176
§- 156. Napoleons Herrschaft.
larid ein, nahm ein österreichisches Heer unter Mack bei Ulm gefangen,
besetzte Wien und nöthigte durch feinen Sieg bei Austerlitz Oe-
sterreich zum Frieden von Preß bürg und zzrr Abtretung von
Venedig und Tyrol.
Darauf machte Napoleon seinen Bruder Joseph zum König von
Neapel, und seinen Bruder Ludwig zum König von Holland, stiftete
1806den Rheinbund, um Deutschland zu unterjochen, und führte dadurch
die Auflösung des fast 1060jährigen römisch-deutschen Reichs
herbei.
Da erklärte ihm Preußen den Krieg, wurde aber durch die unglück-
liche Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt (14. Okt. 1806),
durch die Besetzung Berlins, und die Schlacht bei Friedland (9. Juli
1807) zum Frieden von Tilsit gezwungen, in welchem Friedrich
Wilhelm Iii. von Preußen sein halbes Land verlor, das größ-
tentheils Napoleons Bruder Hieronymus (Jerome) als Königreich West-
phalen erhielt. (Während dieses Kriegs ordnete Napoleon auch die Kon-
tinentalsperre an, durch welche Englands Handel ganz vom Festland
abgeschlossen werden sollte.) Die Engländer aber beschoßen Kopenhagen
und nahmen die dänische Flotte weg, wogegen Napoleon dem mit ihm
verbündeten Schweden Pommern nahm und mit Karl Xiii. Frieden schloß.
Darnach wurde auch das Haus Braganza in Portugal gestürzt, die
Bourbonen in Spanien zur Entsagung gezwungen, und Napoleons
Bruder Joseph als König in Spanien eingesetzt, während Napoleon
seinem Schwager Mürat den Thron von Neapel verlieh. Dagegen
entbrannte ans der pyrenäischen Halbinsel ein allgemeiner Aufstand,
welchen die Engländer mit einem Heer unter Melles ley (dem nach-
maligen Herzog von Wellington) unterstützten. Napoleon mußte
den Kampf in Spanien seinem Bruder überlassen, um gegen Oesterreich
1809 zu ziehen, das chm den Krieg erklärte.
Er siegte mit den Rheinbundstruppen über die Oesterreicher bei Regens-
burg, Landshut und Eckmühl, nahm Wien ein und beendigte, trotz sei-
nes Verlustes bei Asperu, deu österreichischen Krieg durch den Sieg
bei Wagram und den Frieden von Wien.
Oesterreich verlor Salzburg und Berchtesgaden, den größten Theil sei-
ner polnischen, und alle italienischen und dalmatischen Besitzungen. Die
Tyroler erhielten für ihren Aufstand gegen Bayern Verzeihung, ihr Anfüh-
rer Hofer aber wurde 1810 auf Befehl Napoleons erschossen.
Ilm nun seiner Dynastie vor der Welt den Schein der Legitimität zu
geben, vermählte sich Napoleon mit Marie Louise, der Tochter
des Kaisers von Oesterreich (1810), ernannte 1811 seinen aus dieser
Ehe geboruen Sohn zum König von Rom, vereinigte Etrurien, Hol-
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon Joseph Ludwig Ludwig Friedrich
Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Napoleons Napoleon Napoleon Karl_Xiii Karl Napoleons Joseph Napoleon Napoleon Napoleons Napoleon Marie_Louise
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Wien Venedig Tyrol Neapel Holland Rheinbund Deutschland Jena Berlins Friedland Tilsit Napoleons Englands Schweden Haus_Braganza Portugal Spanien Napoleons Spanien Neapel Wellington Spanien Oesterreich Wien Wien Oesterreich Salzburg Berchtesgaden Oesterreich Rom Etrurien
158 §. 145. Der spanische Erbfolgekrieg.
bald der englische Herzog von Marlborough mit seinen Hollän-
dern und Deutschen die Oberhand über die Franzosen, und auch am
Mittelrhein mußten diese vor dem Markgrafen Ludwig von Baden
zurückweichen. Der Marschall. Villars rückte nun zwar nach Bayern
vor, während der.kurfürst in Tyrol eindrang; aber die Tyroler erhoben
sich für ihr Kaiserhaus unter Martin Sterzinger und zwangen ihn
zum Rückzug nach Bayern, wo sich bald darauf ein neues französisches
Heer unter Tallard einfand.
Doch nun vereinigten sich Engen und Marlborough und es kam 1704
zu der S ch l'a ch t bei H ö ch st ä d t und B l e n h e i m , in
welcher 20,000 Mann der französisch-bayrischen Armee erschlagen und
15,000 Franzosen mit Tallard, gefangen wurden. Die beiden Kurfürsten
flohen über den Rhein und wurden von Kaiser Joseph l., welcher
seinem Vater Leopold !. 1705 gefolgt war, in die Acht erklärt.
Da zu derselben Zeit auch Erzherzog Karl in Spanien einrückte,
Catalonien, Navarra, Aragonien und Valencia sich für ihn erklärten,
und Philipp ans Madrid weichen müßte, so machte Ludwig Vergleichs-
vorschläge, wurde aber abgewiesen.
Darauf ließ sich Villeroi 1700 in die Schlacht bei R a m i l l i e s
ein, und wurde von Marlborough völlig geschlagen, während Engen zu
gleicher Zeit durch seinen glänzenden Sieg bei Turin die Fran-
zosen aus der Lombardei vertrieb, worauf der Feldmarschall von Dann
1707 Neapel eroberte. Jndeß war das Jahr 1707 für Ludwig etwas
günstiger; doch Eugen und Marlborough vereinigten sich wieder und schlu-
gen den Marschall von Vendo ine 1708 bei Oudenarde so gänzlich,
daß alle von den Franzosen besetzten Plätze, selbst Lille, in die Hände
der Sieger fielen und Ludwig sich erbot, auf Spanien, Amerika, Mailand
und die Niederlande zu verzichten, ja selbst das Elsaß und Straßburg
dem deutschen Reiche zurückzngeben.
Weil aber die Verbündeten verlangten, er müsse seinen Enkel selbst
aus Spanien vertreiben, wollte Ludwig noch einen Versuch mit den
Waffen machen; doch Villars verlor auch die blutige Schlacht
bei M alplaquet (1709) gegen Eugen und Marlborough, so daß
der König bei der völligen Erschöpfung Frankreichs sich anheischig machte,
Hilfsgelder zur Vertreibung seines Enkels zu geben. Die Verbündeten
gaben unklugerweise nicht nach, und nun trat eine plötzliche Wendung
der Dinge ein, welche Ludwig rettete. Der Herzog von Marlborough
fiel in Ungnade und wurde abbernfen; Kaiser Joseph I. starb 1711
an den Blattern und nun wurde sein Bruder, Erzherzog Karl, als
Karl Vi. Kaiser. England und Holland wollten aber die spanische
und deutsche Krone nicht auf Einem Haupte vereinigt sehen, und
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Extrahierte Personennamen: Marlborough Ludwig_von_Baden Ludwig Martin_Sterzinger Marlborough Joseph_l. Leopold_! Leopold Karl Karl Philipp_ans_Madrid Philipp Ludwig_Vergleichs- Ludwig Marlborough Ludwig Ludwig Eugen Marlborough Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Eugen Marlborough Ludwig Ludwig Marlborough Karl Karl Karl_Vi Karl
Extrahierte Ortsnamen: Bayern Tyrol Bayern Rhein Spanien Navarra Aragonien Valencia Neapel Lille Spanien Amerika Mailand Niederlande Spanien Frankreichs Holland
175
§. 156. Napoleons Herrschaft.
Der von dem Directorium gefürchtete Bonaparte, auf den sich aller
Angen richteten, wurde nun mit einem Heere nach Aegypten geschickt,
um dasselbe zu erobern. Er landete den 1. Juli '1798 in Aegypten,
erstürmte Alexandria und nahm nach seinem Siege bei den Pyra-
miden Kairo und fast ganz Aegypten ein. Aber seine Flotte wurde
von Nelson bei Abukir vernichtet, und sein Zug nach Syrien schei-
terte. Da übergab er das Heer dem General Kleber und eilte in: August
1799 nach Frankreich zurück, wo eine große Partei, der Willkühr und
Unordnung des Directorinms müde, längst ihre Hoffnungen auf ihn
gefetzt hatte.
Unterdessen hatte England mit Oesterreich, Rußland, Neapel und der
Pforte die zweite Coalitio n geschlossen und den Krieg im Jahr 1798
erneuert. Zwar verwandelten die Franzosen Nckapel in eine Republik
und entrissen Toscana seinem rechtmäßigen Fürsten; aber ihre Heere
kamen gegen Suwarow und den Erzherzog Karl entschieden
in Nachtheil. Da erschien Bonaparte unerwartet in Frankreich, stürzte
das Directorium und errichtete am 24. December 1799
die C o n s u l a r r e g i e r u n g, indem er selbst als e r st e r C o n s u l
an die Spitze der Scheinrepublik trat. Darauf schickte er den General
Moreau mit einem Heere nach Deutschland, und während derselbe gegen
Wien vordrang, gieng er selbst über den großen Bernhard nach Italien,
eroberte dasselbe durch seinen glänzenden Sieg bei Marengo und
erzwang den Frieden von Lüneville den 9. Februar 1801
In demselben mußte das linke Rheinufer an Frankreich abgetreten
werden und die rheinischen Fürsten, welche durch die Revolution ihre Besitzun-
gen auf dem linken Rheinufer verloren hatten, wurden hauptsächlich auf Ko-
sten der geistlichen Stände und der Reichsstädte entschädigt, so daß von den
geistlichen Kurfürsten nur der von Mainz mit dem Sitz in Regensburg, von
43 Reichsstädten nur 6 blieben. In demselben Jahre erfolgte auch der Friede
mit Neapel, Portugal und Rußland und 1802 zu Amiens der mit England.
4. Napoleons Herrschaft.
§. 156. So ñaparte regierte nun mit Kraft und Klugheit, stellte
1801 die römische Kirche in Frankreich wieder her, ließ sich 1802 zum
lebenslänglichen Cónsul, und nach der Unterdrückung der republikani-
schen Partei vom Senate unter dem Namen Napoleon 1804
zum erblichen Kaiser der Franzosen erklären. Auch Italien
brachte er als ein Königreich unter seine Herrschaft, und ernannte
seinen Stiefsohn Eugen Beauharnais zum Vicekönig. Nun stiftete
England mit Oesterreich, Rußland und Schweden 1805
die dritte Coalition. Aber Napoleon drang rasch in Deutsch-
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Nelson August Karl Karl Bernhard Marengo Napoleons Napoleons Napoleon Eugen_Beauharnais Eugen Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Alexandria Kairo Syrien Frankreich England Oesterreich Neapel Frankreich Scheinrepublik Deutschland Wien Italien Frankreich Mainz Regensburg Neapel Portugal Amiens England Frankreich Italien England Oesterreich Schweden
§. 160. Ein Blick auf die nächste Vergangenheit, Gegenwart u. Zukunft. 181
In der langen Friedensperiode zeigten Kunst und Wissenschaft steti-
gen Fortschritt, Handel und Gewerbe wurden durch großartige Erfin-
dungen (Dampfschiffe, Eisenbahnen rc.) mächtig gefördert, und das
Licht christlich-sittlicher Aufklärung immer weiter verbreitet. Daneben
aber legte die Propaganda falscher Freiheit in Staat und
Kirche, von dem stets wachsenden Proletariat vorwärts getrieben,
überall ihre Minen an, während da und dort die absolutistische Staats-
und Kirchengewalt auch dem wohlbegründeten Freiheitsbedürfniß fast
keine Rechnung trug. Da außerdem die obern und untern Schichten
der Gesellschaft das Eine, was Noth thut, zu viel. außer Rechnung
ließen, so sahen Tieferblickende schon lange den Sturz des erkünstelten
Bau's des Völkerglücks voraus. Nur vermuthete Niemand, daß er so
bald eintreten werde. •
Der alte Revolutionsgeist, vom Co mmunismus und Socialis-
mus genährt, brach 1848 wieder los, stürzte in Frankreich den Jnlius-
thron um, und wälzte sich, einem reißenden Strome gleich, über ganz
Europa hin, die Grundlagen der politischen und sittlichen Ordnung
unterwühlend und zerstörend.
In Frankreich wurde, allen Parteien unerwartet, eine Repu-
blik gegründet, in welcher Commnnismus und Socialismus ein kopfloses
Regiment führte, und ein Arbeiteraufrnhr den vierten Stand zur
Herrschaft zu bringen suchte, der aber durch eine Militärdictatur nieder-
geschlagen wurde. Der zum Präsidenten erwählte Louis Bonaparte
ordnete die Verfassung.
In Italien erhob sich Sicilien gegen Neapel, wurde aber wieder
unterworfen. In Rom, wo Papst Pins Ix. liberale Institutionen ge-
geben hatte, bemächtigte sich die Demokratie der Herrschaft: der Papst
mußte stiehen, und wurde nur durch französische Bajonette wieder ein-
gesetzt. — Im lombardisch-venetianischen Königreich wurden die öster-
reichischen Besatzungen zum'abzüge genöthigt, und der König Karl
Albert von Sardinien ließ sich zum Krieg gegen Oesterreich verleiten.
Doch die Italiener wurden von dem greisen, aber noch jugendkräftigen
Feldmarschall Radetzki bei Cu st oz za und Novara besiegt, imd
auch Venedig mußte sich nach langem Kampfe unterwerfen.
In Deutschland forderte man zuerst in Baden neben Preßfrei-
heit, Schwurgerichten und Bürgerwehr ein „deutsches Parlament."
Es folgten sydann- die Aufstände in Wien und Berlin; der Zusammen-
tritt der deutschen Nationalversammlung in Frankfurt a. M.,
die Erwählung des Erzherzogs Johann zum Reichsverweser, die Ab-
schaffung des Bundestags, die Erklärung der Volkssonveränetät, die
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Extrahierte Personennamen: Louis_Bonaparte Karl
Albert Karl Radetzki Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europa Frankreich Italien Neapel Rom Sardinien Oesterreich Venedig Deutschland Baden Wien Berlin Frankfurt_a._M.
204 Kap. 163. Niederwerfung aller Aufstnde. Rckkehr zum Bundestag.
schon Oesterreich zuvor, ihre Abgeordneten aus dem Frankfurter Parlamente zurckriefen.
Unter dem Vorwand der Durchfhrung der Reichsverfassung erhoben sich nun demokratische Aufstnde in Sachsen, in Rheinpreuen, in der Pfalz und in Baden, wurden aber durch preuische Heere gedmpft, wh-rend die in Frankfurt allein noch zurckgebliebene Linke nach Stuttgart ber-siedelte. Dort aber wurde dieses Rumpfparlament bald gezwungen, sich auf-zulsen.
Als auch der Aufstand der Ungarn durch sterreichische und russische Heere vollends niedergekmpft war, und die erschtterten Staaten allmhlich wieder eine etwas festere Haltung annahmen, fhlte man in Deutschland das Be-drfni der Wiederaufrichtung einer Bundesregierung. Da man sich aber darber nicht einigen konnte, so machte Preußen den Versuch, einen B un-desstaat zu grnden und schlo mit Hannover und Sachsen das Drei-knigbndni.
Obgleich Hannover und Sachsen aus diesem Bndnisse wieder zurck-traten, suchte Preußen, das am 5. Februar 1850 eine neue constitutione!!-monarchische Verfassung erhielt, mit mehreren mittlem und kleinern Staaten die Union festzuhalten und berief zu ihrer Durchfhrung den Erfurter Reichstag (Mrz 1850).
Allein Bayern, das von dieser Union eine Theilung Deutschlands besorgte, und Oesterreich, das sich durch diese Union aus Deutschland aus-geschlossen sah, schloen mit Sachsen, Hannover und Wrttemberg ein Gegenbndni zur Wiederherstellung des vorigen Staatenbundes.
Die Spannung zwischen beiden Theilen wurde so groß, da ein Brger-krieg drohte und schon die Heere bei Bronzell einander schlagfertig gegenber-standen. Da aber vershnten sich die beiden Gromchte, und traten auf Grund der Olmtzer Punctationen in den Dresdener Konferenzen zusammen, aus denen der Beschlu der Rckkehr zum Bundestag hervor-gieng, der am 14. Mai 1850 in Frankfurt wieder feine erste Plenar-sitzung hielt.
Der Kampf in Schleswig-Holstein, der nach Vertreibung der Dnen aus Schleswig durch den Malmer Waffenstillstand unterbrochen und nach dem Ablauf des-selben mit Glck fr die deutschen Waffen zu Land und zur See fortgesetzt worden war, wurde durch die englisch-russisch-schwedische Diplomatie zum Stillstand gebracht, worauf ein Londoner Protokoll (1852) die dnische Thronfolge bestimmte, und dem Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glcksburg die Thronanwartschaft zusprach.
Kap. 164. Zweites napzleonisches Kaiserthum und der orientalische Krieg.
(Histor. Atlas, Saf. Xvh. Umri Ii.j88.)
(1.) Unterde hatte infrankreich die feste Haltung des Prsidenten Louis Napoleon gegenber den wiederholten Aufstnden der Rothen" das Vertrauen auf seine Fhigkeit, den Dmon der Revolution nieder-zuhalten, allgemein geweckt und seine Reise durch die Provinzen dasselbe so gestrkt, da er den Staatsstreich vom 2. December wagte, der ihm die 1851 Prsidentsch aft der Republik mit dictatorischer Gewalt auf zehn Jahre verschaffte.
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Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Sachsen Rheinpreuen Baden Frankfurt Stuttgart Ungarn Deutschland Sachsen Sachsen Deutschlands Oesterreich Deutschland Sachsen Hannover Wrttemberg Frankfurt Schleswig-Holstein Schleswig Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glcksburg
2q8 Kap. 166. Der lombardische Krieg. Friede von Villafranca.
6. Die Zeit von 1859 bis 1871.
Italiens und Deutschlands Neugestaltung.
Kap. 166. Der lombardische Krieg.
(1.) Zunchst that eine vom Kaiser selbst hervorgerufene Schrift der Welt kund, da ganz Italien seine Unabhngigkeit erhatten, aber zu einem Bundes-staat unter dem Vorsitz des Papstes gemacht werden msse. Rußland brachte nun zwar einen Congre der Gromchte zur Schlichtung der italie-nischen Frage in Vorschlag; Oesterreich aber wollte sich einen Congre nur dann gefallen lassen, wenn man dabei auf dem Grund der Vertrge von 1815 stehen bleibe. Daraus giengen jedoch die andern Mchte nicht ein, und so sollte der Krieg entscheiden.
(2.) Diesen Krieg abzuwehren machte Oesterreich vergebliche Versuche; es fand keinen Bundesgenossen, hchstens aufrichtig gute Wnsche in Sddeutsch-land. Sein Ultimatum an Piemont wurde zurckgewiesen, und ehe man sich' versah, war ein Theil der franzsischen Armee der die Alpen gestiegen und ein anderer Theil in Genua gelandet. Jetzt erst berschritt auch Oesterreich die piemontesische Grenze.
Die in Deutschland zunehmende Aufregung und Entrstung suchten Rußland und England durch ernste Mahnungen zu dmpfen, um einem allgemeinen Kriege vorzubeugen. So stand Oesterreich allein im Kampfe. Die geringe Zahl seiner Truppen in Italien, die wenig umsichtige Oberleitung derselben und die Mangelhaftigkeit der Heerverpflegung zog ihm den Verlust der 1859 Schlacht bei Magenta (4. Juni) zu, worauf es sich genthigt sah, sich bis cm den Mincio zurckzuziehen. Damit war die Lombardei verloren, und da Oesterreich seine Besatzungen auch aus Bologna, Ferrara und Ancona zurckzog, so war auch Mittelitalien preisgegeben, und in Toscana, Parma, Modena, Bologna :c. trat die Revolution ohne Scheu hervor.
Zwar wollten nun die Oesterreicher vom Mincio aus den Feind durch einen verstrkten Angriff berraschen, wurden aber, ungeachtet ihrer unbestreit-baren Tapferkeit, in der Schlacht bei Solserino (24. Juni) abermals besiegt, und zogen sich auf ihr Festungsviereck zurck.
(3.) Inzwischen hatte sich die ffentliche Stimmung in Sddeutschland fr Oesterreich aufs lebhafteste gesteigert, und selbst Preußen begann ferne Truppen zum Kriege in Bereitschaft zu setzen, zwar nicht um fr Oesterreich einzustehen, wohl aber, um die eigentlich deutschen Bundesgrenzen und die Grundlage des europischen Rechtsstandes zu wahren. Die Besorgm, am Rhein und Po zugleich kmpfen zu mssen, bewog daher den Kaiser V Jta-holeon den Oesterreichern einen Waffenstillstand anzubieten, tol)rerti) dessen es ihm in einer persnlichen Zusammenkunft mit Kaiser Franz ^os epy durch lgenhafte Vorspiegelungen gelang, die Friedensprliminarien von Villafranca (am 11. Juli) zu Stande zu bringen.
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Kap. 170. Der schleswig-holsteinische Erbfolgekrieg. 213
dnischen Gesammtstaat getrieben (13. Nov. 1863). Zwei Tage nachher .starb Friedrich Vii. von Dnemark und gem dem Londoner Protokoll (Kap. 163 E.) folgte ihm der Prinz von Sonderburg - Glcksburg als Christian Ix., inde Prinz Friedrich von Augustenburg, der jenes Londoner Protokoll nicht anerkannt hatte, Ansprche auf die Thronfolge in Schleswig-Holstein erhob. Da König Christian die von seinem Vorgnger verfgte Jncorporirung Schleswigs besttigte (18. Nov.), so fhrte der deutsche Bund die schon frher angedrohte Execution gegen Dnemark aus. Die Dnen verlieen in Folge dessen Holstein, und bis zum 31. Dez. hatten die Bundestruppen ganz Holstein und Lauenburg besetzt. Da jedoch der Bund au Schleswig kein Recht hatte, die Herzogtmer aber nach altem Recht ungetheilt (np ewig ungedeelt) sein sollten, so beschlossen die beiden deutschen Gromchte das Recht derselben auf Ungetheiltheit zu wahren. Vergebens protestirte der Bundestag. Schon am 1. Febr. 1864 standen die preuisch-sterreichischen Truppen an der Nordgrenze Holsteins, rckten hierauf unter dem preuischen Feldmarschall Wrangel in Schleswig ein und trieben den kleinen Feind vor sich her, der sich, von den Oesterreichern bei Overselk geschlagen, in die groartigen Festungswerke des Danewirk Zurckzog, dann aber auch diese ohne Schwertstreich verlie und seine Truppen, deren Nachhut bei Oeversee von den Oesterreichern besiegt wurde, in den Auppelcr Schanzen concentrirte. Whrend nun die Hauptmacht der Preußen die Belagerung von Dppel betrieb, berschritten die Oesterreicher in Ver-bindung mit einer Abtheilung Preußen die jtische Grenze, besetzten Kolding, nahmen Beile und umschlossen Friedericia. Inzwischen war die Bela-gerung der Dppeler Schanzen so weit vorgeschritten, da Prinz Friedrich Carl von Preußen zum Sturme schreiten konnte. Am 18. April trieben die Preußen in unwiderstehlichem Anprall die Dnen aus den Festungswerken und jagten sie der den Alsengrund. In Eile verlieen die Dnen jetzt auch die Festung Friedericia und berlieen das ganze Festland den siegreichen Deutschen. Auch auf der See bei Helgoland focht ein preuischsterreichisches Geschwader mit Glck gegen die Dnen. Eine kurze Unterbrechung erlitt der Krieg durch die Londoner Conferenzen, welche auf Betrieb des jederzeit in dnischem Interesse thtigen England zu Stande ge-kommen waren. Da sie aber resultatlos blieben, wurde der Krieg wieder aufgenommen. In khnem Ueberfall nahmen die Preußen die Insel Alsen, so da die Dnen, unter groem Verlust an Mannschaft und Munition, sich eiligst nach Fhnen flchteten, und als sich auch der dnische Kapitn Hammer im westlichen Meer den Preußen ergeben mute, bat Dnemark um Frieden. Er kam am 30. Oct. 1864 zu Stande. Dnemark trat Schleswig, Holstein und Lauenburg an Preußen und Oesterreich ab. Das Schicksal der Herzogthmer war hiedurch ganz in die Hnde der beiden Gro-mchte gelegt.
Kap. 171. Der deutsche Krieg.
(1.) Zo war endlich die alte Schuld eingelst und die kerndeutschen Schleswig-Holsteiner vom dnischen Joch befreit. Aber die Erbfolge war damit noch nicht entschieden. Preußen war durchaus nicht gewillt, den An-
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Extrahierte Ortsnamen: Dnemark Sonderburg Glcksburg Schleswig-Holstein Schleswigs Holstein Holstein Lauenburg Schleswig Helgoland England Holstein Lauenburg Oesterreich
194 Kap. 159. Vllige Auflsung des deutschen Reiches. Frieden v. Tilsit.
dann unaufgehalten Wien und zwang durch die Dreikaiserschlacht bei Austerlitz (2. Dec.) Oesterreich zum Preburger Frieden, worin es Ve-nedig an Frankreich, Tyrol an Bayern (gegen Salzburg), den Breisgau an Baden abtreten mute.
In Folge dieses Friedens sah sich Preußen genthigt, Ansbach, Cleve und Neuen-brg an Frankreich abzutreten. Dafr durfte es Hannover besetzen, kam aber dadurch mit England und Schweden in Konflikt.
Napoleon nahm hierauf den Bourbonen Neapel und gab es seinem altern Bruder Joseph, machte seinen jngern Bruder Ludwig zum König von Holland, seinen Stiefsohn Eugen Beauharnais zum Viceknig von Italien, seinen Schwager Murat zum Herzog von Cleve und Berg, und gab noch andern seiner Verwand-ten italienische Frstenthmer. Bayern und Wrttemberg wurden zu Knig-reichen erhoben.
(2.) Ilm Deutschland allmhlich zu unterjochen, machte er sich zum Pro-tector eines rheinischen Frstenbundes, dem 16 deutsche Fürsten ange-
1806 hrten und bewirkte dadurch die Auflsung des fast tausendjhrigen rmisch-deutschen Meiches, dessen Oberhaupt Kranz Ii. nur die Wrde eines Kaisers von Oesterreich behielt.
Vom Kaiser Napoleon durch willkrliche Behandlung schmhlich verletzt, erklrte nun Preußen, wo eben Friedrich Wilhelm Iii. (17971840) regierte, im Bunde mit Sachsen demselben den Krieg, hatte aber, in Bezug auf seine Kriegsverfassung noch auf Friedrich's Ii. Lorbeeren ruhend, seine Kraft der- und die des Gegners unterschtzt. Es verlor (14. Oct. 1806) die Doppeischlacht bei Zena und Auerstdt, und erlebte in Folge da-von den Fall seiner meisten Festungen, so da Friedrich Wilhelm Iii. nach dem Verlust der Schlachten bei preuisch Eyla u (8. Febr. 1807) und
1807 Friedland (14. Juni) im Frieden von Tilsit die grere Hlfte seines Besitzstandes (zwischen Elbe und Rhein,, 2693 Q.-M. mit fast 5 Mill. Einw.) dem Sieger berlassen und in der andern Hlfte fortdauernde fran-zsische Besatzungen dulden mute. Nur Graudenz und Colberg hielten sich, ersteres von Courbiere, letzteres von Gneisenau, Schill und Nettelbeck ber-theidigt.
Aus einem Theile der abgetretenen preuischen Lande, so wie noch aus hessischen, braunschweigischen und hannoverschen Lndertheilen bildete Napoleon das Knigreich Westphalen und gab es seinem Bruder Jervme. Sachsen, das dem Rhein-bund beigetreten war, wurde zu einem Knigreich erhoben und erhielt noch das den Preußen abgenommene Herzogthum Warschau. Um Englands Handel zu schaden, ordnete Napoleon die Eont inental sperr e an, wodurch alle auslndischen Hfen fr Englands Schiffe und Waaren gesperrt wurden; denn England hatte Napoleon's Unter-Handlungen zurckgewiesen und sich mit Preußen verbndet. Damit sich Napoleon nicht der dnischen Flotte gegen England bedienen knnte, erzwangen sich die Englnderdurch die Beschieung Kopenhagens (1807) die Auslieferung der dnischen Flotte, wehalb ihnen Rußland den Krieg erklrte. Der Schwedenknig Gustav Iy. Wasa (17921809) nahm Theil an dem preuisch-russischen Krieg gegen Napoleon und ver-lor dabei Pommern und Rgen, sodann in seinem Krieg gegen Rußland und Dne-mark (1808) Finnland und mute in Folge einer Verschwrung des Adels dem Thron entsagen (1809). Diesen bekam sein Oheim Karl Xiii., welcher Frieden machte und 1810 den Mars chall Ber nadotte durch Adoption zu seinem Nachfolger be-stimmte.
(3.) Hierauf fate Napoleon den Plan, sich die pyrenische Halbinsel zu unterwerfen. Zuerst besetzte er Portugal und entthronte das Haus Braganza, dessen Haupt Johann Vi. noch Brasilien floh und dort seinen Thron aufschlug. Dann zwang er die spanischen Bourbonen, Karl Iv. und
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Extrahierte Personennamen: Cleve Napoleon Joseph Ludwig Ludwig Eugen_Beauharnais Eugen Murat Cleve Napoleon Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Gneisenau Schill Nettelbeck Napoleon Napoleon Napoleon Gustav_Iy Gustav Wasa Napoleon Karl_Xiii Karl Napoleon Johann_Vi Johann Karl_Iv Karl
Extrahierte Ortsnamen: Tilsit Wien Oesterreich Frankreich Salzburg Ansbach Frankreich Hannover England Schweden Neapel Holland Italien Berg Wrttemberg Oesterreich Sachsen Friedland Tilsit Rhein Colberg Knigreich_Westphalen Sachsen Rhein-bund Warschau Englands Englands England England Finnland Portugal Haus_Braganza Brasilien
198 Kap. 160. Wiener Congre. Schlacht 6. Waterloo. Neuordnung Deutschlands.
Tagen (10.-14. Febr.) schwere Verluste bei. Aber Blcher sammelte rasch wieder seine gesprengten Truppen und marschirte, nachdem er die Truppen Blow's an sich gezogen, weiter auf Paris los. Umsonst warf sich Napoleon wieder auf ihn; er ward bei Laon (10. Mrz) von Blcher geschlagen. Ver-gebens versuchte er die Hauptarmee aufzuhalten; bei Ar eis sur Aube (20. Mrz) ward er von Schwarzenberg zurckgeworfen. Den letzten Wider-stand der Franzosen brach Blcher durch seinen Sieg bei La Fsre Cham-penoise der Napoleon's Generale. Am 30. Mrz erstrmte Blcher den Montmartre, und am 31. zogen die Verbndeten in Paris ein.
Hierauf erfolgte die Absetzung Napoleon's und seine Verweisung nach der Insel Elba, die Wiedereinsetzung derbourbonen mit Ludwig Xviii., der Frankreich durch die Charte eine neue Verfassung gab. Im Pariser Frieden wurde Frankreich auf die Grenzen von 1792 beschrnkt.
Whrend aber die Monarchen Europa's auf dem Miener Congre mit der Neuordnung der europischen Verhltnisse beschftigt waren, und dabei der die polnische und schsische Frage uneinig wurden, in Frankreich aber die antibourbonischen Parteien Unzufriedenheit mit der Regierung Ludwig's Xviii. erregten, verlie Napoleon pltzlich Elba und kehrte nach Frankreich zurck (1. Mrz 1815), wo ihn das Heer mit Begeisterung empfieng und ihm zur Wiederherstellung des Kaiserthums verhalf.
Doch, von den europischen Mchten in die Acht erklrt, mute er durch 1815 Wellington^ und Blcher's Sieg bei Waterloo nach hundert Tagen seine Herrschaft abermals aufgeben. Vom Schlachtfeld nach Paris zurckge-kehrt, entsagte er zu Gunsten seines Sohnes und entfloh bei der Annherung der Verbndeten nach Rochefort, wo er sich in den Schutz der Englnder begab, die ihn aber nach dem Beschlsse der Verbndeten als Europa's Gefangenen nach St. Helena brachten, wo er nach sechs Jahren starb (5. Mai 1821).
In dem zweiten Pariser Frieden wurde Frankreich auf die Grenzen von 1790 beschrnkt, mute 700 Mill. Fr. Kriegsentschdigung zahlen und ein Bundesheer in sieben Grenzfestungen aufnehmen. Ludwig Xviii. (18151824) wurde wieder eingesetzt und die Familie Bonaparte bei Todesstrafe aus Frankreich verbannt.
Die Wiener Congreacte setzte die neuen Staatenverhltnisse fest, wiewohl in Bezug auf Deutschland in einer Weise, die den Vaterlandsfreunden nicht gefallen konnte, welche gerne Lothringen und das Elsa mit Straburg wieder mit Deutschland vereinigt ge-sehen und Preußen einen Antheil an der Nordsee (durch Ostfriesland) gegnnt htten, zumal es am meisten zur Befreiung Deutschlands beigetragen hatte.
Oesterreich, Preußen, Hannover, Bayern und Hessen erhielten Ln-derzu wachs; Oesterreich: das lombardisch-venetianische Knigreich, Tirol, Salzburg, Galizien; Preußen: Posen, Pommern, Westphalen, Neufchatel, die Rheinprovinz und einen Theil Sachsens; Ansbach und Bayreuth kamen an Bayern, Ostfriesland an Hannover. Weimar, Oldenburg und die beiden Mecklenburg wurden zu Groherz o g thme r n erhoben, Frankfurt a. M., Hamburg, Bremen, Lbeck als freie Städte belassen und smmtliche 38 deutsche Staaten Deutschlands in den deutschen Bund vereinigt, der durch den Bundestag zu Frankfurt unter Oesterreichs Vorsitz reprsentirt wurde, eine Einrichtung, die freilich das deutsche Volk nicht befriedigte, da sie mehr die Schwche und Zerrissenheit, als die Einheit und Kraft Deutschlands darstellte und frderte, und dehalb, fo lange sie bestand, die Quelle der Unzufriedenheit und aufstndischer Bewegungen des deutschen Volkes war. Ein Theil Polens wurde zum Knigreich erhoben und der Herrschaft Rulands unterstellt; Belgien und Holland zu einem Knigreich der Niederlande verbunden, Neapel an die Bourbonen zurckgegeben, Sardinien mit Savoyen und Genua vergrert.
In den Friedensjahren suchte König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen,
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Schwarzenberg Ludwig_Xviii Ludwig Napoleon Helena Ludwig_Xviii Ludwig Elsa Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Paris Laon Paris Elba Frankreich Frankreich Frankreich Elba Frankreich Paris Frankreich Frankreich Deutschland Lothringen Deutschland Nordsee Ostfriesland Deutschlands Oesterreich Hannover Bayern Hessen Oesterreich Salzburg Galizien Pommern Westphalen Sachsens Ostfriesland Hannover Weimar Oldenburg Frankfurt_a._M. Hamburg Bremen Deutschlands Frankfurt Deutschlands Belgien Holland Niederlande Neapel Sardinien Genua
Kap. 162. Julirevolution. Belgien. Polen. Deutschland. Zollverein. 201
(welches selbst die Eroberung von Algier durch den Herzog von Angou-Mme nicht tilgen konnte), bis die wirtliche Verletzung der Charte (Kap. 160, 3) von Seiten Karl's und seiner Minister die Sultretmlution veranlat?, welche ly83i/ die Verbannung Karl's X. und seiner Familie und die Erhebung der Familie Orleans in der Person Louis Philipp's (18301848) aus den franzsischen Thron zur Folge hatte.
Der Sto dieser neuen Revolution pflanzte sich zunchst in das Knig-reich der Niederlande fort, wo sich das katholische Belgien von dem protestantischen Holland losri, worauf die Konferenz in London in die geschehene Trennung willigte und aus Belgien ein eignes neutrales Knig-reich schuf (1831), dessen Krone Prinz Leopold von Sachsen-Coburg erhielt, der dem Staate eine freisinnige Verfassung gab.
In der Runde, welche nun die Revolution weiter mochte, erhob sich Polen 1830 im Warschauer Aufstand gegen Rußland; aber er wurde durch die Schlacht bei Ostrolenka (1831) niedergeschlagen und Polen in Folge der Erstrmung Warschau's durch Paskswitsch dem russischen Reiche ein-verleibt; doch behielt es eine eigene Verwaltung.
Die gleichzeitigen Aufstnde in Parma, Modena und im Kirchen-staate (1830) waren schnell unterdrckt worden.
Auch in Deutschland, wo das von der Bundesacte gegebene Versprechen landstndischer Verfassung zunchst nur von Nassau (1815), Bayern, Baden (1818), Wrttemberg," (Groherzogthum) Hessen (1819) erfllt worden war,
wirkte die franzsische Julirevolution nach und brachte Unruhen hervor, die in Braunschweig, Sachsen, Hessen-Cassel und Hannover ver-schieden? politische Vernderungen, insbesondere die endliche Einfhrung von Constitutionen zur Folge hatten. Zuletzt gab Preußen, das den lieber*
gang zu dieser neuen Verfassungsform durch zweckmige Einrichtungen erst vorbereiten wollte, wenigstens eine Provincial-Stndeverfassung, und Oesterreich erneuerte 1832 seine alten Landstnde. Aber der Grund der Unzufriedenheit der Deutschen lag tiefer. Das Hambacher Fest (1832) und das Frankfurter Attentat lieen das Verlangen des deutschen Volkes nach nationaler Einheit deutlich erkennen. Einstweilen wurde inde diese Einheit nur auf dem Handelsgebiet durch den auf Preuens Vorgang und Anregung hin zu Stande gekommenen Zollverein darge-stellt (1833).
5. Die Zeit von 1 833 bis 1859.
(Umri Ii. 86.)
Kap. 163. Sturz des Juliknigthums und die deutsche Revolution.
(1.) Zu nachhaltigen Ruhestrungen kam es inde nicht, und das einige Zusammenwirken der smmtlichen Glieder des deutschen Bundes sowohl, Als auch smmtlicher europischen Frstenhfe schien die allgemeine Ruhe auf weit hinaus zu verbrgen.
Zu dieser Ruhe trug die Politik Ludwig Philipp's das Meiste bei,
indem er im Innern Frankreichs durch das System des Juste milieu
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Louis_Philipp's Leopold_von_Sachsen-Coburg Leopold Ludwig_Philipp's Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Belgien Polen Deutschland Algier Niederlande Belgien Holland London Belgien Ostrolenka Polen Parma Modena Deutschland Nassau Bayern Baden Wrttemberg Hessen Braunschweig Sachsen Hessen-Cassel Hannover Oesterreich Frankreichs