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1. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 58

1910 - Berlin : Parey
58 Preußens Niedergang und Erhebung. Inzwischen war Napoleon bis nach Polen vorgedrungen und zog am 2. Januar 1807 unter dem Jubel der Bevölkerung in die alte Hauptstadt Warschau ein; hofften doch die Polen, nun von der verhaßten preußischen Herrschaft loszukommen. Daraus zog er nach Ostpreußen, wo inzwischen auch ein russisches Hilfsheer erschienen war und sich mit einem preußischen Korps unter Scharnhorst vereinigt hatte. Sei Preußisch-Eylau kam es im Februar bei bitterster Winterkälte zu einer mörderischen Schlacht; aber keine Partei konnte sich den Sieg zuschreiben. Da bot Napoleon dem Könige Friedrich Wilhelm unter günstigen Bedingungen Frieden an, wenn er sich jetzt von Rußland trenne. Aber der König blieb seinem Bundesgenossen treu und lehnte die Friedensvvrschläge ab. So nahm der Krieg seinen Fortgang. Im Juni desselben Jahres kam es bei Friedland zur letzten Entscheidung. Das russisch-preußische Heer wurde vollständig geschlagen, und die russische Armee mußte in vollständiger Auflösung bis über die Memel hinaus zurückgehen. Napoleon besetzte Königsberg und Tilsit. Nun entsank dem russischen Kaiser Alexander der Mut. Alle Versprechungen, die er einst seinem Freunde Friedrich Wilhelm Iii. gemacht hatte, vergaß er und suchte bei Napoleon um Frieden nach; auch dem Könige riet er dazu, Frieden zu schließen. Bitterlich enttäuscht mußte er endlich einwilligen. 3. Ter unglückliche Friede zu Tilsit. In Tilsit sollte über den Frieden verhandelt werden. Auf Alexanders Rat sollte auch die Königin Luise erscheinen, um dadurch vielleicht mildere Friedensbedingungen zu erlangen. Lange hat sich die Königin gesträubt, dem harten Manne bittend zu nahen. ,,Das ist das schwerste Opfer, das ich meinem Volke bringe," sagte sie unter Tränen. Die Begegnung fand in Tilsit statt; aber vergebens. All ihre guten Worte halfen nichts; Napoleon blieb unerbittlich. Am 9. Juli wurde dann der Friede geschlossen. Ein harter Friede! Napoleon nahm alle preußischen Länder zwischen Elbe und Rhein in Besitz und machte aus diesen und Teilen von Hannover, Hessen und Braunschweig das Königreich Westfalen und gab es seinem Bruder Jerome, der Kassel zur Hauptstadt dieses neuen Königreichs machte. Auch die polnischen Länder, die Preußen in der 2. und 3. -teilung Polens 1793 und 1795 erhalten hatte, mußte Preußen abtreten ; sie wurden zu dem Großherzogtum Warschau vereinigt und dem König von Sachsen verliehen, der während des Krieges

2. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 59

1910 - Berlin : Parey
Preußens Unglücksjahre 1806 und 1807. 59 die preußische Sache verlassen und dafür den Königstitel erhalten hatte. Endlich nutzte Preußen 120 Millionen Mark Kriegskosten zahlen; erst nach Zahlung dieser Summe sollten die preußischen Festungen und das Land von den Franzosen geräumt werden. Gleichzeitig nutzte Preutzen sich verpflichten, sein Heer auf 42 000 Mann herabzusetzen. So ging die Hälfte des preußischen Staates verloren, und die unerschwinglichen Kriegskosten und die im Lande verbleibende feindliche Besatzung sollten die letzte Kraft des geschwächten Staates untergraben. Des Königs Bundesgenosse, Alexander von Rußland, aber erlitt keine Einbuße; eine Teilung der Herrschaft in Europa war verabredet worden: Alexander den Osten, Napoleon den Westen. 4. Die Ursachen des Zusammenbruchs der preußischen Großmacht. a) Die preußische und diefranzösischekriegsmacht. Das preußische Heer hatte seit dem Tode Friedrichs des Großen viel von seiner Kriegstüchtigkeit eingebüßt. Es betrug zwar noch 200 000 Mann; aber nur ein kleiner Teil davon bestand aus Landeskindern, alle übrigen Soldaten waren angeworbene Fremde, denen die rechte Liebe zur Verteidigung des Vaterlandes abging. Am an Sold zu sparen, wurde ein sehr großer Teil im Frieden beurlaubt zu Arbeiten auf dem Lande oder in den Garnisonstädten. Mit den wenigen Zurückbleibenden aber konnten keine lehrreichen kriegsmäßigen Felddienstübungen vorgenommen werden; so litt dadurch die kriegsmäßige Ausbildung. Die Ausrüstung war mangelhaft, die Uniform eng und unpraktisch, und die schnelle Bewegung der Armee wurde behindert durch einen endlosen Troß von Packpferden und Packwagen. Die obersten Befehlshaber waren alt und grau und wollten nichts von Neuerungen wissen, wie sie jüngere Offiziere, wie Blücher, Kleist, Scharnhorst und Elausewitz schon damals angeregt hatten. ,,Am Alten getreulich festhalten," das war das Losungswort, nach dem man im preußischen Heere handelte; darum verachtete man auch die von Napoleon eingeführte zerstreute Gefechtsweise als feige Kampfesart und blieb bei dem geschlossenen Aufmarsch und Angriff. Und nun die französische Armee! Sie bestand in ihrem Kern aus alt gedienten, durch die vielen Kriege gut geschulten Truppen, geführt von jungen Offizieren, die zum größten Teil im Felde aus den einfachen Mannschaften hervorgegangen waren, und an der Spitze stand der Kaiser, selbst ein Sohn des Volkes und der größte Feldherr der damaligen Zeit. Durch die reichen Erfahrungen

3. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 61

1910 - Berlin : Parey
Die Neugestaltung des preußischen Staates 61 Kriegsentschädigung an Frankreich verwendet werden, und so kam es, daß den Beamten oftmals kein Gehalt ausgezahlt werden konnte. So war die Lage des ganzen preußischen Volkes nach dem verderblichen Kriege geradezu entsetzlich. Iii. Die Neugestaltung des preußischen Staates nach den Anglücksjahren. 1. Die treuen Helfer des Königs. Durch den Frieden zu Tilsit war Preußen tief gedemütigt worden; aber tröstlich ist es zu sehen, wie sofort nach diesen furchtbaren Schlägen in allen Volksschichten, von oben und unten her, auf eine Wiedererhebung Preußens hingearbeitet wurde. Man hatte die Schäden erkannt, an denen der Staat fast zugrunde gegangen war, und mit dieser Erkenntnis kam auch der Entschluß, eine notwendige und gründlicherm* gestaltung des gesamtenstaatswesensvorzunehmen.-larum berief der König kluge und Willensstärke Männer an seinen Hof. welche die bestehenden Einrichtungen verbessern sollten; zu diesen gehörten die Minister Freiherr von Stein, Hardenberg und Der General Scharnhorst. Ihnen kam es darauf an, dem Volke wieder einen vaterländischen Sinn einzuflößen, seinen Mut und sein Selbstvertrauen zu stärken und seine Freudigkeit zu jedem Opfer fürs Vaterland zu beleben. Bürger und Bauern sollten frei und selbständig gemacht werden, sollten selbst an der Verwaltung des Staats teilnehmen, aber auch an seiner Verteidigung mitarbeiten. Das waren die Gedanken der Helfer, von denen sie sich bei ihren Vorschlägen leiten ließen. 2. Der freie Bauernstand. Zunächst galt es, einen jjeien Bauern st and zu schaffen, der unabhängig über sein Eigentum, seinen Wohnsitz und seine Beschäftigung verfügen konnte. Was er erwarb, sollte ihm und seinen Kinbern gehören; das Felb, das er bebaute, sollte sein eigen sein, bamit er es um so opferfreubiger gegen alle Feinde verteibigen konnte. Das ist erreicht worben butch verschiebene Gesetze, die in einem besonberen Abschnitt (Seite 76) näher erörtert werben sollen. 3. Der freie Bürgerstand. Seit bent 30 jährigen Kriege waren die Städte mehr und mehr um die selbstänbige Verwaltung ihres Gemeinwesens gekommen. Sie würden von Bürgermeistern und Beamten verwaltet, die der Staat anstellte, die barum auch mehr für den Staat als für die Stadt arbeiteten. Die Bürger hatten nur zu gehorchen und waren von jeber Mitwirkung für das öffentliche Wohl ausgeschlossen. Daher fehlte auch ihnen aller Ge-

4. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 64

1910 - Berlin : Parey
64 Preußens Niedergang und Erhebung So zeigte sich überall echt oaterlänbifcher Ginn, und in Tausenden reifte der Entschluß kühnen Wagens und opferbereiter Hingabe für König und Vaterlanb. Iv. Preußens Erhebung. 1. Der Anfang der Erhebung. Im Sommer des Jahres 1812 war Napoleon mit einem ungeheuren Heer von mehr als einer Halben Mflltöif “Streitern gegen Ruklanb gezogen, um auch das große russische Reich zu unterwerfen. Aber bort ereilte ihn das Schicksal. Seine ,,Große Armee" würde vollstänbig vernichtet; nur 90 000 Mann kehrten zur kalten Winterszeit unter unsäglichen Mühen und Leiben in die Heimat zurück. Die 5hmbe von biefem Ereignis bewegte ganz Europa; benn jetzt schien für die unterbrückten Völker die Stunbe gekommen zu sein, das verhaßte Joch der Franzosenherrschaft abzuwerfen. Den ängstlichen Gemütern aber war es noch zweifelhaft, ob die günstige Gelegenheit auch mit Erfolg benutzt werben könnte. Noch stauben alle Rheinbunbfürsten auf Napoleons Seite; er selber war schon roieber in Paris und konnte bort leicht eine Armee gesammelt haben, ehe noch ein Versuch zur Befreiung gemacht worben war. Da gab der preußische General von 2) ork den Anstoß zur Erhebung des Volkes. Preußen hatte dem Kaiser Napoleon zu seinem Zuge nach Rutzlanb ein Hilfsheer von 20 000 Mann stellen müssen; den Oberbefehl führte der General von ?)orf. Als er die Nachricht von dem Untergänge der französischen Hauptarmee erhielt, schloß er auf eigene Gefahr mit dem russischen General Diebitsch einen Vertrag, in welchem er sich verpflichtete, alle Feinbseligkeiten mit Rußlanb einzustellen, wofür ihm freier Rückzug nach Preußen zugesichert würde. Zugleich schrieb er an seinen König: ,,Ew. Majestät lege ich willig meinen Kopf zu Füßen, wenn ich gefehlt haben sollte. Jetzt ober nie ist der Zeitpunkt gekommen, wo Ew. Majestät sich von den übermütigen Forberungen Ihres Verbünbeten losreißen können." 9)orks felbstänbiges Vorgehen mußte freilich von der preußischen Regierung öffentlich getabelt toerben; benn noch hatten die Ober-festungen und die großen Städte, auch Berlin, französische Besatzung. Darum würde 9)ork abgesetzt; aber der Abjutant, der ihm biesen Befehl überbringen sollte, würde von den Russen abgefangen und festgehalten, und Pork, der so keine Nachricht erhielt, blieb auf seinem Posten. Nun rückten die preußischen Truppen unter Pork in O st-preußen ein; auch der bisher verbannt gewesene Freiherr von

5. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 90

1910 - Berlin : Parey
90 Die deutsche Einigung unter Preußens Führung. sein. Wollte es aber neben der Sicherheit nach außen auch noch eine achtunggebietende Stellung innerhalb des Deutschen Bundes einnehmen und sich nicht länger mehr von Österreich beeinflussen, lassen, so nutzte es sich auf ein tüchtiges Heer stützen können. Das hatte König Wilhelm längst ersannt, und darum richtete er schon als Prinz-Regent zuerst sein Augenmerk auf eine Neugestal-tung der preußischen Armee. Seit den Befreiungskriegen war das preußische Heer nicht mehr vermehrt worden, obgleich sich die Bevölkerung fast verdoppelt hatte. Es wurden alljährlich immer nur 40 000 Mann ausgehoben; darum konnte eine große Menge junger Leute, die wohl tauglich waren, nicht eingestellt werden. Diejenigen aber, welche gedient hatten, mußten bis zum 40. Lebensjahre bei der Landwehr bleiben. Im Falle eines Krieges konnte es daher vorkommen, daß viele Tausende von Familienvätern sogleich als Landwehrleute mit ins Feld rücken mußten, während eine große Anzahl junger und kräftiger Leute, die eben nicht ausgebildet waren, zu Hause blieben. Außerdem war aus der gesetzlichen dreijährigen Dienstzeit aus Sparsamkeitsrücksichten allmählich eine zweijährige geworden. Diese Übel stände wollte der König schon als Prinz-Regent beseitigen. Durch das neue Heeresgesetz von 1860 beabsichtigte er eine genaue Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht. Statt der bisherigen 40 000 sollten in Zukunft alle Jahre 63 000 Mann zu dreijähriger Dienstzeit einberufen werden; die Dienstzeit für die Reserve wurde verlängert und die für die Landwehr dagegen verkürzt. Für die neuen 39 Infanterie- und 10 Kavallerieregimenter war aber eine jährliche Mehrausgabe von 30 Millionen Mark nötig. Diese Summe bewilligte der Landtag zunächst auch in der Voraussetzung, daß es nur vorübergehend sei wegen eines damals drohenden Krieges mit Frankreich; aber der Prinz-Regent wollte die Umgestaltung dauernd machen. Bei dieser Neubildung des Heeres hatte der König zwei treue Helfer und Berater; den Kriegsminister Albrecht von Roon und den General Helmut von Moltke, den Leiter des Großen Generalstabes. ~ ' » Ais dann der Landtag 1862 die erforderlichen Mittel für die Beibehaltung der bereits durchgeführten Heeresumgestaltmng verweigerte und verlangte, daß die ganze Einrichtung wieder beseitigt ober wesentlich geänbert werbe, berief der König den bisherigen Gesandten in Paris, Otto von Bismarck, an die Spitze des Ministeriums nach Berlin. Das war der rechte Mann, und seine Berufung wurde der entscheidende Wendepunkt in der Regierung

6. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 98

1910 - Berlin : Parey
98 Die deutsche Einigung unter Preußens Führung. 5. Der deutsch-französische Krieg. 1870—1871. a) Die Kriegsursache. Mit neidischen Blicken sahen die Franzosen auf die wachsende Macht Preußens und die Einigung der norddeutschen Staaten. Sie fühlten sich in ihrer Waffenehre übertroffen und schrieben ganz offen in ihren Zeitungen „Rache für Sadowa". Kaiser Napoleon Iii. nutzte schließlich dem Drängen seines Volkes nachgeben und Frankreich kriegsbereit machen. Die Zahl der Soldaten war bereits seit 1867 vermehrt und Fußvolk und Artillerie mit neuen vorzüglichen Waffen ausgerüstet worden. Auch hoffte er, in den früheren Gegnern Preußens, in Österreich und in den Süddeutschen, eifrige Bundesgenossen zu finden, sobald der Krieg nur erst da wäre. Ein Vorwand dazu fand sich bald. Die Spanier hatten ihre Königin vertrieben und boten die Krone ihres Landes dem Prinzen Leopold von Hohenzollern an, einem entfernten Verwandten des Königs von Preußen. Da erhob sich in Frankreich ein ungeheurer Lärm, und Napoleon Iii. ließ durch seinen Minister erklären, Frankreich dürfe es unter feinen Umständen dulden, daß ein Hohenzoller den spanischen Thron besteige. Als dem Prinzen nun klar wurde, welche Folgen die Annahme der spanischen Krone möglicherweise haben könnte, verzichtete er aus freiem Antriebe auf die Krone. So schien jeder Grund zu einer Entzweiung der beiden Großmächte geschwunden. Aber die Franzosen gaben sich damit nicht zufrieden, denn sie wollten den Krieg. Darum wurde der französische Gesandte Senebetti beauftragt, vom König Wilhelm eine schriftliche Erklärung zuforbern, daß erniemals seine Einwilligung geben werbe, wenn abermals ein Hohenzollernprinz zum Könige von Spanien gewählt werben sollte. Der Eesanbte reiste nach Ems, wo sich der König zur Kur aufhielt, um sein Anliegen vorzubringen. Der König aber lehnte das Verlangen des Gesanbten, der seine Forberung zuletzt noch in un-passenber Weise auf der Promenabe angebracht hatte, entschieben ab. Als barauf der Graf Bismarck die sog. ,,Emser Depesche" und bamit zugleich die ganze Ungehörigfeit des Ansinnens veröffentlichen ließ, gerieten die französischen Staatsmänner und die Pariser Bevölkerung in höchste Wut und zwangen den Kaiser Napoleon, an Preußen den Krieg zu erklären. Am 19. Juli traf die Kriegserklärung in Berlin ein. b) Kriegsrüstung und Aufmarsch der Streitkräfte. Schon am 15. Juli war König Wilhelm von Ems abgereist. Seine Fahrt nach Berlin gestaltete sich zu einem wahren Triumphzuge. Sofort nach seiner Ankunft erteilte er den Befehl zur Mobilmachung der ganzen norbbeutschen Armee, und am 19. Juli trat der Reichs-

7. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 56

1910 - Berlin : Parey
56 Preußens Niedergang und Erhebung. Ii. Preußens Unglücksjahre 1806 und 1807. 1. Die Veranlassung zum Kriege. Friedrich Wilhelm Iii. war ein friedliebender Fürst und hielt es für Preußen am geratensten, sich nicht an den Kriegen gegen Napoleon zu beteiligen. Er mag sich auch wohl vor einem Kampfe mit einem so gewaltigen Gegner, wie Napoleon es war, gescheut haben, weil er der Tüchtigkeit seines Heeres doch nicht recht traute. Das war Napoleon zunächst lieb; denn so konnte er leichter mit seinen Gegnern fertig werden. Sobald er aber Österreich 1805 vollständig bezwungen hatte, richtete er sich endlich auch gegen Preußen, um es auf jede Weise zu reizen und zu demütigen. Ohne Zustimmung Preußens ließ er 1805 seine Truppen auf ihrem Zuge gegen Österreich durch das preußische Gebiet Ansbach marschieren. Durch seine Rücksichtslosigkeit fühlte sich Friedrich Wilhelm Iii. tief verletzt und schloß ein Bündnis mit Rußland, das damals in Gemeinschaft mit Österreich mit Napoleon im Kriege lag. Der Kaiser Alexander von Rußland war deshalb selbst nach Potsdam gekommen, um den König von Preußen zum Anschluß an die Kriegsunternehmung gegen Napoleon zu gewinnen. Es wurde ein Vertrag abgeschlossen, wonach sich Preußen erbot, mit 18 000 Mann dem Bündnis beizutreten, falls Napoleon die preußischen Friebensoermittlungsvorschläge ablehnen sollte. Nach Unterzeichnung dieses Vertrages begaben sich beide Herrscher und auch die Königin Luise in mitternächtlicher Stunde in die Garnisonkirche und schwuren sich hier am Sarge Friedrichs des Großen ewige Freundschaft und Treue. Sofort wurde der preußische Gesandte, Graf Haugwitz, ins Hauptquartier Napoleons geschickt, um die preußischen Vermittlungsvvrschläge zu überbringen. Napoleon aber wußte den Gesandten geschickt solange hinzuhalten, bis er seine beiden Gegner, Österreich und Rußland, in der Schlacht bei Austerlitz am 2. Dezember 1805 völlig geschlagen hatte. Nun war der preußische 93er-mittlungsvorschlag hinfällig geworden und der rechte Zeitpunkt für Preußens Eingreifen verpaßt. Preußen mußte Ansbach an Bayern abtreten, dafür sollte es Hannover erhalten, das damals den Engländern gehörte, aber von den Franzosen besetzt war; falls es sich widersetze, werde es den Krieg haben. Um diesen zu vermeiden, nahm Preußen Hannover in Besitz. Aber immer neue Kränkungen ersann der übermütige Eroberer. Bei den Friedensverhandlungen mit England bot er diesem wieder -Hannover an, das soeben erst preußisch geworden war. Als König Friedrich Wilhelm Iii. von diesen geheimen Treibereien Kunde er-

8. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 68

1910 - Berlin : Parey
68 Preußens Niedergang und (Erhebung. in den beiben preußischen Korps lag, die von den Generalen von Bül 0 w und von Tauentzien befehligt würden. Eine kleinere Reservearmee, Russen unter dem General von Bennigsen, war noch weit im Osten zurück. Napoleon lag mit seiner gesamten Streitmacht im Königreich Sachsen und wollte von hier aus gegen die einzelnen Armeen der Verbünbeten vorbringen. b) Die ersten glücklichen Einzelkämpfe. Sobald der Waf-fenstillstanb abgelaufen war, schickte Napoleon einen seiner Generäle mit einem Heere gegen die Hauptstabt Berlin. Bei Großbeer en. zwei Meilen von Berlin, würden die Franzosen am 23. August von dem preußischen Korps unter "dem General von Bülow so geschlagen, daß der Feind sich in wilbester Flucht bavvn-" machte. Berlin war gerettet. Drei Tage später, am 26. August, erfocht die schlesische Armee unter Blücher einen glänzenben Sieg an der K atz b ach. An bemselben Tage aber erlitt die Hauptarmee bei D res den eine schwere Nieberlage und mußte sich wieber nach Böhmen zurückziehen. Dann aber folgte wieber Sieg auf Sieg. Der General von Bülow schlug bei Denn ewitz am 6. September ein französisches Heer, das wieberum einen Vorstoß gegen Berlin unternehmen wollte, und die Blüchersche Armee war bis an die Elbe vorgerückt, wo sich der General Bork nach einem heißen Kampfe bei 2bartenberg am,3. Oktober den Übergang über biesen Strom erstritt. c) Der Entscheidungskampf bei Leipzig. Napoleon hatte es nicht Hinbern können, daß die brei großen Armeen der Verbünbeten immer näher aneinanber rückten; auch die böhmische Armee war wieber nach Sachsen oorgebrungen. Er beschloß daher, in einer großen Schlacht sein Glück zu versuchen und zog seine gesamten Streitkräfte in der weiten Ebene bei Leipzig zusammen. Die verbünbeten Heere umgaben diese Stellung in einem großen Bogen, der nur auf der Westseite offen blieb. Am 16. Oktober begann der erste große Schlachttag mit dem Kampfe bei dem Dorfe Wachau, süblich von Leipzig, wo Fürst Schwarzenberg mit der böhmischen Armee stanb. Es war ein gewaltiges, blutiges Ringen. Schon glaubte Napoleon, den Sieg errungen zu haben, und ließ in Leipzig die Glocken läuten; aber er hatte zu früh gejubelt; es kam bei Wachau zu keiner Entscheibung. Dagegen hatte Blücher im Norben von Leipzig, bei Möckern, zu berselben Zeit einen voll-stänbigen Sieg errungen, so daß sich hier die Franzosen bis in die Vororte von Leipzig zurückziehen mußten.

9. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 69

1910 - Berlin : Parey
Die Befreiungskriege. 1813-1815. 69 Der 17. Oktober war ein Sonntag. Die Waffen ruhten, ohne daß etwas darüber vereinbart worden war. Napoleon suchte zu unterhandeln; aber er wurde kurz abgewiesen. Am Abend dieses Tages waren alle drei Heere der Verbündeten vereinigt, während Napoleon seine Truppen enger um Leipzig zusammengezogen hatte. Am 18. Oktober begann der zweite große Schlachttag. Eine halbe Million bewaffneter Krieger stand diesmal in erbittertem Streite, und mehr als 1500 Kanonen verbreiteten Schrecken und Tod. Am heftigsten tobte der Kampf bei Probstheida. Hier hatte Napoleon seine Hauptstellung und leitete von einem Windmühlenhügel aus selbst die Schlacht. Am Abend war Probstheida erobert, und im Norden hatten die Preußen unter Blücher und Bülow den Feind vollständig zurückgeschlagen. Mitten im Kampfe gingen die ^Sachsen und Würtlemberger aus freien Stücken zu den Verbündeten über; die Bayern waren schon früher von Napoleon abgefallen. So war die Schlacht für Napoleon verloren, und die Trümmer des geschlagenen Heeres zogen sich in die Stadt Leipzig zurück. Am 19. Oktober früh begannen die Verbündeten den Sturm auf die Stadt. Leipzig wurde genommen, die Elsterbrücke flog in die Luft, und 150 000 Franzosen gerieten dadurch in Gefangenschaft, weil ihnen der Rückzug abgeschnitten wurde. Schon am Nachmittag zogen die Monarchen mit ihren Feldherren in Leipzig ein. Herrlich war der Siegespreis. _ Napoleon floh mit dem erschöpften Rest seines Heeres bis über den Rhein und büßte auf der Flucht von Leipzig nach Mainz durch Gefechte, Ermattung und Hunger wiederum einen großen Teil seiner Armee ein, so daß kaum 70 000 Mann in elendestem Zustande in Frankreich ankamen. Der Rheinbund löste sich auf, und die deutschen Fürsten, die ihm angehört hatten, schlossen sich den Verbündeten an. Die französische Besatzung in vielen deutschen Städten mußte abziehen, und die französischen Beamten wurden aus Deutschland verjagt. So war Deutschland bis zum Rhein hin von der Fremdherrschaft befreit. 3. Der glückliche Ausgang. In Frankfurt a. M. verhandelten die drei Monarchen mit ihren Staatsmännern über die Frage, ob man nach Frankreich hineingehen und den Kampf fortsetzen solle. Die Meinungen waren geteilt; aber schließlich einigte man sich und beschloß, in Frankreich einzurücken. In der Neujahrsnacht 1813/14 überschritt Blücher bei Gaub den Rhein, während Schwarzenberg von Basel aus nach Frankreich vordrang. Nun gab es auf

10. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 102

1910 - Berlin : Parey
102 Die deutsche Einigung unter Preußens Führung. Morgen zum Abschluß kamen. Es wurde festgesetzt, daß die ganze in Sedan eingeschlossene Armee sich ergeben müsse. Am andern Tage, am 2. September, gewährte König Wilhelm dem Kaiser Napoleon die erbetene Unterredung. Über diese denkwürdige Begegnung schreibt der König an seine Gemahlin: „Der Besuch währte eine Viertelstunde, wir waren beide sehr bewegt über dieses Wiedersehen. — Was ich alles empfand, nachdem ich vor drei Jahren Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht gesehen hatte, kann ich nicht beschreiben." Dem Kaiser wurde das Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel zum Aufenthalt angewiesen. Mehr als 100 000 Mann gerieten in Gefangenschaft; außerdem fielen 400 Feldgeschütze und alles Kriegsgerät in 'die Hände der Sieger. Das war ein Sieg ohnegleichen; noch nie hatte ein wohlbewehrtes Heer von solcher Größe die Waffen strecken müssen. f) Vor Paris. Als die Niederlage bei Sedan und Napoleons Gefangennahme in Paris bekannt wurden, erklärte die französische Volksvertretung Napoleon für abgesetzt und Frankreich für eine Republik. Zugleich wurde die Fortsetzung des Krieges beschlossen und ganz Frankreich zu den Waffen gerufen, um, wie sie sagten, „Frankreichs heiligen Boden von den barbarischen Eindringlingen zu retten". Während die Franzosen zu einem Volkskriege rüsteten, zog König Wilhelm mit der Iii. und Iv. Armee gegen die feindliche Hauptstadt Paris. Mitte September begann die Einschließung der Riesenstadt, die durch viele starke Außenwerke (Forts) geschützt und von etwa 300 000 gut bewaffneten Kriegern verteidigt wurde. Die deutsche Heeresleitung wußte, daß die ungeheure Stadt nicht mit Gewalt erobert werden konnte; darum mußte man sich auf eine lange Belagerung während des Winters einrichten und alle Zugänge absperren, um die Stadt endlich durch Hunger zur Übergabe zu nötigen. Die deutschen Krieger hatten einen schweren Stand. Bald hier, bald dort wurden feindliche Ausfälle gemacht, die zurückgewiesen werden mußten; dazu kamen Entbehrungen aller Art, denen sich später noch die Beschwerden des Winters zugesellten. Am 27. Dezember begann die Beschießung der Außenwerke, so daß sie zum Teil von der Besatzung verlassen werden mußten. Dann wurden täglich viele Tausende von Granaten in die Stadt selbst geschleudert, und die Geschosse zündeten bald hier, bald dort. Am 19. Januar sollte der letzte Rettungsversuch gemacht werden. Ungeheure Truppenmassen versuchten, in westlicher Richtung die deutschen Linien zu durchbrechen; aber vergeblich. Als dann auch die letzten Lebensmittelvorräte zur Neige gingen und sich gräßliche Hungersnot einge-
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