126. Die deutsche Hansa.
273
lokalen Bedeutung zu einem allgemeinen
Wirkungskreise. Den Städten selbst
gab der Kampf das Bewußtsein ihrer
Macht und die Erkenntniß von den
Mitteln und Wegen, sie zu erhalten
und zu vermehren. Wahrscheinlich fällt
in diese Periode auch die erste Ver-
fassungsurkunde des Bundes, wie sie
auf einer in Köln abgehaltenen Tag-
fahrt beschlossen wurde.
Derselbe hat von Anfang bis zu
Ende den Handel und vorzüglich den
auswärtigen Handel, seinen Schutz und
seine Ausbreitung, die Behauptung
bereits erworbener und die Erwerbung
neuer Handelsprivilegien und Rechte
zum Gegenstand gehabt. Zu diesem Behufe
sagten sich seine Glieder wechselseitige
Hülfe zu Land und Wasser zu, allge-
meine Vertheidigung jedes einzelnen
Mitgliedes, das angegriffen würde,
gleichen und gemeinschaftlichen Genuß
der gewonnenen Rechte und Freiheiten.
Die höchste Bundesgewalt stand den
städtischen Deputirten zu, welche sich
auf einem Hansalage rechtskräftig ver-
sammelt hatten. Obgleich der Ort der
Versammlung gesetzlich auf keine be-
stimmte Stadt beschränkt war, so hatte
man sich doch gewöhnt, das alte und
mächtige Lübeck allmählich als das ge-
meinschaftliche Haupt der Hansa anzu-
sehen und vorzugsweise innerhalb sei-
ner Mauern die Bundesangelegenheiten
zu berathschlagen. Jede wirkliche Bun-
desstadt war befugt, zu der Tagfahrt
ihre Abgeordneten zu senden. Außer
den Deputirten der Hansestädte erschie-
nen auf den gemeinen Tagfahrten, we-
nigstens eine geraume Zeit hindurch,
auch Abgeordnete des deutschen Ordens,
der mit der Hansa auf dem Fuße in-
nigster Freundschaft stand und mit ihr
das vereinte Interesse hatte, keines der
nordischen Reiche zu einer einheitsvollen,
beiden gleich gefährlichen Kraft gelan-
gen zu lassen. Richt selten schickten die
größten Fürsten, der Kaiser selbst, die
Könige von England und Frankreich,
Schweden und Dänemark außerordent-
liche Gesandte zu den Tagfahrten, um
ihre Anliegen und Werbungen bei der
Hansa vorzubringen. Die gefaßten Be-
schlüsse wurden in Form eines Recesses,
Marschall, Lesebuch.
Abschiedes, gesammelt und Lübeck lag
ob, über die Ausführung zu wachen.
Ueberhaupt war die solidarische Ver-
waltung der Bundesangelegenheiten die-
ser Stadt so gut wie ausschließlich über-
tragen, sie übte die Vertretung nach
Außen, sie führte die Correspondenz
mit den fremden Mächten, mit den
Faktoreien und was sonst die laufenden
Geschäfte waren. Unter ihrer Aufsicht
standen das hansische Archiv und die
gemeinschaftliche Casse, sie fertigte alle
Staatsakte mit ihrem Stadtsiegel aus.
Auch war sie im Verein mit den nächst
belegenen Städten ermächtigt, im Fall
dringender Roth oder bei geringer Er-
heblichkeit der Sache nach eigener An-
sicht rechtskräftige Beschlüsse zu fassen.
Also gelangte Lübeck mehr und mehr
zur Hegemonie des Bundes, welche es
würdig und oft mit eigener Aufopferung
führte und darob von Köln vergeblich
angefochten wurde. Bei dem wachsen-
den Umfange der Hansa und ihrer Aus-
dehnung bis tief in das Binnenland stellte
sich bald als zweckmäßig heraus, sie nach
ihrer Lage und Beschaffenheit in mehrere
Kreise, „Quartiere", abzutheilen, welche
unter Vorsitz einer Hauptstadt, „Quar-
tierstadt", alle speziell ihrem Bezirk an-
gehörigen Interessen verhandelten, eilende
Hülfe den Bedrängten leisteten, sich über
die auf dem allgemeinen Hansatage zu
stellenden Anträge beriethen und die
Verbindung mit Lübeck und den andern
Kreisen unterhielten. Anfangs nur drei
Quartiere, erweiterten sie sich später bis
zu vier: das wendische mit Lübeck;
das westfälische mit Köln; das
sächsische mit Braunschweig; das
preußische mit Danzig. Um die
Gesetze des Bundes aufrecht zu erhal-
ten, gab es verschiedene Strafen, zu-
meist Geldbußen, die zugleich als Ein-
nahmsquelle dienten, sodann den größeren
und kleineren Bann, d. h. beständige
oder temporäre Ausschließung aus dem
Bunde. Dadurch ging die Stadt der
Rechte, der Genossenschaft im In- und
Auslande verlustig, des Genusses der
hansischen Comptoire, sowie aller dem
Bunoe zustehenden Privilegien, und es
begreift sich, wie wirksam ein solcher
Bann für eine Handel und Verkehr
18
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte]]
Extrahierte Personennamen: Roth
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Schweden Binnenland Danzig
286
in. Geschichtsbilder.
der Rednitz postirt war, ein heftiger
Kampf entzündet, wo mit abwechselndem
Glück der Feind bald Besiegter, bald
Sieger bleibt, und auf beiden Seiten
gleich viel Blut fließt, gleich tapfere
Thaten geschehen. Dem Herzog von
Friedland und dem Prinzen Bernhard
von Weimar werden die Pferde unter
dem Leibe erschossen, dem König selbst
reißt eine Stückkugel die Sohle von dem
Stiefel. Mit ununterbrochener Wuth
erneuern sich Angriff und Widerstand,
bis endlich die eintretende Nacht das
Schlachtfeld verfinstert und die erbitter-
terten Kämpfer zur Ruhe zwingt. Jetzt
aber sind die Schweden schon zu weit
vorgedrungen, um den Rückzug ohne
Gefahr unternehmen zu können. Indem
der König einen Offizier zu entdecken
sucht, den Regimentern durch ihn den
Befehl zu übersenden, stellt sich ihm der
Obrist Hebron, ein tapferer Schottländer,
dar, den bloß sein natürlicher Muth aus
dem Lager getrieben hatte, die Gefahr
dieses Tages zu theilen. Ueber den
König erzürnt, der ihm unlängst bei
einer gefahrvollen Aktion einen jüngern
Obristen vorgezogen, hatte er das rasche
Gelübde gethan, seinen Degen nie wieder
für den König zu ziehen. An ihn wen-
det sich Gustav Adolf, und, seinen Hel-
denmuth lobend, ersucht er ihn, die Re-
gimenter zum Rückzug zu kommandiren.
„Sire," erwidert der tapfere Soldat, „das
ist der einzige Dienst, den ich Ew. Ma-
jestät nicht verweigern kann, denn es ist
etwas dabei zu wagen;" und sogleich
sprengt er davon, den erhaltenen Auf-
trag in's Werk zu richten. Zwar hatte
sich Bernhard von Weimar in der Hitze
des Gefechtes einer Anhöhe über der
alten Feste bemächtigt, von wo aus man
den Berg und das ganze Lager bestrei-
chen konnte. Aber ein heftiger Platz-
regen, der in derselben Nacht einfiel,
machte den Abhang so schlüpfrig, daß
es unmöglich war, die Kanonen hinauf-
zubringen, und so mußte man von freien
Stücken diesen mit Strömen Bluts er-
rungenen Posten verloren geben. Miß-
trauisch gegen das Glück, das ihn an
diesem entscheidenden Tage verlassen hatte,
getraute der König sich nicht, mit er-
schöpften Truppen am folgenden Tage
den Sturm fortzusetzen, und zum ersten
male überwunden, weil er nicht Ueber-
winder war, führte er seine Truppen
über die Rednitz zurück. Zweitausend
Todte, die er auf dem Wahlplatz zurück-
ließ, bezeugten seinen Verlust, und un-
überwunden stand der Herzog von Fried-
land in seinen Linien.
Noch ganze vierzehn Tage nach die-
ser Aktion blieben die Armeen einander
gegenüber gelagert, jede in der Erwar-
tung, die andere zum Ausbruch zu nöthi-
gen. Je mehr mit jedem Tage der
kleine Vorrath an Lebensmitteln schmolz,
desto schrecklicher wurden die Drangsale
des Hungers, desto mehr verwilderte der
Soldat, und das Landvolk umher ward
das Opfer seiner thierischen Raubsucht.
Nürnberg hatte sich über Vermögen
angestrengt, die ungeheure Menschen-
menge, welche in seinem Gebiete zusam-
mengepreßt war, elf Wochen lang zu
ernähren; endlich aber versiegten die
Mittel, und der König mußte sich zuerst
zum Abzug entschließen. Mehr als zehn-
tausend seiner Einwohner hatte Nürn-
berg begraben, und Gustav Adolf gegen
zwanzigtausend seiner Soldaten durch
Krieg und Seuchen eingebüßt. Zertreten
lagen alle umliegenden Felder, die Dör-
fer in Asche, das beraubte Landvolk
verschmachtete auf den Straßen, Moder-
gerüche verpesteten die Lust, verheerende
Seuchen, durch die kümmerliche Nahrung,
durch den Qualm eines so bevölkerten
Lagers und so vieler verwesender Leich-
name, durch die Glut der Hundstage
ausgebrütet, wütheten unter Menschen
und Thieren, und noch lange nach dem
Abzug der Armeen drückten Mangel und
Elend das Land. Gerührt von dem
allgemeinen Jammer, und ohne Hoff-
nung, die Beharrlichkeit des Herzogs
von Friedland zu besiegen, hob der Kö-
nig am 8. September sein Lager aus
und verließ Nürnberg, nachdem er es
zur Fürsorge mit einer hinlänglichen
Besatzung versehen hatte. In völliger
Schlachtordnung zog er an dem Feinde
vorüber, der unbeweglich blieb und nicht
das Geringste unternahm, seinen Abzug
zu stören.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Personennamen: Bernhard
von_Weimar Muth Gustav_Adolf Gustav Adolf Bernhard_von_Weimar Gustav_Adolf Gustav Adolf
318
in. Geschichtsbilder.
verpflichten sich alle gleichmäßig, die
Vundesakte unverbrüchlich zu halten.
Wer will aber die im Bunde aufgenom-
menen Großmächte Zum unverbrüchlichen
Einhalten dieser Verpflichtungen nöthi-
gen?". . .
2. An Schleswig-Holstein war es, wo
sich diese Voraussage erfüllte. Eine
Darlegung der ganzen Angelegenheit
würde Zu weit führen und es mag ge-
nügen, darauf hinzuweisen, wie die bei-
den Vormächte einseitig und ohne den
Bund in der Sache vorgingen, nach
einen: glücklichen Feldzuge sich von Dä-
nemark die Herzogthümer abtreten ließen,
dann die Bundestruppen (Sachsen und
Hannoveraner) aus Holstein verdräng-
ten; — wie sodann Preußen, bestrebt,
die Herzogthümer für sich zu gewinnen,
sich des nun lästigen Mitbesitzers zu
entledigen suchte. Jetzt kehrte Oester-
reich zum Rechtsstandpunkte Zurück und
erklärte am 1. Juni 1866, daß es die
Entscheidung der schleswig-holstein'schen
Frage dem Bunde anheimstelle. Preußen
aber, da es von Seite des Bundes einen
seinen Wünschen entsprechenden Beschluß
nicht erwarten durfte, war entschlossen, auf
dem nun einmal betretenen Wege zu
beharren.
Den Oesterreichern erging es nun
gerade so, wie früher den Hannoveranern
und Sachsen: sie wurden aus Holstein
verdrängt. Auf die Nachricht von den
Vorgängen in Holstein beantragte Oester-
reich beim Bundestag die Mobilmachung
des gesammten Bundesheeres mit Aus-
nahme des preußischen Kontingents.
Dieser Antrag, obwohl der preußische
Bundestagsgesandte gegen dessen ge-
schäftliche Behandlung Protest eingelegt
hatte, wurde am 14. Juni mit 9 gegen
6 Stimmen zum Beschluß erhoben. So-
fort erklärte der Vertreter Preußens,
daß dieses den seitherigen Bundesvertrag
als gebrochen und mithin als unver-
bindlich und erloschen ansehe, und legte
zugleich den Entwurf einer Neugestal-
tung des Bundes vor. Die Majorität
der Versammlung erklärte auf Grund
der Bundesakte den Austritt Preußens
aus dem Bunde für ungesetzlich. Nun
folgten sich die Ereignisse Schlag für
Schlag. Preußen, auf den Krieg schon
längst vorbereitet, wie der seit geraumer
Zeit mit Italien abgeschlossene, bisher
aber geheim gehaltene Bündnißvertrag
unwiderleglich beweist, forderte schon
am 15. Juni die norddeutschen Staaten,
namentlich Sachsen, Hannover und
Kurhessen — der meisten andern
war es ohnehin sicher — unter Andro-
hung militärischer Maßregeln auf, sich
sofort für den Beitritt zu dem neuen
Bundesprojekt zu erklären. Ans die ab-
lehnenden Antworten rückten preußische
Truppen schon am 16. Juni in die
genannten drei Staaten ein. Damit
war der Bruderkrieg begonnen, und es
war nur noch eine leere Form, daß
Preußen und Italien am 18. Juni den
Krieg an Oestereich erklärten. Die durch
Preußen angegriffenen Bundesstaaten
suchten um den Schutz des Bundes nach
und dieser ward ihnen auch zugesagt.
Allein noch war das österreichische Heer
nicht vollständig in Kriegsbereitschaft,
und noch weniger war dies der Fall
bei den Kontingenten der anderen bun-
destreuen Staaten. Die Sachsen zogen
sich vor den Preußen zurück und ver-
einigten sich in Böhmen mit den Oester-
reichern. Ganz Sachsen war innerhalb
8 Tagen in den Händen Preußens.
Der König von Hannover und der
Kronprinz hatten sich mit 18,000 Mann
nach Süden gewandt, um sich mit der
bayerischen Armee zu vereinigen. Bei
Langensalza kam es am 27. Juni
zu einem Treffen, in welchem die Han-
noveraner Sieger blieben. Durch falsche
Nachrichten von zahlreich heranziehenden
Preußen getäuscht, capitulirte die han-
növer'sche Armee am 29. Juni. Es
war dies ein trauriges Vorspiel vom
ganzen Verlaufe des Krieges.
Der Kurfürst von Hessen, der auf
seinem Schlosse Wilhelmshöhe geblieben
war, indeß seine Truppen sich mit dem
8. Bnndes-Armeecorps vereinigten, wurde
gefangen genommen und zuerst nach
Minden und dann nach Stettin gebracht.
3. Am Tage des Gefechtes von Langen-
salza begannen auch die Feindseligkeiten
gegen die Oesterreicher in Böhmen. In
drei großen Heersäulen hatten die Preu-
ßen die Grenzen überschritten und nach
einer Reihe von Gefechten (bei Hüner-
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
320
Iii. Geschichtsbilder.
Hierauf wurden auch mit Baden,
Württemberg, Bayern und Hes-
sendarmstadt Friedensverträge abge-
schlossen, nach welchen diese Staaten
den Bestimmungen des Nikolsburger
Friedens bezüglich der Neugestaltung der
Verhältnisse in Deutschland anerkennen,
zugleich auch Schutz- und Trutzbündnisse
mit Preußen abschließen und darin sich
verpflichten mußten, für den Fall eines
Krieges ihre Truppen unter den Ober-
befehl des Königs von Preußen zu stellen.
Somit hat der deutsche Bund zu
bestehen aufgehört. Das ehemalige
deutsche Reich ist politisch in drei Grup-
pen gespalten: in den norddeutschen
147. Gott in
In der That, es entdeckt ein irgend
aufmerksamer Blick den Gott in der
Geschichte noch leichter und unverkenn-
barer, als in der Natur. Wenn aus
allem, was die Menschen wollen und
dem sie mit allen Mitteln, über die sie
gebieten, entgegenstreben, nichts wird;
was sie nicht wollen aber sich erfüllt,
und es nun hinterher sich klar darstellt, daß
das, was sie gewollt, unvernünftig ge-
wesen ; was aber geworden, sich als das
Rechte erwiesen: dann ist es der Gott
in der Geschichte gewesen, der dieses so
geleitet hat. Wenn es Mittwinternacht
ist auf Erden und alle Pulse der Ge-
schichte stocken, und alles Leben in ihr
versiegen will, und nun mit einem mal
ein Frühlingshauch sie überweht und
die verlechzten Brunnen plötzlich über-
fließen wollen und eine unbegreifliche
Macht die Geister bindet, und sie hin-
führt oder hinstürmt, wo sie nicht hin
wollen: dann ist es der Gott in der
Geschichte, der es durch sie wehen und
darauf grünen und blühen läßt. Wenn
die Menschen nach der Titanen Art, Trotz
auf Trotz, Masse auf Masse, Gewalt
auf Gewalt anwälzend sich ein Riesen-
bild gebaut, es anzubeten, und nun
ein Sonnenstäubchen unvermerkt heran-
Bund, in die südwestdeutsche Staaten-
grnppe und in die deutsch-österreichischen
Landestheile.
Bei solcher Lage der Dinge mag
uns, die wir nicht ohne bange Besorg-
niß in die Zukunft schauen, die Hoff-
nung trösten, daß Gott, der ja stets
das Schlimme zum Guten zu lenken
weiß, auch unserem großen gemeinsamen
Vaterlande noch jenen Tag wird erscheinen
lassen, da alle deutschen Stämme in ge-
genseitiger Achtung ihres eigenthüm-
lichen Wesens und ihrer, wie ihrer Herr-
scher Rechte sich einträchtig die Hand
zum friedlich geeinten Bunde reichen
werden!
der Geschichte.,
schwebt, und im Schweden langsam
wachsend, hineinwächst in die Sichtbar-
keit, und wachsend und immer wachsend
Masse gewinnt und zum Steine wird,
und der Stein zum Felsen, der, an die
thönernen Füße des Kolosses anprallend,
ihn in Staub zermalmt: dann ist es der
Gott der Geschichte gewesen, der kein
Wohlgefallen an dem Götzenbilde ge-
funden und der verschwindenden Größen
sich bedient, um die sich blähende Klein-
heit zu zerstieben. Vor allem, wenn er
als Richter herniederkommt, um mit
Langmuth getragenem Frevel ein Ziel
zu setzen; wenn das Schwert der Boten
seines Zorns Hunderttausende wegmäht
wie Gras auf dem Anger, daß sie, die
noch einen Augenblick zuvor auf ihre
Zahl und Macht und Unüberwindlich-
keit gepocht, jetzt an der Erde liegen
und zu Heu erdörren: dann entsteht
wohl eine augenblickliche Stille unter
den Völkern, und das sonstige Getöse
der Geschichte schweigt eine kleine Zeit;
denn jene höhere Geschichte, die Gott aus
der Stille seiner Unsichtbarkeit heraus-
wirkt ist, jetzt ganz nahe an die Horchen-
den herangetreten, und die Geisternähe
erfüllt sie mit Schrecken und unwillkür-
licher Ehrfurcht.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Ortsnamen: Württemberg Bayern Deutschland Schweden
7. Die Schwcdenglocke in Landsberg.
11
eines dem andern nach zwischen die
Pferde, so daß diese scheu zu werden
anfingen.
„Hundsfott!" schrie der Markgraf, roth
vor Zorn, „weich' aus, oder ich schieß'
dich nieder!" — Vergebens! der Schäfer
starrte ihn erschreckt an und vermochte
nicht zu willfahren. „Reizenstein! geb'
Er mir seine Pistolen!" — „Sie sind
nicht geladen, Hoheit!" antwortete jener
trocken. Mittlerweile war es Herbei-
eilenden gelungen, den Weg frei zu machen.
— Als man aber unfern der Schloßthore
in Gunzenhausen angekonunen war, ließ
der Reiseoberstallmeister plötzlich rechts
und links seine beiden Pistolen krachend
losgehen.
Der erschrockene Markgraf fragte hef-
tig: „Was ist's, was ist's?" — „Gnä-
digster Herr!" antwortete Reizenstein,
„ich meine nur, daß Sie heute Nacht
viel süßer schlafen werden, nachdem Sie
meine Pistolen jetzt erst haben krachen
hören, statt eine Stunde früher."
7. Die Schwedenglocke in Landsberg.
Die freundliche und gewerbthütige
Stadt Landsberg am Lech ist einer
der anmuthigsten Punkte, welche dieser
Grenzfluß in seinem Laufe bespült. Auf
der Höhe des Hügels, an welchen die
Stadt malerisch gebaut ist, genießt man
einen prächtigen Anblick über die ewig
denkwürdigen Gefilde des Lechfeldes, auf
welchem die räuberischen Hunnen einst
ihren Vernichtungskampf fochten. Gräuel,
wie sie seit den barbarischen Tagen der
Hunnen nicht mehr in unserm Vater-
lande verübt wurden, hat die Stadt
Landsberg nochmal erlitten im Beginne
der zweiten Hälfte des dreißigjährigen
Krieges. Gustav Adolf starb nach der
siegreichen Schlacht bei Lützen, ohne daß
dadurch seinen Gegnern, unter denen
der Kurfürst Maximilian von Bayern in
erster Reihe stand, ein wesentlicher Vor-
theil erwachsen wäre. Im Gegentheile
suchten die schwedischen Völker, durch
Franzosen und Deutsche verstärkt und
durch den Tod ihres Führers von den
Banden strenger Mannszucht befreit, ihren
Rachedurst durch Sengen und Brennen,
durch Plündern und Morden zu stilleu.
Schrecken und Entsetzen gingen vor ihnen
her, Zerstörung und Verwüstung beglei-
teten sie, Hunger und Elend folgten ihnen
auf dem Fuße.
Wilhelm von Weimar war mit einer
starken Heeressäule um Nürnberg, der
Pfalzgraf Christian von Birkenfeld mit
einer noch ftärkern am Lech zurückgeblie-
den. Der Haß des kaiserlichen Generalis-
simus Wallenstein gegen seinen alten
Feind, den Kurfiirsten Maximilian, schien
des Jammerns aus Bayern und der
Befehle aus Wien nur zu spotten. Jetzt
drang auch noch der Herzog Bernhard
von Weimar, nachdem er die schwedischen
Generale Horn und Torstenson an sich
gezogen, wie ein verheerender Strom in
Bayern ein, das ohnehin schon mehr
einem großen Leichenfelde, als der blü-
henden Provinz glich, die es früher ge-
wesen. München fiel zwar nicht wieder
in Schwedenhand, aber desto schlimmer
sah es auf dem flachen Lande aus, das
nachgerade einer Wildniß zu gleichen an-
fing. Am härtesten und grausamsten war
die Gegend zwischen der Isar und dem
Lech bedrängt. Die Dörfer waren zer-
stört und menschenleer, die Felder unan-
gebaut und statt mit dem reichen Segen
der Früchte, mit dem Nachwuchs dichter
Wälder übersäet.
Doch das schrecklichste Schicksal hatte
Landsberg zu erdulden, das früher
schon von den Schweden erobert, aber
von dem Kurfürsten im Vereine mit
den Truppen des kaiserlichen Generals
Altringer wieder entsetzt worden war.
Während Bernhard auf Ingolstadt los-
ging, und Horn Niederbayern und die
Oberpfalz verwüstete, zog sich Torstenson
am Lech hinauf und stand, ehe man sich
dessen versah, vor Landsberg. Die Stadt
hatte schon bei ihrer frühern Erstürmung
wegen ihrer Anhänglichkeit und Treue
gegen den Kurfiirsten den ganzen Zorn
des Feindes erfahren und bei der Ent-
setzung gelobt, die größte Glocke der
Stadt solle fortan die Schwedenglocke
heißen und für ewige Zeiten keinem an-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Reizenstein Gustav_Adolf Gustav Adolf Maximilian_von_Bayern Maximilian Wilhelm Christian_von_Birkenfeld Maximilian Maximilian Bernhard
von_Weimar Bernhard
284
Iii. Geschichtsbilder.
Feierlich ward Friedrich in Böhmen
empfangen und bald darauf gekrönt.
Aber nur zu bald verlor er die Gunst
der Böhmen. Ohne zu ahnen, daß ihm
die Vergnügungen dieses Winters einst
den traurigen Namen „Winterkönig"
eintragen würden, veranstaltete er Schlit-
tenfahrten und lustige Aufzüge, Gast-
mähler und Tanzseste. Die Ueppigkeit
des Hofes gab Anlaß zu Aergerniß, die
Zurücksetzung der Böhmen in Amt und
Feld erregte Mißstimmung, und die ge-
waltsame Einführung des strengen cal-
vinischen Ritus, das Wegschaffen aller
Bilder, Statuen, goldener und silberner
Kirchengeräthe aus der Domkirche zu Prag,
verletzte die Gemüther der Utraquisten.
So verlor er den Halt im fremden Lande,
und da ihm auch die Union nur schwache
Unterstützung gewährte, mußte er dem
ersten entschiedenen Stoße erliegen. Und
bald und kräftig wurde dieser geführt.
Maximilian I. von Bayern, das
Haupt der katholischen Liga, der, wie
der Kurfürst von Sachsen, sich mit Kaiser
Ferdinand Ii. verbündet hatte, rückte
mit seinem trefflich gerüsteten Heere in
Böhmen ein, vereinigte sich mit dem
kaiserlichen Heere unter Boucquoi und
marschirte geraden Weges auf Prag los.
Am 8. November 1620 kam es am weißen
Berge bei Prag zur Schlacht. Es war ein
Sonntag, dessen Evangelium den Spruch
enthielt: „Gebet dem Kaiser, was des
Kaisers, und Gott, was Gottes ist!"
Das böhmische Heer hatte eine gün-
stige Stellung auf dem Berge. Christian
von Anhalt eröffnete den Kampf mit
einem Reiterangriff auf die Kaiserlichen,
warf die Vorhut über Haufen und brachte
auch zwei Infanterie-Regimenter zum
Wanken. Maximilian hielt die Fliehen-
den mit dem Degen auf und Tilly schickte
den Obristen Kratz mit 500 Pferden
in die Flanke der Böhmen. Das brachte
eine plötzliche Wendung in die Schlacht.
Das Thurn'sche Regiment ergriff die
Flucht, welche bald die ganze böhmische
Armee derart ergriff, „daß," wie Chri-
stian von Anhalt berichtet, „kein Alexan-
der Magnus, kein Julius Cäsar und
Carolus Magnus es Hütte zum Stehen
bringen können." In einer Stunde war
der Sieg erfochten. Nur mit 100 Tod-
ten war dieser erkauft, indeß der Be-
siegten 5000 das Schlachtfeld bedeckten,
5000 gefangen wurden, und überdies die
gesammte feindliche Artillerie den Siegern
in die Hände fiel. Nur mit 16 Reitern
floh der Oberseldherr vom Schlachtfeld.
König Friedrich war eben bei Tische,
als die Schlacht begonnen hatte. Als-
bald setzte.er sich zu Roß und wollte
hinaus. Da aber das Thor verschlossen
war, sah er vom Walle aus die Nie-
derlage der Seinen. Er befahl, das
Thor zu öffnen, und so rettete sich ein
Theil der Fliehenden in die Stadt. Auch
die Feinde hätten eindringen können,
doch sie fürchteten einen Hinterhalt.
Friedrich begehrte von Maximilian einen
24-stündigen Waffenstillstand, um unter-
handeln zu können. Maximilian be-
willigte nur 8 Stunden und forderte
als erste Bedingung Niederlegung der
böhmischen Krone. Friedrich wählte in
dieser Lage das Schlimmste, was er
thun konnte: weder legte er die Krone
nieder, noch entschloß er sich, diese auf's
äußerste zu vertheidigen, — er floh!
Unterhandelnd hätte er vielleicht die
Pfalz gerettet, kämpfend vielleicht die
Krone Böhmens ersiegt, zum mindesten
den Ruhm standhaften Muthes behauptet:
besinnungslos fliehend verlor er Alles.
Prag ergab sich dem Sieger; Böhmen
war für Ferdinand erobert und es mußte
die Wahrheit des Spruches fühlen:
„Wehe den Besiegten!" Ferdinand be-
stätigte die politischen Rechte Böhmens;
den Majestätsbrief aber zerschnitt er
mit eigener Hand, weil die Böhmen sein
bei der Thronbesteigung gemachtes An-
erbieten, denselben zu bestätigen, trotzig
zurückgewiesen hatten. Der Gebrauch
des Kelchs wurde untersagt, den Nicht-
katholischen die Ausübung bürgerlicher
Rechte entzogen und an alle erging die
Mahnung, binnen sechs Monaten zur
katholischen Religion zurück zu kehren.
Die Prediger, welche sich dem nicht
fügten, wurden des Landes verwiesen.
Viele wanderten aus, und 30,000 Fa-
milien mit 175 Adelsgeschlechtern folg-
ten ihnen freiwillig in die Verbannung.
Der geflüchtete Friedrich hatte _ mit
seiner Gemahlin ein Asyl bei seinem
Schwiegervater in England gefunden.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Maximilian_I._von_Bayern Maximilian_I. Ferdinand_Ii Ferdinand Christian
von_Anhalt Maximilian Maximilian Tilly Kratz Magnus Magnus Julius_Cäsar Cäsar Carolus_Magnus Magnus Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Friedrich Friedrich Ferdinand Ferdinand Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Domkirche Sachsen Prag Prag Gottes England
133. Gustav Adolf und Wallenstein vor Nürnberg (1632).
285
133. Gustav Adolf und Wallenstein vor Nürnberg (1632).
Der Noth, welche in dem schwedischen
Lager herrschte, ein Ende zu machen,
verließ Gustav Adolf, voll Zuversicht
auf seine überlegene Macht, am fünf
und fünfzigsten Tage, nachdem die Trup-
pen das Lager bezogen hatten, die Stadt
Nürnberg, zeigte sich in voller Bataille
dem Feind und ließ von drei Batterien,
welche am Ufer der Rednitz errichtet
waren, das friedländische Lager beschießen.
Aber unbeweglich stand der Herzog in
seinen Verschanzungen und begnügte sich,
diese Ausforderung durch das Feuer der
Musketen und Kanonen von ferne zu
beantworten. Den König durch Unthätig-
keit aufzureiben und durch die Macht des
Hungers seine Beharrlichkeit zu besiegen,
war sein überlegter Entschluß, und keine
Vorstellung des Kurfürsten Maximilian,
keine Ungeduld der Armee, kein Spott
des Feindes konnte diesen Vorsatz er-
schüttern. In seiner Hoffnung getäuscht
und von der wachsenden Noth gedrungen,
wagte sich Gustav Adolf nun an das
Unmögliche, und der Entschluß wurde
gefaßt, das durch Natur und Kunst gleich
unbezwingliche Lager zu stürmen.
Nachdem er das seinige dem Schutz
der Nürnberger Miliz übergeben, rückte
er am Bartholomäustage, dem acht und
fünfzigsten, seitdem die Armee ihre Ver-
schanzungen bezogen, in voller Schlacht-
ordnung heraus und passirte die Rednitz
bei Fürth, wo er die feindlichen Vor-
posten mit leichter Mühe zum Weichen
brachte. Auf der steilen Anhöhe zwischen
der Biber und Rednitz, die alte Feste
und Altenberg genannt, stand die Haupt-
macht des Feindes, und das Lager selbst,
von diesen Hügeln beherrscht, breitete
sich unabsehbar durch das Gefilde. Die
ganze Stärke des Geschützes war auf
diesen Hügeln versammelt. Tiefe Grä-
den umschlossen unersteigliche Schanzen,
dichte Verhacke und stachelige Pallisaden
verrammelten die Zugänge zu dem steil
anlaufenden Berge, von dessen Gipfel
Wallenstein, ruhig und sicher wie ein
Gott, durch schwarze Rauchwolken seine
Blitze versendete.
Hinter den Brustwehren lauerte der
Musketen tückisches Feuer, und ein ge-
wisser Tod blickte aus hundert offenen
Kanonenschlünden dem verwegenen Stür-
mer entgegen. Auf diesen gefahrvollen
Posten richtete Gustav Adolf den An-
griff, und fünfhundert Musketiere, durch
weniges Fußvolk unterstützt (mehrere
zugleich konnten auf dem engen Kampf-
boden nicht zum Fechten kommen), hatten
den unbeneideten Vorzug, sich zuerst in
den offenen Rachen des Todes zu wer-
fen. Wüthend war der Andrang, der
Widerstand fürchterlich; der ganzen Wuth
des feindlichen Geschützes ohne Brust-
wehr dahin gegeben, grimmig durch den
Anblick des unvermeidlichen Todes, lau-
fen diese entschlossenen Krieger gegen
den Hügel Sturm, der sich in einem
Moment in den flammenden Hekla ver-
wandelt und einen eisernen Hagel don-
nernd auf sie herunter speit. Zugleich
dringt die schwere Kavallerie in die
Lücken ein, welche die feindlichen Ballen
in die gedrängte Schlachtordnung reißen,
die festgeschloffenen Glieder trennten sich,
und die standhafte Heldenschaar, von der
gedoppelten Macht der Natur und der
Menschen bezwungen, wendet sich nach
hundert zurückgelassenen Todten zur Flucht.
Deutsche waren es, denen Gustav Adolf
die tödtliche Ehre des ersten Angriffs
bestimmte; über ihren Rückzug ergrimmt,
führte er jetzt seine Finnländer zum
Sturm, durch ihren nordischen Muth die
deutsche Feigheit zu beschämen. Auch
seine Finnländer, durch einen ähnlichen
Feuerregen empfangen, weichen der über-
legenen Macht, und ein frisches Regi-
ment tritt an ihre Stelle, mit gleich
schlechtem Erfolge den Angriff zu er-
neuern. Dieses wird von einem vierten
und fünften und sechsten abgelöst, so daß
während des zehnstündigen Gefechtes alle
Regimenter zum Angriff kommen und
alle blutend und zerrissen von dem
Kampfplatz zurückkehren. Tausend ver-
stümmelte Körper bedecken das Feld,
und unbesiegt setzt Gustav den Krieg
fort, und unerschütterlich behauptet Wal-
lenstein seine Feste.
Indessen hatte sich zwischen der kai-
serlichen Reiterei und dem linken Flügel
der Schweden, der in einem Busch an
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Maximilian Maximilian Gustav_Adolf Gustav Adolf Altenberg Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Muth Gustav Gustav
145. Die letzten Tage des Königs Maximilian Ii.
315
Und wenn die Priester beten den langen Klagchoral,
Glüht da noch der Begeisterung, der Liebe warmer Strahl:
Der war ein großer König, der war der Menschheit Held,
Werth, daß ihm noch die Thräne des fernen Enkels fällt.
Bei hingegangenen bedeutenden Men-
schen drängt sich neben der Frage: wie
haben sie gelebt? unwillkürlich auch die
auf: wie haben sie geendet? Die Ge-
schichte weis't uns gar viele Beispiele
auf, wo ein glanzvolles und viel be-
neidetes Leben mit unsäglichem Jam-
mer abschloß, wobei uns das Wechsel-
volle, Trügerische und Nichtige alles
Irdischen recht klar vor die erschütterte
Seele geführt wird. Ruhig und erhebend
dagegen wird das Gemüth gestimmt,
wenn wir vernehmen, wie dem Leben
eines ausgezeichneten Menschen auch sein
Ende entsprach, wie er den Adel seines
Wesens bis zum letzten Hauche bewahrte
und beim Scheiden alle Schmerzen und
Schauer eines qualvollen Todes mit
Muth und Ergebung überwand.
Ein solches Beispiel gibt uns das
Hinscheiden des Königs Maximilian Ii.
von Bayern, des Herrschers mit dem
besten Herzen.
Auf den Rath seiner Aerzte begab
sich König Maximilian im Oktober 1863
nach Italien, in dessen milder Luft er
Stärkung und Erholung seiner ange-
griffenen Gesundheit zu finden hoffte.
Da brach der Hader um Schleswig-
Holstein auf's Neue aus, und kein Ruhig-
blickender konnte sich die Gefahren ver-
hehlen, welche aus diesem Streite für
Deutschland erwachsen würden. König
Max hatte in der Schleswig-Holstein-
schen Frage stets mit aller Gewissen-
haftigkeit den strengen Standpunkt des
Rechtes festgehalten. Auf ihn richteten
sich daher bei den eingetretenen Ver-
wickelungen die Blicke aller redlichen
Baterlandsfreunde, nicht nur in Bayern,
sondern in ganz Deutschland, und be-
sonders die Blicke der Schleswig-Hol-
steiner selbst. Bei der bedenklichen Lage,
in welche diese Angelegenheit durch das
bundeswidrige Verhalten Preußens und
Oesterreichs gekommen war und bei der
täglich wachsenden Aufregung in Deutsch-
land wurde in Bayern der Wunsch laut,
es möge der Landesvater aus Italien
L. A. Frankl.
zurück kehren. Sofort erklärte Maxi-
milian sich zur Erfüllung dieses Wun-
sches bereit, obgleich er fühlte, die Sorge
für seine Gesundheit fordere noch auf
längere Zeit Ruhe und milderes Klima.
„Mein Volk ahnt nicht, welches Opfer
ich ihm bringe. Dasmilde Klima Italiens
ist mir zur Wiedererlangung meiner Ge-
sundheit unerläßlich; ich fühle es, daß
ich größerer Schonung bedarf, als meine
Aerzte glauben," — so äußerte er zum
Freiherrn v. Wendtland. Dennoch ließ
er gleich nach München telegraphisch be-
richten, daß er unverweilt in seine treue
Hauptstadt zurück kehre, eingedenk seiner
Regentenpflichten, die er stets über Alles
gestellt habe. Schon am 15. Dezember
kam er, vom Jnbel des Volkes empfan-
gen, in München an. Mit aller Ent-
schiedenheit trat er nun für die Rechte
der Herzogthümer ein, und es war sein
und seiner Regierung ernstestes Bestre-
den, bei dem Bunde und durch den
Bund die Lösung der verwickelten Streit-
frage zu erzielen. Leider scheiterten seine
wohlmeinenden Absichten an dem Wider-
streben der beiden „Vormächte Deutsch-
lands", wie sich Preußen und Oester-
reich nannten. Neben der angestreng-
ten und aufregenden Thätigkeit für die
Sache der Herzogthümer, wie sie Maxi-
milian bis zum letzten Tage seines
Lebens entfaltete, mag der Schmerz über
die unerquickliche Wendung derselben
nicht wenig dazu beigetragen haben,
daß des Königs angegriffene Gesund-
heit völlig erschüttert und daß endlich
jener schnelle und unerwartete Ausgang
herbeigeführt wurde, welcher Bayern in
so tiefe Trauer versetzte.
Sonntags den 6. März fühlte der
König beim Reiben der Haut mit einer
Bürste, was er seit einem Jahr zu
thun gewohnt war, auf der linken Seite
der Brust einen oberflächlichen Schmerz
und stand sogleich vom Reiben ab.
Schon am Abende hatte sich an der
schmerzenden Stelle eine Geschwulst ge-
bildet, welche sich immer mehr und zwar
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian_Ii Maximilian Muth Maximilian_Ii Maximilian Maximilian Maximilian Max Max
Extrahierte Ortsnamen: Bayern Italien Schleswig-
Holstein Deutschland Bayern Deutschland Oesterreichs Deutsch- Italien
L._A._Frankl Italiens
146. Die Auflösung des deutschen Bundes im Jahre 1866.
317
ordnete, welche zur Leichenfeier nicht
mehr eingetroffen waren, legten als
Ausdruck der Trauer und des Dankes
ihrer Landsleute einen Kranz auf die
Stufen des Katafalks in der Theatiner-
kirche. Diese hatte der Verewigte selbst
zu seiner Ruhestätte erkoren und es soll
da auch seine Gemahlin einst an seiner
Seite Platz finden. Auch einen Sarg
von Marmor hatte sich der König schon
vor mehreren Jahrell fertigen und in
einem Gemache der Residenz aufbewahren
lassen. Seit Jahren auch hatte er alle seine
Angelegenheiten geordnet, für seinen Sohn
und Nachfolger eigens einige liebevollen
Ermahnungen aufgeschrieben und ihm
das Wohl seines Volkes an's Herz gelegt.
Das schönste Denkmal aber hat sich
der edle Todte gesetzt in seiner letzten
Willenserklärung, ganz Bayern betreffend.
Diese schon am 16. Dezember 1851
niedergeschriebenen Worte sind der beste
Beweis des edelsten, treuesten und liebe-
vollsten Herzens und Niemand kann sie
ohne Rührung vernehmen:
146. Die Auflösung des deui
1. Rach dem Sturze Napoleons wurde
Deutschland wieder mit seinen früheren
Grenzen, aber nicht mit der früheren,
nun unmöglich gewordenen Verfassung
hergestellt; an die Stelle des Kaiser-
thums war der „deutsche Bund"
getreten, ein „unauflöslicher Verein sou-
veräner Staaten zur Erhaltung der in-
neren und äußeren Sicherheit Deutsch-
lands und der Unverletzlichkeit der ein-
zelnen Bundesstaaten." Das Organ des
Bundes war der von den Fürsten und
freien Städten Deutschlands beschickte
Bundestag zu Frankfurt am Main.
Mag man nun diesem Bunde zum Vor-
würfe machen, daß er dem Wunsche des
deutschen Volkes nach kräftiger Einheit
nicht ganz entsprochen, so muß doch zu-
gestanden werden, daß er fünfzig Jahre
hindurch ein Einigungsband der ver-
schiedenen deutschen Stämme gewesen,
daß er während dieser Zeit die Gelüste
des Auslandes, Deutschland wie in den
früheren Jahrhunderten zu schädigen,
in Schranken gehalten und Deutschland
„Ich sage Allen, die mir Anhäng-
lichkeit, Liebe und Treue bewiesen haben,
Meinen innigsten, wärmsten Dank.
Ich vergebe vonr Grunde mei-
ner Seele allen denjenigen, bei
welchen dies nicht derfall war,
die mich wissentlich oder unwissentlich
gekränkt. Mögen auch Alle Mir ver-
geben, die sich über mich zu beklagen
haben. Ich bitte sie von Herzen
um Verzeihung. Möge der All-
mächtige mein theures, herrliches, braves
Bayernvolk auch ferner und in alle Zu-
kunft in seinen heiligen Schutz nehmen,
seinen reichsten, besten Segen
ihm verleihen. Ich habe es von
Jugend auf treu in meinem Herzen
getragen, es war der Gegenstand Meiner
Arbeiten, Meiner Sorge, Meiner Leiden
und Freuden. . . . Meine Liebe zu ihm
wird niein Leben überdauern. Für
mein Volk werde Ich wirken und
beten, so lange Ich wirken und beten
kann!"
hen Bundes im Jahre 1866.
vor Verlust an Land und Leuten be-
wahrt hat. Gefahr konnte diesem Bunde
weniger von Außen, als vielmehr im
Innern drohen, und die größte lag
darin, daß in demselben zwei mächtige
Staaten neben einander bestanden, welche,
wenn einig, die übrigen Bundesglieder
beherrschen, wenn uneinig, die Fort-
dauer des Bundes selbst in Frage stellen
konnten. Daran ging denn auch der
Bund zu Grunde. Es erfüllte sich im
Jahre 1866, was denkende Zeitgenossen
schon bei Gründung desselben voraus-
gesehen. „Wo die Gesammtheit schwächer
ist, als der eine oder der andere Theil,
da ist keine Bürgschaft für die Unab-
hängigkeit der einzelnen Bundesstaaten,
da ist die Unterwürfigkeit unter dessen
Gebot unvermeidlich. Es ist keine Ge-
währ im Bunde, daß nicht Oesterreich
und Preußen einmal gegen einen Staat
unternehmen, was Friedrich Ii. gegen
Schlesien that. Der dritte Artikel der
Bundesakte sagt zwar, die Bundesglie-
der als solche haben gleiche Rechte und
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Napoleons Bayernvolk Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Theatiner- Napoleons Deutschland Deutschlands Frankfurt_am_Main Deutschland Deutschland Oesterreich
146. Die Auflösung des deutschen Bundes im Jahre 1866.
319
wasser, Turnau, Podol, Mün-
chengrätz, Gitschin einerseits und
bei Trautenau, Nachod, Skalitz
und Königinhof andererseits) die
Oesterreicher zurück gedrängt und ihre
Vereinigung ermöglicht. Bei Königs-
grätz hatte das österreichische Heer un-
ter Benedek eine concentrirte Stellung
genommen. Am 3. Juli beschlossen die
Preußen anzugreifen. Furchtbar war
der Zusammenstoß, kühn der Ansturm
der Preußen, heldenmüthig der Wider-
stand der Oesterreicher. Schon schien
sich der Sieg auf Seite der letzteren zu
neigen; da endlich erschien das sehnlichst
von den Preußen erwartete Heer des
Kronprinzen. Die Oesterreicher waren
umgangen; Chlum, der Schlüssel zu
ihrer Aufstellung, von den unbemerkt
herangerückten Preußen genommen: die
Schlacht war für die Oesterreicher ver-
loren. Ihr Rückzug artete bald in wilde
Flucht aus und furchtbar waren ihre
Verluste. Noch nie hatte die öster-
reichische Armee eine solche Niederlage
erlitten. Unaufhaltsam rückten die Preu-
ßen gegen Prag, das sich ihnen wider-
standslos ergab, dann gegen Wien und
Presburg vor. Zwar waren die öster-
reichischen Waffen siegreich in Italien
gewesen, zu Land in der Schlacht bei
Custozza, zur See bei Lissa, aber
das vermochte das Mißgeschick des böh-
mischen Feldzuges nicht auszugleichen.
Oesterreich suchte um einen Waffenstill-
stand bei Preußen nach — vergebens!
Da trat der Kaiser Franz Joseph Ve-
netien an den Kaiser Napoleon ab und
nahm dessen Vermittlung zur Herbei-
führung eines Friedens an.
4. Unterdessen war der Kampf auch
im Westen eröffnet worden. Nach eini-
gen unbedeutenden Gefechten in Thürin-
gen zog sich die bayerische Armee gegen
Süden zurück, um sich mit dem achten
Armeecorps zu vereinigen.
Die Vorhut des preußischen Heeres
forcirte, vom Thäte der Fulda in das
der Saale vorrückend, den Uebergang
über letzteren Fluß; die Bayern wur-
den trotz hartnäckigsten Widerstandes
sowohl bei Kissingen als bei Hammel-
burg von der feindlichen Uebermacht
zurück gedrängt (10. und 11. Juli) und
die Preußen rückten in's Mainthal,
wandten sich von Lohr aus über den
Spessart nach Aschaffenburg, warfen bei
Laufach und Aschaffenburg ein-
zelne Abtheilungen des 8. Armeecorps
und besetzten Frankfurt am 16. Juni
Von da aus marschirte die preußische
Mainarmee auf dem linken Mainufer
gen Würzburg, in dessen Nähe sie nach
den Gefechten bei Hund heim, Tau-
berbischofsheim, Helmstadt und
Roßbrunn lagerte (25 — 27. Juli).
Die Nachricht eines in Nikolsburg abge-
schlossenen Waffenstillstandes machte wei-
teren Feindseligkeiten ein Ende. Doch
mußte die Stadt Würzburg rechts des
Mains den Preußen eingeräumt werden,
gleichwie eine rasch über Hof und Bay-
reuth vorgerückte Abtheilung Nürnberg
noch besetzt hatte.
Aus den Waffenstillstandsverträgen
gingen die Friedensschlüsse hervor, welche
jeder Staat einzeln mit Preußen verein-
baren mußte. In diesen Friedensschlüssen
wurde die thatsächlich schon vollzogene
Auflösung des deutschen Bun-
des vertragsmäßig anerkannt. Oester-
reich schied ans dem Verbände mit
Deutschland, gab seine Zustimmung zu
dem neuen Bunde, den Hreußen nörd-
lich der Mainlinie begründen würde
und erklärte sich damit einverstanden,
daß die südlich dieser Linie gelegenen
deutschen Staaten in einen Verein zusam-
mentreten, dessen nationale Verbindung
mit dem norddeutschen Bunde der näheren
Verständigung zwischen beiden vorbehal-
ten bleibt. Zugleich erkannte Oester-
reich die in Norddeutschland vorzuneh-
menden Besitzveränderungen an, wobei
aber der König von Sachsen wieder seinen
gesammten Länderbesitz behält, vorbehalt-
lich weiterer Bestimmungen über dessen
Verhältniß zum norddeutschen Bund und
zu Preußen, und muß Venetien an Ita-
lien, Preußens Bundesgenossen, und sei-
nen Antheil an Schleswig-Holstein an
Preußen abtreten und letzterem noch
40 Millionen Thaler Kriegsentschädi-
gung leisten, wovon jedoch 20 Millionen
als frühere Kriegskosten in Schleswig
in Abrechnung kommen dürfen. Dieser
Friedensvertrag wurde unterzeichnet zu
Prag 23. August 1866.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Personennamen: Benedek Lissa Franz_Joseph_Ve- Franz Napoleon August
Extrahierte Ortsnamen: Wien Italien Custozza Oesterreich Fulda Bayern Mainthal Aschaffenburg Laufach Aschaffenburg Frankfurt Mainarmee Würzburg Nikolsburg Mains Deutschland Norddeutschland Sachsen Venetien Schleswig-Holstein Schleswig