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1. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 146

1894 - Leipzig : Voigtländer
146 des bei Pirna eingeschlossenen schsischen Heeres heranrckten, wurden bei Lowo-sitz geschlagen, das schsische Heer wurde gefangen genommen, Sachsen wurde nun wie preuisches Gebiet verwaltet und mute Friedrich einen groen Teil der Mittel zum Kriege liefern. Das war der Anfang des groen siebenjhrigen Krieges^' b) Schlacht bei Pr^ag (1757). Friedrichs pltzlicher Angriff brachte alle seine Feinde in Bewegung. Die sterreicher rckten von Bh-mett heran, die Russ en besetzten Ostpreuen (und behaupteten es vier Jahre), die Schweden, welche im Frhjahr 1757 dem Bunde beigetreten waren, fielen in das preuische Pommern ein, die Franzosen besetzten die Kleveschen Lande und drangen nach der Elbe vor, ja selbst das Deutsche'reich sandte ein Heer aus, um den Preuenknig, gegen den als Reichsfriedensbrecher" im Januar der Reichskrieg beschlossen wordenwar, demtigen zu helfen. So stand eine Macht von mehr als einer halben Million Krieger gegen ihn unter Waffen, denen er kaum 290 000 Mann entgegenstellen konnte. Aber er verzagte ebensowenig als sein Volk und seine tapfern Krieger. Die sangen wohl-gemut: Fridericus rex, unser König und Herr, der rief seine Soldaten allesamt ins Ge-wehr, zweihundert Bataillons und an tausend Schwadronen, und jeder Grenadier kriegte 60 Patronen. Ihr Jungens all," sprach Se. Majestt, da jeder in der Bataille seinen Mann mir steht! Die Kaiserin hat sich mit den Franzosen alliiert und das rmische Reich gegen mich revoltiert. Die Russen sind gefallen in Preußen ein: Auf, lat uns zeigen, da wir brave Landeskinder fem!"" In einer geheimen Weisung an einen Minister schreibt er: Wenn ich das Unglck htte, vom Feinde gefangen zu werden, so verbiete ich, da man auf meine Person die geringste Rcksicht nehme." Bei Prag in Bhmen errang er (6. Mai) einen Sieg der die sterreicher. Es war ein heier Kampf; reihenweise wurden die mutig anstrmenden Preußen von dem gewaltigen Kanonenfeuer der Feinde zu Boden geschmettert. Da ergreift der greise Feldmarschall Schwerin die Fahne, und mit dem Rufe: Mir nach, Kinder!" fhrt er seine Grenadiere gegen die donnernden Feuerschlnde. Alsbald sinkt er, von fnf Kar-ttfchenkugeln durchbohrt, nieder. Sein Heldentod entflammt die Preußen zur hchsten Tapferkeit; unaufhaltsam dringen sie vorwrts; zuletzt durchbricht Friedrich selbst den Mittelpunkt der feindlichen Schlachtreihe, und der Sieg ist gewonnen. (Fontane, Schwerins Tod. Gleim, Siegeslied nach der Schlacht bei Prag.) ; c) Schlacht bei Kolin (1757). Einige Wochen spter stand Friedrich bei dem bhmischen Stdtchen Kolin einem zweiten sterreichischen Heere gegenber, welches der in Prag nun eingeschlossenen sterreichischen Armee zu Hilfe kam. Mutig griff er die doppelt so zahlreichen Feinde an. In der Schlacht fhrte der König selbst mit dem Degen in der Hand eine Kompagnie gegen eine sterreichische Batterie. (Wollen denn Ew. Majestt die Batterie allein erobern?") Der knigliche Held wurde zum erstenmal geschlagen. Die Gegner jauchzten. Die vllige Demtigung des Preuenknigs schien nahe; denn viele Niederlagen konnte feine kleine Macht nicht ertragen. Seine Gegner beherrschten ja 90 Millionen Menschen, er dagegen nur fnf. Schon rckten die Franzosen gegen Sachsen vor, um die Preußen daraus zu vertreiben.

2. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare - S. 92

1912 - Habelschwerdt : Franke
92 von Seuchen viel zu leiden; doch trat ein groer Teil von ihnen die Fahrt nach dem Heiligen Lande an. Auch Friedrich segelte mit dem Landgrafen Ludwig von Thringen, dem Gemahl der hl. Elisabeth, ab, kehrte jedoch bald wegen Krank-heit zurck. Ludwig starb. Papst Gregor Ix., der Nachfolger Honorius' Iii., hielt aber die Krankheit des Kaisers fr Verstellung und belegte ihn deshalb mit dem Bann. Trotzdem trat Friedrich im Jahre 1228 zum zweitenmal den Zug an. Durch friedliche Unterhandlungen mit dem Sultan von gypten erreichte er, da die Christen Jerusalem, Bethlehem. Nazareth und den Kstenstrich von Joppe bis Sidon erhielten. Nach seiner Rckkehr shnte sich der Kaiser durch Vermittlung seines Freundes Hermann von Salza, des Hochmeisters des Deutschen Ritterordens, mit dem Papste wieder aus und wurde vom Banne befreit. 4. Friedrichs Ttigkeit im Knigreich Neapel. Friedrich voll-endete nun die Reform der Verfassung und Verwaltung seines unteritalienischen Knigreichs. Die Grundlage dieses Staates war nicht mehr das Lehnswesen und die Naturalwirtschaft, sondern die Geldwirtschaft. Die Beamten bekamen Gehalt wie in den heutigen Staaten. Neben das Vasallenaufgebot trat ein Sldner-Heer, in das der Kaiser viele Sarazenen aufnahm. Die Staats-einnahmen setzten sich aus Ertrgen der Krongter und aus direkten und indirekten Steuern zusammen. Vor dem Gesetze sollten alle Untertanen gleich sein. Auf die sizilischen Reichstage schickten auch die Städte Vertreter. Die Rechte der Städte, des Adels und die Selbstndigkeit der Kirche suchte Friedrich zu beschrnken, um eine absolute Herrschaft aufzurichten. Durch ein Gesetzbuch schuf er ein einheitliches Recht. Friedrich war nicht nur ein gewandter Staatsmann, sondern auch ein eifriger Frderer der Wissenschaften und Knste. Sein Hof zu Palermo, wo er sich mit orientalischer Pracht umgab, war der Sammelplatz von Dichtern und Gelehrten. Schon im Jahre 1224 hatte Friedrich zu Neapel eine glnzend ausgestattete Universitt gegrndet. Er sammelte Werke der klassischen Dichter, legte Tiergrten an und lie Nachgrabungen nach alten Kunst-werken anstellen. 5. Friedrich Ii. in Deutschland, 12331236. Whrend Friedrich fern vom Reiche seine Hausmacht im Sden befestigte, setzten die Fürsten und die aufblhenden Städte Hamburg und Lbeck ihre Kolonialpolitik im Nordosten Deutschlands fort. Sie schlugen 1227 den Dnenknig, dem der Kaiser die Gebiete im Norden und Osten der Elbe preisgegeben hatte, um ihn von

3. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare - S. 283

1912 - Habelschwerdt : Franke
283 Zweiter Abschnitt. Das Zeitalter Friedrichs des Grosten. Friedrich Ii., der Groe, 17401786. 1740-1786 1. Friedrichs Regierungsantritt und erste Manahmen. Durch die traurigen Erlebnisse seiner Jugend war Friedrich frhzeitig ein reifer Mann geworden. Je lter er wurde, desto mehr lernte er die Bedeutung seines Vaters fr den Preuischen Staat wrdigen. In Rheinsberg legte er seine Gedanken der die Aufgaben eines Fürsten in der kleinen Schrift Antimachiavelli" (vgl. S. 157) nieder. Diese Abhandlung gibt sowohl von einem ernsten Studium als auch davon Zeugnis, da sich Kronprinz Friedrich seiner spteren hohen Aufgabe immer bewut geblieben ist. Kurz vor seinem Tode machte Friedrich Wilhelm seinen Sohn damit bekannt, wie Preußen in der bergischen Angelegenheit (S. 269) vom Wiener Hofe be-handelt worden war. Als Friedrich Ii. 1740 die Regierung antrat, kehrte er zum Erstaunen aller, selbst seiner nchsten Bekannten, den Herrscher hervor. Er forderte von seinen Ministem, da sie das Wohl des Landes der jedes andere Interesse, auch der das persnliche des Kmgs, stellen sollten. Die Verwaltung, die sein Vater geschaffen hatte, lie er unverndert; auch zeigte er sich bald so sparsam wie dieser. Das Potsdamer Riesenregiment lste er auf und Verwendete das dadurch ersparte Geld zu einer Vermehrung des Heeres um 20000 Mann. Den Offizieren schrfte er ein, da sie die Soldaten menschlich behandeln und nicht blo schne, sondern auch gute und brauchbare Truppen heranbilden sollten. Eine semer ersten Regierungsmanahmen war die Abschaffung der Folter. Auch fhrte er den Grundsatz der Duldung durch; er erklrte, da in seinem Lande jeder nach seiner Fasson selig werben knne". Den Philosophen Wolfs, den Friedrich Wilhelm I. wegen seines Freisinns aus dem Lande gewiesen hatte, rief der neue König wieder an die Universitt zu Halle zurck. Ehrgeizig, persnlich tchtig, voll Vertrauen auf ein starkes Heer und eine volle Staatskasse, setzte sich Friedrich Ii. als Ziel setnes Strebens, die Grenzen seines Staates abzurunden und zu erweitern und Preußen zu einer Gromacht zu erheben. Koser, König Friedrich der Groe. 2 Bde. Stuttgart 1893-1903. Im* 5&e- Leipzig und Bielefeld 1901. - "* w" it kmm - "antima*i"

4. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare - S. 302

1912 - Habelschwerdt : Franke
302 Emdener Handelskompagnie, die chinesische und bengalische Handels-gesellschaft, konnten sich bei dem Mangel einer Kriegsflotte nicht halten. Durch die neu gegrndete Bank in Berlin wurde der Geldverkehr sehr erleichtert und den Kaufleuten Geld zu niedrigem Zinsfu geliehen. d. Das Steuerwesen. Die Staatseinknfte suchte Friedrich unausgesetzt zu vermehren; doch sollten die Untertanen, namentlich die rmeren, nicht zu sehr gedrckt werden. Darum erhhte er nicht die direkten Steuern, welche die Bauern zu zahlen hatten, sondern wandte nach dem Siebenjhrigen Kriege seine Aufmerksamkeit besonders den indirekten Steuern, der Akzise und den Zllen, zu. Mit Hilfe eines franzsischen Finanzmannes fhrte er 1766 die itcgie, eine Behrde mit besonderen Beamten fr die einheitliche Verwaltung der indirekten Steuern, ein. Ungefhr den zehnten Teil der Regiebeamten (etwa 200) lie Friedrich aus Frankreich kommen. Die Abgaben fr Luxusartikel, fr Wein und Bier wurden erhht und fr die auslndischen Waren nach franzsischem Muster Zoll-mter an den Grenzen errichtet. Der Handel mit Salz, Tabak und Kaffee wurde dem Staate vorbehalten (Monopol"). Da die Regie-beamten (..Kaffeeriecher") Haussuchungen vornehmen durften, waren sie beim Volke verhat. Der ausgedehnte Schmuggel lie sich aber nicht unterdrcken. Friedrich brachte die Staatseinnahmen von 7 auf 22 Millionen Taler und sammelte einen Staatsschatz von 55 Millionen. e. Das Rechtswesen. Friedrich schaffte bald nach seinem Regierungsantritt die Folter ab, die zur Erpressung von Gestand-nissen angewendet wurde. Nach dem zweiten Schlesischen Kriege begann er mit dem Minister Cocceji die Rechtspflege zu verbessern. Durch die Kammergerichtsordnung von 1748 wurde das ganze preuische Rechtswesen auf neue Grundlagen gestellt. Whrend bisher Gutsbesitzer, Brgermeister und Landrte Recht gesprochen hatten, wurde jetzt die Rechtspflege von der Verwaltung getrennt und das Gerichtsverfahren beschleunigt. Nur Rechtskundigen sollten Richterstellen bertragen werden. Die Richter erhielten ein aus-kmmliches Gehalt; die Gerichtsgebhren flssen jetzt in die Staats-kasse. Auf diese Weise suchte der König der Bestechung und der Verschleppung der Prozesse vorzubeugen. (Geliert, Der Proze.) Nach dem Siebenjhrigen Kriege lie der König von Carmer und dem schlesischen Rechtsgelehrten Svarez ein neues Gesetzbuch Oncken, Das Zeitalter Friedrichs des Groen: Die Reform des Rechtswesens unter Friedrich d. Gr. Friedrich d. Gr. der unparteiische Rechtspflege. Atzler, Qu. u. L. Ii. Nr. 62 u. 52b. Ergnzungen Nr. 21.

5. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare - S. 309

1912 - Habelschwerdt : Franke
309 Friedrichs des Groen, seinen Staat im Geiste der Aufklrung zu refor-mieren. Durch ein Toleranzedikt stellte Joseph Ii. die Konfessionen vor dem brgerlichen Gesetze gleich; er hob die beschaulichen Orden auf, beschrnkte die Pracht des katholischen Gottesdienstes, stellte die Ausbildung des Klerus unter staatliche Aufsicht und suchte die Kirche den Staatszweckcn dienstbar zu machen. (Josephinismus".) Das Vermgen von mehr als 700 Klstern wurde eingezogen und fr kirchliche und Schulzwecke verwendet. Viel Kirchengut wurde aber auch durch gewissenlose Beamte seiner Be-stimmung entzogen. Joseph Ii. hob die Leibeigenschaft auf und fhrte die Pre-freiheit ein. Um einen Einheitsstaat zu schaffen, begann er mit der Germanisierung der nichtdeutschen Vlkerschaften seines Reiches. Seine Bestrebungen, Bayern zu erwerben, wurden durch Friedrich den Groen vereitelt. Joseph Ii. war ein edler Fürst und hatte die besten Absichten. Er ging aber oft ohne rechte berlegung vor; deshalb erhob sich in vielen Teilen seines Reiches lebhafter Widerspruch. Auf Joseph Ii. folgte sein Bruder Leopold Ii., 17901792. Es gelang ihm, den Aufruhr, der in Belgien infolge der Reformen Josephs Ii. ausgebrochen war, wieder zu unterdrcken. 2. Frankreich. Hier folgte auf Ludwig Xiv. sein Urenkel Ludwig Xv., unter dessen Regierung sich die Zustnde in Frankreich derartig verschlimmerten, da alles auf eine gewaltsame nderung hindeutete. 3. England und Nordamerika. In England herrschte seit 1714 das Haus Hannover. Die ersten drei Könige aus diesem Hause waren Georg I., 1714-1727, Georg Il, 1727-1760, und Georg Iii., 1760-1820. Georg Ii. beteiligte sich als Verbndeter sterreichs am fter-reichischen Erbfolgekriege, dann, mit Preußen verbndet, am Siebenjhrigen Kriege (S. 288) und fhrte gleichzeitig mit Frankreich den siebenjhrigen Seekrieg, den erst Georg Iii. beendete. Unter Georg Iii. erwarb England das reiche Ostindien und durch den Weltumsegler Cook (kuhk) Teile von Australien. Nordamerika ging den Englndern aber durch den Nordamerikanischen Freiheitskrieg verloren. Der Nordamerikanische Freiheitskrieg, 1775-1783. Die Zahl der englischen Kolonien in Nordamerika, deren Bevlkerung durch europische Auswanderer stetig vermehrt wurde, war gegen Ende des 18. Jahrhunderts allmhlich auf dreizehn gestiegen. Sie gelangten durch den Flei der Bewohner und den Reichtum des Landes an Fischen, Holz, Eisen, Pelzwerk, Kolonialgewchsen und Getreide zu hohem Wohlstande. Die Kolonien standen nur in geringer Abhngigkeit von England. Sie regierten und besteuerten sich selbst und zahlten ans Mutterland keine Abgaben. England beanspruchte fr den Schutz der Kolonien nur das Handelsmonopol. Als die englische Regierung zur Tilgung der Staatsschulden, die der Seekrieg

6. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare - S. 318

1912 - Habelschwerdt : Franke
318 Haydn schuf jugendfrische Symphonien und Oratorien (Die Schpfung", Die Jahreszeiten"). Mozart komponierte Opern, die sich durch hohe Schnheit und liebliche Melodien auszeichnen (Figaros Hochzeit", Don Juan", Zauberflte"). In Beetho-vens Werken erreichte die deutsche Tonkunst ihre klassische Vollendung (Fidelio", Symphonien, Missa solemnis) (Vgl. Musikgeschichte.) Dritter Zeitraum. Das Zeitalter der Revolution, 17891815. Erster Abschnitt. Die franzsische Revolution, 17891799. 1. Die wirtschaftlichen Verhltnisse des franzsischen Volkes unter Ludwig Xv. und Xvi. Whrend die Vertreter des auf-geklrten Absolutismus (S. 311) das wirtschaftliche Gedeihen ihrer Lnder gefrdert hatten, war in Frankreich hierfr nichts geschehen. Der Staat, der am Merkantilismus festhielt, bevormundete das gesamte wirtschaftliche Leben und hinderte dessen Entwicklung. Ludwig Xiv. hatte infolge seiner vielen Kriege und der kostspieligen Hofhaltung eine Schuldenlast von 3 Milliarden Frank hinterlassen. Beim Regierungsantritte Ludwigs Xv. berstiegen die jhrlichen Ausgaben die Einnahmen um 100 Millionen. Den Ausfall suchte man durch neue Anleihen zu decken. a. Die Notlage de Volke. Die Bevlkerung war in drei Stnde eingeteilt: den Adel, den hheren Klerus und die Brger und Bauern. Obgleich die beiden ersten Stnde der zwei Drittel des Grundbesitzes verfgten und alle eintrglichen mter besaen, zahlten sie nur sehr wenig Steuern. Die Abgaben muten von den minderbegterten Brgern und Bauern aufgebracht werden. Es wurden nicht blo die hohe Grundsteuer, sondern auch eine Kopfsteuer, Weinsteuer, Salzsteuer und viele andere Abgaben erhoben, so da dem Bauer kaum soviel brig blieb, um sein Leben zu fristen. Hierzu kam noch, da der Staat die Steuern nicht selbst erhob, sondern sie an Gesellschaften verpachtete, die sich bei der Eintreibung der Abgaben die grten Erpressungen zuschulden kommen lieen. Wer nicht bezahlen konnte, wurde ins Gefngnis geworfen, wo er von seinen Angehrigen verpflegt werden mute, bis die Steuern bezahlt waren. Alljhrlich vergrerte sich die Menge des unbestellten Ackers, und die Zahl der Bettler und Ruber wuchs ungeheuer.

7. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare - S. 319

1912 - Habelschwerdt : Franke
319 Die Städte hatten das Recht erkauft, sich selbst zu besteuern, und uach hier wlzten die Wohlhabenden und Einflureichen die Last auf die Armen. Das Handwerk konnte sich infolge des strengen Zunftzwanges nicht frei entwickeln. Die Armenpflege berlie der Staat der Kirche, die auf diesem Gebiete Groartiges leistete ^Vinzenz von Paul, die Barmherzigen Schwestern), aber allein nicht imstande war, die soziale Not zu beseitigen. In dem ppigen Hofleben hatte der Adel, der sich hochmtig von den Brgern und Bauern abschlo, allen Einflu auf das Volk verloren. Auch die hohen kirchlichen Wrden waren den adligen Familien vorbehalten. Whrend die Erzbischfe und Bischfe ein frstliches Einkommen bezogen und meist ein ganz weltliches Leben fhrten, war das Gehalt der Pfarrer und Vikare so gering, da viele auf milde Gaben angewiesen waren. So waren Feudalitt, d. h. die auf das mittelalterliche Lehnswesen sich grndende Bevorzugung des Adels, und Fiskalitt, d. h. die staatliche Bevormundung des Volkes und seine Ausbeutung fr die Staatskasse (Fiskus) ohne Rcksicht auf das wirtschaftliche Gedeihen des Landes, die beiden Hauptbel des franzsischen Staates. b. Die .Regierung Luwig Xv. Am Hofe Ludwigs Xv. herrschte ein sittenloses Leben, so da die Achtung vor der monarchischen Wrde vernichtet wurde. Der König lie sich von schm-losen Weibern, wie der Marquise von Pompadour, beherrschen, welche die Offiziers- und Beamtenstellen ihren Gnstlingen bertrugen und ungeheure Summen verschwendeten. Das schlechte Beispiel, das der Hof gab, wurde bald nachgeahmt, und es ri in der vor-nehmen Welt eine groe Sittenlosigkeit ein. Der Unglaube nahm berhand; die Heiligkeit der Ehe wurde nicht mehr geachtet, und die Erziehung der Kinder blieb fremden Personen berlassen. Auch die uere Politik stand unter dem Einflsse.der Maitressen des Knigs. So beteiligte er sich ohne Grund an dem sterreichischen Erbfolgekriege (S. 285) und dem Siebenjhrigen Kriege (S 288), durch die das Ansehen der Armee erschttert und die Schuldenlast des Landes vermehrt wurde. Es fehlte eine unparteiische Rechtspflege. Die Richter-stellen waren kuflich. Geheime Haftbefehle (lettres de cachet), die den Gnstlingen des Hofes berlassen wurden, machten es mglich, miliebige Personen ohne Angabe der Grnde verhaften zu lassen. Das Heer bestand aus den Shnen der armen Landbevlkerung und aus angeworbenen Auslndern. Die Offiziersstellen waren kuflich, wurden aber nur an Adlige vergeben. Unter den schlecht bezahlten Soldaten herrschte Ziellosigkeit; die Disziplin war

8. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare - S. 320

1912 - Habelschwerdt : Franke
320 gelockert, und die Regierung konnte sich auf die Offiziere nicht verlassen. C. Dos geistige Leben unter odroig Xv. Der Trger der Bildung war der dritte Stand (tiers-etat) oder die aus Kaufleuten, Fabrikanten, Knstlern, Beamten. Gelehrten, rzten und Advokaten bestehende Bourgeoisie. Aus diesen Kreisen gingen die sog. Philosophen hervor. Es waren meist freigeistige Gelehrte und Schriftsteller, die an den staatlichen und kirchlichen Zustnden eine scharfe Kritik bten. Diderot und d'alembert gaben mit anderen Schriftstellern (Rousseau, Voltaire) eine Enzyklopdie, d. h. ein Wrterbuch der Wissenschaften und Knste (Konversationslexikon), heraus, das heftige Angriffe auf das Christentum enthielt. Montes-q u i e u wandte sich gegen den absoluten Staat und pries die konstitutionelle Regierungsform; Rousseau forderte in seiner Schrift: der den Gesellschaftsvertrag" Gleichheit, Freiheit und Volkssouvernitt. Besonders verderblichen Einflu bte Voltaire auf seine Zeitgenossen aus. Er war Philosoph, Dichter und Geschichtschreiber und wandte sich in den meisten seiner Schriften mit boshaftem Witz und beiendem Spott gegen die Kirche. d. Als der Noramerikanifcke Freikeitskrieg (S. 309) ausbrach, begeisterte sich das franzsische Volk fr die Sache der Republikaner, und selbst Shne vornehmer Familien gingen als Freiwillige nach Nordamerika. Der Sieg der Amerikaner machte auf die Franzosen, die mit den bestehenden Verhltnissen unzufrieden waren, einen tiefen Eindruck. 2. Die Reformversuche Ludwigs Xvi. Ludwig Xvi., der 1774 den Thron bestieg, war ein sittenreiner und sparsamer, aber wenig tatkrftiger Fürst. Bei seinem Regierungsantritt betrug der jhrliche ^Fehlbetrag des Staatshaushalts 198 Millionen Frank. Der König begann bald mit Reformen, die aber ohne Erfolg blieben, da er sich von der an ihren Feudalrechten festhaltenden Hofgesell-schaft beeinflussen lie. Infolgedessen wuchs die Erbitterung des Volkes. Sein Ha richtete sich besonders gegen die Gemahlin des Knigs, Marie Antoinette, die Tochter Maria Theresias, die bei ihrer Arglosigkeit das Opfer schamloser Verleumdungen wurde. (Halsbandgeschichte".) Als der tchtige Finanzminister Turgot mit seinen Reformen dem hohen Adel miliebig wurde, entlie ihn der König. Auch Necker, Turgots Nachfolger, wute die Finanznot nicht zu beseitigen. Auf Neckers Rat, der 1788 zum zweitenmal zum Finanzminister ernannt worden war, berief der König die Reichsstnde, die seit 1614 nicht mehr einberufen worden waren. Oncken, Das Zeitalter der Revolution, des Kaiserreichs und der Befreiungskriege. 1. Bd. Berlin 1884.

9. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare - S. 326

1912 - Habelschwerdt : Franke
326 hervorgegangen. Unter dem. Vorgeben, fr die hchsten Gter der Menschheit: Freiheit, Gleichheit und Brderlichkeit, zu kmpfen, waren Regierung und Verwaltung vernichtet, alle Leidenschaften entfesselt, die Besitzenden beraubt und alle irgendwie Hervorragenden ermordet worden. So fhrte die Revolution zum blutigsten Despo-tismus und schlielich zur Militrdiktatur. Die Lehren von dem Rechte des Volkes auf Teil-nhme an der Regierung, von der Rechtsgleichheit aller Menschen, von dem Rechte auf Sicherheit der Person und des Eigentums und auf die Freiheit des Gedankens gingen aber durch die franzsische Revolution in das Bewutsein der europischen Völker der. Die Kriege, welche die Revolution hervorrief, fhrten zu einer Umgestaltung Europas. Ureuhen unter Friedrich Wilhelm Ii. 1786-1797 17861797 1. Seine Persnlichkeit. Friedrich dem Groen folgte in der Regierung sein Neffe Friedrich Wilhelm. Er war der Sohn von Friedrichs ltestem Bruder August Wilhelm, der während des Siebenjhrigen Krieges gestorben war. Friedrich Wilhelm Ii. war ein stattlicher Mann und ein tapferer Soldat. Milde und Wohl-wollen erfllten ihn, und sein Wahlspruch lautete: Aufrichtig und standhaft." Aber es fehlten dem Könige die weise Spar-samkeit und die Tatkraft seines Vorgngers; auch neigte er zum Genuleben. Er lie sich von Gnstlingen und Schmeichlern be-herrschen, die sein Vertrauen zum Nachteil des Staates mibrauchten. 2. Seine innere Politik. Beim Antritt seiner Regierung wurde Friedrich Wilhelm Ii. vom Volke freudig begrt, und seine ersten Manahmen entsprachen auch den Hoffnungen der Untertanen. Er schaffte die verhate Regie und das Tabaks- und Kaffeemonopol ab; die franzsischen Akzise- und Zollbeamten entlie er und besetzte ihre Stellen mit Inlndern. Auch die Zlle wurden ermigt; Kanal- und Wegebauten kamen dem Handel zugute. Die Behandlung der Soldaten wurde milder. Die Fortschritte, welche die Kriegskunst in Frankreich machte, blieben aber unbercksichtigt. Das Rechtswesen erhielt durch das Allgemeine Land-recht (S 303), das unter der Regierung des Knigs vollendet und 1794 verffentlicht wurde, eine sichere Grundlage. Die Kunst fand an Friedrich Wilhelm Ii. einen freigebigen Gnner. Unter ihm wurden in Berlin das Brandenburger Tor und das Schauspielhaus erbaut. Seine Hofkapelle geno

10. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare - S. 387

1912 - Habelschwerdt : Franke
387 Wacht am Rhein" und Hoffmann von Fallersleben das Lied Deutschland der alles". Die von Frankreich drohende Gefahr lie die Mngel der Verfassung des Deutschen Bundes (S. 378) von neuem zutage treten. Darum wuchs in Deutschland die Sehn-sucht nach nationaler Einigung und grerer politischer Freiheit von Jahr zu Jahr. Die groe Erregung, die das deutsche Volk erfllte, fand in den Gedichten und Schriften Heines, Herweghs, Freiligraths, Dingelstedts, Hoffmanns von Fallersleben (das Junge Deutschland") lebhaften Ausdruck. Die Wirtschaft-liche Not, die in den vierziger Jahren herrschte (Elend der schleichen Weber, das Hungerjahr 184647), fhrte hier und da zu blutigen Auftritten (Weberunruhen in Schlesien 1844) und trug zur Verbreitung der aus Frankreich kommenden sozialistischen Ideen bei. 4. Der Vereinigte Landtag in Preußen. Friedrich Wilhelm Iii. hatte seinem Volke eine Verfassung versprochen. Friedrich Wilhelm Iv. konnte sich aber nicht dazu entschlieen, dieses Versprechen zu erfllen. Durchdrungen vom Gefhl seiner hohen Wrde, wollte er nicht, da sich ein geschriebenes Blatt Papier zwischen ihn und sein Volk drnge". Um aber das Verlangen der Untertanen nach Teil-nhme an der Regierung zu befriedigen, berief er am 3. Februar 1847 die einzelnen Provinziallandtage nach Berlin und verlieh diesem Vereinigten Landtage" das Recht, bei der Einfhrung neuer und der Erhhung alter Steuern die Zustimmung zu erteilen oder zu verweigern. der die ihr vorgelegten Gesetzentwrfe durfte sich diese Versammlung aber nur gutachtlich uern. Die Ab-geordneten verlangten jedoch, 1. da der Landtag eine stndige Einrichtung werde und jhrlich zusammentrete, 2. da seine Sitzungen ffentlich seien, und 3. da er nicht nur das Recht der Steuer-bewilligung, sondern auch die Aufsicht der die Verwendung der Staatsgelder erhalte. Der König erklrte aber bei der Erffnung des Vereinigten Landtages, da keine Macht der Erde ihn veranlassen knne, das natrliche Verhltnis zwischen Fürst und Volk in ein konstitutionelles zu verwandeln". Darum blieb das Verlangen des Volkes unbefriedigt. Die Revolution im Jahre 1848 und der Kamps um die Einigung Deutschlands. 1. Die Februarrevolution in Frankreich, 1848. König Louis Philipp (S. 385) begnstigte besonders den wohlhabenden Brger- Biedermann. Dreiig Jahre deutscher Geschichte: Der deutsch-nationale Gedanke tn den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Einfhrung des Vereinigten Landtages. Atzler. Qu. u. L. Iii. Nr. 6 u. 9. 25*
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