldenen Aue. Weithin überschaut man die fruchtbare
Ebene, die voll deni Südfuße der waldreicheil Harzberge gesäumt wird.
Noch heute verdient sie das Lob, das ihr einst ein Graf von Stolberg
spendete, da er aus Palästina heimkehrte: „Gott behüte das gelobte
Land; ich lobe mir dafür die güldne Aue!" Das Denkmal ist ein
riesiger Turm aus Quadersteineil auf gewaltigen Unterbauten. Drüber
schwebt die Reichskrone. Aus dem Turme reitet Kaiser Wilhelm
der Große auf stolzenl Roß. Unter ihm zwischen Felsblöcken liegt
Barbarossa in Schlaf und Traum. Der Stroin der Denkmalsbesucher
ist unglaublich groß. Das großartige Denkmal und die herrliche Land-
schaft locken sie herbei. H. Harms u. Fr. Polack.
232. Die Moore Westdeutschlands und die Moorkultur.
Überall in Westdeutschland treten vielfach Moore auf, vorherrschend
sind sie jedoch nur im Westeil, im Gebiete der Ems und in Ostfries-
land. An der Ems liegt liiiks das Bourtanger- (spr. baurtanger)
Moor, rechts das Saterland, jedoch so, daß beide eine halbe Stuirde
voiil Fluß entfernt bleiben. Das größte aller deutschen Moore ist das
erstgenailllte. Es liegt auf der Grenze Deutschlands und Hollands
und Nlißt nicht weniger als 1400 qkm, wovon reichlich 1000 qkm zu
Deutschland gehöreil. Das Saterland mißt an 200 qkm; reichlich so
groß ist auch das Teufelsmoor bei Bremen. Auch die ostfriesischen
Moore, die unmittelbar unter der Marsch sich ausdehneil, haben großen
Umfang.
Nirgends im Vaterlande bietet sich uns ein so trostloser Anblick
als auf diesen weiten Moorflächen. Je weiter der Wanderer sich in
diese Einöden hineinwagt, desto unheimlicher wird ihm. So weit er
auch walldert, immer der gleiche, ganz ebene, dunkle Boden mit den
dürren Moos- und Heidepflanzen. Ihm wird immer mehr klar, daß
gegen diese Landschaft die Heide mit ihren Hügeln, Kiefernwaldungen
und Wiesentälern lieblich und reizvoll zu nennen ist. Obgleich man
auf den ebenen Flächen außerordentlich weit sieht, so kann man in
dem Bourtanger Moor doch einen Punkt aufsuchen, von wo aus
man ringsum den Himmel mit dem Moor zusammenfließen
sieht zu einem kreisrunden Horizont, wie man ihn sonst nur
auf dem Meere hat. Aber während auf dem Ozean das Herz sich er-
freut und gehoben fühlt durch den Anblick des wogenden, glitzernden
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TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Wilhelm_I. Barbarossa Barbarossa Wilhelm Wilhelm Barbarossa Barbarossa H._Harms
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Stolberg Palästina Westdeutschlands Westdeutschland Ostfries- Deutschlands Hollands Deutschland Bremen
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
410
Xiii. Vaterland und Volkstum.
Schöne Worte des Kaisers sind: Meine Regierung soll nur dem
Frieden und der Wohlfahrt des Volkes dienen. — Der König ist des
Staates erster Diener. — Der deutsche Arbeiter kann der kaiserlichen
Fürsorge versichert sein. — Freie Bahn für die Entfaltung der
geistigen und materiellen Kräfte der Nation ist das Ziel, welches das
Reich erstrebt. — Ich erneure das Gelübde, daß ich für des Volkes
und Landes Ehre allzeit einstehen will, sowohl nach innen als nach
außen. Ein Reich, Ein Volk, Ein Gott! Daß dem so sei, das walte Gott.
9. Der Kaiser führt ein glückliches Familienleben.
Am 27. Februar 1881 vermählte sich unser Kaiser mit der Prinzessin
Auguste Viktoria Luise von Schleswig-Holstein. Sie trägt den
Namen von drei preußischer: Königinnen und hat auch die Tugenden
derselben. Sie wurde am 22. Oktober 1858 geboren, einfach und
fromm auf einem ländlichen Schlosse ihres Vaters erzogen. Durch
ihre Anmut und Güte gewann sie schon als Prinzessin alle Herzen.
Wie vielen hat sie Gutes erwiese::! Und was sie als Prinzessin gelernt
hat, das übt sie nun als Kaiserin. Ihr ist es hauptsächlich zu danken,
daß in Berlin über 30 neue Kirchen erbaut worden sind. Alle Werke
der christlichen Liebe fördert, die Notleidenden unterstützt und die Un-
glücklichen tröstet sie.
Dem Kaiser hat sie sechs blühende Söhne und eine Tochter ge-
schenkt. Der älteste Sohn, der Kronprinz Friedrich Wilhelm, wurde
am 6. Mai 1882 geboren. Voll Freude rief sein greiser Urgroßvater-
Kaiser Wilhelm I. bei der Nachricht aus: „Hurra, vier Kaiser!"
Die kaiserlichen Prinzen wurden einfach und streng wie Bürgerkinder
erzogen; die ältesten sind glücklich verheiratet. Die Ehe des Kron-
prinzen ist mit Kindern gesegnet.
Gott wolle den Kaiser und sein Haus behüten und segnen und
ihm Kraft und Weisheit geben, die Größe und das Glück des
Deutschen Reiches zu erhalten und zu mehren!
241. Kaiser Wilhelm I., der Grotze, der Gründer des
Deutschen Reiches (1861—1888).
1. Was uns an den Gründer des Deutschen Reiches er-
innert. In jeder Schule hängt das Bild Kaiser Wilhelms I.
Ir: allen Schulen wird an jedem 22. März, seinem Geburtstage,
und an jedem 9. März, seinem Todestage, eine Gedenkfeier ge-
halten. In allen Städter: stehen S i e g e s d e n k m ä l e r zur Er-
innerung au die großen Siege Wilhelms I. Darauf stehen meistens
die Namen der Gefallenen. Besonders hoch und stolz erhebt sich die
Siegessäule in Berlin mit ihren vergoldeten Kanonen und neben
dem königlicher: Schlosse das Nationaldenkmal Kaiser Wilhelms des
Großen. Wohl das herrlichste Denkmal hat das deutsche Volk auf
dem Nied er walde bei Bingen am Rheine errichtet. Riesengroß ist
das Kriegerdenkmal auf dem Kyffhäuserberge, wunderschön das
auf dem'wittekindsberge an der westfälischen Pforte und ein
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TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
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Extrahierte Personennamen: Auguste_Viktoria_Luise_von_Schleswig-Holstein Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhelms_I. Wilhelms_I. Wilhelms
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
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Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
Xiii. Vaterland und Volkstum.
411
Zeichen hoher Kunst wie vaterländischer Gesinnung das Hermanns-
denkmal Ernst von Bändels auf dem Teutoburger Walde über
Detmold. In den großen Städten sind dem Kaiser Wilhelm I.
Denkmäler aus Erz errichtet, in den Dörfern aber 1871 Sieges-
eichen gepflanzt, die daran erinnern sollen, wie Kaiser Wilhelm I.
durch große Siege das zersplitterte Deutschland geeinigt und zu Macht
und Ehre gebracht hat. In den Kirchen hängen Tafeln mit den
Namen der Kämpfer, die für das Vaterland gefallen sind. Mancher
Mann trägt als Auszeichnung das Eiserne Kreuz oder doch die
Kriegsdenkmünze, weil er an den großen Kämpfen teilgenommell
ulld sich wohl gar durch besondere Tapferkeit hervorgetan hat. Alle
Jahre am 2. September feiern die Schulen ein großes Freudenfest,
weil an diesem Tage im Jahre 1870 der Kaiser Napoleon mit dem
ganzen französischen Heere gefangen genommen wurde. Noch heute
erzählen die alten Krieger an den Winterabenden von dem großen
Mid guten Kaiser Wilhelm I., von seinen gewaltigen Siegen und voll
seiner großen Leutseligkeit. Die Arbeiter rühmen seine wohltätigen
Gesetze für die Armen und Geringen. So hat er sich Denkmäler
errichtet, wohin man schaut. Ja, sogar die blaue Kornblume int
Getreide mahnt an ihn, denn sie war seine Lieblillgsblume. Solange
ein deutsches Herz schlägt, wird seiner in Liebe und Dankbarkeit ge-
dacht werden. Kaiser Wilhelm I. hat fast ein ganzes Jahrhundert
durchlebt. Er hat in seiner Jugend die größte Schnlach und in seinem
Alter die höchste Herrlichkeit des Vaterlandes erlebt.
2. Was sich bis zu seiner Thronbesteigung ereignete.
Kaiser Wilhelm I. wurde am 22. März 1797 geboren. Seine Mutter,
die unvergeßliche Königin Luise, schrieb über ihn an ihren Vater:
„Unser Sohn Wilhelm wird, wenn mich nicht alles trügt, gerade wie
sein Vater, einfach, bieder und verständig."
Er war ein Kind von kaum 10 Jahren, als das Ullglück über
Preußen hereinbrach. Der französische Kaiser Napoleon besiegte die
Preußen bei Jena und nahm in kurzer Zeit das ganze Land ein.
Mit der königlichen Familie flüchtete er bis in die' Stadt Memel
am östlichen Ende des Reiches. Im Frieden zu Tilsit verlor sein
Vater das halbe Recht.
Als er 13 Jahre alt war, starb seine geliebte, herrliche Mutter.
In den Befreiungskriegen erwarb er sich durch feinen Mut mitten irrt
Kugelregen das eiserne Kreuz. Er vermählte sich 1829 mit der
Prinzessin A u g u st a von Weimar. Sie schenkte ihm 2 Kinder, den
spätern Kaiser Friedrich und die noch lebende Großherzogin Luise
von Baden. Während des Ausstandes in Berlin 1848 ging er auf
Wunsch seines Bruders Friedrich Wilhelm Iv. nach England und
lernte dort das Leben eines freien Volkes kennen. Im nächsten Jahre
besiegte er die Aufständischen in der Pfalz und irr Baden. 1858 ver-
trat er seinen erkrankten Bruder als Prinzreqent und folgte ihm
am 2. Januar 1861 als König.
3. Wilhelm I. als deutscher Mann im dänischen
Kriege 1864. Die Herzogtümer Schleswig-Holstein im Norden
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TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
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Extrahierte Personennamen: Ernst_von_Bändels Ernst Wilhelm_I. Wilhelm_I. Napoleon Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhelm Napoleon Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Detmold Deutschland Jena Tilsit Weimar Baden Berlin England Baden
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Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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Geschlecht (WdK): Jungen
20
l- Der Bauernstand sonst und jetzt.
bliesen fleißig hinein. So kam das Jahr 1524. Ein großer Hagel
vernichtete in Schwaben viele Erntehoffnungen und steigerte die Un-
zufriedenheit. Da schlossen sich die Bauern abermals zusammen,
standen in hellen Haufen auf und verlangten in den „12 Artikeln der
Bauerschaft" allerlei Freiheiten und Rechte.
Heute finden wir die „12 Artikel" berechtigt und maßvoll. Sie ent-
halten nichts, was jetzt die Bauern nicht als gutes Recht hätten. Die 12
Artikel stützten sich auf die Bibel, beriefen sich auf Luther und Melanch-
thon und forderten diese Männer als Schiedsrichter in ihrem Handel.
Damals war aber die Macht der Herren so unbeschränkt, der
Stand der Bauern so verachtet und die Kluft zwischen oben und unten
so groß, daß die Forderungen der Bauern als eine unerhörte Kühnheit
gescholten und verspottet wurden.
Luther und Melanchthon mahnten die Bauern zum Frieden und
wiesen sie auf den Weg der ordentlichen Beschwerde; den Herren aber
redeten sie ins Gewissen, die schreienden Mißstände abzustellen und
Erbarmen mit dem armen Volke zu haben.
Ihre Mahnungen halfen aber weder bei den Herren noch bei den
Bauern etwas; im Parteigeschrei und Haß verhallte die Stimme der
Vernunft. Da lohete der Aufstand in Hellen Flammen auf. Die Bauern
griffen zu den Waffen, zu Sensen, Dreschflegeln, Spießen und Äxten,
und zogen in Hellen Hansen vor Klöster und Burgen, ja endlich vor
feste Städte, um mit Feuer und Schwert ihre Rechte geltend zu machen.
Durch den Schrecken erzwangen sie manches. Aber es fehlte ihnen an
verständigen, wohlmeinenden Führern. Darum verwilderten ihre
Haufen immer mehr und verübten immer abscheulichere Greuel. Und
dabei beriefen sie sich auf das Evangelium und verlästerten so das
Werk der Kirchenverbesserung.
Als Luther sah, wie gute Worte nur Ol ins Feuer waren,
schleuderte er tief ergrimmt seine Schrift „Wider die räuberischen und
mörderischen Bauern" hinaus. Darin sagte er dem Landvolk harte
Wahrheiten und mahnte die Fürsten, dem tollen Treiben der wütenden
Bauern vereint ein Ende zu machen. Doch schonte er die Fürsten und
Herren auch nicht und hielt ihnen ihre Schuld und ihre Pflichten vor.
Die Fürsten rafften sich nun auf, griffen zum Schwerte und ließen
die Kanonen ihren Mund gegen das Rachegeschrei der Bauern öffnen.
Der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen zauderte und
meinte: „Es ist ein großes Ding, daß man mit Gewalt handeln soll.
Vielleicht hat man den armen Leuten zu solchem Aufruhr Ursach ge-
geben und sonderlich mit Verbietung des göttlichen Wortes. So werden
die Armen in viel Wegen von geistlichen und weltlichen Obrigkeiten
beschwert. Gott wende seinen Zorn von uns ab!"
Auch der edle Kurfürst Ludwig von der Pfalz wollte seine Bauern
lieber mit gütlichen Worten als mit Kolbenschlägen und Bleikugeln §nr
Ruhe bringen. Er bewilligte ihnen einen Tag, hörte auf freiem Felde
ihre Beschwerden an und versprach Abhilfe derselben, so sie ein Land-
tag begründet fände. Melanchthon forderten die Bauern als Schieds-
richter in dem Streite. Deshalb schrieb der Pfalzgraf an ihn, er möge
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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TM Hauptwörter (200): [T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
Extrahierte Personennamen: Melanchthon Friedrich Ludwig_von_der_Pfalz Ludwig Melanchthon
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
I. Der Bauernstand sonst und jetzt.
23
zäunung oder gar durch Schießen. Die härtesten Strafen standen
darauf. Nur durch Trommeln, kleine kläffende Hunde und Feuer
durften sie das Wild verscheuchen.
2. Was der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm (1640—1688)
zur Hebung des Bauernstandes tat.
Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg legte
beit Grund zu Preußens Größe. Er schuf die Macht, die unter
seinem Sohne Friedrich I. am 18. Januar 1701 den Namen
Königreich Preußen erhielt. Friedrich der Große sagte von ihm:
„Der hat viel getan!" Besonders viel hat er auch für den Bauern-
stand und die Landwirtschaft getan. Noch heute erinnern die
Nainen vieler untergegangenen Dörfer und Wüstungen an die schreck-
liche Zeit des dreißigjährigen Krieges, in der er den Thron bestieg.
Weite Strecken seines Landes waren Wüsten. Tausende von Häusern
und Hütten standen verfallen und leer da. Es fehlte an Menschen-
händen, an Vieh, an Ackergeräten, an Saatgut, an Geld, an Geschick
und Arbeitswut. Da rief der Kurfürst ans dem blühenden Holland kun-
dige Ansiedler und aus Frankreich geschickte Handwerker herbei. Er
gab ihnen Äcker und Wiesen, zum Hausbau Holz und Steine und be-
freite sie auf 6 Jahre von Pacht und öffentlichen Lasten. Die Nieder-
länder entwässerten die Sümpfe, bauten Kanäle und Brücken, pflanzten
Obstbäume an und bestellten die Felder sorgfältig. Die Stadt Oranien-
burg stieg gleichsam aus einem Sumpfe heraus. Ihren Namen bekam
sie von der vortrefflichen Kurfürstin Luise Henriette, die eine
Prinzessin von Oranien war. Noch heute erinnert ihr Lieblingslied
„Jesus, meine Zuversicht" an die edle Fürstin, die eine wahre Landes-
mutter war. Sie richtete bei Oranienburg eine Musterwirtschaft ein
und bekümmerte sich um alles selbst. Ihre Milchwirtschaft, ihr Obst-
garten, ihre Gemüsezucht und ihre Schule für Landwirte gaben gute
Muster und reizten zur Nachahmung.
Der Kurfürst hob die Schafzucht sowie die Tuchweberei und verbot
die Einführung fremder Tuche. Auf den Staatsgütern ließ er
den Bauern zeigen, wie sie Ackerbau, Viehzucht und Obstbau betreiben
müßten. Jeder Bauer mußte bei feinem Hause einen Garten anlegen.
Keiner durfte heiraten, ehe er nicht 6 Obstbäume gepfropft und 6 Eich-
bäume gepflanzt hatte. Jährlich zweimal hatten die Pfarrer von der
Kanzel die Bauern im Namen des Kurfürsten zur Pflanzung und Pflege
von Obstbäumen zu mahnen. Der Kurfürst war selbst ein großer
Gartenfreund und verweilte manche Stunde zwischen feinen Bäumen,
Gemüsen und Blumen. Er veredelte selbst Wildlinge, beschnitt Sträucher
und Bäume, fischte Karpfen aus dem Teiche, las Trauben von den
Weinreben und kaufte auf dem Markte wohl ein paar Nachtigallen.
Die ersten Kartoffeln ließ er anpflanzen und den Tabaksbau ein-
führen ; doch gelang es ihm nicht, den verfallenen Weinbau wieder zu
heben. Dagegen verbreitete sich leider der Genuß des Branntweins,
den ein Nordhäuser Apotheker um 1600 erfunden hatte.
Schlimm war es für den Bauernstand, daß er seinen Besitz und
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_von_Brandenburg Friedrich Wilhelm Friedrich_I. Friedrich_der_Große Friedrich Luise_Henriette
Extrahierte Ortsnamen: Holland Frankreich Oranienburg
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
30
I. Der Bauernstand sonst und jetzt.
schickte er dorthin. Er hat das lange Elend des Landes geendet und
bessere Zustände angebahnt. Der große König starb am 17. August 1786.
Sein Tod bewegte ganz Europa. Ein schwäbischer Bauer ries bei der
Todesnachricht aus: „Wer soll nun die Welt regieren, wenn der
Me Fritz' tot ist?" Sein Wahlspruch war: „Für den Ruhm und
das Vaterland!"
5. Was Nils noch heute an Friedrich Wilhelm Iii. und seine Zeit
(1797—1840) erinnert.
In manchen Schulen hängt noch sein „letzter Wille" unter
Glas und Rahmen. Er fängt mit seinem Wahlspruche an: „Meine
Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott!"
Aus dem ganzen Lande reisen alle Jahre viele tausend Menschen
nach Berlin, um die Herrlichkeiten der Reichshauptstadt zu sehen.
Am meisten wird jedes Herz gerührt in dem Mausoleum bei Char-
lottenburg. In diesem stillen Grabhause zwischen hohen Bäumen
ruhen König Friedrich Wilhelm Iii. und seine unvergeßliche Ge-
mahlin Luise. Ihre herrlichen Bildsäulen von Marmor liegen auf
der Grabstätte. In Berlin sind ihm, seiner Gattin und seinen Helden
aus den Befreiungskriegen 1813—1815 herrliche Standbilder errichtet.
Auch bei dem Anblick des schönen Brandenburger Tores gedenkt
man jener Zeiten. Es führt aus der Stadt in den schattigen Tier-
garten. Oben thront die Siegesgöttin auf einem Wagen mit vier
Rossen. Ein Kupferschmied aus Potsdam hat das Kunstwerk angefer-
tigt. In den Unglücksjahren 1806 und 1807 raubten es die Fran-
zosen und führten es nach Paris; unsere Väter haben es in den Be-
freiungskriegen wieder geholt. An diese Kriege erinnern die
Freudenfeuer, welche hier und da im deutschen Vaterlande am 18.Ok-
tober auf den Bergen noch angezündet werden. Sie gelten der großen
Völkerschlacht bei Leipzig, wo sich die Deutschen vom französischen Joche
frei machten. Auch das Denkmal auf dem Kreuz berge bei Berlin
erinnert noch heute daran, wie unter Friedr. Wilhelmiii. in den Befrei-
ungskriegen das preußische Volk die Feinde siegreich aus dem Lande jagte.
Zu seiner Zeit wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt,
die Landwehr und der Landsturm gegründet. Nicht geworbene Söld-
ner, sondern alle gesunden Söhne des Volkes sollten Hinsort das Vater-
land verteidigen. Das Heer sollte fortan das „Volk in Waffen" sein.
Friedrich Wilhelm Iii. hob die Hörigkeit der Bauern aus,
die bis dahin ihren Gutsherren als Eigentum zugehörten, und schuf
einen freien Bauernstand, wie wir ihn kennen. Er gab den Städten
die Selbstverwaltung, die heute noch gilt, und schuf so einen freien
Bürg erst and. Damit die Streitigkeiten der Leute nicht gleich vor
das Gericht kämen, setzte er Schiedsrichter ein, die heute noch ohne
große Kosten die Leute zu versöhnen suchen.
Auch im Schulwesen erinnert viel an Friedrich Wilhelm Iii.
Zu seiner Zeit lebte der große Kindersreund Pestalozzi in der
Schweiz. Nach seiner Weise wird noch heute in den Schulen unter-
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Extrahierte Personennamen: August Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Wilhelmiii Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Pestalozzi
Extrahierte Ortsnamen: Europa Berlin Berlin Potsdam Paris Leipzig Berlin Schweiz
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
Xiii. Vaterland und Volkstum.
405
— Wüste, alles weltfremde Wüste! Was sie da leiden, es hat's noch
keiner genügend aussprechen können. Zwei Gefühle besonders zer-
fleischen das Herz: Zorn und Rache gegen die lügnerischen Verlocker
und Agenten, Heimweh, unendliches Heimweh nach dem trauten Dorfe
im Heimatlande, wo sie arm waren und — wie sie erst jetzt wissen
— so glücklich! Mancher sinnt nun Tag und Nacht, wie er wieder
zurückkönnte, aber er ist ärmer als je, und es gibt keilte Agenten in
Amerika, welche Auswanderer nach Europa beförderll. Einem oder
dem andern kann's ja glücken, aber die meisten Auswanderer nach
dem südlichen Amerika gehen meistens elendiglich zugrunde.
In einer Gegend des Böhmerwaldes, wo heute große und reiche
Fabriken stehen, lebte früher ein armes, aber genügsames und zu-
friedenes Volk. Es wurde verdrängt; viele wanderten aus nach
Amerika. Von einem solchen Auswanderer liegt mir ein Brief vor
aus Neu-Granada (im Norden von Südamerika). Da heißt es unter
anderem, daß der Schreiber in einer Baracke ans ein paar Brettern
und Strnppwerk auf welkem Grase liege. Diese Hütte heiße man
dort das Spital. Links und rechts Fieberkranke, Sterbende. Ums
Lager Nattern, Kröten, Ratten und anderes Ungeziefer. Zum
Tranke gelbes, stinkendes Wasser. Und weiter: „Soviel ich Haare
auf dem Kopfe habe, gereut es mich, daß ich mein Vaterland verlassen
habe. Dort wäre mir jetzt keine Arbeit zu schlecht, kein Brot zu hart.
Noch ein junges Blut, und ich muß schon sterben, und ich bete lioch
alle Tage, daß ich bald sterben kann, denn was das für ein Leben
ist in diesem Lande — o Gott! Wenn's nur alle wüßten drüben,
und daß sich keiner mehr verleiten ließe! Mein Geld ist schon im
ersten halben Jahre hin gewesen; jetzt lebe ich nur öoit der Barm-
herzigkeit eines alten Holzhändlers, der hier Priesterstelle vertritt,
obschon er von Haus aus Gerbermeister ist. Seinen Segen werde
ich wohl haben, wenn ich abfahre, sonst aber ohne alle Umstände in
die Grube."
Bleibe im Lande und nähre dich redlich! Welch schönes
Sprichwort! Aber es gehören zwei dazu, um es zu erfüllen: einer,
der im Lande bleibt, und einer, der es möglich macht, daß jener
sich redlich nähre. Ach, könnte ich beide beschwören, den Aus-
wanderungslustigen: Bleibe daheim! — den andern: Wende es nach
allen Kräften, daß die Leute wieder zu sich kommen, daß sie wieder
leben können auf ihren Bauerngründen! Daß dies geschehe, dazu
mögen das Ihrige beitragen patriotische Vereine, Gemeinden, Bezirke,
das Land, das Reich. Rosegger.
Unsere drei Kaiser.
240. Kaiser Wilhelm Ii. (1888— ).
1. Unser Kaiser. Unser Landesvater heißt Wilhelm der
Zweite. Er ist König von Preußen und deutscher Kaiser. Er
stammt aus dem berühmten Geschlechte der H o h e n z o l l e r n, das
nun fast 500 Jahre lang in unserem Vaterlande regiert. Die Vor-
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Extrahierte Personennamen: Rosegger Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Europa Amerika Amerika Neu-Granada Südamerika
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
420
Xiii. Vaterland und Volkstum.
sowie der sonst so hoch gebrachte Kunstfleiß unserer Städte. Die
Freiheit des Pandels ward gehemmt und dadurch die Ouelle des
Erwerbes und des Wohlstandes verstopft. Das Land ward ein Raub
der Verarmung. Durch die strengste Erfüllung eingegangener Ver-
bindlichkeiten hoffte ich, meinem Volke Erleichterung zu verschaffen
und de?? französischen Kaiser endlich zu überzeugen, daß es sein
eigener Vorteil sei, Preußen seine Unabhängigkeit zu lassen. Aber
meine reinsten Absichten wurden durch Übermut und Treulosigkeit
vereitelt, und nur zu deutlich sahen wir, daß des Kaisers Verträge
mehr noch wie seine Kriege uns langsam verderben mußten.
Zetzt ist der Augenblick gekommen, wo alle Täuschung über
unsern Zustand schwindet. Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pom-
mern, Litauer! ihr wißt, was ihr seit sieben Zähren erduldet habt;
ihr wißt, was euer trauriges Los ist, wenn wir den beginnenden
Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert euch an die Vorzeit, an den
großen Kurfürsten, an den großen Friedrich. Bleibet eingedenk der
Güter, die unter ihnen unsere Vorfahren blutig erkämpften: Ge-
wissensfreiheit, Ehre, Unabhängigkeit, Pandel, Kunstfleiß und Wissen-
schaft. Gedenkt des großen Beispiels unserer mächtigen Verbün-
deten, gedenkt der Spanier und Portugiesen; selbst kleine Völker sind
für gleiche Güter gegen mächtigere Feinde in den Kampf gezogen
und haben den Sieg errungen: erinnert euch an die heldenmütigen
Schweizer und Niederländer.
Große Opfer werden von allen Ständen gefordert werden; denn
unser Beginnen ist groß und nicht gering die Zahl und die Mittel
unserer Feinde. Zhr werdet jene lieber bringen für das Vaterland,
für euren angeborenen König als für einen fremden perrscher, der,
wie so viele Beispiele lehren, eure Söhne und eure letzten Kräfte
Zwecken widmen würde, die euch ganz fremd sind. Vertrauen auf
Gott, Ausdauer, Mut und der mächtige Beistand unserer Bundes-
genossen werden unsern redlichen Anstrengungen siegreichen Lohn
gewähren. Aber welche Opfer auch von einzelnen gefordert werden
mögen, sie wiegen die heiligen Güter nicht auf, für die wir sie hin-
geben, sür die wir streiten und siegen müssen, wenn wir nicht auf-
hören wollen, Preußen und Deutsche zu sein.
Es ist der letzte, entscheidende Kampf, den wir bestehen für
unsere Existenz, unsere Unabhängigkeit, unsern Wohlstand. Keinen
andern Ausweg gibt es als einen ehrenvollen Frieden oder einen
ruhmvollen Untergang. Auch diesem würdet ihr getrost entgegen-
gehen, weil ehrlos der Deutsche nicht zu leben vermag. Allein wir
dürfe?: mit Zuversicht vertrauen, Gott und unser fester Wille werden
unserer gerechte?: Sache de?? Sieg verleihen, ?nit ih??? einen sicher??,
glorreiche?? Frieden u??d die Wiederkehr einer glücklichen Zeit.
Breslau, den \7. März J8\3.
Friedrich Wilhelm. (Iii.)
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm