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1. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 58

1910 - Berlin : Parey
58 Preußens Niedergang und Erhebung. Inzwischen war Napoleon bis nach Polen vorgedrungen und zog am 2. Januar 1807 unter dem Jubel der Bevölkerung in die alte Hauptstadt Warschau ein; hofften doch die Polen, nun von der verhaßten preußischen Herrschaft loszukommen. Daraus zog er nach Ostpreußen, wo inzwischen auch ein russisches Hilfsheer erschienen war und sich mit einem preußischen Korps unter Scharnhorst vereinigt hatte. Sei Preußisch-Eylau kam es im Februar bei bitterster Winterkälte zu einer mörderischen Schlacht; aber keine Partei konnte sich den Sieg zuschreiben. Da bot Napoleon dem Könige Friedrich Wilhelm unter günstigen Bedingungen Frieden an, wenn er sich jetzt von Rußland trenne. Aber der König blieb seinem Bundesgenossen treu und lehnte die Friedensvvrschläge ab. So nahm der Krieg seinen Fortgang. Im Juni desselben Jahres kam es bei Friedland zur letzten Entscheidung. Das russisch-preußische Heer wurde vollständig geschlagen, und die russische Armee mußte in vollständiger Auflösung bis über die Memel hinaus zurückgehen. Napoleon besetzte Königsberg und Tilsit. Nun entsank dem russischen Kaiser Alexander der Mut. Alle Versprechungen, die er einst seinem Freunde Friedrich Wilhelm Iii. gemacht hatte, vergaß er und suchte bei Napoleon um Frieden nach; auch dem Könige riet er dazu, Frieden zu schließen. Bitterlich enttäuscht mußte er endlich einwilligen. 3. Ter unglückliche Friede zu Tilsit. In Tilsit sollte über den Frieden verhandelt werden. Auf Alexanders Rat sollte auch die Königin Luise erscheinen, um dadurch vielleicht mildere Friedensbedingungen zu erlangen. Lange hat sich die Königin gesträubt, dem harten Manne bittend zu nahen. ,,Das ist das schwerste Opfer, das ich meinem Volke bringe," sagte sie unter Tränen. Die Begegnung fand in Tilsit statt; aber vergebens. All ihre guten Worte halfen nichts; Napoleon blieb unerbittlich. Am 9. Juli wurde dann der Friede geschlossen. Ein harter Friede! Napoleon nahm alle preußischen Länder zwischen Elbe und Rhein in Besitz und machte aus diesen und Teilen von Hannover, Hessen und Braunschweig das Königreich Westfalen und gab es seinem Bruder Jerome, der Kassel zur Hauptstadt dieses neuen Königreichs machte. Auch die polnischen Länder, die Preußen in der 2. und 3. -teilung Polens 1793 und 1795 erhalten hatte, mußte Preußen abtreten ; sie wurden zu dem Großherzogtum Warschau vereinigt und dem König von Sachsen verliehen, der während des Krieges

2. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 14

1910 - Berlin : Parey
14 Die Begründung des brandenburgisch-preußischen Staates. auf, so daß schließlich überall und in allen Regierungsangelegenheiten nur sein Wort und Wille galt. Das war der Anfang der unumschränkten oder absoluten Monarchie in Kurbrandenburg. Der Kurfürst erhob von den Grundbesitzern auf dem Lande die .Gründ st euer, damals Kontribution genannt, und in den Städten führte er eine Abgabe auf alle Verbrauchs gegenstände des täglichen Lebens ein, auf Mehl, Fleisch, Kaffee, Tee, Tabak, Bier usw.; diese Steuer hieß Verbrauchssteuer oder Accise. In jeder Stadt befand sich ein kurfürstlicher Steuerkommissar, der sich von allen Waren, die von außen kamen, am Tor eine bestimmte Abgabe zahlen ließ. Diese Abgabe schlug dann der Kaufmann auf den Verkaufspreis. Weil solche Steuern von der Bevölkerung nicht direkt an die Steuerbeamten, sondern indirekt durch den Kaufmann entrichtet werden, so nennt man sie indirekte Steuern. Neben diesen beiden Steuern bestand noch für jeden Kopf der Familie eine Abgabe, die alljährlich direkt an die Steuerbehörde zu zahlen war. Das war die Kopfsteuer, die anfangs für alle, ob arm oder reich, gleich hoch war; erst später entwickelte sich daraus die Vermögenssteuer. Alle Steuern flössen in die gemeinsame Staatskasse. b) Des Kurfürsten Sorge für die Landwirtschaft. Mit der Sorge für eine bessere Verwaltung des Landes ging auch diejenige für die Landwirtschaft Hand in Hand. In die entvölkerten Gegenden rief der Kurfürst fleißige Holländer, die er an den Ufern der Havel, Oder und Warthe ansiedelte. Hier fanden sie ausgedehnte Sümpfe wie in ihrer Heimat und trockneten sie mit gleichem Eifer und gleicher Geschicklichkeit wie dort. Auch viele Schweizer kamen, die besonders erfahren in der Viehzucht waren. Allen Einwanderern gewährte der Kurfürst Reiseerleichterungen und Steuerfreiheit für eine Reihe von Jahren. Auch ganz neue, in der Mark bis dahin noch wenig bekannte Zweige des landwirtschaftlichen Betriebes suchte er einzuführen. In Gemeinschaft mit seiner Gemahlin Luise Henriette förderte er den Gartenbau, den er in Holland aus eigener Anschauung kennen gelernt hatte. Streng hielt er darauf, daß jeder Bauer bei seinem Hofe einen Obst- und Gemüsegarten anlegte, und die auf seinen Besitzungen angelegten kürfürstlichen Küchengärten wurden vorbildlich und regten zur Nachahmung an. Auch dem Tabaks- und Kartoffelbau suchte der Kurfürst in seinem Lande Eingang zu verschaffen. Bisher hatte man die Kartoffel nur als Gemüse in kleinen Mengen angebaut, und auch der Tabak war damals noch dem größten Teil der Landbevölkerung fremd.

3. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 61

1910 - Berlin : Parey
Die Neugestaltung des preußischen Staates 61 Kriegsentschädigung an Frankreich verwendet werden, und so kam es, daß den Beamten oftmals kein Gehalt ausgezahlt werden konnte. So war die Lage des ganzen preußischen Volkes nach dem verderblichen Kriege geradezu entsetzlich. Iii. Die Neugestaltung des preußischen Staates nach den Anglücksjahren. 1. Die treuen Helfer des Königs. Durch den Frieden zu Tilsit war Preußen tief gedemütigt worden; aber tröstlich ist es zu sehen, wie sofort nach diesen furchtbaren Schlägen in allen Volksschichten, von oben und unten her, auf eine Wiedererhebung Preußens hingearbeitet wurde. Man hatte die Schäden erkannt, an denen der Staat fast zugrunde gegangen war, und mit dieser Erkenntnis kam auch der Entschluß, eine notwendige und gründlicherm* gestaltung des gesamtenstaatswesensvorzunehmen.-larum berief der König kluge und Willensstärke Männer an seinen Hof. welche die bestehenden Einrichtungen verbessern sollten; zu diesen gehörten die Minister Freiherr von Stein, Hardenberg und Der General Scharnhorst. Ihnen kam es darauf an, dem Volke wieder einen vaterländischen Sinn einzuflößen, seinen Mut und sein Selbstvertrauen zu stärken und seine Freudigkeit zu jedem Opfer fürs Vaterland zu beleben. Bürger und Bauern sollten frei und selbständig gemacht werden, sollten selbst an der Verwaltung des Staats teilnehmen, aber auch an seiner Verteidigung mitarbeiten. Das waren die Gedanken der Helfer, von denen sie sich bei ihren Vorschlägen leiten ließen. 2. Der freie Bauernstand. Zunächst galt es, einen jjeien Bauern st and zu schaffen, der unabhängig über sein Eigentum, seinen Wohnsitz und seine Beschäftigung verfügen konnte. Was er erwarb, sollte ihm und seinen Kinbern gehören; das Felb, das er bebaute, sollte sein eigen sein, bamit er es um so opferfreubiger gegen alle Feinde verteibigen konnte. Das ist erreicht worben butch verschiebene Gesetze, die in einem besonberen Abschnitt (Seite 76) näher erörtert werben sollen. 3. Der freie Bürgerstand. Seit bent 30 jährigen Kriege waren die Städte mehr und mehr um die selbstänbige Verwaltung ihres Gemeinwesens gekommen. Sie würden von Bürgermeistern und Beamten verwaltet, die der Staat anstellte, die barum auch mehr für den Staat als für die Stadt arbeiteten. Die Bürger hatten nur zu gehorchen und waren von jeber Mitwirkung für das öffentliche Wohl ausgeschlossen. Daher fehlte auch ihnen aller Ge-

4. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 74

1910 - Berlin : Parey
74 Preußens Niedergang und Erhebung. auf friedlichem Wege vom Bundestage geschlichtet werden. Alle Bundesglieder versprachen, einander gegen jeden Angriff von außen beizustehen. Ein Bundesheer wurde eingerichtet, aber einen ständigen Bundesfeldherrn gab es nicht. Allen Deutschen wurde freie Religionsübung und freier Umzug aus einem Staat in den andern gestattet. Jeder Bundesstaat sollte eine ständische Verfassung erhalten. Das war ein lockeres Band, das die deutschen Staaten von nun an verknüpfen sollte, und schmerzlich war darum die Enttäuschung des deutschen Volkes. Man hatte geglaubt, nach solchen großen Opfern würde ein einiges und mächtiges Deutschland entstehen mit einem Kaiser an der Spitze; statt dessen hatte man einen, mächtigen, lockern Staatenbund erhalten, der in viele einzelne Vaterländer zersplittert war und infolgedessen bei den Völkern der Welt wenig Beachtung fand. Da war es kein Wunder, daß bald viele Stimmen gegen solche Neuordnung laut wurden. Und wenn sie auch durch allerlei Maßregeln unterdrückt wurden, im geheimen bewahrten viele Bürger doch den Gedanken an deutsche Einheit und Freiheit in ihren Herzen auf, bis endlich die Zeit der Erfüllung kam. Vii. Des Königs Friedenswerke. 1. Verwaltung des Landes. Nach Abschluß des 2. Pariser Friedens konnte Friedrich Wilhelm Iii. noch 25 Jahre lang sich den Werken des Friedens widmen. Um das Land besser verwalten zu können, wurde das Königreich in 8 Provinzen geteilt, 6 alte östliche und 2 neue westliche. Art die Spitze jeder Provinz trat ein Oberpräsident. Jede Provinz setzte sich aus mehreren Regierungsbezirken zusammen, an deren Spitze ein Regierungspräsident stand. Die Regierungsbezirke teilte man in Kreise, die von Landräten verwaltet wurden. Diese Gliederung des preußischen Staatskörpers und die Abstufung des Beamtentums besteht im wesentlichen noch heute. In den einzelnen Provinzen wurden seit 1823 Provinzial st ände eingerichtet; d. H. es wurden Ver-^ treter des Adels, der Städte und der Bauern gewählt, die den Provinziallandtag bildeten. Dieser hatte die Befugnis, über Gesetzentwürfe, die ihre Provinz angingen, ein Gutachten abzugeben; er besaß also nur beratende Stimme. Zu einer Gesamt st aatsverfassung mit einer Volksvertretung für das ganze Land kam es noch nicht; das war erst einer spätern Zeit vorbehalten. 2. Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht. Die neue 5>eereseinrichtung, die von Scharnhorst nach dem Frieden zu Tilsit ins

5. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 86

1910 - Berlin : Parey
Vi. Die deutsche Einigung unter Preußens Führung. I. Friedrich Wilhelm Iv. 1840—1861. 1. Das preußische Versassungswerk. a) Der neue König. Friedrich Wilhelm Iv., ältester Sohn des Königs Friedrich Wilhelms Iii. und der Königin Luise, war ein reichbegabter, hochgebildeter und kunstsinniger Fürst, und alle, die ihn näher kannten, hatten ihn lieb. Er kannte kein höheres Ziel, als sein Volk im Frieden väterlich zu regieren und Kunst und Wissenschaft zu fördern; aber er erwartete von seinem Volke auch, daß es ihm vertraue und ihn allein walten lasse, da er doch nur sein Bestes wolle. Das preußische und auch das deutsche Volk setzten deshalb große Hoffnungen in ihn; denn was man dem alten Vater, der während der Fremdherrschaft soviel gelitten, nicht mehr hatte abringen wollen, das erwartete man nun von dem Sohne, nämlich eine Volksvertretung in Preußen und eine Einigung Deutschlands. Die ersten Handlungen des Königs schienen diesen Hoffnungen auch zu entsprechen. Viele bedeutende Männer, die wegen politischer Vergehen verurteilt waren, wurden begnadigt und wieder in ihre Ämter eingesetzt, und die herrlichen Reden, die er bei seiner Huldigung hielt, waren von einer Herzlichkeit und Wärme, die ihm alle Herzen gewannen. b) Die Wünsche des preußischen Volkes. Fast in allen Ländern, auch in Preußen, regierten damals die Fürsten nach ihrem eigenen Willen, gaben Gesetze und legten Steuern auf, ohne die Meinung des Volkes zu hören. Das war die unbeschränkte (absolute) Monarchie. Nachdem das preußische Volk in den Freiheitskriegen aber so große Opfer gebracht hatte, hoffte es, durch selbstgewählte Vertreter an der Gesetzgebung und Steuerfeststellung beratend und beschließend teilnehmen zu dürfen (beschränkte Monarchie). Friedrich Wilhelm Iii. hatte zwar schon 1823 Provinziallandtage für die einzelnen Provinzen eingerichtet, aber

6. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 96

1910 - Berlin : Parey
96 Die deutsche Einigung unter Preußens Führung. Feldzeugmeister Bene de k. In drei großen, gesonderten Armeen, insgesamt 280000 Mann stark, rückten die Preußen auf verschiedenen Straßen in Böhmen ein. „Getrennt marschieren, vereint schlagen", so hatte es der General Moltke geplant. Die erste Armee in der Mitte befehligte der Prinz Friedrich Karl, die zweite auf dem linken Flügel führte der Kronprinz Friedrich Wilhelm, und die dritte, die Elbarmee unter dem General Her-warth von Bittenfeld, bildete den rechten Flügel. Als nächstes Ziel war den preußischen Heerführern die böhmische Stadt Gitschin bezeichnet. Auf ihrem Wege dorthin, der über die Pässe und durch die Schluchten der Sudeten in die böhmischen Täler führte, hatten sie heftige Kämpfe zu bestehen. Der österreichische Oberbefehlshaber hatte sein ganzes Heer, 220 000 Mann und 672 Geschütze, aus den Höhen zwischen Königgrätz und Sadotva gesammelt und eine sehr vorteilhafte Stellung eingenommen. Am 2. Juli war König Wilhelm aus dem Kriegsschauplatz eingetroffen und hatte selbst den Oberbefehl übernommen; mit ihm kamen auch Moltke und Bismarck an. Noch in der Nacht wurde der Befehl gegeben, daß die gesamte preußische Armee am folgenden Tage vorrücken und den Feind in seiner festen und geschützten Stellung angreifen solle. Eilboten gingen an den Kronprinzen ab, der noch am weitesten zurück war, damit auch er mit seiner Armee schleunigst herbeikomme. So begann am Morgen des 3. Juli unter den Augen des Königs die Entscheidungsschlacht bei Königgrätz. Die Österreicher wurden geschlagen und zogen sich in fluchtartiger Eile auf die nahe Festung Königgrätz zurück. Aber der Sieg war teuer erkauft; er kostete dem preußischen Heere 10 000 Tote und Verwundete. Die Preußen zogen dem geschlagenen Heere, das keine weitere Schlacht mehr wagte, durch Böhmen und Mähren nach. Am 20. Juli lagerten preußische Truppen bereits auf dem Marchfelde, im Angesicht der Hauptstadt Wien. Während das preußische Heer in Böhmen so glänzende Erfolge errungen hatte, war auch die Mainarmee siegreich bis nach Bayern vorgedrungen. Da trat Waffenruhe ein. c) Der Friede. Am 23. August kam nach längeren Verhandlungen der Friede zu Prag unter folgenden Bedingungen zustande: 1. Österreich schied aus dem deutschen Staatenverbande aus und erklärt sich damit einverstanden, daß die Staaten nördlich vom Main sich zu einem engern Bunde unter Preußens Führung zusammenschließen. Österreich überläßt Preußen seine Anrechte auf Schleswig-Holstein und zahlt 60 Millionen Mark Kriegskosten.

7. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 97

1910 - Berlin : Parey
Der deutsche Krieg. 1866. 97 2. Die vier süddeutschen Staaten und Sachsen behielten ihr Gebiet und mutzten nur eine mäßige Kriegsentschädigung zahlen. Außerdem schloß Preußen mit ihnen im geheimen ein Schutz - und Trutzbündnis ab, in welchem sie sich verpflichteten, im Fall eines Krieges ihre Truppen dem König von Preußen zur Verfügung zu stellen und sie seinem Oberbefehl unterzuordnen. 3. Die eroberten norddeutschen Staaten, das Königreich Hannover, das Kurfürstentum Hessen, das Herzogtum Nassau, die Landgrafschaft Hessen-Homburg und die Freie Stadt Frankfurt a. M. wurden Preußen einverleibt; aus ihnen und den Elbherzogtümern bildete Preußen die drei neuen Provinzen Schleswig-Holstein, Hannover und Hessen-Nassau. Durch diesen Länderzuwachs erhielt Preußen ein in sich geschlossenes und abgerundetes Gebiet mit einem Zugang zur Nordsee und dadurch die Möglichkeit, sich eine Kriegsflotte zu schaffen. d) Der Norddeutsche Bund. Die norddeutschen Staaten, 22 an Zahl, schlossen sich unter Preußens Führung zum Norddeutschen Bunde zusammen. Bismarck, den sein König inzwischen in den Grafenstand erhoben hatte, legte dem neuen Reichstage, der schon zu Anfang des Jahres 1867 zusammengetreten war und aus gewählten Vertretern des norddeutschen Volkes bestand, den Entwurf einer Verfassung des Norddeutschen Bundes vor. Am 24. Juni konnte die Bundesverfassung veröffentlicht werden, und ant 1. Juli 1867 trat der Norddeutsche Bund ins Leben. Bundesoberhaupt war der König von Preußen; die Regierungen der Einzelstaaten ernannten den Bundesrat, und das Volk wählte in geheimer und direkter Wahl den Reichstag. Die Leitung der Bundesregierung lag in den Händen des Bundeskanzlers. Der Bund hatte ein gemeinsames Bundesheer und eine gemeinsame Bundesflotte unter preußischem Oberbefehl, ein einheitliches Post- und Telegraphenwesen, gleiche Münzen und Gewichte und eine gemeinsame Vertretung nach außen. Als Bundesfarben wurden Schwarz, Weiß, Rot bestimmt. Neben dem Schutz- und Trutzbündnis, das Preußen und die süddeutschen Staaten verband, trat ein neuer Zollverein ins Leben, in dem sich Nord- und Süddeutschland auch in wirtschaftlicher Beziehung die Bruderhand reichten. Alle diese Einrichtungen halfen die Einheit des ganzen deutschen Vaterlandes vorbereiten; sie vollständig zu erreichen, war der großen Zeit 1870/71 vorbehalten. ftttai, Vaterländische Geschichte. 7

8. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 104

1910 - Berlin : Parey
104 Die deutsche Einigung unter Preußens Führung. Schlachten geschlagen. Durch diese Siege und jene an der Loire wurden die Feinde von Paris fern gehalten, so daß die deutschen Belagerungstruppen hier nicht in Gefahr kamen. Eine dritte französische Armee wollte von Lyon aus in Elsaß-Lothringen einfallen, um den Deutschen die Zufuhr aus der Heimat abzuschneiden. Diesen Plan vereitelte der General v. Werder durch seine ruhmreichen Siege bei Belfort (45000 Deutsche gegen 140 000 Franzosen). Als ihm dann noch ein neues Heer unter dem General von Manteuffel zu Hilfe kam, wurden 90000 Franzosen auf Schweizer Gebiet gedrängt, wo sie die Waffen abgeben mutzten. i) Der Friede und die Heimkehr der Sieger. Frankreichs Widerstand war gebrochen. In 7 Monaten waren 16 größere Schlachten und 150 größere und kleinere Gefechte gewonnen, 26 Festungen erobert, über 370 000 Gefangene gemacht, 250000 in Paris zur Niederlegung der Waffen gezwungen, 90 000 über die Schweizer Grenze gedrängt und 7500 Geschütze erbeutet worden. Nach dem Fall von Paris kam zunächst am 26. Februar ein Vorfriede zu Versailles zustande, und am 1. März 1871 zog König Wilhelm mit 30 000 Preußen und Bayern in Paris ein. Der endgiltige Friede wurde am 10. Mai 1871 zu Frankfurt ct. M. abgeschlossen. Frankreich trat Elsaß und Deutsch-Lothringen an das Deutsche Reich ab. Es zahlte 4 Milliarden Mark Kriegskosten; bis zur Entrichtung dieser Summe blieben bestimmte Teile Frankreichs von deutschen Truppen besetzt. Während Frankreich noch einen furchtbaren Bürgerkrieg durchmachen mußte, kehrte ein großer Teil der deutschen Truppen in die Heimat zurück, überall mit Jubel und großen Ehren empfangen. Am glänzendsten war jedoch der Einzug der Gardetruppen in Berlin am 16. Juni, zu dem das gesamte deutsche Heer durch Abordnungen aller Truppenteile vertreten war. An der Spitze ritt Kaiser Wilhelm, umgeben von seinen Prinzen und Heerführern. Die eroberten Fahnen wurden auf den Stufen des Denkmals niedergelegt, das er seinem Vater Friedrich Wilhelm Iii. hatte errichten lassen und an diesem Tage enthüllt wurde. Zwei Tage darauf fand im ganzen Deutschen Reiche ein feierlicher Dankgottesdienst statt. Erst im September 1873 kehrten die letzten der Besatzungstruppen aus Frankreich zurück. 6. Die Wiederaufrichtung des deutschen Kaiserreiches 18. Januar 1871. a) Die vorbereitenden Schritte. Die gemeinsamen Siege aller deutschen Stämme hatten das Gefühl der Zusammen-

9. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 106

1910 - Berlin : Parey
106 Die deutsche Einigung unter Preußens Führung. 7. Die Verfassung und Verwaltung des Deutschen Reiches. a) Reichsverfassung. Am 21. März 1871 versammelte sich der erste beutsche Reichstag in Berlin, und am 16. April würde seine Verfassung als Reichsgesetz verkünbet. Das Deutsche Reich ist ein Bunbesstaat, geschlossen zum Schutze des Bunbes-gebiets und zur Pflege der Wohlfahrt des deutschen Volkes. Es gehören ihm 26 Staaten an, die nach innen selbstänbig sinb und auch das Recht der Gesetzgebung haben, boch so, daß die Reichsgesetze den Lanbesgesetzen der Einzelstaaten vorangehen. In der Reichsverfassung sinb all die Gebiete näher bezeichnet, die nur der Reichsgesetzgebung vorbehalten sinb. Das Oberhaupt des Deutschen Reiches ist der Kaiser, bessen Würbe erblich mit der preußischen Krone verbunben ist. Der beutsche Kaiser führt den Oberbefehl über die beutsche Lanb-unb Seemacht, vertritt das Reich nach außen, schließt Bünbnisse und Verträge mit fremben Staaten und entscheibet unter Zustimmung des Bunbesrats über Krieg und Frieden. Er ernennt die Reichsbeamten, er beruft, eröffnet, vertagt und schließt den Reichstag und verkünbet bic Reichsgesetze. Die Person des Kaisers ist unverletzlich, und Belobigungen, Angriffe gegen ihn werben als Majestätsverbrechen schwer bestraft. Er ist auch unverantwortlich; barum müssen alle Anorbnungen, Erlasse und Verfügungen des Kaisers vom Reichskanzler gegengezeichnet sein, der bamit die Verantwortlichkeit übernimmt. Die Reichsgesetzgebung wirb durch den Bunbcsrat und den Reichstag geübt, die beibe ihren Sitz in der Reichs-hauptstabt Berlin haben. Der Bundesrat besteht aus 58 Vertretern der deutschen Staaten, von benen Preußen 17 stellt. Sie werben von den einzelnen ßanbesregierungen ernannt. Er legt dem Reichstage die Gesetzentwürfe vor und entscheibet über die Annahme ober die Ablehnung der Reichstagsbeschlüsse; ohne seine Zustimmung kann also kein Reichsgesetz erlassen werben. Er orbnet auch an, wie neue Gesetze auszuführen sinb (Ausführungsbestimmungen). An seiner Spitze steht der Reichskanzler. Der Reichstag ist die erwählte Vertretung des deutschen Volkes und besteht zurzeit aus 397 Abgeorbneten. Für biereichs -tagstvahl ist das Deutsche Reich in 397 Wahlkreise geteilt; in jebem Wahlkreise wirb ein Reichstagsabgeorbneter gewählt und zwar

10. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 123

1910 - Berlin : Parey
Die Landwirtschaft. 123 grötzert wurde. Als dann nach Gründung des Deutschen Reiches die Industrie einen gewaltigen Aufschwung nahm und viele Arbeiter brauchte, auch bessere Löhne zahlte, verließen viele Tagelöhner und Klein st ellenbesitzer ihre Heimat, gaben ihren alten Beruf auf und wanderten nach den großen Städten und den Jndustriebezirken des Westens ab, weil sie hofften, hier ein besseres Auskommen zu finden. So entstand in den meisten Teilen Deutschlands ein stetig wachsender Mangel an ländlichen Arbeitskräften, der sich besonders in der Zeit vom Frühjahr bis zum Herbst jedes Jahres da fühlbar machte, wo ein ausgedehnter Hackfruchtbau betrieben wurde. So war man genötigt, Arbeitskräfte aus fremden Ländern heranzuziehen. Am frühsten und stärksten geschah dies in der Provinz Sachsen, wo der Zuckerrübenbau in besonders großem Umfange betrieben wurde. Man nannte deshalb die dortigen Wanderarbeiter Sachsengänger, und diese Bezeichnung ist später auf alle Wanderarbeiter angewendet worden. Heute finden wir fast überall auf den großen Gütern Wanderarbeiter aus Rußland, Ungarn und der Balkanhalbinsel; und man schätzt nicht zu hoch, wenn man annimmt, daß in jedem Frühjahr 300 000 landwirtschaftliche Arbeiter aus fremden Ländern nach Deutschland gebracht werden. Um den politischen Nachteilen des Zuzugs ausländischer Arbeiter einigermaßen entgegenzuwirken und wieder einen seßhaften Stamm einheimischer Arbeiter und Kleinstellenbesitzer zu schaffen, hat Preußen von neuem die innere Kolonisation aufgenommen; sie soll gefördert werden durch das Ansiedelungsgesetz von 1886 für Polen und Westpreußen und durch das für die ganze Monarchie bestimmte Rentengutsgesetz von 1890/91. Beide Gesetze haben eine gute Wirkung gehabt. Die Ansied-lungskommission hat bis 1907 in Westpreußen und Posen 46 Quadratmeilen Landes aufgeteilt und an 14135 Ansiedlerfamilien vergeben und 341 neue Dörfer gegründet. Infolge des Rentengesetzes sind bis 1906 138 000 ha Land aufgeteilt und 12 000 Rentengüter geschaffen worden. 5. Der landwirtschaftliche Betrieb. Eine wesentliche Änderung der bisher geübten Betriebsweise ist in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht eingetreten. Man schritt auf dem eingeschlagenen Wege des Fruchtwechsels weiter. Durch Verwendung der Kraftfutter- und Düngemittel waren die Landwirte in die Lage gekommen, die Fruchtfolge und das Verhältnis zwischen Getreidebau und Futterbau, zwischen Bodennutzung und
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