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§. 15. Die Chinesen.
thum hochberühmt waren. Ihr Land war zu Ackerbau und Viehzucht
nicht geeignet, dagegen hatte es die besten Häfen und treffliches Bau-
holz, was sie zu Schifffahrt und Handel einlud, den sie zuerst mit
den griechischen Inseln, später aber mit entfernteren Küstengegenden trie-
den. Auch ihr Landhandel war sehr bedeutend, indem sie überall hin
Karavanen sandten, welche ihnen aus Arabien Weihrauch, Gold und Edel-
steine, aus Syrien und Aegypten Wolle und Wein, aus Aethiopien
und Indien Elfenbein, Ebenholz und Gewürze, aus Arinenien Pferde
und Maulthiere, aus dem Kaukasus Kupfer und Sklaven brachten.
Dieser Handel war größtentheils Tauschhandel, indem sie gegen
obige Waaren die Producte ihrer berühmten Webereien und Färbereien,
so wie ihrer Glashütten austauschten.
Man erzählt, es hätten sich einst phönizischc Kaufleute am Ufer des
Meeres gelagert, in den Kiessand hinein aus Salpeterstückcn einen Herd ge-
baut und ein Feuer an gezündet, um ihre Mahlzeit zu bereiten. Wie erstaunten
sie, als sie beim Abbrechen des Herdes fanden, daß durch die Hitze der Sand
mit einem Theil des Salpeters geschmolzen war und ihnen ein durchsichtiger,
fester Körper, das Glas, entgegen glänzte!
Durch diesen ihren Handel, um deswillen sie auch fast in allen be-
kannten Ländern Colonreen anlegten, wurden die Phönizier außeror-
dentlich reich, so daß Jesajas mit Recht von ihnen sagen konnte: Ihre
Kausleute sind Fürsten, und ihre Krämer die Vornehmsten im Lande.
Das ganze Land war in mehrere Städtegebiete getheilt, von welchen
jedes unter einem besondern Könige stand, die aber mit einander einen
großen Städtebund bildeten, von welchem Sidor,, und nachher Tyrus
der Vorort war.
Ihre Religion bestand in Verehrung der Natur. Ihr höchster Gott
war Baal, die Sonne; nach ihm Melkarth, welcher als Chon und als
Moloch verehrt wurde, und dem man besonders Kinder opferte, die in die
Arme des glühenden Metallbildes gelegt wurden. Außerdem verehrten sie
den Mond als Ast arte oder Astharoth (die der griechischen Venus ent-
spricht) auf eine höchst lasterhafte und unsittliche Weise, was auch aus andere
Völker, z. B. auf Israel durch Jesebel und auf die Griechen schlimmen
Einfluß hatte. Dieser Götzendienst verbunden mit der aus ihrem Reichthum
entspringenden grenzenlosen Ueppigkeit war es auch, welcher den Phöniziern
allen Sinn für ernstere Gegenstände nahm und sie zum Untergang reif machte,
der sie schon frühe traf.
11. Die Chinesen.
§. 15. |(nler den alten Kulturvölkern sind noch aufzuzählen die Chinesen,
deren Reich zu der ungeheuren Größe von 250,000 Quadratmeilen mit
333 Millionen Menschen angewachsen ist. Ihre frühere Geschichte ver-
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TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft]]
TM Hauptwörter (200): [T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
Extrahierte Ortsnamen: Syrien Indien Jesajas Israel
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§. 124. Vorreformatorische Bewegungen.
nisse der Völker außerordentlich viel beitrugen, waren die des Schieß-
pulvers (um 1340) und der Buchdruckerkunst (1440).
Vor der Erfindung des Linnenpapiers benützte man hauptsächlich Baum-
wollenpapier, welches aber bei der Kostbarkeit des Stoffes sehr theuer war.
Da kam ein Deutscher darauf, statt der Baumwolle leinene Lappen zu ver-
wenden und erfand so das Leinenpapier. Die älteste Urkunde auf Lei-
nenpapier ist vom Jahr 1318, und schon 1324 treffen wir eine Papierfabrik
in Ravensburg.
Das Schief,pulver war schon in früheren Zeiten den Chinesen und
Alt-Indern bekannt, und zur Sprengung von Felsen, theilweisc zu Bela-
gerungsgeschütz verwendet worden. Die Wiedererfindung desselben in Deutsch-
land wird einem Mönche, Namens Berthold Schwarz zugeschrieben.
In der Schlacht von Crecy (1346) wurde es bei grobem Geschütz angewen-
det, und schon 1381 kommen Handbüchsen vor.
Der Erfinder der Buchdruckerkunst hieß Johannes Guttenberg aus
dem Rittergeschlcchte der G e n s f l e i sch von Sorgenloch zu Mainz. In
früherer Zeit mußten alle Bücher abgeschrieben werden, und konnten deßhalb,
da sie sehr theuer waren, nur von Reichen gekauft werden. Man versuchte
zuerst kleine Bücher seitenweise in .Holztafeln zu schneiden und so abzu-
drucken ; aber auch das war noch sehr mühsam und kostspielig. Da kam Gut-
tenberg darauf, die Buchstaben zu trennen, die er dann mittelst Fäden an-
einander reihte, mit Tinte oder Lampenruß bestrich, und so abdruckte. Dieß
versuchte er zuerst in Straßburg. Von dort begab er sich in seine Vaterstadt
Mainz zurück, und gründete mit dem reichen Goldschmied Johann Faust
die erste Druckerei 1440, welche später, als Guttenberg aus dem Geschäfte ver-
drängt worden war, durch Peter Schösser vervollkommnet wurde, der die
Matrizen und die Druckerschwärze erfand. Anfangs wurde die Erfindung ge-
heim gehalten, und die Erfinder selbst, welche eine Bibel um 30 Goldgulden
verkauften, während der Preis einer geschriebenen 400—500 Gulden war,
wurden als Zauberer verschrieen; denn cs waren besonders die Mönche, welche
bis dahin viel Geld mit Bücherabschreiben verdient hatten, mit der neuen
Kunst höchst unzufrieden. Im Jahr 1462 aber zerstreuten sich die Gehilfen
Fausts bei einer Eroberung der Stadt Mainz überallhin, und durch sie ent-
standen an mehrern Orten Deutschlands und Italiens neue Druckereien.
2. Vorreformatorische Bewegungen.
§- 124. Seit den Concilien zu Constanz und Basel hatten sich auf
dem religiösen Gebiete bedeutende Bewegungen gezeigt, die, wenn
auch mehr innerlich, doch entschieden auf eine durchgreifende Erneuerung
der Kirche hinzielten. Es wurde immer klarer, daß an die Besserung
der religiös-sittlichen Zustände Hand angelegt werden müsse, und es
traten deshalb schon vor der Reformation Vorläufer derselben auf,
die theils auf die Heiligung des innern und äußern Menschen drangen,
theils eine Unrgestaltung der Theologie und Kirchenlehre anstrebten.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
Extrahierte Personennamen: Berthold_Schwarz Crecy Johannes_Guttenberg Johann Guttenberg Peter_Schösser Vorreformatorische