Das frnkische Herrscherhaus.
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Kirchenhupter vorzubeugen, lie der König sich die entscheidende Stimme bei der Papstwahl bertragen. Die Synode zu Sutri be zeichnet den Hhepunkt der kaiserlichen Macht dem Papste gegenber. Heinrich lie dann einen D e u t s ch e n als Clemens Ii. z u m Papste whlen-und erhielt von ihm die Kaiserkrone. Spter setzte er noch dreimal Deutsche auf den ppstlichen Stuhl. Ebenso wie Kaiser Heinrich Ii. folgte er den von dem Kloster zu Clugny ausgehenden Anregungen und war eifrig auf die Hebung der Kirchenzucht bedacht. Die kirchliche Reformpartei der Eluniacenser, die so immer mchtiger wurde, wollte aber die Kirche auch von aller staatlichen Gewalt unab-hngig machen. Mit diesem Streben war der Anspruch der deutschen Könige, die wichtigsten geistlichen Wrdentrger zu ernennen, auf die Dauer nicht vereinbar.
Auf die Anregung der Cluniacenfer wurde im westfrnkischen Reiche und in Burgund der Gottesfriede eingefhrt. Da das Fehdewesen nicht mit einem Schlage ausgerottet werden konnte, so bestimmte der Gottesfriede, da in der Hlfte der Woche (von Mittwoch, anderwrts von Donnerstag oder Freitag abends bis Montag frh), sowie an allen kirchlichen Festtagen und während ge-wisser Festzeiten (3. B. Advents- und Fastenzeit) die Fehde ruhen solle.
3. Heinrich Iv. (10561106).
a) Die vormundschaftliche Regierung (10561065).
Durch Heinrichs Iii. frhen Tod fiel das Reich an seinen erst sechsjhrigen, bereits zum Könige gewhlten gleichnamigen Sohn. Seine Mutter, Agnes von Aquitanien, war als Reichsverweserin schwach und unselbstndig. Dem schwbischen Grafen Rudolf von Rheinfelden verlobte sie ihre Tochter und bertrug ihm das erledigte Herzogtum Schwaben, dem schsischen Grafen Ottovvnnvrdheim verlieh sie Bayern. Aber vergebens suchte sie hierdurch unter den Fürsten, welche die Unmndigkeit des Knigs zur Erringung grerer Selbstndigkeit benutzten, eine feste Sttze zu finden. Es entstand schlie-lich eine Verschwrung geistlicher und weltlicher Fürsten gegen die Kaiserin. Die Verschworenen entfhrten durch List den jungen Heinrich von dem Hoflager auf der Insel Kaiserswerth (bei Dsseldorf) nach Cln. Hier bernahm der strenge, ehrgeizige Erzbischosannovon Cln die Erziehung des Knaben. In die Reichsregierung mute er sich nach dem Beschlsse der Fürsten mit dem Erzbischosadalbert von Bremen teilen. Dieser bte durch allzu groe Nachsicht gegen die aufkeimenden Leidenschaften Heinrichs einen schlimmen Einflu auf den jungen Herrscher aus. Auf sein Betreiben wurde Heinrich als Fnf^ zehnjhriger (1065) fr mndig erklrt.
Stein, Geschichte. C. Iv 5
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_lie Heinrich Clemens_Ii Heinrich_Ii Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Heinrichs Agnes_von_Aquitanien Rudolf Rudolf Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrich Heinrich
Das frnkische Herrscherhaus.
69
bedacht. Die kirchliche Reformpartei der Cluniacenser, die so immer mchtiger wurde, wollte aber auch die Kirche von aller staatlichen Geroalt unabhngig machen. Mit diesem Streben war der Anspruch der deutschen Könige, die Wichtigsten geistlichen Wrdentrger zu ernennen, auf die Dauer nicht vereinbar.
Auf die Anregung der Cluniacenser wurde im westfrnkischen Relche und in Burgund der Gottesfriede eingefhrt. Da das Fehde-Wesen nicht mit einem Schlage ausgerottet werden konnte, so wurde durch den Gottesfrieden bestimmt, da in der Hlfte der Woche lvon Mittwoch, anderwrts von Donnerstag oder Freitag abends bis Montag frh),
sowie an allen kirchlichen Festtagen und während gewisser Festzeiten (3. B. Advents- und Fastenzeit) die Fehde ruhen solle.
3. Heinrich Iv. (10561106).
a. Die vormundschaftliche Regierung (10561065)* 45.
Durch Heinrichs Iii. frhen Tod fiel das Reich an seinen erst sechsjhrigen, bereits zum Könige gewhlten gleichnamigen Sohn. Seine Mutter, Agnes von Aquitanien, war als Reichs-Verweserin schwach und unselbstndig. Dem schwbischen Grafen Rudolf von Rheinfelden verlobte sie ihre Tochter und ber-trug ihm das erledigte Herzogtum Schwaben, dem schsischen Grafen Otto von Nordheim verlieh sie Bayern. Aber ver-gebens suchte sie hierdurch unter den Fürsten, welche die Un-mndigkeit des Knigs zur Erringung grerer Selbstndigkeit benutzten, eine feste Sttze zu finden. Es entstand schlielich eine Verschwrung geistlicher und weltlicher Fürsten gegen die Kaiserin. Die Verschworenen entfhrten durch List den jungen Heinrich von dem Hoflager auf der Insel Kaiserswerth (bei Dsseldorf)
nach Cln. Hier bernahm der strenge, ehrgeizige Erzbischof Anno von Cln die Erziehung des Knaben. In die Reichs-regierung nutzte er sich nach dem Beschlsse der Fürsten mit dem Erzbischof Adalbert von Bremen teilen. Dieser bte durch allzu groe Nachsicht gegen die aufkeimenden Leidenschaften Heinrichs einen schlimmen Einflu auf den jungen Herrscher aus. Auf sein Betreiben wurde Heinrich als Fnfzehnjhriger (1065) fr mndig erklrt.
b. Der Aufstand der Sachsen (10731075).
Dem Herzog Otto von Bayern, der beschuldigt wurde, Meuchelmrder gegen den König gedungen zu haben, sprach
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Heinrichs Agnes_von_Aquitanien Rudolf Rudolf Otto Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Otto_von_Bayern Otto
412
Menschen täglich sich dort vorübergehend aufhalten und das Ganze in
einen kribbelnden Ameisenhaufen verwandeln.
7. Der größte Übelstand der „Wolkenkratzer" liegt darin, daß sie,
namentlich in den engen Straßen der untern Stadt, die Wohnungen in
unangenehmer Weise verdunkeln und man den ganzen Tag auf elektrisches
Licht angewiesen ist. So viel Komfort in den Bureaus auch herrscht,
bekommt man zunächst ein unwiderstehliches Verlangen nach Sonnenschein
und frischer Luft, bis auch diese zarteren Regungen in dem Einerlei des
Geschüftslebens unterdrückt werden. Eugen Zabel.
242. Iin861'6 Togoneger als Ackerbauer.
1. Wer in Togo weilt, wird bald erfahren, daß unsere Schwarzen
recht fleißige und sorgsame Ackerbauer sind. Zwar haben sie keine
landwirtschaftlichen Maschinen, selbst Egge und Pflug sind ihnen
unbekannt. Sie arbeiten nur mit der Hacke. Deshalb müssen sie,
namentlich bei Anlage neuer Felder, sehr tapfer zugreifen und un-
ermüdlich schaffen, um den wilden Busch zu roden und die Erde
für die Aussaat vorzubereiten. Ist das Gestrüpp gar zu dicht, so
legt man Feuer daran und läßt es abbrennen. Die Asche gibt dann
noch einen wertvollen Dünger ab. Mit Beginn der Regenzeit ist
das Land so weit geklärt und gelockert, daß die erste Einsaat erfolgen
kann. Diese wird im März und April dem Boden anvertraut, und
zwar pflanzt man jetzt Bohnen, Erdnüsse und Erderbsen, süße Kar-
toffeln, Pfeffer und mehrere Sorten Zwiebeln. In der Ebene kommen
noch Jams und Mais hinzu, die beide nicht vor April ausgepflanzt
werden. Die zweite Einsaat beschränkt sich auf Reis und ein ge-
ringeres Knollengewächs, die Kassada. Sie geht im Mai und Juni
vor sich und dauert zuweilen bis in den August, damit die kleine
Regenzeit sofort ihre befruchtende Wirkung auszuüben vermag.
2. Von größter Bedeutung ist jedenfalls der Anbau des Jams.
Der Bauer hackt im März auf seinem Felde in Abständen von
1 — 11/2 m etwa fußhohe Erdhäufchen zusammen, in die er gegen
Ende April je eine kleine Saatknolle steckt. Nach wenigen Wochen
treibt die Knolle eine Ranke, die sich an einer Stange hinaufwindet.
Bei fruchtbarer Witterung liefert ein Jamsstock zwei, auch drei
Knollen, die in der letzten Septemberwoche ausgewachsen, aber noch
nicht reif sind. An Gewicht erreichen diese durchschnittlich acht
bis zehn Kilogramm; in ihrer Gestalt gleichen sie einer Riesengurke.
Nun wird im ganzen Lande, soweit es heidnisch ist, das Jamsfest
gefeiert, bei dem unter Trommeln, Tanzen, Singen und Schmausen
dem Schutzgeist der Felder einige Stückchen Jams dargebracht wer-
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Personennamen: Eugen_Zabel Eugen August
520
dem Feste brachte die gesamte Studentenschaft Deutschlands ihrem ge-
liebten Herrscher einen aus 3000 Fackeln bestehenden Fackelzug dar.
Zahllose Geschenke und nicht weniger äls 1648 Telegramme liesen aus
allen Weltteilen ein. Aber gerade in den schönen Tagen dieses Festes
zogen dunkle Wetterwolken am Himmel aus. Bei dem Kronprinzen zeigten
sich die ersten besorgniserregenden Anzeichen des tückischen Halsleideiw,
an dem der königliche Dulder später den Tod fand. Schwer litt der
greise Kaiser, als die Krankheit seines einzigen Sohnes sich immer ver-
schlimmerte. Noch aber zeigte er sich jeden Tag am Eckfenster seines Schlosses,
vor dem sich stets Tausende von Menschen versammelten, um den greisen
Heldenkaiser zu sehen. Als er am 4. Mürz 1888 und an den folgenden
Tagen nicht erschien, ging die bange Frage durchs Volk, ob der Kaiser
krank sei. Die amtlichen Berichte sprachen von einer Erkältung. Die
Krankheit wurde bald schlimmer, die Entkräftung nahm zu, und am
9. März hauchte der Kaiser uuter den Gebeten des Geistlichen sein Leben
aus. Er war eingegangen zu der Ruhe, die dem Volke Gottes bereitet
ist. Das ganze Volk stand trauernd an seiner Bahre. Wenige Stunden
nach dem Hinscheiden erschien Fürst Bismarck im Reichstage, um die
schmerzliche Kunde von dem Abscheiden des ersten Deutschen Kaisers zu
überbringeu. Seine Rede klang aus mit den Worten: „Die treue, arbeit-
same Pflichterfüllung im Dienst des Vaterlandes und die Liebe zum
Vaterland, die in unserm dahingeschiedenen Herrn verkörpert war, möge
ein unzerstörbares Erbteil unserer Nation sein, welche der aus unsrer
Mitte dahingeschiedene Kaiser uns hinterläßt. Das hoffe ich zu Gott, daß
dieses Erbteil von allen, die wir an den Geschäften unseres Vaterlandes
mitzuwirken haben, in Krieg und Frieden, lu Heldenmut, Hingebung
Arbeitsamkeit und Pflichttreue treu bewahrt werde."
Gesegnet bleibe fein Andenken für alle Zeiten!
Nach Bernhard Rogge.
290. Brief Bismarcks an seine Gemahlin nach der Schlacht
bei Sedan.
Vendresfe, 3. September 1870.
Mein liebes Herz!
Vorgestern vor Tagesgranen verließ ich mein hiesiges Quartier,
kehrte heute zurück und ^^be in der Zwischenzeit die große Schlacht von
Sedan am 1. erlebt, in der wir gegen 30 000 Gefangene machten und
den Rest der französischen Armee, der wir seit Bar le Duc nachjagten,
in die Festung warfen, wo sie sich mit dem Kaiser kriegsgefangen ergeben
mußte. Gestern früh 5 Uhr, nachdem ich bis 1 Uhr früh mit Moltke
und den französischen Generalen über die abzuschließende Kapitulation
verhandelt hatte, weckte mich der General Reille, den ich kenne, um mir
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Bernhard_Rogge
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Gottes Bismarcks Sedan Sedan
201
mit großen, ungelenken Buchstaben Briefe und immerfort an die
Mutter zu Hause. Mit Gewalt beinahe mußte ihm der Stubenälteste
das Papier fortnehmen und ihn hinaustreiben, daß er den vorgeschrie-
benen Nachmittagsspaziergang im Garten der Anstalt machte.
5. Und dann kam eine Entdeckung, die allem die Krone auf-
setzte: nach den großen Sommerferien war er ins Pädagogium ein-
getreten; zu Weihnachten stand ihm zum erstenmal die Gelegenheit
bevor, daß er wieder zu den Eltern nach Haus kommen würde.
Man entdeckte, daß er sich einen Kalender gemacht hatte. So-
viel Tage noch bis zum Beginn der Weibnachstferien waren, soviel
senkrechte Striche hatte er auf einen Bogen Papier gesetzt. Jeden
Abend strich er eine der senkrechten Linien mit einer wagerechten
durch — wieder ein Tag weniger. Und vom Morgen bis zum Abend
gab es für ihn nur einen Gedanken, daß er heut’ abend wieder einen
Tag ausstreichen würde.
Als das bekannt wurde, ging es wie der Teufel über den armen
Kerl her: „Mops, wie steht’s mit dem Kalender?“ „Mops, wieviel
Tage sind’s noch bis Weihnachten?“ „Mops, der Direktor hat ge-
sagt, du darfst zu Weihnachten nicht nach Hause.“
Jedesmal, wenn der Junge dieses letztere hörte, wurde er leichen-
blaß, obschon er wußte, daß es nur ein schlechter Spaß war. Das
verursachte dann jedesmal ungeheure Heiterkeit; er war doch zu
dumm, der Mops! Auf alles biß er an!
6. Inzwischen war es Winter geworden, November, und kalt. Der
Turnunterricht fand jetzt in der geschlossenen Halle statt; der Platz,
wo zur Sommerszeit im Freien geturnt wurde, lag einsam und verödet.
An einem Nachmittag, als wir Hausscholaren — so benannten
die Insassen der Anstalt sich —, in Winterüberzieher eingeknöpft,
unseren gewohnten Spaziergang im Garten machten, bemerkte ich, daß
sich an der Mauer, die den Turnplatz vom Garten abschloß, eine An-
sammlung bildete. Mehrere Scholaren standen dort, die lachend andere
heranwinkten.
Mit meinem Spaziergangsgefährten trat ich hinzu. Man bedeu-
tete uns, leise zu sein. „Mops turnt“, hieß es mit unterdrücktem
Kichern. Er sollte nicht merken, daß er beobachtet wurde.
„Mops turnt?“ Wir blickten über die Mauer, die nur einige Fuß
hoch war, auf den Turnplatz hinunter, der etwas vertieft lag — wahr-
haftig!
7. Auf dem Platz, wo die Klettergerüste, die Barren und Recke
verlassen standen, die Hände in den Taschen seines Überziehers, ging
der Junge mutterseelenallein hin und her. Er schien über irgend
etwas nachzudenken. Sein dicker Kopf hing noch weiter vornüber
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523
vielerlei Kunstwerk und Andenken, das von den großen Tagen im
Leben des Kanzlers Zeugnis gibt, als z. B. der Tisch, auf dem zu Ver-
sailles einst der Vorfriede mit Frankreich unterschrieben ward, oder
das bronzene Abbild des Denkmals vom Niederwald, das Kaiser Wil-
helm seinem treuen Diener 1883 schenkte.
3. Als der Fürst 1892 zu Kissingen Brunnen trank, nachdem
er zu Wien .seinem ältesten Sohn in den Ehestand verhelfen, kamen
schon dorthin aus Thüringen und Würtemberg, aus Franken und
Baden, aus Hessen und der Pfalz die Männer gewandert, um ihn als
den Einiger Deutschlands zu grüßen, und er gab ihnen allen ernste
und herrliche Worte mit auf den Weg von der Einigkeit, die wir
gewonnen und festhalten wollten. Im anderen Frühjahr aber machten
sich ganze Scharen aus dem nördlichen Deutschland zu ihm nach
Friedrichsruh auf, Scharen aus Schleswig-Holstein, Lübeck, Hamburg,
Oldenburg, Mecklenburg, Lippe und Braunschweig, die ihm ihre dank-
bare Huldigung brachten. Da hat er auch sie gemahnt, das Deutsche
Keich in Treue zu hüten und zu pflegen, indem ein jeglicher Stamm
seine Eigenart hüte und pflege. Im Frühling 1894 kamen sogar die
Frauen und Jungfrauen aus dem Südwesten des Deiches und dem
bergischen Lande gepilgert und hörten von ihm, wie hoch ihm für die
Zukunft des Vaterlandes an den Frauen und Müttern gelegen sei.
Alle diese Wallfahrten waren aber doch nur ein Kinderspiel gegen
die nächsten, die vom März bis zum Mai 1895 nach Friedrichsruh von
allen vier Enden sich aufmachten. Denn am 1. April kam der Tag,
an dem er vor achtzig Jahren einst dem deutschen Volke geschenkt
war, und welcher gute Deutsche hätte sich nicht dessen freuen sollen?
Allen voran traf am 26. März der Kaiser selbst mit dem Kronprin-
zen ein. Der führte ihm eine Schwadron der Magdeburger Kürassiere,
deren Chef der Fürst Bismarck war, mit einigen anderen Truppen
vor und bat ihn, „hinter dieser Schar den kampfgerüsteten Heerbann
alter germanischer Stämme zu sehen, die den heutigen Tag mitfeier-
ten.“ Von denen aber, die am Geburtstag selbst ihre Glückwünsche
darbrachten, will ich keinen weiter nennen als nur die Herren Lek-
toren und die Herren Studenten von allen deutschen Universitäten.
Uber 5000 von diesen zogen mit fliegenden Bannern und festlichem
Wichs heran und gelobten, unermüdlich das Lebens werk des Fürsten
weiterzubauen. Da wurde sein Herz froh, und er meinte, nun sähe
er die Zukunft Deutschlands sicher voraus, und er hoffe, sie würden
auch im Jahre 1915, so viele von ihnen noch lebten, dem Kaiser und
Reich ihre treuen Hochrufe bringen.
4. Am 30. Juli 1898, als der Zeiger auf 11 Uhr am Abend stand
schied Bismarck zu Friedrichsruh friedlich von hinnen. Da stand
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Niederwald Wien Würtemberg Baden Hessen Deutschlands Deutschland Schleswig-Holstein Hamburg Oldenburg Mecklenburg Deutschlands
44
Jugend an in Deiner Seele lag, nun in Erfüllung gegangen ist. Einen
Menschen, wie Du bist, mit Deinen Kenntnissen, mit dem reinen, großen
Blick für alles, was gut, groß und schön ist, der so ein Adlerauge hat,
muß so eine Reise auf sein ganzes übriges Leben vergnügt und glücklich
machen, und nicht allein Dich, sondern alle, die das Glück haben, in
Deinem Wirkungskreis zu leben. Ewig werden mir die Worte der seligen
Klettenbergern im Gedächtnis bleiben. „Wenn dein Wolfgang nach Mainz
reiset, bringt er mehr Kenntnisse mit als andere, die von Paris und London
zurückkommen." Aber sehen hätte ich Dich mögen beim ersten Anblick der
Peterskirche!!! Doch Du versprichst ja, mich in der Rückreise zu besuchen,
da mußt Du mir alles haarklein erzählen.
Vor ungefähr vier Wochen schrieb Fritz von Stein, er wäre Deinet-
wegen in großer Verlegenheit, kein Mensch, selbst der Herzog nicht, wüßte,
wo Du wärest, jedermann glaubte Dich in Böhmen usw.
Dein mir so sehr lieber und interessanter Brief vom 4ten Nvoember
kam Mittwochs, den 15. ditto, abends um 6 Uhr bei mir an. Denen Beth-
männern habe ihren Brief auf eine so drollige Weise in die Hände gespielt,
daß sie gewiß auf mich nicht raten. Bon meinem innern und äußern
Befinden folgt hier ein genauer und getreuer Abdruck. Mein Leben fließt
still dahin wie ein klarer Bach, Unruhe und Getümmel war von jeher
meine Sache nicht, und ich danke der Vorsehung für meine Tage. Tausend
würde so ein Leben zu einförmig vorkommen, mir nicht. So ruhig mein
Körper ist, so tätig ist das, was in mir denkt; da kann ich so einen
ganzen geschlagenen Tag ganz alleine zubringen, erstaune, daß es Abend
ist, und bin vergnügt wie eine Göttin, und mehr als vergnügt und zu-
frieden sein braucht man doch wohl in dieser Welt nicht. Das Neueste
von Deinen alten Bekannten ist, daß Papa la Roche nicht mehr in Speier
ist, sondern sich ein Haus in Ostenbach gekauft hat, und sein Leben allda
zu beschließen gedenkt. Deine übrigen Freunde sind alle noch, die sie
waren, keiner hat so Riesenschritte wie Du gemacht (wir waren aber auch
immer die Lakaien, sagte einmal der verstorbene Max Moors). Wenn Du
herkommst, so müssen diese Menschenkinder alle eingeladen und herrlich
traktiert werden. Wildbretbraten, Geflügel wie Sand am Meer, es soll
eben pompös hergehen. Lieber Sohn! Da fällt mir nun ein untertäniger
Zweifel ein, ob dieser Brief auch wohl in Deine Hände kommen möchte,
ich weiß nicht, wo Du in Rom wohnst. Du bist halt inkognito (wie Du
schreibst), wollen das beste hoffen. Du wirst doch, ehe Du kommst, noch
vorher etwas von Dir hören lassen, sonst glaube ich, jede Postchaise brächte
mir meinen einzig Geliebten, und betrogene Hoffnung ist meine Sache gar
nicht. Lebe wohl! Bester! Und gedenke öfters an Deine treue Mutter
Elisabeth Goethe.
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Extrahierte Personennamen: Fritz_von_Stein Max_Moors Max Elisabeth_Goethe
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Paris London Ostenbach Rom
81
5. Nimm Gottes Lohn! Habe Dank, Gesell!
Das war ein Klang, der das Herz erfreut!
Das klang wie himmlische Zimbeln hell,
habe Dank der Mär' von dem blutigen Streit!
Laß Witwen und Bräute die Toten klagen,
wir singen noch fröhlich in spätesten Tagen
die Leipziger Schlacht.
6. O Leipzig, freundliche Lindenstadt,
dir ward ein leuchtendes Ehrenmal!
Solange rollt der Jahre Rad,
solange scheinet der Sonnenstrahl,
solange die Ströme zum Meere reisen,
wird noch der späteste Enkel preisen
die Leipziger Schlacht.
62. Von Soldatenehre.
Ein wackerer Soldat und Kriegsmann soll für seinen löblichen und
gerechten König und Herrn und für dessen Reich und Ruhm sterben und
aushalten bis in den Tod.
Ein wackerer Soldat soll sein Vaterland und sein Volk über alles
lieben und gerne seinen letzten Blutstropfen verspritzen, wenn das liebe
Vaterland in Gefahr ist.
Ein wackerer Soldat soll immer Gott vor Augen haben und Gottes
Gebote tief ins Herz geschrieben tragen, daß auch keine Gewalt ihn
zwingen könne, wider Gottes Gebote zu tun.
Ein wackerer Soldat soll die Gerechtigkeit und Freiheit über alles
lieben und für sie freudig das Schwert ziehen; denn ein anderer Krieg
gefällt Gott nicht, der einst von jedem Tropfen unschuldig vergossenen
Blutes Rechenschaft fordern wird.
Ein wackerer Soldat soll nicht prunken mit der äußern Ehre, noch
sich auf Eitelkeit blähen, sondern die Treue gegen das Vaterland soll
seine Ehre sein und sein stiller Mut seine höchste Zierde.
63. Von Freiheit und Vaterland.
Es sind elende und kalte Klügler ausgestanden in diesen Tagen, die
sprechen in der Nichtigkeit ihrer Herzen: „Vaterland und Freiheit, leere
Namen ohne Sinn, schöne Klänge, womit man die Einfältigen betört!
Wo es dem Menschen wohlgeht, da ist sein Vaterland; wo er am wenigsten
geplagt wird, da blüht seine Freiheit."
Kappey u. Koch. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen. V. 6
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
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154
Koppe flögen. Den Swinegel sin Fro awer blew ruhig up ehren
Platze. As nu de Has baben ankörn, röp em de Swinegel entgegen:
„Jk bün all hier." De Has awer, ganz uter sik vor Jwer, schrede:
„Noch mal gelopen, wedder üm!" — „Mi nich to stimm," entworde de
Swinegel, „minetwegen so oft, as du Lust heft." So löp de Has noch
dreunsöbentigmal, un de Swinegel höl et immer mit em nt. Jedes-
mal, wenn de Has ünnen oder baben anköm, fegten de Swinegel oder
sin Fro: „Jk bün all hier."
Tunt verunsöbentigstenmal awer köm de Has nich mehr to Ende.
Midden am Acker stört he tor Erde, dat Blöd flög em ut'n Halse,
un he blev dot up'n Platze. De Swinegel awer nöm sine gewunnene
Lujedor un den Buddel Branwin, röp sine Fro nt der Für af, un
beide güngen vergnögt mit enanner na Hus, un wenn se nich starben
sünd, lewt se noch.
So begev et sik, dat up de Bnxtehuder Heid' de Swinegel den
Hasen dot lopen het, un sid jener Tid hat et sik keen Has wedder in-
fallen laten, mit'n Bnxtehuder Swinegel in de Wett to lopen.
6. De Lere awer nt disser Geschicht is erstens, dat kener, un wenn
he sik ok noch so förnehm dücht, sik fall bikämen laten, övern geringen
Mann sik lustig to maken, un wört ok man'n Swinegel. Un twetens,
dat et geraden is, wenn euer freet, dat he sik ne Fro nt sinem Stande
nimmt, un de just so utsüt as' he sülvst. Wer also en Swinegel is,
de mut tosehn, dat sine Fro ok en Swinegel is, un so wieder.
Wilhelm Schröder.
151. Friede ans Erden.
1. Es gibt ein Dörflein, liegt also fernab von aller Welt, daß
gute und schlechte Mär zwei Monate später dorthin kommt als sonst
an irgend einen Fleck in deutschen Landen. So geschah es, daß
man um die Weihnachtszeit des Jahres 1648 in selbigem Dorfe noch
nicht wußte, daß nach dreißigjährigem Kriegsjammer Friede worden
im Vaterlande. Und doch hatten die Herren Gesandten zu Münster
und Osnabrück schon am 25. Oktober mit umständlicher Feierlich-
keit das letzte große Punktum gesetzt. - Bald nach Martini zwar ist ein
fahrender Geselle gekommen, der erzählte im Wirtshaus, es sei Fried’
im Deich, und er selber habe gesehen, wie die Bauern drunten am
Strom auf der Heerstraße ihre Schweine zu Markt getrieben hätten;
aber niemand glaubte es ihm. Einer holte den alten Lehrer, der fühlte
dem Fremden auf den Zahn durch allerlei Fragen. Als der Geselle
erzählte, daß er auf der hohen Schule zu Padua gewesen sei, und
daß man dort jetzt den Stoßdegen unter dem Bockschoß trage, da
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Extrahierte Personennamen: Bnxtehuder_Heid'_de_Swinegel Bnxtehuder_Swinegel Wilhelm Martini
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174. Zum neuen Jahr.
Zürn neuen Jahr den alten
Vater,
des starker Arm die Welten hält!
Er hat sein Volk seit grauen Tagen
auf Adlersflügeln treu getragen,
ihm sei die Zukunft heimgestellt!
Zum neuen Zahr den alten Vater,
des starker Arm die Welten hält!
2. Zum neuen Zahr den neuen
Segen,
noch Wasser g'nug hat Gottes Born!
Harrt fröhlich fein, ihr Areaturen!
Bald deckt er die beschneiten Fluren
mit grüner Saat und goldnem Rorn.
Zum neuen Zahr den neuen Segen,
noch Wasser g'nug hat Gottes Born.
3. Zum neuen Zahr die alten
Sorgen,
noch sind wir nicht im Zubeljahr!
Noch wallen wir auf jalgerwegen
bergauf und -ab in Sturm und Regen;
noch gilt's zu kämpfen immerdar.
Zum neuen Zahr die alten Sorgen,
noch sind wir nicht im Jubeljahr!
Zum neuen Zahr ein neues
Hoffen,
die Erde wird noch immer grün!
Auch dieser März bringt Lerchenlieder,
auch dieser Akai bringt Rosen wieder,
auch dieses Jahr läßt Freuden blühn.
Zum neuen Zahr ein neues Hoffen,
die Erde wird noch immer grün!
5. Zum neuen Zahr den alten
Glauben,
in diesem Zeichen siegen wir!
Glück zu, mein Volk, auf allen Bahnen
entrolle kühn der Zukunft Fahnen,
doch Thristus bleib' das Reichspanier!
Zum neuen Jahr den alten Glauben,
in diesem Zeichen siegen wir!
6. Zum neuen Zahr ein neues
Herze,
ein frisches Blatt im Lebensbuch!
Die alte Schuld sei ausgestrichen,
der alte Zwist sei ausgeglichen,
und ausgetilgt der alte Fluch!
Zum neuen Zahr ein neues Herze,
ein frisches Blatt im Lebensbuch!
Karl v. Gerok.
175. Abschiedsgrntz.
s. Seid eingedenk! — 0 teure Ainderschar,
vergiß die Stunde nicht,
wo du gekniet am festlichen Altar
im heil'gen Worgenlicht,
wo, fromm geneigt mit glühenden Wangen,
den Segen du aufs Haupt empfangen!
Seid eingedenk!
2. Seid eingedenk! Ein gut Bekenntnis klang
aus euerm Rindermund;
Gott hat's gehört; o siehet lebenslang
auf diesem Felsengrund!
Was ihr in göttlich schönen Stunden
so laut bezeugt, so tief empfunden: —
seid eingedenk!
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