Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
24
I. Der Bauernstand sonst und jetzt.
damit seine Macht nicht vermehren konnte, sondern ihn immer mehr
vermindern sah. Nach dein großen Kriege hatten die großen Herren
die entvölkerten, wüsten Strecken entweder ohne weiteres in^Besitz
genommen oder für ein Spottgeld erworben oder sich doch das Vor-
kaufsrecht gesichert. Immer größer wurde der Adels-, immer kleiner
der Bauernbesitz. Mancher Bauer wurde ohne viel Federlesen gelegt,
d. h. aus seinem Besitz verdrängt, der dann den Gütern zugeschlagen wurde.
In Mecklenburg verschwand so die Hälfte aller Bauernstellen und
wurde zu Rittergütern zusammengelegt. Die Bauern gerieten nach und
nach in völlige Knechtschaft, wie sie sich auch wehrten und sträubten.
Die Herren hatten Polizei und Rechtspflege in den Dörfern und wußten
in der Regel über die Bauern obzusiegen. Um die Staatsgewalt zu
stärken und auch dem Bauern zu seinem Rechte zu verhelfen, richtete
der Kurfürst die Landratsämter für die einzelnen Kreise ein.
Immer seltener wurden dadurch die Klagen über Gewalttaten.
So schuldet der Ssaueiiiftcmi) dem Großen Kurfürsten mannigfachen
Dank. Noch manches erinnert uns heute an den edlen, weitblickenden
Fürsten. Auf der langen Brücke in Berlin steht sein Denkmal in
Erz. Er sitzt hoch zu Roß, und seine Feinde liegen gefesselt zu seinen
Füßen. Bei Fehrbellin ist ihm ein Denkmal zur Erinnerung an
den großen Sieg über die Schweden am 18. Juni 1675 errichtet.
In Berlin ließ er die Linden anpflanzen, die heute die schönste Straße
beschatten. Auch das erste Straßenpflaster und die ersten
Straßenlaternen rühren aus feiner Zeit. In der Residenz des
Kurfürsten sah es damals schrecklich aus. An Schutthaufen und Brand-
stätten war kein Mangel. Die Schweine liefen auf den Straßen um-
her und wühlten tiefe Löcher. Zn Hofe ging man durch den Schlamm
und Schmutz auf Stelzen. Unter dein Großen Kurfürsten erschien die
erste Zeitung in Berlin. Er schuf das erste stehende Heer, die
erste Flotte und die ersten Ansiedlungen in Afrika. Die Post,
die heute die Welt umspannt, richtete er in Brandenburg zuerst
als Reitpost ein, d. h. Reiter beförderten Briefe, Geld und Pakete
von Ort zu Ort. Durch den Friedrich-Wilhelmskanal verband
er die Oder mit der Spree, damit die Schiffe von Breslau bis Hamburg
fahren konnten. Die vielen französischen Namen in Berlin erinnern
daran, daß der Kurfürst viele vertriebene französische Protestanten in
seinem Lande aufnahm. Sie hoben das Kunstgewerbe, das Handwerk
und den Handel. Zu seiner Zeit lebte als Geistlicher in Berlin Paul
Gerhardt, der größte Liederdichter der evangelischen Kirche. In einer
48jährigen Regierung gelang es dem trefflichen Fürsten, die Wunden
des Krieges zu heilen, seine armen Untertanen zu beglücken, die ge-
trennten Landesteile Brandenburg, Preußen und Kleve zu einem
Ganzen zu vereinigen und sich vom Kaiser ziemlich unabhängig zu
machen. Klug wußte er zu wägen und tapfer zu wagen. Sein Wahl-
spruch hieß: '„Gott meine Stärke!" Sein kriegerischer Helfer war der
„alte Derflinger", seine vertraute Beraterin die Kurfürstin Luise
Henriette. Seine größten Wafsentaten waren die Schlachten bei
Warschau gegen die Polen, wodurch er im Frieden von Oliva 1660
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
Extrahierte Personennamen: Paul
Gerhardt Luise
Henriette
Extrahierte Ortsnamen: Mecklenburg Berlin Schweden Berlin Berlin Afrika Brandenburg Breslau Hamburg Berlin Berlin Brandenburg Warschau Polen Oliva
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
34
I Der Bauernstand sonst und jetzt.
Amtmauu fanb Gefallen an dem strebsamen Jüngling uitb nahm ihn
als Schreiber in seinen Dienst. Als solcher hatte Schubart viel mit
der Landwirtschaft des Amtmanns zu tun und erhielt manchen Wink
über einen zweckmäßigen Bodenanbau. Daneben las er viele gute
Schriften, die er überall aufzufinden wußte. Nach einiger Zeit kam er
als Hailshofmeister zu dem kursächfischen Gesandten am Wiener Hofe.
Hier öffnete sich ihm ein weites Feld für seine weitere Bildung und
Tätigkeit. Er machte Bekanntschaft mit ausgezeichneteil Männern,
arbeitete mit rastlosem Eifer und tat viel Gutes. Durch seine außer-
ordentliche Tätigkeit, tlnlsicht und Geschäftsgewaildtheit sammelte sich
Schubart einiges Vermögen, so daß er sich das Rittergut Würchwitz
bei Zeitz und später noch zwei andere Güter kaufen konnte. Was er
in seinem früheren Wirkungskreis beobachtet hatte, nahm er hier wieder
auf, und fortall lebte er nur für Verbesserung der Landwirtschaft,
deren Reformator er genannt werden kalin.
Nach der damaligen Dreifelderwirtschaft lag ein Drittel der Felder
als Brache unbenutzt, weil man der Ansicht war, die Ruhe erhöhe die
Kräfte und ersetze beit Dünger. Schubart führte die Bebauung der
Brache mit Klee nnb anderen Futtergewächsen ein. Das gewonnene
Futter setzte ihn in den Stand, den Viehbestand zu erhöhen und die
Stallfütterung anzuwenden. Dadurch wurde der Dünger vermehrt,
und durch eine bessere Düngung des Ackerfeldes wurde letzteres trag-
fähiger gemacht. Dies war ein Fortschritt von großer Tragweite,
lnaßgebend für unsere ganze heutige landwirtschaftliche Entwicklung.
Im Jahre 1782 beantwortete Schubart die von der Berliner
Akademie der Wissenschaften aufgestellten Fragen über den Anbau der
Futterkräuter. Er gewann damit den ausgesetzteil Preis von fünfzig
Dukaten und begründete hierdurch feinen Ruf als landwirtschaftlicher
Schriftsteller. Seine Preisschrift ließ er unter denl Titel: „Zuruf
all alle Bauern, welche Futtermangel leiden", unentgeltlich verteilen.
Sie fand schnell Verbreitung und Beifall, und die Zahl feiner Freunde
und Anhänger wuchs von den Bauern hinauf bis zum Fürsten.
Seine Grundsätze wirkten bessernd und fördernd auf die Landwirtschaft.
Schubart legte durch seinen Kleebau den Grundstein zur Wohlfahrt
der Bauern, weshalb er auch 1784 unter Beilegung des Namens
„Edler von Kleefeld" vom Kaiser Josef Ii. in den Adelstand er-
hoben wurde.
Rastlos war Schubart bis an das Ende seines Lebens bemüht,
Gutes zu stiften. Er starb, reich an Titeln und Ehren, am
23. April 1787.
Nach I. Loeser u. A. Richter aus dem Lesebuche vou Ehrecke u. Hammermann.
15. Albrecht Daniel Thaer.
Albrecht Daniel Thaer, der Begründer der neueren Landwirtschaft,
wurde am 14. Mai 1752 als ältester Sohn des kurfürstlichen Leib-
arztes Friedrich Thaer zu Celle in Hannover geboren. Da er in
seiner Kindheit kränklich war, erhielt er den ersten Unterricht durch
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]
Extrahierte Personennamen: Schubart Schubart Schubart Schubart Schubart Josef_Ii Schubart Albrecht_Daniel_Thaer Albrecht Albrecht_Daniel_Thaer Albrecht Friedrich_Thaer Friedrich
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
386
Xiii. Vaterland und Volkstum.
Oderschiffahrt durch den schwankenden Wasserstand und durch die lang-
währende Eisbedeckung.
Die Weichsel ist bei ihrem Eintritt in Deutschland bereits für
große Schiffe fahrbar, aber noch mehr als bei der Oder stören die
lange Eisbedeckung im Winter und die starken Eisgänge gegen Früh-
jahr. Eine besondere Bedeutung gewinnt sie dadurch, daß sie in Ruß-
land ausgedehnte Waldgebiete durchströmt, so daß wohl auf keinem
deutschen Strome eine so starke Holzflößerei betrieben wird. Danzig
wird dadurch ein Hauptstapelplatz für Holz.
Die Donau bleibt auf ihrer deutschen Strecke irr ihrer Bedeutung
für den Verkehr noch erheblich hinter der Weser zurück. Letztere wird
von etwa 400, erstere nur von 70 bis 90 Schiffen befahren. Begrün-
det ist das hauptsächlich in zwei Umständen: die Alpenzuflüsse sind,
bis auf den Inn, nicht schiffbar, und die Donau selbst ist infolge des
ihr reichlich zugeführten Alpenschuttes stellenweise sehr flach.
2. Die deutschen Kanäle. Eine besondere Würdigung ver-
dienen noch die Kanäle. Sie sind, weil der Wasserweg der billigste
ist, voil großer Bedeutung. Der Rhein steht durch den Ludwigs-
Kanal mit der Donau, durch den Rliein-Rlione-Kanal und den
Rhein-Marne-Kanal mit französischen Flüssen in Verbindung. Die
Oder ist durch deu Finow-Kanal (zur Havel) und den Fr. Wilhelms-
Kanal (zur Spree) mit der Elbe, durch den Bromberger-Kanal mit
der Weichsel in Verbindung gesetzt. Dagegen fehlen, abgesehen von
kleinen Kanälen im Küstengebiet, Verbindungen zwischen Rhein,
Weser und Elbe? Überhaupt bleibt das Kanalnetz Deutschlands hinter
demjenigen mancher anderen Länder, besonders hinter demjenigen Hol-
lands, Belgiens und Englands wie auch Frankreichs zurück. Deutschland
besitzt etwa 2000, Frankreich und Großbritannien je etwa 5000 km
Kanäle. Die politische Zerrissenheit vergangener Zeiten war auch für
dieses wichtige Gebiet der Entwickelung ein großes Hindernis. Es
gilt darum für das neue, geeinigte Reich und für die Einzelstaaten,
Versäumtes eifrig nachzuholen. In dieser Erkenntnis sind denn auch
bereits mehrere Kanäle teils geplant, teils schon in Angriff genommen.
1887 begann und 1895 vollendete man den Bau des Nord-Ostsee-
oder Kaiser Wilhelm-Kanals, eines der großartigsten Kanäle der
Welt. Er ist fast 100 km lang, unten 22 m, oben etwa 66 m breit
und 9 m tief. Die größten Dampfer können ihn durchfahren, aber
doch soll er noch verbreitert und vertieft werden. Er verbindet die
beiden Kriegshäfen Kiel und Wilhelmshaven. Dadurch er-
leichtert und verstärkt er die Landesverteidigung. Den gefährlichen
Weg um Jütland verkürzt er um 30 Stunden. Im Jahre 1896
fuhren weit über 600 Schiffe durch den Kanal. Dem Verkehr über-
geben wurde 1899 der Dortmund-Ems-Kanal, der dem Ruhrkohlen-
gebiet einen direkten Weg nach der Nordsee eröffnet. Er wird als
Brückenkanal über die Lippe hinweggeführt und besitzt das größte
Schiffshebewerk der Welt. Seine Fortsetzung soll dieser Wasserweg
später nach dem Rhein hin durch den Dortmund-Rhein-Kanal finden.
Lübeck hat 1900 durch einen Kanal Elbe und Trabe verbunden. Und
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Danzig Donau Donau Ludwigs- Donau Rhein-Marne-Kanal Rhein Deutschlands Belgiens Englands Frankreichs Deutschland Frankreich Kiel Wilhelmshaven Nordsee Rhein Dortmund-Rhein-Kanal
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Geschlecht (WdK): Jungen
Xiv. Weite Welt und Wanderung ins Weite. 461
bewußtsein. Er ist so stolz auf seine vaterländischen Einrichtungen und
Gewohnheiten, daß er sie auch im Auslande nicht missen will; in das
Fremdartige fügt er sich schwer. Englands Macht gilt ihm als unüber-
windlich, und er hat einigen Grund dazu. Die Flagge Englands ist
aus allen Meeren hochangesehen; seine Handelsverbindungen umspannen
die ganze Erde; seinesprache ist die verbreitetste unter den europäischen.
Sehr entwickelt ist des Engländers Familiensinn; sein Haus ist seine
Burg. In der Familie feiert er vor allem seinen Sonntag, auf dessen
Heiligung viel strenger gehalten wird als bei uns. Am Sonntag finden
weder Konzerte noch Theatervorstellungen statt, selbst die Eisenbahn-
züge verkehren am Sonntag nicht oder nur in geringerer Zahl als au
Wochentagen. — Um so reger entwickelt sich die gewerbliche Tätig-
keit an den Wochentagen. Fabriken gibt es ohne Zahl, und in mancher
Stadt überragen die Schornsteine der Fabriken die Kirchtürme; dafür
wandern auch die englischen Waren in alle Welt. Von China bis
nach Indien und Afrika kleidet man sich, wo nicht die deutsche Jndustrie
der englischen den Vorrang abgelaufen hat, in die Erzeugnisse englischer
Webstühle oder gebraucht man englische Stahl- und Messingwaren.
Man sagt freilich den Engländern nach, daß sie ihrer Neigung, Ge-
schäfte zu machen und Geld zu verdienen, auch die heiligsten Interessen
opfern, und es ist wohl keine Sage, daß noch heute Schiffe die eng-
lischen Häfen verlassen, die halb mit Bibeln, halb mit Götzenbildern
für heidnische Völker beladen sind. Eine Schattenseite der ausgedehnten
Fabriktätigkeit zeigt sich auch in dem Vorhandensein von einer Menge
armer Arbeiter; in Liverpool, Manchester, auch in London gibt es
Tausende von Familien, die in einem Zustande des Elends und der
Armut leben, von dem wir Deutschen kernen Begriff haben. Auch die
Verbrecherwelt ist zahlreicher. — Lassen sich Geschäfte im Ernst nicht
machen, so werden sie im Scherz gemacht, d. h. man wettet. Bei jeder
Gelegenheit heißt es: Was gilt die Wette? Ist ein Mensch ins Wasser
gestürzt, so springen wohl einige hinzu, ihn zu retten, aber hundert
andere wetten am Ufer, ob er ertrinkt oder nicht. Damit hängt die
große Vorliebe der Engländer für Wettfahrten, Wettrennen, Boxen,
Hahnenkämpfe und dergl. zusammen, Vergnügungen, die das ganze
Interesse auch des gemeinen Mannes in Anspruch nehmen. —
Die Russen gehören zum Völkerstamme der Slaven und be-
kennen sich alle ohne Unterschied zur griechischen Kirche. Ihnen ist der
Zar nicht bloß Kaiser, sondern auch Oberpriester. In Beobachtung
der religiösen Gebräuche sind sie sehr eifrig und gewissenhaft.
Den Ackerbau liebt der Russe im ganzen genommen weniger als
Handel und Gewerbe. Er scheint zum Handeltreibeu geboren. Der
Hang und die natürliche Anlage zum Handel und Schacher ist ein
Hauptzug in dem Charakter der russischen Nation. Von dem Fron-
dienste und der Leibeigenschaft hat erst Kaiser Alexander Ii. die
Bauern befreit, doch wissen sie ihre Freiheit nicht zu würdigen.
Die Russen haben einen außerordentlich starken Körper, der Kälte
und Hitze, Schmerzen und Beschwerden leicht zu ertragen vermag.
Dies kommt daher, daß sie von Jugend auf daran gewöhnt werden,
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Ernst Alexander_Ii Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Englands Englands China Indien Afrika Liverpool London
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352
Xii. Gesetz und Recht.
Die römisch-katholische Kirche, deren Oberhaupt der Papst mit
dem Kardinalskollegium ist, ist in Preußen in die zwei Erzbistümer
Köln und Gnesen und in zehn Bistümer eingeteilt. Die Wahl der
Erzbischöfe und Bischöfe erfolgt durch die Domkapitel, wobei dem
Könige das Recht zusteht, die nicht genehmen Kandidaten Don der
Liste zu streichen. Unter diesen geistlichen Würdenträgern stehen die
Dekane oder Erzpriester und die Pfarrer.
Die zweite Abteilung verwaltet das höhere und technische Schul-
wesen. Ihr unterstehen die Provinzial-Schulkollegien, welche die Gym-
nasien, Realgymnasien, Realschulen, Seminare und höheren Töchter-
schnlen beaufsichtigen. Für die Universitäten bestellt der Minister
besondere Kuratoren als seine Vertreter.
Die dritte Abteilung für das niedere Schulwesen hat als aus-
führende Behörde die Königliche Regierung. Ihre Aufsichtsbeamten
sind die Schulräte, Kreis- und Orts-Schulinspektoren.
Die Geschäfte der vierten Abteilung werden von den Medizinal-
räten, den Kreisärzten und den Kreiswundärzten wahrgenommen.
6. Das Finanzministerium verwaltet das Staatsvermögen,
stellt den Staatshaushalt fest, der dem Landtage zur Genehmigung
unterbreitet wird, und überwacht die staatlichen Einnahmen und Aus-
gaben. Alle Einnahmen des Staates fließen in die G e n e r a l st a a t s -
kasse. Die Unterabteilungen derselben sind die Regier nngs-
hauptkassen, die Kreis- und Forstkassen. Das gesamte Rech-
nungswesen des Staates wird durch die Oberrechnnngskammer
in Potsdam geprüft.
Reichen die vorhandenen Mittel nicht zu größeren Ausgaben
für große, nutzbringende Unternehmungen, lute Eisenbahn- und Kanal-
bauten, so schreibt der Staat eine Anleihe aus. Über die erhaltenen
Summen stellt er Staatsschuldscheine oder Obligationen aus.
Ihnen werden Zinsscheine oder Coupons beigefügt, die an bestimm-
ten Zinsterminen eingelöst werden. Ein Talon dient zum Eintausch
neuer Coupons. Zeitweise lost der Staat eine Anzahl Schuld-
verschreibungen aus, zahlt den Betrag bar aus intb amortisiert
oder verringert dadurch seine Schuldenlast. Auch konsolidiert
oder vereinheitlicht er zuweilen mehrere Anleihen zu einer. Diese
Papiere werden Konsols genannt. Staatspapiere unterliegen wie
Aktien einem Kurse, d. h. steigen und fallen im Werte. Die preußischen
wie die Reichsschnlden haben eine besondere Hauptverwaltung.
7. Das Ministerium für Landwirtschaft, Domänen
und Forsten hat die Fürsorge für Landwirtschaft, Fischerei, Jagd-
und Forstwesen und überwacht durch die Bezirksregierungen die
Staatsgüter (Domänen) und Forsten. Ihm unterstehen die Land-
wirt sch afts kämm ern, die Generalkommissionen intb die
Rentenbanken.
8. Dem Ministerium für Handel und Gewerbe liegt ob
die Fürsorge für jede Art Handel und Gewerbe, namentlich für
Schiffahrt, Reederei, Privatbanken und Aktiengesellschaften, Eichungs-
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste]]
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
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Xiii. Vaterland und Volkstum.
385
der einzige Fluß ist, der diesem Teil Deutschlands den Zugang zur
Nordsee erschließt. Vor den übrigen Strömen Deutschlands hat er
besonders noch zwei Vorzüge: er hat als Alpenfluß einen mehr gleich-
mäßigen Wasserstand, und er wird infolge der milderen Winter des
Westens kürzere Zeit vom Eise gefesselt. Ungünstig dagegen ist es,
daß er seine Mündung in einetn fremden Lande hat, doch lvird dieser
Umstand dadurch etwas gemildert, daß das kleine Holland von Deutsch-
land wirtschaftlich sehr abhängig ist. — Ursprünglich bot der Rhein
der Schiffahrt manches Hindernis. In der oberrheinischen Tiefebene,
bis wohin er viel Geröll und Sand mitführt, teilt er sich in eine
große Zahl seichter Arme, von denen keiner sich zur Schiffahrt eignete;
man mußte deshalb ganze Strecken kanalisieren. Bei Bingen, beim
Loreleifelsen und an anderen Stellen brausten mächtige Strudel, er-
zeugt durch Felsenriffe. Erst nachdem diese durch Sprengungen be-
seitigt wurden, ist auch die Strecke von Bingen bis zur Tiefebene eine
gesicherte Fahrstraße. Größere Schiffe können bis Mainz, kleinere
bis Straßburg gelangen, während die Kahnfahrt sich bis an den
Rheinfall erstreckt. Die deutsche Rheinstrecke wird von reichlich 3000
Schiffen, darunter 300 Dampfern, mit einer Tragfähigkeit
von etwa 600000 Tonnen, befahren.
Bei weitem übertroffen wird sein Verkehr durch denjenigen der
Elbe, auf der alljährlich über 10 000 Schiffe, davon
500 Dampfer, mit einer Tragfähigkeit von 1 Million Tonnen
verkehren. Sie hat eben den Vorzug, daß sie die Mitte Deutschlands
durchquert, daß ihre Mündung in Deutschland liegt, und daß die
Reichshauptstadt in ihren Bereich fällt. Auch ist sie der Fluß, den
Österreich als Wasserweg zum Ozean benutzt. — Große Fluß-
schiffe gelangen bis Magdeburg, kleinere bis weit ins Böhmische hinein.
Die Weser bleibt hinter diesen beiden Hauptadern weit zurück;
ihr Verkehr beträgt nur V20 des Elbverkehrs. Begründet ist das zu-
nächst in der kürzeren Laufstrecke, außerdem aber auch darin, daß die
Weser durch Landschaften von geringerer Fruchtbarkeit fließt, während
die Elbe das gewerbreiche Königreich Sachsen, die fruchtbare Provinz
wachsen und die gesegneten Elbmarschen durchströmt. Auch fehlt es
der Weser an Kanal-Verbindungen, während die Elbe mehrfach mit
der Oder in Verbindung gesetzt ist.
Die Ems ist zwar nur kurz, aber sie hat einen ruhigen Lauf
und ist ziemlich wasserreich, so daß sie wohl einen lebhafteren Verkehr-
haben könnte, wenn sie nicht in einem öden Moor- und Sumpfgebiet
gelegen wäre. Vielleicht steht ihr aber eine große Zukunft bevor in-
folge des 1899 eröffneten Dortmund-Ems-Kanals, der sie mit dein
Ruhrkohlengebiet, und des geplanten Dortmund-Rhein-Kanals, der sie
weiterhin mit dem Rhein in Verbindung setzt. Dann wird sie ge-
wissermaßen dem Rhein einen deutschen En dl auf und
eine deutsche Mündung geben.
Die Oder kommt an Zahl der Schiffe dem Rhein gleich, doch
sind es durchweg kleinere Fahrzeuge, deren Gesamt-Tonnengehalt nur
halb so groß ist wie derjenige der Rheinschiffe. Gehemmt wird die
Polack, Lesebuch, 25
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer]]
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
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4 04
Xiii. Vaterland und Volkstum.
239. Auswandern.
Ich habe einmal gesagt, die Bauern werden rutschend, sie rutschen
in die Fabriken, in die Werke, in die Städte. Nun zeigt es sich, daß
sie noch weiter rutschen, gar nach Südamerika. Man wundert sich
über die Menge von Auswanderern aus verschiedenen Landesteilen.
Bei ihrer Not meinen sie nichts mehr verlieren zu können; so oft und
eindringlich man ihnen auch das amerikanische Elend schildern mag,
sie wagen es und wandern aus. Aber das Herz tut mir weh, wenn
ich über nieine auswandernden Landsleute nachdenke. Nachdem sie
mit erhitzter Phantasie den Rest ihrer Habe zusammengerafft haben
oder bettelarm fortgezogen sind von der Väter Scholle, nachdem die
bittere Abschiedsträne getrocknet ist, wird ihr Herz wohlgemut. Einem
neuen Leben geht's zu in einer neuen Welt! Sie kommen an die
Hafenstadt, sie sehen das Meer, höher steigt ihr Mut trotz mancherlei
Plackereien, und mit Freuden verlassen sie den europäischen Boden.
Aber ich habe in Bremerhafen einmal einen heimkehrenden Auswanderer
gesehen, der sprang von der Schiffsbrücke aufs Land; mit ausgebreiteten
Armen warf er sich zu Boden und küßte weinend die heimatliche Erde.
Das war der wenigen Glücklichen einer; die meisten kommen nicht
mehr zurück, so gern sie auch möchten. Aber an derlei denkt jetzt
keiner; flott gleitet das Schiff hinaus. Die Reisenden sind auf dem
Zwischendeck zusammengepfropft, und bald wird das Schiff ein
schwimmendes Spital ekelhaftester Art. Während des Elends der
Seekrankheit will feiner und keine etwas anderes als nur sterben.
Endlich ist die Krankheit überwunden, und auf hoher See erinnert sich
mancher nun der Heimat, die, ach! wie weit schon ist. Etwas wie
Bedenken, wie Reue steigt auf, aber noch richtet sich der Blick nach
vorwärts, hoffend auf die neue Welt. Die Beschwerden und Wider-
wärtigkeiten der langen Seereise sind nicht zu beschreiben, aber sie
werden ertragen, etwa wie man die Todeskrankheit und das Sterben
erduldet, wenn man von dieser Welt in eine andere geht. Endlich
gelandet, erfahren die Unglücklichen sachte, daß der Agenten Lockgesang
ein falscher gewesen, daß sie nach dem Absterben üou der alten Welt
nicht in den Himmel, sondern in die Hölle gekommen sind. Haben
sie kein Geld, so werden sie wie Viehherden gezählt, getrieben, ein-
gesperrt und verschachert. Unerfahren, kenntnislos, abgespannt müssen
sie sich allem fügen, was die Agenten über sie verhängen; in dumpfe
Bergwerke werden sie geführt, oder auf stickend heiße Plantagen, oder
auf sumpfige Niederungen, oder in unbezähmbare Urwälder. Da be-
ginnt für sie das gepriesene neue Leben! Wer schildert die Mühen,
Entbehrungen, Krankheiten und das Zugrundegehen! Im heftig
wechselnden Klima, in giftigen Fieberdünsten, ohne Hans und Herd!
Man will ein Dach, einen Rock, einen Schuh, einen eisernen Nagel,
aber es ist kein Zimmermann, kein Schneider, kein Schuster, kein
Schmied vorhanden. Schlangen züngeln im langen Grase; bösartige
Mücken umschwirren stechend das Haupt; reißende Tiere drohen von
allen Seiten; der Einwanderer weiß sich nicht zu helfen. Man er-
krankt, aber es ist kein Arzt; man ist sterbend, aber es ist kein Priester,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
Extrahierte Personennamen: Hans Zimmermann Schneider
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
420
Xiii. Vaterland und Volkstum.
sowie der sonst so hoch gebrachte Kunstfleiß unserer Städte. Die
Freiheit des Pandels ward gehemmt und dadurch die Ouelle des
Erwerbes und des Wohlstandes verstopft. Das Land ward ein Raub
der Verarmung. Durch die strengste Erfüllung eingegangener Ver-
bindlichkeiten hoffte ich, meinem Volke Erleichterung zu verschaffen
und de?? französischen Kaiser endlich zu überzeugen, daß es sein
eigener Vorteil sei, Preußen seine Unabhängigkeit zu lassen. Aber
meine reinsten Absichten wurden durch Übermut und Treulosigkeit
vereitelt, und nur zu deutlich sahen wir, daß des Kaisers Verträge
mehr noch wie seine Kriege uns langsam verderben mußten.
Zetzt ist der Augenblick gekommen, wo alle Täuschung über
unsern Zustand schwindet. Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pom-
mern, Litauer! ihr wißt, was ihr seit sieben Zähren erduldet habt;
ihr wißt, was euer trauriges Los ist, wenn wir den beginnenden
Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert euch an die Vorzeit, an den
großen Kurfürsten, an den großen Friedrich. Bleibet eingedenk der
Güter, die unter ihnen unsere Vorfahren blutig erkämpften: Ge-
wissensfreiheit, Ehre, Unabhängigkeit, Pandel, Kunstfleiß und Wissen-
schaft. Gedenkt des großen Beispiels unserer mächtigen Verbün-
deten, gedenkt der Spanier und Portugiesen; selbst kleine Völker sind
für gleiche Güter gegen mächtigere Feinde in den Kampf gezogen
und haben den Sieg errungen: erinnert euch an die heldenmütigen
Schweizer und Niederländer.
Große Opfer werden von allen Ständen gefordert werden; denn
unser Beginnen ist groß und nicht gering die Zahl und die Mittel
unserer Feinde. Zhr werdet jene lieber bringen für das Vaterland,
für euren angeborenen König als für einen fremden perrscher, der,
wie so viele Beispiele lehren, eure Söhne und eure letzten Kräfte
Zwecken widmen würde, die euch ganz fremd sind. Vertrauen auf
Gott, Ausdauer, Mut und der mächtige Beistand unserer Bundes-
genossen werden unsern redlichen Anstrengungen siegreichen Lohn
gewähren. Aber welche Opfer auch von einzelnen gefordert werden
mögen, sie wiegen die heiligen Güter nicht auf, für die wir sie hin-
geben, sür die wir streiten und siegen müssen, wenn wir nicht auf-
hören wollen, Preußen und Deutsche zu sein.
Es ist der letzte, entscheidende Kampf, den wir bestehen für
unsere Existenz, unsere Unabhängigkeit, unsern Wohlstand. Keinen
andern Ausweg gibt es als einen ehrenvollen Frieden oder einen
ruhmvollen Untergang. Auch diesem würdet ihr getrost entgegen-
gehen, weil ehrlos der Deutsche nicht zu leben vermag. Allein wir
dürfe?: mit Zuversicht vertrauen, Gott und unser fester Wille werden
unserer gerechte?: Sache de?? Sieg verleihen, ?nit ih??? einen sicher??,
glorreiche?? Frieden u??d die Wiederkehr einer glücklichen Zeit.
Breslau, den \7. März J8\3.
Friedrich Wilhelm. (Iii.)
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
440 Xiv. Weite Welt und Wanderung ins Weite.
hervor. China, Japan, Indien und Australien mit ihren reichen
Hilfsquellen sind in einem großartigen Aufschwünge begriffen. Ihr
Handel mit Tee und Seide nimmt schon jetzt teilweise den Weg über die
Pacificbahn. Die Dampferfahrten China-Japan über San Francisco
mehren sich beständig. Reifende nehmen nun lieber den Westweg nach
Ostasieit als den Weg über Suez; denn der erstere hält sich in milden
Erdstrichen, während der letztere durch die heißesten Gegenden der
Erde führt. Da die deutschen Postdampfer die Fahrt über den
Atlantischen Ozean in der Regel in 10 bis 12 Tagen vollbringen, so
können wir jetzt schon in 16 bis 18 Tagen an der Küste des Stillen
Ozeans sein, nachdem wir ein Weltmeer und einen Weltteil durch-
eilt haben. Nehmen wir von San Francisco aus die Dampferlinie
über Jokohama in Japan, Hongkong in China, Indien, Aden, Suez,
so können wir recht gut in 80 Tagen ruttd um die Erde reisen.
So niuß sich denn der alte Erdball gefallen lassen, daß die
ameisenhaft aus ihm wirtschaftenden kleinen Menschen ihn mehr und
mehr nach ihrem Gefallen zurichten, ihn in eiserne Bande schlagen und
mit eisernen Drähten überschienen, Landengen durchschneiden und
Felsengebirge durchbrechen und so die Hemmnisse des Raumes und der
Zeit immer mehr überwinden. „Machet sie euch untertan!" lautet
des Schöpfers Wort. Und wenn auch das Trachten nach Vorteil fast
immer die Haupttriebfeder menschlicher Unternehmungen ist, so findet
doch dabei auch die Wissenschaft ihre Förderung und hoffentlich auch
die Gesittung. " H. Weber.
262. Die deutschen Reichspostdampfer und ihre Bedeutung
für den Welthandel.
Am 30. Juni 1886 lies der erste deutsche Reichspostdampfer für
Ostasien, die „Oder", in Bremerhaven vom Stapel. Ein großartiges,
fürstliches Fest wurde gefeiert, weil man sich bewußt war, daß ein
wichtiges Ereignis für die Entwickelung der deutschen Machtstellung
innerhalb des Welthandels vor sich gehe. Der Minister von Bötticher
schloß seine weihevolle, von den Anwesenden mit begeistertem Hurrarufen
aufgenommene Ansprache mit den Worten: „Fahre hin, du stolzes Schiff,
und knüpfe freundliche Friedensbande zwischen Deutschland und dem
fernen Osten, trage den Ruhm deutscher Arbeit, deutscher Treue,
deutschen Unternehmungsgeistes in jeden Hafen, in dem du die Flagge
entfaltest im Namen des Deutschen Reiches. Du, „Oder", fahre alle-
zeit wohl!"
Am 14. Juli verließ auch der erste australische Dampfer Bremer-
haven. ' ;
Die allgemeine Bedeutung für den Welthandel und ganz besonders
für den deutschen Handel ist nicht zu unterschätzen.
Der Handelsweg der o st a s i a t i s ch e n Linie geht von Bremer-
haven nach Antwerpen, durch den Suezkanal, nach Aden,
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Extrahierte Personennamen: H._Weber
Extrahierte Ortsnamen: China Japan Indien Westweg Japan Hongkong China Indien Suez Ostasien Bremerhaven Deutschland Antwerpen
92
er bereits außerordentlicher Professor an der Universität zu Gießen.
Hier schuf er das erste Musterlabsratorium und erteilte den ersten
systematischen chemischen Unterricht. In Gießen beschäftigte sich der
junge Forscher hauptsächlich mit der Auflösung (Analyse) organischer
Körper; er entdeckte die Cyansäure, die Apselsäure, die Mandel-- und
Ameisensäure. Sehr wichtig für die Medizin war die Entdeckung des
Chlorals und des Chloralhydrats, jener beruhigenden und schlafbringen-
den, aber in ihrer Neben- und Nachwirkung oft gefährlichen Arzneimittel.
Aber auch die anorganische Chemie hat er wesentlich bereichert.
Ihm verdankt das Kunstgewerbe seine heutige Blüte; er war es, der
der Galvanoplastik neue Bahnen wies,, indem er unedle Metalle mit
edlen zu umfangen lehrte. Die gebräuchlichsten Methoden der Ver-
nickelung, Versilberung, Vergoldung:c. verdanken ihm ihre Entstehung.
Noch größere Verdienste hat sich Liebig um die Förderung der
Landwirtschaft erworben. Er erforschte zunächst chemisch den Lebens-
prozeß der Pflanze, legte den Prozeß der Düngung in seinen einzelnen
Phasen fest und schuf neue Gesichtspunkte für einen erfolgreichett
Ackerbau, indem er die künstliche Düngung einführte. Durch seine
Forschungen war er zu der Überzeugung gekommen, daß die Pflanze
ihre Nährstoffe zum Teil der Lust, zum Teil dem Boden entnimmt.
Dadurch muß, folgerte er weiter, der Boden immer ärmer an Pflanzen
Nährstoffen werden, und es ist daher Zweck der Düngung einzig und
allein, dein Boden die durch die Pflanzen entzogenen Stoffe wieder
zuzuführen, Tatsachen, die heute zwar jedermann geläufig sind, damals
aber noch völlig unbekannt waren. Liebig fand, daß die dem Boden
durch die Pflanzet! entführten Stosse die sogen. Mineral- oder Aschen
bestandteile sind. War diese Ansicht richtig, so mußten sich diese
Bestandteile nicht mir durch tierischen Dünger, sondern auch durch auf
chemischem Wege hergestellte, entsprechend zusammengesetzte Verbindungen
wieder dem Boden zurückgeben lassen. Es galt nun, die Richtigkeit
dieser Theorie durch praktische Versuche zu beweisen. Am Saume
eines Waldes bei Gießen dehnte sich eine kahle, unfruchtbare Saud-
wüste aus. Dort war es, wo Liebig seine ersten, für die ganze
Menschheit so bedeutungsvollen Versuche anstellte. Es gelang ihm,
innerhalb weniger Sommer durch ausschließliche Anwendung seiner
künstlichen Dünger diese Sandwüfte in einen blühenden Garten zu
verwandeln. Durch diese Versuche wurde die Landwirtschaft in die
Reihe der Wissenschaften gehoben und eine neue chemische Industrie,
die Industrie der Kunstdünger, geschaffen. - Ähnlich wie die Vorgänge
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]