Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
X. Wasser, Wald und Wiese.
291
ihn kann deshalb kein Tau erfrischen. Der Wald, mit einer bedeutenden
Verdunstungsoberfläche versehen, gibt feinem Boden, gibt dem benach-
barten Lande eine große Menge des erquickenden Taues; der Boden
des dichten Hochwaldes, am Tage durch die Sonnenstrahlen weniger
erwärmt, wird in der Nacht auch weniger durch Ausstrahlung erkältet.
Die von Feuchtigkeit erfüllten Luftschichten über dem Walde senken sich
am stillen, kühlen Abend als Nebel in das Tal; der Tau perlt am
Morgen auf den Wiesen, er erquickt den Acker. Wie in den Küsten-
gegenden die Meeresdünste, so sorgen die Waldesdünste im Binnen-
lande für die Bewässerung des Bodens und durch dieselbe für dessen
Fruchtbarkeit.
Die Mehrzahl der Flüsse entspringt auf bewaldeten Gebirgen;
der Wald erhält einer Gegend ihren Wassergehalt; er sorgt für die
Flüsse, er ernährt ihre Quellen; in der Wüste versiegen dieselben.
Die ungeheuren, wasserreichen Ströme Nordamerikas durchziehen den
Urwald; ob sie so wasserreich bleiben werden, wenn ihre Wälder ver-
schwunden sind? Die Winde fahren her und hin; fällt auch auf
dürren Sand ein warmer Regen, was hilft er diesem Sande? Be-
gierig eingesogen, wird sein Wasser ebenso schnell wieder abgegeben;
keine Pflanzen sind vorhanden, die das Wasser an sich fesseln könnten;
nur wenige Pflanzenarten rönnen überhaupt auf dürrem Sande
gedeihen, weil nur wenige imstande sind, das Wasser lange festzuhalten.
Die Kakteen oder Fackeldisteln und die blattlosen Euphorbien oder
Wolfsmilchgewächse sind fast die einzigen Bewohner tropischer Wüsten;
unser Sandgras wächst auf Flugsand dürrer Heiden und wird schon
hier, indem es durch seine Wurzelausbreitung den lockeren Sand
befestigt, nützlich. Das Sandgras zeigt uns die Möglichkeit, auch
Wüsteneien ganz allmählich mit einer neuen Pflanzendecke zu bekleiden.
Wenn sich im Winter Schnee und Eis auf dem Gebirge häuft,
um vor der Sonne des Frühlings zu schmelzen, so schwellen die Ströme
plötzlich an; ein Bergstrom kommt zu anderen; die Wassermasse stürzt
mit Macht ins Tal hinab. Bedeckt ein Wald des Gebirges Grund,
fließen die Ströme durch fruchtbares Land, so wird ein großer Teil des
schmelzenden Schnees, der auf den Bäumen oder unter ihnen liegt, von
der'lockeren Dammerde des Bodens aufgesogen und zurückgehalten,
während er da, wo ihn der Boden nicht aufnimmt, die Wassermenge
der Flüsse vermehrt. Seitdem die Wälder verschwanden oder über
alle Gebühr gelichtet wurden, sind die Ü b e r s ch w e m m u n g e n der
Flüsse im Frühjahre furchtbarer als je hervorgetreten.
Ein Bergrücken, eine Mauer, ein Wald schützen vor dem Winde.
Der Windschutz des Hochwaldes ist in mancher Gegend nicht ohne
wohltätigen Einfluß; von ihm beschirmt, gedeiht der junge Wald, ge-
deiht das Ackerland; er verhütet die weitere Ausbreitung des Flug-
sandes; er hemmt die nachteilige Einwirkung austrocknender Winde; er
gewährt endlich Schatten und Kühlung. Der wohltätige Einfluß des
Waldes auf die Luftbeschaffenheit einer Gegend läßt sich nicht mehr
in Zweifel ziehen. Der Gesundheitszustand der Menschen und Tiere,
das Gedeihen der Pflanzen ist von der Luftbeschaffenheit einer Gegend
19*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Xiii. Vaterland und Volkstum.
393
und schäumenden, wundersamen Elementes, krampst es sich hier zu-
sammen im Gefühl schauerlicher Öde und Einsamkeit. Diese Toten-
stille der Natur über dem wie verbrannt aussehenden Erdreich beängstigt
das Gemüt. Kein Blünilein — es sei denn im Hochsommer — er-
freut das Auge; kein Bächlein sendet plätschernde und murmelnde Töne
aus Ohr; keine Vogelstimme belebt freundlich die Luft, und in den
kaffeebraunen Morastgewässern spielt kein Fisch. Kein bläulich schim-
mernder Wald winkt aus der Ferne; kein Gehöft belebt die finster
dreinschauende, alle Lichtstrahlen verschluckende Ebene; kein menschliches
Wesen wird sichtbar, ja nicht einmal ein Tier, es sei denn, daß eine
Kreuzotter sich über den Boden hinschlängelt; — tot erscheint der
schwarze Boden, tot die bleierne Luft, tot die ganze Natur, alles un-
heimlich, dumpf, schweigsam, regungslos. Wie wenn er einen bösen
Traum träumt, fühlt der Mensch sein Herz schmerzlich beengt. Er
atmet erst auf, wenn er die Geest wieder erreicht hat mit ihren Kiefern,
ihrem Vogelgesaug und ihren Farben. Nur e i n Baum bleibt dem
Moorboden treu, die Birke. Sie ist für das Moor der Charakter-
baum wie die Erle für den Sumpf, die Kiefer für den Sand, die
Buche und die Eiche für den Lehmboden. Ihr weißer Stamm hebt sich
in der Dämmerung gespenstisch von dem dunklen Boden ab. Außer
ihr, die aber auch nur vereinzelt das Moor belebt, erhebt sich kaum
irgend ein Gewächs über den Boden. — Wenige nur kennen diese
Eindrücke aus Erfahrung, denn nur wenige wagen sich weit in diese
weltverlassene Gegend vor. Und es ist auch nicht ratsam, denn es
gibt manche Partien, durch deren trügerische Decke man in den Morast
hinabsinkt, langsam aber unrettbar. Im Saterland bindet man an
manchen Stellen Pferden und Kühen Bretter unter die Füße, damit
sie nicht im Moorschlamm versinken, und die Menschen schwingen sich
bei stark durchnäßten „Wegen" mit dem Springstock von Bult zu Bult.
Diese Unwegsamkeit war einst den Römern, die wiederholt von der
Emsmüudung aus (Drusus, Germaniens) ihre Erobernngszüge be-
gannen, sehr hinderlich. Aber sie schraken vor dieser Schwierigkeit
nicht zurück; sie schufen lange Holzwege aus starken Eichenbohlen,
die man noch heute im Moore findet, — die Eisenbahnschienen des
Altertums.
Aber selbst in diese Einöde haben sich menschlichebewohner verloren.
Von der Armseligkeit ihrer Lebensverhältnisse macht man sich schwer
einen Begriff. Ihre aus Torf erbauten „Plaggenhütten" gleichen mehr
einer Erdhöhle. Sie umschließen meist nur einen Raum, in dessen
einer Ecke notdürftig ein besonderes Behältnis für die kleine Moorkuh
und ein paar zottige Moorschafe abgezäunt ist. Ein Sandhaufen in
der Mitte der Diele bildet den Herd, auf dem das Torffeuer schwelt.
Um ihn herum sitzt oder hockt an Winterabenden die Familie, wobei
nicht bloß der Vater, sondern auch die Mutter den ohnehin vorhandenen
Rauch durch den Qualm der Tabakspfeifen vermehrt. Unwillkürlich
erinnert man sich bei einem Besuch dieser Wohnstätten an die Wohnungen
der alten Deutschen, wie sie uns von den Römern beschrieben werden,
und man darf mit Recht sagen, daß diese „Moorker" tatsächlich noch
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Xiv. Weite Welt und Wanderung ins Weite.
453
266. Einige ausländische Pflanzen.
1. Die echte Kokospalme. Sie ist eine hohe, schlanke Baum-
gestalt wie ein riesiger, langgestielter Sonnenschirm und eine Wohl-
täterin der heißen Länder.
Der Stamm steigt ohne Äste über 20 m in die Höhe und trägt
oben einen mächtigen, wehenden Blätterschopf. Die lederartigen
Blätter werden 4—5 m lang, sind gefiedert und neigen sich nieder-
wärts. Zwischen ihnen brechen aus einer grünen Scheide die großen
Blütenrispen. Am oberen Teile sitzen die Staub-, am unteren die
Samenblüten. Aus letzteren ent-
stehen die Kokosnüsse, Steinfrüchte
von Kopfgröße, 10—30 an einem
Kolben.
Von dem südlichen Asien,
seiner Heimat, ist der Kokosbaum
in alle Länder der heißen Zone
verpflanzt worden. Die Meeres-
flnten haben z. B. seine Nüsse auf
die Inseln der Südsee geführt und
dort ausgesäet.
Frisch geben die Nüsse eine
süße Milch, getrocknet ein süßes
Öl und die Schale allerlei Geräte.
Die Kerne werden als Kopra in
Menge nach Europa gebracht und
da ausgepreßt. Das Ol wird bei
der Kerzen- und Seifenbereitnng
verwandt. Die Preßkuchen sind
ein gutes Viehfutter.
Alle Palmen sind Bewohner
der heißen Zone, und man zählt
an 500 Arten. Der Stamm besteht aus dicken, gekreuzten Fasern und
hat meist einen markigen Kern. Die Rinde ist mit Blattnarben,
Gruben, Stacheln und Haaren bedeckt. Die Blätter sind entweder
gefiedert oder gefächert und werden zu Sonnenschirmen benutzt. Die
Palmen liefern ihr Holz zum Bauen, die Blätter zum Dachdecken,
die Blattfasern zum Flechtwerk, die Knospen und Sprossen, den Saft,
das Mark und die Früchte zur Nahrung. Palmenzweige gelten als
Sieges- und Friedenszeichen. Zu den Fächerpalmen gehören die
Schirm- und Wein pal men. Letztere werden wie unsere Birken
angebohrt und liefern den Palmenwein, 4—5 Wochen lang täglich
über ein Liter. Die Sagopalme liefert in ihrem mehlreichen
Marke den Sago, der besser als unser Kartoffelsago ist. Die Dattel-
palmen in Nordafrika und Arabien tragen an einem Kolben wie der
Mais über 1000 wohlschmeckende Früchte von Pflanmengröße. Die
Rotangpalme in Ostindien wird zwar nicht dick, aber bis 250 m
lang und umschlingt andere Bäume. Von ihr kommt das spanische
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Xiii. Vaterland und Volkstum.
411
Zeichen hoher Kunst wie vaterländischer Gesinnung das Hermanns-
denkmal Ernst von Bändels auf dem Teutoburger Walde über
Detmold. In den großen Städten sind dem Kaiser Wilhelm I.
Denkmäler aus Erz errichtet, in den Dörfern aber 1871 Sieges-
eichen gepflanzt, die daran erinnern sollen, wie Kaiser Wilhelm I.
durch große Siege das zersplitterte Deutschland geeinigt und zu Macht
und Ehre gebracht hat. In den Kirchen hängen Tafeln mit den
Namen der Kämpfer, die für das Vaterland gefallen sind. Mancher
Mann trägt als Auszeichnung das Eiserne Kreuz oder doch die
Kriegsdenkmünze, weil er an den großen Kämpfen teilgenommell
ulld sich wohl gar durch besondere Tapferkeit hervorgetan hat. Alle
Jahre am 2. September feiern die Schulen ein großes Freudenfest,
weil an diesem Tage im Jahre 1870 der Kaiser Napoleon mit dem
ganzen französischen Heere gefangen genommen wurde. Noch heute
erzählen die alten Krieger an den Winterabenden von dem großen
Mid guten Kaiser Wilhelm I., von seinen gewaltigen Siegen und voll
seiner großen Leutseligkeit. Die Arbeiter rühmen seine wohltätigen
Gesetze für die Armen und Geringen. So hat er sich Denkmäler
errichtet, wohin man schaut. Ja, sogar die blaue Kornblume int
Getreide mahnt an ihn, denn sie war seine Lieblillgsblume. Solange
ein deutsches Herz schlägt, wird seiner in Liebe und Dankbarkeit ge-
dacht werden. Kaiser Wilhelm I. hat fast ein ganzes Jahrhundert
durchlebt. Er hat in seiner Jugend die größte Schnlach und in seinem
Alter die höchste Herrlichkeit des Vaterlandes erlebt.
2. Was sich bis zu seiner Thronbesteigung ereignete.
Kaiser Wilhelm I. wurde am 22. März 1797 geboren. Seine Mutter,
die unvergeßliche Königin Luise, schrieb über ihn an ihren Vater:
„Unser Sohn Wilhelm wird, wenn mich nicht alles trügt, gerade wie
sein Vater, einfach, bieder und verständig."
Er war ein Kind von kaum 10 Jahren, als das Ullglück über
Preußen hereinbrach. Der französische Kaiser Napoleon besiegte die
Preußen bei Jena und nahm in kurzer Zeit das ganze Land ein.
Mit der königlichen Familie flüchtete er bis in die' Stadt Memel
am östlichen Ende des Reiches. Im Frieden zu Tilsit verlor sein
Vater das halbe Recht.
Als er 13 Jahre alt war, starb seine geliebte, herrliche Mutter.
In den Befreiungskriegen erwarb er sich durch feinen Mut mitten irrt
Kugelregen das eiserne Kreuz. Er vermählte sich 1829 mit der
Prinzessin A u g u st a von Weimar. Sie schenkte ihm 2 Kinder, den
spätern Kaiser Friedrich und die noch lebende Großherzogin Luise
von Baden. Während des Ausstandes in Berlin 1848 ging er auf
Wunsch seines Bruders Friedrich Wilhelm Iv. nach England und
lernte dort das Leben eines freien Volkes kennen. Im nächsten Jahre
besiegte er die Aufständischen in der Pfalz und irr Baden. 1858 ver-
trat er seinen erkrankten Bruder als Prinzreqent und folgte ihm
am 2. Januar 1861 als König.
3. Wilhelm I. als deutscher Mann im dänischen
Kriege 1864. Die Herzogtümer Schleswig-Holstein im Norden
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TM Hauptwörter (200): [T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
Extrahierte Personennamen: Ernst_von_Bändels Ernst Wilhelm_I. Wilhelm_I. Napoleon Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhelm Napoleon Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Detmold Deutschland Jena Tilsit Weimar Baden Berlin England Baden
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Xiii. Vaterland und Volkstum.
423
mir aufgetragene Tagewerk vollbracht sei und ich dasselbe nun in Ruhe
und Frieden fortbildend dereinst meinem Sohne glückbringend hinter-
lassen würde, vorausgesetzt, daß es ihm beschieden sein werde, die süd-
liche Hälfte Deutschlands mit der nördlichen zu einem Ganzen zu einen.
Aber nach Gottes unerforschlichem Ratschlüsse sollte ich berufen werden,
selbst noch diese Einigung herbeizuführen, wie sie sich nach dem von
Frankreich ans das frivolste (leichtfertigste) herbeigeführten, ebenso glor-
reichen als blutigen, siebenmonatlichen Kriege nunmehr darstellt. Wenn
je in der Geschichte sich Gottes Finger sichtlich gezeigt, so ist dies in
den Jahren 1866, 1870 und 1871 geschehen. Der deutsch-französische
Krieg, der wie ein Blitz aus heiterm Himmel herabfiel, einte ganz
Deutschland in wenig Tagen, und seine Heere schritten von Sieg zu
Sieg und erkämpften mit schmerzlichen Opfern Ereignisse, die nur durch
Gottes Willen möglich waren. Dieser Wille stellte mir Männer zur
Seite, um so Großes vollbringen zu sollen. Dieser Wille stählte die
Gesinnung der Kämpfenden in Hingebung und Ausdauer und nie ge-
ahnter Tapferkeit, so daß an Preußens Fahnen und an die seiner
Verbündeten sich unvergänglicher Ruhm und neue Ehre knüpft. Dieser
Wille begeisterte das Volk zu nie gekannter Opferwilligkeit, zur Linderung
der Leiden, die der Krieg unvermeidlich schlägt! Mit demütig dank-
erfülltem Herzen preise ich Gottes Gnade, die uns würdig befunden hat,
so Großes nach seinem Willen vollbringen zu sollen! Möge diese Gnade
ferner uns zur Seite stehen beim Aus- und Ausbau des neu geeinten
Deutschland, zu dem erst der Grund gelegt ist, und Frieden uns be-
schieden sein, „die Güter in Demut zu genießen", die in blutigen,
heißen Kämpfen errungen wurden! Herr, dein Wille geschehe im Himmel,
also auch auf Erden! Amen. Wilhelm.
250. Kaiser Wilhelms I. Tod.
1. Gott hat von seinem Volke
das Angesicht gewandt;
drum will es Abend werden
und Nacht im deutschen Land.
2. Der Gott, der aus Gefahren,
ans Kampf uns riß und Not,
er hat sein Deutschland heute
verwundet auf den Tod.
3. Der uns den Sieg gegeben,
den Frieden und das Glück,
Gott nimmt mit einem Schlage,
nimmt alles heut' zurück. -—
4. Seht ihr die schwarze Fahne
vom halben Maste weh'n?
Mein Auge schwimmt in Tränen,
ich seh' und kann nicht seh'n.
5. Ach, wir auf Erden drunten,
wir bleiben weinend stehn,
wir werden nun sein Auge,
sein teures, nie mehr seh'n.
6. Der Wipfel ist gebrochen,
Gott, brich den Baum uns nicht!
Deutschland braucht Hohenzollern
so wie der Mensch das Licht.
7. Den Herzschlag meines Kaisers
begräbt die ew'ge Nacht —
Gott nahm uns unfern Vater,
Gott hat uns arm gemacht. —
8. Nun wird ein tiefes Freuen
im Reich der Geister sein;
nun werden sie sich scharen
in langen, dunklen Reih'n:
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelms_I. Gott
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Gottes Frankreich Gottes Deutschland Gottes Gottes Deutschland Deutschland Deutschland
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424
Xiii. Vaterland und Volkstum.
9. die alten toten Streiter
von Düppel und vom Sund,
aus Böhmens Schlachtgefilden,
aus Frankreich und Burgund.
10. Nun wird ein tiefes Jauchzen
durch all die Scharen gehn:
„Wir sollen unsern Feldherrn
und König wiederfeh'n!
11. Er hatte zu vollbringen
so viel auf Erden noch;
drum blieb so lang' er ferne,
heut' endlich kommt er doch.
12. Nun wird er bei uns bleiben
in alle Ewigkeit;
nun wird er es erfahren:
In Freude und in Leid,
13. auf Erden und im Himmel,
wohin der König geht,
geschart um Deutschlands König
die deutsche Treue steht."
14. Ihr Männer und ihr Knaben,
heran, die Stunde ruft!
Kniet nieder, legt die Hände
auf eures Kaisers Gruft!
15. Hier liegt viel mehr als Ehre
begraben und als Ruhm,
hier liegt begraben Deutschlands
heiligstes Heiligtum.
16. Du Herr, du Held, du Kaiser,
entschlaf'ne Majestät,
vernimm den Schwur, der brausend
aus Deutschland aufersteht:
17. „Dein Tagewerk, dein großes,
soll nicht verloren sein;
wir wollen, was wir haben,
und was wir sind, ihm weih'n!
18. Deutschland soll nicht zerfallen,
lebendig soll's nach dir
die Weltenbahnen schreiten,
das schwören, schwören wir!"
19. Und wenn die Trommeln rufen
die Männer zum Gewehr,
dann geht der alte Kaiser
lebendig vor uns her.
20. Dann rauscht in unsern Fahnen
sein Geist zu uns und spricht:
„Mein Deutschland, ich bin bei dir,
sei stark und fürchte nicht!
21. Wir teilten jede Fre»de„
wir teilten jede Not; 4
so große, tiefe Liebe
ist stärker als der Tod.
22. Solang vom Berg zum Meere
durch Deutschland fließt der Rhein,
wird mit dem deutschen Volke
sein Kaiser Wilhelm sein."
Ernst v. Wildenbruch.
251. Kaiser Friedrichs Iii. letzte Fahrt.
„Ich sähe wohl gern (er sprach es
stumm)
uoch einmal die Plätze hier herum.
An: liebsten auf Alt-Geltow zu, —
und ihr kommt mit, die Kinder und du."
Das Dorf, es lag im Sonnenschein;
in die stille Kirche tritt er ein,
die Wände weiß, die Fenster blank,
zu beiden Seiten nur Bank an Bank;
und auf der letzter: — er blickt empor
auf Orgel und auf Orgelchor
und wendet sich und spricht: „Wie gern
vernähm' ich noch einmal: Lobe den
Herrn.
Den Lehrer im Feld, ich mag ihn nicht
stören;
Vikyl) laß du das Lied mich hören!"
llud durch die Kirche, klein und kahl,
als sprächen die Himmel, ertönt der
Choral,
und >vie die Töne sein Herz bewegen,
eine Lichtgestalt tritt ihm entgegen,
0 Viktoria.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Ernst Friedrichs Viktoria
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Burgund Deutschlands Deutschlands Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Rhein Friedrichs Alt-Geltow
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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Xiv. Weite Welt und Wanderung ins Weite. 449
Vieh eintauschen, das nach dem Kongo und von da zu Schiffe nach
der Küste gebracht wird. Mehrere Mifsionsstationen find angelegt
worden. Dieselben sind auch für Gartenbau (Apfelsinen, Feigen,
Wein) sehr tätig. Ganz besonders segensreich ist der Einfluß der
Missionen in bezug auf die Unterdrückung des Handels mit Branntwein.
b)Das Togoland. Dasselbe liegt an der Sklavenküste in
Oberguinea und ist die kleinste deutsche Kolonie, die etwa die Größe
des Königreichs Württemberg hat. An der sandigen Küste sind auf
einer Nehrung Handelsplätze angelegt, von denen Klein-Popo am
wichtigsten ist. Hier hat auch der deutsche Oberbeamte seinen Sitz.
Außerdem sind Lome und B a g i d a aufstrebende Handelsplätze. Die
wichtigste Handelsstadt des Hinterlandes von Togo ist S alaga, in
freier, hoher und gesunder Lage. Das Landinnere ist ziemlich bevölkert.
Hier finden sich Urwaldgebiete und Gruppen von Ol- und Kokos-
palmen; auch der Melonen- und Guttaperchabaum sowie Affenbrot-
büume zeigen sich, ferner Negerdörfer mit Gürten und ausgedehnten
Fruchtfeldern. Das Klima ist tropisch, besonders drückend heiß und
ungesund in den Regenzeiten vom April bis August und vom Oktober
bis November.
Die körperlich wohlgebildeten Bewohner, unter denen das Christen-
tum bereits Eingang gefunden hat, gehören zum Stamme der Eweneger.
Man unterscheidet unter ihnen Freie und Sklaven. Das Los der
letzteren ist hart, ja unerträglich. Nicht viel besser ist das Los der
Frauen, die hauptsächlich als Arbeiter und wie Lasttiere gebraucht
werden. Der freie Neger schämt sich der Haus-- und Feldarbeit; er
treibt nur Handel. Die wichtigste Nahrungsquelle ist der Hanbet mit
Palmöl und Palmkernen, aus denen man ein gutes Speiseöl
pressen kann. Man treibt auch Ackerbau, zieht Mais und allerlei
Knollen- und Wurzelgewächse. Die afrikanische Kartoffel — Jams —
gedeiht so gut, daß Knollen von 20 kg Gewicht vorkommen. Auch
Baumwolle, Olbäume und Bananen werden gebaut. Unter den Negern
gibt es geschickte Töpfer, Holzarbeiter, Schmiede und Weber.
Die Ausfuhr von Palmöl, Palmkernen, Elfenbein, Gununi itnb
Erdnüssen hatte in dem Zeitraum vom 1. April 1888 bis zum
31. März 1889 einen Wert von 2 Millionen Mark; die Einfuhr an
europäischen Waren usw. betrug ebensoviel. Neuerdings hat sich der
Handel sehr gehoben.
e) Kamerun. Dies Gebiet liegt da, wo sich Ober- und Nieder-
guinea berühren. Es hat etwa die Größe des Königreichs Preußen
und ist jedenfalls unter den deutschen Besitzungen die wertvollste. Die
Küste umfaßt hauptsächlich das Deltagebiet des Muugoflusses, der etwa
die Größe der Elbe hat. Er kann von Seeschiffen befahren werden
und ist deshalb für den Handel und Verkehr von hoher Bedeutung.
Das Klima ist tropisch; an der Küste herrschen tödliche Fieber.
Im Innern ist das Land gebirgig und das Klima gesund. Auf dem
fruchtbaren Deltaboden entwickelt sich eine üppige Pflanzenwelt. Mächtige
Wälder, in denen die verschiedenartigsten Palmen, Kopal- liub Guttà-
Polack, Lesebuch. 29
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
Xiv. Weite Welt und Wanderung ins Weite.
451
wüstenartigen Wildnissen und grasreichen Steppen. Die letzteren sind
die Heimat der Antilopenherden, Büffel, Giraffen und Zebras und das
Jagdgebiet der Leoparden, Schakale, Hyänen und Löwen. In Sumpf-
waldungen und Urwaldgebieten herrscht der üppigste, farbenprächtigste
Pflanzenwuchs. Hier hausen Affen und das Volk der Dickhäuter
Jnnerafrikas, die Elefanten und Nashörner. In den Flüssen und
Seen wimmelt es von Flußpferden, Krokodilen und Fischen. In-
mitten dieser Wildnisse trifft man auch fruchtbare, wohlbevölkerte Land-
schaften mit schönen Fruchtgärten und ausgedehnten Getreidefeldern an.
Hier herrscht in der Regel auch ein für den Europäer gesundes Klima.
Von besonderer Wichtigkeit ist das Gebiet des Kilimandscharo,
6100 m hoch Bis zu einer Höhe von 2000 m umrauschen diesen
Bergriesen, der eine doppelt so große Fläche als das ganze Harz-
gebirge bedeckt, herrliche Bananenwälder, bewohnt von etwa 160000
Eingeborenen. In einer Höhe von 3000 m beginnt die Region der
Gräser und Kräuter. Die Fruchtwälder der Eingeborenen zeigen Jams,
Reis, Hirse und Hülsenfrüchte. Unter den Fruchtbäumen ist die Banane
unerschöpflich in den Gaben, die sie den Menschen gewährt. Außerdem
gedeihen Mais und Zuckerrohr, sowie Tabak, Baumwolle und Vanille
sehr gut. Ein Gebiet, so groß wie das Königreich Bayern, ist geeignet,
alle Kolonialwaren zu bauen, für die Deutschland jetzt jährlich
850 Millionen Mark an das Ausland bezahlt. Hier halten es auch
die Männer nicht unter ihrer Würde, Feldbau zu treiben.
Der Handel ruht im Binnenlande jetzt noch in den Händen der
Araber und eingewanderten Indier. Elfenbein, Kautschuk, Sesam und
Häute bilden die Hauptwaren, die von großen Trägerkarawanen nach
der Küste gebracht werden. Hier ist bereits die erste Eisenbahn eröffnet
worden. Der noch nicht ganz beseitigte Sklavenhandel zerrüttet
den Wohlstand des Landes und macht die Menschen roh und sittenlos.
Als die deutsche Verwaltung den Sklavenhandel unterdrücken, Plan-
tagenbau beginnen und den Handel einrichten wollte, brach ein Aufstand
der Araber und Eingeborenen ans. Die deutschen Stationen wurden
durch die Wilden zerstört, die Kaffee-, Baumwollen- und Tabakplan-
tagen verwüstet, die Missionare vertrieben oder gefangen genommen.
Da entsandte die deutsche Regierung den als Afrikareisenden berühm-
ten Major von Wißmann nach dem aufständischen Gebiete. Ihm
gelang es, die Feinde niederzuwerfen und Ruhe und Ordnung herzu-
stellen.
Trotz der Kriegswirren hatte die Gesamteinfuhr vom August 1888
bis dahin 1889 einen Wert von 21/2 Millionen Mark, während sich
die Ausfuhr auf 4^/2 Millionär Mark bezifferte. Plantagenbau und
Handel sind im stetigen Aufblühen begriffen. Die Mission ist auch in
Ostafrika unermüdlich tätig. In Dar es Salam ist eine deutsche Schule
eingerichtet worden.
e) Kaiser-Wilhelms-Land in der Südsee. Dasselbe nimmt
den nordöstlichen Teil der Insel Neuguinea ein und hat etwa y3 von
der Größe des Deutschen Reichs.
29*
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ostafrika Neuguinea
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
236
Ix. Der Acker und seine Bearbeitung rc.
nachhaltig wirken, wenn sie Hand in Hand mit einer stetigen Düngung
gehen. Ohne diese sind s i e n u r n e u e M i t t e l, d e n B o d e n
zu berauben und zu entkräften.
Als die wichtigsten Grundverbesserungen sind anzusehen: Erd-
mischungen, Ebnen, Motten und Entwässern des Bodens.
1. Die E r d m i s ch u n g e n erfordern, wenn sie in beträchtlicherem
Untfange ausgeführt werden sollen, sehr viel Arbeit, sind in der Regel
nur da zulässig, wo die Erdart, mit welcher ein Boden überführt
werden soll, bequem in der Nähe zu haben ist, und werden am besten
zur Winterszeit vorgenommen. Sie wirken sehr nachhaltig, oft bleibend
für alle Zeiten, besonders wenn hinlängliche Düngung mit der Erd-
mischung Hand in Hand geht. Die Wirkung des Übermergelns zum
Beispiel schlügt man auf 10 bis 12 Jahre an.
2. Das Ebnen der Grundstücke kann in vielfach durch-
schnittenem Boden oft mit großem Vorteil ausgeführt werden, indem
man erhöhte Stellen abträgt und zur Ausfüllung vertiefter verwendet.
Letztere sind nicht selten naß und werden so trocken gelegt, und die
Bearbeitung des Grundstückes wird überhaupt erleichtert.
3. Das Motten oder Rasenbrennen ist nur vorteilhaft aus
feuchten oder soeben trockengelegten Bodenstücken, welche eine schlechte
Grasnarbe haben, also aus stark mit Moos, Heidekraut, Farnen,
Binsen und sauren Gräsern bewachsenem und verfilztem Tonboden.
Es wird in Württemberg hauptsächlich in Oberschwaben und im
Schwarzwald angewendet.
4. Die Entwässerung des Bodens, d. h. die Entfernung des
Überschusses an Feuchtigkeit, ist die erste und wichtigste aller Grund-
verbesserungen. Die Bodennässe rührt entweder von unterirdischen
Zuflüssen („Grundwasser") oder von Schnee- und Regenwasser („Tag-
wasser") her, das bei der Undurchdringlichkeit des Untergrundes nicht
tiefer in den Boden sickern und wegen der ebenen Lage desselben nicht
abfließen kann. In beiden Fällen muß das angesammelte Wasser ver-
dunsten. Da dieses vieler Wärme bedarf, um in Dunstform verwandelt
zu werden, so entzieht es dem Boden einen großen Teil der für ein
kräftiges Pflanzenwachstum nötigen Wärme. Nasser Boden ist daher
immer kalter Boden. Aber nicht nur diesen Nachteil bringt die Boden-
nässe. Ist das Erdreich stets von stockenden Grundwassern gesättigt,
so wird namentlich schwerer Boden leicht undurchlassend und zugleich
bindiger und ist deshalb schwer zu bearbeiten. Das befruchtende
Regenwasser kann nicht mehr aufgenommen, der Lust und der Wärme
kein Zutritt gewährt, das Feld nicht ordentlich bearbeitet werden, und
der Dünger im Boden bleibt ohne Wirkung. Dagegen entstehen in
solchem Erdreiche schädliche Säuren, die den guten Pflanzen nachteilig
sind und den Aufwuchs von Unkräutern befördern; die Pslanzenwurzeln
geraten oft in Fäulnis; bei Winterfrost bildet sich Eis im Boden, welches
sie zerreißt; es entwickeln sich leicht allerlei Pilze (Rost, Brand usw.),
welche die schwächlich und kränklich wachsenden Pflanzen verderben, und
bei Wind und Regen lagert sich das Getreide leicht auf solchen Feldern.
Finden sich in einem Grundstück nur einzelne nasse Stellen, so-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
Xiii. Vaterland und Volkstum.
413
Franzosen Preußen den Krieg. Ganz Deutschland war empört. Alles
eilte zu den Waffen. Die süddeutschen Brüder reichten den nord-
deutschen die Bruderhand zum Bunde, imb so war durch den frevel-
haften Angriff ganz Deutschland geeinigt.
b) Wie die deutschen Heere in Frankreich eindrangen.
Preußen war wohlgerüstet. Dafür hatten der König, seine rechte
Hand Bismarck, sein schweigsamer Schlachtendenker Moltke und
sein Kriegsminister Roon gesorgt. In 14 Tagen standen drei ge-
waltige deutsche Heere an der westlichen Grenze. Den ersten Sieg
erfocht der Kronprinz Friedrich Wilhelm bei W e i ß e n b u r g. Zwei
Tage darauf, am 6. August, gewann er die Schlacht bei Wörth.
Der König schrieb an die Königin: „Welches Glück, dieser neue große
Sieg durch Fritz! Preise nur Gott für seine Gnade!" An demselben
Tage erstieg die nördliche Armee unter Steinmetz die steilen Höhell
bei S p i ch e r n und trieb die Franzosen auch hier zurück.
e) Wie um Metz gekämpft ward. Der französische
Marschall Bazaine (sprich: Basähn) zog sich auf die starke Festung
Metz an der Mosel zurück und wollte sich von hier aus mit Mac
M a h o n im Westen vereinigen. Durch die blutigen aber siegreichen
Schlachten bei Mars la Tour und Gravelotte (am 18. August 1870)
wurde dies verhindert und Bazaine in der Festung Metz mit seinem
Heere eingeschlossen. Prinz Friedrich Karl, der Sieger von Düppel,
hielt ihn fest durch einen ehernen Gürtel.
d) Warum wir am 2. Septenrber Sedanfest feiern.
Der Marschall Mac Mahon wollte Bazaine zu Hilfe kommen und
ihn aus seiner Falle befreien. Aber die Kronprinzen von Preußen
und Sachsen folgten ihm rasch mit ihren Heeren, schlugen ihn bei
Beaumont (sprich: Bomong) und umzingelten ihn bei der Festung
Sedan an der Maas. Hier wurde am 1. September die Ent-
scheidungsschlacht geschlagen. Am folgenden Tage ergab sich die
französische Armee und wurde gefangen nach Deutschland geführt. Auch
der Kaiser Napoleon war unter den Gefangenen und wurde auf die
Wilhelmshöhe bei Kassel verwiesen. Der König aber gab demütig Gott
die Ehre und schrieb tiefergriffen der Königin: „Welch eine Wendung
durch Gottes Führung!"
e) W i e S t r a ß b u r g, M e tz u n d P a r i s e r o b e r t w n r d e n.
Als das Unglück von Sedan in Paris bekannt wurde, da geriet das
Volk in eine grenzenlose Wut, setzte Napoleon ab nnb wählte eine
neue Regierung. . An der Spitze standen die Advokaten G a m b c t t a
und Favre. Sie predigten den Krieg bis aufs Messer und gelobten,
keinen Fuß breit Land und keinen Stein einer Festung abzutreten.
Alles eilte zu den Waffen und bekämpfte die Deutschen im Felde und
aus dem Verstecke. Paris, Metz und Straßburg wurden von
den deutschen Heeren eingeschlossen. Am ersten ergab sich nach einer
heftigen Beschießung unser altes Straß bürg, das uns 190 Jahre
vorher die Franzosen mitten im Frieden geraubt hatten. Dann zwang
der Hunger die Festung Metz zur Übergabe. Vergeblich hatte Bazaine
versucht, sich durchzuschlagen. Fast 200 000 Soldaten wanderten kriegs-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen]]
TM Hauptwörter (200): [T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land]]
Extrahierte Personennamen: Bismarck Schlachtendenker_Moltke Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm August Marschall_Bazaine August Friedrich_Karl Friedrich Karl Napoleon Napoleon Metz
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Frankreich Mahon Sachsen Maas Deutschland Kassel Gottes Sedan Paris Paris